Flügelverleih meets Hattie

28. März 2020

Ein alter Blog als Bibliothek

Abgelegt unter: Pädagogisches — heinz.bayer @ 10:56

Liebe Leserin, lieber Leser

Sie befinden sich hier auf einer Blogseite, auf der es viele Texte aus meiner schulischen Vergangenheit am Faust-Gymnasium Staufen gibt, die aber schon lange nicht mehr für das jetzige Faust-Gymnasium aktualisiert wurden. Hier finden Sie zum heutigen Flügelverleih am Faust.

Ich habe diese Seite deshalb nicht gekündigt, weil es noch immer viele Links auf einzelne Texte von außerhalb gibt. Ich selbst bin bloggend vom Faust-Gymnasium auf Blog – Auf-eigene-Faust Webseite! (aufeigenefaust.com) umgezogen” – eine Seite, die wir im Flügelverleihteam gegründet haben, um uns mit Onlinelernen auseinanderzusetzen und die ich nach meiner Pensionierung mitgenommen habe. Heute dient diese Seite auch als Plattform für das Forum agil lernen und lehren.

Mit den besten Grüßen und den besten Erinnerungen an das Faust-Gymnasium

Heinz Bayer – Juni 2021

p.s. Im Moment bin ich auch unterwegs für das Forum agile Verwaltung Heinz Bayer – Agile Verwaltung (agile-verwaltung.org) und für die Hochschule für agile Bildung in Zürich Hfab Hochschule für agile Bildung – gemeinsam. lernen. im Team Weiterbildung. Außerdem als Luuise-Coach für die Fachhochschule Nordwestschweiz Luuise – integrierte Schul- und Unterrichtsentwicklung | FHNW

29. Januar 2017

Lehrer-Schüler-Beziehung

Abgelegt unter: Hattie-Studie — heinz.bayer @ 12:41

Mehr unter www.maennerrevolte.de

15. Januar 2017

Zukunft der Schule

Abgelegt unter: Hattie-Studie — heinz.bayer @ 16:56

Ach ja, wie schön es wäre, wenn Schulen agil arbeiten könnten. Sie hätten ein Ziel, das sie erreichen sollten, aber den Weg dahin könnten sie selbstständig beschreiten. Klar, sagen Sie. Geht ja nicht. Wenn man von einem Ort an einen anderen umzieht. Dann muss das ja alles passen. Wenn man Schule ganz neu denken dürfte, dann wäre das auch kein Problem. Aber das sind einfach nur Träume, die niemand von uns erleben wird. Weder Sie noch ich. Und Ihre Kinder wahrscheinlich auch nur in kleinen Ansätzen. Jahrgangsklassen und Fächer. Als wäre das in Stein gemeistelt. Aber innerhalb eines alten Schulgemäuers sollte man immer wieder anfangen, agil zu denken. Die Zwischenräume nutzen, um Kompetenzen aufzubauen. Kompetenzen der Schüler&innen für die Zukunft. Denn in der Schule geht es nicht um Noten. Es geht um die Zukunft. Das vergessen irgendwie immer alle, die damit zu tun haben. Von außen sieht man das besonders gut.

Wie es hier mit meinen Beratungen weitergeht, da bin ich selbst gespannt. Mein Hattie für Lernende ist im Moment am Wachsen.

Otto Kraz

18. Dezember 2016

Weihnachtspause

Abgelegt unter: Pädagogisches — heinz.bayer @ 18:55

Liebe Leser&innen

Ein Blog macht nur Sinn, wenn er auch gelesen wird. Pädagogische Blogs werden erfahrungsgemäß sehr selten in den Ferien gelesen. Außer man bietet eine Sommerschule an. Das tu ich aber an Weihnachten nicht. Da lasse ich einfach alles ruhen. Ihnen allen wünsche ich eine erholsame schulfreie Zeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Ich melde mich Mitte Januar, wenn in der Schule der Bär wieder tobt.

ferien

Ja leider ist das so. Der Schlaf in der Nacht festigt Wissen, das man am Tage seinem Hirn nähergebracht hat. Aber leider festigen Ferien, spezielle die langen Sommerferien, keinesweg das Wissen, das man sich zuvor mühsam angeeignet hat. Deshalb spricht natürlich auch überhaupt nichts gegen etwa entspanntes Vokabeln ein wenig am Köcheln halten. In den Ferien bei einem heißen Kakao ein wenig mathematische Grundlagen anzuschauen ist überhaupt nicht unanständig. Man muss da kein schlechtes Gewissen bekommen. Wollte ich nur noch gesagt haben.

Was es immer bringt: Das Gehirn am kreativen und konzentrierten Arbeiten halten. Also: Unser Tipp aus Weit im Winkl: In den Weihnachtsferien Jonglieren lernen. Und danach Schule leichter zu meistern. Denn Jognlieren lässt nachgewiesenermaßen Gehirnzellen jubilieren.

Mit weihnachtlichen Grüßen  Otto Kraz

8. Dezember 2016

Die nächsten Kapitel

Abgelegt unter: Hattie-Studie — heinz.bayer @ 18:40

Liebe Leser&innen

Schauen Sie sich doch bitte die nächsten Kapitel gleich auf unserem Blog Männerrevolte an. Ursprünglich ein Blog für Schüler&innen mit Schulproblemen. Jetzt umgewandelt in den Blog Hattie für Lernende

Otto Kraz

5. Dezember 2016

Kapitel 3 – Formative Evaluation

Abgelegt unter: Hattie-Studie — heinz.bayer @ 18:04

Und natürlich hier das Skript bis Kapitel 3 … Hattie für Lernende bis Kapitel 3

Otto Kraz

28. November 2016

Hattie für Lernende – Kapitel 1

Abgelegt unter: Hattie-Studie — heinz.bayer @ 10:58

Kapitel 1

Selbsteinschätzung des eigenen Leistungsniveaus – Effektstärke 1,44 – gekoppelt mit deiner kognitiven Entwicklungsstufe - Effektstärke 1,28 – und weil wir schon am Koppeln sind, kopple ich das gleich mal noch an das vorausgehende Leistungsniveau – Effektstärke 0,67. Nein, Hattie koppelt nicht. Aber Hattie ist ja auch Bildungsforscher, ich bin Bildungspraktiker und erkläre die Forschung. Hier mit einer Kraz-Koppelstärke von 3,39. :-) …..

Lesen Sie mehr unter

Hattie für Lernende bis Kapitel 1

22. November 2016

Hattie für Lernende

Abgelegt unter: Hattie-Studie — heinz.bayer @ 23:49

Es geht los mit Hattie. Allerdings eher für Lernende. Doch auch für Eltern dürfte es als Lernbegleiter&innen recht interessant sein, zu wissen, was ihre Töchter und Söhne besser machen könnten, wenn sie nur wollten. :-) Also – gerne lesen, aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger vorlesen. Eher dafür werben. Und sich klar machen: Schüler&inne sind ganz normale Menschen – nur jünger.

Entweder auf www.maennerrevolte.de oder auf www.aufeigenefaust.com verfolgen oder eben auch hier.

Hier ist schon mal das Vorwort zum Beratungsbüchlein für Schüler&innen

Hattie für Lernende

20. November 2016

Flügelverleih meets Hattie-Studie

Abgelegt unter: Hattie-Studie — heinz.bayer @ 18:14

Liebe Leser&innen

Ich habe mich schon einige Zeit vom Faust-Gymnasium verabschiedet und an der Fachhochschule in Brugg-Windisch noch eine kleine Ausbildung draufgesattelt. LUUISE.

Weil ich das Beraten nicht lassen will. Und weil ich bei dieser Ausbildung, die auf der Hattie-Studie basiert, diese Studie endlich einmal richtig gelesen und schätzen gelernt habe, werde ich an dieser Stelle mein flügelverleih-am-faust.de-Archiv durchforsten und durch die Brille der Hattie Studie neu bewerten. Ich bin selbst gespannt, wie sich dieses kleine Projekt eines alten pädagogischen Bloggers anlässt. Da ich es mag, einfach draufloszuschreiben, werde ich es wie immer machen: Angelegt wie ein Tagebuch. Geschrieben, was mich gerade beschäftigt. Vielleicht werden sich meine Artikel an aktuellen Beratungen orientieren oder an Diskussionen an meinem pädagogisch höchst erfahrenen Pensionärsstammtisch. Ich lasse mich treiben. Wenn Sie wollen, lassen Sie sich mittreiben.

Ihr Otto Kraz

14. Februar 2016

Umgezogen

Abgelegt unter: Pädagogisches — heinz.bayer @ 14:03

Liebe Leser&in

Ich werde diese Blogseite in nächster Zeit nur noch als Archiv verwenden. Als Archiv für meine pädagogischen Überlegungen als Heinz Eugen B. während meiner aktiven Zeit als Berater am Faust-Gymnasium in Staufen. Inzwischen bin ich als selbstständiger pädagogisch Kreativer unterwegs. Habe den Heinz Eugen B. nach meiner Pensionierung an den Nagel gehängt und berate nun als Otto Kraz – Weit im Winkl.

www.aufeigenefaust.com – Es fing damit an, dass wir als kleine Kolleg/innengruppe ausprobiert haben, wie unsere Schüler&innen auf eigene Internetlektionen reagieren. Inzwischen ist die Seite eine Seite für Fortbildungen aller Art und immer noch: Beratung aller Art.

Wer 10 Jahre pädagogisch beratungsgebloggt hat, sollte das auch dann noch tun, wenn er nicht mehr vor Klassen steht. Spannend ist es für mich, meine Schul-Aktiverfahrungen mit meinen jetzigen Theorieerfahrungen zu verbinden. Besuchen Sie mich in Weit im Winkl, wenn es Sie interessiert.

Gruß Otto Kraz

15. September 2009

Herzklopfen

Abgelegt unter: Tagebuch — heinz.bayer @ 23:56

Einschulung
Wie immer ein für mich äußerst bewegender Moment, weil da eine Aula voll mit äußerst bewegten Menschen sitzt. Hundertfaches Herzklopfen spürbar. Ein Moment, der im Leben eines Menschen eine echte Weiche stellt. Schon verrückt. Dieser Moment entscheidet über einige wesentliche Bereiche in der eigenen Biographie. Klar. Das ganze Leben ist eine Aneinanderreihungen von zigtausenden von Zufällen. Aber die Entscheidung, in welche Klasse man kommt, das ist ein ganz besonderer Zufall im Leben eines Menschen. Er entscheidet zum Beispiel, wer die Freunde in den nächsten Jahren sind, denn die Klasse ist ein ganz wesentlicher Ausgangspunkt für zum Teil lebenslange Beziehungen. Freundschaften, deren Wurzeln man benötigt, um im Leben immer sagen zu können: „Wenn alles schief geht, dann gibt es ein paar Menschen, die trotzdem hundertprozentig zu mir halten. Die ich zehn Jahre nicht sehen muss, um trotzdem wieder genau da anknüpfen zu können, wo wir vor zehn Jahren aufgehört haben.“ Diese Freundschaften auf Lebenszeit. Diese nicht zu löschenden Erinnerungen, wie man Schulzeit gemeinsam bezwungen hat. Wie man das Erwachsen werden gemeinsam durchlebt und durchlitten hat. Wenn Fünftklässler am Gymnasium eingeschult werden, dann kommen herzklopfende bewegte Kinder an, acht Jahre später feiern herzklopfende erwachsene junge Menschen ihren Abiball mit dem Reifezeugnis in der Tasche. Zwischendrin findet die intensivste, spannendste, nachhaltigste, lebensentscheidendste, bunteste, wildeste, entwicklungsreichste Zeit im Leben eines Menschen statt, die von außen gesehen viel zu oft und fälschlicherweise als „der-ist-doch-nur-Schüler-Zeit“ angesehen wird. Ignoranten der Lebensentwicklung, die dies sagen. Wer als Erwachsender zeitlich in sich zurückfühlen kann, der weiß, welche wichtige Zeit jetzt vor unseren Fünftklässlern steht und warum so ein Bayer den Eltern bei der Einschulungsveranstaltung sagen kann: „Es gibt noch viel mehr als Noten, die über den erfolgreichen Werdegang eines Menschen entscheiden. Meine Damen und Herren. Wir haben heute die Staatsanwälte, Medizinerinnen, Architekten, Politiker, Lehrerinnen, Solartechniker, Maschinenbauerinnen, usw. usw. der Zeitspanne 2025 bis 2060 am Faust-Gymnasium eingeschult….. und übrigens: Für die meisten wird die Zukunft etwa so aussehen: Ziemlich genau in den Jahren 2039 bis 2043 werden sie in einer Aula sitzen und herzklopfenderweise ihre Kinder mit einem Lehrer oder einer Lehrerin in die Klassenzimmer entschwinden sehen, weil die es doch tatsächlich geschafft haben, einen dieser so hochbegehrten Gymnasialempfehlungen zu bekommen.
Als Großeltern werden sie stolz sein. Und sollten es auch.
Willkommen am Faust.
Wenn Sie es jetzt gelassen in der Art eines abgeklärten Großvaters oder einer abgeklärten Großmutter angehen und Ihre Kinder mit Ihrer und unserer Unterstützung, aber trotzdem möglichst selbstständig überwiegend im grünen Bereich arbeiten können (ich meine mit dem grünen Bereich die Noten sehr gut bis befriedigend), dann hätten Sie eine wundervolle, gefühlsintensive und sehr zufriedene Elternzeit vor sich. Ich drücke Ihnen einfach mal die Daumen.
Genießen Sie möglichst oft die nächsten 8 Jahre, auch wenn die Pubertät Ihrer Kinder es häufig versuchen wird, Ihnen da einen Strich durch die Rechnung zu machen.

20. September 2009

Herzklopfen die Zweite

Abgelegt unter: Gymnasialempfehlung — heinz.bayer @ 08:14

Herzklopfen die Zweite
Morgen geht die Nachmittagsschule los. Und was haben wir uns alles vorgenommen. Wir kennen diese neuen Fünfer ja nicht. Sie sind einfach immer wieder anders.
Klar. Menschen eben. Individuen. Zukünftige Leistungsträger der Gesellschaft. Verpackt und nur für Eingeweihte jetzt schon erkennbar. Üblicherweise sagt man „Fünftklässlerinnen“ und „Fünftklässler“ zu ihnen. Fäustlinge sagt man am Faust.
Warum ein Schulmeister noch aufgeregt ist, wenn er doch schon seit 30 Jahren unterrichtet? Das ist eine Frage, die man nur stellt, wenn man noch nie vor einer Klasse mit 30 Schülern stand. Klassen sind wie individuelle Persönlichkeiten. Auch schon Fünftklässler. Wenn wir nun morgen beginnen, unsere Nachmittagsschul-Kunden zu begrüßen, dann werden wir wieder diese unglaublichen Kräfte spüren. Bei denen es darum gehen wird, ihnen die richtige Richtung zu geben.
Ohne Ziel sind Kräfte störend. Mit Ziel großartig.
Das Gesamtziel für Fäustlinge ist klar: Die Persönlichkeit erhalten, das Selbstbewusstsein stärken, den Übermut dämpfen, die Ernsthaftigkeit des Lernens begreifen, Schule als Lebensraum aufbauen, Schule leben, Beziehungen entwickeln und stabilisieren, Konflikte entschärfen, Lösungen suchen, Inhalte aufnehmen, Begeisterung spüren, Eigendynamik entwickeln, kreativer Teil einer Gruppe werden, Zuhören können, sich konzentrieren lernen, Frust positiv verarbeiten können, Aushalten lernen, dass man nicht immer im Mittelpunkt steht und und und …
damit am Ende ein junger Mensch aufrecht und selbstbewusst samt Abitur in der Tasche die Schule verlassen und auf eine Faust-Schulzeit zurückblicken kann, die sich gelohnt hat. Faust muss sich lohnen.
Deshalb Herzklopfen, vielleicht gerade, weil es Fünfer sind.
Das Spiel beginnt.
Die Ausgangssituation ist immer ziemlich gut. Immerhin kommen hier Menschen mit einer „Empfehlung“ in der Tasche. Gymnasialempfehlung. Da kommen Ex-Viertklässler ans Gymi und sind es gewöhnt, gute Noten ohne großen Einsatz zu bekommen. Doch jetzt gibt es vielleicht bald vereinzelt nur mittelmäßige Noten bei recht großem Einsatz. Immerhin sitzen plötzlich lauter junge Menschen in einer Klasse, die immer gute Noten ohne großen Einsatz bekommen haben. Auf schulisches Lernen bezogen, sitzen hier die Leistungsstärksten eines ganzen Jahrgangs auf einem Haufen.
Auch der notenschlechteste Schüler einer 5. Klasse gehört zu den Leistungsstärksten seines Jahrgangs. Aber machen Sie das mal Ihrem Sohn klar, dass er bitteschön nicht frustriert sein soll wegen einer 3 Plus, für die er zwei Stunden gelernt hat.
Sie merken: Viele von Ihnen haben hier echte Überzeugungsarbeit vor sich. Aber es lohnt sich. Denn die Fünftklassnoten sind ja alles andere als der Knackpunkt, wie am Ende zum Beispiel das Abitur ausfällt. Oder gar das Leben. Viel mehr ist es das professionelle Umgehen mit den Fünftklassnoten, auf das es ankommt.
Professionell Schüler sein, das ist ein riesiges Fass, das ich jetzt aber noch nicht aufmache.
Denn ich schweife einfach schon wieder mal ab. Eigentlich wollte ich Ihnen nur kurz mitteilen: Ich bin ganz schön aufgeregt, ob sich unsere pädagogischen Träume von der Nachmittagsschule 2009/10 in der Realität umsetzen lassen. Ob wir dem Lernen für den Großteil unserer Nachmittagsschul-Kunden Flügel verleihen können. Ob wir ihnen mit unserer Nachmittagsschule die nötige Unterstützung zukommen lassen können.
Drücken Sie uns und Ihren Kindern die Daumen.
Und übrigens: Wenn Sie Fragen zur Nachmittagsschule haben oder wenn Sie finden, dass ich in meinem Bayer’schen Nachmittagsschultagebuch ein bestimmtes Thema ansprechen sollte. Mailen Sie mir doch einfach.
Mit einem freundlichen Schulmeistergruß.
heinz.bayer@fgst.de

24. September 2009

Herzklopfen die Dritte

Abgelegt unter: Rhythmisierung — heinz.bayer @ 22:18

Doch ich finde schon. Ein kleines Wunder am Donnerstag Abend. Herzklopfen war angesagt, was wir wohl sehen würden, wenn wir unsere Lerncoachbewerbungen in eine Excel Tabelle einspeisen, die Tage markieren, an denen sie Zeit haben, um dann festzustellen, ob wir gewährleisten können, dass an jedem Tag 10 Coachs coachen. 2 in jedem Zimmer. Feste Teams, auf die sich die Jungs und Mädels einstellen können. Verlässlichkeit, Verantwortung, Zuordnung, Rituale, Sicherheit …. na ja. All die Dinge eben, die wir pädagogisch theoretisch vorgeplant haben. Wenn wir an jedem Nachmittag 10 Coachs einstellen können. Wenn unser Schülerkollegium komplett ist.
Frau Theisohn, erzählen Sie doch einmal, wie ist das mit unserer Struktur?
Ich zitiere unser pädagogische Leitung:
Struktur
Die Struktur der Nachmittage sowie der Jahresplanung ergibt sich aus unserer Zielsetzung, in einem für die Schüler akzeptierten und stützenden Rahmen selbstständiges Lernen, entdeckendes Begreifen und experimentelles Denken im Sinne einer ganzheitlichen Pädagogik zu fördern. Folgende Grundsätze sind dabei von Bedeutung:

Rituale
Der gemeinsame Beginn, bei dem alle Klassen miteinander spielerisch in Kontakt kommen, und das gemeinsame Zur-Ruhe-Kommen, das mit einem Triangelklang den Beginn der Stillarbeitszeit einläutet, ermöglicht den Schülern und Coachs, sich auf die Nachmittagsarbeitszeit einzustellen. Der gemeinsame Abschlusskreis rundet mit Gesang,
Bodypercussion und einem kurzen Feedback der Coachs an die Schüler den Arbeitstag ab. Größter Wert wird dabei auf die unbedingte Einhaltung der zeitlichen Abläufe gelegt.

Rhythmisierung
Die Zeit nach den Hausaufgaben wird in regelmäßigen Wochen-
abständen auf drei unterschiedliche Weisen genutzt:

1. Fachliche Kompetenz erweitern
Anhand von Lernpaketen können die Schüler ihr Wissen im Unterrichtsstoff der Kernfächer vertiefen und Regeln einüben. Auf Fehler korrigiert und formal korrekt können diese auch dem Fachlehrer vorgelegt werden. Im Laufe des Jahres werden spezielle Lernprogramme z.B. Im Bereich der Rechtschreibung angeboten, die eine individuell spezifische Fehleranalyse wie Förderung ermöglichen.

2. Methodische und kognitive Kompetenz erweitern
Experimentieren, komponieren, dichten, schreiben, choreographieren, texten, filmen, aufnehmen, dokumentieren usw. lernen die Schüler in den „Lernwerkstätten“ zu einem Großthema. Problemstellungen
werden in ihrer Komplexität dargestellt und bearbeitet, Kreatives wird mit Wissen verknüpft, Spaß mit Lernen.

3. Soziale Kompetenz erweitern
In unterschiedlichsten Gruppenkonstellationen werden Spiele verschiedenster Kategorien kennen gelernt und- gespielt. Jungs mit Mädchen, Lehrer mit Schüler, Coachs mit ihren Schützlingen, Parallelklassen mit- und gegeneinander.

Mentoren
Jeder Schüler wird zusätzlich von einem Lehrer betreut, der in regelmäßigen Abständen Gespräche führt und so das Arbeits-, Lern- und Sozialverhalten aus Sicht der Schüler verstehen lernt. Als Ansprechpartner für Fachlehrer wie Eltern bildet er so die Brücke zwischen allen Beteiligten.

2008/09 war als Startjahr schon ein richtiger, satter Erfolg einer kleinen Schule in der Schule. 2009/10 werden wir zeigen können, dass unser Gesamtkonzept greift.”

Danke Frau Theisohn. Also Sie merken. Herzklopfen ist verständlich. Wir haben 60 Bewerber, 50 haben schon ihre möglichen Arbeitsnachmittage abgegeben. Der Stundenplan der Klassen ist natürlich nicht mit unserem Coachbedarf abgestimmt. Es hätte also gut sein können, dass wir den Montag und Mittwoch mit 20 Coachs besetzen könnten, aber den Donnerstag nur mit 4 und den Freitag mir 5, weil alles so unglücklich verteilt gewesen wäre. Der Sprachkenner merkt es schon an meiner Formulierung: Es hat einfach genau geklappt. Ein echtes kleines Wunder am Donnerstag Abend. Ich glaub’s noch kaum. Aber es ist so: An jedem Nachmittag können wir 10 Schüler/innen einstellen. Unser Schülerkollegium ist perfekt gestellt. Und kann nun Verantwortung übernehmen. Frau Theisohn. Wie haben Sie das mit der Verantwortung doch so schön geschrieben?
„Verantwortung
Die Verantwortung für die gute Betreuungsarbeit in den Hausaufgabenbetreuungsgruppen liegt bei den Lern-Coachs. Die Verantwortung, dass die Coachs gut arbeiten, liegt bei den verantwortlichen Lehrer-Kollegen aus dem Team. Die Verantwortung für gut ausgeführte Hausaufgaben liegt bei den Schülern. Die Verantwortung für den Gesamtablauf des „Flügelverleihs am Faust“ liegt beim Team. Die Verantwortung für die Arbeit der einzelnen Schüler-Teams wie Studio, Schülerbüro, Podcast etc liegt bei den Schülerverantwortlichen. usw usw
Die Gesamtverantwortung für den Erfolg des Gesamtkonzepts liegt bei der Leitung der Nachmittagsschule.
Verantwortung tragen ist Teil des Konzepts.“

Danke Frau Theisohn für das heutige Schlusswort.

Heinz Bayer

27. September 2009

Rahmenbedingungen und die erste Woche

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 09:26

Ob wir zufrieden sind, fragen Sie?
Ich hatte an zwei Tagen Dienst und muss sagen: Respekt: Ihre Töchter und Söhne konnten sich überwiegend konzentriert organisieren. Gutes Startgefühl. Ich denke, der Rahmen hat gestimmt. Zuerst das konzentrierte Hausaufgaben erledigen. Dann danach die Spiele dieser Woche. Gedacht, dass die verschiedenen Nachmittagsgruppen zusammenwachsen. Dass man sich kennenlernt. Dass ein „Stufenfeeling“ entsteht. Dass man trotz einer Menge Leute um sich herum seinem Kopf sagen kann: „Klotz bitte jetzt ran, dann hast du nachher Zeit, zu spielen. Und mach es bitte auch gut und ordentlich. Du weißt doch: Das Gefühl danach ist richtig gut.“ Dass sich auch die Sechstklässler, die ja inzwischen wirklich „riesig“ geworden sind – verrückt, was so ein Jahr tatsächlich ausmacht – und die Fünftklässler zusammen als Gruppe verstehen lernen. Dass man mit den Coachs im Spiel ungezwungen zusammen sein kann. Dass wir als Nachmittagsschulbetreiber sehen können, welche Kinder gleich mitten drin und wo Berührungsängste auftauchen. Kurzum: Die erste Woche, ohne dass wir uns schon alle besprochen hätten, würde ich als richtig guten Einstieg sehen.
Eine ganz große Bitte an Sie als Eltern übrigens gleich am Anfang: Unsere Nachmittagsschule setzt auf „professionelle“ Eigenständigkeit im Hausaufgaben erledigen. Die Coachs oder wir Lehrer helfen, unterstützen und geben Tipps, die Hausaufgaben müssen dem zuständigen Coach vorgelegt werden, bevor sie in der Tasche verschwinden. Trotzdem: Nur Sie zu Hause können die kontinuierliche Beobachtung schaffen. Legen Sie in den ersten Wochen großen Augenmerk auf gut geführte Hausaufgabenhefte, auf komplett gepackte Ranzen, auf Strukturen, die zu Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn passen. Geben Sie speziell am Anfang Sicherheit in diesem Bereich. Melden Sie uns zurück, wenn Sie Probleme sehen.
Schon wenn man den Gesamtrahmen stimmig machen kann, dann hat man dem Lernen schon ein klein wenig Flügel verliehen.

29. September 2009

Achtung zentrale Falle

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 23:28

„Weißt du Mama, wir mussten Tests machen und das hat so lange gedauert, dass ich keine Zeit mehr für alle Hausaufgaben hatte. Obwohl ich mich dann beeilt habe.“
„Ja jetzt geht’s los.“ denkt man da als fürsorgende Mama: „Das kann es ja wohl nicht sein. Ich schicke mein Kind zur Hausaufgabenbetreuung, damit es seine Hausaufgaben macht und nicht, dass es Tests absolviert, seine Hausaufgaben hinschmiert, aus Zeitgründen nicht fertig wird und wir dann zu Hause noch Hausaufgaben machen müssen. So geht das ja nicht. Da muss ich sofort die Klassenlehrerin anrufen. Unter solchen Umständen schicke ich mein Kind doch nicht zum Flügelverleih!“
Liebe Mamas. Bitte. Die Klassenlehrer und –innen wissen nicht zeitgenau Bescheid, was bei uns am Nachmittag so alles passiert. Was wir uns für unser jungen Kunden neben einem konzentrierten Hausaufgabenmachen so alles ausgedacht haben. Die Klassenlehrer/innen werden sich natürlich an uns wenden, wir erzählen unsere Sicht zurück und dann erfahren Sie irgendwann unsere Meinung. Zu der Sie möglicherweise noch 2 oder gar 7 offene Fragen haben. Deshalb: Sie wissen viel schneller Bescheid, wenn Sie sich direkt an uns wenden. Am einfachsten über heinz.bayer@fgst.de
Und mein persönlicher Tipp eines alten Schulpraktikers: Am besten bei Flügelverleih-Irritationen erst einmal nur nachfragen, bevor Sie sich über etwas Erzähltes aufregen. Nicht gleich alles 1:1 übernehmen, was von uns berichtet wird.
Was schon stimmt: In dieser Woche sind Tests an der Reihe. Wir wollen, dass sich unsere Schützlinge in Sachen Grammatik einschätzen lernen. Dafür haben wir spezielle Arbeitseinheiten vorbereitet. Die werden von den Coachs korrigiert und im persönlichen Portefolio eingeheftet. Immerhin haben wir zwei Deutschlehrer/innen im Team und auch noch eine LRS Lehrerin, die uns unterstützt. Und wir wollen ja immerhin dem Lernen Flügel verleihen. Der eine oder andere junge Mann – meist sind es eben die jungen Männer – ist da noch nicht so richtig auf unserer Spur angekommen. :-) Soll heißen: Statt „Flügel anziehen“ sagt noch der eine oder andere meist männliche junge Kopf: „Mensch Junge, mach schnell die Aufgaben fertig und suche dann irgend eine Möglichkeit, um zum Spielen zu kommen. Freiwillig Tests machen, das ist doch nicht dein Ding.“
Diese Klitze-Kleinigkeit der Reihenfolgenvertauschung, dass wir erst Tests und dann Hausaufgaben machen würden, kommt natürlich besser bei der Mama an. Beim Papa auch. Klar. Das kann man doch verstehen. Das nimmt einem den persönlichen Druck weg.
Deshalb zu Klärung: Liebe Mamas und Papas, wir machen tatsächlich auch in dieser Woche ganz klar zuerst die Hausaufgaben und dann, wenn die Hausaufgaben gemacht sind, kommen Zusatzprogramme aus dem “Hause Flügelverleih”.
Allerdings: Das haben wir von Anfang an gesagt: Bei uns steht kein Coach dauernd neben den Schülern beim Hausaufgaben machen, wie Sie das als Mutter machen könnten. Deshalb. Wer sich bei uns ein wenig durchschummeln will, der schafft das sicher immer wieder.
Am Ende jeden Nachmittags bekommen die Schüler übrigens Rückmeldungen von den Coachs, wie sie gearbeitet haben. Frau Theisohn hat für uns ein rhythmisches Ritual entwickelt. Lassen Sie es sich einmal erzählen. Und vorsingen. Und vorklatschen. Und dann fragen Sie in so einem Fall: Wie stand denn heute der Daumen eures Coachs?
Der stand übrigens in unserem speziellen Fall am Montag nicht nach oben.
Aber keine Sorge: Auch wenn das Flügelausleihen manchen am Anfang noch schwer fällt: Das wird schon.

11. Oktober 2009

Späßchenkinder oder die Ernsthaftigkeit des Lernens

Abgelegt unter: Späßchenmacher — heinz.bayer @ 09:37

Ein paar persönliche, grundsätzliche Gedanken am Sonntag Morgen.

Da kommt Ihre Tochter oder Ihr Sohn auf’s Gymnasium. Wurde empfohlen. Und sie wollen natürlich, dass der zukünftige Schulbesuch weiterhin erfolgreich ablaufen wird. Klar. Immerhin geht es um die Zukunft. Um die Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes. Sie wissen natürlich, dass die Schulausbildung die Weichen stellen wird. Deshalb schauen Sie auf’s Detail. Schauen darauf, was Ihr Kind von der Schule erzählt. Ob es sich wohl fühlt. Ob die Noten stimmen. Helfen, wenn es um die Vorbereitung der Klassenarbeiten geht. Kümmern sich darum, ob der Ranzen auch richtig gepackt ist. Freuen sich, wenn Ihr Kind erzählt, dass alles wunderbar ist. Sind verunsichert, wenn sich Ihr Kind nicht richtig behandelt fühlt. Haben sich entschlossen, Ihr Kind dem Flügelverleih anzuvertrauen, damit es noch mehr Selbstständigkeit lernt. Haben aber viel aus der Hand gegeben, was in der Grundschule noch klar überschaubar war. Dort hatten Sie viel mehr direkte Rückmeldung von der Schule. Dort gehörte Ihr Kind zum vorderen Leistungsdrittel. Jetzt ist es zusammen mit den anderen vorderen Leistungsdritteln.
Jetzt ist es wie ein langes Warten bis zum Abitur und dazwischen das große Ungewisse, dessen Name allein schon schaudern lässt. Pubertät. Wird sie schlimm? Wie wird sie sich auf das Lernen auswirken? Als meine jüngste Tochter vor vielen Jahren bei ihrer älteren Schwester die ersten unerklärlichen Anzeichen sah, meinte sie nach der Bestätigung des Vaters, dass dies wohl nun die Pubertät sei, überzeugt: „Da geh ich nie rein! … Und wenn ich rein muss, dann geh ich ganz schnell wieder raus!“ Der Vorsatz hat ihr nicht viel genützt. :-) Entwicklungen von Menschen sind nicht planbar. Ab der 7., 8. Klasse auch nicht mehr wirklich so leicht beeinflussbar. Bis dahin müssen schon klare Strukturen bestehen, damit die für so manche(n) echte Untiefen der Pubertät den Job als Schüler/in nicht zu sehr stören.
Schule kann so viel Genuss auslösen, aber auch große Magenverstimmung. Schule spielt im familiären Gefühls-Alltag eine viel größere Rolle, als wir uns zugestehen wollen. Gute Leistungen der Kinder entspannen die Familiensituation enorm. Selbstständig gemachte ordentliche Hausaufgaben ebenfalls. Schulverweigerung und Schulfrust dagegen können wirkliche familiäre Dramen auslösen. Deshalb lohnt es sich schon aus reinem Eigeninteresse, als Eltern einen guten Job zu machen. Speziell in der 5. und 6. Klasse.
„Einen guten Job?“ fragen Sie entsetzt? „Den müssen doch bitteschön die Lehrer machen. G8 ist doch schon von den Stundenzahlen her ab der 7. Klasse Ganztagesschule. Wir haben die Kinder doch gar nicht mehr zu Hause.“ Ja klar. Da haben Sie schon recht. Für unseren Bereich Schulausbildung, da zeichnen wir ja auch gegen. Aber den wichtigsten Bildungs-Job müssen trotzdem Sie als Eltern leisten.
Zur Beruhigung: Die meisten von Ihnen haben ihn schon sehr gut geleistet. Und leisten ihn täglich auf’s Neue gut. Eltern müssen es schaffen, dass Ihr Kind Schule professionell betreibt. Dass der Lernjob tatsächlich ernst genommen wird. Am meisten aktive Arbeit an diesem Problem müssen in der Regel Jungs-Eltern aufbringen. Denn dort verstecken sich – übrigens weltweit in allen hochentwickelten Ländern – die meisten Bildungsproblemchen. Dort liegen, positiv gesehen, im Moment auch die meisten Möglichkeiten der Entwicklung brach. Von uns Männern werden aktuell in jungen Jahren definitiv die meisten Fehler gemacht. Man muss uns helfen, hier umzudenken.
Ich will hier nicht auf die Ursachen eingehen. Es ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren in einer aufgeklärten und hochentwickelten Gesellschaft. Ich will an dieser Stelle nur auf die Fakten hinweisen. 1992 waren in Deutschland 52 Prozent aller Abiturienten weiblich, 2006 waren es 56 Prozent. Tendenz steigend.
„Männer, das kann es nicht sein. Mütter, habt nicht so viel Nachsicht mit uns. Väter, schaut nicht weg und verweist auf die eigene Schulzeit. Die Zeiten sind andere geworden.“ Die 56 Prozent machen übrigens auch noch das bessere Abitur. Klar freue ich mich riesig über die Entwicklung der Gleichberechtigung der Frauen in den letzten 30 Jahren. Das ist für so einen Alt68er wie mich doch ganz klar eine wunderbare Entwicklung. Aber wir Männer, so hatten wir das zumindest damals diskutiert, dürfen dabei doch nicht auf der Strecke bleiben. Meine Damen, wir Männer sind ja nicht doofer geworden. Wir haben im Moment nur ein vorübergehendes Orientierungsproblem.
Dabei kommen wir nach der Grundschule noch fifty fifty am Gymnasium an. Daran sieht man ja schon, dass wir Männer auch heute noch könnten, wenn wir wollten.
„Was Sie als Eltern tun können, dass ihr Sohn (ja klar, auch manche Tochter, aber bei den Mädels taucht die Problematik eben wirklich nicht so häufig auf) nicht zu der wachsenden Zahl von intelligenten Schülern gehört, die zwischen der 7. und 9. Klasse die eigene kleine Bildungskatastrophe fabrizieren?“ fragen Sie.
Ich gebe Ihnen eine ganz persönliche Antwort aus der täglichen Praxis eines in die Jahre gekommenen Schulmeisters. „Wenn Ihr Sohn (oder Ihre Tochter) die Gymnasialempfehlung problemlos bekommen hat und Sie es jetzt schaffen, dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn Schule ernst nimmt, dann haben Sie gewonnen.“
„Wie bitte? Was soll denn das?“ fragen Sie. „Aber das ist doch klar, dass mein Sohn Schule ernst nimmt. Gymnasium. Höhere Schule. Das nimmt man doch automatisch ernst.“
:-) Bei so manchen Eltern müsste ich jetzt salopp sagen: „Träumen Sie weiter.“
Für die Eltern unserer Nachmittagsschule kann ich ein paar konkrete Anleitungstipps geben. Fragen Sie doch einmal zum Beispiel, ob ihr Sohn Schule so ernst nehmen kann, dass er die Einführungsrunde in der Nachmittagsschule wirklich ohne eigene Späßchen übersteht. Ob er die Zeit bis zur Triangel problemlos aushalten kann. Ob er das ruhige Arbeiten in der Flüsterzeit tatsächlich in Ruhe hinbekommt oder ob der Faktor „kleine Späßchen machen“ ihn einfach immer wieder überfällt. Erfragen Sie es immer wieder. Wir können Ihnen später die Antworten auch aus unserer Sicht geben. Wir halten auch irgendwann einmal einen Flügelverleih-Elternabend ab. Wichtiger wäre es aber, dass Ihr Kind selbst empfinden lernt, ob es in der Lage ist, ohne den Druck der Ermahnung und Strafe ernsthaft bei der Sache zu sein. Es sind genau die offenen Systeme, die es vielen Kindern schwer machen, sich zu konzentrieren. Die etwa in einer Schule der 50er Jahre keine Probleme gehabt hätten, weil die Schule eine strafende Schule war. Die heutige moderne, offene, Selbstständigkeit fordernde Schule ist eine Herausforderung für alle Späßchenkinder, die es in großer Zahl gibt. Die fehlende Ernsthaftigkeit zu vieler Schüler ist für mich das aktuelle Hauptproblem für Schule.
Die Eltern sind in der 5. und 6. Klasse noch der stärkste Einflussfaktor, den man nutzen muss. Ernsthaftigkeit muss über Verstehen im Hirn ankommen. Es muss von jemand vermittelt werden, der selbst hundertprozentig ernst genommen wird. Warum das Problem männlich ist? Das Verhältnis 10 zu 1 würde ich aus der Praxis heraus schätzen, Jungs – Mädchen. Auf 10 Jungen, die „Späßchen machen“ auf ihre Dauerfahnen geschrieben haben, kommt ein Mädchen.
Ja dieses Späßchen machen, das ist eigentlich ganz harmlos anzusehen. Immer ein smartes Lächeln auf den Lippen. Immer mit der Fragestellung im Hinterkopf: Wann spaße ich das nächste Mal wieder ein klein wenig los? „Mama, das war nicht schlimm. Nur ein klein wenig. Es macht so Spaß.“ Die Bühne ist da. Der Applaus sicher. Es belebt das Arbeiten doch so erfrischend. Man hat noch die Grundschulerfahrungen abgespeichert. Man ist doch clever. Und die ersten Noten zeigen ja auch: Man kann sich die Späßchen erlauben. Man zehrt noch von der Grundschule. Die Noten vieler Fünftklass-Späßchenmacher brechen eben erst in zwei, drei Jahren ein. Bis dahin ist der Schulfrust programmiert und dann der Hauptschuldige schnell gefunden. Der Lehrer. Klar. Er schafft es dann in der 7. oder 8. Klasse nicht, die nötige Lust am Lernen zu erzeugen. Von der man doch so häufig liest, dass Schule sie erzeugen können soll, wenn sie eine gute Schule ist.
Das ist übrigens der echte Unterschied zu Ihrer eigenen Schulzeit. Vor 20 Jahren waren 5.Klässler noch nicht von Anfang an so spaßorientiert. Das gewachsene Selbstbewusstsein unserer Kinder, das eigentlich eine positive Entwicklung darstellt, wird hier zum Bumerang. Spaßorientierung ist auch meist ganz süß. Nie böse gemeint. Im Gegenteil. Da steckt viel Witz in der Geschichte. Würden nicht auch andere Schüler durch Späßchen gestört und wäre es nicht die kontinuierliche Grundlage für eine nachhaltige Fehlentwicklung, dann könnte man diese spaßige Grundhaltung sehr positiv sehen. Lebensfreude pur. Was will man mehr. Es ist für manche, als wäre es das Normalste der Welt. Als müsste man immer Unterhalter sein. Fernsehen spielen. Nur, leider, schießt man sich mit diesem Programm Tag für Tag ein Eigentor. Noch haben Sie wirklichen und echten Einfluss als Eltern. Meine Überzeugung: Nutzen Sie ihn kontinuierlich für Ernsthaftigkeits-Werbung. Erzählen Sie ruhig Fakten. Jeder Schülerplatz kostet die Gesellschaft über 10 000 Euro im Jahr. Bei 1000 Stunden, die man in der Schule sitzt, also 10 Euro für jede Unterrichtsstunde. 300 Euro die Woche. Nur für Ihren Sohn (oder für Ihre Tochter). Was die Jungs und Mädels täglich machen, kostet uns alle richtig Geld.
Fragen Sie beim Elternsprechtag die Lehrer deshalb nicht primär nach den Noten. Fragen Sie nach der Ernsthaftigkeit im Lernen. Das ist für mich der entscheidende Aspekt, der die Bildungsgewinner von den Bildungsverlierern unterscheidet. Genau hier haben Sie aber als Eltern auch den entscheidenden Einfluss. Nutzen Sie ihn. Genau jetzt ist die Zeit dazu.
Denn das ist meine entscheidende Behauptung: Für den Großteil der Späßchenmacher ist es im Prinzip schlicht eine Kopfsache, das Späßchenmachen zu lassen. Es ist nur eine heiß geliebte Angewohnheit, die man sich auch wieder abgewöhnen kann.
Lassen sie uns deshalb eine schlichte Erfolgs-Vereinbarung treffen: Sie kümmern sich um die Ernsthaftigkeit, wir kümmern uns um die Ausbildung.

18. Oktober 2009

Gehirnjogging mit Bällen

Abgelegt unter: Jonglieren — heinz.bayer @ 09:48

Also – diese Flügelverleih-Woche war eine B-Woche. Eine mit dem Prädikat: „Mal wieder was Neues ausprobieren. Mal wieder danach Forschen, wer welche unentdeckten Fähigkeiten besitzt.“ Jonglieren war angesagt. „Hilfe, warum denn Jonglieren?“ fragen Sie. „Die sollen, wenn sie die Hausaufgaben fertig haben, doch lieber Vokabeln auswendig lernen. Und zusätzliche Matheaufgaben machen. Spielen sollen sie besser zu Hause.“
Klar, liebe Eltern. Bis drei Uhr war ja auch immer ruhiges Arbeiten angesagt, erst dann wurde jongliert, aber Jonglieren widerspricht dem Lerngedanken natürlich überhaupt nicht.
Wir müssen als Hintergrund dazu sagen. Wir verfügen in unserem Team über drei richtig gut jonglierende Menschen, die diese Kunst auch wunderbar weitergeben können. Frau Schmitz, Herr Illner und Herr Zuern sind unsere Könner. Also gut. Auch Frau Theisohn hat gemeint, sie könne schon „drei Bälle 2 Sekunden lang“. :-) Und ich persönlich bin gespannt, ob ich mir nach diesem Jahr Jonglieren – ich will das nämlich auch können – besser Schülernamen merken kann. Denn Jonglieren und Gehirn, das hat was. Sogar bei so einem etwas in die Jahre gekommenen Gehirn wie dem meinen. Sagt die Wissenschaft. Wir wissen dies bei jungen Hirnen aus eigener Erfahrung durch eine Jonglier AG vor ein paar Jahren. Herr Zuern war damals bei uns Referendar und hatte sie geleitet. Die Schüler, die dabei waren, haben häufig vor dem Lernen jongliert, weil sie sich dann danach besser konzentrieren konnten. Manche machen das heute noch.
Eine Wissenschaftlergruppe aus Oxford hat nun ganz aktuell den positiven Einfluss der kleinen Bälle mit Kernspin bestätigt, wie man das inzwischen eben so macht. Wir wollen Ihnen das natürlich nicht vorenthalten.

Spiegel Online 12. 10.09
Auch im Erwachsenenalter ist das Gehirn noch formbar. Oxford-Wissenschaftler haben mit Kernspin-Untersuchungen gezeigt, wie sich die Nervenverbindungen in unserem Kopf während des Lernens innerhalb kurzer Zeit verändern.
Jonglieren lernen bewirkt Veränderungen in der Verdrahtung von Nervenzellen. Dies zeigten Forscher um Heidi Johansen-Berg und Jan Scholz von der University of Oxford mit einem Experiment, das sie im Fachblatt ” Nature Neuroscience” veröffentlichten.
Mit Hilfe eines Kernspintomografen untersuchten sie sowohl die Veränderungen der weißen und grauen Substanz im Gehirn von 48 jungen Erwachsenen, die nicht in der Lage waren zu jonglieren. Die Hälfte der Versuchsteilnehmer unterzog sich darauf einem sechswöchigen Jongliertraining und übte 30 Minuten täglich. Bei einer erneuten Untersuchung stellten die Forscher danach bei den Jonglierern eindeutige Veränderungen in der weißen Gehirnsubstanz fest. Die weiße Substanz umfasst die Leitungsbahnen im Gehirn und Zentralnervensystem, die graue die Nervenzellkörper. ….
Weitere Einzelheiten bei Spiegel Online.

Na ja. Und weil die Leute aus Oxford dem Jonglieren einen echten Lernzuwachs zuschreiben können und wir aus der Erfahrung auch dieselben Beobachtungen gemacht haben, haben wir Jonglieren auf unsere Fahnen geschrieben. Sie werden bald die ersten Dreiball-Jongleure im Nachmittagsfernsehen bewundern können, vielleicht ja auch schon bald die ersten Vierball- oder gar Fünfball-Jongleure. Man darf gespannt sein. Übrigens, und das ist das Wichtige an der Sache: Die Forscher haben herausgefunden, dass es nicht das „Jonglieren können“ ist, das die Gehirnsubstanz wachsen lässt, sondern das „Jonglieren lernen“. Also der Übungsprozess. Deshalb: Wenn schon Jonglieren dem Lernen Flügel verleiht: Tun wir’s doch. Das war das Motto der letzten Woche. Und das wird uns auch kontinuierlich weiter zusätzlich zu den anderen lernunterstützenden Dingen begleiten, die im Flügelverleih alle noch auftauchen werden. Das Schöne am Jonglieren ist nebenbei: Hier kann kein Schüler sagen: „Frau Hirth, ich bin schon fertig, was soll ich jetzt machen?“ Bei der Ballanzahl gibt es nach oben eben keine Grenzen.
Übrigens war diese Woche noch ein richtiges Großereignis für den Flügelverleih. Unsere Sozialchefin hat den Namen gewechselt. Am Freitag kurz nach 11 Uhr hat sie im Freiburger Rathaus ein wichtiges Dokument mit dem Namen Geismann unterschrieben, nachdem sie dieses kleine Wort ausgesprochen hatte. “Ja“. Wir gratulieren auch von dieser Stelle aus.

Galafernsehen

Abgelegt unter: Allgemeines — heinz.bayer @ 19:35

Ganz neu im Programm: Der Film von Julia Schmitz. Gala am Montag im Spiegelzelt. “Gestatten Faust”. Schauen Sie doch mal rein. Unter Links “Galafernsehen”.
Ebenfalls neu ist die Seite: Wie baut man einen Flügelverleih?

19. Oktober 2009

Videoeinbau funktioniert

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 21:34

Ja wer sagt es denn. Klappt doch. Hier ist unser erstes Video im Blog integriert. Danke Frau Schmitz.
Und wenn ich hier schon gerade am Schreiben bin. Liebe Eltern. Habe ich Ihnen denn schon gebloggt, warum wir die Studienwochen eingeführt haben? Das ist so: Im Moment sind die Chinesen in China, die Franzosen in Frankreich, die Italiener in Italien. Die 13er sind auf Studienfahrt. Lehrer auch gleich mit dazu. Für drei der sechsten Klassen läuft diese Woche das Gewaltpräventionsprojekt, die zwei anderen sechsten Klassen durchlaufen dieses Projekt in der nächsten Studienwoche. Dann gibt es noch dies und das. Zum Beispiel heute ein Fußballturnier für die Jüngsten. Und es gibt den ganz normalen Unterricht. Unsere riesige Kursstufe schreibt drei große Klausuren. Und das Ganze mit einem extra Stundenplan, der alles einigermaßen koordinieren soll.
Kurzum: Die Studienwochen sind einfach dazu da, dass Projekte, Austauschprogramme und andere spezielle Aktivitäten gebündelt ablaufen können. Ich hoffe, Sie verstehen jetzt ein wenig, warum Ihre Kinder meist einen veränderten Stundenplan haben und der Nachmittagsunterricht ausfällt. Außer dem Flügelverleih. :-)


Faust-Gymnasium-Gala report klein
von schmitzi2009

20. Oktober 2009

Kleine Änderung

Abgelegt unter: Allgemeines — heinz.bayer @ 20:00

Liebe Leserin, lieber Leser
nachdem wir Videos einbauen können, finden Sie in Zukunft Filme aus dem Hause Flügelverleih unter:
Seiten / Nachmittagsfernsehen.
Dort findet man jetzt auch den Sommerkonzertfilm 2009.

24. Oktober 2009

Jugend forscht – B-Woche

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 15:18

Oh wie gerne würde ich Mäuslein spielen und hören, was denn Ihre Kinder von dieser Woche zu Hause erzählen. Das ist ja immer dieses verrückte Spiel. Wenn Sie einen Sohn haben, dann wissen Sie wenig. Wie oft habe ich bei Elternabenden Gruppentische gemacht. So wie die Schüler auch in der Schule saßen. Also auch Jungentische und Mädchentische. Und immer dasselbe Spiel. „Sicher haben Ihre Kinder von …………….erzählt. Was halten Sie davon?“ Wilde Diskussionen an den Mädchentischen. Schweigen an den Jungentischen. „Ich weiß nichts davon.“ Gemein. Wir Männer erzählen einfach viel weniger.
Beim Thema dieser B-Woche könnten die Jungs sicher einiges erzählen. Tun’s aber sicher trotzdem nicht. Obwohl es um ein ursprünglich eher männliches belegtes Gebiet ging: „Jugend forscht“. Erfinderwoche war angesagt. Die Aufgabe nach Erzählungen über diesen Wettbewerb: „Lasst euch selbst etwas einfallen, mit dem ihr möglicherweise bei Jugend forscht antreten könntet. Erfindungen, Untersuchungen, Forschungen…“ Man kann schon ab der 4. Klasse mitmachen. Das Schöne daran: Man darf sein Thema völlig frei wählen. Die Zukunftsvision, der Entwurf einer gigantischen Eismaschine, die dem Abschmelzen der Pole entgegenwirken soll, fand ich persönlich am ergreifendsten. Wenn auch nicht unbedingt als Sechstklässlerin im Rahmen von Jugend forscht direkt umsetzbar. Die Tauben-Verscheuch-Konstruktion mit Bewegungsmelder für Hausbesitzer mit Taubenproblemen fand ich die interessanteste realistische Erfindung, die in dieser Woche entstand. Das Falten von Papierfliegern nach Vorlage und danach das Optimieren mit eigenen Vorstellungen hat immerhin einen exzellenten Flieger geschaffen, der den gesamten Schulhof überquerte. Die Erkenntnis, dass Ideen nicht am Schreibtisch entstehen, sondern vielleicht beim Spazierengehen oder beim Jonglieren, hat diese Woche abgerundet. Die Jongleure werden immer besser. Jonglieren und gleichzeitig Ideen suchen war angesagt. Nach den Hausaufgaben, versteht sich.
Vielleicht haben die Mädchen ja auch von den Bayer’schen Spezial-Doppelstunden erzählt, die ich in allen 5. Klassen gehalten habe. Unterstufenberater sollten zumindest einmal im Jahr die Unterstufe beraten. Auch da wäre ich gerne beim Erzählen zu Hause Mäuschen gewesen. Hochkomplexes Thema. Ernsthaftes Lernen. Professionell Schüler sein. Und dann: „Inflation“, eine kleine Fabel, die wir schon im letzten Jahr eingesetzt haben, um lernschwierige Schüler/innen zu beraten. Fehlende Ernsthaftigkeit, der Hauptgrund für das massenweise Versagen speziell von uns Männern in der Schule. Nicht die Dominanz der weiblichen Bezugspersonen. Sage ich. Denn es gibt so viele Jungs mit tollem professionellen Einsatz in der Schule, Kinder von alleinerziehenden Müttern, beschult von Grundschullehrerinnen, am Gymi betreut von 2/3 weiblichen Lehrpersonen, die trotzdem einen richtig guten Job machen. Die ernsthaft bei der Sache sind. Der Knackpunkt ist meiner Erfahrung nach meist die früh fehlende Ernsthaftigkeit dem Lernprozess gegenüber und das zu lockere Umgehen mit den daraus resultierenden Lücken, die sich leider erst zwei, drei Jahre später zeigen. Dann aber massiv. Dann wird das Lernen zum echten Frust. Deshalb, wenn Sie erkennen, dass Ihr Kind Schule zu leicht und zu spaßig nimmt, lesen Sie mit ihm die kleine Fabel und reden Sie darüber, dass sein Gehirn genau jetzt ein Hochleistungsgerät ist. Bis zum Alter von 13 Jahren, sagen Wissenschaftler, können Kinder, die in ein fremdes Land umziehen, diese Sprache so lernen, dass man ihnen den deutschen Akzent später nicht anhört. Können Muttersprachler werden. Stellen Sie sich das mal vor. Ihr Sohn in der 5. oder 6. Klasse könnte noch Chinese werden, der große Bruder schon nicht mehr und Sie selbst. Vergessen Sie’s.
Die Fabel ist verlinkt unter „Flügelmaterialien“

30. Oktober 2009

Digital Natives

Abgelegt unter: Computer — undplanb @ 01:04

Ich sollte vielleicht einmal etwas bemerken: Ich habe in den letzten Blogs so häufig von meinem Spezialthema geschrieben: Das Problem der mangelnden Ernsthaftigkeit zu vieler. Es zieht mich einfach immer wieder hinein. Eben auch die Jungenproblematik.

Wissen Sie. Als Vater von zwei Töchtern konnte ich immer gelassen darüber diskutieren. Als werdender Opa eines Enkelsohnes komme ich der Problematik nun tatsächlich auch persönlich ganz schön nahe.

Habe am Montag im Zug eine Mama mit drei Jungs erlebt. Drei Spielkonsolen, die alle gefiept und geballert haben wie die Weltmeister. Zwei Stunden lang. Dabei habe ich witzigerweise ein Buch gelesen, dessen Titel mich in der Bahnhofsbuchhandlung angesprungen hatte: „iBrain“ von Gary Small und Gigi Vorgang. „Wie die Medienwelt Gehirn und Seele unserer Kinder verändert“. Der Kleinste schräg gegenüber war gerade mal vier oder so. Digital Natives nannte der Autor die Jungs. Einheimische in der digitalen Kultur. Die Mutter wurde als Digital Immigrant bezeichnet. Stimmt, sie hatte schon beim Bedienen der Playstation ihre Probleme. Eben eingewandert. Ich erzähle Ihnen jetzt nicht das ganze Buch. Keine Sorge. Aber die Aussage, die man aus vielen neuen Untersuchungen mal wieder ableiten kann, stand am Ende eben auch wieder da: Bitte, bitte. Mamas und Papas, die ihr eure Kinder, speziell eure Jungs liebt. Schaut darauf, dass die Zeit in der digitalen Welt für eure Digital Natives im Rahmen bleibt. Sonst arbeiten ihre Neuronen im Stirnlappen zu wenig. Wir sprechen vom Gehirn und von  Magnetresonanztomographie. Und wir sprechen von Multitasking, das die Einheimischen richtig gut beherrschen. Besser als die Einwanderer. Was ja gut ist. Im Rahmen eben. Denn der Stirnlappen ist für Lernen, Gedächtnis, Emotionen und sogar Impulskontrolle zuständig. Wenn der verkümmert, ist das doof. Würde ich mal so salopp sagen. Da fehlt etwas Entscheidendes, das für Beziehungen wichtig ist. Und was, mal unter uns, ist wichtiger als Beziehungen führen zu können. Der Autor von „iBrain“ hat das über 190 Seiten belegt. Na ja. Die drei jungen Eingeborenen am Sitzplatz schräg vor mir waren auf alle Fälle zwei Stunden lang konzentriert und ruhig bei der Sache. Ich habe ihnen die Daumen gedrückt, dass sie danach Kicken durften, Fahrad fahren oder im Hallenbad schwimmen, basteln oder jonglieren, erfinden oder experimentieren, usw… eben etwas für den Zentrallappen. Sie wissen schon. Oje. Man merkt. Schon wieder bin ich beim typischen Bayer-Thema. Erziehen in digitalen Zeiten ist ziemlich schwer. Dabei wollte ich in diesem Blogbeitrag aus den Tiefen der unterrichtsfreien Herbsttage mal was ganz anderes sagen

Ich hätte bei all meinen Blogs über die Problemchen des Schulalltags immer als permanenten Begleittext hinzuschreiben müssen: „Liebe Eltern. Für die übergroße Mehrheit unserer Schüler/innen am Faust gilt natürlich ganz klar: Alles im grünen Bereich. Wunderbare junge Menschen. Die ihren Weg durch das Gestrüpp des Erwachsenwerdens glorreich zurücklegen werden. Auch als Eingeborene in dieser so neuen Welt, in der die Erwachsenen eben mit anderen Frontallappen im Kopf herumlaufen müssen. Oder dürfen. Aus den Kindern sollen bitte auch keine junge Menschen werden, die den Ernst des Schülerlebens als oberstes Gut mit sich herumtragen. Mit strengen Mienen. Die Ernsthaftigkeit der Einwanderer würde mir reichen. Die kennen Sie ja noch aus eigenen Zeiten. Die haben 80% unserer Schüler/innen und die werden auch keine wesentlichen Schulprobleme haben. Eben die, die sie selbst kennen. Aber aus der Erwachsenensicht eines mitten im Beruf Stehenden verklärt sich das zur Schulproblemfolklore. Oder? Und wer dann als Schüler noch mehr zulegen will, muss einfach an der Ernsthaftigkeit drehen. Das ist der Joker in der Hinterhand.

Sorry, jetzt habe ich es schon wieder nicht geschafft, nur von den vielen tollen Jungs und Mädels zu schwärmen, die zu uns ans Faust kommen. Deren Erziehung Sie wunderbar hinbekommen haben. Gratulation. Also: Ich versuche es später noch einmal mit so einem Artikel. Ihnen noch ein paar Tage herbstliche unterrichtsfreie Tage.

Übrigens: Es ist nicht unanständig, in den Ferien Vokabeln zu lernen. Wollte ich nur nebenbei mal gesagt haben.

3. November 2009

“Dein Thema..”

Abgelegt unter: Jungenproblematik — undplanb @ 11:52

… meinte gestern eine sehr nette Kollegin zu mir und legte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung auf den Tisch.
Stimmt. Mamas und Papas von Jungs: Wenn Sie Interesse haben, lesen Sie selbst. Gehirnforschung und wir Männer. Natürlich auch für Mädcheneltern interessant. Zum Entspannen. :-)

p.s. Zur Beruhigung für alleinerziehende Mütter. Ich persönlich bin überzeugt, dass auch eine Mutter sehr wohl ein “guter Vater” sein kann. Ich habe in den letzten 30 Jahren sehr viele sehr gut aufgestellte Jungs von alleinerziehenden Müttern erlebt.  Auch Mütter können problemlos ihren Söhnen die notwendigen Grenzen setzen. Und sie nicht immer in Schutz nehmen. Das ist für mich der entscheidendere Punkt. Heinz Bayer

Supermans Irrweg

Diese Woche – Spielewoche

Abgelegt unter: Tagebuch — undplanb @ 11:55

Das habe ich vergessen. Diese Woche ist C-Woche, also: Spielewoche im Flügelverleih.

6. November 2009

Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten …

Abgelegt unter: Schülerschule — undplanb @ 09:02

„Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu ­begeistern, sich zu beweisen, sich einzusetzen, aktiv zu werden, selbst Inhalte zu finden, eigene Fähigkeiten zu entdecken, ernst genommen zu werden – dann habt ihr viel für die Zukunft getan.“

Das war der zentrale Satz, mit dem wir uns vor 10 Jahren mit unseren faustspezifischen außerunterrichtlichen Konzepten als EXPO2000 Projekt beworben hatten. Das ist auch die Idee hinter unseren vielfältigen Impulsen, die wir im Laufe der Zeit neben dem möglichst konzentrierten Hausaufgaben erledigen im Flügelverleih ausgeben. Wenn wir Menschen Begeisterung für eine Sache entwickeln können, dann können wir die Fähigkeiten, die auf diesem Gebiet in uns schlummern, auch ausschöpfen. Das Gehirn ist ein Geselle, meint Professor Hüther, der Hirnforscher – ich hatte Sie schon mit ihm verlinkt  – der möglichst energiesparend arbeitet. Er muss sowieso schon für den Alltag richtig viel Energie aufbringen.

Nur wenn man sich mit Dingen intensiv beschäftigt, kann man auch Fähigkeiten entwickeln. Nur so kann man Synapsen im Hirn wachsen lassen. Die frohe Botschaft der Hirnforschung: Auch noch im hohen Alter ist unser Hirn fähig, dazuzulernen. Die zweite Botschaft ist die entscheidendere: Der Lernprozess ist nur dann richtig gut, wenn Begeisterung dahintersteckt. Alles Dinge, die in der Reformpädagogik für Lernprozesse in Schulen ja schon lange formuliert wurden. In den letzten 10 Jahren konnte man viele dieser Ansätze nun auch nachweisen, weil man dem Gehirn inzwischen beim Arbeiten zusehen kann. Für mich persönlich eine äußerst faszinierende Geschichte. Wenn ich Hirnforscherausführungen wie die von Prof. Hüther anhöre – ich verlinke Sie mal mit zweien, die ich gestern beim Schreibtischaufräumen genossen habe – ein Interview mit ihm und ein Vortrag – dann verstehe ich unglaublich viele Prozesse, die in der Schule gut oder schlecht für Schüler/innen ablaufen. Und ich verstehe dann nebenbei auch so viel von mir selbst.

Die Idee ist im Grunde genommen vollkommen einfach: Man muss es als junger Mensch nur :-) hinbekommen, Begeisterung an der Schule, am Lernen und an den vielen Möglichkeiten zu entwickeln, die  angeboten werden, dann macht der Zentralcomputer mit Leichtigkeit das Übrige. Er passt sich auch problemlos an fast jeden Unterrichtsstil an, dem er sich unterzieht. Wenn er sich positiv darauf einlassen kann. Dann lässt unser Zentralcomputer die vielen Fähigkeiten, die in uns schlummern, auch wachsen. Begeisterung. Das sagt sich so leicht und als Flügelverleiher denkt man sich in der Planungsphase: Wenn wie in dieser Woche unsere ausgebildeten Project Adventure Spezialist/innen wie Frau Schmitz, Frau Hofmeir oder Herr Thatenhorst in der Anfangsrunde spannende Angebote aus dem Bereich der Erlebnispädagogik machen, dann müssten da alle konzentriert mitziehen. 80% taten das dies auch mit Leichtigkeit. Aber ein paar haben immer wieder ihre Probleme, sich auf solche Angebote überhaupt einzulassen, ohne dazu mit etwas strengerer Ansprache „gezwungen“ zu werden. Dann macht dieses Angebot mit ihnen natürlich überhaupt nicht das Gleiche wie mit den anderen. Logisch. Manche haben Probleme, Begeisterung für Schule und Lernen allgemein zuzulassen. Erlebnispädagogische Angebote sind für unseren Zentralcomputer Lernen pur. Im positivsten Sinne. Unterstützend auch für die ganz allgemeinen Lernprozesse in Mathe oder Latein. Kleines Fazit in dieser Woche: Begeisternde Angebote allein reichen noch lange nicht aus, um alle ins Boot zu holen. Es gibt zu viele, bei denen Hirnforscher sagen würden: Man muss an der Begeisterungsfähigkeit arbeiten, bevor die Flügel für Lernprozesse richtig wachsen können. Wer es geschafft hat, dem Lernen Flügel zu verleihen, der hat aber etwas für sein ganzes Leben gelernt. Es lohnt sich also wirklich. Professor Hüther erzählt dies ja sehr nachdrücklich aus der Sicht der modernen Forschung. Deshalb unsere Bitte: Fragen Sie doch immer mal wieder nach, was Ihre Tochter oder Ihr Sohn von unseren kleinen vielfältigen Flügel-Angeboten erzählen kann, die vor und nach dem Hausaufgabenmachen eingestreut sind. Wenn Sie dann die Begeisterung in den Augen glimmen sehen, dann wissen Sie, dass Ihrem Kind Flügel bei uns wachsen. Wenn Sie nichts erfahren können, dann arbeiten Sie mit uns daran, dass auch Ihr Kind irgendwann dieses begeisternde Glimmen bekommt. Ich denke, dass viele inzwischen sogar schon gut glimmen können, wenn sie davon erzählen, mit welchem Spaß sie z.B. mit Freundinnen im Pavillonvorraum auf dem Bauch liegend und flüsternd gemeinsam ihre Geographieaufgaben gelöst haben.

http://faustgym.blogspot.com

Abgelegt unter: Faustblog — undplanb @ 17:11

Wahrscheinlich hat sich so mancher Insider gefragt, warum denn hier ein Lehrer bloggt, bevor das Schüler am Faust tun. Da muss ich zur Ehrenrettung unserer Blogger sagen: Sie waren natürlich vor mir dran. Nur haben Sie noch nicht so viel Werbung gemacht. Ich mache die hiermit.

Klicken Sie mal rein. Rechts ist der Blog auch verlinkt.

13. November 2009

Haben Sie eigentlich noch Schulalpträume?

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz eugen b @ 23:51

Ich gestehe, dass in dieser Woche so viele Eindrücke aus der Schule in meinem Kopf herumschwirren, dass ich Schwierigkeiten habe, mich auf ein Thema zu konzentrieren. Wenn man täglich den Schauspielern und Musikern bei den Proben zusieht, die sich konzentriert und mit großer Ernsthaftigkeit der Dreigroschenoper nähern, Sie haben es sicher im faust-aktuell gelesen, dann schwebt schon allein deshalb für mich so ein ganz eigenes Faustgefühl konstant durch die Aula. Das Bühnenbild verzaubert die Szene. Da designen junge Grafiker auf den letzten Drücker tolle Plakate, da warten geduldig und stundenlang die Techniker an Licht und Ton auf ihre Einsätze, da arbeitet eine riesig große Truppe von jungen Leuten an einem richtig großen Projekt zusammen. Die Podcastleute warten mit ihren Filmkameras auf den Einsatz bei der Premiere. Als alter Schulmeister weiß man: Da wird nicht nur feinstes Schultheater gespielt, nein, da werden dauerhaft Dinge für’s Leben gelernt. Philipp Tiedemann, der Schauspieldirektor, stand dort auf Faust-Bühne, Felix Eitner, der Schauspieler hat im Theater am Faust geglänzt, Franz Lustig, der Kameramann, hat sich in der Schule seine ersten Sporen verdient. Azhar Kamal stand dort als Gitarrist in der Aula und träumte seinen Musikertraum …. So ein 30jähriger Schulerfahrungskopf schaut da verklärt bei den Proben zu und fragt sich dabei, wo wohl all diese jungen Menschen später ihre ganz eigene Bühne finden werden. Dass sie sie finden, davon ist der alte Schulmeister natürlich überzeugt. Wer das Faust so aktiv durchlebt wie z.B. die Theateraktiven, der nimmt genügend Stärke mit hinaus in die Nach-Faust-Zeit.

Der träumt später mehr von tobendem Applaus als von verkrachten Klassenarbeiten, wenn er von Schule träumt.

Ja leider ist das so. Noch nach Jahrzehnten werden so viele von uns Menschen, die wir alle mal auf der Schule waren, von Schul-Alpträumen (Albträumen – darf man beides schreiben) geplagt. Wikipedia: Im nächtlichen Schlafrhythmus treten Albträume vorwiegend im REM-Schlaf auf, meist in der zweiten Nachthälfte. Die Dauer schwankt zwischen wenigen Minuten und einer halben Stunde und endet meist mit Aufschrecken, wonach man sich in der Regel sofort der Wachheit bewusst und räumliche und zeitliche Orientierung gegeben ist. Als Ursachen werden unverarbeitete Tagesgeschehen, traumatische oder traumatisierende Erlebnisse, Stress oder psychische Probleme, aber auch physische Komponenten angenommen.

Dass wir in einer Prüfung sitzen und überhaupt nichts wissen. Furchtbare Situation. Schweißgebadet wachen wir auf und fragen uns: Wie ist das nach 30 Jahren noch möglich? Peinliche Situationen. Versagensgefühle pur. Schule als Ort des Grauens in Träumen. Verrückt. Aber eigentlich auch klar. Man hat in unserer Gesellschaft noch nicht wirklich gelernt, Schüler/innen klarzumachen, dass sie auf die eigenen Fähigkeiten schauen müssen, anstatt sich immer so sehr auf Noten zu fixieren. Als wäre meine Fähigkeit als Physiklehrer abhängig von meiner Mathenote in der 6. Klasse.  Als Eltern sollten Sie das bewusst angehen. Die Fähigkeiten honorieren, Anstrengungen gut finden, Biss unterstützen, Bemühen ernst nehmen, nicht so gute Noten nicht so gute Noten sein lassen. An die Alpträume der Zukunft denken, die eigenen Zeugnisse von damals studieren und Mut machen.
Jetzt bin ich ganz woanders gelandet, als ich das im heutigen Blog vor hatte. Ich wollte eigentlich zum Thema Flüsterzeit im Flügelverleih erzählen. Aber das läuft ja nicht weg. Ich wollte etwas zu den Elternabenden erzählen, wollte den Elternbeiräten der 5. Klassen hier einmal blogöffentlich gratulieren, dass sie einen richtig tollen Job machen. Aber das kann ich ja noch nächste Woche nachholen. Der Elternabend ist erst am Montag in einer Woche. Und ich wollte von Gesamtkonzepten der offenen Ganztagesschule erzählen. Ich wollte die Verpflegung in der Cafeteria streifen und erzählen, dass der Flügelverleih jetzt sogar eine Praktikantin hat. Frau Schromm, die im 9. Semester Englisch und Biologie studiert und sich ein offizielles Zertifikat in Sachen Ganztagesschule bei uns „erarbeitet“. Wollte etwas von unseren Ideen erzählen, wie wir Frau Winkelmüller-Völkers als LRS-Spezialistin im Flügelverleih einsetzen werden, wollte den Film, den die Mittwochflügelverleiher für Frau Geismann, damals noch Frau Hofmeir, für ihre Hochzeit gedreht hatten, verlinken. Na ja. Ich werde Sie jetzt nicht überfrachten. Haben Sie Geduld. Wenn Sie wirklich viel mehr davon lesen wollen, was ich zum Thema Noten und Fähigkeiten so alles schreiben würde, wenn ich jetzt losschreiben würde, dann müssten Sie sich z.B. in ein Kapitel aus dem pädagogischen Schweizermesser einlesen. Das „Messer“ ist für Fortbildungen gedacht, aber es kann auch der „Blogvertiefung“ dienen. Schule ist solch ein komplexes Gebilde, dass es schon Sinn macht, Schule zu verstehen. Zu verstehen, was sie mit uns Menschen macht. Um seinen Kindern vielleicht später so manchen Erwachsenen-Alptraum zu ersparen.

Ich erzähle Ihnen zum Schluss noch eine wundervolle kleine Begebenheit am Rande meines Schulalltags in diese Woche. Die in Wirklichkeit eine richtig große Begebenheit war. Ausgangssituation: Naturphänomene-Unterricht Klasse 6. Vier Mädchen sind im Ausnahmezustand. Zwei weinen, eine sehr. Wasserfallartig. Ohne Pause. Im Gang. Zwei trösten. „Dürfen wir draußen bleiben? Der …….., nennen wir sie einfach mal Anna unf Paula geht es so schlecht…..“ – „Klar, wenn ihr Hilfe braucht ….. meldet euch. Traut ihr euch das zu? “ Während mein Unterricht abläuft und ich immer wieder nach draußen schaue, sitzen zwei verzweifelte Mädchen mit jeweils einem “Lebenscoach” im Gang. Noch in großer Entfernung. Dann in einem benachbarten Klassenzimmer mit größerer Nähe. Der Tränenstrom will einfach kein Ende nehmen. Wenn zwei, die sich eigentlich mögen, einmal richtig aneinandergeraten, dann sind die Verletzungen oft niederschmetternd. Tränen über die Schulstunde hinaus. Erst in der zweiten Stunde die ersten Lichtblicke. Gegen Ende der zweiten Stunden, Tränen und Lachen. Nur noch ein „Beziehungscoach“ im Spiel. Am Ende der zweiten Stunde: Zwei Freundinnen, die sich strahlend in den Armen liegen. Die Tränen sind nun eher Freudentränen. Glückliche Gesichter. Zwei Freundinnen, die sich jetzt viel für die Zukunft vornehmen. Die an diesem Vormittag ungeheuer viel gelernt haben. Ein „Lebenscoach“, der großartige Vermittlungsarbeit geleistet hat. Ein alter Schulmeister, der diese Szenen als „mein schönsten Erlebnis des Tages“ mit nach Hause nimmt. Wenn sich Schüler selbst in schwierigen Situationen organisieren, ist das großartig. Sorry. Schülerinnen. Schule ist echtes Leben. Wunderbar. Leider könnte ich mir eine ähnliche Szene bei jungen Männern sehr schlecht ohne professionellen Streitschlichter vorstellen. Womit ich mal wieder beim Thema wäre. Aber jetzt höre ich einfach auf.
p.s. Habe heute einen Link geschickt bekommen. Von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK). Zum Thema Lernhilfen im Internet. Ich glaube, der könnte Sie interessieren.

Sehr geehrter Herr Bayer,
der neue Online-Ratgeber des Internet-ABC zeigt Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren, wie sie im Internet für die Schule, für Hausaufgaben und Nachhilfeübungen sinnvoll nach Informationen suchen können.
Die wirklich tauglichen Seiten sind im World Wide Web nicht immer leicht zu finden. Mit “Percys Recherche-Ratgeber” auf www.internet-abc.de erhalten Schüler einen kompakten Überblick, um gezielt und effektiv Nachforschungen anzustellen.
Anbei erhalten Sie die aktuelle Pressemitteilung der LFK.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.lfk.de

20. November 2009

Elternpflegschaften

Abgelegt unter: Elternabend — heinz eugen b @ 10:54

Die Klassen 6 bis 10 haben sie jetzt hinter sich. Die Elternpflegschaften. Was mich als Beobachter gefreut hat: Die Gesamtstimmung in der Burg war sehr entspannt. Herr Meyer sagt immer „Burg“, wenn er das ganze Gebäude heizen soll. Gefällt mir als Beschreibung sehr gut. „Welche Räume müssen geheizt werden?“ Wenn es so viele sind wie an den Pflegschaftsabenden, dann „heizt er die ganze Burg“.

Die Eltern müssen ja bei uns laufen, stehen in immer neuen Gruppen zusammen. Erst an so einem Abend merkt man, wie viele verschiedene Lerngruppen eine Klasse hat, wenn es um Sprachen geht und später dann um die Profilfächer. In diesem Jahr musste ich für einige 8. Klassen drei Zwischen-Sonderschienen aufmachen, damit alle Eltern auch alle Sprachlehrer/innen ihrer Kinder besuchen konnten. Ich empfinde diese kleineren Informationsstationen als Betrachter sehr auflockernd. Wo ein Sprachlehrer wegen Krankheit ausfiel, waren die Eltern in diesem Jahr auch gleich so flexibel, ohne Stress an die Bar zu gehen, um ein wenig untereinander zu plaudern. Auch für die fünften Klassen steht sie jetzt an. Die erste Elternpflegschaft, an der man all diese Menschen selbst kennenlernen kann, die die Gespräche beim Mittagstisch durchdringen. Die lieben und die knallharten und die blöden und die tollen und die strengen und die gerechten und die ungerechten und die bevorzugenden und die lockeren und die empfindlichen und die lauten und die leisen und die schicken und die altbackenen und die schlanken und die mit dem Bierbauch und die mit den vielen Haaren und die mit den wenigen und die, bei denen man alles versteht und die, bei denen man fast nichts versteht und die, bei denen man gerne alles versteht und die, bei denen man schon gar nichts verstehen will und die dann ja selbst Schuld sind. Also die, auf die man am Mittagstisch dauernd schimpfen könnte und die anderen, für die man gerne auch mal „und jetzt einen Löffel für die Frau ….“ in den Mund schiebt. Wir Lehrer sind öffentliche Personen. Über einen falsch platzierten Satz von uns finden echte Veranstaltungen statt. Ortsversetzt. Diskussionsrunden. Ich würde gerne einmal solch einen Prozess als Film sehen. Frau Schmitz, wie wär’s. Die Diskussionsrunden finden nach dem Unterricht zuerst einmal zwischen 30 jungen Leuten statt und dann an 30 Mittagstischen, wenn der Satz genügend Potenzial hatte, die Schule zu verlassen. 30 mal eine halbe Stunde Diskussion mit über 100 Diskussionsteilnehmern. Wenn der Satz fulminant war, dann beschäftigt er noch viele Diskussionen. Muss noch Monate später für eine Einschätzung von dieser öffentlichen Person herhalten. „Große“ Sätze bilden feste Grundlagen für Schubladen über uns Lehrer. Und der Satzerzeuger konnte sich vielleicht nie dazu äußern, wie der Satz gemeint war. Weil sich nie jemand getraut hat, dies anzusprechen. Deshalb mag ich die Gruppentische bei Elternpflegschaften. Das geht nicht immer, aber wird am Faust immer öfter gemacht. Weil sich dann viel mehr Eltern in der kleineren Runde mit den Satzproduzenten unterhalten können. Und merken: Da sitzen ganz normale Menschen. Die viel mehr sind als einzelne Sätze, über die man sich aufregt oder über die man sich freut. Gut, wenn man die Lehrer/innen kennt, über die die Tochter spricht und ein eigenes Erwachsenengefühl darüber hat. Also zum Beispiel: „Der ist streng, verlangt viel, gibt nicht so gute Noten, ist manchmal von einer motzenden Klasse genervt, aber hat das Herz am rechten Fleck. Hat ein paar richtig gute Sätze am Tisch zurückgelassen.“ Dann wird die Mittagsrunde bei neuen Erzählungen viel besser. Ich  habe zu viel Elternabende erlebt, auch als Vater, die so abliefen: Vorne sitzen die Lehrer, hinten die Eltern, Lehrer erzählen von der unruhigen Klasse und stellen die Eltern in den Senkel, ein paar „mutige“ Eltern stellen dafür den Lehrer in den Senkel. „Wie der schon aussieht, da versteh ich meine Tochter.“ Sie verstehen schon. Oder. Dieses Einschätzen von Menschen aus der Ferne. Das ist menschlich. Aber für den allgemeinen Lernprozess sehr schlecht. Dabei geht es nicht um uns öffentliche Sätzeproduzenten. Es geht um die Lernenden. Wenn am Mittagstisch ein Sätzeproduzent demontiert wird, dann kann er noch so viele tolle Sätze in den Raum stellen, dann nimmt das junge Gehirn dies nicht mehr so einfach wahr. „Wenn schon meine Mutter sagt, dass der Lehrer blöd sei, dann ist der auch blöd. Punkt. Der kann mir doch nichts beibringen. Der ist doch unfähig.“ Wenn es Probleme gibt, die am Mittagstisch auftauchen, dann muss man als Mutter oder Vater immer eines im Kopf haben: Für jede Situation gibt es verschiedenen Empfindungen. Und dass Lehrerempfinden und Schülerempfinden häufig auseinandergehen, ist ja wohl allen klar. Lehrer haben den typischen Auftrag, Schülern etwas beizubringen. Schüler haben den typischen Auftrag, gute Noten mit heimzubringen. Das sind unterschiedliche Sichtweisen. Eine Szene von einem einzeln erzählenden Sohn am Mittagstisch in Ruhe vorgebracht ergibt ein vollkommen anderes Bild als die gleiche Szene unter dem Aspekt einer unruhigen Klasse in der 6. Stunde. Man müsste den Eltern den Auftrag mitgeben, uns Lehrer als vollkommen unterschiedliche Menschen zu sehen, die einfach unterschiedlich arbeiten und wirken. Und damit auch einen momentan unbeliebten Lehrer als wichtige Personen zu begreifen, an dem man wachsen kann. Man muss gefordert werden, um wachsen zu können. Nur eines sollte nicht sein: Angst sollte nicht im Spiel sein. Und Ungerechtigkeit. Wenn Angst oder Ungerechtigkeit am Mittagstisch ins Spiel kommt, dann sollte man dies mit den Lehrern selbst klären. Sollte es an Gruppentischen an Elternsprechtagen offen ansprechen. Fragend. Nicht vorwerfend. Klärend, nicht aufgebracht. Dann verändert man. Mit zentralen Bloßstellungen vor versammelter Elternschaft hat man nur selbst vielleicht die kurze Genugtuung. Aber man hat dann eine echte Kommunikation verpasst.

Ich wünsche den Fünftklasseltern viele gute Gespräche. Und denken Sie daran, dass es um die Ernsthaftigkeit Ihres Kindes geht, nicht um die Noten. Denn die sind in der fünften Klasse noch nicht wirklich aussagekräftig.

p.s. auf dem Schülerblog gibt es einen neuen podcast. Es lohnt sich, reinzuklicken.

22. November 2009

B-Woche, Zukunftswerkstatt und Müller-TV

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz eugen b @ 16:16

Diese Woche war B-Woche. Herr Illner, der vor seinem Lehramtstudium Produktdesign studiert hat und ich, der – oh je, ist das schon lange her – vor meinem Lehramtstudium Maschinenbau studiert habe, sind die Verantwortlichen für diese B-Wochen.

Ob ich finde, dass unsere Vorgeschichte eine Rolle spielt? Ich weiß es nicht, ich finde nur, dass man einmal wieder betonen sollte, dass Lehrer ganz normale Menschen sind, die, wenn die Würfel ein wenig anders gefallen wären, auch als Produktdesigner oder als Maschinenbauer in dieser Welt herumlaufen könnten.  Das hilft im Verständnis von unserer Spezie, die immerhin die einzige auf dieser Welt ist, von der alle Menschen behaupten, dass sie sie ganz genau kennen würden. Immerhin gibt es keine Gattung Mensch, der jeder in seinem Leben 1000 Stunden mal Anzahl der Schuljahre zugesehen an. Angeguckt, ob die Brille geputzt ist oder das Hemd auch gebügelt. Zählen Sie einmal nach. Über 10 000 Stunden Lehrer gucken, das prägt. Da können Sie sich auch nicht entziehen. Im Vergleich dazu haben Sie in Ihrem Leben vielleicht 15 Stunden Maschinenbauer geguckt. Außer Sie sind mit einem verheiratet. Hilfe. Ich wollte eigentlich ganz woanders hin. Zurück zu den B-Wochen. In den B-Wochen versuchen wir, Fähigkeiten herauszufinden. Letzte Woche war Innenarchitektur angesagt. Zukunftswerkstatt. „Wie würdet ihr den Pavillon ausgestalten, wenn kein normaler Unterricht darin stattfinden müsste? Wenn man die Zimmer zu Lernbereichen umbauen könnte.  Mit Regalen, Nischen, Abtrennungen usw.“ Wir wollten die Bedürfnisse sehen und die Kreativität wecken. Klar ist das noch Zukunftsmusik, denn ohne die Pavillonräume funktioniert natürlich die Raumverteilung Für den Unterricht nicht. Aber andenken kann man ja schon einmal, wie toll es wäre, wenn man die fünf Zimmer des Pavillon ganz anders einrichten dürfte,die am Morgen eben von Klassen gebucht würden. Als Freiarbeitsräume, als Lernräume der anderen Art, als Lernstudios. Als Kommunikationsräume. Denn ganz klar: Fünf Räume nur für den Flügelverleih, das macht keinen Sinn. Zukunftswerkstatt, das ist eine gute Methode, um sich neuen Vorstellungen zu nähern. Um dann später Teile, die realisiert werden können, herauszugreifen. Im Flügelverleih wollen wir aber in erster Linie den Jungs und Mädels zeigen, welche Vielfalt von Entwicklungsbereichen das Leben zu bieten hat. Nur wenn man Dinge versucht, entdeckt man sich selbst. Zum Beispiel „Müller TV“. Zufällig letzte Woche entstanden. Wir sind gespannt, ob die Idee, die sich entwickelt hat, in die Realität umgesetzt wird. Ein junges Moderatorenteam, das regelmäßig kleine Filme über unser Wirken dreht und wir dies ins Netz stellen. Nachmittagsfernsehen. Ein eigener Sender. Zungenbrecher sollen z.B. nächste Woche in unserem Filmstudio aufgenommen werden. Frau Schmitz ist mit dem Podcast Team schwer am Arbeiten. Dazu bekommen Sie übrigens noch prinzipiell von uns die Anfrage, ob Ihr Sohn oder Ihre Tochter für die Nachmittagsschule gefilmt werden darf. Es geht bei diesen Filmen um Dinge, die Sie sicher interessieren und die für unsere jungen Flügelverleih Besucher ein großer Anreiz sein könnten. Drei Bälle eine Minute lang in der Luft halten. Und dann Szenenapplaus. Den Link an die Oma geschickt. Und den Stolz genießen. Aber es ist eben auch Öffentlichkeit. Große Öffentlichkeit. Wir würden uns natürlich verpflichten, darauf zu achten, dass im Nachmittagsfernsehen niemand schlecht aussieht. Diese Plattform soll ja Flügel verleihen. Ich versuche es einmal, an einem  Beispiel zu erklären. Wenn Sie wollen, nehme ich das auch gleich wieder aus dem Blog. Ich versuche es einmal, einzufügen.

Geht nicht. Doch jetzt geht’s.


traumhochzeitslied
von heinz-eugen-b

Als Frau Hofmeir sich in Frau Geismann verwandelt hat, haben wir vom Flügelverleih einen kleinen Film gedreht, den wir dann auf dem Standesamt nach der Trauung vorgespielt haben. Klar haben wir ein Taschentuch dazu gereicht. Mit Laptop im Innenhof des Rathauses. Den wir natürlich auch den Mittwochsflüglern vorgespielt haben. Von dem manche Eltern sicher auch gehört haben. In dem man unseren Abschlussritus mit dem Gesang schön sehen kann. Also für Flügelverleihbeobachter ein echter Lehrfilm. Überlegen Sie, wie Sie zu solchen Auftritten stehen. Sie bekommen dazu noch ein Anschreiben von uns.

Besuchen Sie auch unsere Podcastler, die haben wieder was Neues aufgelegt.

28. November 2009

Flüsterzeit, Zungenbrechertage und Weihnachtsbasar

Abgelegt unter: Flüsterzeit — heinz eugen b @ 16:42

Und? Was hatten Sie für einen Eindruck? Weihnachtsbasar am Faust. Klar. Manche Eltern würden sich diese traditionelle Veranstaltung lieber ohne Rockmusik wünschen. Viel zu laut für die besinnliche Zeit. Nicht weihnachtlich genug. Aber mal ganz ehrlich. Wenn man auf den Weihnachtmarkt nach Freiburg geht. Ist der denn weihnachtlicher? Ich sehe da einen ganz anderen Aspekt. Diese Veranstaltung machen Jugendliche. Planen sie, organisieren sie, führen sie durch, räumen sie auf. Logistisch eine Meisterleistung. In der 6. Stunde aufbauen. Aber nur die Klassensprecher. Unter Anleitung der Kursstufe. Und um 16 Uhr 30 Abbau. Damit um 17 Uhr alles wieder im Reinen ist. Die Hälfte der Unternehmung dient einem guten Zweck. Immerhin ist es ein Weihnachtsbasar. Und die andere Hälfte geht in die Klassenkasse. Klar sind da Vertrauenslehrer, die die SMV beraten. Klar helfen viele Klassenlehrer/innen im Vorfeld. Müssen aber nicht. Und das ist auch nicht das Entscheidende. Dies Veranstaltung ist eine echte Schülerveranstaltung. Keine Veranstaltung, bei der man Weihnachtslieder vom Schulchor einfordern darf. Ich stelle die Frage in den Raum: Warum sollten Jugendliche anders planen als Erwachsene? Warum sollten Jugendliche anders denken als Erwachsene? Warum sollten Jugendliche Weihnachtslieder auf’s Programm stellen, wenn auf dem Weihnachtsmarkt in Freiburg Glühwein und Wurstbude die wichtigsten Faktoren sind? Die Jugendlichen sollen vernünftiger sein als die Alten? Weihnachtsbasar am Faust – ich genieße ihn seit Jahren. Wir hatten aber auch schon Weihnachtslieder im Angebot. So viele junge Leute, die sich mächtig ins Zeug legen und in der Schule eine ernsthafte Verkaufswelt veranstalten. Ob das gymnasial ist? Ansichtssache. Klar gibt es Menschen, die nur Dinge als gymnasial ansehen, die man auch benoten kann. Stunden mit Fachwissenszuwachs. Wenn mir aber eine Betriebswirtschaftsstudentin erzählt, dass es verrückter Weise die Organisation des Weihnachtsbasars war, die ihr den Einstieg in ihre heutigen Berufswelt geöffnet hat, dann meine ich eben doch: Voll gymnasial.

Voll gymnasial war auch die Zungenbrecherwoche im Flügelverleih. Überall im Pavillon hängen Sprüche, die einem die Zunge verknoten. Nach gemachten Hausaufgaben sah man sie herumlaufen. Einzeln oder in Gruppen. Sätze sprechend. Immer wieder die gleichen. Herausforderung an die Gehirnwindungen. An die Konzentration.

Und dann: Vortrag mit Metronom. Um sich am Ende im Filmstudio von Frau Schmitz und Felix, so man am Donnerstag da war, filmen zu lassen. Sich so zungenbrecherisch artikulieren zu können und das vor laufender Kamera mit angesagtem Herzklopfen, da sage ich natürlich auch: Voll gymnasial.

Voll gymnasial finde ich auch die Flüsterzeit. Verrückt. Ich hatte es eigentlich nicht geglaubt, dass es funktionieren würde. Das Team fand es aber gut. Ich habe mich zurückgehalten. Die Realität hat mich überzeugt. Junge Menschen können auch am Nachmittag konzentriert und ruhig arbeiten, wenn man es zum Standard erklärt. Positiv erklärt. Wenn es den meisten klar ist, dass ihnen Unruhe und Lärm Zeit stiehlt. Und Energie. Dass Flüstern richtig cool sein kann. In Schweden ist es an den Schulen viel ruhiger als bei uns. Obwohl in Schweden auch nur ganz normale Menschen leben. Ich träume gerne: Ich bin der vollen Überzeugung, dass sich Schule vollkommen verändern würde, wenn man mit einem Bannstrahl dieses „Schreien müssen“ von Schüler/innen wegbeamen könnte. Wenn man es schaffen könnte, dass Schüler sich schlicht ruhiger verhalten. Mehr nicht. Austoben muss nicht Ausschreien heißen. Dann würde sich Schule schon deshalb ändern, weil die Noten besser würden, die Stimmung einen Schub bekäme und  alle weniger lernen müssten. Behauptet der Bayer. Schüler arbeiten im Normalfall klar unprofessionell. Aus der Sicht ihres späteren Berufs würden viele im Rückblick die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie sie sich jetzt verhalten. Der größte Unterrichtsausfall an Schulen findet in vielen Köpfen statt. Leider verklärt sich das Ganze nach ein paar Jahren und es geht in der nächsten Generation gerade wieder von vorne los.

1. Dezember 2009

Zungenbrecher Video

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz eugen b @ 19:12

Tut mir leid, ich wollte so gerne dieses Zungenbrechervideo in den Blog einbauen, aber es tut’s nicht so, wie es sollte.

Keine Sorge – irgendwann versteh ich auch das noch. :-)

Genießen Sie trotzdem    faust tivi 1

Gut, wenn man so ne richtige Frau vom Film im Team hat, die dann doch nicht beim Fernsehen blieb, sondern lieber ans Faust kam.

3. Dezember 2009

Herzklopfen und Lesezeit

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz eugen b @ 23:32

Ja Lesewoche finden wir auch richtig gut. Frau Theisohn hat ihre private Bibliothek an Kinderbüchern angeschleppt, wir haben viele neue Spiele angeschafft. Kleine Gesellschaftsspiele, Kniffelspiele, Geschicklichkeitsspiele. Frau Hirth hat wieder neue Mathepakete zusammengepackt. Deutschpakete gab es natürlich sowieso. Und unsere Flügelverleihmenschen haben sich zum Großteil daran gewöhnt, dass es ein Flügelverleih-Leben nach den Hausaufgaben gibt. Dass es gut tut, auch nach gemachten und überprüften Hausaufgaben noch weiter den Kopf zu schulen. Hirntraining. Ohne Druck. Sich abfragen lassen. Wiederholen. Vertiefen. Weil es Sinn macht. Weil dann nach 14 Uhr 45 oder 15 Uhr auch noch was besonders Schönes zum Abrunden dran ist. Diese Woche: Jonglieren lernen mit Herrn Zürn, Schmökern auf den neuen Kissen in den Nischen, neue Spiele ausleihen und ausprobieren. Dem Bayer zuhören, wie er aus seinen eigenen ersten Kinderbüchern vorliest. Ja, ich gestehe, ich hatte zuerst ganz schön Herzklopfen. Ich durfte in der Lesewoche in der Eröffnungsrunde lesen. Jawohl. Hat das Team erlaubt. Ich hatte schüchern angefragt. Das Team hat voll zugestimmt. Eine echte Bayer’sche Lesung. Und sie haben mir einfach zugehört. Saßen da, waren mucksmäuschenstill und haben mir zugehört. (Tausend Dank an meine jungen Zuhörer und -innen. Ihr seid die Tollsten. :-) ) Bei der Geschichte von Hanna mit der Rechtschreibschwäche, die mit Hilfe einer Fee die Familie wechselt. Und bei der Fabel von Otto, dem bunten Eidechsenschwanz, der sich am Ende eine neue Eidechse wachsen lässt. Schönes Gefühl für so einen Autor. Seit 10 Jahren gibt es die Hanna-Geschichte. Seit 9 Jahren den Otto. Einem Publikum vorgelesen habe ich sie noch nie. Also: Welturaufführung Im Flügelverleih.

Mit unserer Idee, den Vorraum gemütlicher zu gestalten, sind wir in dieser Woche ein schönes Stück weitergekommen. Bunte Stoffe, bunte Kissen, eine abgehängte Lampe. Eine Stellwand. Wir experimentieren. Atmosphäre schafft Ruhe, glauben wir. Deshalb versuchen wir jetzt weiter, mit unseren beschränkten Mitteln an der Flügelverleihatmosphäre zu arbeiten.

Die neuen Räume im Aufbau West gehören auch zu unserem „Revier“ – wir machen uns schon jetzt unsere Gedanken, wie unsere Coachs in diesen Lernlabors später einmal Lerneinheiten mit den Aktivboards für die Flügelverleihmenschen umsetzen könnten. Wenn Anfang nächsten Jahres die Räume geöffnet werden. Morgens für die Oberstufe. Und am Nachmittag exklusiv auch für den Flügelverleih. Man darf gespannt sein. Wir sind es. Es gibt noch ein paar Lieferschwierigkeiten bei der Einrichtung. Aber an den Boards werden schon die ersten Lehrer geschult. Deshalb: Noch ein wenig Geduld.

Unser Nachmittagsfernsehen stößt auf großen Zuspruch. Faust-tivi. Wir bleiben dran. Das Film-Studio wird weiter dafür ausgebaut.

Und einbauen kann ich jetzt auch. Habe mal bei den Schülerbloggern nachgefragt. Für was haben wir die. :-) Danke an Felix für den Tipp.


01_Faust-tivi
von schmitzi2009

8. Dezember 2009

Zwei Jahre später einschulen

Abgelegt unter: Jungenproblematik — heinz eugen b @ 23:40

Ich muss noch schnell was von der letzten Woche nachlegen. Weil es mich einfach beschäftigt. Sie wissen ja. Diese Jungengeschichte lässt ich nicht los. Weil ich sie täglich vor Augen habe. (Und weil ich nebenbei auch Opa eines Enkels werde.) Jetzt hatten wir eine Anfrage von der PH Freiburg. Da gibt es ein Forschungsprojekt genau zu diesem Thema. Jungenproblematik. Sie können sich vorstellen, dass wir da sofort zugestimmt haben, mitzumachen. Man muss etwas tun.
Abiturienten1
Nur fällt mir im Moment noch nichts Besseres ein, als uns Männer zwei Jahre später einzuschulen. Dann würde das passen. Die Jungs mit 19 Abi, die Mädchen mit 17. Früher fiel dieser natürliche biologische Vorsprung der Frauen nie so ins Gewicht. Die Schulen waren enger geführt, die Jungs hatten weniger Chancen, sich davonzustehlen. Wenn die Lehrer etwas sagten, dann hatte das Bedeutung. Die Eltern waren meist der Meinung, der Lehrer würde es schon recht machen. Jetzt lässt man uns Männern in jungen Jahren richtige Entwicklungsspielräume – den Frauen in jungen Jahren natürlich auch. Einzelne Lehrerkonzepte werden in vielen Elternhäusern in Frage gestellt – und was passiert: Zusammen mit der digitalen Welt, die uns um ein Vielfaches mehr fasziniert als das weibliche Geschlecht, überleben wir Schule definitiv schlechter. Ich war gerade beim Media Markt, um eine Digitalkamera für den Flügelverleih zu kaufen: Männer, Männer, Männer. Wenn es um die neueste Technik geht, sind wir unschlagbar. Das war schon immer unsere Stärke. Doch jetzt macht sie uns im wirklichen Leben sehr verletzlich. Man bemerkt unsere wirklichen Stärken in der Schule nicht mehr, weil sie in einer anderen Welt auftauchen. Wir sind großartig, wenn wir über iPhone die neuesten Nachrichten abrufen sollen, wir Männer sind die wahren Natives der Digitalen Welt. Wir spielen an der Konsole alle anderen in Grund und Boden. In der normalen verbale Kommunikation sind wir aber noch schlechter geworden. Und an den Schulen verbietet man dann auch noch genau unsere Stärke. Lässt uns nicht hinein mit unserem Spielzeug. Handyverbot. Dabei müsste man für uns eigentlich Diktate nur noch mit dem Handy schreiben lassen. Man müsste vorschreiben, Romane am iPhone zu lesen. Man müsste nur mit interaktiven Medien Integrale lösen dürfen, Übersetzungen mit dem PC machen und Geographie sowieso nur am Laptop erledigen. Dann könnten wir wieder zeigen, wer wir eigentlich sind.
Wie ich jetzt drauf komme? Wir hatten Berufsberatung am Faust. Frau Anhalt machte das wie immer hochprofessionell. 25 Workshops für die G8er der Kursstufe 1. Workshops aus allen Fachbereichen, die sich Schüler gewünscht hatten. Da kamen wie in jedem Jahr Fachleute an die Schule. Einen Tag lang ist das Faust für die Kursstufe ein Fenster in die Berufswelt.
Und in den Gesprächen mit Fachleuten von der Uni tauchte die Jungsproblematik eben auch hier immer wieder auf. Nach G8 kommt Bachelor und so viele Jungs haben Probleme, zum Beispiel an der Uni einfach auf’s Sekretariat zu gehen, um etwas zu fragen. Sich zu organisieren. Sie versuchen lieber alles online zu regeln. Viele hinken hinterher. Kommunikation ist für Männer nicht immer so spaßig. Hilfe. Wir brauchen einfach mehr Zeit. Früher waren 10 Semester keine Diskussion. Auch nicht 12. Heute sind es schon 8. Und jetzt noch das achtjährige Gymnasium. Da wird es nochmals verkürzt. Bis wir richtig bei uns selbst angekommen sind , haben wir schon den Uniabschluss oder sind durchgefallen.
Wieder ein Grund mehr, im Flügelverleih auf Eigenständigkeit und Konzentration zu setzen. G8 ist kurz. In dieser Woche ist übrigens Texte rezitieren angesagt. Kleine Geschichten vortragen. Rethorik im Flügelverleih. Sicher heißt es am Ende auch wieder: „ab ins Filmstudio!“ Man darf gespannt sein, was dabei herauskommt. Ich habe übrigens beschlossen, einen extra Blog speziell für Jungs aufzumachen. Das ist leichter als die Sache mit dem zwei Jahre später einschulen durchzuboxen. :-)

16. Dezember 2009

Von Ohms und Öhms

Abgelegt unter: Ohm und Öhm — heinz eugen b @ 22:26

lust frust
Heute wurde der Öhmkalender 2010 im Flügelverleih vorgestellt. Also der Nachfolger vom Urpskalender. Sie verstehen nur Bahnhof? Der Urpskalender, den gibt es schon seit Jahren. Er wurde für die ersten G8 Faustschüler entwickelt, um ihnen mehr Professionalität von Lernprozessen näherzubringen. Hier das pdf zum Herunterladen. Manche kennen ja vielleicht auch den Urpskalender 2009, den wir im letzten Jahr herumgeschickt haben. 2010 heißt der Urps Öhm und anstatt dass ihm beim richtigen Umgang mit Schule und dem Leben der Kopf ausbeult, wachsen dem Öhm Flügel. Klar. „Dem Lernen Flügel verleihen“, das ist immerhin das Motto der Nachmittagsschule. Öhm’s Gegenspieler ist der Ohm. Der Öhm geht ungefähr so an die Sache ran: „Der wichtigste Lehrer bin ich selbst. Wenn ich wirklich will. Ich! Wirklich!!!! Dann versetze ich Berge. Egal wie ich meinen Lehrer finde. Der Öhm findet damit natürlich die meisten Lehrer völlig in Ordnung – im Gegensatz zum Ohm, der Lehrer prinzipiell schon mal blöd findet. Weil sie zu streng oder zu nachgiebig sind, zu schlecht bewerten, zu schlecht erklären, zu alt sind oder zu jung, zu laut oder zu leise reden, zu ungerecht sind oder zu pingelig…. Kurzum, der Ohm findet: Die Lehrer sind auf alle Fälle schuld.
Die Grundidee des Öhmkalenders: Jeder Ohm, dem natürlich nie Flügel wachsen können, kann durch bewusste Blickwinkelveränderung zum Öhm werden. Und: Der Öhm steckt in jedem von uns. Man muss ihn eigentlich „nur“ herauslassen.
Genau das „nur „ ist aber der Knackpunkt. Nicht jedem kann es so geschickt passieren wie den beiden Siebtklässlerinnen, die ihren Öhm eher zufällig frei ließen.
Ich habe diese alte Geschichte schon oft erzählt, aber sie verdeutlicht einfach gut, was wir meinen: Vor vielen Jahren in meiner Zeit als Vertrauenslehrer kamen zwei Siebtklässlerinnen mit einem Problem zu mir: Ihre Mathematiklehrerin ließ sie wohl links liegen, hatte Lieblingsschüler/innen und wie sich die beiden auch anstrengten: Es half nichts. Sie streckten und kamen einfach nie dran. Deshalb waren auch die Noten schlecht. So war ihr Bild. Also Handlungsbedarf für einen Vertrauenslehrer. Ich versprach, mit der Kollegin zu reden. Und vergaß es. Zwei Wochen später, ich hatte die Mädchen einbestellt, kamen sie wieder. Mir war es etwas peinlich, sagte erst einmal: „ Und, wie geht‘s?“ Die beiden erzählten begeistert: „Herr Bayer, man merkt einfach, dass Sie mit der Frau S. gesprochen haben. Jetzt ist alles in bester Ordnung. Wir haben auch schon beide eine gute Note geschrieben.“ Die Kollegin, die ich natürlich gleich darauf befragte, erzählte mir von einem erstaunlichen Wandel der beiden Schülerinnen. „Die machen plötzlich richtig gut mit und sind gar nicht mehr so abweisend.“ Es genügte schon, dass sie sich ernst genommen gefühlt haben. Die beiden haben übrigens ihr Matheabitur später sehr erfolgreich abgelegt.
Schon ein zufälliger Placebo kann also den Blickwinkel ändern, den Schalter umlegen und aus einem Ohm einen Öhm machen.
Übrigens: Diese Woche ist B-Woche mit kleinen Kurzfilmen. Unsere Schüler/innen sollen es schaffen, innerhalb von genau einer Minute: Eine Gruppe vorzustellen, ein kleines Interview umzusetzen oder, wie es die heutige Aufgabe war, einen kurzen Werbeclip zum Thema Ohm und Öhm zu drehen. Wir besitzen viele junge Kreativmenschen in unserem Flügelverleih.

p.s. Der Öhmkalender „erscheint“ noch vor Weihnachten, damit er für unter’n Baum ausgedruckt werden kann, falls er Sie überzeugt.
„Öhmt gut und good bye“ hat Frau Theisohn heute spontan zum Abschlussrunde gesungen.

19. Dezember 2009

Öhmkalender 2010 erschienen

Abgelegt unter: Kalender — heinz eugen b @ 17:07

öhmreihe1b
Geschafft: www.faust-verleiht-flugel.de
Das ist die Adresse, unter der wir ab heute die Homepage der Nachmittagsschule betreiben. Klicken Sie sich einmal rein, wir haben uns mit dem Design große Mühe gegeben und den Produktdesigner unseres Teams flügeleigene farbige Klekse entwickeln lassen. Dieser Blog bleibt Ihnen natürlich trotzdem erhalten. Unsere Homepage dient einfach einer besseren Gesamtübersicht und stellt eine zusätzlichen Dienstleistung aus dem Hause Flügelverleih dar. Man kann schneller Wocheninformationen aber u.a. auch Infos aus dem Hause Faust für Sie aufbereiten – für Neulinge ist dieser Informationszugang ebenfalls sinnvoller.
Wir haben Ihnen auf unserer Internetseite auch den versprochenen Öhmkalender 2010 zum Download eingestellt. Falls Sie die Weihnachtsferien nutzen wollen, sich über diese etwas ungewöhnliche, aber aus der Erfahrung mit den Urpskalendern für manche Schüler/innen sehr effektive Art mit Ernsthaftigkeit der eigenen Person und den eigenen Lernprozessen gegenüber auseinanderzusetzen.
Für manche Kinder des Flügelverleihs war schon schnell die Öhm-Idee klar, wurde umgehend in Werbung umgesetzt. „Yes, we öhm.“, war einer der Schlachtrufe, die entstanden sind. Aber ein paar Jungs meinten so ganz nebenbei: „Eigentlich ist der Ohm cooler.“
Ja, liebe Jungs. Das ist unser Männerproblem. Das steckt so tief in manchen drin. Als wäre es männlich, seine Fähigkeiten nicht zu entwickeln. Nur weil „nichts für die Schule tun“ irgendwie cooler zu sein scheint. Und weil wir möglichst cool sein müssen. Glauben wir zumindest. Hier bedarf es einer echten Revolte gegen diese Einstellung. Irgendjemand schiebt uns doch diese Meinung heimlich unter, damit wir am Ende doof dastehen. Männer – da ist eine echte Verschwörung im Gang. „Öhm ist cooler“. Das ist die Revoltebotschaft. Damit könnten wir es schaffen. :-)
Ihnen allen zusammen mit Ihren Jungs und Mädels: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Wünscht das Flügelverleihteam. Bis nächstes Jahr an dieser Stelle.

20. Dezember 2009

Faust Tivi: Katastrophen und andere Dinge

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz eugen b @ 11:41

Nachfolgender Filmbeitrag kam gerade herein.
Ich muss gestehen, wir haben immer noch nicht die offizielle Dreherlaubnis von Ihnen als Eltern eingeholt. Spontaner Kindermund ist manchmal überraschend und frappierend. Wenn Sie also einmal Einwände haben, bitten wir Sie darum, uns umgehend zu informieren, falls wir Beiträge Ihrer Kinder aus dem Angebot nehmen sollen.


Faust tivi-Tagesschau 1
von schmitzi2009

27. Dezember 2009

Namensgebung: Ohm und Öhm

Abgelegt unter: Ohm und Öhm — heinz eugen b @ 14:37

Der Öhmkalender hat noch ein Vorwort bekommen. Hier im Blog sollte es nicht fehlen, denn wer sich mit dem Kalender nicht beschäftigt hat, der denkt vielleicht, dass wir jetzt nur noch Kindergarten machen. Dabei steckt ein wirklich ernsthaftes Konzept dahinter. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt: Man kann einzelne Schüler/innen damit auf die richtige Spur setzen. Ein Versuch ist es also auf alle Fälle wert.
Vorwort:
Ohm, ist das nicht diese hochkomplizierte Einheit für den elektrischen Widerstand? R gleich U durch I.
Richtig. Widerstand. Den jeder kennt, der auch viel Gutes hat. Der einem einen Standpunkt verschafft. Ohne das Gefühl zu besitzen, auch im richtigen Moment dagegen halten, Widerstand leisten zu können – also ohne Selbstbewusstsein – lebt es sich nicht wirklich gut.
Schule rundum nur toll, toll, toll zu finden, das ist sicher kein Ziel. Der gewisse Widerstand ist ziemlich gesund. Dass wir Menschen uns einer solch langen Ausbildung unterziehen müssen, um unsere hochtechnisierte Gesellschaft am Leben zu erhalten, da war von der Natur ursprünglich wohl nicht so vorgesehen.
Einst waren wir Jäger und Sammler und unser Wissen bekamen wir direkt erzählt. Von Vater oder Mutter, vom Stammesältesten oder einer weisen Frau. Seither hat sich viel getan. Zwölf Jahre bis zum Abitur, dann noch einmal vier bis sechs Jahre Berufsausbildung. Bis zum Beispiel der moderne Sammler in Form eines Börsenspezialisten sammeln kann. Das Beispiel ist vielleicht ein wenig schief, sind doch die Börsensammler im zu Ende gehenden Jahrzehnt in Verruf geraten. Aber ich denke, man versteht, was ich meine: Moderne Gesellschaft mit iPhone, Solarzellen und Scype ist nicht mehr zu haben mit der „Erzähl doch mal“ Ausbildung unserer Urahnen.
Trotzdem, der Urahn in uns rebelliert natürlich bei Vokabeltests und schwierigen Fragen in der Physikarbeit. Da will er lieber hinaus in die Savanne, mit Speer bewaffnet und ein Mittagessen jagen. Aber ganz zurück in die Savanne, das will natürlich in Wirklichkeit keiner.
Zurück zur Namensgebung.
Ein bißchen Ohm muss sein! Zum Beispiel Glühbirnen. Die 100 Watt Glühbirne besitzt einen Widerstand von etwa 500 Ohm, eine 20 Watt Birne von 2500 Ohm. Eine 1000 Watt Birne brennt mit 50 Ohm. Gar kein Widerstand ist ein Kurzschluss, das macht wenig Sinn. Ein unendlich großer Widerstand nennt man Unterbrechung des Stromkreises, das macht ebensowenig Sinn. Bei ganz viel Ohm tut sich also nichts mehr.
Im Kopf zu vieler Schüler wird der Widerstand aber so hoch geschraubt, dass der Stromkreis unterbrochen ist. Das fühlt sich häufig sogar gut an, weil der Urahn in uns jubelt. Der findet das cool. Raus in die Savanne. Den Stromkreis unterbrechen.
In unserem Öhmkalender symbolisiert der Ohm den Urahn, der Öhm den modernen Menschen. Ein richtiger Öhm ist übrigens kein Streber, denn er trägt immer noch den angemessenen Ohmanteil in sich. Öhm sein heißt also nicht Kurzschluss. Öhm sein heißt, das richtige Verhältnis zu finden zwischen Stromfluss und Widerstand.
Damit die Lampe normal hell leuchtet und nicht nur funzelt oder ganz ausgeht. Gleißend hell ist auch nicht angesagt.
Da viele Schüler – speziell männliche – den modernen Öhm schon als Streber ansehen, haben sie ein echtes Problem. Denn Streber sein ist natürlich uncool. Uncool, das schreibt der Urahn vor, geht gar nicht. Deshalb oft Widerstand bis zum Abwinken. Voll-Ohm. Damit schadet man sich natürlich nur selbst. Denn die Jobs in der Savanne sind rar geworden. Die Öhms haben die besseren Startchancen.
Deshalb unser Tipp an alle jungen Öhmkalenderbenutzer: “Vergiss den Streber, nimm lieber den Öhm. Selbstbewusst, positiv, lebensprall. Sag dem Urahn in dir, dass er ein Auslaufmodell ist. Werde Öhm. Es lohnt sich. Das Leben wird leichter.”
Ja klar, ich bin auch Physiklehrer. :-)
www.faust-verleiht-fluegel.de – dort gibt es den Öhmkalender zum Nulltarif.
p.s. Der Schülerblog lohnt sich zu klicken. Filme aus Frankreich vom Feinsten. Unter Links. Da gibt es auch schon den ersten Artikel in dem angekündigten Männerrevolte-Blog für Schüler (männlich). Aber dazu später mehr.

31. Dezember 2009

Silvesteransprache

Abgelegt unter: Flügelverleih, Gehirn — heinz eugen b @ 18:25

Rückblick und Ausblick

Da kommen seit September fast 100 zukünftige Staatsanwälte, Medizinerinnen und Journalisten, Solartechniker, Schauspieler und Lehrerinnen, Maschinenbauer, Betriebswirtinnen und Architekten usw. mehrmals in der Woche am Nachmittag an einen Ort, der einen ungewöhnlichen Verleih versucht – den Verleih von Flügeln. Dem Lernen Flügel verleihen – heißt unsere Vorstellung. Nun ist Lernen ein Prozess, der in unserem Gehirn stattfindet. 2 % unserer Körpermasse, aber 20 % unseres Energieverbrauchs… Ein Turbogerät, das enorm viel leisten kann. Man weiß schon viel darüber, jeden Monat melden die Hirnforscher neues, doch noch immer befindet man sich ganz am Anfang. Nur eines steht fest: dieses Turbogerät kann man vollkommen falsch bedienen. Dann ist Frust angesagt und Stress in den Familien. Deshalb setzt der Flügelverleih neben dem konsequenten, eigenständigen Hausaufgaben erledigen auf ein zweites Standbein: möglichst viele Bereiche abzuklappern, die dem Lernen von einer anderen Seite Unterstützung bringen können. Von der Natur sind wir für 12 Jahre „in der Schule lernen“ und dann noch einmal 4-6 Jahre „für den Beruf lernen“ nicht wirklich gut ausgestattet. Trotzdem müssen wir immer besser werden. Wer will schon in 30 Jahren in einem Bildungs-Entwicklungsland leben. Für die Chinesen T-Shirts zu nähen, weil man hier billiger produzieren kann, das sollten wir noch ein Weilchen auf die lange Bank schieben. Dazu muss dem Lernen unserer zukünftigen Wissenschaftlerinnen und Forscher, Unternehmerinnen und Politiker Flügel verliehen werden.
Die Zahl der Firmengründungen ist auf einem historischen Tiefststand angekommen. Speziell im Bereich der Hochtechnologie fehlt der unternehmerische Nachwuchs. Der Zwang, die Strenge, die Unnachgiebigkeit, die Enge von Schule gibt es nicht mehr. Schüler selbst empfinden das natürlich anders, aber sie haben keinen Vergleich. Problem für viele, die ohne Zwang nicht so leicht lernen. Also müssen neue Methoden her. Lernen ist kein Selbstzweck. Es dient einem selbst, aber auch der Allgemeinheit. Es werden bald Fachleute fehlen, die gut ausgebildet sind, sagen die Experten. Diese Fachleute sitzen jetzt zum Beispiel in der fünften und sechsten Klasse und wissen noch gar nicht, welche gesellschaftliche Verantwortung auf ihnen lastet. Dies sollte auch nicht belasten, wir müssen den jungen Leuten aber die Ernsthaftigkeit ihrer Arbeit klarmachen. Klarmachen, dass moderne Schule auf Eigenständigkeit setzt, weil nur Eigenständigkeit in der modernen Welt Zukunft hat. Die Zeit der Untertanen ist vorbei – Gott sei Dank – aber die Probleme der neuen Pädagogik sind enorm – zumindest für so manchen Schüler. Sie kennen mein Spezialgebiet. Ich werde es jetzt verlagern. Wie angekündigt habe ich speziell für die Jungs einen eigenen Blog eröffnet. Ich weiß aus der Praxis, dass für manchen jungen Mann dieser Ansatz der Selbstreflexion der richtige Ansatz ist. Der richtige Ansatz, um den Schalter umzulegen oder umgelegt zu lassen und Schule als ernsthafte Angelegenheit für die Gesellschaft und speziell für sich zu begreifen. www.maennerrevolte.de ist der Ort, an den Sie Ihren Sohn etwa einmal in der Woche „schleppen“ könnten – vielleicht bleibt er irgendwann freiwillig. Ein Versuch ist es immerhin wert. Vielleicht gehört er ja genau zu denen, die über die eigene Reflexion lernen, richtig zu lernen. Denn über die eigene Reflexion lernen, richtig zu lernen, ist der einzige Weg, der Stabilität gewährleistet. Lesen Sie demnächst einmal spaßeshalber im Männerrevolteblog die Antworten von Sechstklässlern und Sechstklässlerinnen, die ich gefragt hatte, warum sie meinen, dass das Abitur immer frauenlastiger werden würde. Dann wissen Sie, warum wir im Flügelverleih auf Ernsthaftigkeit in allen Bereichen setzen. Da ist richtig Not am Mann.

Die Entwicklung im Flügelverleih.
Ein paar wenige Kinder wurden wieder abgemeldet, weil es bei ihnen nicht so richtig geklappt hat, ihre Hausaufgaben unter den natürlich trotz Flüsterzeit ein wenig unruhigeren Bedingungen als zuhause zu bewerkstelligen. Das ist kein Beinbruch. Nachmittagsschule am Faust ist nur ein Weg. Es kamen im Gegenzug auch Kinder hinzu, die diese Möglichkeit des gemeinsamen Arbeitens für sich interessant und spannend fanden.

2010 hoffen wir natürlich, uns noch weiter verbessern zu können. Am 14. Januar wird zum Beispiel ein pädagogischer Abend für unsere Coachs stattfinden. Wir werden Probleme besprechen, Tipps austauschen und die Hintergründe und Grundideen des Flügelverleihs weiter vertiefen.

Alles in allem sind wir mit dem Start 2009 in die zweite Runde der Nachmittagsschule sehr zufrieden und setzen auf ein sich positiv weiterentwickelndes 2010. Es wäre schön, wenn Sie irgendwann Zeit und Muße hätten, einen kleinen Kommentar von Elternseite an nachmittag.am.faust@googlemail.com zu schicken, den wir dafür verwenden könnten, nach außen den Flügelverleih zu stärken. Dass die Zuschüsse für die Nachmittagsschule und die Deputatszuweisungen so erhalten bleiben können wie zur Zeit. Bald sind Landtagswahlen. Wir müssen vorbauen, denn wir finden: es wäre sehr schade um unser Konzept, wenn es durch Sparen irgendwann nicht mehr möglich wäre. Was finden Sie?
Übrigens sind wir natürlich auch Kritiken gegenüber vollkommen offen. Und sind für Tipps dankbar. Wenn Sie welche haben, schicken Sie sie doch einfach bis zum 14. Januar an uns. Dann könnten wir sie in unserer internen Fortbildung gleich mitdiskutieren.

Ihnen und Ihren Familien
wünscht das Flügelverleih-Team am Faust nun einfach
einen guten Rutsch ins neue Jahrzehnt und Ihren Kindern weiterhin eine erfolgreiche und befriedigende Schulzeit.

8. Januar 2010

Flügelverleiher bereitet sich massiv auf Nachmittagsschule vor.

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 21:43

Mail von Pädagogikchefin Theisohn an Bayer, Illner, Thatenhorst und Zürn: “Jungs, habt ihr noch alte Krawatten im Schrank? Die Jungs aus dem Flügelverleih sollten das lernen. In der nächsten A-Woche…. Also gleich nach den Ferien! Gruß…”
Sie sehen, bei uns tut sich schon richtig was, trotz Schneewochenende. :-) Das Schneewochenende, das dürfen Sie gerne unseren jungen Flügelmenschen von uns Flügelverleihern ausrichten, wäre übrigens unserer Meinung nach, und die hat Hand und Fuß, wunderbar dazu geeignet, sich z.B. mal eine heiße Schokolade zu bereiten, die Schulbücher und Hefte der nächsten Woche in Ruhe und ganz entspannt aus dem Ranzen oder Regal zu nehmen und wie in einem spannenden Krimi darin zu schmökern. Um das Gehirn langsam warmlaufen zu lassen, damit es gleich von Anfang an 2010 ganz vorne auf der Welle steht. Das fände so ein Gehirn total cool. Sie sollen doch einmal mit dem Gehirn Kontakt aufnehmen.Vorne auf der Welle zu stehen wäre im Übrigen spannender als jeder Krimi. :-) Sagen Sie ruhig, wir Flügelverleiher würden uns das mit dem schon mal Schule schmökern und perfekt den Ranzen packen ganz doll von ihnen wünschen. Sie dürfen es, wenn sie es nicht für sich tun wollen, gerne einfach auch für uns machen. Vielleicht geht es dann leichter. :-)

15. Januar 2010

Pädagogische Abend

Abgelegt unter: Pädagogischer Abend — heinz.bayer @ 11:06

Unglaublich, wie viel Überzeugendes man aus dem Pädagogenmund von Neunt- bis 13.klässler/innen alles hören kann, wenn Schüler/innen zu Kolleg/innen werden, mit denen man ein gemeinsames Ziel verfolgt. Dann ändern sich Blickwinkel.

Der pädagogische Abend war für mich mal wieder sensationell. Mit Leuten zusammenzusitzen, die zum Teil meinen Job machen werden, wenn ich als Pensionär meine nächste Jugend entwickle, das war wie immer hochspannend für einen Altgedienten.

Es ist auch für uns Lehrer ein richtig guter Blickwinkel, wenn man Schüler/innen auf gleicher Augenhöhe gegenübersitzt und aus ihrer Coachsicht unser Konzept erzählt bekommt. Veronika Lévesque von der Bildungsstelle Baselland war extra angereist, um den Abend wie im letzten Jahr zu moderieren. Tausend Dank an dieser Stelle. Sie war vor vielen Jahren übrigens selbst einmal Faust-Schülerin. „Critical friend“ war in diesem Jahr ihre Rolle. Jemand von außen sieht und hört andere Dinge. Im eingefahrenen Team ist man doch manchmal betriebsblind. Es gab das Plenum, aber es gab auch die einzelnen Klassenkonferenzen. Coachs einer Lerngruppe besprachen jeden einzelnen betreuten Schüler, um dann zu den Halbjahresinformationen eine ganz andere Art der Rückmeldung an ihre Schüler geben zu können. Konzentration, soziales Verhalten, Lerneinsatz, Ordentlichkeit, Ausdauer …

Wir haben uns bei dieser Veranstaltung viele Anstöße für unser Konzept erarbeitet.

Aus der Sicht vieler Teilnehmer, die ich gehört habe, ein voller Erfolg.

Diese Woche war in der nachmittagsschule übrigens die Woche der Krawatten und Fäden. Ich denke, unsere Flügelkinder haben ihre Erfolge beim Krawattenbinden erzählt. Nach getaner Arbeit die Feinmotorik durch Fädenknüpfen und Spezialknoten zu verbessern, war das A-Wochen Thema neben dem kontinuierlichen Jonglagekurs von Herrn Zürn.

Hier noch ein Gruppenphoto der Teilnehmer/innen des Abends

23. Januar 2010

Flügelverleih-Halbjahresinformationen

Abgelegt unter: Flügelverleihzeugnisse — heinz.bayer @ 00:50

„Tragt in die Kategorien jeweils die Zahl ein, auf die ihr euch anhand der Skala geeinigt habt (0 = wenig; 10 = viel)“, das war die Aufgabenstellung für die Lerncoachteams der einzelnen Lerngruppen in der Nachmittagsschule am Pädagogischen Abend. Eine spannende Sache, wenn Schüleraugen das Lernverhalten jüngerer Schüler analysieren. Da sich Coachs verschiedener Nachmittage einigen mussten, war es auch immer eine Mehrheitsentscheidung. Wie Sie in der unteren Grafik sehen können, ist die Verteilung der Punkte aller Schüler/innen eindeutig im positiven Bereich. Das entspricht unserer direkten Erfahrung. Die meisten unserer Schüler/innen im Flügelverleih machen einen richtig guten Job. „Zuverlässigkeit und Ordentlichkeit“, das waren die Fragen nach: Werden die Hausaufgaben im grünen Bereich selbstständig, konzentriert und ordentlich erledigt?  „Verhalten den Coachs gegenüber und die Fähigkeit, sich an Regeln zu halten“, das war die Frage danach, wie sich Schüler/innen innerhalb einer größeren Gruppe verhalten. Die Nachmittagsschule hat hier mit denselben Unterschieden umzugehen wie die normale Schule. Auch bei uns gibt es einige Schüler, bei denen Dauerspäßchen angesagt sind. Der Gehirnforscher  Gerald Hüther würde es vielleicht so beschreiben: „Kinder und Jugendliche suchen sich selbst Aufgaben, an denen sie über sich hinauswachsen können.“ An Hausaufgaben kann aber niemand über sich hinauswachsen. An der Aufgabe, wie kann ich Coachs möglichst viel herausfordern, schon. Da sind Coachs mit Lehrern austauschbar. Deshalb haben auch manche Schüler ihre Probleme mit klaren Coachentscheidungen, dass sie z.B. auseinandergesetzt werden, weil sie mit ihren Hausaufgaben nicht vorwärts kommen und weil sie durch ihre Späßchen andere ablenken. Die Reaktionen sind mit den Reaktionen aus der Schule zu vergleichen. Dann ist so ein Coach einfach schnell mal doof. „Der nimmt einem den Spaßfaktor weg. Man darf nicht mehr über sich hinauswachsen.“

Wir wollen im Flügelverleih natürlich, dass das Hinauswachsen nach der notwendigen Pflichtübung passiert. Hausaufgaben zuverlässig, konzentriert und ordentlich gemacht, damit die Lehrer und die Eltern zufrieden sind. Außerdem machen Hausaufgaben einfach Sinn. Auch wenn sie nicht zum über-sich-hinauswachsen” sind. Das über-sich-hinauswachsen können folgt ja dann im kreativen Teil danach. In dieser Woche – B-Woche in Form einer Journalismus-Woche mit dem Ziel einer eigenen Flügelverleihzeitung. Zukünftige potenzielle Journalisten sollten sich einmal Gedanken machen, wie eine eigene Onlinezeitung handgeschrieben aussehen könnte. Fotografen durften sich über die Bildgestaltung Gedanken machen … nach der Pflichtübung ist für uns die Möglichkeit, sich zu beweisen, was alles geht. Ob man zwei, drei oder vier Bälle jonglieren kann, ob man Zungenbrechersätze abspulen kann oder Spontannachrichten sprechen – da lässt sich produktiv Kreativität einsetzen. Über sich hinauswachsen angesagt. Um damit auch gleich dem Lernen Flügel zu verleihen. Dahin sollten möglichst alle kommen.

Wir werden in diesem Jahr also „Flügelverleihhalbjahresinformationen“ ausgeben. Und am Elternsprechtag den Eltern wahrscheinlich die Möglichkeit geben, von Coachs selbst zu erfahren, wie das Hausaufgaben – Arbeitsverhalten außerhalb des eigenen Kinderzimmers einzuschätzen ist. Die Coachs besitzen immerhin sehr viel eigene Erfahrung als Schüler, beobachten sehr genau und sind altersmäßig viel näher dran als Lehrer. Man darf gespannt sein.

Die Halbjahresinformationen werden vielleicht so aussehen, wie auf dem unteren Bild. Klicken Sie drauf, dann wird es groß.

Wir arbeiten noch dran.

30. Januar 2010

Flügelverleihzeugnisse die Zweite

Abgelegt unter: Flügelverleihzeugnisse — heinz.bayer @ 11:28

Die Spezialzeugnisse sind geschrieben, wir sind gespannt, wie Sie die Erfahrungen unserer Coachs am Elternsprechtag empfinden. Man kann beim ganz normalen Online Anmeldeverfahren auch eine Unterredung mit den zuständigen Coachs buchen. Eine echte „Erstaufführung“. Während ihre eigenen Eltern sich von Lehrern beraten lassen, beraten sie selbst Eltern jüngerer Schüler. Unsere Bitte: Seien Sie sehr offen, hören Sie zu und wenn Sie Wünsche äußern wollen, auf was die Coachs bei Ihrem Kind vielleicht noch mehr achten sollen, dann tun sie das. Die Coachs haben eine andere Sichtweise, sind keine Lehrer, aber erleben Ihre Kinder sehr individuell und intensiv in einem Lernprozess, der wegen der Arbeit in einer Gruppe gut mit dem schulischen Verhalten verglichen werden kann. Zu Hause ohne Ablenkungsmöglichkeiten ist dieses Verhalten nie zu beobachten.

Auf allen Flügelverleih-Zeugnissen stehen auf der Rückseite ein paar erläuternde Worte. Sie seien hier schon einmal abgedruckt.

Erläuterungen zum Flügelverleih-Spezial-Zeugnis

Wir haben an einem pädagogischen Abend alle deine Coachs zu einer Fachkonferenz zusammengesetzt, sie haben sich Gedanken gemacht und Bewertungen zu deiner Arbeitsweise in der Nachmittagsschule angegeben.

Die Leitfragen zu den einzelnen Kategorien lauteten:

Zuverlässigkeit: Bist du regelmäßig anwesend? Bist du pünktlich? Hast du immer deine Sachen dabei? Führst du ein Hausaufgabenheft?

Ordentlichkeit: Wie ist deine Heftführung? Wie sieht der Schulranzen aus? Wie sieht dein Arbeitstisch aus? Räumst du deinen Platz nach den Hausaufgaben auf? Kannst du die Reihenfolge der Hausaufgaben strukturieren?

Verhalten den Coachs gegenüber: Verhältst du dich respektvoll? Holst du dir Hilfe, wenn du nicht weiterkommst? Kannst du alleine arbeiten?

Fähigkeiten, sich an Regeln zu halten: Hältst du dich an die Drei Minuten Regel? Flüsterst du? Hörst du auf die Ansagen der Coachs? Hörst du auf die Ansagen der Lehrer?

Kreativität: Kannst du dich gut beschäftigen, wenn du keine oder wenige Hausaufgaben hast? Wie leicht tust du dich mit Zusatzangeboten? Hast du sonst besondere Fähigkeiten ( sportlich, künstlerisch, witzige,…) die in der Nachmittagsschule zu Tragen kommen?

Wir haben diese Kategorien gewählt, weil wir glauben, dass z.B. ein Abschneiden im grünen Bereich dir auch wichtige Aussagen über deine Lernleistungen in der Schule selbst machen können. Gerade weil hier deine Lerncoachs, also Schüler/innen wie du, nur älter, ein Urteil abgeben, die selbst noch im schulischen Lernprozess stecken, solltest du besonders Wert auf diese Aussagen legen.

Wir haben Kategorien gewählt, die du aus den Noten der Halbjahresinformationen nicht direkt herauslesen kannst, die aber eine wichtige Grundlage für deinen schulischen Erfolg darstellen. Wo du dich im grünen Bereich befindest: Gratulation. Wo du außerhalb liegst: Arbeite dran. Wenn du erst in zwei Jahren merkst, dass z.B. mangelnde Strukturierungsfähigkeit dir viele Wissenslücken beschert hat, dann ist es schwer, das noch zurecht zu biegen. Wenn du aber jetzt schon weißt, wo deine Schwächen liegen, dann kannst du frühzeitig daran arbeiten und deine Schulzeit zu einer angenehmen und entspannten Zeit gestalten und gleichzeitig deinem Selbstbewusstsein einen riesigen Dienst erweisen. Und damit dir selbst.

Noch sind mangelnde Strukturen und fehlende Konzentration manchmal noch ganz witzig und schlagen sich noch nicht sofort in schlechten Noten nieder. Das ändert sich aber mit der Zeit und dem Selbstbewusstsein tut dies gar nicht gut. Übrigens noch weit über die Schule hinaus. Das sollte man sich nicht antun. Da sollte man gegensteuern. In der Nachmittagsschule hast du das perfekte Übungsfeld. Nutze es.

Dein Flügelverleihteam

5. Februar 2010

Halbjahresinformationen im Ranzen

Abgelegt unter: Halbjahresinformationen — heinz.bayer @ 15:26

Jetzt wäre es an der Zeit, dass man jedem Schüler einen kleinen Assistenten an die Hand geben sollte, der ihn nach Haus begleitet, damit in den Familien mit den Halbjahreinformationen professionell umgegangen wird. Dazu würde gehören, dass der Assistent, bevor Eltern das Halbjahreszeugnis ansehen, erst einmal die Bedeutung der Halbjahresinformationen erklären. Erklären, dass es Wegweiser sind, keine Noten.

Eine 2/3 eine klare Aufforderung: „Nicht aufgeben, dann steht am Ende des Schuljahres die 2.“

Oder 3+: „Dieses Befriedigend hat einen Hauch von 2. Also bloß nicht aufgeben. Auch nächstes Jahr ist Zeit, vielleicht die Zwei zu erreichen. Aber die Drei gehört natürlich zu den Noten im grünen Bereich. Damit kann man auch bis zum Abitur stressfrei wandeln. Eine Drei gilt es unbedingt zu halten.“

3 – 4 meint : „Komm’ bitte raus aus der Gefahrenzone. Arbeite dich hinein in den grünen Bereich. Bloß nicht meinen, da wäre die Fünf ja noch in weiter Ferne.“ Speziell in den unteren Klassen werden die Noten noch sehr sanft vergeben. Sonst wäre der Schock, den Schüler bekommen, die in der Grundschule Gute-Noten-verwöhnt waren, zu groß. 3-4 in der 5. Klasse heißt deshalb: Aufpassen, nachlegen, genau hinsehen, woher diese Note kommt. Flügelverleihbesucher können auch das Flügelverleihzeugnis zu Rate ziehen, ob man dort Hinweise im Arbeitsverhalten findet. Und dann: Dran arbeiten, nicht den Kopf in den Sand und sich trösten, dass 3 – 4 ja noch weit weg von der 5 ist. 3 – 4 bedeutet in der 5. Klasse einfach schon zuviel Löcher. Grundlagenlöcher. Die man sonst später stopfen muss, um erfolgreich und ohne zuviel Druck arbeiten zu können.

2, 1 – 2,   1   heißt: „Na klar: Einfach freuen. Logisch. Auch wenn Noten niemals den wirklichen Leistungsstand angeben können, weil der nicht messbar ist. Die satt grünen Noten sind Balsam für die Seele und für’s Selbstbewusstsein. Also her damit.“

Der Assistent würde den Notenempfängern samt Eltern auch klar signalisieren: Nicht so prickelnde Noten sind kein Ausdruck von tatsächlichen Leistungsmöglichkeiten. Und niemals Grund, am Wichtigsten zu kratzen, am Selbstwertgefühl. Das ist die größte Schwierigkeit. Dass die Halbjahresinformationen nur als Wegweiser benutzt und bloß nie persönlich genommen werden dürften.

Vielleicht hilft ja genau jetzt ein kleiner Ausflug ins “pädagogische Schweizermesser”. Zwei Seiten pdf, die den Blick auf Noten ein wenig zurechtrücken können, haben wir auf http://www.faust-verleiht-fluegel.de/ zum Download bereitgestellt.

Auf alle Fälle gilt eines: Die eigenen Zeugnisse von damals herausholen und richtig anschauen hilft Eltern oft richtig gut, Noten zu relativieren. Damit der Familienfrieden nicht gefährdet wird. Das sollten Noten nicht schaffen. Hätte man Methoden herausgefunden, wie die Mehrheit von uns Menschen ohne den Druck von Noten bis zum Abitur sich die notwendigen Grundlagen erarbeiten würde, es gäbe sie schon lange nicht mehr. Aber wir brauchen die Noten als Hilfsmittel, um uns der von der Natur nicht angelegte Fähigkeit zu unterziehen, „freiwillig“ 12 Jahre lang zum Lernen von Dingen zu gehen, die wir freiwillig ohne Noten niemals in dieser Ausführlichkeit lernen würden. Und warum: Um unsere hochentwickelte Gesellschaft nicht abstürzen zu lassen. Die jungen Köpfe sind unsere einzige Rückversicherung dafür.

13. Februar 2010

Diskussionsfutter für die unterrichtsfreie Woche

Abgelegt unter: Entwicklung — heinz.bayer @ 09:07

Entschuldigung, der Artikel hatte sich versteckt. Da habe ich wohl letzte Woche in Vorfreude auf das Opa-werden beim Artikel hochladen geschlafen. Jetzt bin ich übrigens einer. :-)

Was war eigentlich Thema im Flügelverleih? Eigene Bedürfnisse formulieren und begreifen. Ja, das war das Thema der vorletzten Woche. Grundbedürfniswoche. Die zentrale Idee ist immer folgende: Persönlichkeitsentwicklung ist nicht eindimensional. Dieses tägliche In-die-Schule-gehen, Hausaufgaben machen, Lernen – damit einmal-was-aus-einem-wird ist eingebettet in eine Persönlichkeitsstruktur, die für jede und jeden ganz eigen ist. 17dimensional. Die Entwicklungsspanne, sagen Psychologen, die wir am Ende der Grundschule antreffen, beträgt 4 Jahre. In Worten: Vier Jahre. Nicht das Selbstbewusstsein zu verlieren, weil man im Moment noch nicht die Chance hat, ganz locker mitzuschwimmen, weil die eigene Entwicklungsuhr leider etwas nachgeht, das ist eine echte Aufgabe. Was bei individuellem Lernen und dem Wissen über natürliche Entwicklungsdifferenzen eigentlich prinzipiell kein Problem sein müsste. In den gängigen Schulstrukturen aber schon. Niemand denkt darüber nach, unterschiedliche Noten für 14 Fehler im Diktat zu geben – je nach Persönlichkeitsentwicklungsstand. Geht ja auch praktisch nicht. Wer will schon den Entwicklungsstand so genau ermitteln. In Klassen mit 33 Schülern. Aber man sollte es als Idee mit sich tragen, wenn man sich in der 6. Klasse etwa Sorgen macht, ob sein Sohn, der sich in Mathe ungeheuer mühen muss, um eine Drei zu erreichen, denn später trotzdem einmal Matheprofessor werden könnte. Die Antwort: “Klar doch!” Bis zum Professor ist noch ein riesig weiter Weg. Im Flügelverleih versuchen wir mit unseren verschiedensten Ansätzen, neben den erforderlichen Hausaufgaben über den Tellerrand hinauszublicken, die eigene Entwicklung als wesentlich vielfältiger zu begreifen.

Klasse 5 und 6 sind hier entwicklungspsychologisch für die meisten noch der Grundschule zuzuordnen. Die immer wieder erzählte Aussage, das Gymnasium würde die Freude am Lernen abgewöhnen, lenkt den Blick in die falsche Richtung. Es geht darum, den Kindern früh Laufen beizubringen, sich selbst einschätzen zu lernen. Damit sie als junge Erwachsene, und das sind sie eben schon sehr bald, sicher auf beiden Beinen stehen können. Damit sie mit 14, 15 Jahren, einer Zeit, in der sie biologisch gesehen erwachsen sind, sich trotzdem noch positiv dem Lernprozess unterziehen können. Prof. Ralph Dawirs, Forschungsleiter der Kinder- und Jugendabteilung für psychische Gesundheit am Uniklinikum Erlangen, schreibt in einem Interview: “Eltern sind noch nicht so lange in der Lage, die Pubertät der eigenen Kinder bewusst zu erleben. Während der längsten Zeit der Menschheitsgeschichte war es so, dass diese Phase, in der Kinder Geschlechtsreife erlangen, auch die Zeit des Generationswechsels war. Die Lebenserwartung war beispielsweise bis zum 17./18. Jahrhundert und noch im 19. Jahrhundert viel niedriger als im 20. oder gar im 21. Jahrhundert. In dem Alter, wo die eigenen Kinder in die Pubertät kamen, traten damals die Alten ab, waren gebrechlich, krank und starben häufig bereits mit 30 Jahren…….. Seit 10 Generationen hat sich die Lebenserwartung fast verdreifacht. Die älteren Erwachsenen sind noch lange aktiv. Die Jungen können deshalb ihre Potenziale nicht richtig ausagieren. Das ist dramatisch. Das heißt, die Pubertät entwickelt sich vor dem Hintergrund vitaler Eltern, die dem Nachwuchs nicht Platz machen wollen und können…..“  Interessante Sichtweise. Man sollte sich dies immer mal wieder vergegenwärtigen, wenn man junge Menschen beurteilt. Ernst nehmen, unterstützen, wertschätzen, respektieren. Das sollten ältere Erwachsene mit jungen Erwachsenen tun, deren wichtiges Aufgabenfeld Schule biologisch gesehen gar nicht so stimmig hinein passt. Wenn man dies weiß, kann man leichter unterstützen. Denn bis die Evolution biologisch nachgerüstet hat, sollte man die Zivilisation trotzdem am Laufen halten. :-)

Wenn Ihnen in der unterrichtsfreien Woche der Diskussionsstoff ausgeht, das nachfolgende Bild wäre vielleicht was dafür.

Auf Mausklick wird das Bild groß.

18. Februar 2010

Wie viel Schuld hat man als Lehrer?

Abgelegt unter: Arbeitshaltung — heinz.bayer @ 23:34

Schon wieder ein tödlicher Anschlag auf einen Lehrer. Diesmal in Ludwigshafen. Traurige Entwicklung. Ich denke dabei immer, wie unglaublich in dieser Zeit die Anforderungen an unseren Berufsstand sind. Für so viele junge Menschen sind einfach die Lehrer schuld, wenn die Noten schlecht sind. Scheinbar klare Sache: Die geben diese Noten ja  auch. Zitat: „Der leitende Oberstaatsanwalt Lothar Liebig gab auf einer Pressekonferenz bekannt, dass der aus Ludwigshafen stammende Täter als Motiv nannte, als ehemaliger Schüler wütend auf sein Opfer gewesen zu sein, weil dieser ihm schlechte Zensuren gegeben habe.“ Schlechte Noten – ein Mordmotiv. Schon klar. In dieser extremen Auswirkung ein Einzelfall. Aber es liegt im Trend.

Zum Beispiel das „Das Lehrerhasserbuch“ von Lotte Kühn. Es wurde ein Bestseller. Untertitel: „Eine Mutter rechnet ab.“  - „Ein furioses Buch- der Spiegel“ steht auf dem Umschlag. Auch hier sind einfach mehr oder weniger die Lehrer schuld. Die Kinder werden schlicht als wesentliche Personen ausgeklammert. Nur als Leidtragende geführt. Nicht als wichtige Personen im Lernprozess ernst genommen. Mit dem falschen Verständnis von jungen Menschen in die falsche Richtung geschossen. Und die Leser applaudieren. Beim Lesen war ich oft peinlich berührt, wie plump diese Mutter sich ihren Frust von der Seele schreibt. „Der Stammtisch schreibt heute eben auch Bücher“ könnte man das ja abtun, wenn der Trend nicht so eindeutig wäre. Wer weiß, wie Kinder heute in der Schule sind, schmunzelt bei der Vorstellung, diese Mutter müsste unsere Arbeit machen. Wer solche Anforderungen stellt, darf bitte nie Lehrer werden. Aber das Buch funktioniert. Leider. Und die Leidtragenden sind die Kinder selbst. Weil diese oft viel zu wenig daran glauben lernen, dass sie selbst die wichtigsten Lehrer sind. Wer zu Hause als Vater oder Mutter die grundsätzliche Sichtweise von „da ist doch sicher der Lehrer ist schuld“ einnimmt, der meint wahrscheinlich, er würde den Kindern Stärke geben. Da kann ich aus der Erfahrungssicht eines 30jährigen Praktikers nur sagen: Man stiehlt seinem Kind hier nur die Eigenverantwortung. Und gibt ihm die Schwäche des scheinbaren Opfers.

Wenn man echte Probleme sieht, dann gehen professionelle Eltern direkt in die Schule, klären schwierige Sachverhalte vor Ort und schimpfen nicht zu Hause über Lehrer. Wer dies durchhält, der verbessert die Abitursnote seines Kindes garantiert um einige Zehntel. Egal wie unfähig manche von uns Lehrern in seinen Augen sein mögen.

Die Qualität von Lehrern, Psychologen, Rechtsanwälten, Ärzten, Installateuren oder Journalisten sollten wir an anderer Stelle diskutieren. Den Lehrerberuf glauben eben die meisten Menschen zu kennen, weil sie selbst 10 bis 13 Jahre Schüler waren. Übrigens ein fundamentaler Irrtum. Aber da reden wir jetzt nicht drüber, sonst wird der Blogartikel zu lang.

Liebe Leser und Eltern. Ich würde im Sinne ihrer Kinder lieber auf die Kinder selbst setzen. Das ist eine wesentlich erfolgreichere Strategie, als Lehrer zu hassen.

Ich habe vor einiger Zeit eine für mich persönlich in vielen Situationen sehr wichtige Philosophie einmal auf so einen Schüleralltag umgeschrieben.

Zuerst das Original

Autobiographie in fünf Kapiteln

Ich gehe die Straße entlang

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig

Ich falle hinein

Ich bin verloren … Ich bin ohne Hoffnung

Es ist nicht meine Schuld

Es dauert endlos, wieder herauszukommen

Ich gehe dieselbe Straße entlang

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig

Ich tue so, als sähe ich es nicht

Ich falle wieder hinein

Ich kann nicht glauben,  schon wieder am gleichen Ort zu sein

Aber es ist nicht meine Schuld

Immer noch dauert es lange, herauszukommen

Ich gehe dieselbe Straße entlang

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig

Ich sehe es

Ich falle immer noch hinein… aus Gewohnheit

Meine Augen sind offen

Ich weiß, wo ich bin

Es ist meine eigene Schuld

Ich komme sofort heraus

Ich gehe dieselbe Straße entlang

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig

Ich gehe darum herum

Ich gehe eine andere Straße

Nyoshul Khenpos   (Buddhistischer Mönch)

Autobiographie eines Schulerfolgs

Ich laufe mein Leben entlang

Da ist plötzlich eine schwere Klassenarbeit auf dem Weg

Ich habe gar nichts davon gewusst

Ich stürze ab – ich weiß fast nichts

Ich bin verloren

vier bis fünf – Ich bin ohne Hoffnung

Aber der Lehrer hat auch so schlecht erklärt.

Wir haben viel zu wenig im Unterricht geübt

Es war wie immer viel zu schwer

Und er motiviert außerdem einfach schlecht

Es dauerte endlos, bis ich das 4 bis 5 Gefühl nicht mehr spüre.

Ich laufe mein Leben entlang

Da kommt eine schwere Klassenarbeit des Wegs auf mich zu

Ich sehe weg, verdränge ihre Existenz

Ich stürze ab, ich weiß fast nichts

Ich bin verloren

Ich kann es nicht glauben – schon wieder 4 bis 5

Aber er hat auch so schlecht erklärt

Wir haben so eine Aufgabe noch nie gemacht

Es war wie immer viel zu schwer

Und er motiviert außerdem einfach schlecht

Immer noch dauert es lange, bis ich das 4-5 Gefühl nicht mehr spüre

Ich laufe mein gleiches Leben entlang

Da ist eine schwere Klassenarbeit auf dem Weg

Ich sollte wirklich einmal lernen

Ich stürze ab – ich weiß nicht viel – aus Gewohnheit

Ich sehe den Grund

Vielleicht hat er schlecht erklärt – aber ich habe ja auch selten zugehört

Es heißt, man müsse Transferaufgaben lösen können

Wir sollten zu Hause üben – aber ich habe wie immer abgeschrieben

Es war schwer, aber man hätte es wohl lösen können

Ich lasse mich offensichtlich wirklich schwer motivieren

Ich sehe klar – ich entdecke ein Ziel

Ich spüre schnell das 4-5 Gefühl nicht mehr

Ich gehe mein Leben entlang

Da ist eine schwere Klassenarbeit auf dem Weg

Ich habe schon Tage vorher gelernt

Ich habe einfach im Unterricht aufgepasst.

Heinz Bayer

26. Februar 2010

Der Männerraum

Abgelegt unter: Jungenproblematik — heinz.bayer @ 17:12

Notenentwicklung von Klasse 5 bis 10 in den nichtgrünen Bereichen. Halbjahresinformationen. Nur die Noten ausreichend und mangelhaft. Jungs/Mädchen.Keine Sorge, liebe Eltern

Der Männerraum ist nur so ein erster Anfang, überhaupt einmal den Fokus auf unsere Jungs zu legen. Denn sie befinden sich derzeit in einer schwierigeren Position in der Bildungslandschaft als die Mädchen. Vergleichen Sie die Noten – übrigens weltweit, dann kennen Sie das Problem. Männerraum ist eine erste Idee und Teil eines Förderprogramms. Jungenförderung würde man pädagogisch sagen. Nachdem 30 Jahre Mädchenförderung gute Ergebnisse gebracht hat. Da man weltweit das ähnliche Phänomen hat und noch nirgends ein Licht am Ende des Tunnels erscheint, muss man einfach vor Ort ausprobieren. Ernst nehmen, zuhören, fordern, fördern und wenn manche wilden Jungs von den richtig strengen Lehrern schwärmen, bei denen sie sich Regelüberschreitungen nicht trauen, dann muss man auch das ernst nehmen. Denn die Notenentwicklung ist ernüchternd. Wenn man sich einmal ansieht, wie die Anhäufung von Notenbereichen 4 und 5 im Laufe der Zeit wächst, dann kann man förmlich fühlen, wie die vielen kleinen Wissenslücken sich aufsummieren und in der Mittelstufe dann zum echten Problem werden. Deshalb Jungenförderung mit dem Ziel, dass Jungs und Mädchen vom Flügelverleih vom Trend abweichen und am Ende des Schuljahres etwa notenmäßig gleichziehen. Alle im grünen Bereich, das wäre wunderbar. Denn dauerhaft im grünen Bereich wird Schule zum Erlebnis. Da unsere Nachmittagsmädchen hier schon jetzt ein recht hohes Level vorlegen, steckt noch einige Arbeit für einige  Jungs dahinter. Man darf gespannt sein.

Und darf nicht aufgeben. Kluge Frauen brauchen später auch kluge Männer.

5. März 2010

Eigenzeit

Abgelegt unter: Noten — heinz.bayer @ 22:02

Die Spielewoche entwickelt sich zum Hit. Finden wir. Während wir im letzten Jahr das gemeinsame Gesellschafts-Spielen noch nicht wirklich hinbekommen hatten, ist es in diesem Jahr richtig gut geworden. Wahrscheinlich ist es die Idee, dass die Coachs mitspielen, dass wir Lehrer und speziell natürlich auch Frau Geismann mitspielt. Spielen ernst nehmen. Es gibt unglaublich entspannende Szenen. Lachend zufriedene Gesichter, Quietschen vor Freude, Spannung und Entspannung in einem. Klassenübergreifend. Altersübergreifend. Lebenslust. Lebenssinn. Eigenzeit. Muße.

In meinem Arbeitszimmer hängt ein Blatt. Das habe ich nach dem Lesen eines ZEIT Artikels über „die Wiederentdeckung der Muße“ dort hingepinnt habe. Lese es recht oft.

Ich zitiere:
„Denn letztlich hat die Kunst der Muße nichts mit der Zahl der freien Stunden zu tun, sondern mit einer Haltung. “Muße” so drückt es die Österreichische Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny aus, “ist die Intensität des Augenblicks, der sich zeitlich zu Stunden oder Tagen ausdehnen kann, um sich auf ein einziges zu konzentrieren: Eigenzeit. Diese Eigenzeit kann vieles sein – ein intensives Gespräch ebenso wie Musikgenuss oder ein spannendes Projekt, sie kann spielerisch oder ernsthaft sein, zielorientiert oder suchend, aber sie wird immer charakterisiert durch eine Eigenschaft,” sagt Nowotny. “Muße ist die Übereinstimmung zwischen mir und dem, worauf es mir in meinem Leben ankommt.”

Eigenzeit: Worauf es im Leben ankommt. Wenn man im Flügelverleih alters- und klassenübergreifend Menschen bunt und lebensprall spielen sieht, dann ist das echte Eigenzeit. Die man als Mensch dringend benötigt. Die ein Ziel im Leben sein sollte. Das ist wichtig, wenn man sich mit Noten beschäftigt. Da ich letzte Woche die schwierige Entwicklung geschildert habe, die man bei einigen hauptsächlich männlichen Schülern sieht, sollte ich doch auch etwas für die Schüler/innen anmerken, die sich überwiegend im grünen Bereich befinden. Der grüne Bereich sollte nicht zu eng gefasst werden. Man sollte bitte nie eine solide Drei als Unglück betrachten. Am Ende ist es nicht die Note, die wirklich wichtig ist. Schon gar nicht die grünen Noten in Klasse 5 oder 6. Die Frage ist sowieso: Was will ich eigentlich im Leben erreichen? Mit den konkreten Noten im hauptsächlich grünen Bereich hat das nichts zu tun. 1 bis 2 – 3 plus – 2 bist 3 – 3 Minus. Sagen Sie einfach ok dazu. Note: Ok. Man tut sich leichter, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Erfahrung zeigt – Ihre Erfahrung übrigens auch, Sie müssen nur einmal ihr erwachsenes Umfeld nach den Schulnoten befragen – dass die Schulnote und die Lebenszufriedenheit nicht direkt zusammenhängen.

Darf ich Ihnen zum Schluss das Ding noch einmal aufzeichnen? Das Lebensziel des eigenen Kindes sollte ohne Nachzudenken nicht mit Karriere gleichsetzen. Es gibt noch viele andere mögliche Ziele, die lebenszufrieden machen.

Ich hoffe, man versteht mich irgendwie. :-)

13. März 2010

Die Qual der Wahl

Abgelegt unter: Sprachwahl — heinz eugen b @ 07:26

Es ist mal wieder soweit. Alle Jahre wieder. Die Qual der Wahl. Das fängt mit den jetzt noch Viertklässlern an, die sich entscheiden müssen, ob sie Biberacher Modell oder Französisch oder Englisch wählen sollen, wenn sie dann als frischgebackene Fäustlinge bei uns antreten. Und dann müssen die Siebtklässler in den nächsten Wochen entscheiden, ob sie als neues Hauptfach Italienisch, Französisch, Naturwissenschaft und Technik, kurz NWT oder Sport wählen. In der 8. Klasse werden die Klassen neu zusammengesetzt. Also eine Wahl, die auch über das Leben an sich entscheidet. :-) Na ja, eben die Frage: Wie bekomme ich es hin, mit meinem besten Freund in einer Klasse zu bleiben. Das sind oft schmerzhafte Erkenntnisse. „Du Mama, ich wähle Italienisch. Wie der Paul. Das ist ne total coole Sprache.“ Meint der junge Mann neben mir. „Ich glaub’s nicht. Hast du dir mal überlegt, wie gerne du in Englisch und Französisch Vokabeln lernst?“ meint die Mama und behauptet, dass die Drei und die Drei bis Vier in den Sprachen sicher keine guten Eintrittskarten in eine Sprachklasse wären.
Ja, da muss man der Mama zustimmen. Denn es gibt eigentlich nur eine einzige sinnvolle Eintrittskarte in ein neues Fach: Man muss es gerne tun wollen. Nicht nur können wollen. Man muss Biss mitbringen. Deshalb ist die Qual der Wahl für unsere Flügelverleihmenschlein in einem oder in zwei Jahren schon jetzt eine wichtige Frage. Woher nehme ich den Biss, in Kürze tatsächlich wählen zu können? Nach echtem Interesse wählen zu können. Und nicht “halt was nehmen zu müssen.” Was nützt die noch nicht so wirklich ans Tageslicht getretene Sprachbegabung, wenn man sich nicht um die Sprachen bemüht. Leider ist das “sich um Sprachen bemühen” z.B. mit kontinuierlichem Vokabellernen verbunden. Erst wenn der Wortschatz sitzt, macht Sprache Spaß. Deshalb heißt es bei uns in der Nachmittagsschule auch immer, wenn die Hausaufgaben gemacht sind: „Schnapp dir einen Freund und hört euch Vokabeln ab.“ Vokabellernen muss zum tagtäglichen Alltag gehören. So wie Frühstücken. Dann freut sich das Sprachgehirn. Dann hat es in der 8. Klasse sogar die Wahl, sich in die Chinesisch AG zu begeben, um eine Sprache zu lernen, die zwar zu den schwersten, aber auch zu den zukunftsträchtigsten Sprachen überhaupt gehört. Zwei Austauschprogramme stehen dahinter, Wuhan und Shanghai, und man kann am Faust inzwischen Chinesisch sogar als 4. Fremdsprache wählen und Abitur darin machen. Bis dahin müssen die sprachlichen Gehirnmuskeln aber soviel Fitnesstraining absolviert haben, dass sie einfach mit Lust und Laune ins Fitnessstudio gehen.
Für viele, die konzentriertes Aufpassen in der Schule für eine Nebensächlichkeit halten, die in der 5. Klasse beim Nachdenken über ihre sprachliche Zukunft noch glauben, später Wahlfreiheit zu besitzen, kommt leider in der 7. Klasse die Ernüchterung. Man traut sich eine 3. Sprache nicht zu, obwohl man schon ganz gerne weltgewandt würde. Das Sportprofil scheint die Rettung, aber da aus Raumgründen nur eine Klasse eingerichtet werden darf, funktioniert das auch nicht sicher. Bleibt für manche nur der naturwissenschaftliche Weg, der für jemanden, der begeistert Naturwissenschaften machen will, ein ganz wunderbarer ist. NWT ist für Interessierte ein ganz neues Fach mit äußerst vielen Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden, um selbstständig zu forschen und zu arbeiten. Aber für einen, der nur in die Naturwissenschaften geht, weil die beiden anderen Wege für ihn nicht wählbar sind, ein echter Murks. Etwas mit 4 bis 5 Wochenstunden tun, was man eigentlich nicht tun will, ist keine gute Grundlage für schulischen Erfolg. Deshalb unser Flügelverleihslogan: „Schon jetzt ranklotzen, damit du später eine echte Wahl hast.“

19. März 2010

Ton- und Filmstudio im Flügelverleih

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz eugen b @ 20:27

Ich zitiere jetzt einfach einmal einen unserer Jungredakteure.
Dino beschrieb das Geschehen nach den Hausaufgaben folgendermaßen:
„Thema dieser Woche ( B-Woche)
Ton- und Videoaufnahmen und auch Bearbeitung von Ton- und Videoaufnahmen.
Wir haben die Möglichkeit zu singen: Beim Singen dürfen wir das Lied „Der Regen fällt“ von La Fee singen- Wir dürfen auch rappen. Beim Rappen dürfen wir das Lied „Der Regen fällt“ rappen. Was bestimmt jedem aufgefallen ist, dass wahrscheinlich 90 Prozent der Mädchen mitsingen und nur 10 Prozent Jungs. Wundert keinen. Und auch, wenn ein paar Jungs mitmachen: Sie rappen!!! Meine Freunde machen auch nicht mit. Wir dürfen auch remixen. Wenn man alles mixen würde, würde es sich so anhören: „hia ha hi Regen hia.“ Ciao, muss für einen Geo Test lernen.“
Danke Dino. Und er hat recht. Nina hatte La Fee mitgebracht. „Der Regen fällt“. Texte gelernt, geübt, gesungen, sich aufnehmen lassen, das haben die Mädels. Jungs waren mehr dabei, wenn es um das Abmischen ging. La Fee auf die erste Spur, die Stimme mit dem Equilizer ausblenden, den Gesang der Sängerinnen auf die nächsten Spuren legen. Der Nachmittags-Laptop wird zum Tonstudio. Bei den Studioaufnahmen selbst waren es die Jungs, die am digitalen Mischpult saßen. Erstaunlich, wie konzentriert da manche plötzlich sein können. Und mucksmäuschenstill. Geht doch. Immerhin ist die B-Woche die Woche, in der es um „Können“ geht.
Beim Videoclip drehen am Ende der Woche wieder große Ernsthaftigkeit bei den Sängerinnen. Eine wunderschöner Videoclip entsteht am Donnerstag.
Und die Jungs? Doch, auch sie sind verewigt. 3 Jungs, die am Ende des Clips wie wild los rappen. Das machen sie spontan. Auf Zuruf. Kein Problem. Wild sein ist die pure Leidenschaft. Für die Sängerinnen ein Erinnerungswert der Spitzenklasse. Wer kann schon seinen Kindern einen Videoclip aus grauer Vorzeit vorspielen.
Ob man den ansehen kann. Nö, der wurde nur den Sängerinnen auf DVD als Belohnung am Ende der Woche überreicht. Nicht alles muss öffentlich sein.
Und die Hausaufgaben: Ja klar, versprochen, die mussten immer erst fertig sein, dann durfte erst die Themenwoche ran.
Ach übrigens, das Filmteam am Faust um Frau Schmitz hat so viele Wettbewerbe gewonnen, dass nun das Südwestfernsehen ans Faust kommt. Workshop mit den Aktiven. Und dann am Nachmittag eine öffentliche Veranstaltung. Wir werden mit dem Flügelverleih hingehen. Klar doch. Ist immerhin auch unser Thema.

27. März 2010

Improvisationstheater

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 08:03

Liebes Nachmittagsschul-Tagebuch.

Schon verrückt, was man sich im Laufe eines Schuljahres über unsere kleine Schule in der Schule für Gedanken machen kann. Man setzt sich am Samstag morgen mit einem Kaffee hin und denkt über die Woche nach. Ich weiß oft nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen. Es war C-Woche. Thema: Improvisationstheater. Unser Theaterchef Thatenhorst hatte einen richtigen Wochenlehrplan vorgelegt. Spielerische Übungen, um Lockerheit und Freiheit im Sprechen zu bekommen. „Wer da an mehreren Tagen da ist und dieses Programm mitmacht, der hat ein richtiges Pfund für sich eingepackt“, habe ich mir beim ersten Überfliegen gedacht.

Ich hatte am Dienstag Flügelverleihdienst. Frühling. Sonnenschein. Die Hausaufgaben fertig und raus ins Freie mit freien Angeboten. Eine große Gruppe um Frau Hirth. Improvisationstheaterspiele. Fröhliche entspannte Gesichter. Spielen und Lernen. Die Gesichter waren allerdings zu 90% weiblich. Die entspannten Jungs-Gesichter gab es erst, als wir dann doch, entgegen unserem „Lehr“- Plan, den Fußball auspackten. Wer es fertig bringt, aus dem Fußballspielen der Jungs ein pädagogisch, inhaltliches Konzept zu bauen, das dem schulischen Erfolg hilft, der bekommt vom Flügelverleih den alternativen Nobelpreis in Pädagogik. Versprochen. Am Mittwoch hatten wir für unsere Flügelverleihmenschen ein Bonbon angeboten: Wer keine Hausaufgaben hatte, war Gast bei einer Veranstaltung des Südwestfernsehens in der Aula. Sie haben es sicher im faust-aktuell spezial gelesen. Auch da wurde mal wieder der Wandel der Geschlechterrolle offensichtlich. Ich kann mich noch gut an unsere ersten Filmteams am Faust erinnern. Vor 25 Jahren, vor 15 Jahren, vor 10 Jahren …….. überwiegend männliche Gesichter. Und was sagte der Moderator Dieter Fritz auf dem Bühne über das jetzige Filmteam, das einen exklusiven Workshop von Vollprofis genießen durfte: „ Es ist wie an allen Schulen, die wir in den letzten Monaten besucht haben: Der Großteil der Filmaktiven ist weiblich.“

Im Flügelverleih erfanden ein paar Lerncoachs als Alternative parallel zur Veranstaltung Lernstationen im Freien. Bewegte Schule. Bewegung und Lernen. Vielleicht sollten wir es einmal mit MP3 Player und Vokabellernen während eines entspannten Fußballspiels probieren. :-) Immerhin haben alle Befragten unserer kleinen Testreihe am Dienstag „Besser Vokabel lernen mit 4 mal 50 Meter vorherigem Sprint“ gemeint, dass es für sie wesentlich leichter gewesen wäre, nach der körperlichen Verausgabung konzentriert an ihr Vokabellernen dranzugehen. Ein Kollege hatte diese Idee von einem Sportlerkongress mitgebracht. Neueste Forschungsergebnisse der Gehirnforschung. Wir bleiben dran.

3. April 2010

Osterferien – unterrichtsfreie Zeit

Abgelegt unter: Flügelverleih, Gehirn — heinz eugen b @ 07:55

Zeit, Luft zu holen. Aber bitte nicht Zeit, Schule vollkommen auszublenden. Es ist die richtige Zeit, darüber nachzudenken, warum man in die Schule geht. Zeit, mit den jungen Menschen darüber zu reden. Fernab der Schule und den Schularbeiten darüber nachzudenken, wie wunderbar es ist, wenn man nach 12 Jahren Schulzeit zwei oder gar drei Sprachen sprechen kann. Wie gut es ist, dass man nach 12 Jahren Schulzeit, egal auf welchem beruflichen Gebiet, z.B. Berichte verfassen kann, für die man sich nicht schämen muss. Weil man 12 Jahre lang soliden Deutschunterricht in der Schule hatte. Wie hilfreich es in vielen Lebenssituationen ist, dass man in Mathematik logisch denken gelernt hat. Und wie wichtig mathematisches Denken einfach in vielen Berufen ist. Und wer weiß denn schon in der 5. Klasse, wohin die berufliche Reise wirklich gehen wird. Wie toll es ist, wenn man nach 12 Jahren Schule mit Freunden im Café sitzen und mitreden kann. Anstatt in hitzigen Diskussionen lieber nichts zu sagen, weil man einfach keine Ahnung hat. Weil man sich selbst peinlich ist. Bildung ist ein echter persönlicher Schatz, den man in der Schule heben kann. Kostenlos. Und in einem Alter, in dem das Gehirn perfekt zum Schätze heben veranlagt ist. Die Noten, das sollte man seinen Kindern immer wieder klarmachen, die sind dabei eher nebensächlich, speziell wenn sie nur im grünen Bereich zwischen 1 und 3 liegen. Kompetenzen muss man einpacken. Von denen hat man später was. Ob da eine 3+ oder eine 2- unter einer Arbeit steht, ist nur für die momentane Freude von Belang. Und wenn man in einem Fach im gelben Bereich der Vier liegt, dann muss man einfach zulegen. 90% aller Vierer würden locker zur Drei, wenn man nur genügend dafür tun würde. Wenn man im Unterricht auf Ernsthaftigkeit schalten könnte. Und wenn man zu den 10% gehört, die mit einer Vier in einem Fach leben müssen, weil sie einfach dort eine richtige Schwäche haben, dann muss man eben in den anderen Fachbereichen klotzen.
Im Flügelverleih haben wir in den letzten beiden Tagen das Hauptaugenmerk auf die nächsten Wochen gelenkt. Zwischen Ostern und Pfingsten werden die wichtigsten Arbeiten des Jahres geschrieben. Jetzt weiß man schon, wo im Moment die eigenen Schwächen liegen und wo die Stärken. Da kann man planen. Da werden in fast allen Fächern Arbeiten geschrieben. Also kann man sich auch sehr zielgerichtet auf diese Arbeiten vorbereiten. Selbsteinschätzung war unser Wochen-Thema. Und worauf man achten sollte, um in Klassenarbeiten besser abzuschneiden. Tipps und Tricks im Flügelverleih. Ein paar junge Menschen haben sehr aufmerksam zugehört.
Wir werden diese Thematik nach den Ferien vertiefen, weil die eigene Grundeinstellung zur Schule der zentrale Punkt ist, Schule gut zu meistern. Das sollte in möglichst viele Köpfe hinein. Seine Fähigkeiten sollte man optimal nutzen. Fernab der Schule kann man das gut vorbereiten. Schule muss im Kopf als die wirklich große Lebenschance entwickelt werden, dann fällt vieles leichter. Wenn man einmal all seine Tanten und Onkels, Opas und Omas, seine Eltern und die Freunde der Familie nach den früheren Schulnoten befragt und ihre heutige Lebensposition ansieht, dann wird einem ganz praktisch klar, dass es zwar die Schule war, die eine wichtige Voraussetzung dafür geschaffen hat, aber die früheren Noten sekundär dabei sind, wie erfolgreich so ein Leben gelebt wird.
Wer diese Einstellung seinem Kind weitergeben kann, der hat ihm viel Lebensfrust erspart. Dann ist auch ein aus Elternsicht nicht so toller Lehrer kein wirkliches Problem mehr.
Aus Sicht eines Gehirnforschers ist es sowieso klar: Wer es schafft, Schule positiv zu belegen, der wird selbst in einer Klasse mit nur „blöden“ Lehrern besser sein, als ein Schüler, der in einer Klasse mit nur „tollen“ Lehrern lernt, aber Schule selbst unter „furchtbar“ abgespeichert hat.
Deshalb: Schule einfach möglichst positiv belegen und bloß nicht so schnell mitschimpfen. Das bringt Ihrem Kind die richtigen Zukunftschancen.
Und schafft ihm und Ihnen die nötige Gelassenheit. Ferienzeit ist eine gute Zeit, dies zu reflektieren.
Hilfe, ich komm mal wieder nicht auf den Punkt. Wollte nur kurz und schnell was zu den Ferien schreiben. Es soll Menschen geben, die können das, was ich hier geschrieben habe, mit einem Viertel der Sätze sagen. Ich irgendwie nicht. Wahrscheinlich habe ich es früher deshalb in Deutsch auch immer nur auf eine Drei gebracht. Zu lange Sätze. Oder zu kurze. Und ich kam schon früher im Aufsatz nie wirklich schnell auf den Punkt. Meine Aufsätze zu korrigieren war sicher kein wirklicher Spaß für meinen Deutschlehrer. Und ich benutzte viel zu viele Füllwörter. Und Sätze mit „und“ anzufangen, das fand ich schon in der Schule gut. Aber Sie haben ja jetzt ein wenig mehr Zeit zum Lesen. :-)
Frohe Ostern.

8. April 2010

Abi 2010

Abgelegt unter: Abitur — heinz.bayer @ 18:34

Ich hoffe natürlich, Sie hatten schöne Ostern. Ihre Kinder auch. Die Abiturienten hatten ihre letzten Osterferien. Da war Vorbereitung auf das schriftliche Abitur angesagt. Am Donnerstag geht’s los. Der letzte G9er Jahrgang am Faust. Dann kommt der berühmte Doppeljahrgang und dann machen alle ihr Abitur nach 8 Gymnasialjahren.

Soll ich ein wenig Insiderwissen verplaudern? Zum Beispiel: Das Mathe-Abi ist für viele eine echte Herausforderung. Sie wissen das noch? Wissen Sie auch, warum? Weil man als Schüler einfach immer meint, Abi, das wäre in vielen Jahren. Später da müsse man eben ranklotzen. Leider stimmt genau das nicht. Abi ist immer. Nehmen wir Bruchrechnen Klasse 5 oder 6. Und dann eine Abitursaufgabe mit einer schwierigen Integralrechnung. Und irgendwo zwischen dem Anfang und dem Ende der Aufgabe eine kleine, doofe, gemeine, unauffällige, versteckte, primitive und einfache Bruchgeschichte. Die man schon in den letzten Jahren immer übersehen hat und nie aufgearbeitet, obwohl die Lehrer natürlich immer gesagt haben, wie wichtig Fehleranalysen sind, aber nach der Arbeit ist eben nach der Arbeit. Und genau diese kleine Bruchgeschichte, sagen wir mal „größter gemeinsamer Teiler“. Sie erinnern sich? ggT. Eine Sache, die man vielleicht in der 6. Klasse nicht richtig gefestigt hat, die man in der 7. und 8. Klasse nicht mehr gebraucht hat, die man in der 9. und 10. Klasse nicht mehr bemerkt hat, weil man natürlich nie Fehleranalysen gemacht hat und sich damit abgefunden hat, dass man Mathe eben nicht so blickt. Oder den Lehrer einfach blöd fand, weil er sicher zu schwere Aufgaben gestellt hat. Und am Ende steht dann das Abitur und man meint, die Aufgabe wäre schwer, weil man gleich mal falsche Werte herausbekommt, die nicht stimmen können. Vielleicht genau wegen dem größten gemeinsamen Teiler aus der Klasse 6. Nicht wegen der wirklich schwierigen Integralrechnung. Man kommt ins Schwitzen, das Gehirn blockiert und am Ende hält man sich natürlich für einen mathematischen Versager. Dabei hat man nur am Ende der Osterferien in der 6. Klasse vergessen, die kleinen Lücken zu stopfen, die man damals beim Bruchrechnen hatte, weil man damals gedacht hatte, dass das Abitur ja noch so weit weg wäre.

Wenn Sie also Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter was wirklich Gutes tun wollen: Packen Sie gemeinsam den Schulranzen für die nächste Woche. Schauen Sie jedes Heft kurz durch, lassen Sie sich erzählen, was denn vor den Ferien in allen Fächern Sache war. Versuchen Sie geduldig, den Lernprozess bis zum Abitur etwa am Beispiel des Bruchrechnens zu erklären. Vielleicht kann Ihr Sohn oder Ihre Tochter ja aus dem gemeinen Spiel ausbrechen, bei dem man vergisst, dass das Lernen für die nächste Arbeit im Vergleich zum nachhaltigen Lernen mit Langzeitwirkung recht wenig Bedeutung hat. Ich drücke Ihnen die Daumen.

Wenn meine Physik-Abiturienten im Abitur Fehler machen, dann sind es zu 80% Fehler, die sich aus fehlerhaftem Rechnen ergeben. Mathematik Klasse 7 bis 9. Nicht etwa aus dem Nichtverstehen komplizierter physikalischer Zusammenhänge. Eigentlich schade. Aber: So isses.

17. April 2010

B-Woche und Pubertät

Abgelegt unter: Gehirn — heinz eugen b @ 13:44

Die B-Woche stand unter dem Motto: Lernphase Ostern bis Pfingsten. Gas geben ist angesagt. Nach den Hausaufgaben hieß das am Montag: Selbstreflexion mit einem kleinen Fragebogen zum Ist-Stand der eigenen Schulsituation. Das Fazit ist sehr beruhigend. Fast 100% gut bis sehr gut bei der Beantwortung der Frage: Wie wohl fühlst du dich an der Schule? Schönste Antwort: Ich fühle mich hier schon wie zu Hause. Dienstag: Nach den Hausaufgaben gab es Arbeitsgruppen, in denen jeder die Tipps und Tricks für seine starken Fächer aufschreiben, sollte. „Von den Besten lernen lernen“ hatten wir dies genannt. Die mögliche Entwicklung eines eigenen kleinen Lernen lernen Skripts. Mittwoch Erweiterung dieses Themas: Jeder sollte alle Tipps und Trick lesen und ergänzen. Zustimmen. Neue Dinge dazuschreiben. Parallel gab es Inputs in die neuere Gehirnforschung. Spezialthema: Wie baut sich ein Gehirn nach neuesten Erkenntnissen in der Pubertät um, die für alle in 1 bis 2 Jahren „gnadenlos“ beginnt. Durchschnitteintrittsalter: 12 ½ Jahre.
Donnerstag: Da keiner der B-Wochenmacher Bayer und Illner Dienst hatte, gab es zum Vorlesen der Aufgabenstellung ein Skript, das zwar lang ist, aber Ihnen Einblick in die beiden nächsten B-Wochen-Tage gibt. Thema: Motivationskalender und Rettung der „Jetzt leg ich aber mal richtig los für ein richtig gutes Abitur“ – Gehirnzellen.
Die Adressaten des Motivationskalenders 2003, auf die sich die Aufgabenstellung bezieht, machen jetzt Abitur. Wer den ersten Vorläufer des Öhmkalenders anschauen will, hier ist der Link. Seit damals gab es immer Schüler am Faust, die meinen jeweils aktuellen Motivationskalender genutzt haben. Schön wäre jetzt eine wissenschaftliche Untersuchung, ob man damit die „Jetzt leg ich aber mal richtig los für ein richtig gutes Abitur“ – Gehirnzellen über die Pubertät hinaus retten kann, ohne sie in dieser Zeit wirklich zu benutzen. Ich werde einmal einen Abiturienten 2010 bitten, hierfür seine persönliche Meinung zu schreiben. Wer sich die vorpubertäre Gehirnzellenproblematik noch ein wenig genauer ansehen will, im Männerblog ist sie bildlich thematisiert. Im SPIEGEL dieser Woche war es Titelthema. Jetzt aber zum Donnerstag Vorlesetext:

Sehr geehrter zukünftiger Staatsanwalt, Mikrosystemelektroniker, Astrophysiker, Autodesigner, Grafiker, Fernsehmoderator, sehr geehrte Chefärztin, Journalistin, Modedesignerin, Rechtsanwältin, Gymnasiallehrerin usw usw.
Ich hoffe Sie verstehen, was ich meine.

Nachdem Sie gestern möglicherweise mit Schrecken davon gehört haben, dass Eigenschaften und Fähigkeiten, die das Gehirn in der vorpubertären Phase wenig einsetzt, nach neuesten Gehirnforschungsberichten einfach absterben, Sie mit Erschrecken festgestellt haben, dass die Eigenschaften „konzentriert und ernsthaft und selbstständig und zielgerichtet arbeiten können“ bei Ihnen noch keine so gute Benotung bekommen würde und sie bis zum Eintritt in Ihre pubertäre Phase nur noch 1 bis 2 Jahre Zeit haben, Sie womöglich jetzt um Ihr Abitur bangen, weil Sie ja die abgestorbenen „Jetzt leg ich aber mal richtig los für ein richtig gutes Abitur“ – Gehirnzellen in der 10. Klasse gar nicht mehr besitzen würden und damit gar nicht durchstarten könnten, wie sie das sich jetzt erträumen. Wenn Sie also diesen Zukunftsschauder in sich sitzen haben, kommt hier die mögliche Rettung: Der „Jetzt-leg-ich-aber-mal-richtig-los-für-ein-richtig-gutes-Abitur“-Gehirnzellen – Parkplatz –Trick.
Der geht so: Sie hängen zum Beispiel den Öhm Kalender über Ihren Schreibtisch und schauen täglich drauf. Auch wenn Sie dann immer noch viel mehr Ohm als Öhm sind, werden doch permanent Ihre Öhmzellen angeregt. Benutzt. Die Öhmzellen, die den „Jetzt-leg-ich-aber-mal-richtig-los-für-ein-richtig-gutes-Abitur“-Gehirnzellen entsprechen und damit werden auch diese Fähigkeiten geparkt, also sterben nicht ab, obwohl sie vielleicht noch weit davon entfernt sind, Öhm zu sein.

Das geht natürlich auch nur, wenn Ihnen klar ist, dass das auch funktioniert. Sie müssen sich den Gedankengängen ernsthaft öffnen, auch wenn Sie sie nicht umsetzen können. Dass es tatsächlich funktioniert, können Sie die Schüler/innen meiner eigenen 5. Klasse vor 9 Jahren fragen, für die es den ersten Öhmvorläuferkalender gab. Ein 1,5 Abitur werden sie nicht gerade machen, aber eine 1 vor dem Komma ist ziemlich sicher. Sie hatten alle ihren Abi2003 Kalender gehabt. Und die „Jetzt-leg-ich-aber-mal-richtig-los-für-ein-richtig-gutes-Abitur“-Gehirnzellen über die pubertäre Hochphase hinaus geparkt. Auch das waren in der Mittelstufe nicht lauter Öhms. Aber jetzt als Abiturienten sind sie die Quadratöhms mit viel Spaß dabei. Denn ein tolles Abitursergebnis ist Balsam für die Seele.

Heute heißt deshalb Ihre Aufgabe:
Sie lesen in Ruhe die Abi2003 Kalenderblätter, suchen sich eines heraus, das sie als zukünftigen Staatsanwalt, Mikrosystemelektroniker, Astrophysiker, Autodesigner, Grafiker, Fernsehmoderator, Chefärztin, Journalistin, Modedesignerin, Rechtsanwältin, Gymnasiallehrerin usw usw – Sie wissen schon – besonders anspricht, nehmen sich ein Blatt Papier, schreiben den Monat drüber und schreiben eine kleine ernsthafte Abhandlung über dieses Blatt und Ihr jetziges Leben. Minimum eine halbe DIN A 4 Seite. Darüber schreiben Sie Ihren Namen und geben das Blatt am Ende an Frau Theisohn oder Frau Geismann oder Frau Schmitz weiter.
Alle, die noch Tipps und Trick beisteuern wollen, wie man öhmig lernen kann und seinen Spaß daran findet, der darf die Blätter auf den Tischen weiter ausfüllen. Das Tipps und Tricks heft des Flügelverleihs „ von den Besten lernen lernen“ wird es Ihnen danken.

Mit den besten Grüßen in den Donnerstag Nachmittag Ihr Heinz Bayer

23. April 2010

Unterstufentheater und Zeitmaschine

Abgelegt unter: Motivation — heinz eugen b @ 10:23

Ich gestehe, Unterstufentheater ist für mich pädagogische Pflichtübung. Das kann ich als echte Zeitmaschine verwenden. Wer Sechst- und Siebtklässler einmal auf der Bühne gesehen hat, wie sie eigene Rollen spielen, der vergisst, dass sie in Naturphänomene vielleicht eine falsche Schaltung gebaut haben oder in Mathematik ein paar Schwächen aufweisen. Denn Schwächen hat jeder Mensch. Deshalb schaut man ja auch in der Erwachsenenwelt auf die Stärken des Maschinenbauers, die Stärken der Staatsanwältin, die Stärken des Schriftsteller, die Stärken der Ärztin, etc sie verstehen schon und nicht auf die Schwächen eines Mathematik- und Physiklehrers in Hinblick auf seine Sprachkenntnisse in der französischen Sprache. Im Theater kann man wie in einer Zeitmaschine durch diese lange Schulzeit der Bewertung von Menschen hindurchblicken und bemerkt, mit welchen Persönlichkeiten wir in der Schule zusammenarbeiten dürfen. Unabhängig von ihren Schulnoten. Man sieht, zu was unsere Schüler fähig sind, wenn sie sich in eine Sache verbeißen und bei der Sache bleiben. Es muss nicht Theater sein, man kann es an vielen Dingen sehen, in denen plötzlich Geduld, Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit und Begeisterung zum Vorschein kommen. Die Idee der A- B- C-Wochen im Flügelverleih gehen ja genau in diese Richtung. Den Leuten möglichst viele Möglichkeiten zu zeigen, in denen man eigene Interessen finden kann.
Auch etwas anderes hat mich in dieser Woche bewegt. Meine vor kurzem noch Fünftklässler saßen im Schriftlichen Abitur. Damals die legendäre Fünf Emil. Wir hatten in unserem Fünfklasslehrerteam die Meinung vertreten, dass man möglichst breit fördern muss. Auch fordern muss. Das man auf Eigenständigkeit setzen muss, auf Durchhaltevermögen. Wir führten viele Diskussionen über jeden Einzelnen. Was wohl aus ihnen wird. Wie sie wohl die Schule meistern werden. Und noch wichtiger: Das Leben danach. Was habe ich mir den Mund fusslig geredet, immer in der Absicht, den Schalter bei möglichst vielen auf Eigenständigkeit umzulegen. Das ist ein langer Prozess, den man erst Jahre später bewerten kann.
Ich habe mir deshalb natürlich auch das bisherige Notenbild meiner damaligen Fünfer angesehen. Wir bekommen Erfolgsmeldungen oft erst Jahre später. Und dann kann man sie nicht zwingend genau zuordnen. Trotzdem: Der Blick auf die Noten der Fünf Emil ist für mich persönlich einmal wieder mehr die Bestätigung, dass es enorm wichtig ist, in der 5. und 6. Klasse alles zu unternehmen, dass die Ernsthaftigkeit des Lernens in die Köpfe kommt, dass die platte Wahrheit „Man lernt nicht für den Lehrer sondern für sich.“ unkompliziert, bunt, verrückt und überzeugend in die Köpfe kommt, damit sie die schwierige Phase der Pubertät überdauern kann. Ich habe letzte Woche an meine alten FünfEmilianer die Frage gemailt, was ihnen aus der heutigen Sicht die Motivationsarbeit in der fünften Klasse gebracht hat. Ob es nur pädagogisches Pillipalli eines Lehrers war oder ob es Substanz bekam. Mit der Bitte um kritische und ehrliche Meinung.
Hier Auszüge aus drei Rückmeldungen. Balsam für eine Lehrerseele.

… Dass es direkt was bringt, hätte ich nie gedacht, aber ich habe mich schon relativ früh (so 8./9.) dabei ertappt, wie ich plötzlich ganz unbewusst, ein paar dieser Dinge umgesetzt habe. Früh anfangen mit dem Lernen, jeden Tag ein bisschen wiederholen, das waren doch die Ansätze des Ganzen….

… Nun zu ihrer Frage: Meiner Meinung nach haben Ihre motivierenden Ideen wirklich dabei geholfen, mir klarzumachen, dass ich nicht für die Lehrer oder sonst wen, sondern ganz alleine für mich lerne. Ich denke genau das habe ich die restlichen Jahre auch getan und bin immer am Ball geblieben. …. im Großen und Ganzen bin ich mit mir zufrieden und kann auf jeden Fall sagen dass ich sehr viel mitgenommen habe und das ist denke ich die Hauptsache ….

…. Das Interessante an der ganzen Geschichte ist: zwar haben die Ideen bei mir nicht sofort Früchte getragen, aber sie blieben im Hinterkopf und irgendwann wurde einem dann doch unterbewusst klar: Mensch, eigentlich hatte der Bayer mit seinem Unfug ja schon irgendwo recht. Was soll ich hier in der Schule sitzen und nichts mitnehmen? Wieso nicht die Chance nutzen und was draus machen? Als ich den berühmten „Schalter“ dann umgelegt hatte, ging’s bergauf. Versetzungsgefährdet war ich fortan nicht mehr. Aus dem frechen, unruhigen und unkonzentrierten kleinen Schlitzohr, wurde dann irgendwann doch noch jemand, der in der Schule (mehr oder weniger) ruhig da sitzen konnte, locker einen 2er-Schnitt eingefahren hat …. Damit hätte in der 5. Klasse tatsächlich absolut niemand gerechnet, was ich auch immer wieder zu hören bekam.

Das lass ich doch einfach für diese Woche mal so stehen.
Noch ein Tipp: Freitag und Samstag sind noch Aufführungen des Unterstufentheaters.

Das faust-aktuell mit der Vorankündigung finden sie hier.

1. Mai 2010

Gedächtnisübungen

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 12:19

Hilfe, mein Gedächtnis. Vielleicht sollte ich doch mehr Flügelverleih A-Wochen der dieswöchigen Spielart in mein Leben einbauen. Ich darf berichten:

Eselsbrückenbauen war angesagt, und viele, viele verschiedene Gedächtnisspiele. Wir sind immer auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten, die Sinn machen für unsere Betreuten. Denn immerhin weiß man ja inzwischen sehr genau, dass unsere Gehirne viel mehr bringen könnten, wie sie im Alltag bringen. Selbst 70jährige könnten noch locker Japanisch lernen, wenn die Motivation dazu riesig genug wäre. Zum Beispiel „heißverliebt in eine Japanerin“ würde auch mit 70 noch Wunder wirken. :-)

Spielerisch das Gehirn schärfen. Dieses Wunderwerk. Keine Sorge, wir zwingen niemanden zu solchen Höchstleistungen. Wir bieten nur an. Frau Theisohn hat viele Gedächtnisspiele gekauft. Kein Spieleverleih in dieser Woche. Aber unser Jonglage Chef Zürn hat nach den Hausaufgaben seinen lern- und konzentrationswichtigen Einsatz. Beziehungsweise Frau Schmitz und Herr Illner. Für was besitzen wir drei Jonglierspezialisten im Team. Viele unserer Schüler/innen sind auch schon richtig fit in dieser Tätigkeit. Dem Hirn Futter geben. So ein Hirn will lernen. Das Hirn lernt auch unentwegt. Übrigens, auch bei einem Computer Ballerspiel lernt das Gehirn wie verrückt. Der konzentrierte Mausklick wird immer präziser. Die konzentrierten Mausklick Synapsen wachsen tatsächlich und werden dicker. Würde man das vierstündige Neigungsfach konzentrierter Mausklick unterrichten, weil der konzentrierte Mausklick eine wichtige Bedeutung im Berufsleben spielen würde, wären Mausklickübungen als stundenlange Hausaufgabe gern gesehen. Schade für Computerspielefreaks: keine Aussicht auf solche Hausaufgaben. Die Nebenwirkungen, über die der Schul-Apotheker berichten muss, sind viel zu heftig. Wir setzen da mehr auf Jonglieren, auf spielerische Gedächtnisübungen, auf Gehirnsjogging der Flügelverleihart. Da wachsen die abitursrelevanten Synapsen und die, die man im Leben so gut brauchen kann.

Professor Hüther könnte Ihnen da Einiges erzählen. Hören Sie doch mal rein. Ist mein Lieblingsgehirnforscher. Oder sehen Sie rein, wenn Ihnen das lieber ist:

Über sein Gehirn Bescheid wissen sollte eigentlich heute für Schüler Pflichtübung sein.

6. Mai 2010

Flügelverleih 2010/11

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 12:54

Es hat sich herumgesprochen, dass man bei uns ganz gut leben kann. Dass Hausaufgabenbetreuung durch ältere Schüler/innen eine wunderbare Sache sein kann. Dass auch ohne Hausaufgaben viel nebenher gelernt wird. Spaßvoll gelernt wird. So werden wir Ihnen sicher an unserem Sommerfest (Termin kommt noch) zeigen können, was Ihre Kinder alles zusätzlich zur Schule gelernt haben. Was man nicht zeigen kann ist der offensichtliche Vorteil. Wer es schafft, sich in ein eigenes Sozialgefüge einzubringen, das zwei Klassenstufen und alle Parallelklassen umfasst, der hat sich einen großen persönlichen Vorteil erarbeitet, der ihm in den kommenden Jahren viel bringen wird. Außerdem ist das Netzwerk mit den Coachs gar nicht hoch genug einzuschätzen. Da kennt man im ganz normalen Schulalltag als jemand, der 5mal Nachmittagsschule macht immerhin 10 persönliche Coachs, die seine Stärken und Schwächen kennen und die man tagtäglich im Schulhaus treffen kann. Mit denen man sich ganz normal unterhält, die einen grüßen und die einem das Gefühl geben, sich in einem eigenen Lebensraum zu befinden. Selbstbewusstsein ist aber auch Grundlage für gutes Lernen. Kurzum: Schön, dass wir im nächsten Jahr den Flügelverleih wieder richtig voll haben. Die Anmeldungen der neuen Fünfer belaufen sich in stattliche Zahlen. Sogar ein paar dann Siebtklässler wollen als alte Hasen bleiben, weil sie sich hier einfach wohl fühlen. Warum nicht. Irgendwann wechselt man dann einfach unbemerkt vom Gecoachten zum Coach.  :-)

Genau das ist ja der zweite wichtige Aspekt der Nachmittagsschule. Wer als Coach regelmäßig jüngere Schüler unterrichtet und mit ihnen spielt, der merkt sehr schnell, dass die übliche Lehrerschelte aus der Sicht des Lehrenden sich ganz anders anfühlt. Das war auch die breite Meinung von Coachs beim letzten Coachabend. Unserem letzten pädagogischen Abend für unsere Betreuungsmannschaft im April. Selbst coach zu sein bringt wesentliche Veränderungen in der Einstellung der Schule gegenüber. Wen wundert’s.

Und dann sind natürlich alle gespannt, wie sich unsere neue Fünferhausidee auf den Flügelverleih auswirkt. Immerhin wohnen alle neuen Fünftklässler im nächsten Jahr in ihrem eigenen Fünferhaus ( dem Pavillion ). Die Pädagogik für dieses Projekt entwickeln wir im Moment. Man darf gespannt sein.

13. Mai 2010

Konfuzius

Abgelegt unter: Flügelverleih, Pädagogik — heinz.bayer @ 22:45

Letzte Woche waren Tabu-Karten dran. B-Woche. Unser Produkt-Designer im Team hatte das Kommando. Tabu-Karten selbstgemacht. Illner 2010. Thema Mathematik. Und tatsächlich. Am Ende der Woche: Ein komplettes Spiel mit 52 Karten fertig. Gratulation. Die Flügelverleihmenschen sind einfach sehr kreativ. Die Karten wurden natürlich gleich am Laptop bearbeitet und werden jetzt in eine Online Druckerei geschickt. Der Flügelverleih lebt klar in der Neuzeit. Diese Woche war C-Woche. Witzige Körper-Koordinationsspiele standen auf dem Programm. Da hängte sich so manches Gehirn auf, wenn man diese kniffligen Körperbewegungen nachmachen wollte. Also meines zumindest, musste ich feststellen. Frau Schmitz hatte den Wochen-Input mitgebracht. Die Kids waren da natürlich gehirn- und koordinationsmäßig wesentlich lockerer drauf als ich. Gut so. Aus denen muss ja noch was werden.

Was mich diese Woche bewegt hat, fragen Sie? Na ich gestehe. Diese 750 Milliarden spielen schon eine echte gedankliche Rolle, wenn ich so am Unterrichten und Betreuen bin. Da hüpfen z.B. völlig pfiffige und schlaue Fünft- und Sechstklässler im Flügelverleih herum und ich denke mir, dass da vielleicht zukünftige Finanzexperten darunter sein könnten, die in 20 Jahren, wenn ich tattrig meinen SPIEGEL lese, Statements abgeben könnten, die wirklich Hand und Fuß haben. Wäre das doch wunderbar, wenn wir in 20 Jahren sagen könnten, dass wir unsere besten Köpfe auch genügend fit gemacht hätten. Dass wir eine Lösung gefunden hätten,  mit der man speziell auch die Jungs davon überzeugen könnte, dass sie sich die Pubertät nicht so heftig schon in der 6. Klasse nehmen. Sondern nur kurz und heftig in den Sommerferien zwischen der 9. und 10. Klasse, Rechtzeitig bevor es dann in die Kursstufe geht. Und dann ging mir diese riesige Verschuldung der Amerikaner bei den Chinesen durch den Kopf. Die sich dabei irgendwie gar keinen Kopf zu machen scheinen. Also die Amis. Nicht die Chinesen. Die denken sich sicher einiges dabei. Das bekommt selbst das Faust schon zu spüren, mit welcher Kraft die Chinesen diesen Planeten vernetzen. Wir bekommen einen Konfuzius Raum eingerichtet. Von den Chinesen finanziert. Sie lachen? Stimmt aber. Weil man am Faust jetzt auch Chinesisch Abitur machen kann. Im Südbadischen. Also ein Konfuziusraum gesponsert von so einer Gesellschaft wie dem Goethe-Institut. Nur eben in chinesischer Ausführung. Schön für uns? Irgendwie schon, aber ob ich das in 10 Jahren auch noch sage, weiß ich tatsächlich nicht wirklich. Dabei bin ich ja echter Konfuzius Fan, wenn es um solche Aussprüche von ihm geht wie „Wer nicht begeisterungsfähig ist, den unterrichte ich nicht.“ Der Wahnsinns Spruch für einen modernen Schulmeister.

Sag das heute mal einer von uns Lehrmeistern zu Eltern. „Also, ich unterrichte Ihren Sohn so lange nicht mehr, bis sie ihn mir begeisterungsfähig vorbeischicken.“ Da wären die Klassen ganz schön leer.

Dabei muss uns eines klar sein. Wer die jungen Chinesen erlebt, die jedes Jahr zum Beispiel zu uns im Schüleraustausch ans Faust kommen, der versteht, warum es genügend kluge Menschen gibt, die eine klare Verschiebung der Weltzentren voraussagen. Diese jungen Chinesen, die wir immer wieder kennenlernen, sind echt bildungshungrig. Eine derzeitig kaum vorstellbare Situation für Mitteleuropa. Eine größere Jungpopulation von Bildungshungrigen. „Mama, ich finde Bildung das Tollste. Ich bin echt hungrig drauf.“ Da schickt doch jede Mama ihren Sohn zum Arzt, weil sie meint, er wäre richtig schwer krank. Dabei sollten wir tatsächlich nach einem eigenen Weg suchen, der auch unsere Kids irgendwie bildungshungriger macht. Auch wegen uns. Denn Sie wissen ja, in 20 Jahren, wenn wir vielleicht eine neue Karriere als Schwellenland machen, dann wäre es gut, wir hätten so ein paar richtig kluge Köpfe, die sich ihre Pubertät in den Sommerferien zwischen der 9. und 10. Klasse genommen hätten und in 20 Jahren die richtigen Antworten und Ideen hätten.

Wir arbeiten dran. Vorschläge nehmen wir dankend entgegen.

Ich muss noch schnell eine kleine Geschichte draufsatteln, die ich in dieser Woche in zwei Vertretungsstunden erzählt habe. Im letzten Jahr hatten wir mal wieder alle Versetzungsgefährdeten aus Klasse 7 und 8 eingeladen. Frau Hirth, Frau Geismann und ich. „Lieber ein Jahr nach Amerika als ein Jahr wiederholen“, war unser Motto. Ein Mädchen hatten wir fälschlicherweise auf die Liste gesetzt. 8. Klasse. War im Jahr zuvor in der 7. Klasse noch böse versetzungsgefährdet gewesen. Hatte gestreckt und gefragt, warum sie eingeladen worden wäre, sie hätte keine so schlechten Noten. Als wir die Liste nachgesehen hatten, blieb uns fast die Luft weg. Aus hauptsächlich Vierern und einem Fünfer in Klasse 7 hatten sich die Noten fast halbiert. Großteil zwei, keine einzige Vier. Zweimal die Eins. Sensationell, fanden wir. Wir waren bei der Einladung in der Zeile verrutscht. „Erzähl doch bitte jetzt mal den anderen, was bei dir passiert ist, dass sich deine Noten so unglaublich verändert haben. Innerhalb von einem Jahr?“ bat Frau Hirth. „Das Mädchen lachte ganz frei und meinte sehr knapp und überzeugend: „ Ich passe jetzt einfach auf. Tolles Gefühl übrigens.“ Verrückte Geschichte. Nur haben wir noch nicht herausgefunden, wie wir dieses schlichte Konfuzius-Story für eine größere Schülerpopulation hinbekommen könnten. :-)

22. Mai 2010

Jahrbuch 2010 und Flügel-Evaluation

Abgelegt unter: Flügelverleih, Jahrbuch — heinz.bayer @ 12:37

Das Jahrbuch am Faust ist so eine Sache für sich. Sollten sie einmal beiläufig das Jahrbuch einer anderen Schule in die Finger bekommen, dann schauen Sie kurz ins Impressum, wie viele Lehrer daran gearbeitet haben. Und wer dafür verantwortlich zeichnet. Und wenn Sie dann am Ende des Jahres in das Impressum des Jahrbuchs am Faust schauen, werden sie sich wundern, dass sie dort keine Lehrernamen finden, weil das Jahrbuch am Faust vollkommen schülergemacht ist. Seit 10 Jahren finden sich auf wunderbare Weise irgendwie alle ein oder zwei Jahre Schüler, die Lust haben, ein Jahrbuch zu produzieren. Soll heißen: alle Schüler und Lehrer fotografieren, Artikel eintreiben, selbst Artikel schreibt, Layouter, Werbegelder ergattern, vorfinanzieren, Verkauf organisieren, mit Profisoftware profimäßig umgehen. Autodidaktisch Jahrbuchprofi werden. So kam jetzt natürlich auch das Mail an die Verantwortlichen des Flügelverleihs. „Guten Tag Herr Bayer, könnten Sie bitte einen Lerncoach fragen, ob das Interesse besteht einen Bericht über die Nachmittagsbetreuung am Faust fürs Jahrbuch zu verfassen, und/oder uns an jemand zuständigen weiterleiten? Das wäre nett. Viele Grüße Jahrbuchteam am Faust.“

Naja. So eine Suche dauert ja manchmal, bis es so weit ist. Deshalb kam diese Mail immer wieder. Geduldig. Nachhaltig. Freundlich. Bestimmt. Bis wir reagiert habe. Wir haben diese Woche genutzt. Jemand kam auf die Idee, die Schüler selbst schreiben zu lassen. Die Buchstaben des Flügelverleihs als Roten Faden zu benutzen. “Schreibt mal auf, was euch so zum Flügelverleih einfällt.“ Hier die Ergebnisse. Für das Jahrbuch gibt es dann noch ein paar Bilder dazu.

Für uns natürlich gleichzeitig interessant, was die Kunden unserer Nachmittagsschule halten, wenn sie spontan und frei Wörter einfügen sollen, die sie mit den Erfahrungen dieser Menschen mit unserer Pädagogik verbinden. Flügelverleih-Evaluation würde man im Pädagogendeutsch sagen.

Hier das Evaluationsergebnis:

Faul sein, gibt es hier nicht – Lernen mit Spaß – Üben auf Vokabeltests – Grammatik -Einstiegsrunde – Lustige Spiele nach der Hausaufgabenzeit – Vokabeln üben – Endrunde -Riesenspaß nach den Hausaufgaben – Lernen auf Arbeiten – Entspannen nach den Hausaufgaben – Interessante Aufgaben und Spiele – Hausaufgaben werden gemacht.

Frau Geismann – Lernen auf Arbeiten – Übeln von Vokabeln – Garantie aufgemachte Hausaufgaben – Einstiegsrunde  – Lustiges Beisammensein – Vokabeln üben – Endrunde -Rausgehen nach gemachten Hausis – Lustige Gruppespiele – Essen verboten- Interessante Vorträge  – Hausaufgaben machen.

Fliegen- Lernen – Üben – Glück – Erfolg – Lustig sein – Vokabeln – Einstiegsrunde – Rechte – Lesen üben – Entspannen – Intelligent – Hausaufgaben

Fun – Lust zum Kommen – Überlegungen vor dem Reden – Glück haben – Energie – Lustig sein – Flügel haben – Ernst sein – Reden über was – Lernen – Entdecken – Ideen haben -Hindernisse gemeinsam überwinden.

Fun – Lust haben – Überraschungen – Gemeinschaften – Erfolg – Lernen – Verleiht Flügel -Einfach gut – Rum toben – Lachen – Ewiger Spaß – Ideen.

Freundlich – Lustig – Überirdisch – Genial – Ehrgeiz – Lob – Vorfreude – Ehrlich – Respektvoll – Lebendig – Erwartungsvoll – Intelligent – Hammer

Fliegen – Lernen – Üben – Gute Laune – Emotionen – Lust – Verhalten – Englisch – Rufen –Laune – Einheit – Infinitiv – Hilfsbereit-

Freundschaft – Lernen – Überlegen – Gerecht – Erklärung – Lösen – Vertrauen – Erklären –Reden – Leihen – Erleben – Interessieren – Hausaufgaben

Kurz noch einmal zurück zum Jahrbuchteam. Wer aktiv sein will am Faust, der darf das auch sein. Das ist unsere Begabtenförderung der besonderen Art. Wer eine Idee hat, deren Umsetzung in den Schulalltag passt, der hat am Faust den passenden Rahmen. Dieses pädagogische Prinzip hatte ein Hochaktiver am Faust vor fast 10 Jahren einmal Prinzip Kaktus getauft. Ich merke gerade, dass die homepage von damals ja immer noch im Netz steht. Und auch unser Beitrag für die pädagogische Weiterbildung. Nur falls Sie das Prinzip interessiert. Wenn man die Arbeit der Jahrbuchredaktion ansieht, ist es für so manchen schon eine kleine Start Up Berufsausbildung. Gleichzeitig eine geniale Freizeitbeschäftigung. Zu erkennen, dass richtig heftiges Ranklotzen für eine eigene Sache auch richtig gut tut, das ist eine Erfahrung, die gleichzeitig der eigenen Schulleistungen viel bringt. Und dem Selbstbewusstsein. Die Erfahrung zeigt: Aktive Schüler haben im Durchschnitt immer das bessere Abitur. Wen wundert’s, wenn die Selbstmotivation stimmt. Im letzten ZEIT Magazin vom 20.5. wird eine Untersuchung der Universität Gent zitiert. 4 Gruppen von Jugendlichen wurden untersucht: Jugendliche mit hoher Eigenmotivation und wenig Kontrolle von außen, Jugendliche mit hoher Eigenmotivation und hoher Kontrolle von außer, kaum motivierte aber stark kontrollierte Jugendliche und Jugendliche, denen der Druck und die Motivation fehlte. Das Ergebnis: Für die Leistung war allein die Eigenmotivation verantwortlich. Das deckt sich genau mit meinen Erfahrungen.

Mehr davon nächste Woche. Der Artikel ist übrigens besonders empfehlenswert für all jene Eltern, deren Kinder sich am Gymnasium schwer tun, warum auch immer.

http://www.zeit.de/2010/21/Realschule-oder-Gymnasium

28. Mai 2010

Gymnasium – der richtige Platz ?

Abgelegt unter: Vertrauen — heinz.bayer @ 18:55

Ich hatte Ihnen als Leser/in letzte Woche einen Link von einem ZEIT Artikel eingebaut, der mir immer wieder durch den Kopf ging. Da standen so ein paar Sätze drin, die mir einfach aus dem Praktikerherzen sprachen. Zum Beispiel der:

„Für die Leistung war allein die Eigenmotivation verantwortlich, Kontrolle hatte allein den Effekt, die Schüler neurotischer zu machen.“ So eine Untersuchung der Uni Gent. Ja, für mich ist genau dieser Punkt der alles Entscheidende: Wie groß ist die Eigenmotivation eines Schülers? Wenn sie groß ist, ist alles im Lot. Wenn nicht, muss man daran arbeiten. Wenn es gar nicht geht und die Noten nur notdürftig durch Kontrolle und Nachhilfe erreicht werden können, dann muss man auch ohne Scheu über Realschule nachdenken. Auch der Satz gefiel mir in dem Artikel gut: „Gute Realschüler kommen überallhin. Wenn sie es überhaupt wollen. Was nicht immer der Fall ist. Denn es gibt auch ein menschenwürdiges Leben ohne akademische Ausbildung. Dieser Satz muss hier stehen, weil es Menschen geben soll, die das nicht wissen.“

Und, das wissen auch nicht so viele Eltern: „Wer eine Lehre macht, darf nach drei Jahren im Beruf inzwischen fachgebunden studieren; Leute, die ihren Meister gemacht haben, dürfen seit letztem Sommer sogar alles studieren.“

Ich erzähle mal kurz eine kleine Faust-Geschichte. Vor einigen Jahren hatte bei uns an der Schule ein Schüler, nennen wir ihn P., keinen Bock mehr. 11. Klasse . Total keine Lust mehr auf Lernen. Motor abgestellt. Schneller Abgang. Malerlehre. Gesellenprüfung. Und dann? Wieder auf’s Faust. Die beiden Jahre machte P. mit links, er spielte Theater, gründete eine Band, war Mädchen für alles in der SMV und immer sehr freundlich. Sein Abiturszeugnis mit 1 Komma irgendwas brauchte er nirgends mehr vorlegen, weil er zwei Semester Physik schon als Schüler parallel zur Schule an der Uni Freiburg studiert hatte. Das gibt es für Motivierte. Die Zeit reicht gut, wenn man dafür begabt ist, die Motivation reicht für die meisten nicht.

Für Eltern ist so ein Schul-Ausstieg schwierig. Klar: Im Nachhinein eine schöne Bildungskarriere. Für Eltern in der aktuellen Situation eines nicht motivierten Sohnes (oder einer Tochter) in der Vor– Mittendrin- oder Nach-Pubertät ein für manche kaum auszuhaltendes Spannungsfeld des: „Was wird wohl aus ihm oder ihr?“

Der Artikel beschreibt das Dilemma recht schön:

„Doch ob ein Mensch schließlich arbeitslos wird oder nicht, ob er einen Job findet, der ihn erfüllt, ob er CEO bei Goldman Sachs wird oder sich lieber mehr um die Kinder kümmert, ob er bereit ist, sich weiterzubilden, ins Ausland zu gehen, ob er eine Frau in Timbuktu kennenlernt, wegen seiner besserwisserischen Art überall rausfliegt oder bei jeder Prüfung Mutters metallische Stimme hört; ob sich irgendwann ein Vorgesetzter in ihm wiedererkennt und beschließt, ihn zu fördern, ob ihn seine Ehe in Depressionen stürzt, seinen Job kostet, hängt mit allem Möglichen zusammen – aber nicht mit dem, was in der vierten Klasse passiert. Der Gedanke, dass vieles im Leben vom Zufall abhängt, ist schwer auszuhalten. Lieber glauben Eltern an die magische Kraft eines Übertrittszeugnisses, für das sie folglich alles tun würden.“(Gemeint ist der Kampf um die Gymnasialempfehlung in der 4. Klasse Grundschule)

5. und 6. Klasse nennt man seit langem Orientierungsstufe am Gymnasium, weil man da erfahren kann, ob die Eigenmotivation selbstständig und ohne die große Kontrolle durch die Schule trägt. Man sollte diese Zeit nutzen, um zu erfahren, ob die Orientierung richtig war. Der Tipp eines alten Schulmeisters: Nicht so sehr auf die Noten starren, sondern auf den Biss. Den braucht man auch nach der Schule. Wer ihn hat, hat ihn lebenslang. Wer ihn nicht hat, sollte ihn suchen gehen. Ferien eignen sich gut, über vieles nachzudenken und auf die Suche zu gehen.

4. Juni 2010

16 und 64 – ein Vergleich

Abgelegt unter: Pädagogik — heinz.bayer @ 20:16

Schon irgendwo gelesen? Die 64jährigen und die 16jährigen haben Gleichstand erreicht. Und dann geht die Schere kontinuierlich auseinander. Was das mit dem Flügelverleih zu tun hat? Und mit der Schule? Na ja. Auf was soll Schule vorbereiten? Auf ein Umfeld in Deutschland, in der Fachleute immer mehr gefragt sein werden, weil die Jugend rar wird. (Außer man wandert nach Indien aus) Die Anforderungen werden allerdings nicht abnehmen, sondern eher zunehmen. Soll heißen: Wer bereit ist, seine Fähigkeiten zu schulen, der wird später beruflich keine Probleme haben, wenn er auf den Arbeitsmarkt schaut, bevor er anfängt, eine Ausbildung oder ein Studium zu machen. Die Schulnoten werden noch mehr als heute nebensächlich werden. Dafür die Eigenmotivationsfähigkeit und das Sich-durchbeißen-können umso wichtiger. Das muss Ihre Tochter oder Ihr Sohn aber selbst lernen. Wenn sie oder er diese Fähigkeit noch nicht hat. Man bekommt sie nur, wenn man auch gefordert wird. Neben dem Fördern. Wenn man nicht zu viel abgenommen bekommt. Deshalb: Nicht so sehr Angst haben, dass bei schlechteren Noten die spätere berufliche Zukunft ein Problem sein könnte. Lieber Angst haben, dass die Eigenmotivationsfähigkeit sich nicht gut entwickelt und auch später verkümmert bleibt. Das wäre viel schlimmer. Denn genau auf die kommt es nach der Schule an.

10. Juni 2010

Hip Hop Woche

Abgelegt unter: Flügelverleih, Noten — heinz.bayer @ 15:11

Ich mache es heute kurz, dafür male ich ein wenig mehr. Schule mit ihrem Fächerkanon ist ein wichtiger Teil der Entwicklung unserer Fähigkeiten. Fast alle Gesellschaften dieses Planeten haben einen ähnlichen Fächerkanon entwickelt. Keine hochtechnisierte Gesellschaft ohne Mathematik und Naturwissenschaften, Sprachen und Muttersprache im Schulprogramm. Ohne geht es einfach nicht. Deshalb Pflicht für alle. Daneben gilt es aber trotzdem viele andere Fähigkeiten zu entwickeln. Speziell Fähigkeiten, die man individuell besonders gut und gerne entwickeln kann. Sie gehören genauso zu einer erfolgreichen Berufsvorausbildung, auch wenn sie nicht benotet werden. Mit den HipHop Woche wollen wir allen unseren Flügelverleihschüler/innen die Möglichkeit geben, zu testen, ob sie in Sachen Rhythmus und rhythmisches Texten ungeahnte Talente versteckt haben. Außerdem macht es natürlich einfach Spaß, sich als Musikproduzent zu bewähren. Die Endergebnisse stehen noch aus, aber die ersten Produktionen zeigen schon jetzt, was so manche drauf haben.

Doch jetzt das Bild, das auch im Parallelblog Thema ist. Bei www.maennerrevolte.de haben die Flügelwochen begonnen. Seit 3 Jahren betreuen wir an der Schule versetzungsgefährdete Schüler/innen mit einem eigenen mentalen Unterstützungsprogramm. Auch für Nichtversetzungsgefährdete sind die prinzipiellen Aussagen des Blogs natürlich sicher hilfreich, präventiv sozusagen.

Die nächste Ansicht sollte man sich aus dem Kopf schlagen. Leider ist die Defizitorientierung in so vielen Köpfen drin. Also besser die erste Darstellung festigen, das ist die erfolgreichere für das Selbstbewusstsein. Und um Selbstbewusstsein zu bekommen, kann gar nicht genug Aufwand betrieben werden.

Man muss jungen Menschen immer und immer wieder klar machen, dass schlechte Noten meist nicht mit mangelnden Fähigkeiten sondern mit mangelndem Einsatz und mangelnder Nachhaltigkeit zu tun haben. Das ändert zwar zuerst einmal nichts an den Noten, aber zumindest ist es Balsam für die Seele. Mit einem gesunden Selbstbewusstsein können Veränderungen viel leichter geschultert werden.

19. Juni 2010

WM und Schule

Abgelegt unter: Pädagogik, WM — heinz.bayer @ 09:10

Fußballzeit. Auch im Flügelverleih kam sie am Freitag an. WM Spiel gegen Serbien. „Was, kein Nachmittagsunterricht wegen einem Fußballspiel? Dafür „school viewing“ in der Aula? Wo gibt es denn so was?“ werden sich vielleicht manche Eltern gefragt haben. Auch der Flügelverleih hatte die Möglichkeit genutzt. Nur ein einziges Mädchen hatte keine Lust auf Fußball und arbeitete dafür 2 ½ Stunden lang konzentriert mit Spezialbetreuung. Auch nicht schlecht. Finden wir. Die anderen also public viewing. Gemeinschaftsgefühl. Eine Aula voll mit schwarz-rot-gold geschmückten jungen Menschen. Die wie von Geisterhand beim Ertönen der Nationalhymne aufstanden und mitsangen. Veränderte Zeiten. Die letzte WM hat einfach neue Ansichten geschaffen. Wir sind eine Partnerschule des Sports. Wir setzen auf Identifikation mit der Schule. Deshalb gab es diesen Beschluss. Lieber die Freitagnachmittagsklassen zufrieden in der Aula und die Arbeitsblätter zu Hause, wenn es beim Stoff eng wurde, als zu vielen Entschuldigungen wegen Bauchweh, Schwindel und Übelkeit oder dem einfachen Stemmen nachzugehen. Die Stimmung war großartig. Nur hatte das entsprechende Ergebnis gefehlt. Am lautstarken Mitgehen des Faust-Publikums kann es nicht gelegen haben.

Fußball kann man übrigens immer gut mit dem Wirken in der Schule selbst vergleichen. Das Training ist das A & O. Das erfolgreiche Umsetzen im Spiel ist neben der eigentlichen Professionalität von vielen Zufälligkeiten geprägt. Und von Einstellungen. Und vom Selbstbewusstsein. Der mentale Anteil ist auch in der Schule sehr wesentlich. Bevor ich Ihnen in diesem Zusammenhang von der “Ätzwand” erzähle, leite ich Sie einfach auf den Blog für Versetzungsgefährdete weiter, da habe ich diese Visualisierung gerade hochgeladen. Die Reflexion über die Ätzwand ist aus meiner Spezial-Betreuungserfahrung für manchen Schüler eine gute Methode, seine kleinen Schulprobleme zu überwinden. Die Zentrale sitzt einfach im Kopf. Einen Versuch ist es immer wert.

25. Juni 2010

zweikommazwei

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 23:01

Liebe Eltern. Wir planen und üben schon viel mit unseren jungen Flügelverleihmenschen. Damit der 7. Juli auch mit einem schönen Programm ausgestattet ist. Zu unserem Sommerfestpicknick benötigen Sie nur etwas zum Essen und Trinken, das Sie bitte mitbringen, Grills haben wir aufgebaut. Und dann brauchen Sie noch eine Decke (oder Campingstühle, wenn Ihnen das zu unbequem ist). Und natürlich gute Laune. Klar. 17 Uhr. Schulgarten. Das ist hinter der Turnhalle. Sie werden es finden.

Die geschätzten Leser wissen sicher inzwischen, nach welchem Muster ich schreibe. Es ist das nicht vorhersehbare Muster, welche Fragen einem Altpädagogen im Laufe des Schuljahres durch den Kopf gehen. Die Fragen haben oft mit dem planmäßigen Alltag in der Schule zu tun. Aber auch viel mit Zufälligkeiten des Schulalltags.

In der letzten Woche des Abijahrgangs geht mir eigentlich immer eines durch den Kopf:

Es ist eines der großartigsten Momente im Leben, wenn man solch eine Prüfung hinter sich gebracht hat und nun vor vollkommen neuen Aufgaben steht. In 1, 2 Jahren denken sich viele dieser jungen Menschen, wie schön es gewesen wäre, wenn sie noch einen Tick mehr Wissen mit aus der Schule mit hinausgenommen hätten, wenn sie einfach besser Sprachen gelernt hätten und mehr logisches Denken. Aber das sei nur so am Rande erwähnt. J Die Erkenntnis ist so alt wie die Schule. Das Zentrale ist aber jetzt: Es gibt einige Wochen und Monate, in denen zumindest theoretisch jedem Abiturient und jeder Abiturientin alle Türen offen stehen. Tausende von Entwicklungsmöglichkeiten. So ein Gefühl gibt es normalerweise nur einmal im Leben. Alle Türen offen und die Träume erst angefangen zu träumen. Ein zauberhafte Zeit. Man sieht es den Leuten an. Ich muss im Moment gleichzeitig den Leitartikel für unser faust-aktuell schreiben und finde, der passt dort und auch hier. Also bekommen Sie ihn später noch einmal, wenn Sie Fausteltern sind. Aber das macht nichts. Sie müssen ihn ja nicht zweimal lesen.

Lobhudeleien eines Altpädagogen

2,2 . In Worten zweikommazwei.

„Das schon wieder“, sagt vielleicht mancher. „Alle Jahre wieder. Na und? – „Na und? Wie können Sie so was sagen?“ sage ich. Baden-Württemberg liegt bei Schul-

studien nach wie vor im vorderen Feld. Das Faust hat seit Jahren einen etwas besseren Abitursdurchschnitt als Baden-Württemberg. „Na und?“ Hören Sie, Faustkritiker werfen der Schule immer wieder vor, dass  viel zu viel zusätzlich zum Unterricht abläuft. Zu viele Austauschprogramme, zu viele Projekte, zu viele Veranstaltungen, zu viel Unruhe für schulische Arbeit.

Deshalb sage ich ja: 2,2. Und das auch jetzt noch, obwohl unser Kollegium sich massiv verjüngt hat. Auch das hat also bis jetzt funktioniert. Der junge Lehrer-Block macht ähnlich weiter. Gute fachliche Grundlagen. 2,2 Abitursschnitt. Aber trotzdem auch viele andere Angebote, bis man am Faust das Abitur gemacht hat. Ein sehr aktives Kollegium. Deshalb auch viele Möglichkeiten, Zertifikate zusätzlich zum Abitur zu erlangen. Ich darf sie immer drucken. Mache ich sehr gerne, weil es einen guten Einblick in den Abi-Jahrgang gibt. 2010: 125 Abiturient/innen, über 30 Zertifikate neben den vielen Fachpreisen, die vergeben werden. Viele bekommen mehrere Zertifikate. Theater, Chor, Jazz AG, Streitschlichter-Team, HAG, Sportmentoren, Lerncoach, SMV Arbeit, Lichttechnik, Studioarbeit, Podcast, Filmteam …

„Ja und Schule? Die muss doch vorgehen. Keine Sorge. Geht sie ja auch. Wenn es auch manchmal so scheint, dass zu viel Aktivität von Schule ablenkt. Die Weltfirma Google z.B. erwartet von seinen Mitarbeitern, dass sie 10 bis 20% ihres Einkommens mit eigenen Projekten verdienen, weil  die Firmenzentrale weiß, dass dann die Mitarbeiter in der eigentlichen Arbeit besser motiviert sind. Das weiß jeder von sich selbst. Warum soll das in Schule anders sein. Ich schaue mir natürlich seit fast 20 Jahren die Noten der Abiturienten an, für die ich Aktivenzertifikate schreibe. Immerhin ist das Ergebnis eine beruhigende Meldung für Eltern, die sich Sorgen machen, wenn ihre Tochter oder ihr Sohn neben dem Fachunterricht noch andere Dinge aus der Schule mitnehmen. In jedem Jahr die gleiche Erfahrung. Die sieht in diesem Jahr z.B. so aus:   zweimal 1,0/ 1,1/1,2/zweimal 1,4/zweimal 1,6/zweimal 1,8/zweimal 1,9/dreimal 2,0/fünfmal 2,1/viermal 2,2/zweimal 2,3/2,5/2,8/2,9/3,2 – also ein Schnitt von 1,95. Bleibt für die anderen 2,3. Die übliche Erkenntnis. Immer einen Tick besser als der Durchschnitt. Deshalb liebe Eltern von Aktiven am Faust: Keine Panik. Denken Sie an Google. Neben den Aktiven aus den verschiedenen Teams gab es aber natürlich für viel mehr Schüler/innen alle möglichen Aktiverfahrungen in einzelnen kurzzeitigen Projekten und bei den zehn Austauschprogrammen, die es am Faust gibt. Darf ich die Sache für Sie visualisieren? Wer Schule nur aus der Sicht von Noten defizitorientiert betrachtet, der also meint: „nur“ 7 Punkte sind 8 zu wenig, der greift definitiv zu kurz. Auch ein Abiturient mit „nur“ 7 Punkten in Physik kann ein exzellenter Ingenieur werden, weil zu einem guten Ingenieur viel mehr gehört als nur das Schulwissen. Zum Beispiel Einsatz und Eigeninitiative. Begeisterungsfähigkeit und Kreativität. Teamgeist und Kommunikationsfähigkeit. Auch eine Abiturientin mit „nur“ 7 Punkten in Englisch kann ihre Berufskarriere in Amerika beginnen. Auch ein Abiturient mit „nur“ 7 Punkten in Mathematik kann ein exzellenter und sehr logisch kombinierender Staatsanwalt werden. Denn mit „nur“ 7 Punkten im Abitur in Englisch in Baden-Württemberg hat man einen Standard erreicht, hinter dem eine Gesamtleistung steckt, die man selbstbewusst aus der Schule mit hinausnehmen sollte. Und wenn man dann aus einer Schule kommt, die zusätzliche Fähigkeiten entwickeln lässt, so man das will, dann darf man als Zertifikatschreiber schon ein wenig lobhudeln. :-) Finde ich.  Viele Abiturient/innen mit einem richtig guten Abschluss und noch vielen Grundfähigkeiten, die sie wunderbar für ihr weiteres Leben brauchen können. Persönlich und beruflich. Beruflich persönlich.

Ich darf den Abiturientinnen zum 2,2 Durchschnitt gratulieren, den Kolleg/innen zur wundervollen fachlichen Vorbereitung und Betreuung der Schüler/innen. Speziell den Jungen. Klasse Arbeit. Den Oberstufenberatern für einen perfekten Ablauf der mündlichen Prüfungen und der gesamten Schulgemeinde für eine erfolgreiche Schulkultur.

Heinz Bayer

2. Juli 2010

Überforderung oder Chance ?

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 16:34

Die letzten Wochen des Schuljahres rasen im Moment an uns vorbei.

Zeit für ein paar rückblickenden Flügelverleihwürdigungsgedanken.

Während in Frankreich eine Mutter mit ihrem vierjährigen Kind oft erstaunt angesehen wird, wenn sie mit ihm nachmittags auf dem Spielplatz sitzt, während die anderen Vierjährigen selbstverständlich die wesentlich vielfältigeren Möglichkeiten der Vorschule genießen und 99% zu Schulbeginn deshalb die französische Sprache beherrschen, fragen sich so manche deutschen Eltern, ob es für ihr Kind nicht eine Überforderung wäre, schon in der fünften Klasse mit 11 Jahren am Nachmittag mit vielen anderen Kindern gemeinsam zu lernen, statt zu Hause unter behüteten Bedingungen. Die langen Nachmittage des G8 kämen ja noch früh genug. Wir vom Flügelverleih sagen Ihnen, den Eltern, deren Kinder bei uns ihre Hausaufgaben machen, dass sie diese Entscheidung für die Nachmittagsschule garantiert nicht bereuen werden. Was sich hier in der ungezwungenen Kommunikation mit älteren Lerncoachs, Gleichaltrigen aus der eigenen und aus den anderen Klassen und den betreuenden Lehrerinnen und Lehrern und unserer immer anwesenden Sozialarbeiterin neben den Hausaufgaben täglich mitnehmen lässt, ist unbezahlbar. Obwohl der Flügelverleih, das müssen Sie zugeben, wirklich bezahlbar ist. Die höhere Identifikation mit Schule ist die wesentliche Komponente, die in den Sturm-und-Drang-Jahren der Pubertät ihre volle Wirkung entfalten wird. Jetzt ist alles noch vollkommen harmlos. Wenn Sie das letzte Faust aktuell gelesen haben, wissen Sie, dass die Abiturientinnen und Abiturienten mit Zertifikat (das sind aktive Schüler mit meist hoher Identifikation mit der Schule) einen Abitursschnitt von 1,95 hingelegt haben. Der Rest einen Schnitt von 2,3. Wobei die Note dabei noch nicht einmal das Entscheidende ist. Aber für Eltern eben häufig die einzige Orientierung, die sie bezüglich der Zukunft ihres Kindes beruhigen kann. Wir dürfen sie übrigens so ganz nebenbei, aber trotzdem ausdrücklich, auch noch mit einer ganz speziellen Meldung beruhigen. Wir sind vom Sozialverhalten unserer Flügelverleih Menschen sehr überzeugt, denn wir kennen die normale Entwicklung und wir kennen die restlichen Schüler dieser Altersstufe. Ich denke, Sie haben jetzt verstanden, was so ein altes pädagogisches Urgestein Ihnen sagen will. Der Flügelverleih ist pädagogisch vom Feinsten, wenn Sie die direkte Auswirkung vielleicht auch erst in ein paar Jahren merken werden, wenn sie genau hinschauen.

9. Juli 2010

Win Win

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 23:51

Ein ganzes Schuljahr Flügelverleih liegt hinter uns. Wir haben wie im letzten Jahr ein kleines Sommerfest für alle Kinder samt Eltern veranstaltet, die Lust hatten. Es hatten ganz schön viele Lust. Sorry, wir vergaßen, nach der Vorankündigung eine Einladung herauszugeben. Also gut, ich habe es vergessen. Tut mir leid, aber die Kinder haben Sie ja auch ohne Einladung hingezogen. Grillfest im Schulgarten. Picknick mit Vorführungen. Eine kleine Verstärkeranlage, zwei Mikros und unser Programm, das von den Flügelverleihmoderatoren hervorragend in Szene gesetzt wurde. Da wurde live gesungen, live jongliert, live Gebärdensprache als Unterhaltungsthema eingesetzt ……. und was für mich als Altmeister des „Lassen wir doch mal die Leitungsträger der Zukunft ran“ einfach ohne Abstriche immer wieder fasziniert: Es funktioniert auch schon in der fünften und sechsten Klasse. Kurzweil pur. Leistungsträger der Zukunft können einige Fähigkeiten schon in der Schulzeit umsetzen. Klar doch. Man könnte da sagen: Eigentlich sahnen die ja nur ab. Wir würden es pädagogisch anders formulieren. Es ist ein Win-Win Konzept. Wer uns kennt weiß: Es ist eine Spezialität des Hauses Faust. „Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu begeistern, sich zu beweisen, sich einzusetzen, aktiv zu werden, selbst Inhalte zu finden, eigene Fähigkeiten zu entdecken, ernst genommen zu werden – dann habt ihr viel für die Zukunft getan.“ Diese Idee fand auch die internationale Jury der EXPO2000 für EXPO-würdig. „Projekt Schülerschule“ war damals unser Arbeitstitel. „Dem Leben Flügel verleihen“, wäre für mich der Titel der kleinen Sommerfestveranstaltung im wundervoll hergerichteten Schulgarten vor dem Halbfinalspiel gegen die Spanier.

Also wir waren nicht am Ergebnis schuld.

18. Juli 2010

Win Win Win, Danke Danke und Ausblick

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 22:25

Wir stellen im Moment schon unser neues Schüler-Kollegium für das nächste Jahr zusammen. Viele Altgediente, aber auch viel neue Schülerinnen und Schüler. Ab Klasse 9 darf man coachen. Also treten jetzt schon zukünftige Coachs aus den jetzigen 8. Klassen an.

In diesem Jahr haben wir richtige Arbeitsverträge entworfen. In zweifacher Ausführung. Sehr bewegend, die Bewerbergespräche, die Frau Geismann und ich zur Zeit führen. Weil wir beide die große Ernsthaftigkeit von jungen Menschen spüren, denen man schon jetzt professionelle Betreuungsarbeit zumuten kann. Zukünftige Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Professor/innen, Dozent/innen, Ausbildner/innen, Personalführer/innen, Ärzt/innen, etc, die jetzt schon ihre Begabung in Menschenführung ausspielen können. Mit Menschen umgehen zu können ist zu einem großen Teil Grundbegabung. Aber eine Grundbegabung, die man hervorragend ausbauen kann. Entwickeln kann. Perfektionieren kann. Erfahrung heißt das Zauberwort. Auch als Maschinenbauer, der später in seinem Betrieb eine Abteilung leiten muss, kommt um einen professionellen Umgang mit Mitarbeitern nicht herum. Jeder Rechtsanwalt muss mit Menschen umgehen können, sonst geht er unter.

Man sieht es den zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Professor/innen, Dozent/innen, Ausbildner/innen, Personalführer/innen, Ärzt/innen, etc in der 9. Klasse natürlich noch nicht an, dass sie später diese Berufe ausüben werden. Aber man spürt es, wenn man es zulässt. Oder man schaltet auf gesunden Menschenverstand und fragt sich einfach, wo denn zukünftige Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Professor/innen, Dozent/innen, Ausbildner/innen, Personalführer/innen, Ärzt/innen, etc ausgebildet werden? Am Gymnasium. Klar. Also sitzen sie auch hier bei uns. Definitiv. Obwohl man es ihnen nicht ansieht. Und arbeiten zum Beispiel bei uns im Flügelverleih. Win-Win-Win Situation. Die Schule profitiert, die zukünftigen Zukünftigen profitieren (also die Fünft- und Sechsklässler) und die Zukünftigen ( die Coachs) profitieren auch. Was will man mehr. Wir zumindest sind sehr zufrieden.

Für dieses Jahr schließt der Flügelverleih und bedankt sich bei allen Eltern für ihr Vertrauen in unsere Arbeit. Wir bedanken uns auch bei unseren Coachs für ihre wunderbare Arbeit. Und unseren Flügelverleihkindern für ihre wundervolle Entwicklung und uns selbst für unsere pädagogische Kreativität und unser Durchhaltevermögen. :-) Wir danken natürlich auch unserem Schuldirektor HaJo Kraus für sein großesVertrauen in unsere Arbeit und das Zulassen unserer vielen Ideen und Projekte. Wir danken auch Veronika Lévesque von der Erwachsenenbildungsstelle Baselland für die große professionelle Unterstützung in wichtigen Flügelverleihweiterentwicklungsphasen. Wir danken unserem Gesamtkollegium für die gute Zusammenarbeit und dafür, dass wir einfach machen durften. Das ist nicht selbstverständlich.

Ich persönlich bedanke mich natürlich auch bei allen Leserinnen und Lesern, die in so großer Zahl unseren pädagogischen Überlegungen gefolgt sind. Im nächsten Jahr wird auf dieser Adresse der Flügelverleihblog zum Fünferhaus- und Flügelverleihblog erweitert. Unser Team ist sehr gespannt. Nächste Woche malen wir zum Beispiel unsere Tische bunt an. Und planen große und kleine Spinde für die neuen Fäustlinge. Die kleinen für die Hausschuhe. :-) Man darf auf die Fünferhauspädagogik gespannt sein.

Übrigens: Bevor Sie Heinz Eugen B. Lese-Entzug bekommen, können Sie sich ab dem ersten August in den Ferien gerne die mentale Sommerschule unter www.maennerrevolte.de zu Gemüte führen. Die Zahl der Nichtversetzten ist in diesem Jahr auf ein solch niedriges Niveau gesunken, dass man davon träumen könnte, dass man mit einer mentalen Sommerschule, die die Versetzungsgefährdeten des nächsten Jahres ernsthaft genießen würden, am Faust im nächsten Jahr ohne Nichtversetzungen auskommt. Wär’ doch mal was.

Ist ja gut. Tträumen wird man wohl noch dürfen. :-)

24. Juli 2010

Flügelblogfreie Zeit

Abgelegt unter: Ferienschule — heinz.bayer @ 20:53

Ich darf mich flügelverleihmäßig für dieses Schuljahr verabschieden.

Ich werde in den Ferien „nur noch“ auf www.maennerrevolte.de mit einer speziellen mentalen Sommerschule bloggen.

Die schlichte Idee.

Meine Computer-Festplatten enthalten aus den letzten zehn Motivationsprojektjahren ungezählte Bildchen, die ich immer in der Schulberatung einzelner Schüler eingesetzt habe. Sie haben eigentlich alle den selben Hintergrund: Wer seinen Kopf positiv auf Schule polen kann, der gewinnt, weil man positiv eingestellt leichter, intensiver, schneller und nachhaltiger lernt. Täglich ein kleines Bild wirken lassen, das ist der Hintergrund der mentalen Sommerschule. Klar wäre es schön, wenn man lauter Lehrer hätte, die es wunderbarerweise schaffen könnten, allen Schülern ohne Anstrengung eine positive Schuleinstellung zu vermitteln. Aber das ist keine Realität. Es gibt ja genügend Schüler, die haben bei den real existierenden Lehrern die richtige positive Einstellung. Verleihen dem Lernen Flügel. Fakt ist: Schüler mit positiver Grundeinstellung konzentrieren sich im Unterricht deutlich mehr, lernen deshalb oft viel weniger zu Hause und haben trotzdem bessere Noten. Genau da muss man hin. Das Gehirn muss professionell eingestellt werden, dann kann man auch als schlechter Schüler plötzlich richtig gut werden. Ein großer Teil der Nichtversetzungen ist zu heftige Ablehnung von Schule. Zu viel Parallelprogramme im Kopf während des Unterrichts. Wenn man Schule ablehnt, dann findet man an jedem Lehrer genügend auszusetzen, um am Ende all die Schmach auf den Lehrer zu schieben. Nur bringt das nichts. Weil man den Lehrer so nicht verändern kann. Sich selbst kann man verändern. Sogar schnell. Auch als Sechstklässler.

Sagt meine Erfahrung der letzten 20 Jahre.

Und mit der mentalen Sommerschule kann man, wenn man das will, versuchen, seinem Gehirn sechs Wochen lang Bilder einzugeben, die die professionelle Spur zu einem erfolgreichen Schülerdasein legen kann, wenn man dies will.

Das Wollen ist der Knackpunkt.

Aus den Ferien zurückkommen und den Schalter umgelegt haben. Das ist das wundersame Ziel der Sommerschule.

Und jetzt wünsche ich Ihnen eine entspannte unterrichtsfreie Zeit und gute Erholung ohne Schulstress für Ihre Familie.

Heinz Bayer

31. Juli 2010

Flügelsommer 2010

Abgelegt unter: Ferienschule — heinz.bayer @ 21:51

Flügelsommer

1. August bis 15. September

Die mentale Sommerschule der besonderen Art.

Von Heinz Eugen B.

Besuchen Sie uns unter www.maennerrevolte.de

Hier im Blog ist erst einmal Flügelsommerpause angesagt.

23. September 2010

Zweitausendzehn/elf

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 22:50

Der Flügelverleih hat begonnen und verleiht sie wieder, verleiht dem Lernen Flügel. Wir sind überzeugt, dass sich unser Angebot für unsere Kunden am Ende sehr positiv in Noten ausdrücken wird. Bei uns lernen die Schülerinnen und Schüler mehr als nur Hausaufgaben machen.

Ja ist ja schon gut. Keine Sorge. Sie müssen sich nicht auf Entzug einstellen. Ich blogge natürlich weiter. Der Zugriff ist zu hoch, als dass man interessierte Leser/innen vor den Kopf stoßen sollte. Für alle neuen Leser/innen sei hier kurz erklärt, wie es zu diesem Blog kam. In unserem ersten Flügelverleihjahr haben wir die Wochenschrift “Nachmittag-am-Faust” als pdf an alle Eltern unserer Nachmittagsschulkinder geschickt. Mit großem Echo. Denn Gymnasium für Neugymnasialeltern zu erklären scheint ein wirklicher Bedarf zu sein. Da die Nachfrage nach unserem Wochen-pdf auch von außerhalb der Schule wuchs, Teil von Fortbildungen wurde, haben wir auf Blog umgestellt. jetzt kann man hier einfach zwanglos mitlesen, was sich im Flügelverleih am Faust tut. Unser Team ist fast gleich geblieben. Unsere Coachs sind hochmotiviert. Haben schon einen Pädagogischen Samstag hinter sich. Es gibt eine wesentliche Neuerung, über die ich aber erst nächste Woche bloggen will. Jetzt wollte ich mich einfach zurückmelden und Ihnen allen eine erfolgreiche Schulzeit wünschen. Wir wissen sehr genau, wie das Lebensgefühl in Familien durch Schule zum Teil massiv beeinflusst wird. Wir sind der festen Überzeugung, dass man dieses Lebensgefühl durch die Nachmittagsschule wesentlich verbessern kann. Fragen Sie einmal bei “alten Hasen” nach. Sie werden es Ihnen bestätigen.

Ihr Heinz Bayer

3. Oktober 2010

Philosophie des Flügelverleihs

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 10:58

Wir lassen allen Fünfereltern in der nächsten Woche folgenden Brief zukommen, der sicher auch unsere Leser an dieser Stelle interessieren könnte:

Liebe Eltern

Die ersten Wochen sind ins Land gegangen. Unsere Nachmittagsschule hat vollen Lauf aufgenommen. Unser pädagogisches Konzept in diesem Jahr ist unserer Meinung nach weiter verbessert worden. Damit Sie jetzt noch einmal in Ruhe überlegen können, ob Sie Ihrem Kind diese Chance doch noch eröffnen wollen, hier ein paar Bemerkungen eines Uraltlehrmeisters vom Faust.
Wenn Sie unser Hausaufgabenheft studiert haben, dann kennen Sie auch schon ein wenig die Philosophie unserer Nachmittagsschule, die wir als Schule in der Schule begreifen. Wir setzen auf Eigenständigkeit und auf sich ernst nehmen. Die beiden nächsten Jahre sind für die weiteren Jahre unserer Meinung nach die Entscheidenden. Jetzt, noch vor der Pubertät, werden die wichtigen Weichen gestellt. Jetzt müssen die Schülerinnen und Schüler lernen, selbstständig Hausaufgaben zu machen, sich nicht ablenken zu lassen, Vertrauen in die eigene Person zu bekommen, Netzwerke zu knüpfen, um sich sicher in der Schule zu bewegen. Jetzt müssen die jungen Menschen lernen, sich in einer großen Gruppe gut konzentrieren zu können. Sich nicht ablenken zu lassen. Jetzt ist der Zeitpunkt angesagt, all dies zu verinnerlichen. Deshalb halten wir es für eine echte Chance, im ersten Jahr mit nur einem halben Nachmittag Unterricht das Programm der Nachmittagsschule als schulisches Starterpaket zu sehen. Weg vom Schutz der elterlichen Hausaufgabenbetreuung.
Hier knüpft man Netzwerke mit der ganzen Klassenstufe. Ein riesiger Vorteil für die persönliche Sicherheit, wenn in Klassenstufe 8 die Klassen neu gemischt werden. Hier knüpft man Netzwerke mit älteren Schüler/innen, die einen als Coachs betreuen. Das gibt von Anfang an Vorteile in der Schule, wie unsere Nachmittagsschüler immer wieder bemerken. Die Schule als Lebensraum zu begreifen ist eine gute Voraussetzung, auch den Fachunterricht besser zu meistern. In der Nachmittagsschule hat man mit unserem Lehrer/innen-Betreuungsteam Hirth, Theisohn, Schmitz, Bayer, Zürn und Illner konstante Ansprechpartner, die sich auch mit den Fachlehrer/innen kurzschließen und individuell beraten können. Mit Frau Geismann, die als Sozialarbeiterin an jedem Nachmittag vor Ort ist, ist außerdem eine Ansprechpartnerin im Boot, die sich um all die Nöte und Sorgen kümmert, die in so einem jungen Leben zwangsläufig immer mal wieder anfallen. Die Nachmittagsschule, die wir übrigens auch gerne Flügelverleih nennen, beginnt immer um 13 Uhr 45 nach dem Spieleverleih in der Mittagspause – und zwar im Pavillion. Dann ist spielerische Anfangsrunde mit allen Schüler/innen im Vorraum. Um 14 Uhr beginnt die Flüsterzeit in den 5 Klassenzimmern. Die Schüler/innen arbeiten in ihrer vertrauten Lernumgebung. Es geht in dieser Dreiviertelstunde um konzentriertes Arbeiten mit der Möglichkeit, die Coachs um Unterstützung zu bitten, mit der Möglichkeit, sich direkt an die betreuenden Lehrer/innen zu wenden. Mit der Möglichkeit, sich mit Klassenkameraden auszutauschen. Aber in erster Linie mit der Möglichkeit, zu erkennen, dass man es schafft, ohne Mutter oder Vater im Hintergrund seine Hausaufgaben souverän und kon-zentriert zu erledigen, um dann ab 14 Uhr 45 oder 15 Uhr am Zusatzprogramm teilzunehmen. Die Coachs überzeugen sich davon, das die Hausaufgaben gemacht sind. Nehmen Stichproben. Suchen nach Fehlern. Die eigentliche Überprüfung ist natürlcih wie bei all den anderen Schülern Sache des Fachunterrichts. Mit dieser Herangehensweise haben wir seit zwei Jahren beste Erfahrungen gemacht. Die meisten Kinder schaffen an den meisten Tagen ihr Pensum in nicht mal einer Stunde. Die Coachs machen immer am selben Nachmittag in der selben Klasse Dienst, können also auch als Jugendleiter für eigene Projekte gegenzeichnen. Filme drehen, Fo-togeschichten entwerfen, Musik machen, Theater spielen, Jonglieren, Basteln und und und. Es stehen immer wieder neue Dinge auf dem Programm, sodass die Nachmittage sicher nie langweilig werden. Wenn für die Dreiviertelstunde zu wenig Hausaufgaben auf sind, ist vertieftes Lernen angesagt. Vokabeln muss man immer wiederholen, unser Schrank ist voll mit Freiarbeitsmaterialien, mit denen man Schulstoff vertiefen kann.
Wir selbst sind von unserem Starterpaket „Flügelverleih am Faust“ natürlich 100% überzeugt. Verfolgen wir doch die weitere schulische Laufbahn unserer Flügelverleihkinder seit zwei Jahren mit großem Interesse und können immer wieder feststellen: Hausaufgaben gemacht und zu Hause weniger Stress, das ist das Eine. Aber die Grundsicherheit dem Leben an dieser großen Schule gegenüber, das ist die wesentliche Grundlage, die wir den Schüler/innen mit diesem Angebot mit auf den Weg geben können. Und das ist eigentlich unbezahlbar.
Aber bei uns für nur 10 Euro im Monat zu haben – egal an wie vielen Tagen Ihr Kind bei uns schulisches Selbstbewusstsein tankt. 120 Euro im Jahr. Den Rest finanzieren wir aus Landesmitteln. Bei einem Coach-Schüler/innen Kollegium von fast 70 jungen Leuten ist unsere kleine Nachmittagsschule schon ein richtig großer Betrieb geworden. An jedem Nachmittag haben im Durchschnitt 10 Coachs Dienst, damit die Betreuung auch intensiv sein kann. 2 bis 3 pro Klassenzimmer. Im Moment nehmen etwa 80 Schüler/innen der Klassen fünf (und auch noch ein paar aus sechs) unser Angebot wahr. Nachträglich ist ein Buchen der Nachmittagsschule natürlich immer noch möglich. Schnuppern genauso. Einfach um 13 Uhr 45 im Pavillion vorbeikommen. 5 Tage in der Woche.
Die offiziellen Anmeldeformulare samt Überweisungsträger gibt es dann im Bedarfsfall am Nachmittag.
So, nun hoffe ich, Ihnen die Philosophie unseres Flügelverleih inhaltlich näher gebracht zu haben. Übrigens: Unter www.faust-verleiht-fluegel.de finden Sie immer wichtige Informationen über unser pädagogisches Tun.

Mit den besten Grüßen vom Faust

11. Oktober 2010

Fünferhaus – ein Traum?

Abgelegt unter: Fünferhaus — heinz.bayer @ 00:12

Liebe Leser und – innen

Verzeihen Sie mir, dass ich am Anfang doch noch etwas verhalten berichte. Nicht dass meine Begeisterung über unser Modell am Ende die Realität wild überholt. Denn an manchen Tagen denke ich irgendwie total verwundert: “War das jetzt wirklich so einfach? Warum sind wir da denn nicht früher drauf gekommen?“ Die Fünfer in einem eigenen Haus ans Faust behutsam aufzunehmen hat so enorm viele Vorteile. Auch wenn die Teppichböden die alten und die Toiletten dringend restauriert gehören. Unsere drei großen Regeln, die im Eingang hängen, sind irgendwie im Moment spürbare Realität. Haus der Ruhe. Ja tatsächlich. Es ist sehr ruhig im Fünferhaus. Ich hatte im Vorfeld immer von einer verrückten Vision gesprochen. Und viele haben gelacht. Haus der Ruhe. Mit Fünftklässlern. Mit dieser Spezie von Mensch, die eigentlich an einem Gymnasium dafür bekannt sind, dass ein Teil ihrer Gruppe unentwegt die Großen nervt und vor lauter Energie unendlich Unruhe in die Schule bringt. Und jetzt. Haus der Ruhe. Ein Witz. Oder? Aber nein. Kein Witz. Es ist so. Ich klopfe dreimal auf Holz und hoffe, dass ich Ihnen in vier Wochen noch dieselbe Botschaft übermitteln kann. Haus der Ordnung: Auch das. Im Rahmen, den wir vorfinden, ist es so. Und das Haus des Zusammenhaltens: Na ja. Das Stufenfeeling, das sich breitmacht, das konnte sich natürlich in früheren Zeiten niemals entwickeln. Wir machen unser Haus um 7 Uhr 15 auf. Die Kinder können schon so früh in ihre Klassenzimmer. Sich in die Bücherecke setzten und lesen. Sich noch einmal ihre Hausaufgaben durchsehen. Sich mit den anderen Schüler/innen aus der Stufe austauschen. Ruhig, unaufgeregt. Sehr angenehm, kann ich da als einer sagen, der die Stimmung immer am Mittwochmorgen einfängt und genießt.

Ich werde weiter berichten.

Heinz Bayer

Fünferhaus-Fan der ersten Stunde. :-)

16. Oktober 2010

Fünferhaus – einfach so

Abgelegt unter: Fünferhaus — heinz.bayer @ 00:12

Klar haben wir ein grobes Fünferhaus-Konzept. Aber die Feinausbildung ist erst im Entstehen. Doch schon vor der endgültigen Konzeptfassung ist die Idee, die neuen Faustler in einem eigenen Haus zu empfangen, eine wundervolle, pädagogische Idee. “Haus des Zusammenhaltens” steht an einer Stelle. Das ist natürlich ein wesentliches Konzept. Ein Stufenfeeling zu erzeugen, das trägt. Jeder Erwachsene weiß, wie ungeheuer prägend und wichtig die Netzwerkbildung in der Schulzeit für die eigene Person und das eigene Lebensgefühl ist. Wie die Einstellung zum Lernen ist. Viel wichtiger als das den üblichen Beschreibungen von Schule ausgedrückt wird. Existenziell. Lebensbedeutend. Zentral wichtig für das spätere Berufsleben. Wie gehe ich durch die Welt? Wie ist mein Selbstbewusstsein derselben gegenüber? Jetzt wächst dieses Ding, das später die entscheidenden Grundlagen bringt. In der Hochphase der Pubertät von zwölfeinhalb bis sechzehneinhalb werden von vielen viele Grundlagen geparkt, um dann wieder mit siebzehn darauf zurückzugreifen. Um ein gutes Abitur zu machen. Speziell die Sache mit dem gerne lernen wird von vielen geparkt. Biologie plus Mainstream heißt der Hintergrund. “Das Gymnasium schafft es nicht, den Spaß am Lernen zu erhalten.” hört man so oft. Ich würde es vollkommen anders sagen: “Wenn man die Pubertät ins Alter von 25 schieben könnte, dann hätten die Universitäten das Imageproblem und die Gymnasien wären die Bringer.” Da bin ich der festen Überzeugung. Leider ist das seit Generationen ein schlichtes und gut funktionierendes Erklärungsmuster, das leider in Zeiten der Gehirnforschung immer mehr zerlegt wird. Die Pubertät in der Schulzeit, das ist für viele Schüler ein richtiges Problem. Und keiner kann etwas dafür. So schön das wäre, hier den schwarzen Peter abzugeben.

24. Oktober 2010

Studienwoche und eine spezielle Sichtweise

Abgelegt unter: Studienwoche — heinz.bayer @ 09:27

Studienwoche. Hilfe. Der Stundenplan ist vollkommen verändert. So viele Lehrer auf Studienfahrt. Ja klar. Doppeljahrgang. Studienfahrt ist auch Schule. Aber der Unterrichsausfall. Lernen denn unsere Kinder genug? Der Stoff. Das Abitur. Der Bildungsplan sieht Folgendes vor: 2/3 der Zeit für’s Kerncurriculum, 1/3 der Zeit für’s Schulcurriculum. Soll heißen: 1/3 soll auch für Dinge wie Exkursionen, Projekte, “Außerunterrichtliches”, das eigentlich inzwischen hochoffiziell “Innerunterrichtliches” ist. Der Bildungsplan setzt dabei die Erkenntnisse um, die wir am Faust seit vielen Jahren machen: Aktive Schüler/innen, die neben Schule noch viele andere Dinge machen, deren Eltern sich manchmal fragen, ob das nicht dem späteren Abiturssc hnitt abträglich ist, können beruhigt die Statistik anschauen: Außerunterrichtlich aktive Schüler/innen machen im Durchschnitt immer ein besseres Abitur. Ganz ehrlich: Versetzen Sie sich in die Position eines Schülers – der ja ein ganz normaler Mensch ist. So wie Sie. Sie können also seine Gefühle gut mit den Ihren vergleichen. :-) Und nun stellen Sie sich vor, Sie arbeiten an einer Schule, die neben dem unausweichlichen Lernprozess noch Dinge anbietet, an denen man Ihre Fähigkeiten messen kann und wo Sie Ihre Fähigkeiten auch unter Beweis stellen können. Kommunikation, Organisation, Musik, Technik … Sie lernen natürlich im Normalunterricht lieber, wenn Sie sich Ihr schulisches Umfeld selbst aktiv mitgestalten können. Ist doch klar. Als Erwachsener sagt man das locker. Schüler sind aber auch nur ganz normale Menschen. Nur eben jünger.  Studienfahrten sind Teil von Schule. Damit aber die dadurch bedingten Unterrichtsausfälle nicht das ganze Jahr belegen, fahren alle Kurse gleichzeitig. Logisch. Und dann packen wir gleich auch noch anstehende Exkursionen oder Projekte für einzelne Klassen ins Programm. Die ganze Schule bekommt dann einen neuen Wochenstundenplan. Dabei fällt kein Unterricht aus, sondern wird nur Unterricht neu konzipiert. Setzt natürlich auf Mitmachen und Eigenständigkeit, wenn man plötzlich einen Lehrer hat, den man sonst gar nicht hat. Eine Chance für Menschen, die sich auf Neues einlassen können. Klar erzählen die jungen Menschen, die das nicht können, vielleicht zu Hause, dass sie heute gar nichts gelernt haben. Weil der normale Fachunterricht nicht normal stattfindet. Weil Sie ihre Möglichkeiten nicht gesehen haben. Nutzen Sie dann als Eltern die Chance, mit Ihren Kindern über die Einstellung zur Eigenständigkeit im Lernen zu diskutieren. Es lohnt sich.

Studienwochen gibt es übrigens drei am Faust. Das sind 8% der Unterrichtszeit. Der Bildungsplan sieht 33% vor. Also keine Panik:

Das Abitur ist nicht in Gefahr. :-)

1. November 2010

Studienfahrt und Fußballprofi

Abgelegt unter: Versetzungsgefährdung — heinz.bayer @ 17:26

Studienfahrt, das ist ein Blick in die Zukunft der Schüler/innen. In deren Erwachsenenwelt. Kurz vor dem Abitur erkennt man, mit wem man eigentlich so lange zusammengearbeitet hat. Als unsere Schüler/innen in Florenz ihre Vorträge hielten, ist es einmal passiert, dass ein deutscher Tourist stehen blieb, um den Inhalten zu lauschen. Zwanzig Minuten lang. Er hat sich danach bedankt. Dombesprechung gratis. Das sind Momente, in denen einem klar wird, dass hier junge Menschen professionell arbeiten und nur durch die Bezeichnung Schüler noch notenabhängig durch die Welt laufen. Als Reiseführer würde man ihnen den Schüler nicht ansehen.

Schon recht früh gibt es solche Momente, in denen der spätere Fachmann aufblitzt. Eltern sollten dies erkennen und fördern. Nicht überhöhen, aber auch nicht übersehen. Es sind nicht nur die Noten, die Schule ausmachen.

Eigentlich wäre alles ganz einfach mit der Schule: Man nehme die Erkenntnis, dass man wie für die Karriere eines Profifußballers regelmäßig trainieren muss, sich dabei manchmal auch gegen einen inneren Schweinehund durchsetzen muss. Dass der Trainer oft fordern muss, weil man alleine aufgeschmissen ist. Alle jungen Menschen, die diese Grunderkenntnis auch für die Schule verinnerlicht haben, haben es nicht sonderlich schwer, sich durch die Schulzeit zu leben. Alle Schüler, die unentwegt meinen, später wäre bessere Trainingszeit, aufpassen wäre uncool und die meisten Lehrer wären unfähig, sie zu motivieren, bauen erfolgreich kontinuierlich an einem wunderbaren eigenen Problemfeld Schule.

Ja klar, ein wenig vereinfacht ist das schon, aber im Grunde ist es trotzdem das schlichte Erfolgsrezept, mit dem wir in den letzten Jahren Versetzungsgefährdeten, also jungen Menschen in richtiger Not mit offenem Ohr für solche Überlegungen, aus der Klemme helfen konnten. Indem wir ihnen wieder und wieder versucht haben, zu erklären, dass sie es selbst in der Hand haben. Nicht ihre Lehrer und nicht ihre Eltern. Nur sie. Dass sie selbst ihr wichtigster Lehrer sind. Ich weiß es auch von vielen Schülern lange vor einer Versetzungsgefährdung, dass sich das Einlassen auf dieses Denkweise unmittelbar auszahlt. Parallel zu diesem Blog läuft deshalb auch immer dieser Grunderkenntnisblog für junge Menschen ab. www.maennerrevolte.de . Männerrevolte deshalb, weil das Problemfeld machen inzwischen vorwiegend männlich ist. Es ist die Revolte gegen den inneren Widerstand gegen das kontinuierliche Mitnehmen von Unterricht. Ernsthaftigkeit gegen Späßchenmachen. Dann werden Lehrer, die man vorher nicht mochte, plötzlich zu ganz passablen Persönlichkeiten. Verrückte Kopfwelt.

7. November 2010

Schalter und Arbeitshaltung

Abgelegt unter: Arbeitshaltung — heinz.bayer @ 08:34

Sie wundern sich vielleicht als neue/r Leser/in, dass ich in den pädagogischen Ausführungen den zentralen Wert immer wieder auf  die Arbeitshaltung des Schülers und nicht so sehr auf den Unterricht lege. Wo man doch überall lesen kann, wie man Unterricht aufbereiten sollte, dass er so spannend und unterhaltsam ist, dass die Arbeitshaltung vor lauter Motivation und Wertschätzung kein Problem sein dürfte. Ich will mich im Moment nicht näher dazu äußern, warum ich diese Auffassung für ziemlich falsch halte – aber egal. Selbst wenn man als Eltern glaubt, nur mit der nötigen Lehrerpersönlichkeit könnte man Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter das Fach schmackhaft machen und Sie sind mit einigen Lehrern Ihres Kindes unzufrieden, dann müssen Sie realistisch zugeben: Sie können zwar Persönlichkeitsänderungen fordern, aber der Mensch ändert seien Persönlichkeit nicht auf Zuruf. Also muss Ihr Kind mit den derzeit aktuellen Lehrern leben. Was sich aber sofort ändern lässt, ist die Arbeitshaltung. Manchmal bedarf es dazu nur einer Kleinigkeit. Und dann ändert sich auch wie durch ein Wunder die Lehrerpersönlichkeit. Ich darf Ihnen dazu ein Beispiel erzählen, das ich sicher schon häufiger gewählt habe, aber es ist für mich ein klarer Beweis für meine These des „Morgen-kannst-du-den-Schalter-umlegen-wenn-du-willst“. Es ist viele Jahre her. Ich war junger Vertrauenslehrer. Zwei Schülerinnen, 7. Klasse, suchten mich in höchster Not auf. Ihre Mathematiklehrerin, so erzählten sie, entsprach allem Anschein nach einer Lehrerpersönlichkeit, die mit Missachtung, Lieblingsschülern, Gemeinheiten und schlechten Noten den beiden zu schaffen machte. „Wir strecken und werden nie dran genommen..“ Ich versprach, mit der Kollegin zu sprechen, bestellte die beiden zwei Wochen später wieder ein, damit wir über die Entwicklung sprechen konnten. Die beiden kamen wieder, ich hatte peinlicherweise vergessen, das Gespräch zu führen, fragte aber zuerst einmal nach, ohne mein Vergessen zu gestehen. „Herr Bayer, es ist alles total anders. Die Frau Soundso nimmt uns jetzt immer dran, sie ist auch viel freundlicher zu uns und wir haben beide eine zwei in der letzten Arbeit geschrieben. Vielen, vielen Dank….“ Ich habe den beiden verschwiegen, dass ich gar nicht unternommen hatte. Der Placebo hatte perfekt gewirkt. Die Kollegin schilderte die Veränderung vollkommen erstaunt: „Keine Ahnung, was da bei den beiden passiert ist. Die sind richtig freundlich geworden, machen mit, sind einfach gut und haben auch schon eine tolle Klassenarbeit geschrieben.“ Ich habe den beiden die Geschichte erst zum Abitur erzählt. Ihre Mathenoten lagen im zweistelligen Bereich. Soweit zur These „Morgen-kannst-du-den-Schalter-umlegen-wenn-du-willst“. Bleibt nur die Frage: Wie ist das zu erreichen. Dass man den Schalter umlegt und sich die Lehrerpersönlichkeit dadurch vollautomatisch verändert. Auf alle Fälle nicht dadurch, dass zu Hause in das Wehklagen über einen Lehrer eingestimmt wird, um dem Sohn oder der Tochter den Rücken zu stärken. Halten Sie sich im Interesse Ihres Kindes immer mit eigenen Einschätzungen zurück. Wer in der Schule nicht die richtige Arbeitshaltung entwickeln kann, der wird sich oft über Lehrer nicht so äußern, dass es den Eltern gefällt. Über seine Arbeitshaltung wird er allerdings weniger erzählen. Menschlich. Wenn die Geschichten allzu wild sind, dann gehen Sie direkt zum Lehrer. Ansonsten: Geduld und mit Fingerspitzengefühl am Schalterproblem arbeiten. Falls dies notwendig ist. Ansonsten gilt: Genießen Sie es, wenn der Schalter Ihres Kindes in Sachen Arbeitshaltung die richtige Position hat.

Oder anders ausgedrückt: Der beste Unterricht und das tollste Klassenklima nützen nicht, wenn die Arbeitshaltung nicht stimmt.

13. November 2010

Elternabend

Abgelegt unter: Eltern — heinz.bayer @ 18:36

Jetzt haben Sie ihn hinter sich. Den ersten Elternabend am Faust. Für die Nichtfaustler, die hier mitlesen, die zweiten Elternabende sind am Faust eine recht spezielle Veranstaltung. Es ist der Versuch, in möglichst kurzer Zeit möglichst effektiv einen Austausch zwischen Menschen zu schaffen, die am selben Projekt arbeiten. Das Projekt heißt zum Beispiel Paul. Oder Anna. Und es heißt Paul in der Klasse Fünf irgendwas. Und Paul mit dem Lehrer X und der Lehrerin Y. Es heißt auch Paul mit Mathe, Deutsch und den Fremdsprachen. Oder Paul und seine Heftführung, seine Eigenständigkeit, seine speziellen Fähigkeiten. Es heißt Paul und sein Selbstbewusstsein, seine Konzentrationsfähigkeit, sein Ehrgeiz und sein soziales Gespür für andere. Undsoweiter undsoweiter. Als Eltern kommt man mit dem individuellen Projekt Paul an, als Lehrer kommt man mit 30 Einzelprojekten an, die als Gesamtprojekt Klasse Fünf irgendwas eine bestimmte kollektive Eigenart bekommen. Eine Klasse ist eine Schmelztiegel der Gefühle und der verschiedenen Charaktere. Zusammen ein eigener Charakter. Eine Klasse besitzt eine eigene Persönlichkeit.

Sie merken, eine extrem komplexe Angelegenheit, diese größte organisierte Veranstaltung, die sich eine Gesellschaft leistet. Schule. Absurd, wenn man Schule auf Fachinhalte und Noten reduzieren wollte. Deshalb versuchen wir an Elternabenden, möglichst viele Gesprächsrunden hinzubekommen. Damit möglichst viel geredet wird. Möglichst individuell. Meist an Gruppentischen. Die Lehrer gehen von Tisch zu Tisch, die Eltern können in kleineren Gruppen ihre individuelleren Fragen loswerden als sonst üblich. Leider immer eine wenig laut, das ist der Nachteil, wenn an 4 Tischen in einem prallvollen Klassenzimmer gleichzeitig über eins der wichtigste Dinge dieser Welt gesprochen wird: Über junge Menschen und ihre Zukunft, die so eng verknüpft ist mit der Frage von Projekt Paul oder Projekt Anna. Trotz des Lärms: Die Erfahrung und die Rückmeldungen sind ziemlich eindeutig. Die Gespräche nach dem Gesamtelternabend, an dem in einzelnen Schienen die Eltern auch noch in separaten Zimmern mit den Religionslehrer/innen und den Sportlehrer/innen  austauschen konnten, zeigen: Drei Stunden mit einem so emotional gefüllten und mit der ganz normalen Zukunftsangst belegten Thema (was wird aus meinem Kind?) zu verbringen, ist ziemlich anstrengend. Aber enorm wichtig und am Ende befriedigend. Übrigens nicht, um danach nur zu wissen, wie viel Prozent denn das Mündliche zählt und wie viel das Schriftliche. Und wie viel Arbeiten man schreibt. Sondern um klar zu empfinden, dass so ein Projekt Paul auch deshalb erfolgreich laufen kann, weil es sehr viele verschiedene Projektleiter gibt, die in der Gesamtheit und in ihrer Unterschiedlichkeit dem Projekt den nötigen Hintergrund geben. Und um zu begreifen, dass man Schule nicht auf eine Notenverteilanstalt reduzieren darf. Schule ist viel viel mehr. Wenn Elternabende es ein wenig schaffen, Eltern dazu zu bringen, auf die Schule zu vertrauen, dann hat man viel für die Schüler/innen gewonnen. Dann wird zu Hause positiv über den Arbeitsplatz der Kinder gesprochen. Das unterstützt definitiv Lernprozesse. Und damit schulische Leistungen. Was will man mehr.

20. November 2010

Lautstärke und Selbstständigkeit

Abgelegt unter: Arbeitshaltung — heinz.bayer @ 17:54

Eigentlich sind wir ganz zufrieden. Um einiges leiser als in fünften Klassen gewohnt ist unser Fünferhaus. Im Flügelverleih sind wir sehr zufrieden mit der Lautstärke. Da arbeiten wir einfach schon länger dran. Nach ein paar Monaten mindert sich bei den meisten Schüler/innen die natürliche Zurückhaltung in einer neuen Umwelt. Die ursprünglichen Regungen kommen zu Tage. Und das Problem, das Mitschüler dann manchmal so beschreiben: „Das war schon in der Grundschule so.“ Unruhe im Leben wird von immer mehr Schüler/innen von der Grundschule mit in das Gymnasium gebracht, an dem man nach einiger Zeit merkt, dass es gar nicht so furchtbar schwer ist, dort mitzukommen. Genau dann ist der Zeitpunkt, in dem sich die Frage stellt: Welchen Arbeitsstil wird diese Schüler/in einschlagen bis er/sie die Pubertät betritt? Das Bild der Hirnforscher hilft hier ganz gut. In der Pubertät, sagen die Forscher, baut sich unser Gehirn so um, dass nicht benutzten Bereiche entsorgt werden. Andere werden gestärkt und werden von der Geschwindigkeit her verbessert. Na ja, das ist eben auch meine Alltagserfahrung. Wer in der 5. und 6. Klasse seine Konzentrationsfähigkeit und seine Lust auf Lernen nicht in normalen Bahnen gebracht hat, der hat es in der Pubertät definitiv viel schwerer als jemand, der schon früh gelernt hat, ohne Druck selbstständig zu arbeiten. Deshalb unser Alltagstipp für alle Eltern: Unterstützen Sie speziell die Eigenständigkeit Ihrer Kinder. Fragen Sie speziell danach, wie viel Prozent einer Unterrichtsstunde ihre Tochter oder ihr Sohn dem Geschehen folgen konnte und  wie häufig sie oder er sich abgelenkt hat. Bitte sehr sanft nachfragen. Helfend. Denn für einen Schüler ist  unkonzentriertes Arbeiten nicht einfach nur ein Spaß. Es sind meist schon in der Grundschule gewachsene und eingeschliffene Gepflogenheiten, die dort aber auf Grund der guten Leistungen, die ja alle Gymnasiasten üblicherweise dort einfahren, nicht zum wirklichen Tragen kamen. Auf dem Gymnasium sind es dann aber genau die zentralen Probleme, die das Leben dort am Ende leicht oder schwer machen. Deshalb: Die Noten sind am Anfang noch nicht die wesentlichen Faktoren. Die Arbeitshaltung ist der entscheidende Faktor. An dem kann man arbeiten, wenn man sein Augenmerk darauf richtet. Unser Fünferhaus- Hausaufgabenheft ist genau dazu angelegt. Dass sich das Wissen verfestigt, was es heißt, professioneller Schüler zu sein. Dass das Lernen nichts Unanständiges ist. Die meisten wissen das allerdings – ohne Frage. Man sollte sie in dieser Meinung immer bestärken.

Im Flügelverleih am Nachmittag ist es sowieso Dauerthema.

27. November 2010

Hänsel und Gretel

Abgelegt unter: Ordnung — heinz.bayer @ 09:27

Liebe Faust-Eltern, die dies hier lesen. Dürfen wir Sie um etwas bitten?  Wenn Sie einmal bei Gelegenheit in der Familie über das Wegwerfverhalten von Schülern sprechen, dann könnten Sie doch ein gutes Wort für unser Spezial-Konzept einlegen: „Abfall gehört in den Papierkorb!“ Denn sagen wir einmal 5% unserer Schüler scheinen das einfach nicht zu wissen. 5% von1300 Schüler/innen, das macht 75 zerknüllte Papierservietten, Getränketüten, Pizzakartons, Essensreste – und alles so, als würde man Hänsel und Gretel im Schulhaus spielen. Gut verstreut auf dem Boden. Wir reden mit Engelszungen, machen Aktionen. Haben schon einmal den Müll einer ganzen Woche in die Aula geschüttet. Ich habe ein halbes Jahr eine „Bayer is watching you“ Aktion durchgeführt. Kurzfristig ein Erfolg. Aber beim Nachlassen der Dauerkontrolle sofort wieder „Hänsel und Gretel“. Bei den Toiletten sind es sicher nur 5 Promille, die nicht wissen, dass es andere eklig finden, wenn sie Toiletten zwanghaft verschmutzen. Oder sie ahnen es eben doch und machen es gerade darum. Im Fünferhaus müssen wir, bis die neuen Toilettenanlagen vom Schulträger eingerichtet werden, doppelt so sehr auf Sauberkeit achten. Denn die Grundausstattung ist schon indiskutabel. Wenn dann aber jemand die Meinung vertritt, dass es jetzt noch toll wäre, Toilettenpapier auf dem Boden auszurollen oder als Paket ins Clo zu stecken, dann muss man ihm sagen: „Einfach sehr blöde Aktion.“ Was ich damit sagen will: Leider sind wenige, aber trotzdem zu viele Kinder heute aktionsorientiert. Wenn nichts läuft, ist es schlecht. Also lässt man was laufen. Warum weiß keiner so wirklich. Ich hätte da so ein paar Ideen, aber das würde zu weit führen.  Schule könnte nun permanent strafend an die Sache herankommen. Aufsichten verdoppeln und verdreifachen. Überführen, Arreste, Eltern einbestellen, Androhen von Schulausschluss. Oder man setzt auf Überzeugen. Wir setzen immer noch lieber auf Überzeugen. Sonst wird durch das „Hänsel- und-Gretel-Verhalten von 5% eine Pädagogik des Vertrauens durch eine Pädagogik der Kontrolle ersetzt. Die für die 5% sicher die bessere wäre. Aber für die 95% nur negativ wäre. Was Sie in der Sache machen könnten, fragen Sie? Und Sie könnten uns in unserem „pädagogischen Kampf“ für mehr Sauberkeit im Schulhaus unterstützen, in dem Sie dieses Thema auf die Diskussionsliste in Ihrer Familie setzen. Damit ihr Kind, das ja sicher zu den 95% gehört, eine Sensibilisierung erfährt und die 95% vielleicht den 5% doch von Schüler zu Schüler klarmachen könnten, dass Abfall tatsächlich in den Papierkorb gehört und dass das auch der ehrliche Wunsch von 95%, also weit über 1000 Schüler/innen ist. Weil Ambiente wichtig ist. Und angenehm. Und eklige, zerknüllte Servietten einfach immer an gebrauchte Tempotaschentücher erinnern. Eigentlich eine ungeheuer mehrheitsfähige Geschichte.

4. Dezember 2010

Meistens sind die Daumen oben.

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 10:18

In der Nachmittagsschule gibt es Rituale.

Zu Beginn ist es die gemeinsame Anfangsrunde mit Blick auf Netzwerkbildung. Spielen schafft dies. Netzwerkfähig zu sein ist eine immer wichtigere Schlüsselqualifikation der modernen Berufswelt. Wo, wenn nicht in der Schule, kann man Netzwerkfähigkeit lernen. Netzwerkfähige Menschen sind flexibler. Netzwerkfähige Klassen sind erfolgreicher. Ganz klar. Je mehr junge Menschen sich als Teil eines Netzwerks verstehen, desto sicherer fühlen sie sich, desto weniger bedürfen sie dauernder Einzel-Aufmerksamkeit, um arbeiten zu können. Wir leben in einer prallvollen, individuelle Erlebniszeit für Kinder. Die hat natürlich viele wundervolle Komponenten für das aktuelle Leben, aber eben auch einige schwierige Komponenten für das Arbeiten in einem Klassenverband mit 30 Schülerinnen und Schülern.

Ich habe dieses Thema übrigens im Moment auch in meinen beiden Bayer-Spezialblogs verarbeitet. Wer sich also weiter hier vertiefen will, darf gerne www.maennerrevolte.de für die Problematik des „Bildungsverlierers Mann“ oder www.opakoffer.de für die pädagogischen  Überlegungen eines alten Schul-Praktikers, Lehrerfortbildners und neun Monate alten Opas zum Thema frühkindliche Erziehung klicken. Zurück zu den Daumen. In der Nachmittagsschule gehen im Schlussritual inzwischen meist die Daumen richtig senkrecht nach oben. Die Daumen der Coachs, die in der Schlussrunde immer erzählen, wie erfolgreich sich die Schülerinnen und Schüler unseres Flügelverleihs in der Flüsterzeit beim Hausaufgabenmachen geschlagen haben. Hierbei geht es natürlich um den Schlüssel-Faktor Eigenständigkeit und Konzentration. Konzentriert arbeiten, obwohl man nebenher locker seine Späßchen mit den noch anwesenden Schülern haben könnte. Das ist der langfristig gesehene viel größere Lernerfolg als der kurzfristige durch die Hausaufgaben selbst. Wer es in der 5. oder 6. Klasse gelernt hat, sich in einem Netzwerk aufzuhalten und trotzdem konzentriert sine eigene Sache machen zu können, der hat auch für die folgenden Jahrgangsstufen Wesentliches mitgenommen. Man sieht das schon jetzt an den schulischen Leistungen sehr vieler SchülerInnen, die bei sich uns im Flügelverleih vor ein, zwei Jahren offensichtlich starke Flügel haben verleihen lassen. Flügel kann man sich übrigens nur eigenaktiv verleihen lassen. Aufgezwungene Flügel wachsen nicht an.

11. Dezember 2010

Die Pädagogik des Weihnachtsbasars

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz.bayer @ 00:32

Zu welchen Menschen haben Sie die engsten Beziehungen? Normalerweise zu denen, mit denen Sie irgendwann zusammen etwas intensiv gemacht haben. Zum Beispiel Schule. Zum Beispiel  Kinder groß ziehen, zum Beispiel Sport. Zum Beispiel Beruf ausüben. Menschen sind Sozialwesen. Aber zur Ausprägung dieser Eigenschaft braucht man Anlässe. Schule ist immer ein Anlass. Auch im Unterricht findet sehr häufig gemeinsames Arbeiten statt. Allerdings normalerweise nicht unter dem Aspekt von einer eigenen professionellen Eigenständigkeit. Meist eben unter der Regie eines Menschen, der eine Sache immer besser kann. Eines Lehrers. Einen Weihnachtsbasar organisieren können Lehrer lange nicht so gut wie eine ganze Kursstufe. Seit vielen Jahren ist es die selbstgewählte Aufgabe der Kursstufe 1, diese Veranstaltung durchzuführen. Die Organisation liegt mehr oder weniger komplett in Schülerhand. Mit der behutsamen Rückendeckung der Vertrauenslehrer. Ein wunderschöner Basar, finden viele Besucher. Klar, es gibt immer diesen Streit, ob es passend ist, dass eine Schulband spielt. Oder ob man weniger auf den Verkauf Wert legen sollte. Aber es ist eben einfach Schülerweihnachtsbasar. Auch wenn manche Klassenlehrer/innen mit Eltern und ihren Schüler/innen gebastelt und vorbereitet haben. Aber das ist keine Pflichtübung. Keine schulische Verpflichtung. Wenn man Schüler/innen fragt, warum sie so eine große Organisation vom Ausleihen der Stände über Aufbau, Abbau und Gewinnverteilung freiwillig auf sich nehmen, dann hört man eigentlich immer die gleichen Sätze: „Es macht Spaß“ und „Hier macht man ein ganz eigenes Ding.“ Ein eigenes Ding machen ist für uns Menschen, ob jünger oder älter, der wesentliche Antrieb. Die Kursstufe macht mit diesem Basar eine gemeinsame Aktion, die nebenbei für ein Schulprojekt in Paraguay oder für die Straßenschule in Freiburg Geld einspielt. Aber pädagogisch gesehen ist die Stärkung eines Netzwerkes für mich das Entscheidende. Das Faust entlässt seit vielen Jahren die meisten seiner Schüler/innen mit einem außerordentlich starken Netzwerk. Und das kann man außerhalb der Schule wunderbar brauchen.

Ob so ein Weihnachtsbasar ans Gymnasium gehört, fragen Sie? Ob das etwas mit gymnasialer Bildung zu tun hat? Netzwerke aufbauen können gehören natürlich ganz zentral zur gymnasialen Bildung, würde ich sagen. Was nützt es dem genialen Maschinenbauer, wenn er seine Fähigkeiten nicht im Team einbringen kann. Heute nicht mehr viel. Fast kein Beruf ohne diese Anforderung an sozialer Netzwerktechnik. Der Weihnachtsbasar, jedes Jahr wieder neu freiwillig aufs Programm der SMV geschrieben, ist so ein vollautomatischer Netzwerkstabilisator.

Denn auch für die Kleinen ist das gemeinsame Organisieren eines Verkaufsstandes alles andere als eine einfache Übung.

17. Dezember 2010

Arbeitshaltung

Abgelegt unter: Arbeitshaltung — heinz.bayer @ 23:52

Machen Sie doch einmal spaßeshalber ein fiktives Zeugnis für Ihre Tochter oder Ihren Sohn. Zwei Sparten kreuzen Sie an: Arbeitshaltung.  Zwischen ++/ + / o / – / — . Und dann noch Konzentrationsfähigkeit. Ebenfalls zwischen ++ und –.

Und dann vergleichen Sie es mit den Werten, die Anfang nächsten Jahres im individuellen Arbeitshaltungsbewertungsbogen Ihres Kindes stehen. Es sind die beiden Indikatoren, an denen man arbeiten muss, um die größten Erfolge zu erzielen. Bzw die man unbedingt für sich beibehalten muss, wenn sie jetzt schon im + Bereich stehen, weil sie die Grundlage für angenehme Schule sind. Und was gibt es Schöneres als angenehme Schule. Denn die ist nicht nur angenehm für die Kinder, sondern natürlich auch für die Eltern. Und die Eltern, die haben das auch verdient. Die angenehme Schule. Finde ich.

In diesem Sinne. Frohe Weihnachten.

24. Dezember 2010

Frohe Weihnachten …

Abgelegt unter: Allgemeines — heinz.bayer @ 12:10

… und der Familie Flügel wachsen lassen.

1. Januar 2011

Frohes neues Jahr

Abgelegt unter: Kalender — heinz.bayer @ 17:23

Auf ein erfolgreiches 2011.

Sie kennen als Fünftklasseltern das Hausaufgabenheft, das Tag für Tag den Blickwinkel in die positive Richtung zur professionellen Bewältigung des Berufsfelds “Schüler/in sein” lenken soll. Im letzten Jahr hatten wir unseren Flügelverleihkindern den Öhm-kalender ans Herz gelegt. Davor war es der Urps-Kalender. Kalender haben den Vorteil, dass man täglich einen kleinen Input bekommen kann.

Jetzt gibt es einen Spezialkalender, der sich aber sicher mehr an ältere Schüler richtet. Er könnte aber mit Hilfe von Eltern doch auch eine Hilfe für Fünftklässler sein, Schule entspannter zu sehen. Er wurde für den Männerrevolteblog entwickelt – also für Schüler in Not. Aber er könnte ja auch für Schüler sein, die erst gar nicht in Not kommen wollen.

Hier geht’s zum Hiiiiiilfe-geht’s-mit-schlecht-Kalender 2011

:-)

2. Januar 2011

Nachtrag zum Kalender

Abgelegt unter: Lehrer — heinz.bayer @ 20:24

Liebe Eltern

Ich muss noch ein paar Dinge zum Kalender nachtragen, nicht dass der falsch verstanden wird. Ich will mit dem Kalender nicht sagen, dass man sich mit allem abfinden soll. Dass man einfach nur Dinge suchen soll, die schlimmer sind und dann wird die eigene Situation plötzlich ganz wunderbar. Wie Sie ja sicher schon bei meinen Blogbeiträgen zum Thema Schule bemerkt haben, setze ich immer auf den Schüler selbst. Was nicht heißen soll, dass man an der Schule nicht noch sehr viel verändern muss. Pädagogik darf nie aufhören, verbessert zu werden. Schule heute ist alles andere als ausgereift. Nur ist das die politische Ebene, die dem Schüler selbst in der aktuellen Situation überhaupt keine Vorteile bringt. Wenn Sie Ihrer Tochter sagen, dass sie in Mathe sicher viel besser wäre, wenn die Klassen kleiner und der Lehrer sie besser motivieren könnte, dann hat sie davon keinen Vorteil. Nur noch mehr Frust. Wenn Sie Ihrem Sohn sagen, dass er sicher in Physik der Chef wäre, wenn man auf technisch hohem Experimentalniveau mit viel Computereinsatz ihn in kleinen Lerngruppen zur Begeisterung und guten Noten treiben könnte, die ihm eine Zukunft als Ingenieur eröffnen würde, dann findet er Schule nur noch doofer. Diese Diskussionen muss man außerhalb der Schule führen. Klar muss man mit uns Lehrern auch ins Gespäch kommen und sicher kann man auch unten den jetzigen schulischen Verhältnissen der zu großen Klassen und des Personalmangels Verbesserungen erreichen. Aber die erreicht man nur in kleinen Ausmaßen. Denn wir Menschen, und uns Lehrer zähle ich natürlich auch dazu, sind nur bedingt in der Lage, uns von unserer Persönlichkeit her wirklich zu verändern. Oder geht Ihnen das anders? Wenn man also seinen Kindern erzählt, dass nur die allerbesten, motiviertesten, klügsten, aktivsten, mitreißendsten, kreativsten und attraktivsten Menschen Lehrer werden dürften, dann frustrieren Sie Ihr Kinder nur zutiefst. Denn es verändert ja nichts. Schülern muss man zumindest beibringen, dass sie selbst in der Lage sind, sich ihren Unterricht zu verbessern, indem sie ihre Lehrer möglichst gut arbeiten lassen. Nicht alles schlucken. Das meine ich nicht. aber nicht, wie leider zu viele, Schule an sich in Frage zu stellen. Weil ja die Lehrer eh doof sind. Man muss ihnen beibringen, für ihren eigenen Vorteil nicht alles und jedes in Frage stellen. Zum Beispiel die Menge der Hausaufgaben und die Schwere der Arbeiten und die Strenge der Noten und, und, und. Denn die Noten werden schlicht besser, wenn die Einstellung zur Schule besser wird. Deshalb der Kalender. In der eigenen Einstellung zur Schule sind Schüler die Chefs. Daran können sie vollkommen eigenständig arbeiten und hier bringt die Arbeit den größten Erfolg.

Deshalb: Kritik an Lehrern und an Schule darf ruhig sein. Muss sogar. Schule muss sich entwickeln. Aber direkt im Gespräch zwischen Eltern und Lehrern oder auf politischer Ebene. Nur - schicken Sie Ihr Kind bloß nicht dauernd ins Tal des Grauens, in dem alles nur schrecklich ist. Nach dem Motto: Du armes Kind, musst wieder in die Schule.

Das wollte ich nur noch schnell gesagt haben.

14. Januar 2011

Respekt und Disziplin

Abgelegt unter: Disziplin — heinz.bayer @ 22:54

Liebe Leser

Vielleicht haben Sie ja den BZ-Artikel über einen frisch gekürten Bundeswehr Rekruten gelesen, der über die Bundeswehr sagt: “Es bringt Ordnung in mein Leben.” Und über die Schule: „Hier finde er, was er in der Schule vermisst habe. “Respekt und Disziplin, das fehlt in der Schule. Manchmal war die halbe Klasse nicht da, aber das hat niemanden interessiert.” Er hat in Staufen die Schule mit der Fachhochschulreife abgeschlossen.“

Der junge Mann beschreibt ein Problem der modernen Schule. Wir haben unsere Lehrer/innen eine Einschätzung der Arbeitshaltung unserer Fünftklässler/innen ankreuzen lassen. Von sehr gut über gut und durchschnittlich bis schlecht und sehr schlecht. Fünfte Klasse, wohlgemerkt. Also noch ganz frisch am Faust. Sehr gut bis durchschnittlich schneiden 90% ab. Bei den 10% – 15 Schüler/innen – denen eine schlechte bis sehr schlechte Arbeitshaltung attestiert wurde, sind 13 Jungs. Und bei diesen 10% würde ich auch unserem früherer Schüler zustimmen: Respekt und Disziplin, das wäre eine angenehme Komponente im Leben dieser Schüler. Die Ordnung ins Leben bringt. Dafür müsste man allerdings, und ich weiß nicht, wie das die Eltern aufnehmen würden, eine extra Respekt-und-Disziplin Klasse aufmachen. Das wäre für einen Teil der uns anvertrauten jungen Menschen garantiert sehr angenehm. Vor den Ferien saß ich einmal in der Nachmittagsschule mit 3 Jungs zusammen. Hatte sie vor die Tür geholt und mit ihnen in Ruhe gesprochen, weil sie sich nicht in unsere einfachen Regeln des aufeinander Hörens einfügen konnten. Einer meinte im Laufe des Gesprächs, dass es jetzt aber im Unterricht bei ihm immer besser ginge. Ehrliche Erleichterung war zu spüren. „Ich habe doch jetzt den Laufzettel. Und wenn ich da nicht gut bin, dann bekomme ich zu Hause richtig Druck…. Nein, nicht brutal. Aber ich muss dann einfach richtig hart arbeiten. Das hilft mir.“ Strahlen über sein ganzes Gesicht. „Laufzettel“, das ist bei uns eine Maßnahme bei Schülern, wenn diese einfach nicht zu einer normalen Arbeitshaltung kommen können. Wenn sie stören und nur heftige Strafen helfen würden. Der Schüler muss dann am Ende jeder Stunde vom Fachlehrer abzeichnen lassen, wie er sich verhalten hat. Ein eng geführtes Prinzip. Ordnung ins Schulleben bringen. Für manche die einzige Möglichkeit. Wer natürlich dann in der Oberstufe merkt, dass die Arbeitshaltung über Jahre hinweg wie bei den 10% lag und die Gewöhnung ans Nicht-Arbeiten zu groß geworden ist, dann ist natürlich hier die Bundeswehr eine echte Erleichterung. Respekt und Disziplin. Ordnung in mein Leben.

Was ich allerdings an dieser Stelle richtig stellen will: „Manchmal war die halbe Klasse nicht da, aber das hat niemanden interessiert.“ Das ist natürlich nur die Sicht, die man von außen aus einer Gruppe von Schülern hat, die sich beim Kaffeetrinken in der Rombach Scheuer gegenseitig dieses beruhigende „da geht doch sowieso nur die Hälfte hin“ erzählen. Dass es in Wirklichkeit auch in der Oberstufe nur ein paar Prozent sind, die ohne Disziplinierung nicht am Ball bleiben können, das erkennt man aus der betroffenen Schülersicht natürlich nicht. Dass wir uns über den jungen Rekruten sehr viele Gedanken in vielen Konferenzen gemacht haben, das entzieht sich natürlich ebenfalls seinem Erfahrungsraum.

Aber eines sieht er natürlich goldrichtig: Die moderne Schule, die auf Eigenständigkeit setzt und auf Selbstverantwortung, die junge Menschen für die Welt nach der Schule gerade nicht drillen soll, weil die Welt nach der Schule eigenständige, engagierte und selbstverantwortliche Menschen braucht, ist für einige junge Menschen trotzdem genau die falsche Schule.

Schade, dass man noch nicht genügend Ressourcen hat, um dieses Problem durch einen disziplinmäßig viel straffer geführten Zug für alle, die dies brauchen können, aus der Welt zu schaffen. Denn wir verlieren auf diesem Weg leider in der modernen offenen Schule, die auch in der Fachdidaktik immer noch offener werden soll, zu viele kluge junge Menschen, die nur mehr straffe Führung bräuchten wie unser früherer Schüler bei der Bundeswehr.

Nur beides zusammen, das sei hier auch gesagt, offen und gleichzeitig eng geführt, das geht leider nicht. Das ist die Illusion aller, die meinen, der Lehrer müsse doch einfach nur klar durchgreifen. Das wäre doch wohl das Mindeste.

Darf ich Ihnen am Ende dieser Problematik, die wir im Flügelverleih auf eine uns eigene Art aufgreifen werden, noch etwa Lustiges, aber sehr Wahres über Unterricht ans Herz legen? Ein Poetry-Slam aus Alltagsszenen, nach dem Sie sich sehr kompakt vorstellen können, wie sich Lehrergefühlswelten in der heutigen Zeit mit den heutigen Anforderungen anfühlen können. Irgendwie finde ich, passt es zu dem heutigen Thema. :-)

Viel Spaß.

21. Januar 2011

Halbjahresinformation und Gänsehautfeeling

Abgelegt unter: Zeugnisse — heinz.bayer @ 08:54

Wenn man über 30 Jahre unterrichtet hat, dann gibt es nicht mehr sehr viele Situationen, die einen umhauen. Pädagogisch gesehen. Weil Schulsituationen eben doch nach 30 Jahren zwar immer wieder in neuen Schattierungen, aber eben doch ähnlich auftauchen. Gestern Abend hat es mich doch mal wieder richtig erwischt. Pädagogisches Gänsehautfeeling für einen Altgedienten. Flügelverleih. „Gesamtcoach- und Beurteilungskonferenz“. Oder wie immer man diese großartige Veranstaltung nennen will, bei der sich, wie schon im letzten Jahr, alle Coachs, die sich um eine Klasse kümmern, in Klassenkonferenzen zusammen fanden. Also fast alle. Etwa 50 junge Menschen, die in einer Ernsthaftigkeit, die einem wie mir zwischendrin vor Begeisterung fast die Luft nahm, diskutierten, wie die einzelnen Schüler/innen auf einer Skala ohne Noten von sehr gut bis sehr schlecht sich über die Bereiche Selbstständigkeit, Konzentration, Arbeitshaltung, Ordentlichkeit und Sauberkeit beim Arbeiten, Disziplin, Lautstärke und Respekt den Coachs und Mitschülern gegenüber einzuordnen sind. Rückmeldung für jeden Einzelnen. Und das von Menschen, die mit ihren Profi-Schüleraugen immerhin aus einer ganz anderen Perspektive beobachten können, wie Hausaufgaben gemacht werden, wenn keine Mutter und kein Vater und kein Lehrer die Kontrolle über diesen Prozess hat. Wie sich Schüler/innen verhalten, wenn andere junge Menschen auch noch mit im Raum sind. Wie diese Normalsituation des Unterrichts am Vormittag in der Betreuungszeit am Nachmittag aussieht. Die pädagogischen Coach-Einschätzungen werden wie im letzten Jahr mit unserem Flügelverleihspezialzeugnis an unserer Flügelkinder mit den Halbjahresinformationen ausgegeben.

Falls der eine oder andere Coach das hier mitliest: Tausend Dank. Ihr seid einfach richtig gut!

Und noch ein zweiter Aspekt hat mir das Gänsehautfeeling verschafft. In meinem „Vorruhestandsalter“ knapp 60 sind wir zu zweit im Flügelverleih. Für Nichtinsider muss man wissen, dass ich am Faust mit der Jüngste des „alten Blocks“ bin und der Älteste des „jungen Blocks“ noch keine 40 ist. Zwischen 40 und 60 gibt es an baden-württembergischen Gymnasium wenige Unterrichtende. „Äußerst unglückliche“ Einstellungspraxis, wenn ich das mal sehr harmlos ausdrücken soll. Die sich jetzt leider wiederholen wird. Nach dem Doppelabitursjahrgang, davon darf man ausgehen, werden die Einstellungszahlen wieder massiv in den Keller rauschen. Zurück zum Gänsehautfeeling. Dass unser Flügelverleihkonzept pädagogisch hauptsächlich von der jungen Fraktion unseres Teams entwickelt wurde und gestern professionell umgesetzt, macht uns Alten im Team, die hier ihre jahrzehntelange Erfahrung wunderbar mit einbringen können, sehr zufrieden. Haben wir auf dem Nachhauseweg mit Gänsehautfeeling festgestellt.

28. Januar 2011

Halbjahresinformationen in Sicht

Abgelegt unter: Noten — heinz.bayer @ 15:22

Liebe Eltern unserer Fünftklässler

Aber natürlich auch liebe sonst mitlesenden Eltern, die in der nächsten Woche die Halbjahreinformationen ihrer Kinder in den Händen halten.

Darf ich ein paar Anmerkungen zu diesem Dokument und zum Faust machen?

Wenn man die Fünftklassnoten einmal überfliegt, die in unseren Notenlisten schlummern, um am nächsten Freitag das Licht der Welt zu erblicken, dann muss man einfach sagen: Respekt. Respekt. Prallvoll mit Einsen, Zweien und Dreien. Nur ganz, ganz wenige Vieren. Also: Ein ganzer Jahrgang im Grünen Bereich. Das gefällt den Fünferhausbetreibern und -innen natürlich. So haben wir uns das vorgestellt. :-)

Wer falsch beraten wurde, auf’s Gymnasium zu wechseln, der merkt das schon bei den ersten Halbjahresinformationen. Taucht dort die Note 4 auf, sollte man nachhaken und mit den Lehrer/innen über die Ursachen sprechen. Für die Allermeisten geht es also um’s Niveau halten. Das ist für manche um Einiges schwieriger als die ersten guten Ergebnisse am Gymnasium zu platzieren. Denn da zehrt man noch sehr von den Fähigkeiten, die einem in der Grundschule den Weg zur Gymnasialempfehlung geebnet haben. Übrigens treffen wir uns immer nach den Halbjahresinformationen mit den Grundschullehrer/innen Ihrer Kinder, um unsere Erfahrungen mit deren Erfahrungen auszutauschen. Jetzt geht es also um das gymnasiale konstante Arbeiten über viele Jahre hinweg. Trotz G8 ist das eine sehr lange Zeit. Und in der liegt auch noch eine schwierige, wenn auch spannende Phase des Erwachsenwerdens.

Unser neues Hausaufgabenheft, das übernächste Woche für Ihre Kinder herauskommt, soll diese Stabilität unterstützen. Mein Tipp. Arbeiten Sie selbst mit an dem Prozess, bis Ende der 6. Klasse Ihr Kind auf der richtigen Spur zu wissen. Ab Klasse 7 müssen Sie vertrauen, da wird Ihr Einfluss keine wesentliche Auswirkung mehr haben. Die Arbeitshaltungszeugnisse, die Ihre Kinder zusätzlich bekommen, zeigen viel mehr als die Noten, wie die Entwicklung weitergeht. Arbeitshaltung und Konzentrationsfähigkeit sind die wesentlichen Schlüsselqualifikationen für ein entspanntes Schülerleben. Und damit für ein entspanntes Familienleben. Das darf man nie vergessen. Deshalb lohnt sich der Einsatz.

Nutzen Sie deshalb auch unseren Elternsprechtag, um sich nach den Schlüsselqualifikation Ihres Kindes zu erkundigen. Wir drücken uns und Ihren Kindern ganz doll die Daumen, dass der vielversprechende Anfang ein vielversprechende Fortsetzung bekommt. G8, da kann ich Sie beruhigen, ist am Faust kein wesentliches Thema mehr. Es hat sich gezeigt, dass weder die Sitzenbleiberquote noch die Noten im jetzigen Doppeljahrgang ein wesentliches G8 Problem aufweisen. Klar, es war eine große Umstellung, aber die Ängste, die am Anfang bestanden, haben sich am Faust nicht bewahrheitet.

p.s.  Das Schülerfilmteam vom Faust hat die Einschulung der Fünftklässler auf ihren Blog gestellt. Schauen Sie doch mal rein.

4. Februar 2011

Ein Abteilungsleiter für Schulentwicklung …

Abgelegt unter: Schulentwicklung — heinz.bayer @ 13:56

… denkt offen über Schulentwicklung nach.

Der richtige Weg der Schulentwicklung ist schon so ein besonderes Ding. Sehr diffizil. Extrem komplex. Speziell an einer großen Schule wie der unseren. Immerhin 1300 Schüler/innen. Und weit über 100 Lehrer/innen. Wenn Schule auch für den Normalbeobachter oft so einfach und schnell zu stricken ist. Leider ist von innen nie wie von außen. Wer nicht selbst im Unterricht steht, wer nicht selbst in der Schule lebt, versteht Schule nie wirklich. Kann das nicht. Hat oft immer nur die Informationen über die Kinder selbst. Und aus der eigenen Erinnerung. Sorry liebe Leser/innen. Auch wenn Sie selbst viele Jahre Schule erlebt haben, haben Sie nie das Unterrichten erlebt. Nur das unterrichtet werden. Das benotet werden, das für uns Menschen seit Urzeiten eine heikle, menschlich kaum zu lösende Komponente hat. Das haben Sie erlebt. Wer von sich behauptet, er hätte gerne Klassenarbeiten geschrieben, gehört zu einer Handvoll Zeitgenossen, denen das Glück zuteil wurde, alles aus dem Ärmel schütteln zu können. Ein Abo auf die Note Eins zu besitzen. Wer von sich behaupten kann, dass es ihm nie etwas ausgemacht hat, dass er eine 3- unter dem Aufsatz stehen hatte, während der doofe Hintermann über eine 1 bis 2 jubelte, der hat ganz heftig etwas verdrängt. Schule hinterlässt bei den meisten Menschen die kleine Ohnmacht, die man nach der Schule gerne in die Kiste der Gefühle packt. Die Kiste, die genau dann wieder aufspringt, wenn zum Beispiel der eigene Sohn von der Schule kommt und etwas vom Physikunterricht bei diesem blöden Lehrer erzählt, der sowieso nichts erklären kann und jetzt auch noch mit einer viel zu schweren Arbeit die letzte Lust auf dieses doch so wichtige und wunderbare Fach zunichte macht. „Genau wie damals!“, schreit die kleine Ohnmacht. „Dabei wäre es doch so einfach. Physik. Da braucht man sich doch nur mal die wundervollen Sendungen im Fernsehen anschauen und dann weiß man sofort, was falsch läuft. Unfähig, diese Physiklehrer.“ Die kleine Ohnmacht ist hier ausgebrochen. Ja von außen ist das meist eine richtig einfache und klare Sache. Diese Sache mit der guten Schule.

Schauen wir doch einmal genauer hin. Nehmen wir zum Beispiel G8. Das ist jetzt 8 Jahre her, als das Faust anfing, sich auf den Weg zu machen, das Abitur in 8 Jahren vorzubereiten. In ein paar Wochen werden wir gezeigt haben, dass man G8 dann am Ende doch richtig gut meistern kann. Eigene Konzepte entwickeln kann, die greifen. Ich gestehe, ich war zu Beginn sehr skeptisch. Meine Abteilungsleiterstelle war mit die erste in Baden-Württemberg, die mit der Aufgabenstellung Schulentwicklung verknüpft wurde. G8 galt als Monster. Eltern auf den Barrikaden. Verlust der Kindheit. Überforderungsängste. Panik allüberall. Da konnte Schule nicht zum Alltag übergehen. Da mussten neue Ideen her.

Ich werde in diesen mal wieder bewegten bildungspolitischen Zeiten vor den Wahlen für meine Leser/innen die Innensicht von G8 am Faust aus der Sicht eines „Studiendirektors zur Koordination schulfachlicher Aufgaben im Bereich der Gesellschaftswissenschaften , Schulentwicklung und neuen Medien“ beschreiben. Ja, jetzt ist er ausgesprochen, mein offizieller Titel. :-) Ich denke, wer G8 schulisch intern entwickelnd erlebt hat, muss auch etwas dazu sagen dürfen, damit für Sie als Eltern mit der Innenschau eines Schulentwicklungs-Praktikers zu einem hochbrisanten Thema mehr Argumente zur Diskussion bereit stehen. Denn G8 bewegt immer noch die Gemüter. Außerhalb des Faust. Bei den wichtigsten Themen, die die Wähler des Landes umtreibt, wurde gestern in den Landesschau Nachrichten Bildung und Schule an erster Stelle genannt. Mit 55% weit an der Spitze aller Themen. Deshalb umso mehr: Augen auf bei schnellen Änderungen in so einem Bereich. Seit November kündigt sich an, dass das Kultusministerium einen wunderbaren Nachbesserungs- Plan für die Nöte der Eltern vorweisen kann, deren Kinder sich durch G8 überfordert fühlen. Weniger Unterricht, mehr Förderung – heißt die klare Vorgabe. Hört sich zuerst einmal sehr wundervoll an. Ich werde es Ihnen hier im Blog Stück für Stück aus der Sicht eines Praktikers erläutern.

Wenn Sie mich fragen, sollte man ein klares Gesetz erlassen, dass eine Regierung keinerlei Änderungen in den letzten Monaten vor Landtagswahlen in Bereichen vornehmen darf, die Wähler wichtig finden. Dann wären beschlossene neue Konzepte garantiert besser ausgereift, bevor sie verkündet werden. Vielleicht hört mich ja jemand. :-)

Fortsetzung folgt.

11. Februar 2011

Rückblick – September 2003

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz.bayer @ 00:30

Schülerschule und Cafeteria

September 2003. Einschulung unserer ersten G8er. Ein Jahr vorzeitig. Der Grund: Ein „Deal“: „Wir ziehen vor, bekommen dann aber eine Cafeteria.“ Mit schon existierende Konzepten für offene Ganztagesbetreuung hat es am Ende nach vielen Kämpfen geklappt – wenn auch für heutige Nachmittagsverhältnisse viel zu klein ausgefallen. Klar, wir waren ja schon seit zwei Jahrzehnten eine Ganztagesschule für Aktive. Mit dem Arbeitstitel „Schülerschule“ wurden wir offizielles EXPO2000-Projekt. Wir waren am Anfang allerdings doch ein wenig verwundert, dass wir als klitzekleines Schul-Projekt mit 3 Lehrern und 80 Schüler/innen von einer Weltausstellungsjury aus Politikern, Managern und anderen Machern so hofiert wurden. Bis uns ein Verantwortlicher erklärte, dass die Jury der Meinung war, dass sie selbst gerne auch an so einer Schule gewesen wären und sich das für ihre Kinder auch wünschen würden. Unser Aushängeschild – damals wie heute: Wer aktiv ist und engagiert, der darf auch aktiv sein und sich engagieren. Das haben die Jurymitglieder wohl an ihrer eigenen Schule vermisst.

Na ja. Mit unseren Teams hatten wir schon jahrelange Erfahrung, wie man den Nachmittag mit aktiven Schülern wunderbar und sinnvoll verwenden kann. Klar, nur für die Aktiven, denn Betreuungsdeputate für die, die nicht selbst laufen konnten, gab es natürlich nicht. Schülerschule war eine Beschreibung von: Arbeite mit den Fachleuten der Zukunft schon an der Schule und du gewinnst enorm. In der Nachmittagsschule steckt dieses Prinzip natürlich heute mitten im Schulalltag der Ganztagesbetreuung. 70 Lern-Coachs. Schülerschule pur. Mit den Lehrer/innen, Sozialarbeiter/innen und Personalchef/innen der Zukunft eine eigene kleine Schule bauen. Flügelverleih am Faust. Oder ein ganz anderer Bereich: Die nächste Theateraufführung am Faust: Große Bühne für ein Stück, das von zwei Schüler/innen aus Klasse 10 inszeniert wird. Regie vollkommen in Schülerhand. Klar, ein Lehrer im Hintergrund. Beraten, vermitteln, klären. Aber die eigentliche Kreativarbeit: zukünftige Profis. Oder die Filmer Zukünftige Profis. Klar doch. Oder das Schülerbüro. Haben Sie sich eigentlich mal gefragt, wie das Faust es schafft, eine Online Anmeldung vom Feinsten für den Elternsprechtag zu organisieren?   (jetzt nicht mehr online)

Na ja, Christian, dem Programmierer dieser Dienstleistung haben wir empfohlen, das selbst entwickelte  Programm nach dem Abitur auch anderen Schulen zum Verkauf anzubieten. Schülerschule pur. Die Spezialsten der Zukunft mit ins Boot holen. Später sind sie unbezahlbar. Schülerschule ist übrigens auch das: Letztes Jahr und auch vorletztes Jahr gab es ein Jahrbuch. In diesem Jahr nicht. Warum? Wer will darf. In diesem Jahr wollte aber niemand. Kein zukünftiger Designer oder Redakteur im richtigen Alter. Schülerschule war schon immer an den jungen Menschen orientiert, die gerade Schule als Lebens- und Aktivraum entdeckten. SnowDays ohne Skimentoren, Hockey-AG ohne Hockey Mentoren. Basketball-AG ohne Basketball Mentoren ……. gäbe es eben nicht. Schülerschule pur 2011. Streitschlichter, Bands, Faust-Event, OpenAir, Schulspiel, Weihnachtsbasar, Studiomenschen, Techniker, … aber auch das Politcafé aus dem Politikkurs heraus setzt auf das gleiche Prinzip. Wir haben viel zu bieten, weil nicht nur den aktiven Lehrer/innen, sondern auch den aktiven Schüler/innen viel Gestaltungsspielraum gegeben wird.

19. Februar 2011

G8 Würdigung und Rückblick Teil 3

Abgelegt unter: G8 — heinz.bayer @ 11:54

Wir haben es jetzt also bundesweit: G8 statt G9 wegen des internationalen Anspruchs der Leistungsfähigkeit. Hat ja vielen eingeleuchtet. Wir wollen doch mitspielen in der höchsten Liga. Deutschland hat immerhin einen Anspruch zu verteidigen. Pisa im Mittelfeld geht ja nun gar nicht.  Doof nur, dass viele Eltern beim Übergang Ängste entwickelten. Aber, das war zumindest neu und spannend: Jede Schule durfte selbstständig versuchen, dieses Problem zu lösen. Nachdem wir es nun am Faust geschafft haben, nach 8 Jahren G8 und G9 zusammen zum Abitur zu führen, ohne erkennbare Notenunterschied, ohne erkennbare Probleme, ohne allzu aufgeregte Eltern – darf man über unseren G8-Weg ruhig einmal öffentlich nachdenken.

Aufgeregte Eltern gab es seit ich Lehrer bin. Ist ja auch klar. Da bekommen Kinder in der Grundschule eine Schulempfehlung für die weiterführende Schule und dann muss es schulisch gesehen natürlich immer Schüler/innen geben, die an der Realschule gute Noten bekommen würden und am Gymnasium die schlechteren Noten einfahren. Was natürlich nicht heißt, dass die gerade noch Gymnasialempfohlenen nicht bei der richtigen Arbeitshaltung ein paar Jahre später glänzend dastehen. Die Fähigkeit, sich anzustrengen, ist der Knackpunkt. Dass die Eltern der Kinder mit den schlechteren Noten beim Klagen über Überforderung ihrer Kinder natürlich in der klaren Mehrheit sind und waren, ist logisch, verständlich und menschlich. Dass dieses unüberhörbaren Klagen die Politik dazu gebracht hat, bald den Normalschüler fünf Stunden weniger unterrichten zu lassen – dummerweise ohne den Bildungsplan zu verändern – ist allerdings bei der Ausgangslage eher unlogisch. Außer man schaut auf die Wahltermine. Ich sage mal voraus, dass genau dieselben Eltern dann noch mehr klagen werden.

Außensicht und eine Innensicht einer Schule ist einfach grundverschieden. Man sollte in der Diskussion verstehen, warum eine Außensicht meint, dass man eigentlich nur ein paar Stunden weniger unterrichten müsse, um G8 elternprotestfrei hinzubekommen. Und warum aus der Innersicht vom Schüler aus gedacht alles viel komplexer und sensibler ist, als sich das von außen so anfühlt. Hier also weiter eine Würdigung von innen und von der Basis für eine im Moment beginnende neue Diskussion um G8.

Transparenz, Kommunikation:

Wir haben gleich zu Beginn vor 8 Jahren erkannt, dass wir G8 nur dann positiv umsetzen können, wenn wir die allgemeine Hysterie um das 8jährige Gymnasium direkt und ausdauernd mit den Eltern diskutieren. Wenn wir Schule transparenter machen als bisher. faust-aktuell hieß eine Idee, die seit fast 8 Jahren trägt und in der Lage ist, eine komplexe Schule wie das Faust-Gymnasium nach außen für die Eltern einsehbarer zu machen. Regelmäßig unregelmäßiges digitales Informationsorgan der Schule, das als pdf über den Verteiler Elternbeiräte – Eltern die ganze Schulgemeinde sicher erreicht. Man muss Schule verstehen, dann macht sie weniger Angst.

In den Anfangsjahren haben wir dazu noch eigene Elternbeiratssitzungen für die G8 Eltern gemacht, weil die Ängste dieser Elternschaft doch eine vollkommen andere war als die der G9 Eltern. Was man ja auch verstehen kann.

Nach etwa 4 Jahren trat Ruhe ein. G8 war zum Normalfall geworden. Die befürchteten Einbrüche und Belastungen hielten sich für den Normalschüler in Grenzen. G9 wuchs sich aus. Die Übergangsquoten ans Gymnasium hatten sich dazuhin noch, entgegen allen Anfangsprognosen, in den letzten 8 Jahren weiter gesteigert.

Fortsetzung folgt

26. Februar 2011

Ist G8 machbar? Ein Rückblick

Abgelegt unter: G8 — heinz.bayer @ 09:11

Wer hier zum ersten Mal liest, sollte sich für diese Thematik die letzten beiden Blogs zu Gemüte führen. Ich versuche gerade aus der Sicht eines Abteilungsleiters, der mit dafür verantwortlich zeichnen musste, ob man G8 in der Praxis sinnvoll und unaufgeregt umsetzen konnte, einen knappen Abriss der letzten 8 Jahre unserer speziellen Faustkonzepte zu geben. Die unter anderem genau deshalb entwickelt wurden, um G8 erfolgreich zu machen. Erfolgreich oder nicht, das kann man an zwei Parametern ablesen: Erstens: Ist das Abitur von den G8 und G9 Schüler/innen vergleichbar oder sind die G9 Abiturient/innen erfolgreicher. Zweitens: Nehmen die G9er ein besseres Kindheits- und Jugend-Lebensgefühl mit aus der Schule - trotz mehr Nachmittagsunterricht – oder wird den G8ern tatsächlich ein Stück Kindheit gestohlen.

In den Anfangsjahren haben wir dazu noch eigene Elternbeiratssitzungen für die G8 Eltern gemacht, weil die Ängste dieser Elternschaft doch eine vollkommen andere war als die der G9 Eltern. Was man ja auch verstehen kann.

Nach etwa 4 Jahren trat Ruhe ein. G8 war zum Normalfall geworden. Die befürchteten Einbrüche, Belastungen etc hielten sich in Grenzen. G9 wuchs sich langsam aus. Der prozentuale Zulauf zum Gymnasium nahm ja auch verrückter Weise noch zu, obwohl am Anfang viel davon geredet wurde, dass viele Eltern ihre Kinder dann trotz Gymnasialempfehlung doch lieber auf der Realschule anmelden würden, um ihnen „ihre Kindheit zu erhalten“.

Die Aufregung kam erst wieder, als der Doppeljahrgang vor eineinhalb Jahren ins Haus stand. G8 und G9 zusammen Abitur. Deshalb: Auch hier wieder gemeinsame Sitzungen, Austausch, Kommunikation. G8 und G9 in gemeinsamen Kursen. Fazit: Der Unterschied ist nicht wirklich spürbar. Die Noten werden sich ähneln. G8 am Faust ist für uns ohne größere Aufregung über die Bühne gegangen. Allerdings haben wir auch viele Zusatzkonzepte eingesetzt, die sicher eine wesentliche Rolle gespielt haben.

Aufnahme der Fünfer.

Schon zu Beginn von G8 wurde die Fünferproblematik als sehr wichtige Frage angenommen. Fünfklasslehrer/innen Teams wurden Grundlage, G8 „sanft“ anzugehen.

Inzwischen fahren wir den Beginn mit einem eigenen Fünferhaus und einer eigenen Fünferhauspädagogik.

Hausaufgabenbetreuung gibt es am Faust schon kurz nach der Einführung von G8. Der Bedarf war da, die Idee dahinter war ein Coachssystem aus aktiven Schüler/innen, die ab 5 Schüleranmeldungen Hausaufgabenbetreung anboten.  1 Coach 5 Schüler/innen – bezahlt von den Eltern. Das nahm Druck aus den Folgen von G8 für Eltern, die Angst hatten, selbst nicht mehr genügend unterstützen zu können. Seit alle Gymnasien Hausaufgabenbetreuung anbieten müssen, haben wir unsere reines Schülercoachsystem pädagogisch zu einem erfolgreichen Gesamtkonzept „aufgemöbelt“. Flügelverleih am Faust. Die Nachmittagsschule. In diesem Jahr für 90 Schüler/innen und Schüler. Zum großen Teil Fünftklässler/innen, die von einem Team von 70 Coachs, 6 Lehrer/innen und einer Sozialpädagogin betreut werden. Teil des Konzepts ist die Betreuung der Coachs. Eine neue Form der Identifikation mit Schule. Die Coachs, die nicht nur aus den notenbesten Schülern besteht, sondern aus jungen Menschen, die sich für diese Arbeit beworben haben und in einem Rahmen bezahlt werden, als würden sie Nachhilfe geben, zeigen in ihrem eigenen Schul-Alltag sehr wesentlich positive Veränderungen, denn wer einmal in der Woche als Lehrer/in arbeitet, versteht das komplexe Konstrukt Schule auch für sich selbst ganz anders. Allein die Nachmittagsschule bindet somit im Moment 90 Schüler/innen aus Klasse 5 bis 7 als Betreute und 70 Schüler/innen aus Klasse 9 bis 13 in eine komplexe Struktur ein, die enorm zur Beruhigung der Konfliktlandschaft Schule beiträgt und in allen Klassen zwangsläufig Spuren hinterlässt. Da die Coachs in etwa fünf eigenen pädagogischen Abenden für ihre Arbeit geschult werden, haben wir in der Nachmittagsschule ein recht kompetentes Jungkollegium, das schon im 3. Jahr eigene Beurteilungen für ihre betreuten Schüler/innen schreibt.

Auch unsere eigene Angst, dass wir mit G8 nicht mehr genügend Nachwuchs für die Coachs bekommen könnten, hat sich als unnötig erwiesen. Inzwischen sind ja alle Coachs entweder G8 oder Kursstufe.

Fortsetzung folgt

6. März 2011

G8 – eine Würdigung (Fortsetzung)

Abgelegt unter: G8 — heinz.bayer @ 11:13

Arbeitsfelder

Auch die anderen Arbeitsfelder, auf die das Faust seit Jahren setzt und um die wir Angst hatten, weil G8 zwangsläufig mehr Nachmittagsunterricht produziert – Streitschlichter, Sportmentoren, Aktive in eigenständigen Schülerteams etc – haben sich mit G8 nicht aufgelöst.

Stundentafel

Wir haben die berechtigten Ängste der Eltern, dass G8 gegenüber G9 benachteiligt wäre, weil Stunden in den „wichtigen“ Fächern zu kurz kämen und damit  Nachteile entstünden, in unserer Stundentafel umgesetzt.

Die Angst der Überforderung durch drei Stunden Soziales und Methodenlernen in Klasse 5 und 6 und 7. SoMeLe in Klasse 7 ist inzwischen durch das ABC Projekt für die 8-klässler abgelöst, weil dort bei der Neuzusammensetzung der Klassen nach der Profilwahl die größeren Probleme auftreten als in 7. Die Angst vor dem langen Sitzen wurden durch zwei zusätzliche Sportstunden und die Angst vor zu wenig Fachunterricht durch Verteilung der restlichen Poolstunden zur intensiveren, individuelleren Betreuung in die Fächer Deutsch, Mathematik, Sprachen und Naturwissenschaften gelöst. Für alle.

Die Reduktion dieser Stunden für eine kleine Auswahl von Schüler/innen, wie jetzt vom Kultusministerium angedacht, würde sicher beim Großteil unserer Eltern massive Proteste auslösen. Denn unser Ansatz hat sich bisher in allen Punkten als erfolgreich erwiesen – wenn man z.B. aktuell die G8- und G9 Noten vergleicht.

Die Angst der G8 Eltern ist in Großen und Ganzen überwunden und wir sind sehr zufrieden damit.

Spezial-Profile am Faust

Die zusätzlichen Sportstunden mündeten irgendwann wie zwangsläufig in eine eigenes Sportprofil, das aus meiner Sicht viel Druck aus der G8 Debatte genommen hat. Dass das Biberacher Modell und die Musikklasse in 5 bei uns äußert gut angenommen werden, trotz mehr Unterricht (in diesem Jahr eineinhalb Musikklassen und eine Biberacher Klasse), zeigt uns ganz klar, dass die Menge der Stunden bei den Eltern ( und bei den Schüler erst recht) kein wirkliches Problem mehr darstellen, wie man am Anfang vermutet hatte und wie es an höherer Stelle jetzt wieder diskutiert wird.

Flankierende Maßnahmen

Wir haben natürlich noch viele weitere flankierende Maßnahmen in das G8 am Faust eingebaut: Die Spezialbetreuung erfolgt bei uns zusätzlich außerhalb der Klassenstruktur. Alle 5.klässler bekommen seit diesem Schuljahr ein Arbeitshaltungs- und Konzentrationszeugnis. Eine kleine Gruppe von hier am schlechtesten Abschneidenden bekommt aus dem Team des Flügelverleihs eine eigene Intensiv-Betreuung (JUMP)

Sind es doch genau die Schüler/innen ( hauptsächlich natürlich Schüler), die den Normalunterricht oft so zäh machen, weil man sich genau um diese 10% als Fachlehrer/in vermehrt und dauernd kümmern muss.

Seit 4 Jahren werten wir die Halbjahresinformationen der Klassen 6 bis 7 aus und betreuen durch unsere Sozialarbeiterin und eine Beratungslehrerin diejenigen Schüler/innen, die zum Schuljahresende versetzungsgefährdet erscheinen. Der Erfolg zeigt uns, dass dieser Ansatz richtig ist. Wir konnten die Sitzenbleiberquote massiv reduzieren, ohne das die Fachlehrer/innen dazu involviert wurden. Junge Menschen in Not sind für solche individuelle Unterstürzung sehr empfänglich, sind es doch häufig gar keine fachlichen Probleme, sondern eher persönliche Schwierigkeiten, sich positiv dem Thema Ausbildung zu widmen.

Für die Klassen 8 bis 10 bieten wir seit 4 Jahren ebenfalls eine mentale Spezialunterstützung für Versetzungsgefährdete an. In diesem Jahr heißt sie „BREAK“

Einen Überblick über wichtige Unterstützungssysteme am Faust finden Sie hier. Dieser Überblick ist noch lange nicht vollständig. Zeigt aber, dass wir am Faust das Thema individuelle Förderung mit einem ganz eigenen Stil angehen, der alle Klassenstufen umfasst.

Fazit:

Da ich schon früher die Meinung vertreten habe, dass recht viele Schüler in der 13. Klasse nicht mehr in die Schule gehören, weil ihnen die Schule zu klein geworden ist und ich dies heute umso mehr vertrete, dass 12 Jahre aus der persönlichen Sicht vollkommen ausreichen, um studierfähig zu sein, war für mich die Frage bei G8 eigentlich nur, ob man es schaffen kann, ohne eine gewachsene aktive Schulkultur wie die des Faust zu zerstören, mit G8 trotzdem vergleichbare schulische Ergebnisse im Abitur zu erzielen.

Heute sieht man: Man kann. Schauen Sie sich das Faust an.

Allerdings muss man zusätzlich zu G8 neue Formen finden, bei den Schüler/innen von heute die Ernsthaftigkeit und Bedeutung ihrem Jobs viel mehr in den Vordergrund zu rücken. Denn auch bei den G8ern wird Zeit verschenkt ohne Ende.

In unserer Stufenpädagogik des Fünferhauses und später der Sechser- und Siebenerstockwerks werden wir „wild“ daran arbeiten. Versprochen.

12. März 2011

Tief Luft holen und durch…

Abgelegt unter: China — heinz.bayer @ 00:01

… heißt es in diesen Wochen für die Schule. Abi-Zeit ist schon immer eine Zeit gewesen, in der aus Grund der benötigten Lehrer/innen für die Aufsichten, Erst- und Zeitkorrekturen, die ohne korrekturfreie Tage neben dem Normalbetrieb nicht zu schaffen sind, häufig regulärer Unterricht ausfällt und das einsetzt, was man eigenständiges Arbeiten nennt. Doppeljahrgangsabitur verdoppelt diese Situation.

Theoretisch eine wunderbare Sache. Ein Kollege war vor ein paar Wochen in Shanghai – Lehrerfortbildung. Er war als Fachmann eingeladen worden, um den chinesischen Kolleg/innen neue Unterrichtsformen näherzubringen. Die Chinesen haben schon länger erkannt, dass ihr reines Pauken nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Dass die Kreativität und Eigenständigkeit auf der Strecke bleibt. Auch wenn Shanghai bei der letzten Pisa Studie die bisherigen Dauergewinner um Längen geschlagen hat. Die Chinesen wollen noch mehr. Eigenständiges Arbeiten plus große Ernsthaftigkeit. Wir können Drill und Disziplin nicht als Bildungsbeschleuniger nehmen. Unsere Welt besitzt eine andere Tradition. Wir müssen andere Möglichkeiten finden, die Köpfe der Zukunft so fit zu machen, dass in 20 Jahren dieses „made in germany“ noch immer eine Edelmarke ist, die uns wirtschaftlich wohl bekommt. Dass auch in unserer Enkelgeneration die vielen klugen und kreativen Köpfe den nötigen Biss bekommen, um daraus etwas zu machen. Drill geht bei uns nicht mehr. Zumindest nicht an den öffentlichen Schulen. Also zum Beispiel an den Gymnasien mit Übergangsquoten von 50% in größeren Städten. Es wäre sicher ein großes Erlebnis, wenn man für unsere Schüler/innen eine chinesische Erlebniswoche einführen würde. Eine Woche erleben, wie chinesische Schüler/innen arbeiten. Keine Chance. Winfried Sturm, der Chef unserer Tüftlerschmiede, hat vor kurzem vor einem Auditorium von 600 chinesischen Schüler/innen und 10 deutschen Austauschschüler/innen aus Staufen in Shanghai einen zweistündigen Physikunterricht gehalten. „Die einzigen, die man in den zwei Stunden gehört hat, waren unsere Schüler, die es einfach nicht aushalten konnten, zwei Stunden lang gar nichts zu sagen,“ hat er später schmunzelnd erzählt. Also vergessen Sie den Drill. Wir müssen auf andere Fähigkeiten setzen. Fähigkeiten, die immer mehr Schüler/innen schon besitzen: Ernsthaftigkeit und Eigenständigkeit. Man merkt es allerdings immer nur versteckt. An den Noten, die für die einen jahrelang ohne Probleme immer locker im grünen Bereich einfahren, während ein Teil der Schüler/innen eben genau hier noch massive Aufholprobleme hat. Und diese Probleme im Unterricht so deutlich und auffällig nach außen tragen, dass man durch die vielen Störungen leicht zu dem Eindruck kommt: „Den Schüler/innen von heute fehlt die Ernsthaftigkeit und der Biss. Haben nur Spaß und Entspannung im Kopf.“ Weit gefehlt, liebe Leser/innen. Als Beobachter, der 30 Jahre immer in der ersten Reihe beobachten konnte, behaupte ich: Wenn ich mit der Übergangsquote von vor 30 Jahren arbeiten würde, dann würde ein ganz anderes Bild von Schüler/innen auftauchen. Sie sind ernsthafter geworden. Sie sind eigenständiger geworden. Sie haben die neuen offenen Lernformen wunderbar für sich aufgenommen. Wenn so etwas wie Unterrichtsausfall wegen Doppelabitur entsteht, gibt es ein Vielfaches mehr Schüler/Innen als vor 30 Jahren, die daraus ihre Vorteile ziehen können, die Zeit nutzen und selbstständig studieren. Die nacharbeiten, Vokabeln büffeln, auf Klassenarbeiten lernen, studieren und einfach kontinuierlich Kompetenzen erwerben. Das muss unser Ansatz sein. Diese Ernsthaftigkeit und den eigenständige Antrieb zu stärken, daran gilt es weiter zu arbeiten. Die Schüler/innen ernst nehmen, damit noch mehr diese wichtige Fähigkeit entwickeln. Damit „made in germany“ weiter eine Edelmarke bleiben kann. Ich weiß, liebe mitlesenden Kolleg/innen. Angesichts so mancher Mittelstufenklassen fällt es uns oft schwer, mit diesem Filter Klassen zu betrachten. Eine Klasse mit 32 Schüler/innen, davon ein Viertel noch nicht eigenständig und ernsthaft genug, sind bei offenen pädagogischen Arbeiten eine Herausforderung für Lehrernerven. Zurück zum Drill ist trotzdem nicht der für uns machbare Weg. Von Schüler/innen konsequent Eigenständigkeit einfordern zahlt sich langfristig aus. Auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt, daran zu glauben. Weil ein Viertel unserer Schüler/innen noch nicht in der pädagogischen Neuzeit angekommen sind. Weil sie noch in einem alten System von „Schule ist blöd“ verhaftet sind. Man muss ihnen helfen, umzudenken. Den Blickwinkel zu verändern. Dann ändert sich Schule. Wir versuchen es gerade mit BREAK, für ein paar versetzungsgefährdete junge Mitbürger in diese Richtung zu gehen.

19. März 2011

Abitur und Stufenfeeling

Abgelegt unter: Abitur — heinz.bayer @ 17:22

Für alle Neuleserinnen und -leser.  Hier erzählt einer einfach so von Schule, der diese seit 30 Jahren als prallvollen, kunterbunten Lebensraum begreift. Für sich und für die paar tausend Schüler/innen, denen er in den letzten Jahren über den Weg gelaufen ist. Und er erzählt es in erster Linie für die Eltern der Faust-Unterstüfler aber auch für alle Menschen, die gerne mehr vom Lebensraum Schule erfahren wollen. Die Schule verstehen wollen. Denn Schule verstehen heißt schlicht, seine Kinder besser schulisch begleiten zu können. Der, der hier erzählt, ist Unterstufenberater am Faust-Gymnasium und erzählt in Elterngesprächen sowieso unentwegt  Dinge, die man als Eltern einfach von Schule wissen sollte, um sich nicht unnötig Sorgen zu machen. Warum also nicht gleich für ein paar mehr erzählen. :-)

Da ist es also, dieses Abitur. Dieser ungeheure Moment, den man als kleiner Fünftklässler immer so glorifiziert hat. Und als Mittelstüfler manchmal unerreichbar fand. Und noch so ewig weit weg. Und dann merkt man als großer Abiturient, dass man sich gar nicht so erwachsen fühlt, wie man als Fünftklässler immer gedacht hat, dass man sich als Abiturient fühlt. Weil die doch immer so reif aussehen. So alt. So abgeklärt. Es ist für die meisten immer dieses komische Gefühl. Dieses Erstaunen, dass man jetzt genau da angekommen ist, von dem man so oft aus der Ferne geträumt hat. Und sich doch noch ein wenig verloren fühlt bei dem Gedanken, dieser Lehranstalt bald den Rücken zu kehren. Wo es immer so einfach war, den Schuldigen zu finden. Den Lehrer eben. Oder die Lehrerin. Und man immer eine Truppe um sich herum hat, die zu einem hält. Meistens zumindest. Ein paar sind jetzt noch richtig jung. 16 Jahre ist unser Jüngster. Abi2011. Eine riesige Menge von jungen Menschen. Zweihundertzweiunddreißig, um genau zu sein. Man hat irgendwie doch schon gehört, dass die Welt außerhalb der Schule nicht mehr so einfach strukturiert ist. Dass man hier alles selbst in die Hand nehmen muss. Dass man an der Schule viel mehr betreut wird als danach.

Da das Faust aber das ganze Schüler/innen-Leben lang auf Eigenständigkeit setzt, sind es am Ende doch sehr viele, die nach der Schule problemlos selbst laufen können. Ob mit 16 oder mit 19. Und – das habe ich jetzt mal wieder sehr oft gehört – das Stufenfeeling am Faust ist nach wie vor vom Feinsten. Das Netzwerk, das sich jedes Jahr aufbaut, das trägt. Kaum eine Studentenstadt, in der es nicht Faust-WGs gibt. Stützpunkte für andere Faustler. Wer das Faust in seiner Schulzeit richtig begreift, der hat lebenslang etwas davon. Faustgefühle geben viel Stärke mit. Das Doppelabitursjahrgangsstufenfeeling ist natürlich was ganz Besonderes. Irgendwie merkt man das, finde ich.

Mit unserer neuen Idee des Fünferhauses setzen wir in Sachen Stufenfeeling noch wesentlich früher an. Schon jetzt merkt man, dass das gemeinsame Leben im Fünferhaus Stärke mitgibt. Unsere Idee, in einem Sechserstockwerk weiter an einer Stufenpädagogik zu arbeiten, ist sicher genau das Richtige. Schon verrückt. Schule, so lange man hingeht, ist für manchen eine echte Qual. Sobald aber das Ende naht, wird es manchen so richtig wehmütig ums Herz. Weil man dann insgeheim doch begreift, welch großartiger, wundervoller und spannender  Lebensort eine Schule ist, wenn man mal von Klassenarbeiten und Noten absieht, die eben kein Mensch gerne mag, aber ohne die man als normaler Mensch sich auch nicht wirklich bis zum Abitur durchschlagen könnte.

26. März 2011

Korrekturfrei

Abgelegt unter: Korrekturen — heinz.bayer @ 14:50

Habe gerade einen Tag Physik-Abitur korrigieren hinter mir. Schon eine verrückte Sache. Nur neun Klausuren Physik. Da sitzt man auch nach 30 Jahren Erfahrung – jede einzelne Klausur mit zwei großen Aufgaben, an denen seine Abiturient/innen vier volle Stunden physikalisches Gehirnschmalz verwendet haben – einfach von ganz früh bis ganz spät. Bis alles fertig vorbereitet und dann fertig verpackt ist, würde ich schätzen, dass ich immer so um die zwei Stunden pro Klausur brauche. Am Ende denke ich dann mal wieder wie nach jeder Abiturskorrektur: „Gut, dass es offiziell korrekturfrei gibt.“ Denn so nebenher macht man das einfach nicht. Und ich hatte nur 9 Klausuren. Ich denke da an meine Kolleg/innen mit zwei Kursen parallel im Doppeljahrgang. Am schlimmsten hat es den Kollegen mit zwei Deutschkursen erwischt. 40 Deutschklausuren, die es fundiert und gut zu korrigieren gilt. Und in Deutsch reichen zwei Stunden sicher nicht aus. Das ist eine echte Herausforderung. Aber Schule war schon immer Stoßzeiten-Zeit. Auch für Schüler/innen gilt: Jetzt zeigt sich, wie ich in Abiturskorrektur-Stoßzeiten mit mir selbst umgehen kann. Bin ich vollkommen auf die Lehrer/innen angewiesen, die mich immer an der Hand nehmen müssen oder kann ich die korrekturfreie Zeit nutzen, um selbstständig zu lernen. Da hat sich in den letzten 30 Jahren übrigens viel getan. Hut ab. Selbstständig lernen können heute so viele Schüler/innen, dass korrekturfrei und Studierstunden für viele eine echte Bereicherung darstellen. Und nicht dieses „Schon wieder ist Unterricht ausgefallen“-Gefühl mit nach Hause bringen. Schule ist hier auf einem guten Weg. Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter also heim kommt und noch klagt, dann versuchen sie es doch einmal mit dem Bild von einem großen Feld von Radrennfahrern, die es gerade mal ein wenig auf der Ebene auslaufen lassen, nachdem sie eine Bergtour hinter sich hatten. Und wenn man sich jetzt am Ende des Feldes befindet und diesen  Moment nutzt, dann kann man genau dann im Feld aufholen. Wenn man dies will.

Für viele Teilnehmer der speziellen Aufholjagd BREAK aus der Position von aktuell Versetzungsgefährdeten scheint es nach ersten Rückmeldungen richtig gut zu laufen. Wer als Nichtversetzungsgefährdeter in den Abiturskorrekturzeiten eines Doppeljahrgangs viel Zeit übrig hat, der darf natürlich gerne bei unserem speziellen Aufholkurs mit reinschnuppern, auch wenn er sich im Leistungsmittelfeld aufhält. Denn www.faust-verleiht-fluegel.de ist unter dem Link Betreuung auch für den jungen Menschen aus dem Mittelfeld geeignet. Die vorne im Feld beherrschen die wichtigen Dinge, Schule professionell zu machen, schon intuitiv. Irgendwie. Woher auch immer sie das haben. Glück gehabt.

1. April 2011

Schubladen

Abgelegt unter: Entwicklung, Menschenbild, Noten — heinz.bayer @ 22:12

Ja, in Zeiten des Abiturs macht man sich als Altgedienter immer so seine Gedanken, wie Schule eigentlich heute läuft und wo falsch gedacht wird. Wo man nachbessern kann und wo von Menschen außerhalb der Schule die typischen Schubladen über dieselbe gezogen werden.

Eine der wichtigsten Schublade ist: „Der Lehrer hat mir das Fach vergrault, weil er mich nicht motivieren konnte. Deshalb bin ich so schlecht.“ Sie kennen den Satz aus der Tiefe der Erinnerung von sich selbst. Garantiert. Wenigstens von irgendeinem Fach. Ich nenne das die kleine Ohnmacht, die Schule bei den meisten Menschen hinterlässt. Weil wir Menschen auf ein System von jahrelangem benotet werden evolutionsbedingt überhaupt nicht eingestellt sind. Und weil wir Schule nicht so individualisiert betreiben können, dass man Noten nur als Orientierung benötigt, die man gerne bekommt, um zu sehen, wie man sich weiter verbessern kann. In so einer Klasse mit 30 Schülern sitzen ja einfach junge Menschen zusammen, die mit 13 Jahren einen Entwicklungsunterschied von bis zu 7 Jahren haben können. (Largo 2009). Wenn man Noten wirklich als absolutes Maß nimmt, dann benachteiligt man alle, die einfach erst später bestimmte Fähigkeiten erringen. Ich beschreibe das gerne mit folgendem Vergleich.

Wenn man ein Baby benoten würde, wie es sich bis zum Laufen hin entwickelt, dann würde das eine Baby bis zum früheren Laufen wie das andere dauernd mit guten Noten in der Welt herumkrabbeln, während man dem anderen dauernd dokumentiert, wie schlecht es ist. Wenn man die beiden immer zur selben Zeit mit dem selben Maßstab „prüft“. Dabei ist der, der später krabbelt, vielleicht später der bessere Läufer. Muss nicht sein, aber kann. Keiner kommt ja auf diese verrückte Idee, Babys zu benoten. Aber sobald die Schule losgeht, fängt das Spiel an. Eigentlich müsste man uns Menschen sehr verschieden einschulen – und das auch noch in den verschiedenen Fächern unterschiedlich. Weil auch da die Entwicklungsalter Gleichaltriger unglaublich auseinander klaffen. Das geht natürlich nicht. Außerdem würden sich Eltern von Jungen gewaltig dagegen wehren, wenn man ihnen eröffnen würde, dass aus Gerechtigkeitsgründen Jungs ab sofort zwei Jahre später eingeschult würden, damit man im Gymnasium die Unterschiede zu den Mädchen auf diese einfache Art abbauen würde. Weil es ja auch nur für den Durchschnitt gilt. Es gibt natürlich auch Jungs, die weiter entwickelt sind als gleichaltrige Mädchen. Aber im Schnitt liegen die Mädchen einfach vorne. Das war früher in den viel strengeren Schulen mit nicht so selbstbewussten Mädchen kein erkennbares Problem für die Jungs. Heute schon. Deshalb: Die Noten unter diesem Aspekt sehen hilft schon mal ein wenig. In dem Anfangsreferat für unsere Versetzungsgefährdetenbetreuung habe ich das für die Schüler/innen, die aus besagten Gründen hauptsächlich Schüler sind, so formuliert:

Das Entwicklungsalter eines Menschen ist nicht sein Lebensalter, sondern weicht immer davon ab. Nach Prof. Dr. Largo, einem Schweizer Kinderarzt, im Alter von 7 Jahren um eineinhalb Jahre „nach vorne und nach hinten“. Da sitzen also schon in der Grundschule junge Menschen zusammen, die einen Entwicklungsunterschied von 3 Jahren aufweisen. Trotzdem sind das aber einfach Siebenjährige in einer 2. Klasse, denen man den Entwicklungsunterschied nicht ansieht. Sie werden alle mit den gleichen Kriterien benotet. Klar. Wie auch anders. Niemand kennt genau sein Entwicklungsalter. Denn man weiß ja nie wirklich, ob es mangelnde Fähigkeit, mangelnde Aufnahmefähigkeit oder einfach spätere Entwicklung ist, wenn ein Kind nicht die guten Noten schreibt, die es so gerne sehen würde.

Später wird es noch extremer. Da sitzen lauter junge Menschen im gleichen Lebensalter von 13 Jahren in einer Klasse und doch kann es sein, dass da ein Junge mit einem Entwicklungsalter von achteinhalb und ein Mädchen mit einem Entwicklungsalter von 16 Jahren nach denselben Kriterien beurteilt und benotet werden. Siebeneinhalb Jahre Unterschied. Klar, das wäre ein Extremfall. Aber ich hoffe, man versteht spätestens hier, dass der Ruf nach Möglichkeiten des individuellen Lernens eine sehr ernste Grundlage hat.

Da schreibt ein Mensch mit hohem Mathematikverstand, aber späterer Entwicklung, nie besser als die Note 4, ist frustriert, glaubt nicht an sich und merkt nie, welche Fähigkeiten er mit sich herumträgt, weil alle immer gemeint haben, er sei zu blöde für Mathematik.

Noten sind Wegweiser. Mehr nicht. Das muss man hinbekommen. Es gibt leider noch kein Gerät, das einen unterscheiden lernt zwischen verzögerter Entwicklung und mangelnder Fähigkeit. Was bleibt ist nur eines: Auch mangelnde Fähigkeit kann man mit guter Arbeitshaltung wundervoll ausgleichen. Wenn man es kann. Deshalb muss lernen, es zu können. Man muss lernen, es zu wollen.

Noch komplexer wird es bei Feinuntersuchungen: Vergleicht man zum Beispiel Otto und Erwin, dann findet man zwei Jungs im Alter von 10 Jahren, bei denen die Sprachentwicklung um über 3 Jahre auseinanderklafft. Dass Otto die schlechteren Deutschnoten bekommt als Erwin ist klar. Obwohl Otto, wenn er mit 32 seine Doktorarbeit schreibt, von diesem „Mangel“ nichts mehr besitzen wird,wenn er nicht vorher aufgibt. Erwins Sozialverhalten ist dafür im zarten Alter von 10 Jahren noch um 4 Jahre hinter dem von Otto zurück, obwohl Erwin später vielleicht einmal Sozialarbeiter wird. Was sich in der Schule eigentlich nie jemand vorstellen konnte. Deshalb: Hände weg von Prognosen, was einmal aus Schülern wird. Speziell bei Jungs. Und bitte niemals von Noten auf spätere Erfolge oder Misserfolge schließen. Da liegt man sehr häufig weit daneben. Noten nur als Wegweiser nehmen, das ist die einfachste Möglichkeit.

Wer die Diagramme dazu sehen will, muss sich das Anfangsreferat als pdf herunterladen.

Fazit: Schule ist einfach ungerecht. Aber nicht wegen den Lehrern. Die sind viel besser als ihr Ruf. :-)

7. April 2011

Stufenpädagogik

Abgelegt unter: Stufenpädagogik — heinz.bayer @ 19:57

Fünferhaus. Was erzähle ich Ihnen denn heute? Ich plane in diesem Blog die Themen übrigens gar nicht. Was mich in dem Moment bewegt, wenn ich am Schreiben bin, bekommen Sie erzählt. So einfach ist das.

Unser Fünferhaus-Konzept, stufenweise junge Menschen zusammenzufassen, scheint wirklich gut aufzugehen. „…Vielen Dank für die ganz und gar wunderbare Idee des Fünferhauses und ihre tolle Umsetzung! Meine Tochter fühlt sich wirklich überaus wohl im Wohlfühlhaus und wir Eltern mit ihr. Ein ganz großes Danke an das ganze Fünferhausteam!“ habe ich gestern in einer Mail an unser Team gelesen.

Klar. Viele Reformschulen haben das schon lange vorgemacht. Stufenpädagogik. Das ist keine Erfindung von uns. Aber wir sind ja keine Reformschule. Wir sind „nur“ ein ganz normales staatliches südbadisches Gymnasium. Mit einer kleinen Idee der speziellen Jahrgangsbetreuung. Mit einem Menschenbild, das Menschen auch in jungen Jahren wertschätzt. Wie ich das meine mit dem Wertschätzen? Ich habe heute Abend ein Mail bekommen, in dem mir ein früherer Schüler meiner vorvorvorletzten fünften Klasse als Klassenlehrer, bei dem in der Unterstufe viele gezweifelt hatten, ob er Gymnasium überhaupt schaffen würde, ein Photo aus seiner Lufthansapilotengruppe geschickt hat. „Hier ein kleines Foto direkt aus Frankfurt. Sozusagen als Update! Hoffe auf dem Faust läuft alles, wie es sollte und das erste Doppel-Abi ist gut über die Bühne gegangen!“ schreibt er. Er fing an, in der 9. Klasse nach einem sehr pubertären Mittelstufenbeginn, den Schalter umzulegen und in der 11. Klasse dann richtig durchzustarten. Er war als Schulsprecher und Aktivist in vielen Bereichen überall an der Schule zu finden und hat dann schon vor dem Abitur den Zuschlag für seine Traumausbildung „Lufthansapilot“ bekommen. Will man mehr, wenn man Schüler auf ihrem Weg in die spätere Berufswelt ein paar Jahre betreut? Wenn man ihnen an der Schule neben der qualifizierten Fachausbildung auch noch eine breite zusätzliche Angebotspalette von Möglichkeiten für die eigene Entwicklung bieten kann? Heute Mittag war ein ehemaliger Schüler im Flügelverleih, damals Streitschlichter, Coach, Schülerbüroaktiver, Organisator etc. – Hans Dampf in allen Gassen. Er wollte nur melden, dass er seinen Traum-Studienplatz in den USA bekommen hat. Samt Stipendium. Hat gestrahlt, dass es mir vor Freude kribbelnd den Rücken hinunter lief. Er hat sich aus der rückblickenden Perspektive gefragt, warum es nicht alle so machen, wie er es gemacht hat: Die ungeheuer vielen Möglichkeiten des Faust für die eigene Zukunft zu nutzen. Eine große Frage am Nachmittag mitten im Fünferhaus.

Ich lasse sie einfach einmal so im Raum stehen.

Zurück blieb an diesem Abend das Gefühl: Man arbeitet in der Schule mit vielen großartigen Menschen zusammen, wenn man das Gespür dafür entwickelt. Wenn man das Wertschätzen junger Menschen zur Grundlage macht. Fünferhauspädagogik zumindest. Dafür stehe ich.

16. April 2011

Osterferien.

Abgelegt unter: Späßchenmacher — heinz.bayer @ 16:15

Verdient? Ja, Ihre Kinder haben ganz schön viel gearbeitet. Gut gearbeitet. Über dem Fünferhaus liegt ein kleiner Zauber. Auch Lehrer/innen, die dort nicht direkt arbeiten, schildern die jetzigen Fünfer als irgendwie besonders. Die Noten stimmen. Die Lernbereitschaft ist bei den Allermeisten sehr groß. Klar, wenn man in einem eigenen kleinen Stufenhaus ins Faust hineinwachsen kann, dann hat man wahrscheinlich schon dadurch den Vorteil, die sonst oft vorherrschende „Schule ist blöd“ Mentalität älterer Schüler nicht so stark mitzubekommen. Und gleichzeitig die ganze Stufe als Lebensraum zu empfinden. Damit stark zu werden. Wenn man dieses Gefühl halten könnte, wäre alles gegessen. Wir werden deshalb ja auch im nächsten Jahr mit den Fünfern aus dem Fünferhaus ins Sechserstockwerk ziehen. Die Idee ist schlicht: Schule darf im Kopf nicht blöd sein. Trotz Klassenarbeiten, Noten und manchmal auch notwendigerweise strengen Lehrern. Dann fällt Lernen leicht. Dann ist Nachhilfe ein Wort, das nur in Ausnahmefällen notwendig ist. Die Osterferien können Sie als Eltern übrigens gut nutzen, mental auch in diese Richtung zu arbeiten. Die beiden Hausaufgabenhefte sind voll von Visualisierungen, die Stoff genug bieten, auch im Schwimmbad oder im Urlaub entspannt in die Richtung „Schule bringt’s“ zu arbeiten. Sie tun ihren Kindern etwas richtig Gutes, wenn Sie ihnen noch vor der Pubertät auf die richtige ernsthafte Schiene dem eigenen Job als Schüler/in gegenüber helfen können. Beziehungsweise dabei helfen, diese Schiene zu stabilisieren, wenn sie schon richtig gut vorhanden ist. Es gibt genügend Schüler/innen, hauptsächlich Jungs, die Schule schon in der 5. Klasse als lustige Bühne für Späßchenmacher sehen und sich das auch gut leisten können, weil ihr Grundschulwissen noch trägt. Die aber nach zwei, drei Jahren Späßchenbühne mit großen Publikum – und dann selbst auch noch vollpubertär – keinen wirklichen Spaß mehr an Schule haben. Speziell für sie wäre es gut, früh mental als Eltern zu unterstützen. Die offenen Schule heute, mit der hohen Anforderung an eigenständiges Arbeiten, ist für so manchen eine echte Herausforderung. Mein pädagogischer Tagtraum ist es immer noch, die 28 größten Späßchenmacher/innen unserer fünf 5. Klassen zu einer eigenen Klasse zusammenzufassen, dort einen viel enger geführten und stark reglementierenden Unterricht der alten Schule anzubieten und ihnen damit einen richtig großen Gefallen zu tun. Und den anderen vier Klassen damit ebenfalls, weil die Späßchenmacher/innen ja gleichzeitig das größte Störpotenzial bei der offenen Schule sind. Aber das ist natürlich nur ein Tagtraum, der nicht bezahlbar ist, weil er mehr Lehrerdeputate benötigen würde. Und Räume. Wir setzen am Faust deshalb zumindest auf  individuelle Betreuung Einzelner in verschiedenen Formen. Und ab einer bestimmten Altersklasse auf den eigenständig denkenden Kopf der jungen Menschen selbst. Deshalb auch das Osterferienprogramm für Versetzungsgefährdete. www.maennerrevolte.de

18. April 2011

Verrückte Zeiten

Abgelegt unter: Allgemeines — heinz.bayer @ 08:26

Wirklich verrückt. Hätte mir vor 17 Jahren, als ich den ersten Computer gekauft hatte, lange bevor Internet ein echtes Alltagsinformationsquelle wurde, jemand gesagt, dass ich einmal in facebook ehemalige Faustler um mich schare – Alumni spezial - oder gar wöchentlich einen pädagogischen Blog schreibe und meinen Spaß daran habe – hätte das mein Deutschlehrer damals gewusst / ihm waren meine Sätze oft zu kurz oder zu lang – dann hätte ich dem jemand den Vogel gezeigt. Unvorstellbar damals. Dass ich jetzt sogar in diesem vielgelesenen Blog meine Töchter beim Promoten einer Kollektion ihres Labels Scylla und Charybdis mit einem Link unterstützen kann, indem ich meinen Lesern einen solchen zum Voten bei einem internationalen Wettbewerb in den Blog stelle http://garmz.com/u/W5fWA, damit diese Leser, falls ihnen meine Sätze nicht zu lang erscheinen wie immer meinem Deutschlehrer und ihnen die Mode meiner Töchter auch noch gefällt, dort facebookmäßig voten können oder auch anders, das ist schon einfach verrückt. Total verrückt. Wirklich. Ich finde natürlich die Mode meiner Töchter ganz wundervoll. Klar doch. Ich wünsche Ihnen übrigens ganz wundervolle Ostern. Ihr Heinz Bayer

21. April 2011

Essen und Lernen

Abgelegt unter: Ernährung — heinz.bayer @ 20:17

Schon mal drüber nachgedacht, wie viel die Ernährung für’s Lernen ausmacht?

Es ist eine echte Wissenschaft. Die richtige Ernährung für Ihre Tochter oder ihren Sohn, damit sie oder er einfacher lernt. Als Wissenschaft würde ich das jetzt natürlich nicht betreiben. Nur dem gesunden Menschenverstand folgen. Fast Food ist definitiv schlecht für den Lernprozess. Wenn Sie aber sehen würden, wie viele Schüler/innen sich mit dem Mittagessensgeld  mit Chips, Pizza, Cola, Süßkram aller Art und anderen wertvolle Nahrungsmittel versorgen, dann wissen Sie, warum es gut ist, dass Sie jetzt in unserer Cafeteria über das Bestellsystem bei der Firma Zahner positiven Einfluss nehmen können. Wie Sie den Chip aufladen können, steht in den Unterlagen, die Ihr Kind mit heimgebracht hat.

Überzeugen Sie Ihr Kind. Machen Sie ihm klar, dass kein Spitzensportler darauf verzichten würde, durch die richtige Nahrung die optimale Leistung zu erreichen. Das sollte man auch als Profischüler tun. Besser essen und weniger lernen müssen, das sollte eigentlich jedem einleuchten. Sollte. :-) Wundervolle Feiertage. Wünsche ich.

Und wenn Sie schon beim Essen sind, reden Sie doch mal drüber.

28. April 2011

Besser Kahn als Nussschale

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz.bayer @ 07:48

UWC in Freiburg – United World College – wunderbare Angelegenheit. Finde ich.  Junge aktive Menschen aus der ganzen Welt zwei Jahre lang in einer internationalen Schule zusammen zu unterrichten, in der sich das Meiste ohne die lästige Bremse dieser so häufigen „Schule ist doch blöd“-Idee abspielen darf. Nicht, dass dort die Lehrer so wirklich anders sein werden. Denn man wird sie aus dem vorhandenen Lehrerpool holen. Wie das die anderen Schulen genauso machen. Klar: Bewerbergespräche werden mehr geführt als an anderen Schulen. Aber das wird nicht prinzipiell das Entscheidende sein. 200 junge Menschen werden ausgewählt werden, vielleicht aus 1000 Bewerbern heraus oder aus 3000. Egal: Die jungen Menschen haben ein Ziel. Haben sich beworben. Wollen mitnehmen, was mitzunehmen ist. Werden kein Feindbild Schule haben, das so viele Menschen ihr ganzes Leben lang mit sich herumtragen und deshalb alle Witze, die Lehrer schlecht wegkommen lassen, großartig finden. Nein, bei UWC wird Schule als Ort der tausend Möglichkeiten zurechtgerückt. Da werden junge Menschen aufgenommen, die wir auch am Faust natürlich gut kennen. Denn bei uns darf man als aktiver junger Mensch viel tun, wenn man etwas tun will. Das ist unser Markenzeichen. Die meisten machen ihr Abitur. Genießen, dass es andere gibt, die etwas für sie auf die Beine stellen. Dass das Faust dadurch als aktive Schule dasteht. Das ist ok so. Menschen sind sehr unterschiedlich und die Wenigsten sind Macher. Aber 3% – seit Jahren – oder vielleicht 5% – können Schule am Faust aus eigenem Antrieb ganz anders sehen. Sich einsetzen und genießen, was sie damit bewirken können. Hochaktive nennen wir diese 3%. Das wären die Kandidaten für das United World College. Leute, die die kleinen Problemchen des „Lehrer sind blöd und deshalb bringe ich nichts“ schon lange hinter sich gelassen haben und auf „ von jedem Lehrer die besten Aspekte mit einpacken und seine Schwächen nicht so wichtig nehmen“ setzen.

Die gibt es auch am Faust. Das sind junge Menschen, die früh reflektieren konnten, dass die über 10 000 Euro, die in sie in jedem Jahr aus Steuergeldern gesteckt werden, als Antwort kein: „Schule ist aber blöd“ verdient hat. Wenn Sie ein Kind in der 5. und 6. Klasse haben, dann können Sie viel dazu beitragen, dass es auch noch in der 8. Klasse Schule spannend findet. Nehmen Sie die Person des Lehrers aus der Dauer-Diskussion heraus. Ich weiß: Das ist immer am einfachsten und es stimmt natürlich, dass die Person des Lehrers und die Lernbereitschaft Zusammenhänge aufweisen. Dass aus einer Drei beim einen Lehrer eine Zwei beim anderen Lehrer werden könnte. Nur: Das bringt nichts, dieses Wehklagen über die Lehrer. Zumindest nicht für die Noten und die aktuelle Ausbildung Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes. Deshalb: Unterstützen Sie Ihr Kind auf dem Gebiet von: Selbst wenn ich einen Lehrer blöd finde, kann er mir trotzdem viel beibringen. Wenn ich ihn schon blöd finde, dann lerne ich jetzt, mehr auf mich selbst zu schauen. Man muss das Bild des eigenen Schwergewichts in den Kopf bekommen. Möglichst früh. Lehrer sind wie Wasserwellen. Als leichte Nussschale wird man hin-und hergeworfen, als schwerer Kahn machen einem die Wellen keine Sorgen. Die jungen Menschen, die sich beim United World College bewerben werden, „müssen keine Einserschüler sein, aber Engagement und Begeisterung mitbringen.“ sagt Jens Waltermann, Chef der Deutschen UWC-Stiftung. Also mehr Kahn als Nussschale sein.

Auch am Faust sollte man darauf setzen.

6. Mai 2011

Darf man träumen, Frau Ministerin?

Abgelegt unter: Schulpolitik — heinz.bayer @ 08:52

Liebe Frau Ministerin

Wenn jemand fast ein Vierteljahrhundert Vertrauenslehrer war und nun seit fast 10 Jahren Schulentwicklungsverantwortlicher eines handelsüblichen großen Landgymnasiums in Baden-Württemberg ist, der G8 von Anfang an bewusst mitbegleitet hat und jetzt dem Doppeljahrgang am Faust bald zu einem erfolgreichen Abitur gratulieren darf, sollte er sich vielleicht doch am Anfang einer sicher spannenden neuen Runde mit einer neuen Regierung über seinen eigenen Berufsbereich träumend Gedanken machen dürfen. Im Traum darf man ja immerhin solche Dinge hoffen, dass eine Kultusministerin in Sachen Bildung Wege denkt, die man selbst aus der Praxis heraus für wirklich erfolgreich hält.

Ich werde die nächsten Blogs diesen Träumen eines südbadischen Studiendirektors widmen und heute schon einmal die Kapitel für Sie, Frau Ministerin, bildlich “vorabdrucken”. Wenn man denkt, dass man sagt, dass man mit 7 “Ich-kenn-da-einen-der-kennt-einen”-Schritten jeden Menschen auf diesem Planeten erreichen kann, dann kommt so ein Blog ja vielleicht mit zufälligen 7 Mausklicks doch auch bei Ihnen an. Jetzt hier aber einfach einmal die wilden Träumereien in Bildern.

Ach wäre das schön, wenn die baden-württembergische Schulentwicklungsanlage einmal anders aussehen könnte und nicht immer nur auf die Außenwirkung achten müsste. ( Das Bild auf groß geklickt wird lesbarer)

Man stelle sich einmal den Wahnsinn vor, Schulen könnten sich in einer komfortablen Nährlösung individuell entwickeln.

und man käme in Stuttgart tatsächlich auf die wundervolle Idee, die Schulentwicklung wirklich vielfältig zuzulassen und die Schlösser zusammen mit den Menschen, die darin leben, groß werden zu lassen.

und an Schulen könnten in Ruhe und mit Bedacht aus starren Felsblöcken wundervolle Sandburgen werden. ( Übrigens ein Bild, das ich vor 15 Jahren für eine Fortbildung in Würzburg gezeichnet habe. Die innere Entwicklung am Faust der letzten 15 Jahre empfinde ich tatsächlich so. Nicht die, die durch die unermüdliche Schulentwicklungsanlage von außen kam.)

Und man würde sich immer ganz genau überlegen, an welchen Stellen man Geld in die Zukunft investiert.

Und dann stelle man sich einmal vor, dass Schulen aus dem üblichen steuerlichen Vorschriften herausgenommen würden und man anstatt irgendwie immer in Grauzonen ganz offiziell für die Schule und bunte Projekte selbst Geld verdienen dürfte – es gibt so viele Entwicklungsmöglichkeiten, die man damit lostreten könnte. Um das zu erfahren, kommen jedes Jahr die frischgebackenen Schweizer Direktoren aus Baselland innerhalb einer Pflicht-Vorbereitungsfortbildung für ihr neues Ausgabenfeld nach Staufen, um sich die vielfältigen pädagogischen Auswirkungen einer solchen inneren Schulpolitik vor Ort zeigen zu lassen. Dieses Jahr mal wieder im Juli.

Ach ja, Frau Ministerin. Was ist Träumen doch schön. 4 Jahre bin ich schon noch dabei. Und ich bin äußerst gespannt, was ich in dieser Zeit über Ihre Politik alles so schreiben darf. Ich drücke Ihnen und uns an der Schulbasis ganz doll die Daumen.

Ihr Heinz Bayer

13. Mai 2011

Bilderläuterungen der letzten Woche

Abgelegt unter: Schulpolitik — heinz.bayer @ 10:16

Ach ja.

Diese Schulentwicklung. „Individuelle Förderung zählt zu ihren Leitmotiven.“ sagt man sich über unsere neue Kultusministerin. GWL. Gabriele Warminski-Leitheußer. Wer in über 30 Jahren Schuldienst viele neue Kultusminister/innen erlebt hat, ist natürlich äußerst gespannt. Zum ersten Mal im Berufsleben eine grün-rote Chefetage. Spannend.  Man drückt sich selbst und seinem Kollegium natürlich die Daumen, dass sich das Leitmotiv der Ministerin auch auf die Schulen selbst auswirkt. Was in allererster Linie auch Zeit bedeutet, die die Schulen brauchen, um sich ernsthaft zu entwickeln. Schule ist ein hochkomplexes Gebilde. Individuell heißt dann auch noch, dass es nicht nur Entwicklungen sein dürfen, die man politisch gut verkaufen kann, sondern Entwicklungen, die zu einem Kollegium passen. Denn eine wirklich gute Schulentwicklung wird immer nur mit einem Kollegium gemacht, das diese auch gut mittragen kann. Luftschlösser, die zwar gut aussehen, aber nicht zu den individuellen Fähigkeiten eines Kollegiums passen, sind nicht sehr wirkungsvoll. Außer für die Politik als Aushängeschild. Für das Faust würde ich mir wünschen, dass Projekte wie das Fünferhaus oder der Flügelverleih problemlos weiterexistieren könnten. Je erfolgreicher man arbeitet, je mehr Schüler/innen man in Schulprojekte einbeziehen kann, desto mehr Deputate müssten zur Verfügung gestellt werden. Individuelle Förderung von Schulen. Das spornt an. Kein Gießkannenprinzip der sowieso klammen Haushaltskassen. Wer es im Rahmen der Ganztagesschuldiskussion schafft, funktionierende Ideen in den eigenen Lebensraum Schule einzubringen, der benötigt Zeit dafür. Funktionierende Schule bedeutet sehr, sehr  viel Beziehungsarbeit. Also Zeit. Also Deputate, die ja zum Teil jetzt nach dem Doppeljahrgang frei werden, wenn man sie nicht gleich wieder einpackt. Was mit den notwendigen Deputatsstunden alles auf die Beine gestellt werden kann, speziell, wenn man sich wie beim Flügelverleih wie eine kleine selbstfinanzierende Schule in der Schule versteht, das kann man hier bei uns besichtigen. Im Juli kommen wie in jedem Jahr wieder alle frischgebackenen Schuldirektoren aus Baselland einen Tag ans Faust, um sich dies vor Ort anzusehen. Drücken wir uns also einfach die Daumen, dass sich solche Bedingungen, wie wir sie im Moment im Flügelverleih haben, auch andere Schulen zu eigen machen dürfen, wenn man sie sich individuell entwickeln und ihnen dabei die notwendige individuelle Förderung zukommen lässt. Und dass wir uns am Faust so weiterentwickeln dürfen wie bisher. Individuell eben.

Man müsse „nur den Betondeckel heben und Kreativität zulassen“ ist ein schöner Satz von der Frau Ministerin. Wir sind sehr gespannt.

21. Mai 2011

Spinde in den Klassenzimmern oder „Spind er jetzt?“

Abgelegt unter: Fünferhaus — heinz.bayer @ 09:00

An Hand unserer Spinde im Fünferhaus kann man die Philosophie des freien Unternehmertums in der Faust-Pädagogik gut erklären.

Da hatten wir ja einfach die Idee, in unserem in die Jahre gekommenen Pavillon mit den fünf Klassenzimmern, in dem wir schon zwei Jahre lang unseren Flügelverleih abgehalten haben, die neuen Fünftklässler unterzubringen.

„Aber bei den Tischen und den Wänden eigentlich undenkbar“, sagten wir – „wenn man nicht selbst Hand anlegt. Farbe ins Spiel bringt.“ Aber Farbe kostet. Und die Idee, dass jede Schülerin und jeder Schüler den eigenen Spind im Klassenzimmer hat, kostet noch mehr. Und sich finanziell selbst ins Spiel zu bringen, ist eigentlich im System nicht vorgesehen.

Die normalen Rituale, wann, wo, wie renoviert wird, sind klar nach Zeiträumen eingeteilt. Über die Abfolge: Diskussionen, Schwerpunktsetzung, Abstimmen, Antrag stellen, Warten, irgendwann offizielle Zustimmung, wieder Warten. Und in einigen Jahren dann die Umsetzungsphase. Vielleicht ist dann die Hälfte der Leute, die am Anfang Feuer und Flamme waren, pensioniert und die andere Hälfte nicht mehr Feuer und Flamme.

Unsere eigene Umsetzungsidee in Sachen Fünferhaus sah vollkommen anders aus. Man kann natürlich die Eltern nicht dazu verdonnern, 50 Euro für einen Spind hinzulegen. Das darf man nicht. Klar. Lernmittelfreiheit. 150 Euro Landschulheim, 350 Euro Studienfahrt. Das schon. Aber 50 Euro für einen Spind. Nicht vorgesehen. „Leider“, sagen wir uns, denn so ein Spind für jedes Kind im Fünferhaus hat so viele Vorteile. Die ich jetzt aber nicht diskutieren will. Ich will erzählen, wie wir die Sache trotzdem zeitnah und direkt finanziert haben. Solange es noch bei allen brennt und noch nicht die Hälfte in Pension gegangen ist.

Der Faust-Geschäftsidee: Man vermietet den Eltern für einen Euro im Monat einen Spind für ihr Kind. Also 12 Euro im Jahr. Das ist völlig im Rahmen. Damit man den Spind aber bauen kann, braucht man 50 Euro. Also leiht man sich die restlichen 38 Euro bei denselben Eltern, die 50 Euro freiwillig einzahlen. Freiwillig wohlgemerkt. Muss sein. Diese 38 Euro verzinst man mit über 5% und zahlt dann, wenn man im nächsten Jahr die nächsten Eltern mit derselben freiwilligen Spind-Finanzierungsidee konfrontiert, die 40 Euro für die jetzigen Eltern zurück. Also 10 Euro freiwillig eingesammelt, inzwischen eigentlich von allen Eltern, denn der Kultfaktor einer Türe, die man nach der 5. Klasse in die 6. Klasse für die dortigen Spinde mitnimmt, dann in die 7. Klasse – so lange werden wir Spinde weiter bauen – um diese Kulttüren dann – in der 5. Klasse liebevoll angemalt- mit den Unterschriften der Lehrer/innen und Mitschüler/innen versehen, die dann einfach die totale bunte Schulerinnerung darstellen – in der eigenen Studentenbude stolz an die Wand zu hängen, diesem Werbesog konnte sich kaum jemand entziehen. Denn es ist ja keine heiße Luft, sondern echter wundervoller Kult. Sorry, ich weiß, meine Sätze. Mein Deutschlehrer hat die Länge immer bemängelt.

So finanziert man innerhalb von 3 Jahren ganz spezielle Spinde Marke Eigenbau. Mit verkauften Kult DVDs und einem eigenen Fünferhaus-Jahrbuch soll aber die Finanzierung schneller von statten gehen. Und – das finden wir – wir haben wirklich viel zu bieten. Erinnerungen dieser Art sind lebenswertvoll und nicht wichtig genug einzuschätzen.

Das hört sich für den normalen schulischen Antragsteller natürlich sehr seltsam an. Schule ist nicht für das freie Unternehmertum eingerichtet. Aber man könnte es einrichten. Und wenn die Politik es schaffen würde, diese Form des selbstständig Verdienens aus der halblegalgrauen Zone in eine pädagogisch zentrale positive Position zu rücken, dann hätten sie viele Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Wollte ich nur mal erwähnt haben. Immerhin habe ich den Koalitionsvertrag aufmerksam gelesen. „“Wir setzen auf die Innovationskraft der Schulentwicklung von unten.“ Das höre ich doch sehr gerne.

28. Mai 2011

Flügelverleih und Zertifikate

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 15:01

Liebe Leserinnen und Leser

Jetzt bin ich auf diesem  Blog doch sehr weit von seinem Ursprung abgedriftet. Vielleicht sollte ich den zwischendurch wieder einmal aktualisieren. Damit Sie als Neuleser/in wissen, wo Sie sich  hier beim Lesen befinden.

Eigentlich ist dieser Blog einfach eine Erzählplattform für Eltern der Schülerinnen und Schüler, die sich am Faust-Gymnasium für die Nachmittagsbetreuung angemeldet haben. Flügelverleih am Faust. Die Grundidee haben wir geklaut, ich gestehe. Die Namensfindung fiel mit dem Wettbewerb Deutscher Schulpreis zusammen. „Dem Lernen Flügel verleihen“ war dort das Wettbewerbsmotto.

Na ja. Im ersten Flügelverleihjahr vor 3 Jahren hieß die Information für die Eltern „Nachmittag am Faust“ und war eine pdf Datei, die wir als Newsletter direkt verschickten. „Machen Sie das bitte weiter“ war die große Bitte vieler Eltern des ersten Nachmittagsschuljahres. So entstand dieser Blog. Weil das Nachmittags-pdf auch häufig kreuz und quer weitergeschickt wurde.

Und so also habe ich mich doch tatsächlich zum echten Blogger entwickelt, der sich einfach traut, hinzusitzen, pädagogisch zu plaudern, auch richtig Spaß daran zu finden und am Ende das Ganze allen Eltern und Interessierten zugänglich zu machen. Und „und“ an den Anfang von Sätzen zu stellen. Meine spezielle Art der Elternarbeit, die an der Schule nebenbei auch zu meinen Aufgabenfeldern gehört. Elternarbeit mit der Kaffeetasse im Garten am Laptop. Schade dass das mein Deutschlehrer nicht mehr  erleben durfte. Inhalt war schon immer ok. Aber mit meinem Stil, da konnte ich leider in der Schule nie punkten.  Und „und“ am Anfang von Sätzen fand er zum Haare ausraufen.

Na ja. Zurück zum Flügelverleih. Dessen Konzept hat sich als sehr leistungsstark erwiesen. Zumindest scheint unser Ruf so gut zu sein, dass sich für das nächste Schuljahr der Großteil der Fünfer schon mal angemeldet hat . Die Coachs sind auch richtig gut geworden. Wir gehen jetzt schon an die Bewerbungen für das nächste Jahr. Jeder Coach muss eine schriftliche Bewerbung abgeben und dann ein Bewerbungsgespräch führen. Wenn er am Ende genommen wird, gibt es einen Vertrag für ein Jahr. Coach wird man ab Klasse 9.

Den Ablauf der Betreuung werden wir auch im nächsten Schuljahr beibehalten. Zwischen 13 Uhr und 13 Uhr 45 ist Spieleverleih. Auch da sitzen schon immer 2 Coachs, die für die Kinder Anlaufstelle sind. Und dann, Punkt 13 Uhr 45: „Aaaaanfangsruuuuunde!!!!“ Spiele für die alle Kinder im Vorraum. Klassen- und stufenübergreifend. Und für die die Betreuer: Coachbesprechung in einem Klassenzimmer. Was so ansteht. Auf was man Wert legen muss. Was letzte Woche war, was man sich vornehmen sollte, wo es Probleme gibt, wer welches Zusatzprogramm anbietet. Es sind immer mindestens zwei Lehrer/innen bzw die Sozialarbeiterin dabei. Unsere Sozialarbeiterin eigentlich immer. Kontinuität ist wichtig. Die Angebote in der Zusatzzeit werden von den Coachs mitgeteilt, bevor die Schüler/innen zum Hausaufgaben machen in die 5 Klassenzimmer gehen, in denen die Coachs sie dann schon erwarten. „Flüsterzeit“ nennen wir die Zeit, in der die Hausaufgaben möglichst konzentriert gemacht werden sollen. Dass das Flüstern eine echte Herausforderung ist, das wissen alle. Aber trotzdem: es ist eigentlich wirklich meist recht leise, das muss man schon sagen und den Coachs hier einmal Respekt zollen. Da arbeiten immerhin in einem eigenen jungen Kollegium 70 zukünftige Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen usw. immer zwei pro Zimmer. Immer in derselben Tagesbesetzung. So entstehen natürlich echte Netzwerke für die Fünft- und Sechsklässler. Frühestens ab 14  Uhr 45 beginnt die Zusatzzeit. Das ist natürlich für unsere Flügelverleihkinder der wichtigste Teil des Flügelverleih-Nachmittags. Ist ja auch nur menschlich. Dass das Vergnügen nach der Arbeit was Wunderbares ist. Na ja und um 15 Uhr 20 ist dann Abschlussrunde, in der mit einem ganz eigenen Ritual alle Coachs das Arbeitsverhalten der Schüler von diesem Nachmittag rückmelden. Im Moment  schreibe ich übrigens auch mal wieder Zertifikate für die Abiturient/innen. In der Zwischenzeit richtig wichtig für Bewerbungen. Das liest sich dann etwa so:

….. „Petra Mustermann“ gehört als Lerncoach zum Kreis der Aktiven am Faust. Etwa 70 Lerncoachs arbeiten z.Zt. am Faust-Gymnasium in der faustspezifischen Nachmittagsschule, genannt Flügelverleih, bei der Hausaufgabenbetreuung und bei den Zusatzangeboten. „Dem Lernen Flügel verleihen“ lautet das Motto. Die Idee: Die zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Ausbildner/innen, Professor/innen etc mit ihren Fähigkeiten schon früh in die Schule einzubinden. Zum Vorteil beider Seiten. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben am Faust-Gymnasium ein exklusives, zusätzliches, junges Schülerkollegium, das mit eigenen Arbeitsverträgen und mindestens 3 pädagogischen Tagen im Jahr hochwertige Arbeit macht. „Petra“ gehörte zu diesem Kollegium. Ohne aktive Schülerinnen wie „Petra Mustermann“ wäre das Konzept des Flügelverleihs nicht umsetzbar. Wir bescheinigen ihr mit diesem Zertifikat Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Ideenreichtum bei der Betreuung junger Menschen und einen äußerst angenehmen und positiven Umgang mit jüngeren Schüler/innen. Also Coach hat sie eine zuverlässige und professionelle Arbeit gemacht……

3. Juni 2011

Drei Wochen sind drei Wochen

Abgelegt unter: Noten — heinz.bayer @ 21:30

Liebe Leser/innen

Jetzt habe ich gerade an die Eltern meiner eigenen Klasse - ich bin im Moment Fünftklassklassenlehrer – eine Mail geschrieben, bei der ich gedacht habe, dass ich sie eigentlich auch gleich als Blog setzen kann.  Das mach ich doch glatt.

Liebe Eltern

Zuerst einmal will ich mich entschuldigen, dass zu den 2 Wochen Pfingstferien in der nächsten Woche auch noch 4 unterrichtsfreie Tage hinzukommen. Aber ganz ehrlich: wir hatten keine andere Wahl. Ein Doppeljahrgang ist ein Doppeljahrgang. Fast 240 Abiturient/innen zu prüfen, das bedeutet viele, viele Prüfer, Protokollanten und Räume. Also schulfrei. Ganz unerwartet. Das ist aus Schüler/innensicht natürlich erst einmal wunderbar. Wer kennt das nicht aus der eigenen Schulzeit: Wenn Schule ausfiel, war die Welt in Ordnung.:-) Ist ja auch irgendwie normal so – dieser urmenschliche Zug in jedem von uns. Die Evolution hat es eben noch nicht erreicht, als dezente Änderung dieser Regung in die Gefühlswelt das “oh je, da fällt Schule aus, wie schrecklich”-Gefühl einzubauen. Ich glaube, das wäre auch keine wirklich tollere Welt.

Jedoch die zivilisatorische, kopfgesteuerte Komponente mit und ohne Schulausfall heißt: Nach 8 Gymnasialjahren soll das im Terminkalender stehen, was jetzt fast 240 junge Menschen am Faust im Terminkalender stehen haben: Abiball. Und eine große Welt, die einem offen steht. Die hunderttausend Möglichkeiten, bis man sich festgelegt hat. Magische Momente für mich. Ich gestehe. Auch nach 30 Jahren Schulmeisterei. Magic. Und beim Doppeljahrgang natürlich doppelt. G8 – G9 ? Wir haben G8 nicht gemacht. Aber ich muss sagen: Für manche/n finde ich G8 richtig gut. Für manche/n vielleicht auch weniger gut. Da ich persönlich aber empfinde, dass G8 für die Mehrheit eine recht gute Wahl ist, kann ich damit auch ziemlich gut leben. Ich habe in den letzten 30 Jahren so viele Schüler/innen in G9 erlebt, denen Schule in der 13. Klasse viel zu eng wurde. Viel zu klein. Viel zu eingeschränkt. Die viel zu erwachsen waren, um ihre Füße noch unter unseren Tisch zu stecken. Die dringend raus mussten. Vielleicht kennen Sie ja selbst noch dieses Gefühl von früher. Aber trotzdem ist eines glasklar: G8 ist dichter als das alte G9. Man sollte keine Lücken entstehen lassen, um G8 trotzdem bunt und prall zu leben. Wir sind eine Schule mit vielen Facetten, vielen Möglichkeiten, vielen Bereichen, in denen man mit Freunden tagtäglich Spannendes erleben kann. Schule ist ein bunter, praller Lebensraum, wenn man keine Notenprobleme hat. Wenn man Schule im grünen Bereich lebt. Noten zwischen eins und 3 bis 4 sein eigen nennt. Dazu bedarf es der Erkenntnis, dass es keine wesentlichen Lücken gibt. Man baut ein Haus aus lauter Steinen und jeder Stein gibt Stabilität. Aber nur jeder 20ste Stein wird nachgeprüft. Jeder 20ste Stein, das sind die Klassenarbeiten. Viele Schüler/innen meinen, es würde ausreichen, wenn jeder 20ste Stein im grünen Bereich steht. Starren nur auf die Arbeiten und die Noten. Dabei ist das einfach eher die Nebensache. Die Hauptsache ist, dass man später nach einer Schulzeit im grünen Bereich englisch sprechen und mathematisch denken kann und eine Ahnung von Geschichte hat und (zumindest ein ansehnlicher Teil der Schüler/innen) sich zutraut, einen naturwissenschaftlichen Beruf zu ergreifen, weil die Welt gerettet werden muss – dringend – und da braucht man unter anderem kluge gut ausgebildete später-mal-Ingenieurs-Köpfe.

“Was will er uns eigentlich sagen, der Bayer.” fragen Sie jetzt sicher. “Unsere armen Kinder. Das müssen sie sicher vor Mathe auch immer über sich ergehen lassen.”

Also gut. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass Ihre Kinder in Mathe so ein kleines Büchlein von mir mitbekommen haben, in dem sie entspannt und ohne den Druck des täglichen Unterrichtstempos mit Hilfe dieses Büchleins und des Mathebuches in den unterrichtsfreien Tagen der nächsten Woche selbstständig mit Bruchrechnen umgehen lernen könnten. Also ich finde „sollten“. Wegen der späteren Lücken. Und dem Leben nach der Schule. Und damit Ihre Kinder das nicht vergessen, weil die Evolution eben erst so weit ist, dass sie es lieber vergessen würden, schicke ich Ihnen hier diesen kleinen eMail-Tipp, damit Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter an das Büchlein erinnern können. Sagen Sie, der Bayer hätte gesagt, dass Mathe lernen nicht weh tut, auch wenn man zu Hause keinen strengen Lehrer hinter sich stehen hat. Oder gerade darum. Und dass die Arbeit über das Bruchrechnen zum Schuljahresende noch der Joker ist – für all jene, die in der heute zurückgegebenen Geometriearbeit nicht so sehr im grünen Bereich gepunktet haben. Ich habe die Arbeiten übrigens kommentiert, schauen Sie ruhig einmal rein.

ansonsten genießen Sie die Zeit ohne die wilden Schulgeschichten am Mittagstisch

Gruß Heinz Bayer

10. Juni 2011

Abi2011

Abgelegt unter: Faust — heinz.bayer @ 22:20

Die wichtigste deutsche Eliteschule in Kairo hat es auch gerade hinter sich: Das baden-württembergische Abitur. Denn man hat sich nach exzellenten Bildungsplänen umgesehen, immerhin gehen auf diese Schule nur die Kinder der wirklich Reichen und Diplomatenkinder. Und auf welches System hat man sich geeinigt? Auf Baden-Württembergs Standard. Nur eben in Kairo nur erreichbar für eine kleine Minderheit. Bei uns sind es zwischen 40 und 50% eines Jahrgangs, die kostenlos dieselben Möglichkeiten bekommen. „Da müssen die deutschen Schüler aber sehr glücklich sein!“ hat einmal ganz ernst ein junger chinesischer Austauschschüler gemeint, als er gehört hat, dass das deutsche Abitur nichts kostet. Unvorstellbar für junge Chinesen, dass deutsche Schüler dieses unvorstellbare Glück leider nicht so einfach abrufen können.

Bei uns am Faust können wir dem Doppeljahrgang G8 und G9 mit 230 Schüler/innen zu einem wundervollen Durchschnitt von 2,2 gratulieren. Da wären die Eliteschüler/innen aus Kairo auch ganz schön stolz drauf. Baden-Württemberg konnte 2010 den Durchschnitt von 2,37 aufweisen.

Da gibt es also ein Gymnasium in Südbaden mit riesig vielen Austauschprogrammen, durch die immer wieder Unterricht ausfällt. Da wird Theater gespielt, viel Musik gemacht, viel auf Selbstständigkeit der Schüler/innen gesetzt. Da werden vielfältige Projekte unterstützt, was natürlich auch wieder Unterrichtsausfall bedeuten kann. Da gibt es eine aktive SMV, viele Veranstaltungen, die man vorbereiten muss. Da gibt es die ABC Projekte für die 8. Klassen – und auch da sind dann so viele Lehrer/innen eingebunden, dass natürlich ebenfalls Unterricht ausfällt. Undsoweiter undsoweiter. Fausteltern kennen das ja: Dieses Problem mit dieser quicklebendigen Schule und den vielen, vielen Zusatzgeschichten. Und so manche Mutter oder so mancher Vater fragt sich sicher oft: Kann das eigentlich gut gehen?

Und wir sagen seit Jahren: Klar geht das gut. Weil es in Wirklichkeit nicht um die Anzahl der gehaltenen Stunden, sondern um die Eigenständigkeit der Schüler/innen geht und um den eigenen Willen, etwas lernen zu wollen. In einer lebendigen Schulumgebung geht das besser. Deshalb haben auch die G8er nicht schlechter abgeschnitten als die G9er. Auf alle Fälle muss man für das Faust wie in den letzten 20 Jahren erneut feststellen: Baden-Württembergs Abschneiden bei der PISA Studie war auch im internationalen Vergleich immer recht gut. Immer knapp unter Finnlands Durchschnitt. Und der Faust-Abiturs-Durchschnitt ist seit Jahren immer etwas besser als der baden-württembergische Schnitt. Also fast ein wenig finnische Verhältnisse. :-) Denn finnische Schulen setzen auch auf eine lebendige Schulkultur.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, finde ich, dass am Faust der allgemeinen Trend beim Öffnen der Schere für die Anzahl Abiturienten/Abiturientinnen auch nicht so stark zum Tragen kommt wie im baden-württ mbergischen Durchschnitt. Dort sind es 45 Prozent Abiturienten und 55 Prozent Abiturientinnen. Bei uns zumindest nur 47,5% männlich zu 52,5% weiblich. Aber trotzdem gibt es aus der Sicht von www.maennerrevolte.de keinen Grund zur Entwarnung. Im Gegenteil. Es darf ja wohl nicht wahr sein, dass wir Männer deutlich weniger Abiturienten stellen und dann auch noch mit deutlich schlechteren Notenschnitten.

Am Faust arbeiten wir kontinuierlich an neuen Konzepten – ich will mir deshalb in den nächsten Blog-Ausgaben einmal eine Schule zusammenträumen, die zwar utopisch aber machbar wäre, die Elemente besitzt, die wir schon in der Praxis erfolgreich einsetzen, erweitert durch ein paar Traumänderungen des Heinz Eugen B. Wenn man streng auf die 60 zugeht und 35 Jahre pralle Schule hinter sich gelassen hat, darf man das. Träumen. Finde ich.

Vom Flügelverleih und vom Fünferhaus gibt es im Moment sowieso nichts wirklich Neues zu erzählen. Wir haben mal wieder eine ergreifende Coachsitzung gehabt. An einem Tag, an dem die Schule wegen dem mündlichen Abitur ausfiel. Trotzdem hatten wir beim  pädagogische Spätnachmittag mit unserem jungen Kollegium über das Schuljahr 2010/11 und den Ausblick auf das nächste Schuljahr volles Haus. Ich gestehe, es ist einfach extrem zufriedenstellend, wenn man sieht, wie unser Konzept über Jahre hinweg immer noch verbessert werden kann. Und wie unser junges Schülerkollegium in die gleiche Richtung denkt wie wir.

17. Juni 2011

Schul-Umgestaltungs-Traumreise – Vorwort

Abgelegt unter: Entwicklung — heinz.bayer @ 12:35

Bevor ich eine Schul-Umgestaltungs-Traumreise beginne, hier die Ausgangsbasis für alle drei Blogs. Flügelverleih, Opakoffer und Männerrevolte. Für die Lehrer/innen und Eltern, für die Großeltern und für die Schüler/innen selbst. Speziell natürlich hier für die männlichen. Im Laufe der Traumreise werde ich natürlich den Text auf die entsprechende Leserschaft genauer zuschneiden. Ausgangsbasis ist aber genau dieselbe. Die individuelle Entwicklung von uns Menschen.

„Mit 13 Jahren variiert das Entwicklungsalter um mindestens 6 Jahre zwischen den am weitesten entwickelten Kindern und jenen, die sich am langsamsten entwickeln.“ sagt Remo H. Largo. Wer das ist?

Remo H. Largo, geboren 1943 in Winterthur, war bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor für Kinderheilkunde. Fast drei Jahrzehnte lang leitete er die Abteilung für Wachstum und Entwicklung am Kinderspital in Zürich, wo er die bedeutendste Langzeitstudie über kindliche Entwicklung im deutschsprachigen Raum durchführte. Er ist Vater dreier Töchter und Großvater von vier Enkeln. Seine Bücher »Babyjahre«, »Kinderjahre« und »Glückliche Scheidungskinder« sind Klassiker. Zuletzt erschien von ihm »Schülerjahre« (mit Martin Beglinger).
(„
Schülerjahre“ Largo & Berlinger, Piper Verlag, S. 19).

Als Grafik sieht die Aussage so aus.

„Ja und jetzt?“ fragt man sich natürlich als Mutter oder Vater, Oma oder Opa, als Lehrerin oder Lehrer, als Schülerin oder Schüler und als Beobachter der Schulentwicklungsszene.

„Also wenn das stimmt, dann sind ja Noten von vorneherein ungerecht.“ Stimmt. Wie recht Sie haben. Und jetzt?

Nehmen wir doch nur die Zeit bis zum Laufen. Gäbe es da Noten, dann würde das für Max und Moritz heißen, dass Moritz 16 Monate lang das Sorgenkind war, bevor sich herausstellt, dass er in Wirklichkeit mit 2 Jahren der bessere Läufer ist. Gut, dass es keine Babybenotung gibt.

Aber in der normalen Schule wird es dann zur jahrelangen Wirklichkeit. Nehmen wir Paul und Paula. Am Ende sind beide Ingenieure. Aber bis dahin ist die Wirklichkeit von Paul die eines Sorgenkindes. Für die Eltern. Für Paul. Für Oma und Opa. Für die Lehrer/innen.

Manche Schulen haben es geschafft, darauf einzugehen. Zum Beispiel die Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule, Göttingen. Preisträger Deutscher Schulpreis 2010.

„Die Ganztagsschule hat einen hohen Leistungsanspruch, auch wenn es bis zur achten Klasse keine Noten gibt und von der fünften bis zur zehnten Klasse Haupt- und Realschüler gemeinsam mit Gymnasiasten lernen.“ steht in der Profilbeschreibung.

Nur nützt das niemand, der auf ein baden-württembergisches Normalgymnasium geht, die jetzt flächendeckend nur noch mit G8 unterrichtet werden.

Ich ziehe in den nächsten Wochen die Erfahrung aus 35 Jahren gymnasialem Schuldienst, fast ein Vierteljahrhundert Vertrauenslehrertätigkeit und 10 Jahre Abteilungsleitertätigkeit in Sachen Schulentwicklung zu Rate, um in den alten Gemäuern des dreigliedrigen Schulsystems eine kleine phantasievolle Schul-Umgestaltungs-Traumreise zu unternehmen, um den einfach existierenden unterschiedlichen Entwicklungen von uns Menschen Rechnung zu tragen. Wenigstens ein wenig. Wie oft habe ich Mails bekommen wie: „Sag doch, hättest du in der Mittelstufe gedacht, das ich mal den Doktor mache?“ Gut wenn man weit über die Schule hinaus den Kontakt hält. Dann fällt es einem irgendwann wie Schuppen von den Augen. Schule sollte zumindest umgedacht werden. Hier darf ich das ja tun. Und ich lade Sie herzlich dazu ein.

24. Juni 2011

Schulsysteme neu geträumt

Abgelegt unter: Visionen — heinz.bayer @ 14:39

Als Studiendirektor für Schulentwicklung, Gesellschaftswissenschaften und neue Medien, Leiter der Nachmittagsschule am Faust-Gymnasium Staufen,  Mathematik- und Physiklehrer, Unterstufenberater, Tonstudiobetreiber, Großvater und als einer, der fast ein Vierteljahrhundert Vertrauenslehrer am Faust war und begeisterter pädagogischer Blogger ist, darf man das. Finde ich. Schulsysteme einmal neu träumen. Als einer, der von seiner eigenen Schule viele real existierende Facetten beschreiben kann, die einfach schon so funktionieren, wie er sich eine neu geträumten Schule vorstellt. Ich träume mir hier im Blog einmal ein Schulsystem zusammen, das zum einen (großen) Teil aus der normalen Realität besteht, ich will ja keine Illusionen träumen, zu einem weiteren (großen) Teil aus einem speziellen Menschenbild, das aus der existierenden Realität von Schulsystem ein Vielfaches herauszuholen vermag und dann werde ich ein paar Neuerungen dazuträumen, die gar nicht viel kosten würden, aber die sicher für die handelsübliche Schulentwicklungsdebatte so ungewöhnlich erscheint, dass ich sie mir zwar träumen kann, aber es sicher zwei, drei Generationen dauern wird, bis man begreift, dass ich vollkommen richtig liege. :-)

Für die Flügelverleihleser/innen, also hauptsächlich für die Eltern und Lehrer/innen, soll es als Idee dienen, aus der real existierenden Schule, die man einfach nicht so auf die Schnelle umwandeln kann, das Beste herauszuholen. Hier hilft das Menschenbild meiner Traumschule. Für die mitlesenden Schüler/innen vom Männerrevolteblog (Ich schalte alle meine Blogs für eine kurze Zeit zusammen)  ist es ebenfalls das Menschenbild, das helfen kann, die Einstellung zur Schule, zu den Lehrer/innen und zum eigenen Lernprozess so zu verändern, dass Schule einfach runder läuft und das hochspannende Leben in dieser Zeit dadurch besser genossen werden kann. Und nicht durch unnötige Nachhilfestunden, Frustperioden, Familienkrisen und Ängste beeinträchtigt wird.

Für die mitlesenden Großeltern im Opakoffer-Blog ist es sicher die eigene Erfahrung und die Distanz, die man mit der nötigen Hilfestellung viel besser einbringen kann, wenn es um Enkel/innen-Probleme geht. Da Opas und Omas heutzutage viel öfter eine zentrale Bedeutung bekommen haben, da mancher Opa für so manchen Schüler die einzige immer verfügbare männliche Bezugsperson geworden ist, sollten speziell die wichtigen Omas und Opas ihre Rolle überdenken können und im Griff haben und nicht nur das alte „Verwöhnen-ist-toll-denn-erziehen-müssen-ja-jetzt-die-Eltern“ Schema durchspielen.

Für mitlesende Schulentwickler/innen, Direktoren, Politiker oder Kultusministeriumsfachleute könnte dieser Teil meines Blogs in Zeiten, in denen eine neue Landesregierung in Baden-Württemberg so große Sätze wie „Wir hören jetzt auch auf die Basis“ ganz locker aussprechen, einfach Denkanstöße bilden. Realisierbare. Finanzierbare. Allerdings auch Ungewöhnliche.

Ok, ich fange einmal ganz am Anfang an.

Da kommt also ein Mensch auf die Welt und oft denken heute manche Eltern schon nach ein paar Wochen darüber nach, ob es denn vielleicht richtig wäre, wegen der frühen sprachlichen Aufnahmefähigkeit, einen Sprachkurs für Babys anzusteuern. Zwischen Babysprachkursen und Babyschwimmen gibt es inzwischen eine enorme Vielzahl von Angeboten, die auch breit genutzt werden. Warum? Ganz klar: Weil man es einfach gut machen will. Wer diesen Blog liest, gehört zu den Menschen, die sich über Erziehung Gedanken machen und sie können nachvollziehen, was dahinter steckt, dass solche Babyworkshopangebote breit angenommen werden. In erster Linie will man seinem Kind natürlich Gutes tun. Und damit sich selbst. Ob man das auch tut, ist eine andere Sache. Ich würde aus der Sicht eines Gymnasiallehrers nicht wagen, eine Wertung ins Spiel zu bringen. Denn ich habe Schüler erlebt, die extrem gefördert wurden und eine glückliche Schulzeit verbracht haben und auch Schüler, die extrem gefördert wurden, denen die extreme Frühförderung offensichtlich mehr Nachteile als Vorteile gebracht hat. Erziehung ist so individuell, dass ich dazu nur ein Bildchen beisteuern will, das ich dafür gemalt habe.

Eines ist klar: Unterforderung und Überforderung sind beides keine guten Wegbegleiter für junge Menschen in der Entwicklung. Nur: Unter- und Überforderung sind sehr individuelle Begriffe und jede Mutter und jeder Vater muss hier ganz alleine die Verantwortung tragen, wo sie das Langzeit-Optimum vermuten. Denn machen wir uns nichts vor. Fast alle Prozent der Eltern denken schon in den ersten Monaten ganz natürlich insgeheim und oft unterbewusst an die spätere Schulzeit. An die Frage Gymnasium oder Realschule, Studium oder Lehre, beruflicher Erfolg, Glück, Zufriedenheit, stabile Beziehungen usw. usw.

So alles in einem. Eine Traumvorstellung eben. Denn so ein Baby ist ja noch ohne Makel. In ein Baby kann man noch jegliche Zukunft hineinträumen. Gegen das Hineinträumen ist ja auch nichts einzuwenden. Gegen Überforderung schon. Gegen Unterforderung übrigens ebenfalls, wenn ich das aus der Sicht eines Gymnasiallehrers schon jetzt einmal anmerken darf. Aber darüber später noch viel mehr.

Für die Leser/innen des Opakoffers – Mütter und Väter kleiner Kinder – sei hier auch noch einmal auf das Onkel Otto Prinzip verwiesen.   Denn sie können es noch vollständig anwenden. Es relativiert vielleicht die Ängste, die einen als Jungeltern plagen, dass man nicht alles tut, um am Ende ein erfolgreiches Kind ins Gymnasium schicken zu können. Denn was nützt der größte Einsatz für die Prinzessin oder den Prinzen in den ersten Jahren, wenn man dabei als Eltern die eigene Beziehung so vernachlässigt hat, dass man sich deshalb nach ein paar Jahren wieder trennen muss. Da hilft dem Prinzen nämlich aus der Sicht eines Gymnasiallehrers leider auch kein früherer aufwändiger Babysprachkurs.

3. Juli 2011

Die Helden im Schulalltag

Abgelegt unter: Jungenproblematik — heinz.bayer @ 10:56

Ich träume heute mein Spezialbildungssystem nur ganz kurz durch die Kindergarten- und Grundschulzeit. Dort hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Die Kolleginnen und Kollegen machen eine sehr gute Arbeit. Rückblickend erzählen die Kinder bei uns ja auch immer fast nur Gutes. Grundschule für Gymnasiasten, das war immer der Selbstläufer, wenn man genau zuhört. Gute Voraussetzungen, könnte man meinen. Irgendwo ist da aber trotzdem ein Systemfehler. Denn wenn die Jungs und Mädels in der weiterführenden Schule ankommen, fehlt viel zu vielen ein alles entscheidender Faktor: Die richtige Arbeitshaltung. Fragen Sie mich jetzt nicht, was man kindergarten- und grundschulseits ändern könnte. Ich bin in diesen Jahrgangsstufen kein Fachmann. Ich würde mir auf alle Fälle eine Pädagogik wünschen, die zentral und irgendwie bedingungslos am Thema Arbeitshaltung arbeitet. Wenn ich vom Design und von der Bequemlichkeit gesehen das tollste und schickste Auto baue, aber der Motor stottert, dann wäre dieses Auto unverkäuflich.

Speziell Eltern können hier natürlich entscheidend unterstützen. Von Babybeinen an. Da ist sehr viel Fingerspitzengefühl und ein gutes Gespür gefragt. Denn Arbeitshaltung ist eine komplexe Angelegenheit. Viel beobachten. Viel reflektieren. Viel darüber reden. Nicht immer auf die Umstände schieben. Langeweile zulassen, Langeweile selbstständig verändern lernen. Langeweile in Eigenständigkeit ummünzen lernen. Bei der allgemeinen Bespaßung des heutigen Kinderlebens immer auch an die Spätfolgen denken. Wer keine Zeit hat, sich mit sich selbst zu beschäftigen, der kann sich in der weiterführenden Schule schlechter zurücknehmen. Ein „absolutes Muss“ in Klassen, in denen oft 30 Schüler/innen sitzen. Aber diesen Grundlagen-Motor richtig gut zu konstruieren, viel Mühe genau hier zu investieren, das lohnt sich einfach.  Ich habe beim jetzigen Abitur die Arbeitshaltungsnoten meiner damaligen Fünftklässler und jetzigen Abiturienten mit den Abitursschnitten verglichen. Selbstläuferzeugnis habe ich diese Zeugnisse damals genannt. Der Zusammenhang der Abitursnoten mit der Arbeitshaltung in Klasse 5 – dem Selbstläuferverhalten – war fast ohne Abweichungen verblüffend klar und ableitbar: Sehr gute Arbeitshaltung in Klasse 5 und sehr gute Grundschulempfehlung brachte in dieser Klasse durch die Bank ein Abitursschnitt zwischen 1,0 und 1,5. Sehr gute Arbeitshaltung und eine gerade noch Gymnasialempfehlung war durch die Bank ein 2,5 bis 3,2 Schnitt. Eine mittelmäßige Gymnasialempfehlung und eine normale, durchschnittliche  Arbeitshaltung brachte für Mädchen einen Schnitt zwischen 2,1 und 3,2. Bei Jungs entweder einen Wechsel zur Realschule in nach Klasse 8 oder ein Gerade-noch-so-Abitur schlechter als 3. Bei einer knappen Gymnasialempfehlung mit schlechter Arbeitshaltung kamen weder Mädchen noch Jungs am Abitur an. Da gab es in dieser Klasse immer einen schnellen Schulwechsel vor Klasse 8. Zwei Abweichungen gab es. Ein 1,2 Abitur (männlich) trotz einer anfänglichen Selbstläuferschwäche. Das war eine klare Entwicklungssache. Der junge Mann hat einfach noch Zeit gebraucht, um seine Selbstständigkeit im Lernen auf die richtige Schiene zu setzen. Und dann gab es da noch ein Mädchen, das zwar ganz erfolgversprechend anfing, mit guter Arbeitshaltung und durchschnittlicher Gymnasialempfehlung. Aber dann durch die Vollpubertät wild gebeutelt wurde und vor dem Abitur mit Fachhochschulreife von der Schule ging.

Alles in allem für mich eine klare Ansage, die Arbeitshaltung in Klasse 5 genau zu beobachten und dies auch als wichtigen Indikator für spätere Schulleistungen zu sehen. Speziell die Eltern der klugen kleinen Jungs sollten diese Langzeitproblematik kennen. Kluge lebenslustige junge Menschen, die nach entspannten Grundschulzeiten ohne viel zu lernen – nur mit dem allmorgendlichen Gutaufpassen – locker die weiterführende Schule erreichen. Um dann schon in der 5. Klasse festzustellen: Die natürliche dauerspaßige Lebhaftigkeit, gekoppelt mit dem Unvermögen, sich längere Zeit konzentriert selbst zurücknehmen zu können, ist das Haupt-Startproblem am Gymnasium, Das sich in der 5. Klasse aber noch nicht in Noten ausdrückt. Da wird der lebhafte, lustige und clevere Bursche aus der 4. Klasse innerhalb eines halben Jahres zum hilflosen Westernhelden, dem die Prärie abhanden gekommen ist. Denn diese moderne Schule, meine Damen und Herren, setzt auf offene Systeme mit viel Selbstständigkeit und so manche jungen Helden reiten und jagen trotzdem immer noch in Wildwestmanier – dabei sind Indianer und Schurken alle verschwunden und auch keine richtigen, kernigen Sheriffs sind weit und breit in der Schule zu finden. Zu Hause gibt es oft auch schon lange keine Sheriffs mehr, die Regulativ sein könnten und die die richtigen Grenzen klar definieren. Die von den meisten Eltern eigentlich erträumte offene Schule mit wenig Reglementierung und viel Selbstbestimmung, die für drei Viertel der Schüler/innen auch wunderbar funktioniert, entpuppt sich für so manchen kleinen Helden als echte Lebensfalle. Ich mache übrigens mit allen meinen 5. Klassen solche Arbeitshaltungszeugnisse. Es ist jahraus, jahrein immer eine ähnliche Verteilung. In diesem Jahr haben wir so ein Arbeitshaltungszeugnis sogar einmal für eine ganze Stufe gemacht. a für sehr gute bis e für sehr schlechte Arbeitshaltung. Wenn man dann die Jungs schwarz und die Mädchen weiß ausdruckt und Excel sortieren lässt, sieht man, wo unser männliches Heldenproblem liegt.

Wir brauchen dringend neue Gesamtkonzepte und die Eltern müssen früh dringend mit ins Boot, denn die großen Helden sind ja im schulischen Alltag die heftigsten Bremser für sich und auch für alle Nichthelden.

Übrigens zum Trost für alle jetzt „Oh-wie-schrecklich-ist-das-alles“- Denker. Die prinzipiell klugen, aber schulisch untergegangenen Helden mit dem kleinen Makel, es nicht auf dem direkten Weg geschafft zu haben, diese späteren „richtigen Männer“ der spätzündenden Abteilung, die ihren Eltern in der Heldenvollpubertät so viel Angstschweiß entlockt haben, entwickeln sich trotzdem oft zu späten echten Helden. Entwickeln sich gerade manchmal sogar sensationell wunderbar, wenn das Feinbild Schule den Blick einmal nicht mehr verstellt und dafür irgendwann die zentrale Frage im Raum steht: “Hilfe, ich habe da so ein Leben, das muss ich jetzt ja wohl doch irgendwas draus machen. Denn es ist offensichtlich mein einziges. Und es gehört mir, nur mir. Und dummerweise schenkt mir da wohl doch keiner etwas.“ Und siehe da. Dieser schlichte Blickwinkelveränderungs-Schalter bei spätzündenden Helden ist oftmals eine wunderbare späte Traumerfüllung im Leben von meist männlichen Menschen. Wenn auch auf riesigen Umwegen.

9. Juli 2011

Ankommen am Gymnasium

Abgelegt unter: Fünferhaus — heinz.bayer @ 19:13

Ich muss zwischendurch noch einmal betonen, dass ich hier keine Fantasieschule entwerfe, sondern das Faust-Gymnasium einfach ein wenig weiter träume. Also unser real existierendes normales Landgymnasium in Staufen mit jetzt schon vielen gut ausgereiften Ansätzen, mit einigen zusätzlichen Möglichkeiten gedanklich ausstatte, um einen noch effektiverer Lern- und Lebensraum zu erzeugen.

Die Kapitel der nächsten Wochen:

- Fünferhausidee und Flügelverleih

- Hausaufgabenhefte und Betreuungssysteme

- G8/G9 – die Splitting-Idee

- Teams, Coachs, Aktivitäten

- Betriebssysteme einer funktionierenden Schule

Fünferhausidee und Flügelverleih

Ich gestehe, Klasse fünf, da bin ich eigentlich schon richtig zufrieden, wie wir das inzwischen machen. Zur Nachahmung freigegeben. Ankommen am Faust. Ein eigener Pavillon mit 5 Klassenräumen. Klar, Geld war keines da, weil an einer anderen Stelle umgebaut wird. Deshalb haben wir einfach kreativ selbst finanziert. Farbe auf die alten Tischplatten gepinselt und die verdreckten Wände angemalt. Außerdem Spinde im Klassenraum für jedes Kind über die Eltern kreativfinanziert. Mit ein paar gebrauchten Schränken im Vorraum eine gute Atmosphäre erzeugt. Wenn man von den alten Toiletten und dem kaputten Teppichboden einmal absieht, ein Lernhaus mit viel Charme der ganz besonderen Art.

„Und die Unterrichtssituation? Ob ich mir nicht neue Unterrichtsformen zusammenträumen will?“ fragen Sie. „Mit lauter Wahnsinnspädagogen, die das auch so umsetzten können, dass es nur noch begeisterte Kinder gibt, die gerne lernen?“ Na ja, davon träumen Eltern natürlich. Ich bin lieber Realist, der die existierende schulische Situation jetzt verbessern will. An den Schulen hat sich so viel getan, auch an den ganz normalen Schulen, nur ist das den Wenigsten bewusst.

Aber es gibt etwas, über das das Kulturministerium ungern spricht.

In Baden-Württemberg hat in diesem Jahr der erste Schwung G8er zusammen mit den letzten G9ern Abitur gemacht. Zum Beispiel am Faust. Im nächsten Jahr wird es viele Doppeljahrgänge geben und dann gibt es nur noch das achtjährige Gymnasium. Dann können Sie die real existierende Lehrerschaft der nächsten 20 Jahre an den Schulen sehen. Diese Lehrer/innen werden gemeinsam altern und es werden fast keine Neuen mehr eingestellt. Das ist die bittere Wahrheit der verqueren Einstellungspolitik in BW. Stellen Sie sich einmal einen Betrieb vor, der es sich leistet, nur jedes Vierteljahrhundert einzustellen. Und dann im Pulk, weil die Altern gehen. Und dann auch noch von einer zentralen Verteilungsstelle aus. Denn Lehrer/innen werden nicht von der Schule aus eingestellt, wie das z.B. in der Schweiz der Fall ist. Schulscharfe Ausschreibungen für ein paar wenige Stellen, das war ein Zauberwort, das man an den Schulen in den letzten paar Jahren ab und zu hörte und sich freute, wenn man schulscharf ausschreiben durfte. Jetzt aber heißt es einfach: Träume dir eine Schule mit genau den Lehrer/innen, die jetzt da sind. Verbessere unter haushaltsmäßig schwierigen Bedingungen und den einfach fehlenden naturwissenschaftlichen Lehrer/innen trotzdem den Lebensraum Schule. Für unsere Kinder, aber auch für unsere hochtechnisierte und noch wohlhabende Gesellschaft, die in zehn oder zwanzig Jahren eben auch noch sehr gute Ingenieure, Ärztinnen, Informatiker, Juristinnen, Sozialarbeiter, Chemikerinnen, etc braucht, um im globalen Wettkampf zu bestehen.

Nachstehend nun nähere Informationen aus unserem Infoblatt zum Schuljahresanfang. Wir hatten uns die Sache so vorgestellt und wir sind alle nach einem Schuljahr sehr zufrieden mit dem Konzept. Die Stufenpädagogik am Faust wird in den nächsten zwei Jahren weitergehen, weil wir mit den guten Erfahrungen des Fünferhauses nun die Klassenräume der 6. und 7. Klasse in abgeschlossenen Bereichen wählen werden.

Aus dem Infoblatt:

Die pädagogische Idee des Fünferhauses

Die neuen Fäustlinge kommen von vielen verschiedenen Grundschulen des großen Einzugsgebietes mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und schulischen Verhaltensweisen.

Die Spanne zwischen den junge lauten Wilden und den kleinen stillen Schüchternen wird immer größer.

Im Haupthaus gehen die Fünfer schnell in der Gesamtmasse Schüler unter. In einem eigenen Haus kann eine neue Übergangsdidaktik entwickelt werden, die eine neue Ernsthaftigkeit gleich zu Beginn des gymnasialen Lebenswegs für alle Fäustlinge erzeugen soll. In Kombination mit der Nachmittagsschule ist der Pavillon mit seinen 5 Räumen und dem eigenen Lehrerzimmer prädestiniert für diese Form von Pädagogik.

Das Fünferhaus soll überschaubarer Lebensraum Schule sein, in dem einheitliche Grundlagen für eine erfolgreiche Schullaufbahn gelegt und das soziale Gefüge der ganzen Stufe entwickelt werden kann.

Das Fünferhaus wird mit klaren Vorgaben arbeiten und Wert auf Einhalten von Grenzen legen. Das Fünferhaus sieht sich in der Pflicht, Erziehung zu einem einheitlichen positiven schulischen Verhalten auf den Lehrplan zu setzen, um die unterschiedliche familiären Vorstellungen auf ein schulisch einheitliches Niveau zu bringen und Eigenständigkeit und Selbstverantwortung zu normalen Begleitern des Schulalltags werden zu lassen.

Das Fünferhaus ist ein Haus der Stille.

Wir wissen, dass sich dies in der heutigen Zeit ungewöhnlich anhört. Wir sind der Meinung, dass Schülerinnen und Schüler durch ein liebevolles, aber auch strenges Regelwerk lernen können, dass Brüllen und Toben keine Notwendigkeiten des menschlichen Daseins sind. Dass Brüllen und Toben im Gegenteil dem positiven und selbstaktiven Lernen entgegenstehen. Wir glauben mit einer einheitlichen Pädagogik einen Gegenpol zum Mainstream setzen zu können.

Das Fünferhaus ist ein Haus der Sauberkeit und der Ordnung.

Wenn alle Fünftklässler/innen darauf ihr Augenmerk richten, ist dies kein Problem. Das  Erscheinungsbild einer Lernumgebung ist für das Lernen von großer Bedeutung.

Das Fünferhaus ist ein Haus des Lernens.

Wir sind der Meinung, dass es keine Überforderung darstellt, wenn Fünftklässler sich von Anfang an an konsequentes gymnasiales Arbeiten gewöhnen. Im Gegenteil. Die fünfte Klasse ist der richtige Zeitpunkt, die richtige und strukturierte Arbeitshaltung zu erlernen.

Das Fünferhaus ist ein Haus des Konflikte lösens

Wir arbeiten seit Jahren in den fünften Klassen verstärkt mit einem gut ausgebildeten Streitschlichterteam, dem im Fünferhaus eine besondere Rolle zukommt. Der Schulgarten ist Teil der Fünferhauspädagogik.

Flügelverleih – die Nachmittagsschule am Faust.

Wir besitzen 2 Jahre offene Ganztagesschul-Erfahrung. Wir bieten jeden Nachmittag Betreuung bei den Hausaufgaben durch Lerncoachs aus höheren Klassen. Neben dem hausaufgabenbereinigten, stressfreieren Familienleben sehen wir in der Nachmittagsschule den Vorteil, dass unsere betreuten Schülerinnen und Schüler Schule als Ganzheit und Lebensraum besser begreifen können, soziale Kontakte in einem behüteten und pädagogisch bunten Umfeld als Netzwerk erfahren und durch die älteren Coachs eine stärkere Einbindung in die gesamte Schule entwickeln. Die Nachmittagsschule wird von erfahrenen Pädagogen betreut. Weitere Vorteil für die Nachmittagsschüler: Unsere schuleigene Sozialpädagogin, die für viele Betreuungen und pädagogischen Projekte verantwortlich zeichnet, ist täglich vor Ort und ist damit für die Schülerinnen und Schüler eine konstante persönliche Größe. Die betreuenden Lehrer arbeiten eng mit den Fachlehrern zusammen. Nachmittagsschule und Fünferhaus bilden somit eine pädagogische Einheit.

Das Fünferhaus ist ein offenes Haus.

Wenn die Schüler/innen früh von den Bussen kommen, werden wir versuchen, schon vor Ort zu sein, damit das übliche lange Warten mancher Weitgereister in der Aula für die Fünfer durch ruhiges Ankommen im geöffneten und schon beaufsichtigten Fünferhaus ersetzt werden kann.

Das Fünferhaus ist ein selbstgestaltetes Haus.

Um den Charakter des Lebensraums Schule zu verstärken, werden wir die Gestaltung der Räumlichkeiten stark in die Hand der Neuen legen. Zu Beginn des Schuljahrs findet z.B. ein gemeinsamer Tisch- Lackier-Nachmittag statt, der den Räumen die eigene Note geben wird.

Das Fünferhaus ist ein Haus der Diskussion

Durch die gemeinsamen Räumlichkeiten werden wir klassenübergreifende Projekte ausprobieren und Dinge wie Wochenanfang und Tagesanfang gemeinsam entwickeln.

Das Fünferhaus ist ein Haus des pädagogischen Experimentierens

14. Juli 2011

Blickwinkelveränderung und Zeugniskonferenzen

Abgelegt unter: Elterncoaching — heinz.bayer @ 21:39

Liebe/r Flügelblogleser/in

Ich unterbreche nun doch aus aktuellem Anlass kurz das „Erträumen einer neuen Schule in alten Gemäuern“, um den neuen Faust-Eltern meine Sicht des richtigen Umgangs mit dem eigenen Kind und seinen Noten zu schildern. Immerhin ist jetzt die Zeit der Notenkonferenzen. Ein schwieriges Unterfangen, wenn die Noten nicht so ausfallen, wie gewünscht. Beim größten Teil der Schüler/innen fallen die Noten übrigens sehr ansprechend aus. Ich habe heute spaßeshalber einmal alle Notenlisten am Faust geklickt. Die übliche gute normale Verteilung eben. Weil auch der Großteil der Klassen einen richtig guten Job macht. Als Gesamtklasse. Am schwierigsten haben es die Eltern von Kindern aus Klassen, die keinen richtig guten Job machen. Da gibt es immer ein paar. Diese haben die mehrheitliche, tragfähige Meinung entwickelt, dass Schule doof ist. Da kommen zu Hause dann die wildesten Schul-Geschichten an – und zwar aus allen Ecken. Weil man als Schüler/in aus Klassen, die nicht rund laufen, natürlich am einfachsten die Verantwortung abwälzt. Logisch, dass man das als Schüler so macht. Schüler sind ganz normale Menschen. Und äußerst erfinderisch. Und oft mitten in der Pubertät, in der sich das Gehirn gerade umbaut. Und da man als Vater oder Mutter meist noch selbst die kleine Ohnmacht der eigenen Schulzeit mit sich herumträgt – wer hat schon seine Schulerinnerungen ernsthaft verarbeitet – kommt diese eigene kleine Ohmnacht ganz schnell aus der Versenkung und federleicht stimmt man mit seinem Kind in den gleichen Klage-Chor ein: „Ich verstehe dich so gut. Diese Lehrer! Diese Schule! Dieses System! G8! Der Unterrichtsausfall!…“ Dann ist die Verantwortung weg von einem selbst. Also vom eigenen Kind. Wenn es die Lehrer nicht schaffen, den eigenen Sohn, der doch eigentlich begabt ist, was ja auch die Lehrer immer wieder bestätigt haben –„aber er arbeitet eben nicht“ – es nicht schaffen, ihn zu motivieren, dann haben sie doch echt den Job verfehlt. Warum sind sie denn dann Lehrer geworden? Nein selbst wolle man den Job natürlich nicht machen, aber die verdienen ja auch genug und haben doch wirklich viele Ferien. Und überhaupt.

Verantwortung weggeschoben, Problem hergeholt. Ganz ohne Not. Eins der am weitesten verbreiteten Fehler ist es, sich bedenkenlos hinter sein Kind zu stellen, wenn es um die Einschätzung von Unterricht und Schule geht. Was sich im ersten Moment nach Gutmensch anhört, ist in Wirklichkeit mit dem Versuch zu vergleichen, einem Schmetterling beim Schlüpfen zu helfen, indem man den Kokon aufschneidet, damit er sich nicht so abmühen muss. Dann wird der Schmetterling leider nie fliegen können. Die Natur hat dort die Mühe beim Schlüpfen als Prinzip eingebaut. Mein Tipp ist ganz einfach: Hören Sie sich die Nöte ihres Sohnes oder Ihrer Tochter in Ruhe an. Aber nehmen Sie nicht Stellung! Schimpfen Sie nicht mit! Sie kennen die Situation einfach nur aus der Sicht eines jungen Menschen, der sich in einer vollkommen unnatürlichen Situation befindet – wenn man es evolutionsmäßig betrachtet. 12 Jahre die Schulbank zu drücken ist durch Evolution noch lange nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Das benötigt noch ein paar zehntausend Jahre. Denn mal ehrlich: Sie kennen nicht die Verhaltensweise Ihres Kindes im Klassenverband. Der Unterricht wird Ihnen garantiert aus einer sehr subjektiven Sicht geschildert. Logisch. Das ist auch nicht schlimm. Aber man darf es nicht 1:1 annehmen. Die eigene Arbeitshaltung wird selten miterzählt. Eine Drei auszuhalten ist übrigens vollkommen zumutbar. Nebenbei bemerkt. Man braucht als Eltern viel Geduld, denn Arbeitshaltungen werden oft nur langsam verändert. Schlagartig meist nur in Not. Von unseren seit vier Jahren spezialbetreuten Schülern – dieses Jahr hieß der Spezialkurs Break&Go  und lief über das Internet auf www.maennerrevolte.de – sind es allerdings immer nur ein paar, die schlagartig den Schalter richtig umlegen können. Die anderen müssen einfach geduldig warten und möglichst nicht aufgeben. Oder Coach im Flügelverleih werden. :-) Ja Sie hören richtig. Die Coachs im Flügelverleih werden im Durchschnitt automatisch in der Schule besser. Wissen Sie warum? Weil sie Schule plötzlich nicht mehr unter dem Aspekt von „Lehrer sind sowieso doof“ sehen. Sondern unter dem Aspekt: “Ich weiß vom Coachen, wie unendlich schwierig es bei manchen Schülern ist, dass man sie dazu bekommt, einfach konzentriert die Hausaufgaben zu machen.” Diese einfache Blickwinkeländerung bewirkt auf wundervolle Art und Weise eine wesentlich stressfreiere eigene Schulzeit für den Junglehrer. Für ihn und für seine Eltern.

Übrigens: Nächste Woche soll der Flügelverleih, also dieses jüngste Kollegium am Faust, einen Bürgerpreis2011 überreicht bekommen. Es hat sich herumgesprochen, dass sie eine richtig gute Arbeit machen. Gratulation an dieser Stelle.

Ach und noch etwas. Die wundervoll wirksamen Blickwinkelveränderungen können manche auch mit der Spezial-Ferienschule auf unserer Flügelverleih-Homepage hinbekommen, wenn sie sich darauf einlassen können. Haben mir zumindest einige Schüler/innen nach den letzten Sommerferien fröhlich berichtet. Ferien zum Blickwinkel verändern nutzen und nach den Ferien stressfreier Schule machen. Das ist der Trick, der keine Zeit zum Lernen kostet. Der Nachhilfe spart. Zumindest für so manchen Schüler offensichtlich umsetzbar. Das ist mein aktueller Tipp. Als Eltern darf man mit Fingerspitzengefühl mithelfen. Die Sommerschule des letzten Sommers funktioniert auch in diesem Sommer und ist immer noch unter www.faust-verleiht-fluegel.de herunterzuladen.

23. Juli 2011

Der heimliche Lehrplan

Abgelegt unter: Menschenbild — heinz.bayer @ 07:36

Sie fragen sich vielleicht manchmal beim Lesen, ob das, was ich hier so schreibe, denn Schüler verstehen könnten, wenn sie sich damit beschäftigen würden. Ob sie die Bildchen, die ich wöchentlich im Männerrevolteblog versenke, denn auch Schülern weiterhelfen könnte oder ob alles nicht nur die ausgeschmückte, uralte Variante von: „Du lernst nicht für die Schule, sondern für’s Leben“ Aussage ist, die zwar jeder Erwachsene aus der Erwachsenensicht sofort versteht, aber die an Jugendlichen normalerweise immer so abprallt.

Oder ob ich eben ein Blogger bin, der sich nur schöne Sachen ausdenkt, die bei Schülern nie ankommen können. Nur Faust-Eltern oder Schüler können ja meine vielen Sätze als Blogger mit meiner schulischen Wirklichkeit verbinden und beurteilen.

Ich gestehe, ich unterrichtsblogge eigentlich seit über 30 Jahren in jeder Klasse und Alterstufe mit wachsender Begeisterung. Und lasse meinen Unterricht und mein Unterrichtsbloggen schon immer am Ende des Schuljahres anonym bewerten. Damit ich von denen, die ich damit beriesle, lerne, wie ich mein Berieseln weiter optimieren kann. Unterrichtsbloggen verstehe ich so: Ich habe da einen Bildungsplan, den ich erfüllen muss. Der heißt für einen Physiklehrer in Klasse 7 zum Beispiel „Einstieg in die physikalische Gedankenwelt mit Hilfe  von Akustik, Optik und Energiefragen.“ Da sitzen also junge Menschen vor einem, deren Persönlichkeit ich als Erwachsener empfinden kann, wenn ich Sensoren dafür entwickle, wie Persönlichkeiten – noch dick eingepackt – in diesem Alter agieren. Dass da schon verpackte Persönlichkeiten sitzen, weiß jeder, der sich einmal gefragt hat, wie selbst Fünftklässler es schaffen können, einen ausgewachsenen Lehrer zur Verzweiflung zu bringen.  30 auch dick verpackte Persönlichkeiten haben die Kraft dazu. Da sitzen sie also und sind nicht so bildungshungrig, wie man das gerne hätte, obwohl man ja weiß, wie sehr sie später davon profitieren würden, wenn sie jetzt bei mir Physik satt einpacken könnten. Zumindest sich die Option offenhalten könnten, später Naturwissenschaften beruflich nicht auszugrenzen. Das Geschäft betreibe ich nun schon seit über 30 Jahren mit Visualisierungen an der Tafel, die ich dann oft sehr langatmig bespreche. Visualisierungen, die mir einfallen, wenn ich Unterricht vorbereite und ich nach neuen Motivationskicks suche, die es mir erlauben, kurz möglichst viele Schüler möglichst ernsthaft an meinen Physikunterricht heranzuführen. Ich beschreibe das einmal aus Schülersicht einer aktuellen 7. Klasse. 3 : 26 für mich, würde ich sagen. Aus den aktuellen anonymen Rückmeldungen. Zuerst die drei: „Ihre Bayer’schen Philosophie ist oft langweilig, andererseits hält es den Unterricht auf…“ schreibt ein Schüler. Männlich. In diesem Jahr in dieser Klasse muss es aber doch inzwischen richtig gut geklappt haben mit meinem heimlichen Lehrplan, denn nur noch 2 Mädchen (weiblich und männlich lasse ich immer notieren) beschreiben den heimlichen Bayer’schen Lehrplan etwa wie folgt: „Was Sie sagen, könnte man auch sehr viel kompakter sagen. Das „Gerede“ drum herum stört und lenkt von Tatsachen ab. Es wird langweilig. Außerdem sagen sie immer das Gleiche.“ Stimmt natürlich. Ich könnte sicher alles kompakter sagen, aber ich weiß aus der Erfahrung, durch die vielen Gespräche mit ehemaligen Schüler/innen, die ich natürlich alle immer unterrichtsgebloggt hatte, dass es eine erstaunliche Langzeitkomponente in dieser Methode gibt. „Ich muss dir was sagen. Ich verstehe jetzt genau, was du uns damals in der Elften versucht hast, uns über’s Leben beizubringen.“ hat mich vor vielen Jahren ein Jetzt-schon-lange-selbst-Vater begrüßt. „Es hilft mir übrigens sehr viel, wenn dich das beruhigt.“ Ja ich bin inzwischen wirklich sehr sicher geworden, dass es Sinn macht, was ich mit meinem heimliche Lehrplan bezwecke. Kontinuierliche Blickwinkelveränderungsversuche. Dieses Schalter umlegen und den eigenen Lernprozess verstehen, die Noten nicht so wichtig nehmen, dafür mehr auf den Wissenszuwachs setzen. Auf sich selbst vertrauen. Das ist immer die zentrale Aussage in den verschiedensten Variationen und Bildern. Deshalb hat die junge Dame aus der Siebsten mit ihrer Aussage „Außerdem sagen Sie immer das Gleiche.“ natürlich vollkommen recht. Aus der gleichen  Klasse habe ich dem gegenüber 26 Reflexionsblätter liegen, die schon jetzt verstehen und empfinden können, auf was es mir ankommt. „Mich nervt das viele Gerede ziemlich oft, aber ich merke schon irgendwie, dass ich so eigentlich mehr lerne. Bei mir bleibt so viel mehr hängen……“Ich finde es eigentlich ziemlich gut, wenn Sie uns etwas erzählen. Es bringt mich immer sehr zum Nachdenken & ich komme darauf, dass sie recht haben.“ Das funktioniert natürlich nur, wenn Schüler auch wirklich merken, dass man sie ernst nimmt. „… Sie behandeln Schüler mit Respekt. Ich finde, dadurch verschafft man sich als Lehrer auch selbst mehr Respekt….“ beschreibt eine Schülerin eine einfache Wahrheit auf klare Weise. “Mir bringt Ihre Unterrichtsart eigentlich ziemlich viel, weil es bringt mich zum Nachdenken & ich höre dadurch auch in Physik zu & ich denke nicht gleich, dass ich es eh nicht kann, sondern probier’s.”  – ” Mich nervt das viele Gerede ziemlich oft, aber ich merke schon irgendwie, dass ich so eigentlich mehr lerne. Bei mir bleibt so viel mehr hängen.” Ja genau das will ich ja. Ich könnte jetzt viele ähnliche Aussagen meiner Kunden einer 7. Klasse 2010/11 hier auslisten, ich belasse es aber mit einem männlichen Schlusswort: „Der Bayer redet sehr viel. Es ist zwar etwas nervig, aber eine sehr effektive Lehrmethode.“ Die Visualisierung der Woche, die ich für meine Schüler/innen, die ich jetzt vielleicht nie mehr unterrichte, an die Tafel gemalt hatte, will ich Ihnen nicht vorenthalten. Üblicherweise würden die meisten Menschen das erwachsen werden mit dem oberen Bild beschreiben. Wie das kontinuierliche Aufeinanderstapeln von vielen Entwicklungspaketen ab der Geburt. Und ich sage aus 35jähriger praktischer Erfahrung mit der Entwicklung von Fünftklässlern zu Müttern und Vätern und beruflichen Vollprofis: Den fettesten Anteil am Erwachsen sein macht die Persönlichkeit aus, die jemand in dieses Leben mitbringt. Sie ist noch dick eingemummt, verpackt, versteckt und blitzt nur ab und zu schon ganz früh durch den Kokon. Sie entwickelt sich in diesem Schutz und festigt sich, wenn die Bedingungen gut sind. Packt Wissen und Lebenserfahrung dazu. In der Pubertät wird der Kokon zum Panzer. Zum Stachelkorsett. Auch nach innen. Der Umbau des Gehirns in der Pubertät ist oft auch für den Rüstungsträger schmerzhaft. Na ja, und irgendwann, wenn die Zeit reif ist, und die ist bei den verschiedenen Menschen eben verschieden, das muss man zur eigenen Beruhigung als Eltern wissen, bröckelt die Verpackung und die Persönlichkeit plus Wissen plus Lebenserfahrung kommen zum Vorschein und man fragt sich oft, warum so eine Persönlichkeit denn bitteschön in der Schule irgendwelche Schwierigkeiten hatte. Na ja, Sie wissen was jetzt kommt. „Außerdem sagen sie immer das Gleiche…“ schrieb die eine Schülerin. Klar, wir Lehrer sind eben schuld gewesen. Der Schuldige gefunden und dieses Wissen an die nächste Generation weitergegeben. Und alles geht in die nächste Runde.

So jetzt hör ich auf mit dem „Labert er mal wieder Zeug, aber manchmal ganz interessant…“ Bereich meiner Gedanken und fange den Unterricht nach Lehrplan an. Aber da müssen Sie jetzt nicht mehr dabei sein. Nein Stopp. Eines muss ich noch loswerden. Leider ist das mit der geschützten Persönlichkeit im Kokon nicht ganz so einfach. Denn man muss in allen Entwicklungsbereichen gut auf diese Persönlichkeit aufpassen. Sonst kommt sie am Ende verbogen heraus. Das ist für viele von uns leider die bittere Lebenswahrheit. Dazu vielleicht später mehr gebloggt.

6. August 2011

Das pädagogische Schweizermesser Teil 2

Abgelegt unter: Das pädagogische Schweizermesser — heinz.bayer @ 05:45

Das pädagogische Schweizermesser I endete 2008 mit Visionen. Visionen, von denen wir in den letzten 3 Jahren erstaunlich viel umsetzen konnten. Wir hatten damals die Zusage als offene Ganztagesschule erhalten, unsere Hausaufgabenbetreuung arbeitete auf der reinen Schülercoach-Basis ohne Lehrer und Eltern-Direktbezahlung ohne Unterstützung von außen. „Schülerschule“ der ursprünglichen Faust’schen Art eben. Eine kleine Vorstufe des heutigen Flügelverleihs. Langfristig wurden vom Kultusministerium vage Deputatsstunden für die Betreuung von Ganztagesschule versprochen. Daran geglaubt hatte keiner. Also zumindest ich nicht. Immerhin war das von uns eine zentrale Forderung seit über 15 Jahren: Deputatsstunden für die Betreuung von Aktivprojekten. „Ein halbes Deputat für eine ganze Sache“ hatte unser damalige Chef die Forderung beschrieben. Reaktionen gab es keine. Vor 4 Jahren noch keine Schulsozialarbeit in Sicht, noch kein Jugendbegleiterprogramm und keine Fördermittel vom Land wie heute. Seit damals hat sich tatsächlich einiges getan. Als hätte man unsere Visionen erhört. Die Idee 2008: die vage versprochenen Deputatsstunden für Lehrer für Schülercoachs finanziell umsetzbar machen. Samt erträumtem Schulzivi. Zivildienst gibt es nicht mehr. Dafür Deputatsstunden für betreuende Lehrer und Geldmittel für Schülercoachs, wenn das pädagogische Konzept stimmt. Dass es am Faust stimmt, dafür haben wir genügend Erfahrungen mit eigenständigen Schülerprojekten und Arbeiten mit Fachleuten der Zukunft gemacht. Damit kennen wir uns aus. Dafür wurden wir immerhin als offizielles EXPO2000 Projekt pädagogisch geadelt. Gut so, diese Entwicklung, sage ich. Ausbaufähig, behaupte ich. Hier noch einmal das vorletzte Kapitel aus dem pädagogischen Schweizermesser I vor drei Jahren. Damit ich danach weiter schreiben kann.

EINIGE AUSZÜGE AUS DEM DAMALIGEN FIKTIVEN ANSATZ:

„In den letzten Jahren gab es am Faust viele Teams, die entstanden und wieder vergingen. Weil die Aktiven, die so ein Team managen, es zur Blüte bringen, erfolgreich werden, dann irgendwann Abitur machen. Oder alles ausgereizt haben. Nun nehmen Sie einmal ein beliebiges Projekt: Sagen wir Schulradio. Wir hatten schon mal ein Schulradioteam. Mit der Möglichkeit von Webradio warten wir zur Zeit eigentlich schon länger auf ein neues Team. Mit einer Bezahlung für ein paar verantwortliche Schüler wie bei den Coachs für die Hausaufgabenbetreuung könnten wir aus dem Stand eine Radiostation aufbauen. Für jeden Schüler, der sich einschreibt. Und das wären garantiert viele. Wir haben die Erfahrung, die Technik, die Leute. Aber es passiert eben nur eigeninitativ, wenn sich ein paar Schüler selbst persönlich etwas von so einem Projekt versprechen. Man gebe uns die Bezahlung, die angedachten Lehrer-Deputatsstunden für betreuende Schüler/innen, dann gäbe es eine stabile Arbeitsmöglichkeit für viele Schüler – mit einer Lehrerdeputatsstunde kann man viele „Schülerdeputate“ bezahlen. Selbst im Studio Produktionen machen ist etwas vollkommen anderes als Studioarbeit für andere Schüler betreuen. Das wäre einfach qualifizierte Dienstleistung anbieten. Auch um eine kontinuierliche Hausaufgabenbetreuung zu bieten, braucht man bezahlte Coachs. Da müssten schon zufällig genügend Schüler an der Schule sein, die später unbedingt Lehrer werden und sich Erfahrung verschaffen wollten, dass so etwas eigeninitiativ und ohne Bezahlung funktionieren könnte. Deshalb: Wir könnten die „Schätze heben“. Mit Schülerdeputaten. So viele exzellente Schülerinnen und Schüler an einer großen Schule. Die Coachs in unserem Hausaufgabenbetreuungs-System haben nur Einsen und Zweien im Zeugnis. Allrounder sagen wir. Man stelle sich vor, das System könnte jeder Schüler ohne Bezahlung nutzen: ¬Unsere Nachmittagsschule wäre voll. Speziell vor Klassenarbeiten. Den Mitgliedern des großen Streitschlichterteams am Faust ist sehr wohl klar, dass sie neben ihrer erstklassigen Arbeit auch viel für sich selbst tun. Beziehungsfähigkeit im weitesten Sinne. Verstehen von Menschen, Verstehen von sich selbst … Eine große Schule besitzt genügend starke Schülerinnen und Schüler, die man in vielen Bereichen wie Kolleginnen und Kollegen betrachten kann. Wenn man einmal die Noten wegnimmt – so man dazu in der Lage ist. Dann hat man plötzlich eine richtig große Menge von Ganztagesbetreuungskolleginnen und -kollegen, mit denen man ganz anders planen kann. 10 Euro für zwei Schulstunden, das ist der Satz für die Coachs und spontanen Nachhilfelehrer, die vom Schülerbüro vermittelt werden. Das Schülerbüro, das ist immer noch die erste Generation. Im Moment Klasse 12. Ob sich so ein aktives Team wieder findet, das steht in den Sternen. Auch hier wäre eine Bezahlung die Lösung. Das Schülerbüro ist eigentlich vom Faust nicht mehr wegzudenken. Könnte in einem „Ganztagesangebotszirkus“ die zentrale Rolle spielen. Vermitteln, organisieren, verwalten … man schaue sich nur einmal die Seiten des SchüBos an (www.schuebo.com) – dann weiß man, an welche Menschen ich denke, wenn ich von Schätze heben spreche. Unser gesamtes System der außerunterichtlichen freien Schülerarbeit war immer frei finanziert. Selbst finanziert. Mit einem großen zusätzlichen Lehrereinsatz, der immer nur ideell bezahlt werden konnte. Wir Lehrerbetreuer gehen auf die 60 zu. Es wäre schön, wir könnten unsere Erfahrung in ein System einbringen, das auch von Kollegen betreut werden kann, die sich nicht „selbstausbeuten“ müssen, um alles am Laufen zu halten. Dann wäre unser Konzept endgültig personen- und schulunabhängig. Wir betreuenden Lehrer haben es natürlich nie wirklich bereut. Sonst hätten wir nicht diesen Einsatz gebracht. Aber für die ganze Entwicklung mussten schon sehr viele Zufälle und Interessen herhalten. Das ist nicht einfach reproduzierbar. Zu sagen, wir machen das jetzt wie die Staufener, das geht schlecht. Deshalb wäre eine stabile Grundlage vom Feinsten: Zum Beispiel mit einem Schulzivi. Ein Nichtlehrer, der die Teams als Erwachsener betreuen könnte. Der zusätzlich zu den bezahlten Coachs aller Bereiche den Überblick und die Kontinuität und die Verbindung zum Kollegium herstellt. Das System Schülerschule verträgt so eine Stelle. Fordert sie eigentlich geradezu. Nun stellen Sie sich vor, Sie könnten an einer Aktivschule wie dem Faust ein komfortables System der Betreuung schaffen, speziell auch in der Unterstützung des Schulischen. Was bisher nur bei der Hausaufgabenbetreuung der Fall ist. Zum Beispiel für alle Austauschschüler eine Anlaufstelle schaffen, an denen sie sich die fehlenden Informationen wieder zurückholen. Ein riesiges Problem für eine austauschaktive Schule wie der unseren. 10 Austauschprogramme haben wir. Die Welt ist am Faust zu Hause. Aber die damit entstehenden Probleme auch. Mit einem Coachsystem wären wir vieler Probleme enthoben. Und die Schule wäre automatisch wieder einer Ganztagsschule näher. Weil der spezielle Nachholunterricht ja auch in der Schule stattfinden würde. Koordiniert vom Schülerbüro. Wenn man einfach einmal vorrechnen dürfte, wieviel eine standardmäßige Ganztagesbetreuung kosten würde, wie sie offiziell angedacht ist und wieviel pulsierende Schülerschule man dafür betreiben könnte, dann käme keiner um unser Konzept herum. Leider habe ich an dieser Stelle die Befürchtung, dass unsere Überlegungen von Schülerdeputaten eher bei unseren Schweizer Nachbarn auf ein offenes Ohr treffen könnten als bei uns „im Ländle.“. Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben. Wenn man seit 20 Jahren erfolgreich eine „Schule in der Schule“ betreibt, gibt man nicht so schnell auf. Bisher haben wir alles ohne äußere Unterstützungssysteme gemacht. Selbst. Mit großem Einsatz. Für eine kleine Schar von Hochaktiven. Für eine lebendige Schule, von der alle etwas haben. Wenn jetzt Unterstützung in Reichweite ist, dann könnte man das System sehr wohl auch für viel, viel mehr Jugendliche zugänglich machen. Damit Schule noch mehr zum Lebensraum für viele wird. Damit Schüler sich noch mehr identifizieren können. Damit die an einem Gymnasium zuhauf vorhandenen wertvollen Wissensressourcen nicht einfach brachliegen, sondern effektiv eingesetzt werden könnten. Doch das braucht Stabilität der Teams. Das geht nicht mehr mit unserer völligen Eigenständigkeit der Entwicklung. Ohne „Lehrerdeputate für Teamchefs“ wie bei den Nachmittagsschulencoachs ist das nicht zu machen. Es wäre sehr reizvoll, zu zeigen, zu was unser pädagogisches Weltbild in der Lage wäre. … Was uns bei Unterstützung vorschwebt, ist auch die Möglichkeit, von der einstündigen Mittagspause 30 Minuten schulischen Unterstützungs-Angeboten anzubieten. Raum 301 Wurzelrechnen, Raum 302 Integrieren leicht gemacht … Schüler für Schüler. Warum nicht. Schätze heben sage ich nur. An so einer Schule liegt so viel nutzbares Wissen brach. Oder Buchungsangebote: Ein Teil einer Klasse bucht sich einen Coach zum Thema „Planetarisches Wind¬system“, weil in zwei Tagen in Geographie eine Arbeit ansteht. Ich will die Möglichkeiten hier nur anreißen. Will einfach nur zeigen: Schülerschule ist extrem entwicklungsfähig, wenn es reguläre finanzielle Unterstützungssysteme gäbe. Von Eltern bezahlte haben eine viel kleinere Wirkung. Fazit: Wir könnten mit dem gleichen Kostenaufwand eine wesentlich effektivere Ganztagesbetreuung gestalten wie mit den offiziell angedachten Konzepten.

Der aktuelle Stand: Inzwischen haben wir eine gut funktionierende Nachmittagsschule, genannt Flügelverleih, samt Sozialarbeiterin. Samt Deputatsstunden für betreuende Lehrer/innen, weil wir so viele Kinder betreuen. Fast 100 sind seit 3 Jahren immer angemeldet. Hauptsächlich 5. und 6. Klasse. Ankommen am Faust, heißt das Prinzip. Nicht aus der Schule flüchten. Schule als Lebensraum schätzen lernen. Ernst genommen werden. Inzwischen haben wir für gefährdete Schüler/innen zusätzliche Betreuungsprogramme aufgelegt, die funktionieren. Und wir verfügen über ein Kollegium, das dieses spezielle Betriebssystem, das immerhin auch starken Einfluss auf das „kleine Königreich des einzelnen Lehrers“ hat, positiv annehmen kann. Aus der aktuellen Situation baue ich jetzt für Sie eine praktikable moderne Schule, die aus vielen Bestandteilen Faust und einer kleinen Portion Fiktion besteht, die aber umsetzbar und auch finanzierbar wäre, wenn man dies wollte.

12. August 2011

Kunden und Menschenbild

Abgelegt unter: Menschenbild — heinz.bayer @ 11:04

Unsere Kunden

Wir sind ein Landgymnasium. Wir haben Kunden, die von den verschiedensten Grundschulen mit den verschiedensten Grundlagen kommen. Und wie bei jeder Schule aus den verschiedensten Familien mit den verschiedensten Vorstellungen von der Bedeutung von Arbeitshaltung. Wenn wir den Grundschulen einen Rat geben dürften, dann würde der heißen: Egal, welche pädagogischen Vorstellungen ihr umsetzt: Achtet auf die Arbeitshaltung. Denn die Arbeitshaltung, das verfolge ich seit 15 Jahren in all meinen 5. Klassen, denen ich als Klassenlehrer Arbeitshaltungszeugnisse von den Fachkolleg/innen ausstellen lasse – die Arbeitshaltung in der 5. und 6. Klasse ist zu 90% der wesentliche Indikator für den Erfolg beim Abitur. Wer in 5 und 6 nicht mit der richtigen Arbeitshaltung in seinem Schülerleben herumläuft, der wird in der pubertären Phase 7 bis 9 auch nicht zu der richtigen Haltung finden und nach 5 Jahren verläpperter Lernzeit reicht ein Durchstarten nicht mehr aus, um wirklich erfolgreich zu sein.

Also geht es genau darum: Wir bekommen junge Kunden mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten und Arbeitshaltungen. Unproblematisch sind alle Kunden mit mittelmäßigen bis sehr guten Fähigkeiten samt guter bis sehr guter Arbeitshaltung. Unsere Problemkunden sind die guten bis schwachen Fünftklässler/innen mit schlechter Arbeitshaltung. Fünftklässler/innen mit sehr guten schulischen Fähigkeiten und einer schlechten Arbeitshaltung können erfahrungsgemäß immer am Rande segeln ohne abzustürzen, weil sie immer genügend Kapazitäten übrig haben. Auch um sie muss man sich keine Gedanken machen – wenn man das Erreichen des Abiturs als einziges Ziel ansieht.

Das Ziel des Gymnasiums

Abitur – klar doch.

Aber das reicht natürlich bei Weitem nicht aus. Wenn in manchen Städten inzwischen fast die Hälfte eines Jahrgangs den gymnasialen Weg beschreiten, muss man mehr mitnehmen als nur das Reifezeugnis. Ich bin seit 30 Jahren ein Biographienverfolger. Höre mir unentwegt die Entwicklungsgeschichten an, wenn ich beim Abiball oder  beim OpenAir auf Ehemalige treffe. Und auch da ist es ganz klar: Wer aus der Schule die richtige Arbeitshaltung mit ins Studien- und Berufsleben nimmt, der macht seinen Weg überwiegend problemlos. Wenn ich es in eine kurze Formel packen müsste, was denn das Ziel der gymnasialen Ausbildung sein soll, würde ich 3 Dinge nennen: Selbstbewusstsein, Arbeitshaltung, Abitur.

Oder: Selbstbewusstsein, Arbeitshaltung und rechtzeitig einen anderen schulischen Weg eingeschlagen. Denn Abitur ist eben nicht alles. Schwaches Abitur, verkümmertes Selbstbewusstsein und nie gelernte stimmige Arbeitshaltung sind ein erbärmliches Sprungbrett ins Leben nach der Schule.

Das Menschenbild einer erfolgreichen Schule

Jeder Erwachsene war einmal Schüler. Schüler sind also in erster Linie einmal ganz normale Menschen, die später zu ganz normalen Erwachsenen werden. Wer das Schülerleben mit dem Abitur abschließt, wird in Normalfall beruflich Juristin, Betriebswirt, Ärztin, Mikrosystemelektroniker, Bauingenieurin, Architekt, Professorin, Wissenschaftler, Lehrerin, Informatiker usw usw. Also irgendwie ganz schön viel Persönlichkeit. Gesellschaftlich gesehen. Stellt sich die eine Frage: Wie viel Persönlichkeit von seiner späteren Erwachsenenpersönlichkeit besitzt ein junger Mensch schon in der 5. Klasse? Gute Schule macht sich klar: Fast alles. Nur verpackt. Ganz dick eingepackt und noch nicht mit dem nötigen Wissen und der nötigen Lebenserfahrung ausgestattet. Aber ansonsten: 30 Persönlichkeiten dick verpackt und noch nicht erkennbar, welche Persönlichkeiten da in so einer Klasse sitzen. Wie lange es dauern wird, bis sie zum Vorschein kommen. Bei manchen schon in der Schule, bei anderen erst Jahre später. Aber egal wie wild und verwegen sie verpackt im Unterricht sitzen: „Es sind die zukünftigen Leistungsträger, die man unterrichtet und als Kunden zu behandeln hat. Auch wenn das je nach Verpackung manchmal äußerst schwierig ist. Und dann sollte man noch darauf achten, dass, egal wie dick verpackt, in der Verpackung die Persönlichkeit erhalten bleibt. Und gleichzeitig das persönliche Wissen und die Lebenserfahrung positiv entwickelt werden. Da dies im normalen Schul-Alltag eine Utopie für jeden einzelnen Lehrer und jede einzelne Unterrichtsstunde ist, muss man auf ein Schulbetriebssystem setzen, das die folgenden Überlegungen kontinuierlich vermitteln kann: Nimm die Lehrer mit ihren Ecken und Kanten. Erwarte nicht, dass sie es alle schaffen, dich in einer Ummantelung emotional so zu erreichen, dass du immer gerne lernst und konzentriert aufpasst. Verlasse dich in erster Linie genau auf dich selbst. Du besitzt genügend eigene Persönlichkeit, um die fachliche Kompetenz deiner Lehrer zu nutzen. Genieße die Lehrer, zu denen du den richtigen Draht bekommst, aber verzweifle nicht an denen, die dir nicht so liegen. Es gibt immer ein Gesamtsystem Schule, das dich stützt, berät und deine Qualitäten schätzt. Auch wenn die Noten vielleicht nicht so gut sein sollten.“

Das ist es, was Schule insgesamt vermitteln können sollte. Die Relativität der Noten. Wie viele Fachleute, die früher in der Schule ihrem Fach gar nicht so gut waren. Da die gängigen Schulstrukturen nicht darauf angelegt sind, den einzelnen Schüler individuell fördern zu können, jeden auf seinem aktuellen Wissens- und Leistungsstand und jeden mit seiner eigenen Lerngeschwindigkeit und seiner eigenen Zieldefinition, muss man die Noten prinzipiell relativieren und als Betriebssystem Schule dauernd klar machen: Eine Drei minus in Klasse 9 Mathematik heißt nicht Drei minus als späterer Soziologe oder Verwaltungsfachmann. ( Übrigens: ich schließe bei Schüler natürlich immer Schülerin mit ein, bei Soziologe die Soziologin und beim Verwaltungsfachmann die Verwaltungsfachfrau. Mir ist es im Moment nur zu sperrig, Schüler/in oder Schülerin und Schüler zu schreiben und SchülerIn mag ich nicht.) Ich habe so viele lebenserfolgreiche Biographien erfahren, die „mittelmäßig“ in der Schule begannen, dass ich mich eigentlich wundere, dass das Prinzip der Relativität von Noten nicht schon lange in allen Köpfen ist. Von klein auf. Die Nachrichtensprecherin, die erst spät zu sprechen begann, der Profi-Fußballer, der erst spät zu laufen anfing, der Informatiker, der in Klasse 6 seine großen Probleme mit Zahlen hatte … Sie selbst können sicher auch bei sich genügend Bereiche finden, in denen Sie sich heute kompetent fühlen, in denen Sie in Ihrer Jugend noch kein Land sahen. Oder Ihre Noten so waren, dass Sie damals persönliche Schwachstellen vermuteten. Anstatt die unterschiedliche Entwicklung von uns Menschen in den verschiedensten Bereichen des Lebens als Grundlage mit einzubeziehen.

Nur ein Bruchteil unserer Fähigkeiten wird schulisch erfasst. Deshalb keine Angst vor der Drei minus. Die gehört zum grünen Bereich. Die Grenze Vier sollte man natürlich wenn möglich immer meiden, weil hinter der Vier die Fünf und damit die Versetzungsordnung schnell mal eine Rolle spielen kann. Das Zauberwort für alle, die Klasse fünf und sechs problemlos hinter sich gebracht haben: Arbeitshaltung. In der 5. Klasse haben wir zum Halbjahr Arbeitshaltungszeugnisse für alle erstellt. A wie sehr gut bis e wie sehr schlecht. Fast jede/r Lehrer/in hatte gepunktet. Vierstündige Fächer wurden doppelt gewertet.

Ob schwarz männlich oder weiblich ist, muss ich Ihnen sicher nicht erzählen. Zu diesem grundsätzlichen Problem später eine grundsätzliche Vision.

19. August 2011

Lehrerkollegium

Abgelegt unter: Kollegium — heinz.bayer @ 21:37

Das ist, wie es ist. Und das für das nächste Vierteljahrhundert. Zumindest in Baden-Württemberg. Der Doppeljahrgang ist 2012 überall durch. Einstellungsstopp für die meisten Fächer. Gar nicht mehr so viele Kolleg/innen, die in den nächsten vier Jahren in Pension gehen. Und dann sind die Kollegien erst einmal ziemlich jung. Ein Vierteljahrhundert zwischen den jüngsten Ältesten und den ältesten Jungen. Kaum jemand wurde zwischendurch eingestellt. Und das Spiel wiederholt sich. Wenn man also davon träumt, dass sein Kind, das gerade die Grundschule besucht, auf das örtliche Gymnasium kommt, das dann nach der Phase der Selbst- und Fremdevaluation wunderbar individuell und nach neuesten pädagogischen und didaktischen Erkenntnissen hocheffizient betreut wird, dann wird man uns Lehrern nicht gerecht. Denn wir sind nicht so, wie man uns in seinen Träumen gerne hätten. Weil wir ganz normale Durchschnittsakademiker sind, bei denen es die ganze Bandbreite von pädagogischen Fähigkeiten gibt. Im Durchschnitt viel besser als unser Ruf. Man merkt es nicht, weil das Problem Schule an ganz anderer Stelle klemmt. Die Vorstellung, Lehrer dürfte man nur werden, wenn man Herz und Seele Vollblut Begnadeter ist, bei dem die richtige Pädagogik Teil der Persönlichkeit ist, ist vollkommen blauäugig und naiv. Fragen Sie einmal Juristen nach Ihrer juristischen Herz-und-Seele-Persönlichkeit oder Betriebswirte. Klar wäre es ein schöner Traum, aber in der Realität muss man mit Tatsachen arbeiten. In der Realität gibt es für die allermeisten zukünftigen Gymnasiasten die normalen Regelgymnasien mit einer Lehrerverteilung nach dem Gießkannenprinzip. Wir Lehrer werden einfach nach Bedarf verteilt. Nur in absoluten Ausnahmefällen nach den pädagogischen Vorstellungen der Schule, wie das in der Schweiz der Fall ist. Fakt ist: Unsere Ausbildung gibt uns die fachliche Kompetenz. Genau das sollte man als schlichte reale Grundlage ansetzen und mit einem komfortablen Betriebssystem Schule samt einem möglichst zufriedenen schulaktiven Kollegium gute Arbeit machen. Die jetzigen Lehrerkollegien sind – zumindest in BW – die real existierenden Lehrerkollegien der nächsten 25 Jahre.

Eine Schule sollte neben den notwendigen fachlichen Fähigkeiten auf die speziellen Fähigkeiten der einzelnen Kollegen setzen und ihnen genügend Raum geben, diese auch einzusetzen. Das Prinzip Kaktus auch für Lehrer. Und bitte kein pädagogisches Prinzip einführen, das nicht zum Kollegium passt. Man muss jetzt zumindest dem Gießkannenprinzip Rechnung tragen. Gute Schule baut man mit den Fähigkeiten der existierenden Kolleginnen und Kollegen. Nicht an ihnen vorbei.

Dem Kollegium muss es gut gehen. In einer Zeit, in der man haushaltsmäßig nicht aus dem Vollen schöpfen kann, ein zentraler Ansatz. Man achte auf das Wohlfühlen der einzelnen Kolleginnen und Kollegen, wenn man gute Schule machen will. Mit Kollegen, die sich nicht wohlfühlen, ist kein pädagogischer Blumentopf zu gewinnen.

Für Chefs gilt deshalb: Halten Sie die die Hierarchien so flach wie möglich. Erweitern Sie Ihr Direktionsumfeld so breit wie möglich. In der Schweiz scheint es in diesem Bereich viel weniger schwierig zu sein, Direktionsteams an Schulen zu installieren. Deutsche Schulen könnten sich davon ein dickes Stück Kuchen abschneiden.

Klar. Am Ende trägt immer der Chef die Verantwortung. Deshalb ist das „Zulassen und Vertrauen“ anfangs ja auch so eine schwierige Aufgabe für Direktoren. Weil man beim Prinzip Kaktus die Fäden aus der Hand geben muss.

27. August 2011

Das pädagogische Betriebssystem

Abgelegt unter: Betriebssystem — heinz.bayer @ 19:38

Die Ausgangslage ist jetzt klar, denke ich: Ein handelsübliches staatliches Gymnasium, ein handelsübliches gut ausgebildetes Lehrerkollegium mit Gießkannenprinzip zugeteilt, die pädagogische Grundidee mit einem Menschenbild, dass Kinder als dick eingepackte, aber schon weit ausgereifte Persönlichkeiten begreift, die man menschlich als Kunden zu behandeln hat, wenn man natürlich niemals auf alle Kundenwünsche eingehen darf. Eine nicht ganz einfache Aufgabe.

Fünferhaus

Da kommen also die Kunden an, neugierig und so unterschiedlich, wie es unterschiedlicher nicht sein kann. Da diese neuen Fäustlinge bei uns oft schnell in der Masse der über 1000 Schüler/innen untergingen, haben wir inzwischen eine Stufenpädagogik entwickelt, die dem Übergang gerecht wird. Das Fünferhaus. Danach kommt das Sechserstockwerk und dann der Siebenerflur. Da in der 8. Klasse durch die Profilwahlen ganz neue Klassenzusammensetzungen entstehen, ist das Ziel, bis dahin ein Stufengefühl zu erzeugen, das in Klasse 8 keine großen Klassenklimaprobleme aufkommen lässt.

In solch einer überschaubaren Gruppe von Kunden ist es viel leichter, die Grundmuster eines guten Betriebssystems einzusetzen.

Kunden dürfen nie den Eindruck haben, dass sie nicht ernst genommen werden.

Das Klassenklima muss von Anfang an an erster Position stehen. Störungen müssen Vorrang haben, denn nur mit einem guten Klassenklima ist es möglich, seine Fähigkeiten auch wirklich auszuspielen. Dazu gehören auch klare Vorgaben an die Kunden selbst, wie man sich untereinander verhält. Fair miteinander umzugehen hat viel damit zu tun, wie man sich als Mensch und seinen vielen Facetten ernst nehmen kann. Und damit auch andere leichter ernst nimmt. Mobbing muss Folgen haben und darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Jeder muss sich in einer Klasse wohlfühlen. Auch Einzelgänger.

Ein Betriebssystem für alle vereinfacht die Kontrolle darüber. Damit kann auch der einzelne Klassenlehrer der bei der Gesamtverantwortung wesentlich unterstützt werden, wenn er es zulassen und nutzen kann und will.

Das betreuende Betriebssystem

Flügelverleih, Fünferhaus, Lerncoachs, Personalcoachs, Paten, Streitschlichter, Sozialarbeiterin, Beratungslehrerin, Vertrauenslehrerteam, Mediationsteam, Laufbahnberatung und auch alle schüleraktiven Bereiche wie Sport mit Sportmentoren, die Theater AGs, den Chor oder die fausteams muss man zum betreuenden Betriebssystem zählen. Denn sie helfen natürlich zentral mit, dass die Identifikation mit dem Lebensraum Schule besser funktioniert und je besser die Identifikation desto einfacher der Weg zur richtigen Arbeitshaltung. Und dann noch die Spezialbetreuung Versetzungsgefährdeter, die wie seit 4 Jahren durchführen. Samt einer neuen Idee, mit zukünftigen Versetzungsgefährdeten der 5. und 6. Klasse, bei denen man gefühlt annimmt, dass es in der Mittelstufe große Probleme geben wird, gleich zu Beginn individuell zu arbeiten. JUMP & WIN heißt das Programm und wurde im letzten Schuljahr zum ersten Mal getestet. Der Erfolg für den Anfang nicht schlecht. Wird weiter optimiert. Für die Fünftklässler haben wir ein spezielles Hausaufgabenheft entwickelt und für jeden Fünftklässler drucken lassen, in dem sich die wesentlichen Vorstellungen des bisher beschriebenen pädagogischen Grundmusters Woche für Woche neu durchziehen. Für JUMP wurde ein noch enger geführtes Hausaufgabenheft verwendet. Auf www.faust-verleiht-fluegel.de unter der Rubrik Betreuungssysteme als pdf zu finden..

Auf vielfache Nachfrage, ob es das allgemeine Hausaufgabenheft für unsere fünften Klassen auch zu kaufen gäbe, kann man inzwischen sagen: Ja klar. Buchhandel. Hausaufgabenbuch eins. Beim www.vinclair-verlag.de kann man sogar ein wenig reinschmökern. Unter www.vorne-auf-der-welle.de wird es auch schon besprochen.

2. September 2011

Schülerschule die zweite

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz.bayer @ 22:27

Im nächsten Jahr starten wir am Faust einen weiteren Neulandversuch.

Da wir zu viele Bewerbungen (über 70 aus den Klassen 9 bis 12) für unsere Nachmittagsschule haben, coachseits, werden wir ein individualisiertes Zusatzprogramm auflegen. Fachmodule durch Coachs anbieten. Ich wieder hole noch einmal die Vision aus dem Jahre 2008:

Was uns bei Unterstützung vorschwebt, ist auch die Möglichkeit, von der einstündigen Mittagspause 30 Minuten schulischen Unterstützungs-Angeboten anzubieten. Raum 301 Wurzelrechnen, Raum 302 Integrieren leicht gemacht … Schüler für Schüler. Warum nicht. Schätze heben sage ich nur. An so einer Schule liegt so viel nutzbares Wissen brach. Oder Buchungsangebote: Ein Teil einer Klasse bucht sich einen Coach zum Thema „Planetarisches Wind­system“, weil in zwei Tagen in Geographie eine Arbeit ansteht. Ich will die Möglichkeiten hier nur anreißen. Will einfach nur zeigen: Schülerschule ist extrem entwicklungsfähig, wenn es reguläre finanzielle Unterstützungssysteme gäbe. Von Eltern bezahlte haben eine viel kleinere Wirkung.

Fazit: Wir könnten mit dem gleichen Kostenaufwand eine wesentlich effektivere Ganztagesbetreuung gestalten wie mit den offiziell angedachten Konzepten.

Diese damals angedachten Spezialkurse können wir inzwischen tatsächlich auch bezahlen, die Kurse werden wir natürlich auch am Nachmittag auflegen. Ein flexibles Kurznachhilfesystem, das man individuell buchen kann. Und auch einer Ferienschule kommen wir mit diesem System näher. Im nächsten Schuljahr werden wir es mit unserem jungen Kollegium der Nachmittagsschule durchsprechen, wer sich dafür bereitfinden würde. Immerhin sind die Räumlichkeiten da. Für so manchen wäre das sicher eine sinnvollere Lösung als das leidige Sitzenbleiben. Die Idee, die dahinter steckt, heißt natürlich: Unsere Sitzenbleiberquote, die wir mit den individuellen Betreuungssystemen in den letzten Jahren sowieso massiv heruntergefahren haben, noch weiter abzusenken.

Kombiniert muss das Ganze weiter durch eine individuelle Laufbahnberatung werden, denn der Weg am allgemeinbildenden Gymnasium ist einfach nicht für jeden der richtige, auch wenn es vielleicht am Anfang ganz gut ausgesehen hat. Es gibt so viele andere Wege zum Abitur, dass man oft nur richtig informieren muss, um die besseren Weichen zu stellen.

Die Feinheiten des Schüler-wirklich-ernst-nehmen-Systems habe ich im ersten Schweizermesserbuch zur Genüge beschrieben. Es gilt für die außerunterrichtliche Schülerschule wie für die, an der wir mit dem Flügelverleih und dem Zusatzcoaching bauen. Der große Vorteil, mit einem so jungen und dynamischen Kollegium abreiten zu können, liegt in einem nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt. Wenn 10% der Schüler/innen aus den Klassen 9 bis 12 als „Lehrer“ selbst lehren, dann entsteht ein breiteres Verständnis für Schule an sich. Wer selbst regelmäßig Lehrerprobleme kennenlernt, nimmt Schule ernsthafter an. Wir beobachten automatische Leistungssteigerungen bei unseren Coachs im schulischen Bereich. Coachen steigert die eigene Arbeitshaltung und damit die eigenen Schulleistungen. Klare Sache. Zertifikate am Ende des Schuljahres stärken diese Entwicklung.

DIE ZENTRALEN AUSSAGEN DES KONZEPTS DER FAUSTEAMS

Studioteam, Podcastteam, Programmierteam, Schülerbüro-Team, Patenteams, Aktionsteams, OpenAirTeam, Sprecherteams, Lerncoachteam,  … sind aktuelle eigenständige Schülerteams am Faust-Gymnasium innerhalb des Gesamtkonzepts „fausteams“. Sie bauen auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und die speziellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, die momentan auf der Schule sind.

„3% eines Jahrgangs sind innerhalb der Schule hochaktiv, wenn man ihnen eigenverantwortlich die Möglichkeit dazu gibt. Mit dem persönlichen Umfeld werden daraus 10% Aktive. Und 10% Aktive können das Bild einer Schule wesentlich verändern, wenn man dies zulässt.“ So unsere zentralen Konzeptaussagen, die im Rahmen des anerkannten dezentrales EXPO2000 Projekt „Schülerschule“ veröffentlicht wurden. Sie gelten immer noch.

…. gehörte als Lerncoach zum Kreis der Aktiven am Faust.

Etwa 70 Lerncoachs arbeiten z.Zt. am Faust-Gymnasium in der faustspezifischen Nachmittagsschule, genannt Flügelverleih, bei der Hausaufgabenbetreuung und bei den Zusatzangeboten. „Dem Lernen Flügel verleihen“ lautet das Motto.

Die Idee: Die zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Ausbildner/innen, Professor/innen etc mit ihren Fähigkeiten schon früh in die Schule einzubinden. Zum Vorteil beider Seiten. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben am Faust-Gymnasium ein exklusives, zusätzliches, junges Schülerkollegium, das mit eigenen Arbeitsverträgen und mindestens 3 pädagogischen Tagen im Jahr hochwertige Arbeit macht.

….. gehörte zu diesem Kollegium.

Ohne Aktive wie …. wäre das Konzept des Flügelverleihs nicht umsetzbar.

Wir bescheinigen ihm mit diesem Zertifikat Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit,

Einfühlungsvermögen, Ideenreichtum bei der Betreuung junger Menschen und einen äußerst angenehmen und positiven Umgang mit jüngeren Schüler/innen.

Also Coach hat …. eine zuverlässige und professionelle Arbeit gemacht.

Mit unserem Coachssystem haben wir es inzwischen fertiggebracht, einen noch größeren Anteil unserer Schüler in den Aktivbereich der Schule zu holen. Zum Vorteil für beide Seiten.

Visionen am Ende:

Dieses pädagogische Schweizermesser wird viel kürzer als das erste. Weil es eigentlich nur, aufbauend auf der Nummer 1, die aktuelle Optimierung des pädagogischen Betriebs- und Betreuungssystems am Faust der letzten 4 Jahre beschreibt.

Zwei Visionen würde ich auch hier gerne an den Schluss packen.

Erstens: Ein Appell an die Politik: Lasst Schulen auch nebenbei ihr eigenes Geld verdienen, ohne ihnen immer lästige Steine in den Weg zu legen und aktive Schulen zu schwarzen Kassen zu zwingen. Was bitteschön spricht denn zum Beispiel gegen eine kreative eigene Finanzierung von Spinden, die in den nächsten Jahren nicht so einfach in den Haushalt passen. Dafür ins aktuelle pädagogische Konzept. Das kommt allen zu Gute, aktiviert ungemein und macht wirklich Sinn. Vielleicht liest das ja zufällig mal ein Finanzpolitiker, der das auf politisch relevanter Ebene vertreten könnte. Wir könnten ihm viele funktionierende Beispiele aus der Praxis liefern.

Zweitens:

Da wird es schon viel schwieriger. Aber vielleicht ergibt sich ja etwas mit der aktuellen Ansage der neuen Regierung in BW, dass G8 und G9 an Schulen parallel laufen darf, wenn man dies vor Ort auch will. Ich deute die Idee A einfach nur kurz mit zwei Bildern an: Bild Nummer eins: Schon bei Fünfklässlern tauchen in gehäufter Zahl junge Menschen an den Gymnasien auf, deren Arbeitshaltung darauf schließen lässt, dass sie mit den offenen Systemen der modernen Unterrichts nicht gut bedient sind. Zum Großteil sind diese jungen Menschen männlich. Könnte man mit dem Fünftel mit den schlechtesten Arbeitshaltungszeugnissen aus unserer fünf fünften Klassen eine extra Klasse bilden, die viel enger geführt wäre, der viel klarere Grenzen aufgezeigt würde und in der man sich besser auf die überwiegend männliche Klientel einstellen könnte, dann wäre allen gedient. Den übrigen vier Klassen, die viel effektiver und ungestörter arbeiten könnten. Und der Spezialklasse zur Förderung einer verbesserten Arbeitshaltung und späteren Wiedereingliederung in das laufende offene System. Ende 6 wäre ein gute Möglichkeit. Die Schwierigkeit bestünde nur in der Gefahr der Stigmatisierung der Spezialklasse, der  man früh entgegenhalten müsste. Finanziell dürfe da Ganze nicht mehr Deputatsstunden verschlingen als eine zusätzliche G9 Schiene an einer G8 Schule, wie es ja von der Regierung in BW angedacht ist.

Oder wie wäre es damit: Idee B. Wenn schon G8 und G9 parallel, dann so:

Man bietet am Gymnasium von Anfang an 2 Züge an. G8 und G9. Diese Züge kommen wieder zusammen, wenn alle in die 8. Klasse wechseln. G9 macht 5, 6 und 7 in 4 Jahren. Also für G8 die dicke Packung Schule in den ersten 3 Jahren vor der vollen Pubertät. Für G8. Echte Ganztagesschule mit echter Rhythmisierung. Schüler/innen mit G8 Fähigkeiten schaffen das gut. Finden ihren Platz. Brauchen nicht dieses „Aber die armen Kleinen dürfen keinen Nachmittagsunterricht haben.“ Die echte Rhythmisierung sollte aber auch bei G9 funktionieren. Allerdings mit mehr Zusatzunterstützung der Hausaufgaben und des Lernstoffes. Und mit vielen Projektangeboten. Also auch Richtung Ganztagesschule. Was nützt es einem jungen Mann, dessen Eltern am Nachmittag nicht zu Hause sind, wenn er, weil nicht eigenständig genug, G9 macht, fast nur vormittags Schule hat, aber am Nachmittag zu Hause abhängt. Am Computer fest hängt. G9 müsste also, wenn es darum geht, alle ins Boot zu holen, auch Ganztagesschule sein – verpflichtend. G9er eben mit weniger Unterricht. Ende der 7. bzw 8. Klasse kämen alle wieder in gemeinsame Klassen. 8.,9. und 10. Klasse wäre für alle mit wesentlich weniger Nachmittagsunterricht als jetzt bei G8. Damit mehr Zeit bleibt, sich zu orientieren. Auch sich mehr einzubringen, denken wir an Leute wie unsere Lerncoachs, die im Ganztagesbereich arbeiten. Außerunterrichtliche Projekte könnten wieder wie zu G9 Zeiten laufen. Unseren früher am Faust von Schülern selbstorganisierten Tonstudio- und Bandbereich haben wir geschlossen, als G9 am Ende war. Zeichen des Zeitenwandels. Bei diesem Modell wäre die schulische Belastung auch für alle Schüler/innen in der Zentralphase des pubertären Gehirnumbaus reduziert. Das halte ich für wichtig. Genau da. In dieser Phase braucht der junge Mensch echte Lebens- und Entwicklungszeit. Hier müssen Angebote her, die Identifikationsmöglichkeiten mit der Schule geben, damit der von der Natur aus gesehen so unnatürliche Prozess, den jungen Menschen noch jahrelang in Ausbildung zu halten, obwohl seine Entwicklung schon lange signalisiert: Ich bin schon fähig, Verantwortung zu übernehmen. Genau hier müsste Schule Bereiche bieten können, die Verantwortung von jungen Menschen verlangt. Das Prinzip Schülerschule bietet sich geradezu an. Hier kann man Verantwortung mit Bereichen verknüpfen, die jugendgerecht sind und ohne Benotung auskommen. Die mit Zertifikaten belohnt werden können und oft schon erste Schritte in ein späteres Berufsleben darstellen. So steht im Zertifikat unserer derzeitigen Lerncoachs:

DIE ZENTRALEN AUSSAGEN DES KONZEPTS DER FAUSTEAMS

Studioteam, Podcastteam, Programmierteam, Schülerbüro-Team, Patenteams, Aktionsteams, OpenAirTeam, Sprecherteams, Lerncoachteam,  … sind aktuelle eigenständige Schülerteams am Faust-Gymnasium innerhalb des Gesamtkonzepts „fausteams“. Sie bauen auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und die speziellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, die momentan auf der Schule sind.

„3% eines Jahrgangs sind innerhalb der Schule hochaktiv, wenn man ihnen eigenverantwortlich die Möglichkeit dazu gibt. Mit dem persönlichen Umfeld werden daraus 10% Aktive. Und 10% Aktive können das Bild einer Schule wesentlich verändern, wenn man dies zulässt.“ So unsere zentralen Konzeptaussagen, die im Rahmen des anerkannten dezentralen EXPO2000 Projekts „Schülerschule“ veröffentlicht wurden. Sie gelten immer noch.

…….. gehörte als Lerncoach zum Kreis der Aktiven am Faust.

Etwa 70 Lerncoachs arbeiten z.Z.. am Faust-Gymnasium in der faustspezifischen Nachmittagsschule, genannt Flügelverleih, bei der Hausaufgabenbetreuung und bei den Zusatzangeboten. „Dem Lernen Flügel verleihen“ lautet das Motto.

Die Idee: Die zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Ausbildner/innen, Professor/innen etc. mit ihren Fähigkeiten schon früh in die Schule einzubinden. Zum Vorteil beider Seiten. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben am Faust-Gymnasium ein exklusives, zusätzliches, junges Schülerkollegium, das mit eigenen Arbeitsverträgen und mindestens 3 pädagogischen Tagen im Jahr hochwertige Arbeit macht.

……… gehörte zu diesem Kollegium.

Ohne aktive Schüler/innen wie ………… wäre das Konzept des Flügelverleihs nicht umsetzbar.

Wir bescheinigen ihr/ihm mit diesem Zertifikat Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit,

Einfühlungsvermögen, Ideenreichtum bei der Betreuung junger Menschen und einen äußerst angenehmen und positiven Umgang mit jüngeren Schüler/innen.

Also Coach hat sie/er eine zuverlässige und professionelle Arbeit gemacht.

Genau so funktioniert ja auch heute schon unser System, junge Menschen in der Schule ernsthaft mit einzubinden. Weil es sich um ernstzunehmende junge Menschen handelt. Hört sich banal an, ist es aber leider in der Praxis nicht. Das Menschenbild, das an Schulen von allen Seiten, Eltern, Schüler und Lehrer verwendet wird, ist meist ein anderes. Man weiß es natürlich theoretisch, dass da die Persönlichkeiten und Fachleute der Zukunft sitzen, tut aber so, als würden die Persönlichkeiten erst entstehen, wenn diese ganze Ausbildung zu Ende ist. Ein fataler Denkfehler.

An so einer Schule mit G8/G9 müsste ein Daueraugenmerk auf Kommunikation zwischen den beiden Zügen stattfinden. Das Menschenbild müsste an der Schule klar vorherrschen, dass manche Persönlichkeiten eine schnellere und andere eine langsamere Ausbildung bevorzugen sollten. Weil wir Menschen uns einfach nicht gleich getaktet entwickeln. Mit dieser Gewissheit im Gepäck müsste es möglich sein, spannungsfrei verschiedene Züge parallel an einer Schule laufen zu lassen. Nur einfach so eingebaut in eine normale Schulstruktur wäre es meiner Meinung nach eine pädagogische Fehlentwicklung. Dann bitte lieber G8 weiter für alle.

Was ich selbst bevorzuge, fragen Sie, wenn ich wählen dürfte? G8 oder G9?

Ich gestehe: Ich bin mit G9 groß geworden, habe mit vielen pädagogisch versierten Menschen ein System entwickelt, das wir Schülerschule genannt haben und mit dem wir EXPO2000 geadelt wurden. Weil die Mitglieder der internationalen Jury zu unseren Konzepten ganz klar gemeint haben: Solche Möglichkeiten der eigenständigen Projektarbeit hätten sie selbst gerne an ihrer eigenen Schule gehabt. Und für ihre eigenen Kinder hätten sie so etwas auch gerne. Mit G9 war eigenständige Teamarbeit einfacher, weil mehr Freiräume da waren. Speziell für Schüler/innen, die Schule problemlos meistern konnten. Deshalb habe ich natürlich G9 mit Wehmut verabschiedet. Ich persönlich wollte aber bitte nicht in den letzten paar Jahren meiner Lehrertätigkeit noch einmal diesen Kraftakt der Umstellung vollziehen. Wir waren sehr stolz darauf, dass wir auch G8 an unserer Schule gemeistert haben.

Nachwort zum ersten und neuen Schweizermesser-Teil:

Ich bin jetzt 60 Jahre alt. Besitze über 30 Jahre intensive Schulerfahrung in einem speziellen Bereich der Schüleraktivierung, der sich gerade in der heutigen Zeit anbietet, an Schulen eingesetzt zu werden. An jeder Schule auf ganz eigene Art und Weise. Nur das Menschenbild dahinter muss stimmen. Der Rest ist individuell. Ich selbst werde mich so langsam Stück für Stück auf den rein schreibenden und beratenden Bereich zurückziehen, unser eigenes Faust-System ist bei den jungen Kolleg/innen auch schon richtig gut aufgehoben. Unsere intensive Generationenarbeit, die uns immer sehr wichtig war, hat wunderbar funktioniert. Eine professionelle Übergabe einer Schule an eine Generation mit einem Altersabstand von einem Vierteljahrhundert benötigt Jahre und viel Zeit. Die sich aber lohnt.

Heinz Bayer                           August 2011

10. September 2011

1. Woche – Hippocampus

Abgelegt unter: Gehirn — heinz.bayer @ 10:43

Sie hätten gerne, dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn schon gleich in der 5. Klasse den richtigen Start findet? Kein Problem, sage ich Ihnen ….. nur…! Na ja. Dieses „nur“ ist leider oftmals so gewaltig, dass dieser Start eben doch ein Problem ist. Stellen Sie sich vor, Ihr Sohn (oder Ihre Tochter) besitzt ein Kinder-Dreirad und ein Rennrad mit 21 Gängen. Und er steigt auf das Dreirad, um an einem Rennen teilzunehmen, das er gewinnen will. Nur hat man ganz vergessen, ihm zu sagen, dass er mit dem Rennrad viel leichter und extrem viel schneller ans Ziel kommt. Unterstützen Sie mit solchen Beispielen bei Ihrem Kind unser Bemühen, diese verrückte Lern-Geschichte, bei der unser Hirn entweder mit dem Dreirad oder dem Rennrad losdüst, auf Rennrad zu setzen. Nicht Mandelkern, sondern Hippocampus. Den richtigen Gehirnbereich einsetzen. Ja, so ist das tatsächlich. Wer es schafft, sein Gehirn davon zu überzeugen, dass das, was man da gerade macht, richtig toll ist– zum Beispiel mathematische Kompetenzen erwerben – der lernt im richtigen Gehirnbereich leichter, schneller und nachhaltiger. Wer einer unter Kids weit verbreiteten Mär nachhängt, dass Arbeiten blöd, Streber sein das Letzte und Schule ein Ort ist, an dem junge, lustige Menschen von doofen Lehrern mit schlechten Noten gequält werden, der fährt Dreirad. Ist Mandelkernarbeiter. Man sollte wissen, dass ein Gehirn in etwa so funktioniert. Wenn es die Gehirnforscher schon herausgefunden haben, sollte man es als Schüler/in auch anwenden können. Welcher Spitzensportler ignoriert schon Forschungsergebnisse, die ihn leistungsfähiger machen.

Und bitte machen sie von Anfang an nicht den Elternstandardfehler Nummer eins: Wenn es nicht klappt mit der Begeisterung, dann kann der Lehrer eben schlecht motivieren. Deckel zu. Schuldiger gefunden. Seien Sie Realist: Ihre Tochter bzw Ihr Sohn ist der Hauptakteur. Die Lehrer müssen gedanklich möglichst eine Nebenrolle spielen. Dann ist der Schulerfolg am größten. Und wenn der Lehrers seine „Nebenrolle“ toll spielt – die allermeisten machen das übrigens auch – dann freuen Sie sich. Klar doch. Erläutern Sie Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter die Hippocampus Geschichte vielleicht mit dem 1. Filmchen auf www.maennerrevolte.de

Und sagen Sie Oma und Opa, Sie könnten sich gerne unter www.opakoffer.de mit einklinken. Und sie könnten eventuell einen ungewöhnlichen Beitrag für die Bildung ihres Enkelkindes leisten.

01 Hippocampus die Seite als pdf

17. September 2011

2. Woche – Vorne auf der Welle

Abgelegt unter: Ernst nehmen — heinz.bayer @ 05:45

Darf ich Ihnen zur  Beschreibung der „Vorne auf der Welle“- Visualisierung eine Geschichte erzählen? Es ist viele Jahre her. Ich war junger Vertrauenslehrer, immer vermittelnd zwischen Schülern und Lehrern, wenn es Probleme gab. Und natürlich gibt es an Schulen in unserer Größe dauernd irgendwelche Verständigungsprobleme. Eines Tages kamen in der Pause zwei Siebtklässlerinnen – völlig aufgelöst – zu mir. Ihre Mathelehrerin sei fruchtbar zu ihnen. Sie würden geschnitten, kämen nie dran, obwohl sie immer streckten, schrieben nur schlechte Noten, würden unfair behandelt. Die Kollegin habe einfach Lieblingsschüler und sie gehörten nicht dazu. Und so weiter und so weiter. Kurzum: Echter Handlungsbedarf für einen Vertrauenslehrer. „Ich rede mit Frau P“ versprach ich. „ Könnt ihr in zwei Wochen wieder vorbeikommen, dann schauen wir mal, ob mein Gespräch etwas gebracht hat.“ Als die beiden nach zwei Wochen auf mich zukamen, war’s mir ziemlich peinlich. Ich hatte das Gespräch mit der Kollegin total verschwitzt. Fragte aber erst einmal, ohne mich zu outen: „Und, wie geht es inzwischen?“ „Ach Herr Bayer. Alles ist gut. Frau P nimmt uns jetzt ganz oft dran, ist freundlich zu uns und wir haben in der letzten Arbeit beide eine Zwei geschrieben. Man merkt es so, dass Sie mit Frau P gesprochen haben.“ Das was es also: Mein pädagogisches Aha Erlebnis als junger Lehrer. Ich verabschiedete mich damals mit guten Wünschen und dem Versprechen, wenn es wieder schlechter würde, immer für die beiden da zu sein. Sie kamen nie mehr. Als ich Kollegin P nach diesem Ereignis befragte, ob sie bei den beiden Schülerinnen in letzter Zeit etwas bemerkt hätte, erzählte sie, wie die beiden von einem Tag auf den anderen wie umgewandelt gewesen wären. Freundlich und aufgeschlossen. Sie würden jetzt plötzlich mitarbeiten und beide hätten schon eine richtig gute Note in der letzten Arbeit geschrieben. That’s it. Den Schalter umlegen. Die Blickrichtung ändern.

Ja, diese Geschichte habe ich schon oft erzählt. Sie ist für mich Ausdruck von „Vorne auf der Welle stehen“. Nur mit der Gewissheit ausgestattet, dass ich mit ihrer Lehrerin gesprochen hatte, erlebten zwei Schülerinnen denselben Unterricht mit ganz anderen Augen. Der Mandelkern hatte da auf Hippocampus umgeschaltet, würde ich heute sagen. Die beiden stellten sich positiv vorne auf die Welle und konnten ihre Fähigkeiten entspannt ins Spiel bringen. Na ja: Und seit damals betreue ich Schüler/innen in erster Linie erfolgreich genau mit diesem Ansatz, sich selbst zu helfen, den Blickwinkel zu ändern, Schule positiv zu sehen und vorne auf die Welle zu klettern. Den beiden Schülerinnen habe ich meine Vergesslichkeit übrigens erst beim Abitur gebeichtet. Mathe Leistungskurs. 12 und 13 Punkte. Wir haben herzlich gelacht.

Hier die Seite zwei als pdf zum Download

02 Vorne auf der Welle

23. September 2011

3. Woche – Kann Ihr Kind zuhören?

Abgelegt unter: Zuhören — heinz.bayer @ 07:43

Hier erst einmal Seite drei des Hausaufgabenheftes als pdf: Zuhören können

Wir schreiben die 3. Woche in der fünften Klasse. Wenn man bei den ersten Elternabenden einzelne Eltern über den eigenen Unterricht befragt, dann hat man schnell den Eindruck, man hört sich mindest 10 verschiedene Geschichten an, die nichts miteinander zu tun haben. Die von unterschiedlichsten Lehrern erzählen. Das ist ganz logisch, weil wir Menschen sehr individuell wahrnehmen. Deshalb werden Sie bei der Frage, wie Ihre Tochter oder Ihr Sohn im Unterricht aufpassen kann und wie sie bzw. er es denn schafft, seinen Mitschüler/innen zuzuhören, sicher in den allermeisten Fällen beruhigt hören, dass Ihr Kind das natürlich gut kann. Leider ist das in der Praxis sehr häufig überhaupt nicht so. Auch wenn Ihr Kind diesen Eindruck hat. Deshalb: Nehmen Sie sich diese Woche die Zeit, das Thema zu vertiefen. Es wäre für viele Kinder so einfach, Schule gut zu machen, wenn sie Mitschüler/innen zuhören könnten und nicht nur dem Lehrer. Reden Sie über komplexe Lernprozesse, die dauernd passieren, wenn der Kopf sich mit einem Thema beschäftigt. Schauen Sie sich doch zusammen das Filmchen an, das ich dazu gezeichnet habe. Seit 15 Jahren kritzle ich Visualisierungen auf Blätter, wenn ich Schüler berate, wie sie ihre Schulprobleme lösen. Die Erkenntnis: Alle, die ernsthaft ein Interesse daran haben, selbst Schulprobleme zu lösen bzw. gar nicht aufkommen zu lassen, können dies mit Visualisierungen viel einfacher. Schon von der fünften Klasse an. Denn es geht bei Veränderungen ja um länger dauernde Prozesse. Bilder, die man über den Schreibtisch hängt oder täglich im Hausaufgabenheft sieht und die man bei jedem Betrachten schnell versteht, wenn man den Sinn des Bildes einmal kapiert hat, wiederholt man damit wie beim Vokabellernen und kann Vorsätze besser umsetzen.

Die Zeit, die Sie hier investieren, kommt übrigens Ihren Nerven in zwei, drei Jahren sehr zugute, wenn ich das mal so salopp sagen darf.

Und hier noch der Link zum Visualisierungs-Filmchen.

30. September 2011

4. Woche – Zeitmanagement

Abgelegt unter: Elterncoaching, Pädagogisches — heinz.bayer @ 19:30

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Liebe Mamas und Papas

Manchmal träumt man als Lehrer davon, dass die Mamas und Papas, die bei Elternabenden vom Untericht erzählen, als würden Sie immer mit drinsitzen, Mäuschen spielen dürften. Klammheimlich die morgendlichen Stories in echt ansehen, die dann am Mittagstisch durch einen wundervollen Filter erzählt werden. Über eines würden Sie sich total wundern: Wie viel Zeit viele Ihrer Kinder einfach  verschenken, indem sie Späßchen machen in einer Schule, die viel entspannter und liberaler geworden ist, seit Sie sie verlassen haben. Die Geschichten, die Sie zu hören bekommen, sind aber meist immer noch so, dass Sie denken, die Schule hätte sich ja überhaupt nicht geändert. Ein großer Trugschluss. Und die Reaktion: Die kleine Ohmacht, die Sie vielleicht seit Ihrer eigenen Schulzeit mit sich herumschleppen, bricht schlagartig aus und rebelliert. Deshalb: Bitte, bevor Sie sich über Schule aufregen: Bei den Lehrern nachfragen. Und prinzipiell immer auf ein gutes Zeitmanagement hinarbeiten. Denn die Erfahrung mit unseren Schüler/innen heißt: Der Späßchenfaktor im Unterricht ist für manche Schüler ein wesentlicher Faktor geworden, der ihnen Zeit raubt. Nein, vergessen Sie es: Kein Vergleich zu Ihrer eigenen Schulzeit. Sagen Sie nie den Satz: “Das war bei mir auch so”.  Die Zeiten haben sich sowas von verändert, dass dieser Satz einfach falsch ist. Also lassen Sie ihn stecken. Ihr Kind muss die Sache wirklich selbst machen – in einer vollkommen anderen Zeit wie der Ihren. Und es macht dies auch.

7. Oktober 2011

5. Woche – Ordnung ist die halbe Miete

Abgelegt unter: Ordnung — heinz.bayer @ 14:31

Wer mich kennt, grinst wahrscheinlich. Leider gehöre ich zu den Menschen, deren Kopf viel zu viele kreative Lebens-Baustellen aufmacht, sodass die eigenen Ordnungsstrukturen oftmals ein wenig untergehen. Als Schüler war das bei mir allerdings anders. Kann ich mich zumindest so erinnern. :-)  Ist ja auch egal, wie das bei mir genau war. Tatsache ist, dass Sie als Eltern Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter einen riesigen Dienst erweisen können, wenn Sie wie bei einem komfortablen Betriebssystem das Richten des Schulranzens, die Struktur des Arbeitsplatzes und die Aufschriebe von Hausaufgaben mit Fingerspitzengefühl begleiten. Soll heißen: Keine langen Vorträge. Es ist für viele – speziell Jungs – ein langer Prozess, den man geduldig begleiten muss. Nie zu viel helfen, aber auch nie zu wenig. Und möglichst häufig im Hintergrund bleiben. Es ist eine echte Lebenshilfe, denn es ist einfach sehr peinlich, wenn man als Schüler in seiner Lebensverplantheit in der Schulstunde das Buch herausnehmen soll und schon wieder merkt, dass es zu Hause auf dem Schreibtisch liegt. Und wenn man mal wieder bemerkt, dass alle die Hausaufgaben ins Heft geschrieben haben, nur man selbst nicht. Und schon wieder einen Strich bekommt.

Eltern sind hier richtig in der Pflicht. Aber sie haben ja dadurch später auch weniger Stress mit der Schule. Also lohnt es sich garantiert.

Ordnungsstrukturen

Hier noch der Link zur Seite für Ihre Tochter oder Ihren Sohn selbst. www.maennerrevolte.de

16. Oktober 2011

6. Woche – Lautstärke zurückdrehen helfen

Abgelegt unter: Lautstärke — heinz.bayer @ 10:45

Sie wollen, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter Schule leicht macht? Gute Noten schreibt? Zufrieden von der Schule heimkommt? Sie haben einen guten Draht zu Ihrem Kind und schaffen es, in Sternstunden der Erziehung eine wirklich ehrliche Aussage über das eigene Verhalten im Unterricht zu erhalten, weil Ihre Tochter oder Ohr Sohn keinen strafenden Blick fürchtet, sondern weiß, dass Sie ein guter Berater sein wollen? Dann versuchen Sie herauszufinden, wie viel Prozent der Unterrichtszeit das Gehirn Ihres Kindes wirklich auch für Unterricht verwendet. Das ist vom Prinzip ein banales und einfaches Erfolgsrezept. In all meinen 5. Klassen der letzten 10 Jahre – so würde ich im Rückblick schätzen – saßen 10% standardlaute Schüler/innen, also junge Menschen, die laut-sein als Lebensstil mit ans Gymnasium bringen. Und noch einmal 10 bis 20% sind es, die sich sehr leicht von standardlauten Schüler/innen kurzzeitig in ebensolche  umwandeln lassen. Standardlaute Schüler kommen im Kopf nie zur Ruhe, das Bewegen und Toben in den Pausen bewirkt keine körperliche Ausgeglichenheit und Ruhe im Kopf. Offener, moderner Unterricht, in dem großer Wert auf Selbstständigkeit gelegt wird, ist für 70 bis 80% der Schüler/innen das Beste …. Für standardlaute und standardlaut Gefährdete aber das reine Gift. Da es aber keine extra eng geführten Klassen für standardlaute junge Menschen gibt, bringt es Ihnen als Eltern von SL Kindern nichts, auf die Lehrer sauer zu sein, die Ihr Kind nicht in den Griff bekommen. Sie sollten selbst an der Standardlautstärke Ihres Kindes behutsam drehen helfen. Und zwar zurückdrehen. Vielleicht hilft ja auch der Opa. :-)

Die Seite im Buch: 6. Woche – Ruhe

Weitere Erläuterungen auch hier und hier und hier. :-)

22. Oktober 2011

7. Woche – Strengt sich Ihr Kind eigentlich an?

Abgelegt unter: Arbeitshaltung — heinz.bayer @ 11:25

Anbei das pdf der Woche: Anstrengen bringt’s

Ich hatte vor Kurzem ein Gespräch mit einer besorgten Mutter, deren Sohn sich zu Hause nicht wirklich anstrengen würde. “Er könnte viel mehr tun,” sage sie. Er gehört aber zu den Schüler, der mit einer sehr guten Arbeitshaltung Schule am Morgen die Taschen vollpackt. Der die wertvolle Zeit am Vormittag nutzt und am Nachmittag Zeit hat. Er wirkt nicht gestresst. Er macht das wie selbstverständlich. Hat in der Arbeitshaltungsnote, die wir vergeben, auch einen vorderen Platz. Als Eltern sehen Sie immer nur den Nachmittag. Sie sollten sich Informationen über den Vormittag holen. Dann können Sie besser einschätzen, wie die Noten Ihres Kindes zu werten sind. Arbeitshaltung ist das Zauberwort. Und Anstrengen, bis man eine Arbeitshaltung hat, die einem viel Zeit und Anstrengung spart.

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29. November 2012

8. Woche – Klassenklima

Abgelegt unter: Klassenklima — heinz.bayer @ 19:49

Hier die aktuelle Seite des Hausaufgabenbuchs: Klassenklima pflegen

Wenn Sie sich irgendwie Sorgen um die Schullaufbahn Ihres Kindes machen, dann können Sie vielleicht an einer Stelle dazu beitragen, die Ihnen noch nie in den Kopf gekommen ist: Am Klassenklima Ihres Kindes. Unterstützen Sie alles, was das Klassenklima verbessern kann. Feiern Sie zusammen mit den anderen Eltern. Denen geht es genau gleich. Alle haben das gleiche Ziel: Alle wollen, dass es ihrem Kind in der Schule gut geht. Am Klassenklima kann man täglich beim Mittag- oder Abendessen drehen. Da sitzen Ihre Kinder mit anderen zukünftigen Leistungsträgern unserer Gesellschaft zusammen in einer Klasse und finden sich vielleicht im Moment gegenseitig doof und eingebildet. Dabei stecken hinter allen Ablehnungs- oder Mobbing-Geschichten in den meisten Fällen eigene Unsicherheiten. Das ist in der Schule auch nicht anders als bei Ihnen im Betrieb. Schüler sind ganz normale Menschen, nur jünger. Aber sie fühlen genauso wie Sie. Wenn Sie sich wohl fühlen, sind Sie leistungsstärker bei Ihrer Arbeit. Klar. Lernen ist Biochemie. Ihr Gehirn ist der Dreh- und Angelpunkt. Wer sich in einer Klasse wohlfühlt, hat die beste Ausgangslage, zufrieden in der Schule zu sein. Nicht nur die Noten sind das Entscheidende für erfolgreiche Schule. Ein ausgefülltes Leben leben zu können, hat viel mit Beziehungsfähigkeit zu tun. Die lernt man am besten in der Schule. Weil da das Gehirn am leistungsfähigsten ist. Wer es nicht schafft, sich in der Schule sein positives persönliches Umfeld zusammenzubauen und teamfähig zu sein, auch wenn manche Teammitglieder ganz anders ticken, der hat nach der Schule damit ein echtes Problem. Also: Achten Sie als Eltern bitte auf das Klassenklima. Sie hören viel darüber. Und Sie haben den einfachen Draht zu den anderen Eltern. Sie haben hierüber viel mehr Einfluss auf die Leistungen Ihrer Kinder, als Sie denken.

Diskutieren Sie doch spaßeshalber mal das “Wochen-Filmchen” auf www.maennerrevolte.de. Vielleicht ist das ein guter Zugang für ein Gespräch.

4. November 2011

9. Woche – Darf Ihr Kind Fehler machen?

Abgelegt unter: Fehler machen — heinz.bayer @ 23:56

Die Seite zum Thema:  Fehler machen dürfen

Oh ja, da wird so viel diskutiert. Pädagogisch. Kerncurriculum, Methodencurriculum, Schulprogramm, Fremdevaluation, Selbstevaluation, Unterrrichtsstil, und, und, und. Alles, damit Ihr Kind durch die Schule eine bessere Startchance bekommt. Dabei besitzt Ihre Tochter oder Ihr Sohn die beste Startchance selbst. Wer einmal weg von den Pädagogen versucht, die Möglichkeiten von besserer Schule auszureizen, der wird beim Thema “Fehler machen” hängen bleiben. Ein einfacher Trick, wenn man ihn beherrscht. Er wird viel zu wenig angewandt. Weil wir Menschen uns davor scheuen, Fehler zu machen. Wahrscheinlich genieren wir uns einfach. Dabei sind Fehler die besten Möglichkeiten, uns weiterzuentwickeln, wenn wir sie uns auch ansehen. Was Sie als Eltern tun können: Weisen Sie Ihre Tochter oder Ihren Sohn immer und immer wieder darauf hin, dass es langfristig die allerprofessionellste Möglichkeit ist, einen guten Schulabschluss zu machen, wenn man sich nach jeder Klassenarbeit genau um seine Fehler kümmert, die man gemacht hat. Und nicht um die Note. Man ist nicht wegen den Noten in der Schule, sondern damit man sich möglichst viele Fähigkeiten zulegt, die man später brauchen kann. Fehler machen hilft dabei ungemein.

12. November 2011

10. Woche – Fragen fragen

Abgelegt unter: Hausaufgabenheft — heinz.bayer @ 08:56

Wie immer die Seite der Woche: Fragen fragen

Wir betreuen an unserer Schule versetzungsgefährdete Schüler auf eine ganz spezielle Art. Ein wesentlicher Ansatz in diesem Konzept lautet: Ihr müsst strecken. Ihr müsst fragen, wenn ihr etwas nicht versteht. Ihr müsst euch einbringen, dann werdet ihr vollautomatisch besser. Schüler, die nicht mitkommen, befinden sich in einem gemeinen Kreislauf von Nichtverstehen und Nichttrauen, sich einzuklinken. Weil sich zu viele Schüler/innen schämen, etwas nicht zu wissen. Schon in unserem ersten Kurs vor vielen Jahren war genau diese Vorgabe, ein Strecktagebuch zu führen, der Knaller. Wir hatten einen Kurs initiiert, bei dem man sich einmal die Woche traf, um kurz zu reflektieren, wie es lief. 10 Wochen vor den Zeugnissen. Lauter versetzungsgefährdete junge Menschen in echter Not, die in dem Kurs gerettet werden sollten. Aber durch den eigenen richtigen Einsatz und nicht durch Nachhilfe im Fach. Power Watching hatten wir den ersten Kurs genannt. Angelehnt an die Idee der Weight Watchers, dass man durch regelmäßiges Austauschen mit Gleichgesinnten echte Fortschritte erzielen kann.

20. November 2011

Liebe Leserinnen und Leser

Abgelegt unter: Pädagogisches — heinz.bayer @ 18:29

Ich bitte um Nachsicht.
Der Beitrag zur 11. Woche unterliegt einer leichten Verzögerung, weil die Verlagschefin des Vinclair-Verlags, also meine Tochter, für die ich hier ja inzwischen blogge, gemeint hat, ich solle die Blog-”Filmchen-Beiträge” doch bitte selbst sprechend kommentieren. Also gut, mach ich das eben auch noch. Aber erst morgen. Oder übermorgen. Da habe ich dann doch noch etwas Berührungsängste. Man darf gespannt sein. :-)

22. November 2011

11. Woche – Schätze heben

Abgelegt unter: Hausaufgabenheft — heinz.bayer @ 23:00

Heute habe ich für den Einstieg ins Blogbesprechen eine kleine Geschichte genommen, die ich für leistungsschwierige Schüler/innen der 5. und 6. Klasse in der Betreuung eingesetzt habe. Zum Teil sehr erfolgreich, wenn die Idee verstanden wurde. Also: Autorenlesung die Erste: Versuchen Sie als Eltern, die “Botschaft” in das Lernverhalten zu übersetzen, dann haben Sie eine große schulische Erziehungsleistung für Ihr Kind vollbracht.

www.maennerrevolte.de

27. November 2011

12. Woche – den Streber streichen

Abgelegt unter: China — heinz.bayer @ 20:26

Chinesen Das Blatt der Woche

Kommen wir zu einer unsäglichen Tradition, die man dringend verändern muss, weil sie eine der größten Bremsen im Schulgeschäft darstellt. Die Sache mit dem gut sein dürfen und gut sein wollen. Die größte Bremse versteckt sich hinter einem kleinen Wort. “Streber”. Selbst Erwachsene zucken. Ein Streber soll ihr Kind nicht sein. Nur sehr gut in der Schule. Streber will keiner sein, oder? Nur der Beste. Aber es soll einem cool zufliegen. Weiß jemand, wie sich so etwas entwickeln konnte? In einer Leistungsgesellschaft muss Leistung in der Schule verschwiegen werden, ist oft richtig peinlich, wird versteckt. Und erst nach der Schule darf man. Nein, da muss man. Verrückte Welt. Dabei sollen unsere Kids dann später als begnadete Ingenieure das “Made in Germany” zum Wohle aller bitteschön weiter pflegen. Wir haben an unserer Schule einen Schüleraustausch mit Shanghai und Wuhan. Dort versteht man das deutsche Streber aber so was von nicht. Als bei einem Vortrag über das deutsche Schulsystem einmal ein chinesischer Schüler fragte, was denn das Abitur in Deutschland kostet und mein Chef meinte:”nichts!” da war minutenlang ein aufgeregtes Gemurmel unter den sonst sehr aufmerksamen und ruhigen Jugendlichen. Dann ergriff einer das Wort und meinte ganz ernst: ” Dann müssen aber die deutscher Schüler sehr glücklich sein.” Ja schön wäre es, denn dann müsste man als Mathelehrer beim Besuch in China nicht feststellen, dass z.B. die Mathematik der chinesischen 10. Klasse bei uns auch von Abiturienten nicht gebracht wird. Wer seiner Tochter oder seinem Sohn was richtig Tolles schenken will, der arbeitet genau an dieser Sache und versucht, vom Elternhaus aus mitzuhelfen, dass das Wort “Streber” auf den Müll fliegt. Das ist tausendmal wirksamer als jede Nachhilfe. Lehrer haben hier leider nur bedingt Einfluss.

4. Dezember 2011

13. Woche – Kampfgeist entwickeln

Abgelegt unter: Hausaufgabenheft — heinz.bayer @ 18:17

Kampfgeist Das Blatt der Woche

Liebe Leserinnen und Leser

Ich glaube, ich baue doch wieder ein wenig um. Werde an dieser Stelle wieder mehr in Richtung aktuelle Schule und Nachmittagsschule bloggen. Ich habe jetzt schon so oft gehört, dass die neuen Eltern des Flügelverleihs  viel Informationsbedarf haben, dass ich dem gerne nachkommen will.

Für die Vertiefung des Hausaufgabenbuchs reicht immerhin auch einfach www.vorne-auf-der-welle.de

11. Dezember 2011

14. Woche – Umbau

Abgelegt unter: Hausaufgabenheft — heinz.bayer @ 17:06

Ein letztes Mal an dieser Stelle: Die aktuelle Seite aus dem Hausaufgabenbuch eins

Sich schlau essen

Ich baue mal wieder um. Ich werde diesen Blog-Platz jetzt doch für eine andere, die ursprüngliche pädagogischen Schiene verwenden. Der Flügelverleih, die Nachmittagsschule am Faust-Gymnasium Staufen, entwickelt sich weiter. Die Besprechung des Hausaufgabenbuchs war sowieso irgendwie doppelt gemoppelt. In Zukunft finden Sie Vertiefungen zum Hausaufgabenbuch nur noch unter www.vorne-auf-welle.de

Und unter www.maennerrevolte.de und bei www.opakoffer.de bleibe ich noch ein Weilchen dabei. Hier ist jetzt erst einmal Vorweihnachtspause.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine entspannte und wundervolle Weihnachtszeit mit Ihren Kindern. Genießen Sie die Tage.

Ihr Heinz Bayer

18. Dezember 2011

Weihnachtspause

Abgelegt unter: Weihnachten — heinz.bayer @ 14:36

Hier beginnt schon die Weihnachtsblogpause. Nach den Weihnachtsferien können Sie wieder weiterlesen.

Ansonsten gibt es Neues unter www.vorne-auf-der-welle.de

24. Dezember 2011

Frohe Weihnachten

Abgelegt unter: Weihnachten — heinz.bayer @ 15:04

Die Weihnachtsansprache des Flügerverleih-Bloggers finden Sie unter www.vorne-auf-der-welle.de

Frohe Weihnachten

Ihr Heinz Bayer

2. Januar 2012

Wünsche ein wundervolles …

Abgelegt unter: Pädagogisches — heinz.bayer @ 20:23

… und lebenspralles Jahr.

Ansonsten ist im Moment Blogpause.

6. Januar 2012

2012

Abgelegt unter: Hausaufgabenheft — heinz.bayer @ 20:10

Liebe Leserinnen, liebe Leser

2012 wird dieser Blog wieder das werden, was er am Anfang war. Ein Tagebuch für ein pädagogisches Projekt am Faust-Gymnasium  Staufen. Nicht mehr so regelmäßig. Nicht mehr wöchentlich. Nur wenn es was Neues zu erzählen gibt. Das Hausaufgabenbuch wird wöchentlich unter www.vorne-auf-der welle.de begleitet. Aber auf “4 Kanälen” wie bisher ist einfach zuviel.

Das zweite Hausaufgabenbuch für das zweite Halbjahr Klasse 5 wird übrigens in Kürze erscheinen. www.vinclair-verlag.de

13. Januar 2012

Flügelverleih im vierten Jahr

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 16:35

Ok. Ich blogge also  wieder in Sachen Nachmittagsschule. Wir schreiben das vierte Jahr Flügelverleih. Ich beginne mit diesem Blog, Bilanz zu ziehen. Ich denke, dass wir einen recht erfolgreichen Ansatz gefunden haben. Unsere traditionellen Fähigkeiten an der Schule, Jugendlichen hohe Selbstständigkeit zuzutrauen, kommt hier voll zum Tragen. Vor gut zehn Jahren waren wir Expo 2000 Projekt. Titel “Schülerschule”. Damals ging es um außerunterrichtliche Themen. Damals ging es um Rockcafé, OpenAir, Tonstudio und Solare Zellen. Jahrbuch, Weihnachtsbasar und um 3 % hochaktive Schüler/innen eines Jahrgangs, die mit den 10 % ihres eigenen Umfelds einer Schule ein ganz eigenes Aussehen geben können. Die die Schule verändern können. Den Fachleute der Zukunft schon an der Schule eine ernsthafte Bühne schaffen. Das war und ist das Erfolgsrezept. Open Air und Kultcafé, wie heute das Rockcafé heißt, gibt es immer noch. Neue außerunterrichtliche Bereiche sind dazu gekommen. Andere sind verschwunden. Teams kommen und gehen oft mit den Menschen, die dann am Ende bei uns ihr Abitur machen. In den Zertifikaten für unsere Coach stehen folgende Sätze. Sie kennzeichnen unser pädagogisches Prinzip:

DIE ZENTRALEN AUSSAGEN DES KONZEPTS DER FAUSTEAMS

Studioteam, Podcastteam, Programmierteam, Schülerbüro-Team, Patenteams, Aktionsteams, OpenAirTeam, Sprecherteams, Lerncoachteam, SMV-Aktive … sind aktuelle eigenständige Schülerteams am Faust-Gymnasium innerhalb des Gesamtkonzepts „fausteams“. Sie bauen auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und die speziellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, die momentan auf der Schule sind.

„3% eines Jahrgangs sind innerhalb der Schule hochaktiv, wenn man ihnen eigenverantwortlich die Möglichkeit dazu gibt. Mit dem persönlichen Umfeld werden daraus 10% Aktive. Und 10% Aktive können das Bild einer Schule wesentlich verändern, wenn man dies zulässt.“ So unsere zentralen Konzeptaussagen, die im Rahmen des anerkannten dezentralen EXPO2000 Projekts „Schülerschule“ veröffentlicht wurden. Sie gelten immer noch.

…. gehörte als Lerncoach zum Kreis der Aktiven am Faust.

Etwa 70 Lerncoachs arbeiten z.Z.. am Faust-Gymnasium in der faustspezifischen Nachmittagsschule, genannt Flügelverleih, bei der Hausaufgabenbetreuung und bei den Zusatzangeboten. „Dem Lernen Flügel verleihen“ lautet das Motto.

Die Idee: Die zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Ausbildner/innen, Professor/innen etc. mit ihren Fähigkeiten schon früh in die Schule einzubinden. Zum Vorteil beider Seiten. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben am Faust-Gymnasium ein exklusives, zusätzliches, junges Schülerkollegium, das mit eigenen Arbeitsverträgen und mindestens 3 pädagogischen Tagen im Jahr hochwertige Arbeit macht.

Im Juli 2011 wurde die Arbeit der jungen Kolleg/innen mit dem Bürgerpreis2011 gewürdigt. (siehe Rückseite) ……….. gehörte zu diesem Kollegium.

Ohne aktive Schüler wie …….. wäre das Konzept des Flügelverleihs nicht umsetzbar.

21. Januar 2012

Männergespräche

Abgelegt unter: Männergespräche — heinz.bayer @ 12:10

Ja, wir betreuenden Kolleginnen und Kollegen des Flügelverleihs führen sie häufig: Männergespräche. Es sind oft eigenartige Prozesse, die in unseren Köpfen in jungen Jahren stattfinden und uns vom Hausaufgaben machen abhalten. Ich schildere einmal ein Fallbeispiel.

Nennen wir ihn Max. Max hat in Deutsch eine etwas größere Hausaufgabe auf. Ein Interview mit einem Schriftsteller erfinden. Eine DIN A4 Seite. Und dann noch ein Arbeitsblatt ausfüllen. Unser Max sitzt vor der Aufgabe. Lässt sich im Zimmer zu sehr davon ablenken, dass kleine Späßchen von der eigentlichen Aufgabe gut verdecken können. Das bedeutet für uns: Einzelbetreuung. Und wenn es im Zimmer nicht geht, im Vorraum. So ist es auch bei Max. Ein Coach, der geduldig immer wieder mit Engelszungen versucht, Max zu mehr als zu den zwei Zeilen zu bewegen, die nach zwanzig Minuten auf dem Blatt stehen. Männergespräch angesagt. Weg von der Aufgabe. Hin zu der Frage: Was passiert im Moment? Warum ist das Ziel, mit der Aufgabe schnell fertig zu sein, nicht Anreiz genug? “Weiß nicht,” meint Max. “Danach muss ich ja noch Arbeitsblätter machen und da hab ich gar keine Lust drauf.” Doppelblockade. “Glaubst du denn, dass dein Kopf etwas ausspucken könnte, wenn du ihm freien Lauf geben könntest.” – “Kann gut sein”, meint Max, der eigentlich ein guter Schüler sein könnte, wenn er es zulassen würde. “Also Max. Du setzt dich jetzt genau 8 Minuten dort hinten an den Tisch. Ganz allein. Und stellst deinem Kopf die schwierige Aufgabe, 8 Minuten nicht zu blockieren.” – Max willigt ein. Irgendwie ist durch das Männergspräch die Blockade ins Abseits gerückt und der Reiz der 8 Minuten samt einer eigenen Bühne der Darstellung hat die alte Szene abgelöst. Nach 8 Minuten ist das Blatt vollgeschrieben. Und auch noch recht schön geschrieben. Und noch einmal Männergespräch. “Und jetzt, was ist passiert?” – Max meint erleichtert: “Mein Kopf konnte die Blockade einfach aufgeben. Ich müsste das öfters hinbekommen.” Ja, das wäre wunderbar für Max.

Man darf gespannt sein. Wir drücken Max die Daumen.

27. Januar 2012

Schätze heben

Abgelegt unter: Arbeitshaltung — heinz.bayer @ 20:36

Ich muss da noch einen Nachtrag zum letzten Blogbeitrag machen. Es ging um Blockaden lösen, Mauern einreißen, Schätze heben, Schalter umlegen, sich vorne auf die Welle stellen, vom Standstreifen auf die Überholspur wechseln, den Drachen zähmen. Von Jump & Win, Break & go und wollen wollen. Und es ist alles dieselbe Symbolik, die ich immer verwende, wenn ich von Schulproblemen erzähle. Wenn ich Schüler berate. Man vergisst bei solchen Beschreibungen übrigens schnell, dass die allermeisten Schüler Schule sehr solide und ohne wirkliche Probleme meistern. Auch wenn Eltern viel zu oft das Gegenteil meinen. Logisch, die Angst vor Versagen schwingt eben bei Eltern immer unterschwellig mit. Das sollte man sich immer wieder klarmachen. Die Beratung für Schüler/innen, die Schule gut machen, lautet: „Weiter so. Bitte. Kurs halten.“ Sonst ist Beratung komplexer. Es geht bei Schulproblemen ja meist nicht um Intelligenzprobleme, sondern um Einstellungsprobleme zum Lernen. Um Arbeitshaltungsprobleme. Um Konzentrationsprobleme. Seit vielen Jahren mache ich Arbeitshaltungszeugnisse für meine Schüler in den Anfangsklassen. Dann vergleiche ich immer wieder die Abitursnoten mit diesen Selbstläuferzeugnissen der 5. und 6. Klasse. Die Korrelation der beiden Zeugnisse ist für mich frappierend. Ganz platt ausgedrückt: Gute Arbeitshaltung in der Fünften. Gutes Abi. Schlechte Arbeitshaltung in der Fünften – schlechtes Abi oder früher die Schule gewechselt. Mit allen Facetten zwischendrin. Klar. Bis auf die Schüler, die es geschafft haben, möglichst früh von einer schlechten auf eine gute Arbeitshaltung zu wechseln. Dann passieren die Sprünge. Dann passieren unglaubliche Prozesse an Leistungssteigerung. Mit Nachhilfe gibt es diese Sprünge nicht. Nachhilfe ist mühsam. Nur mit dem Ändern der Blickrichtung auf Lernprozesse sind Leistungssteigerungen großartig. Ein reiner Kopfprozess. Klar kann das nicht jeder Schüler. Es gibt am Faust keine Garantie, dass unsere Einzelberatung an der Schule durchschlagend ist. Aber es ist für mich immer wieder umwerfend, einzelnen Schülern beim Mauern einwerfen zuzuschauen. Beim Selbstläufer werden in Sachen Schule. Wenn es dann erst nach der Pubertät in der Kursstufe passiert, dann ist es  immer noch ein wundervolles Schauspiel für einen Lehrer. Auch wenn man weiß, wie viel mehr der junge Mann oder die junge Frau hätte leisten können, wenn die Jahre des Minimalkompetenzzuwachses nicht so viele gewesen wären. Alle, die von Anfang an ihren Schul-Kopf auf “vorne auf der Welle” eichen konnten und das ist natürlich die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler, nur redet man über die so selten, die haben einfach Lebensglück gehabt. Stressfrei und mit recht geringem Gesamtaufwand im Vergleich zu notenproblematischen Schülern Schule zu machen, das ist Lebensglück. Auch wenn man das oft erst nach der Schule merkt. Wenn überhaupt.

Was ich allen Eltern damit sagen will: Genießen Sie es täglich, wenn Ihre Tochter oder Ihr Sohn Schule fröhlich und zufrieden macht. Aber geben Sie nie auf, zu vertrauen, wenn Ihre Tochter oder Ihr Sohn kein lockerer Schulprofi ist. Das kann sich jederzeit von heute auf morgen ändern. Und wenn es sich erst spät ändert, dann ist der einzig Leidtragende eigentlich Ihr Sohn oder Ihre Tochter selbst. Und dieses Leiden in der Schule hat bei vielen Menschen am Ende zumindest einen großen Vorteil: Man lebt, mit Problemen umzugehen. Und irgendwann muss man das lernen. Lassen Sie die Schule Ihrer Kinder nicht zu sehr an sich selbst herankommen, Sie tun Ihrem Kind keinen Gefallen damit. Und sich selbst erst recht nicht. Fünfte und sechste Klasse, da dürfen Sie noch ein wenig Hilfestellung geben, ab der siebten müssen Sie lernen, zuzuschauen und zu vertrauen. Wertvolle Tipps kann man dann nur noch ganz dezent weitergeben.

Irgendwie finde ich heute kein richtiges Ende. Habe mich treiben lassen. Deshalb höre ich hier einfach auf.

4. Februar 2012

Schülerschule 2012

Abgelegt unter: Nachhilfe — heinz.bayer @ 08:34

Wir betreten mal wieder völliges Neuland.  Pädagogisch hochspannend. Ein paar unserer Lerncoachs kamen auf die Idee, eine eigene, schnelle Nachhilfeschule anzubieten. Unser Flügelverleihkollegium besteht immerhin aus 70 Schüler/innen und viele sind äußerst leistungsstark in der Schule. Warum also nicht jetzt zu den Halbjahresinformationen ein pädagogisches Angebot an alle zu machen, die schnelle Nachhilfe benötigen.

Allerdings, dass sei hier gesagt: Wir versprechen nichts, aber glauben an uns.

Hier der Flyer, der an die Schüler/innen gehen wird. Für Leser/innen des Flügelverleih-Blog schon jetzt exklusiv.

den bahnhof verstehen

10. Februar 2012

Die TINY-WINGS-METHODE Teil 1

Abgelegt unter: Nachhilfe — heinz.bayer @ 16:00

Wir bieten im zweiten Halbjahr vom Flügelverleih aus ein Spezialcoaching an. „Den Bahnhof verstehen“ heißt dieses Angebot.

den bahnhof verstehen (pdf)

Im ersten Moment sieht es wie eine normale Nachhilfe aus, die man buchen kann. Wir arbeiten aber sehr viel differenzierter. Wir arbeiten nach der TINY-WINGS-METHODE.

Der Link zu einem kleinen TINY WINGS Video für Menschen, die dieses Spielchen nicht kennen.

Tiny Wings ist ein kleiner Vogel, der noch nicht so richtig fliegen kann. Ein Spiel App aus dem Apple Store. Ein einfaches kleines Spiel, das 2011 zum Spiel des Jahres gekürt wurde. Es funktioniert ganz einfach. Man muss einem kleinen Vogel, der einen Tag lang versucht, möglichst weit zu fliegen und dabei möglichst viel wertvolle Dinge mitzunehmen, durch Unterstützung helfen. Unterstützen heißt, den Bildschirm berühren. Dann zieht er seine kleinen Stummelflügel ein und überlässt sich der Gravitationskraft und dem Spieler. Löst man die Berührung, flattert er wieder selbst.

Die Kunst, an einem Tag möglichst viele Punkte zu bekommen und möglichst weit zu fliegen, besteht darin, immer im richtigen Moment kurz zu unterstützen, um den Vogel dann selbst fliegen zu lassen. Die TINY-WINGS-METHODE im „den Bahnhof verstehen“-Projekt funktioniert genauso. Nachhilfe ist aus unserer Sicht nur dann sinnvoll, wenn man genau weiß, an welcher Stelle sie ansetzen muss. Punktgenau. Nicht andauernd. Wenn man bei Tiny Wings dauernd den Daumen auf den Bildschirm legt, bekommt der kleine Vogel zwar ein wenig mehr Punkte als wenn man ihn den ganzen Tag lang alleine den Berg herunterflattern lässt, aber es ist überhaupt kein Vergleich zum gezielten Unterstützen. Das gezielte Unterstützen besitzt vollkommen andere Erfolgsaussichten. Dauernde Nachhilfe bringt im Allgemeinen einfach nur Beruhigung, kein Tiny Wings Gefühl. Das Tiny Wings Gefühl ist das Erfolgsgefühl eines kleinen Vogels, der merkt, dass er eigentlich selbst schon ganz schön viel kann. „Ich nehme jetzt Nachhilfe“ hören wir so oft von Schülerinnen und Schülern, die dann im Unterricht und bei den Hausaufgaben den Kampf um die eigene Kompetenz weiter reduziert haben, weil „sie nehmen ja jetzt Nachhilfe.“ Oftmals ist Nachhilfe sogar Noten verschlechternd, weil sich Schüler am Ende ganz auf den Nachhilfeunterricht verlassen und im Unterricht gar nicht mehr aufpassen.

Deshalb: Die TINY-WINGS-METHODE setzt auf sehr viel Eigeneinsatz mit möglichst minimaler Lerncoachbegleitung. Wenn man bei Tiny Wings, ohne zu wissen, wann man unterstützen muss, auf den Bildschirm drückt, also sporadisch, dann hat der kleine Vogel übrigens auch keinen Erfolg. Zu erkennen, an welcher Stelle die Unterstützung notwendig ist, ist Aufgabe  der Bewerber beim „Den Bahnhof verstehen“-Projekt des Flügelverleihs.

Wie man dies erkennt, werden wir versuchen, den Hilfesuchenden Stück für Stück näherbringen. Wer nach der ersten Beratung doch lieber auf Dauernachhilfe setzen will, muss sich nach der alten Methode am besten über den Fachlehrer eine/n ältere/n Nachhilfeschüler/in suchen. Wir können keine Dauernachhilfe anbieten, weil wir unsere Coachs ja in erster Linie zur Hausaufgabenbetreuung einsetzen. Und nur durch die große Menge an Coachs dieses Angebot am Rande versuchen, umzusetzen.

18. Februar 2012

Mutterwitze

Abgelegt unter: Mobbing — heinz.bayer @ 08:27

Hilfe, Hilfe. Da ist man eigentlich wie ich ganz dicht am Ball und bekommt es erst mit, nachdem es zu oft heftige Konflikte gab. Konflikte zwischen den Kleinsten. Mutterwitze. Ich spreche von Fünftklassjungs und einem “Mode”phänomen, wie mir einer erzählte, das eben gerade angesagt ist. Kleine Jungs, die mit Mutterwitzen “schießen”. Den anderen “in der Ehre verletzen”, indem sie dessen Mutter beleidigen. Böse beleidigen. Es gibt ganze Internetseiten darüber, mit welchen neuen Mutterwitzen man seine Freunde beeindrucken kann. Ein Volkssport – auch unter ganz normalen wohl behüteten Gymnasiasten? Hiiiiiiiiiiiiiiiiilfe. Ich fasse es nicht. Sie müssen sich das so vorstellen. Da stehen sich zwei gegenüber und schießen mit Mutterwitzen. Das ist emotional richtig, richtig heftig, das rührt auf. Manche heftigst. Man wird “aggro”. Und nun stellt sich immer nur die Frage: Wem platzt zuerst der Kragen? Der hat dann zwar kurzzeitig den Vorteil, dass der andere Prügel bezieht. Aber der andere hat den Vorteil, dass er nicht als gewalttätig hingestellt wird. Zwei Täter, zwei Opfer. Mutterwitze. Schon in der Grundschule heftig angesagt. Habe ich erfahren. Googeln Sie mal danach. Sie werden bleich. Und fragen Sie einmal ganz unscheinbar bei Ihren Kindern nach, wenn die in die 5. oder 6. Klasse gehen. Lassen Sie sich das einmal von deren Sicht aus schildern. Fragen Sie nach und helfen Sie mit, diese unsägliche Mode ganz schnell aus der Mode kommen zu lassen. Definitiv. Mutterwitze müssen NO GO sein.

25. Februar 2012

mission impossible ?

Abgelegt unter: Den Bahnhof verstehen — heinz.bayer @ 10:18

Neues aus dem Flügelverleih

Wie kann man denn Lernen ernst nehmen? Und ernst nehmen ist doch der zentrale Punkt,  warum junge Menschen Nachhilfe brauchen. Außer sie sind an der falschen Schule. Wer an der richtigen Schule ist, muss sie nur ernst nehmen, dann stimmen die Noten. Klar, das sagt sich so leicht. Das umzusetzen ist heftig schwierig. Pubertät. Umfeld. Zeitgeist.

Unser Nachhilfe-Projekt “den Bahnhof verstehen” setzt in allererster Linie auf Ernsthaftigkeit. Der Ablauf: Wer sich ernsthaft in einem Fach fortbilden will, weil die Noten nicht stimmen, kommt an einem Nachmittag seiner Wahl, um zwei Schulstunden lang angeleitet seine Lücken zu finden und schriftlich zu fixieren. Um so genauer, desto besser. Am Ende wird er diese Lücken einem Nachmittagscoach vorlegen, um den für die Woche drauf zu buchen. Gecoacht wird also nur zielgenau auf die Lücke hin. So die Theorie von “Den Bahnhof verstehen”. Angewandte Tiny Wings Methode.

Außerdem bekommt jede/r Teilnehmer/in eine kleines Heft, in dem er/sie eigene Lücken eintragen, die man im Unterricht entdeckt. Und bei den Hausaufgaben. Das ist der Löwenanteil des Konzepts, der eigene Einsatz im laufenden Betrieb. Für so manchen ein Urerlebnis, was denn mit dem Kopf passiert, der sich positiv und ohne Vorbehalte darauf einlässt, kompetent zu werden. Indem man Probleme akzeptiert an aktiv an ihnen arbeitet. Selbst. Nicht auf den Nachhilfelehrer im Hintergrund setzt und im Unterricht schläft. Mission impossible? Für manche sicher ja. Für viele überhaupt nicht. Wir sind sehr gespannt.

2. März 2012

Den Bahnhof verstehen

Abgelegt unter: Den Bahnhof verstehen — heinz.bayer @ 18:01

Unser Experiment ist angelaufen. Da können sich also nun Schüler/innen melden, die crashmäßig Nachhilfe brauchen. Allerdings heißt die Vorgabe:

Erst einmal selbst die Lücken aufspüren. Am besten zusammen mit einem Freund. Und mit Material, das man über einen Link auf unserer Flügelverleihhomepage beziehen kann. Direkt vom Landesbildungsserver. Anmelden können nicht die Eltern, sondern nur die Schüler/innen sich selbst. Das ist schon eine wichtige Hürde. Wollen wollen. Ohne geht nix. Manchmal merkt man beim Lückensuchen, dass man reine Münchhausenlücken entdeckt. Das sind Lücken, die sich schon beim Ansehen der Lösungen schließen. Die man nur vergessen hat. Ein wenig wiederholen und schon braucht man dafür keinen Coach. Beim präzisen Formulieren benötigt man am besten sein Buch. Und auch da gibt es oft die Münchhausen Lücke, die man selbst schließen kann, wenn man sich bemüht, konzentriert nachzulesen. Da man am besten mit einem Freund zusammen bei uns ankommt, kann man sich auch gegenseitig aus dem Lückensumpf ziehen. Am Ende bleibt gar nicht mehr so viel übrig von dem, was man am Anfang gemeint hat, nicht zu können. Das selbstständige Tiny Wings Gefühl ist so viel besser als das Gefühl, dauerhaft Nachhilfe zu benötigen. Eine Lückenanalyse durch einen Coach hat bei einem unserer Kunden in Latein ergeben, dass es bei der Grammatik kaum Lücken gab. Dass das Problem die Wörter sind. Wer Vokabellücken hat, der braucht nur den nötigen Biss, das nötige Durchhaltevermögen und die richtigen Lerntipps. Dann braucht man auch da keinen Nachhilfelehrer.

Mal sehen, wie unser Experiment weitergeht.

9. März 2012

Das Bahnhofskonzept des eigenständigen Lernens

Abgelegt unter: Den Bahnhof verstehen — heinz.bayer @ 20:39

Sehr schöne Szenen, die sich in diesen Tagen im Flügelverleih neben dem normalen Hausaufgabenbetreuen abspielen. “Wir schreiben nächste Woche eine Mathearbeit und ich versteh das Wurzelziehen nicht.” Eine Schülerin aus Klasse 8 hat sich zum “Den Bahnhof verstehen” angemeldet.  “Wer übernimmt? ” In der Anfangsrunde, in der die Fünft- und Sechsklässler im Foyer spielen, können solche Fragen gut geklärt werden. Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv. Es ist ein gegenseitiges Lernen. Die Coachs sind gefordert. Aus dem Stegreif Crashkurse geben, das verlangt den ganzen Einsatz. Aber es ist auch ein eigenes Lernen beim Lehren. Und es ist nicht mit dem Anspruch an eine handelsübliche Nachhilfe verknüpft. Ein Anspruch, den wir ablehnen. Dieses regelmäßig an die Hand nehmen lehnen wir ab. Wir setzen auf das selbstständige Herausfinden der eigenen Lücken, die man selbst schließen kann, wenn es Münchhausen-Lücken sind. Also Lücken, bei denen man sich selbst aus dem Sumpf ziehen kann. Ein echtes Tiny Wings Gefühl, das man nicht versäumen sollte. Da man mit Freunden kommen kann, erlebt man leicht, dass ein Tipp eines Mitstreiters, der seine Lücke an einer anderen Stelle hat, die eigene Lücke schließt und umgekehrt. Man sollte sich angewöhnen, dass man möglichst viele Lücken selbst findet und selbst schließt und sich nur dann helfen lässt, wenn man wirklich selbst nicht weiterkommt. Wer selbstständig um das eigene Fortkommen kämpft wird stetig selbstbewusster in diesem Fach und benötigt am Ende keine Nachhilfe mehr. Weil sich der Blickwinkel ändert. Wer unser Bahnhofsheft dann noch konsequent führt, in das Lücken, die man direkt im Unterricht aufspürt, reingeschrieben werden sollen, der hat gewonnen. Noch ein paar Raus-aus-der-Falle-Newsletter aus www.maennerrevolte.de über den Schreibtisch gehängt, dann wird man ganz schnell selbst zum Coach im Flügelverleih. Vom Standstreifen auf die Überholspur heißt die Idee.

18. März 2012

Und immer noch Bahnhof

Abgelegt unter: Den Bahnhof verstehen — heinz.bayer @ 07:14

Das ist eben das wirklich Neue im Moment. Die Betreuung der Fünftklässler hat echte Routine bekommen. Mit wenigen Ausnahmen sind wir im Moment sehr zufrieden mit dem Konzept. Aber der Bahnhof ist nagelneu. Entwickelt von Coachs, die “unterbeschäftigt” waren und denen wir die Aufgabe gegeben hatten, Ideen in die Welt zu setzen, wie wir unterbeschäftigte Coachs sinnvoll beschäftigen könnten. “Entlassen” wollten wir niemanden. Dafür ist die Erfahrung für die Coachs zu wertvoll. Der Flügelverleih ist immerhin ein Konzept für beide Seiten. Also “Den Bahnhof verstehen”. Hochspannend, wenn junge Menschen ankommen, die wirklich lernen wollen. Diese Voraussetzung ist Gold wert. Sie meinen, das wäre doch sicher im normalen Unterricht auch so? Träumen Sie weiter.

Wer die handelsübliche Nachhilfe benötigt, der muss sich nach wie vor einen sehr guten Schüler oder eine Schülerin suchen und ihm oder ihr 7 bis 10 Euro die  Stunde bezahlen. Oder sich bei einem der vielen Nachhilfeinstitute einschreiben. Und 15 oder 20 Euro die Stunde zahlen. Bei unserem Konzept “Den Bahnhof verstehen” setzen wir auf eine vollkommen andere Schiene. Wir setzen auf möglichst viel Eigenständigkeit, die Schüler/innen selbst aufbringen können. Wir setzen auf einen Ort, zu dem man kommt, um möglichst viel selbst seine Fähigkeiten zu überprüfen und selbst bei Lücken aktiv zu werden. Und dann aktiv nachzufragen. Sich aktiv fehlendes Wissen erklären zu lassen. Dabei muss das Ziel sein: Am Ende möglichst wenig zu bezahlen, weil man maximal viel selbst schon zu Hause erarbeiten kann. Also mit möglichst wenig Nachhilfe auszukommen. Wir bezahlen jeden Nachmittag Coachs für die Betreuung der Hausaufgaben. Das kostet uns in der Woche bei 70 Coachs, von denen jeder zwei Stunden in der Woche arbeitet, 700 Euro. Da wir es uns auf Grund der hohen Zahl von recht kompetenten Coachs leisten können,  einzelne Coachs für unser “Den Bahnhof verstehen” Konzept freizustellen, ist die Rechnung einfach: wer einen Coach zwei Schulstunden bucht, der bezahlt auch diesen Coach. Wer mit einem Freund zusammen kommt, bezahlt zusammen mit ihm. Zu dritt ebenfalls. Dieses Prinzip soll helfen, zu lernen, dass man sich auch untereinander sehr viel weiterhelfen kann, ohne gleich Nachhilfe zu bekommen. Eine Möglichkeit, die wir auch noch ausprobieren, sieht vor, dass kleine Lerngruppen zum Hausaufgabenmachen kommen und wie die Fünftklässler berechnet werden. Sich also nur ab und zu Tipps einholen. Ansonsten die Hausaufgaben selbst erledigen. Sich zu Mathe-machen zu treffen, kann manchmal Berge versetzen. Und immer parallel das wesentliche  Ziel im Auge zu behalten: Möglichst viel im Unterricht mitzubekommen, möglichst eigenständig zu Hause seine Aufgaben zu lösen, für Aufarbeitungs- und Vertiefungsrunden sich mit Freunden zu treffen und erst bei Lücken, die man nicht selbst füllen kann, “den Bahnhof verstehen” im Flügelverleih zu nutzen. Wir bieten somit flexible Betreuung mit der klaren Aussage, dass unser Konzept nicht mit der üblichen Nachhilfe mit den üblichen Ansprüchen verwechselt werden darf. “Den Bahnhof verstehen” erwartet hohen Eigeneinsatz bei der schulischen Problembewältigung. Für Eltern, die  diese Methode für ihre Tochter oder ihren Sohn für nicht praktikabel halten, weil es genau an dieser Eigeninitiative fehlt, können wir nur noch unser “Raus aus der Falle” Konzept auf www.maennerrevolte.de anbieten. :-) Quasi als mentales Starterpaket.

Wir haben übrigens auch schon die Skype-Unterstützung bei Hausaufgaben angedacht. Genau dann, wenn man nicht mehr weiterkommt, die Skype-Verbindung zu dem dann gerade “diensthabenden” Coach herstellen, um die schnelle kleine Frage zu stellen. Wir arbeiten an der Idee. Wäre doch zauberhaft. Ferienschule auf diese Art ebenfalls. Oder mit Coachs in den Ferien im Flügelverleih. “Aufholen, wenn die anderen abhängen” könnte dass Projekt heißen. Wir bleiben dran.

25. März 2012

Studierstunden

Abgelegt unter: Studierstunden — heinz.bayer @ 08:13

Es ist wieder so weit. Abitur und viele, viele ausfallende Stunden, weil all die Abitursklausuren auch korrigiert sein wollen. Korrekturfrei heißt die einzige Möglichkeit für Lehrer/innen. Zwar reicht ein Achtstundentag nie für 10 Abiturs-Klausuren, so wie es verrechnet wird, aber wir sind schon froh, wenn man Unterrichts-Entlastung hat. “Wie geht’s dir?” frage ich gestern einen Kollegen. “32 Deutschklausuren” ist seine Antwort. Und grinst.  Korrigieren gehört zu unserem Beruf. Nur wollen wir uns nicht so gerne von Eltern erzählen lassen, dass wir Abitursklausuren doch bitte nebenher machen könnten. Deshalb gibt es bei uns die Studierstunden für Schüler/innen. Eine wunderbare Möglichkeit, in einer Zeit, in der der Kopf am Morgen noch richtig frei ist, ein eigenes Stundenpensum mit der eigenen Lerngeschwindigkeit zu planen. Man weiß es immer schon am Tag vorher. Man kennt seine nächsten Klassenarbeiten. Man muss immer Vokabeln lernen und wenn man in Mathe seine Lücken finden will, bieten wir in diesem Jahr allen Klassen für die Studierstunden einen Mathe-Lückenanalysator an. Wer trotzdem lieber Stadt-Land-Fluss spielt, der hat Schule noch nicht kapiert. Die Vormittage sind zu wertvoll, um ihre Zeit zu verschenken. Studierstunden sind Chancenstunden. Aufholen, wenn andere abhängen. Man muss nur verstehen, dass am Ende das Abitur steht und die Inhalte, die man heute wissen muss, entgegen der allgemeinen Meinung um einiges komplexer als früher sind. Klar. Weil man ja auch mehr Fächer abdecken muss. Außerdem bleibt die Wissenschaft nicht stehen. Einen guten Abitursschnitt erreicht man im Normalfall nur, wenn man in den vielen Jahren davor genügend eingepackt hat. Also: Einpackstunden, Chancenstunden, Studierstunden. Es gibt auch Zweitkorrekturtage und das mündliche Abitur mit Stundenausfällen. Ab Ostern sollte man als professionelle/r Schüler/in zentral auf sich selbst setzen.

Speziell Schüler/innen in Versetzungsgefahr sollten sich bewusst werden, welche Chancen sie in diesen Studierstunden haben. Die Zeit, aufzuholen und Mitstreiter/innen, die Dinge erklären können, wenn man sie fragt.

1. April 2012

Den Drachen zähmen

Abgelegt unter: Jungenproblematik — heinz.bayer @ 09:04

Unser Drachenzähmkurs Nummer eins für die ersten vier Jungs ging erfolgreich zu Ende. Was wir gemacht habe, um die überbordenden Kräfte der jungen Männer zu zähmen? Ich muss Sie enttäuschen, wenn Sie auf einen Trick oder ein ausgeklügeltes Konzept hoffen, das Sie einfach so übernehmen könnten. Unser Konzept heißt: Ernst nehmen, zuhören, reflektieren, sich Zeit nehmen. Die Situationen, in denen der Drache aufbrausend und unkontrolliert losstürmte, sind bei den betreuten Jungs massiv zurückgegangen. Die Teilnehmer haben außerdem alle am Ende zurückgemeldet, dass ihnen die Sitzungen gut getan hätten und dass es schade ist, dass der Kurs vorbei ist. Wir Menschen werden gerne wahrgenommen. In unseren Stärken und Schwächen. Wobei das Wahrnehmen in den eigenen Schwächen für viele ein Problem ist.

Ich behaupte, dass man die allermeisten Probleme an Schulen dadurch lösen kann, indem man sich Zeit nimmt, zuzuhören und zu beraten. Ernst zu nehmen. Denn – und dies ist eine alte, aber wichtige Einsicht: Schüler sind ganz normale Menschen wie du und ich. Nur eben jünger und einige Zeit auch im Ausnahmezustand namens Pubertät. Ernsthaft beraten ist eine Sache des eigenen Menschenbildes und des Erfolgswillens des zu Beratenden.

8. April 2012

Frohe Ostern

Abgelegt unter: Philosophisches — heinz.bayer @ 08:11

Liebe Leserin, lieber Leser

Zu Ostern gibt es meine Lieblingslebensphilosophie als Bild.

Frohe Ostern

15. April 2012

China und Schule heute

Abgelegt unter: Chinesisch — heinz.bayer @ 05:33

Klar, China. Fast 50 haben sich an unserer Schule zur Chinesisch AG angemeldet. Klasse sieben. Fast ein Drittel, die oder deren Eltern meinen, das wäre die Zukunft. Vielleicht ist es ja die Zukunft. Das chinesische Schulsystem. Haben wir etwas dagegenzusetzen? Werden wir langfristig daran untergehen? Also unsere Enkel? Wird das chinesische System langfristig “erfolgreicher” sein? Wenn man Berichte liest, dann graust es jemanden wie mich. Wenn man von unseren Austauschen Berichte hört, dann ist es wie aus einer anderen Welt. Campingurlaub ist für 2 Wochen im richtigen Monat am richtigen Ort wundervoll. Nicht aber das ganze Jahr. Beim Austausch 2 Wochen mitzuerleben, wie chinesische Schüler/innen an Gymnasien nichts als nur Lernen und Schule und Leistung als Lebensphilosophie definieren müssen, um mitzuhalten, das ist als Beobachter spannend auszuhalten. Weiss man doch, man kommt wieder zurück nach Deutschland. Ein kleiner Link am Rande.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,815668,00.html

Zu Hause ist es dann im Rückblick wie Folklore. Dabei ist es die größte Herausforderung, diesem Leistungswahnsinn etwas Sinnvolles entgegenhalten zu können. Könnten wir oder sind wir chancenlos? Werden die chinesischen Schüler/innen in 20 Jahren das Rennen machen und unsere Kinder nähen die Shirts für die Chinesen? Was setzen wir dagegen? Ich wüsste etwas. Ich nehme einmal meine Lebensphilosophie der letzten Woche. Und kombiniere sie mit der Aussage, dass Schule in Deutschland in den letzten 30 Jahren richtig gut geworden ist. Ich wiederhole. Richtig gut. Richtig sehr gut. Ich sehe viele Leser/innen den Kopf wie wild schütteln. “Spinnt er, der Bayer? Richtig sehr gut? Der kennt die Lehrer/innen meines Kindes nicht.” Ich sage, Sie kennen die Lehrer/innen nicht, die ich hatte. Und die mein Vater hatte. Da würden Sie schlecht schlafen. “Was will er uns denn jetzt damit sagen?” fragen Sie zu recht. “Wäre es denn nicht so einfach. Man liest es doch dauernd, wie toll Unterricht sein könnte und dann würde Ihren Kindern alles ganz leicht fallen und sie würden strahlend aus der Schule kommen und begeistert von Mathematik erzählen. Oder von Chemie?” Ich sage es einmal so: Klar kann Schule immer besser werden. Aber Schule in Deutschland, speziell in Baden-Württemberg ist schon verdammt gut. Das sollten Sie Ihren Kindern täglich sagen. Und nicht das Gefühl vermitteln, dass die Lehrer/innen unfähig sind. Sorry, ich meine natürlich nicht Sie persönlich. Ich meine Sie als Gesellschaft. Selbst von guten Freunden, die in der Industrie oder dem Handwerk arbeiten, höre ich es seit 30 Jahren. Diese Plattheiten über uns Lehrer. Mit geht es zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr raus. Ich gestehe. Ich weiß, wie viel Arbeit in meinem Job steckt, das reicht mir. Was mich aber immer wieder richtig wütend macht, ist die Tatsache, dass diese Plattheiten an den Mittagessenstischen dieses Landes in der Schule genau das bewirken, was aus unserem, dem chinesischen an Lebensqualität und Effektivität weit überlegenen Schulsystem ein Versagersystem für die Schüler/innen macht, deren Eltern in guter Absicht, ihrem Kind zu helfen, genau das Gegenteil bewirken. Verstanden? Sorry, mein Satzbau. Mein Deutschlehrer hat den auch immer bemängelt. Mein Bauch sagt, ein Drittel der Schüler/innen in jeder Klasse muss inzwischen leider damit leben, dass ihre Eltern Schule mehr kritisieren als respektieren. Die “Schuld” schlechter Leistungen lieber beim Lehrer und nicht beim Kind suchen. Mit einer viel zu großen Erwartungshaltung an dieses Schulsystem, das noch nie so gut war wie heute – und ich meine das ernst – herangehen und ihm damit die Stärke nehmen, die es besitzt. Stärke besitzt es nur, wenn es ernst genommen wird. Ein Drittel aller Eltern nehmen es aber nicht ernst, träumen von einem utopischen System, das nicht durch schlichten Arbeitseinsatz, sondern durch die pure Lust gute Leistungen hervorbringt. Unsere chinesischen Austauschschüler/innen sind zumindest immer sehr verwirrt, wie wenig Respekt so manche deutsche Schüler dieser Institution entgegenbringen. Keine Sorge, ich meine immer noch nicht Sie. Es sind die anderen Eltern. Aber Ihr Kind sitzt natürlich auch in einer Klasse, in der nichternsthafte Kinder sitzen. Könnte man ernsthafte und nichternsthafte Kinder in verschiedenen Klassen verteilen und mit den gleichen Methoden unterrichten, dann könnte man die Auswirkung der Ernsthaftigkeit auf die Schulleistung in der Praxis beobachten. Bei den gleichen Lehrer/innen. Und wenn sich dann flächendeckend verbreiten würde, dass dieses baden-württembergische Schulsystem mit all seinen Facetten und dem unentwegten Ausprobieren, was man noch besser machen könnte, ganz wundervoll ist und allen Eltern klar wäre, dass diese Welt sehr klein geworden ist und man dem chinesischen Dauereinsatz der Schüler/innen nur eines entgegenhalten kann: Schule so wie sie ist richtig doll ernst zu nehmen und den elterlichen Anspruch nicht permanent weiter anzuheben – zum Nachteil der eigenen Kinder – dann hätten wir richtig viel Schulentwicklung auf den Weg gebracht. (keine Sorge, ich meine natürlich immer noch nicht Sie, ich meine die anderen :-) ) Um am Ende in 20 Jahren weiterhin sagen zu können: “Made in Germany zählt immer noch!”

Ich male es noch auf, was ich meine. Klar doch.

19. April 2012

Eine Bitte für Ihr Kind

Abgelegt unter: Elterncoaching — heinz.bayer @ 15:25

Hat es geklappt? Haben Sie seit dem letzten Flügelverleih Blog-Eintrag Schule ein wenig mehr in den Himmel gehoben? “Nein”, sagen Sie. “Wenn Sie wüssten, was diese Lehrer/innen in dieser Woche schon wieder schlecht gemacht haben ……” Dann müssen Sie jetzt lernen, für Ihr Kind komplett zu schauspielern. Sie dürfen es bitteschön einfach nicht täglich ins Loch schicken. Sie müssen es täglich auf den Berg schicken. Auf den Berg, der wichtig ist. Damit die Noten einfacher zu machen sind. Machen Sie es Ihrem Kind doch nicht unnötig schwer. Schimpfen Sie morgens vor dem Spiegel auf uns Lehrer, soviel Sie wollen. Wenn es Ihnen gut tut. Aber stärken Sie die Position des Lehrers gegenüber Ihren Kindern. Weniger Lernen und besserer Schulerfolg ist das Ergebnis. Weil man positiv eingestellt leichter lernt. Warum also negativ eingestellt sein, wenn man nicht Schulmasochist ist. Ich weiß, manchen von Ihnen fällt allein schon der Gedanke daran, zu schauspielern, ungeheuer schwer. Weil das “In Schutz nehmen” und das “der Lehrer ist schuld” ja so menschlich ist. So verständlich, Aber leider auch so kontraproduktiv. Sie haben ein gutes Gefühl und ihr Kind muss es ausbaden. Der falsche Ansatz, sage ich. Ich male es Ihnen einmal auf. :-)

29. April 2012

Die Göttliche Komödie

Abgelegt unter: Hochaktive — heinz.bayer @ 06:24

Letzte Woche wurde am Faust mal wieder unser Prinzip Schülerschule vollkommen bunt und prall präsentiert.  Ein wundervolles Theaterstück, von zwei jungen Regisseurinnen aus der Kursstufe in Szene gesetzt. Eigene Texte, eigene Musik, eigene Inszenierung. Schauen Sie zuerst einmal unter http://faustgym.blogspot.de/ ein paar Szenenausschnitte an. Dann machen Sie sich klar, dass Steven Spielberg auch einmal an einer Schule unterrichtet wurde. Dann erfassen Sie das Prinzip.

Vor zwölf Jahren bei der EXPO2000 haben wir unser Konzept zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Die international hochrangig besetzte Jury  war der Meinung, dass sie genau solche Möglichkeiten für sich selbst früher gehabt hätten

Sie gehörten natürlich sicher auch schon als Jugendliche zu den Machern und mussten normalerweise leider noch warten bis zum Ende der Schule, um loszulegen. Wir vertreten die Meinung, dass die zukünftigen Leistungsträger ruhig schon bei uns loslegen sollen. Dann haben wir auch was davon. :-) Zwei zentralen EXPO2000-Aussagen waren:

” 3% eines Jahrgangs sind innerhalb der Schule hochaktiv, wenn man ihnen eigenverantwortlich die Möglichkeit dazu gibt. Mit dem persönlichen Umfeld werden daraus 10% Aktive. Und 10% Aktive können das Bild einer Schule wesentlich verändern, wenn man dies zulässt.” Und “Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu begeistern, sich zu beweisen, sich einzusetzen, aktiv zu werden, selbst Inhalte zu finden, eigene Fähigkeiten zu entdecken, ernst genommen zu werden – dann habt ihr viel für die Zukunft getan.”

Die Göttliche Komödie ist ein geradezu klassisches Beispiel für dieses Prinzip. Lasst die neue Generation von Zukunftsträger/innen doch bitteschön schon mal an der Schule eigenständig arbeiten. Das sind ja gar nicht so viele, denen Schule am Ende definitiv zu eng wird. Aber genau die sind es, die Schule extrem weiterbringen können.

Zum Beispiel im Moment bei uns auch die Jahrbuchleute. Machen echte Profiarbeit. Spätere Redakteure, Journalistinnen, Layouter, Texterinnen, Photografen, Werbetexterinnen, Designer, Vertrieblerinnen etc arbeiten hier mit. Klar kann es niemand eins zu eins zuordnen, wer genau später was macht, aber sie sitzen trotzdem definitiv schon alle da, die späteren Redakteure, Journalistinnen, Layouter, Texterinnen, Photografen, Werbetexterinnen, Designer, Vertrieblerinnen etc

Also arbeiten wir doch gerne mit ihnen schon in der Schule zusammen. Und natürlich auch mit den zukünftigen Sozialarbeitern, Lehrerinnen, Personalleitern und Psychologinnen des Flügelverleihs.

5. Mai 2012

Die Notbremse ziehen

Abgelegt unter: Turbowochen — heinz.bayer @ 10:54

Schule kann man einfach immer weiterschreiten. Immer wieder die gleichen Muster, aber doch irgendwie immer anders. In jedem Jahr untersuchen wir um diese Zeit herum, wie viele Schüler/innen denn am Ende des Schuljahres versetzungsgefährdet sind. Nach den Halbjahresinformationen kann man ja schon sehen, wohin die Reise geht. Jetzt fragen wir bei den Lehrer/innen der Versetzungsgefährdeten den aktuellen Stand ab. Noch ist Zeit, die Notbremse zu ziehen. “Die Notbremse ziehen” heißt deshalb auch in diesem Jahr unser Projekt. Wie das geht? Wir laden alle Versetzungsgefährdeten zu einem Gespräch ein. Geben Tipps und machen Mut. Fordern zur Reflexion auf. Noch ist nichts verloren. Man muss kämpfen bis zum Schluss. Wie beim Fußball. Oder überhaupt erst einmal anfangen zu kämpfen. Viele stolpern ja einfach richtig verspult in eine Nichtversetzung. Geben viel zu früh auf. Kennen keine Konzepte. Haben keinen Plan. Der Druck, den eine wirklich bevorstehende Nichtversetzung auslöst, kann aber Wunder wirken, wenn man es schafft, nicht aufzugeben. Die daraus folgende Erkenntnis, dass man selbst so viel bewirken kann, wenn man schulisch aktiv wird, trägt oft weit über das Versetzen hinaus.  Das ist unsere Erkenntnis der letzten Jahre. Im Moment basteln wir auch noch an einer Pfingst-Ferienschule mit Lern-Coachs für Menschen, die ernsthaft die antobende ziehen wollen. Mal sehen, wieviele Schüler/innen wir in diesem Jahr “retten” können.

Hinter allem steckt immer nur eines: Man muss lernen, seine Ausbildung ernst zu nehmen. Schule Wert zu schätzen. Gerade hat ein ehemaliger Faust-Abiturient, der gerade sein soziales Jahr in Ecuador verbringt, einen passenden Blogeintrag zu diesem Thema verfasst. In Vergleichen wird oft sehr viel klar.

http://lukasinecuador.wordpress.com/2012/05/05/eine-pisa-studie/

13. Mai 2012

Ferienschule

Abgelegt unter: Ferienschule — heinz.bayer @ 06:36

Ja wir haben einmal herumgefragt. Coachs haben wir einige, die Lust hätten, Ferienschule zu machen. Ferienschule statt Sitzenbleiben. Das hätte was. Sitzenbleiben ist für viele so eine verrückte Sache. Man macht sich nie Gedanken, wie man das langfristig verhindern könnte und wenn es dann soweit ist, dann machen sich viele kaum wirklich Gedanken, ob man das Schicksal nicht doch noch abwenden könnte. Zum Beispiel durch Pfingstferienschule. Die könnte man sich auch selbst bauen. Aber wenn es eine reale gäbe, wäre da natürlich echt finnisch am Faust. Mal sehen, ob es schon in diesem Jahr so etwas gibt. Wir werden berichten.

18. Mai 2012

Ecuador – die Erste

Abgelegt unter: Außensicht — heinz.bayer @ 22:35

Liebe Leser/innen

Ich habe einen für mich wichtigen Faust-Schüler des letzten Abijahrgangs gebeten, Schule und Faust und Bildung einmal von einer speziellen Außensicht aus zu beschreiben. Lukas Heller arbeitet gerade in einem Sozialprojekt in Ecuador. Von dieser speziellen Sichtweise aus bekommt man immer wieder neue Selbsterkenntnisse über die aktuelle Bildungssituation der eigenen Schule. Deshalb liebe ich Erkenntnisse von Ex-Faust-Schülern, weil sie meist gut positiv relativieren können.

Also Ecuador und das Faust – die Erste:

Ecuador ist wirklich ein heftiges Kontrastprogramm zu Deutschland.

Noch einige Hintergrundinformationen zum ecuadorianischen Bildungssystem. Chancengleichheit existiert nicht. Innerhalb Ecuadors ist das „Chancengefälle“ enorm und im einiges größer als innerhalb Deutschlands und im deutsch-ecuadorianischen Vergleich noch einmal mehr. Ein auf dem Land lebender Ecuadorianer (vor allem ecuadorianisches Mädchen) wird generell eine schlechtere Ausbildung erhalten als in der Stadt ( Stadt-Land-Gefälle) und beide wiederum haben so gut wie nie die Chancen, die ein wo auch immer lebender deutscher Schüler hat. Das Arm-Reich- Gefälle innerhalb Ecuadors ist wohl noch einmal um einiges größer als die deutsch-ecuadorianischen Unterschiede. Ein nicht arbeitender Ecuadorianer sitzt auf der Straße ohne soziale Absicherung, ein deutscher erhält Sozialhilfe und das Lebensnotwendigste. Es gibt kaum Aufstiegsmöglichkeiten für Kinder geringverdienender Eltern, da weiterführende Schulen in der Regel kostenpflichtig sein. Es gibt durchaus Collegios (die einzige weiterführende Gesamtschule) die staatlich und damit kostenfrei sind.  Allerdings habe ich auf der letzten Klassenkonferenz gehört, dass diese Collegios nur 20er, 19er und 18er-Schnitte annehmen. Das entspricht einem Durchschnitt von besser als 1-2 im Abschlusszeugnis der 7. Klasse. Dazu kommt, dass ja wie in Deutschland auch Kinder aus sozial schwachen Familien aus vielfältigen Gründen seltener gute Durchschnitte nach Hause bringen: Genau die, die sozialen Aufstieg nötig hätten, denen wird er systembedingt verwehrt. Eine der Haupt- oder Realschule ähnliche Ausbildungsstätte existiert nicht. Ein leistungsunabhängiges Unterstützungssystem wie das BaFög in Deutschland scheint nicht zu existieren.

Physik wird erst ab der 11. Klasse gelehrt, das gleiche mit Bio und Chemie.  Nach dem Motto, dass man dieses Wissen ja nur braucht, wenn man das mal studiert, und dann ist es, falls Interesse besteht, auch wählbar. Allerdings fehlt dann genau das, was man logisches, strukturiertes Denken nennt. Es fehlt genau an dem, was sie im letzten Blogeintrag beschreiben: es fehlt an Kreativität, selbstständigem Denken, Zusammenhänge erfassen, mit Hintergrundwissen diskutieren. Meine andere Schwester hatte nicht EINE Stunde Bio, Chemie oder Physik in 13 Jahren. Auf einer guten Schule wird zwei Jahre vor Abschluss, also in der 11. Klasse in den Naturwissenschaften ungefähr das gelehrt: Physik (Kreisbewegung, gleichförmige Beschleunigung) Chemie (Wasserstoffverbindungen), Mathe (Graphensysteme, Kurvendiskussion, Mittelpunktsberechnung von Strecken). Wie viel mit diesen Informationen anzufangen ist, weiß ich nicht, es gibt natürlich Unterschiede in den Lehrplänen, tausend Schwierigkeitsgrade zum Beispiel in Graphensystemen, und ob die Schüler das tiefgründig verstehen weiß ich nicht. Aber es könnte als Anhaltspunkt dienen. Meine Schwester ( Er meint eine Tochter seiner Gastfamilie) ist gerade mit 13 Jahren in der 9. Klasse, das ist hier normal. Sie wird maximal 3 Jahre naturwissenschaftliche Ausbildung erhalten. In Mathe haben sie in diesem Jahr Rationale Zahlen, arithmetisches Mittel, Reelle Zahlen, Pythagoras, Flächenberechnung, Kreis, Volumen, Diagramme, Bruchrechnen, Wahrscheinlichkeiten. Kommt mir sehr ähnlich zum deutschen Lehrplan vor.

Also ich unterbreche hier einmal die Informationen von Lukas über ein Schulsystem in einem fremden Land, das natürlich genauso rationale Zahlen und den Herrn Pythagoras unterrichtet. (Was manchen Schüler/innen absurd und lästig vorkommt, ist einfach global anerkannt wichtig. Verrückt, aber stimmt einfach.) Wenn auch nur wenigen und ausgewählten jungen Menschen. Ohne das richtige Elternhaus keine Chance. Schon das finde ich sehr bemerkenswert. Das fällt bei uns schon lange niemandem mehr auf, dass jeder kann, der will. Also gut, die Vermögenden statistisch immer noch um einiges häufiger. Aber es ist trotzdem vollkommen anders. In Deutschland kann jeder, der Schule ernst nimmt, Schule machen. Wenn er dies will. Er kann auch höhere Schule richtig gut machen, wenn er Schule ernst nimmt und wirklich gut sein will und die intellektuellen Voraussetzungen dafür mitbringt. Egal ob er reiche oder weniger reiche Eltern vorzuweisen hat. Dass trotzdem die weniger reichen Eltern statistisch weniger Ehrgeiz in den Aufbruch ihres Kindes in die bunte, anstrengende, schillernde Bildungswelt aufbringen, das ist eine ganz andere Geschichte. Verglichen mit Ecuador versteht man das.

Am Ende seines Berichts steht im Bericht von Lukas eine ungewöhnliche Beschreibung von Luxus:

… Auf der einen Seite beruhigen: Um andere Länder steht es bedeutend schlechter. Unsere Ausbildungsqualität ist gut. Wir müssen uns unseres Luxus bewusster sein.

Auf der anderen Seite ermuntern: Wir haben alles, was wir brauchen, um diesen Luxus zu erhalten. Chancen erkennen und nutzen, speziell am Faust. Möglichkeiten ausschöpfen, uns der guten Ausgangsbedingungen bewusst werden, uns der behüteten Kindheit bewusst werden, mentale Einstellung ändern, Möglichkeiten wie Unterstützung, Durchlässigkeit, Qualität des Systems bewusst ausnutzen.  Was sich andere hart erkämpfen, ist uns von Geburt aus mitgegeben.

Dem habe ich im Moment nichts hinzuzufügen. Wir haben alles, was wir brauchen, um diesen Luxus zu erhalten. Chancen erkennen und nutzen, speziell am Faust.

25. Mai 2012

Pfingstferien…

Abgelegt unter: Turbowochen — heinz.bayer @ 11:53

…sind für manche Schüler/innen gut zum Aufholen da. Wir haben letzten Mittwoch alle Versetzungsgefährdeten am Faust eingeladen, nachdem wir bei den Lehrer/innen nachgefragt hatten, wie der Stand der Noten ist. Seit 5 Jahren praktizieren wir dieses “klammheimliche” Betreuungsprogramm rund um den Flügelverleih mit einer wachsenden Zahl von Betreuungspersonen. Erfolgreich, wie wir denken. Unsere Sitzenbleiberquote ist seither recht niedrig. Das Programm heißt in diesem Jahr “Die Notbremse ziehen” und ist für die Schüler/innen unter www.maennerrevolte.de einzusehen. Ja es sind einfach zum großen Teil “Männer”, die wir vor dem Sitzenbleiben retten wollen.

Zusammen mit unserem Konzept “den Bahnhof verstehen”, unserer spontanen Nachhilfeschule innerhalb des Flügelverleihs, die sehr gut genutzt wird, sind wir eigentlich recht zufrieden mit unserer Arbeit. Zum Bahnhof kommen tatsächlich junge Menschen, die wirklich etwas lernen wollen. Ein wundervolles Gefühl. :-)

31. Mai 2012

Skypeschule

Abgelegt unter: Ferienschule — heinz.bayer @ 19:44

Skypeschule

Ja, wir sind gespannt, ob es klappen kann, durch ein spezielles Angebot unsererseits den einen oder die andere unserer Versetzungsgefährdeten aus der Lernreserve  zu locken. Vielleicht klappt es ja auch wie im letzten Jahr bei einem jungen Franzosen aus dem Elsass, der uns zum Schuljahresende begeistert gedankt hat, dass er mit unseren Visualisierungen sein Versetzungsziel erreicht habe. Man muss also nicht am Faust sein, um vom Faust und dem Flügelverleih zu profitieren. Aber klar, wer uns persönlich kennt, der hat es natürlich einfacher, sich auf unseren Ansatz einzulassen.

Oben das Ferien-PDF für den Versuch einer weiteren Lernmotivation.

7. Juni 2012

Das Fünfwochenprogramm

Abgelegt unter: Turbowochen — heinz.bayer @ 15:23

Während auf www.maennerrevolte.de die letzten Vorbereitungen zu den letzten fünf Turbowochen laufen, sollte sich der ganz normale nichtversetzungsgefährdete Schüler (und die Schülerin genauso) klar machen, dass diese 5 Wochen eine sehr wesentliche Rolle für die Endnoten spielen. Wer in den nächsten 5 Wochen einen guten Eindruck hinterlässt, der erhöht seine Chancen auf bessere Noten. Viel mehr als in den ersten 5 Wochen. Deshalb: Jetzt kommt noch ein Wochenende am Schluss der Pfingstferien, das genutzt werden muss. 5 Wochen nicht mehr unvorbereitet in den Unterricht und das Zeugnis sieht anders aus. 5 Wochen sind definitiv überschaubar. Und die Sommerferien werden garantiert entspannter, wenn die Noten am Ende des Schuljahres stimmen.

16. Juni 2012

Die Sache mit den Jungs

Abgelegt unter: Jungenproblematik — heinz.bayer @ 14:01

Letzte Woche hatten wir Besuch von 17 Deutsch-Lehrer/innen aus 13 Ländern. Goethe-Institut. Und am Ende eine kleine Diskussionsrunde angesetzt, um herauszubekommen, wie es um die Jungs in den Schulen in anderen Ländern so steht. Die Erkenntnis war ziemlich klar: In Ländern mit wenig Gleichberechtigung der Frauen steckt die missliche Schul-Lage von uns Männern in jungen Jahren erst in den Kinderschuhen. Oder ist, wie etwa im islamischen Norden Nigerias mit Frauen, die sowieso keine Rechte haben, noch gar kein Problem. Weil der Vergleich zu Mädchen in der Schule fehlt. Aber weltweit überall, wo Mädchen selbstbewusster werden und selbstbewusster sein dürfen, überflügeln sie ihre männlichen Mitschüler mit durchschnittlich höherem Fleiß, besserer Konzentrationsfähigkeit und besseren Noten. Da aber weltweit Männer in den meisten Berufen für dieselbe Arbeit immer noch mehr verdienen als Frauen, ist das Problem noch nicht wirklich als Problem erkannt.

Wir versuchen es zumindest schon einmal im Kleinen, an diesem Problem zu arbeiten.

www.maennerrevolte.de

Der Großteil der Versetzungsgefährdeten ist leider männlich.

22. Juni 2012

Arbeitshaltung erfragen

Abgelegt unter: Verbale Beurteilung — heinz.bayer @ 05:45

Es ist wieder so weit. Verbale Beurteilung. Als Klassenlehrer denkt man jetzt schon an die Entwürfe, denn sie sind sehr aufwändig. Die früheren Kopfnoten Mitarbeit und Betragen sind in der 5. und 6. Klasse den schriftlichen Beurteilungen gewichen. Seit sehr vielen Jahren teile ich zur Unterstützung an alle Fachkolleg/innen einen Ankreuzbogen aus, auf dem sie auf einer fünfspaltigen Skala die Arbeitshaltung ankreuzen sollen. Verrückt, wie gut sich die späteren Abitursnoten aus diesen Arbeitshaltungsnoten ablesen lassen. Oder auch das Nichterreichen des Abiturs. Wenn Sie in die schulische Zukunft Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes sehen wollen, dann wäre mein Tipp: Erfragen Sie bei den Lehrern die allgemeine Arbeitshaltung. Sie ist der Schlüssel. An ihr kann man in der 5. und 6. Klasse noch feilen, dann ist es zu spät.

1. Juli 2012

magic moments

Abgelegt unter: Abitur — heinz.bayer @ 10:36

Manchmal weiß ich dann einfach doch nicht, was gerade an Schule interessant sein könnte. Wie wäre es mit dem jährlichen Quantensprung. Mit dem Tag, an dem plötzlich keine K2er mehr an der Schule, also die Abiturienten weg sind, sinkt das gesehene Durchschnitts-Alter in der Aula – zum Beispiel in der Pause – schlagartig um ein ganzes Jahr. Faszinierend, wie jung plötzlich die Schülerschaft daherkommt. Ganz verrückt, wie innerhalb von ein paar Wochen dann die K1er zulegen. Den Raum ausfüllen. Das ist im Kindergarten so, wenn die Schulis weg sind. In der Grundschule, wenn die Viertklässler weg sind und eben am Gymi, wenn die Abiturienten weg sind. Altersquantensprung und dann ungeheuer schnelles Ausfüllen der neuen Rolle als älteste Schüler/innen-Spezie vor Ort. Zu den Ältesten zu gehören macht etwas mit uns Menschen. In jungen Jahren gibt es den nötigen Treibstoff zu großen Taten. In späteren Jahren wollen es viele manchmal kaum wahrhaben, wie schnell dieser Schnittpunkt vorrückt. Wenn die Pensionäre in Pension gehen und man selbst immer näher an den eigenen beruflichen Ruhestand rückt. Die Jungen füllen ganz schnell den Raum aus, den die “Alten” freigemacht haben. In jeder Altersklasse. Immer wieder wundervolles Erlebnis. Jedes Jahr bei den K1ern auf’s Neue. Bald K2. Abiturient werden. Bald das Reifezeugnis in der Hand halten. Ein Jahr früher als früher. Mit G8, mit dem man angetreten ist, um unsere Abiturienten konkurrenzfähig zu machen. Früher raus aus der Schule, um in Europa mithalten zu können. Bisher waren unsere Abiturienten also zu alt. Sagte man uns. Unsere diesjährige Scheffelpreisträgerin hat in ihrer klugen Rede erzählt, dass sie mit ihren knapp 17 bei der Nachfrage um einen Praktikumsplatz überall hören musste: “Zu jung!” und für den Führerschein ist es genauso. Na ja. Schulentwicklung ist ein dauernder Prozess. Wie man sie wohl in 30 Jahren organisieren wird, um die vielen klugen Köpfe der Zukunft auszubilden.

Jetzt drücken wir natürlich allen Abiturienten und -innen ganz doll die Daumen, dass sie diese magischen Momente genießen können. Nie mehr im Leben gibt es solch eine kurze Zeit, in der einem zumindest theoretisch Zehntausende von Möglichkeiten offen stehen. Magic Moments. Abi geschafft. Alles zurück auf Null gestellt. Eine neue Zeit. Reset. Magic. Eine Erkenntnis haben alle. Man fühlt sich überhaupt nicht so, wie man als Fünftklässler gedacht hatte, dass man sich fühlt, wenn man mal so groß und uralt ist wie ein Abiturient.

Das mit der arbeite hat man sich irgendwie anders vorgestellt. Der Trost: Das geht allen so.

8. Juli 2012

Coachbewerbung 2012

Abgelegt unter: Lerncoachs — heinz.bayer @ 05:01

Es ist wieder soweit. Wir schreiben aus. Man darf sich bewerben. Die Bewerbergespräche finden Anfang des nächsten Schuljahres statt. Gutes Gefühl zu wissen, dass es in jedem Jahrgang genügend fähige Schüler/innen gibt, die statt Babysitten ihr Taschengeld mit Lerncoaching aufbessern wollen. Wobei man immer wieder eines feststellen muss: Am Anfang mag es für manche nur der Taschengeldjob sein, am Ende ist es für die allermeisten in erster Linie ein wertvoller “Lebenserfahrungsjob”. Und so sieht unsere Ausschreibung aus.

Lerncoaches (m/w)

auf Honorarbasis

Dein Aufgabengebiet:

• Unterstützung der Schüler/innen (Kl. 5) bei der Erledigung ihrer Hausaufgaben

• Aktive Mitgestaltung und Teilnahme an den Zusatzzeiten

• Enge Zusammenarbeit mit Lehrkräften und der Schulsozialarbeit

• Kontinuierlicher Austausch mit anderen Coaches und Weiterentwicklung der bestehenden Strukturen

Wir freuen uns über:

• Freundliche, motivierte und teamfähige junge Menschen

• Personen, die gerne Verantwortung übernehmen und Vorbild für Jüngere sind

• Menschen mit Spaß an schulischen Themen

• Konfliktfähigkeit

• Flexibilität

• Schülerinnen/Schüler ab Klassenstufe 10 (Klasse 9 begrenzt)

Interesse?

Dann verfasse bitte eine kurze Stellungnahme, warum Du für diese Tätigkeit geeignet bist, welche Fächer Du bevorzugst und welche besondere Fähigkeit Dich für unsere Zusatzzeit unersetzlich macht.

Richte Deine aussagekräftige Bewerbung bitte bis zum 24.07. an:

13. Juli 2012

… und tschüß

Abgelegt unter: Blog-Abschluss — heinz.bayer @ 13:02

Abschied von einer Blogseite

Ich denke, inzwischen ist über unsere Nachmittagsschule am Faust, den Flügelverleih, genug geschrieben. Ich habe das Gefühl, dass ich mich schon zu häufig wiederhole. Wir werden nach den Sommerferien sowieso “umziehen”. Nach 20 Jahren bekommt unsere Schulhomepage ein neues Gesicht. Eine ehemalige Faustlerin hat die Aufgabe übernommen. http://www.nimius-design.de/ Dort werden dann Faust-News in neuem Rahmen zu bekommen sein. Es hat mir Spaß gemacht, mich nach zwei Jahren verschickten Newslettern für die Eltern der Nachmittagsschule einmal auf das Abenteuer Bloggen einzulassen. Den Männerrevolteblog www.maennerrevolte.de werde ich sicher auch im nächsten Schuljahr noch einige Zeit weiterschreiben, denn in Sachen spezieller Betreuung Versetzungsgefährdeter ist noch lange nicht alles ausgereizt. Das Problemfeld “Jungs und  Schule” ebensowenig. Aber jetzt ist erst einmal Sommerpause angesagt. Es hat Spaß gemacht, in der Schule bei Versetzungsgefährdeten, die sich dort eingeklinkt hatten, in Gesprächen zu merken, wie sich so mancher selbst aus der Falle befreien konnte. Es war ein freiwilliges Unterstützungsprogramm mit mal wieder erstaunlichen Einzelerfolgen. Unsere Nachmittagsschulhomepage www.faust-verleiht-fluegel.de werden wir auch umziehen lassen und im nächsten Schuljahr innerhalb unserer Schulhomepage betreiben. Wie es mit dem Unterstützungsblog für das Hausaufgabenbuch weitergeht, wird sich zeigen. www.vorne-auf-der-welle.de macht auf alle Fälle jetzt auch erst einmal Sommerpause.

Allen Leserinnen und Lesern sei an dieser Stelle ein wundervoller Sommer gewünscht – mit entspannten Kindern, die erfüllt ihre Ferientage genießen, keine Minute nörgeln und ihre Eltern mit Stolz und Zuversicht erfüllen. Auf dass dieselben nach den Ferien mit großem Eifer, ernsthaft und mit großer Begeisterung ans Faust zurückkehren.

Mt den besten Grüßen von demselben

ihr

Heinz Bayer

8. September 2012

Auf Eis gelegt

Abgelegt unter: Blog-Abschluss — heinz.bayer @ 21:28

Liebe Leser/innen.

Das neue Schuljahr beginnt. Wer als Neuling am Faust als Mutter oder Vater erfahren will, was gedanklich hinter den Begriffen Flügelverleih oder Fünferhaus steckt, kann sich gerne hier im Blog ein wenig in den letzten Jahren umsehen. Der Blog entstand, weil unser erstes Jahr Flügelverleih von einem Newsletter begleitet wurde, der an die Eltern unserer betreuten Kinder ging. Da es sich um ein pädagogisches Konzept handelte, das im Ganztgesbetreuungebereich sehr gut funktionierte (und funktioniert), wurden die Newsletter immer kreuz und quer von Eltern an Eltern anderer Schulen geschickt. Auch Kolleg/innen anderer Schulen fragten an häufig an, wie wir dies oder das machen. Kurzum: Der Weg zum Blog war dann ein kurzer. Damit man unser Konzept und unsere Denkweise hinter dem Konzept von allen Seiten einsehen kann.

In diesem Schuljahr wird aber nichts wirklich Neues passieren. Das Gesamtkonzept passt, wir haben das nötige Schülerkollegium und neue Eltern können sich entweder hier oder unter www.faust-verleiht-fluegel.de genügend Informationen über unser “pädagogisches Wirken” holen.

Deshalb bleibt dieser Blog stehen, wird aber erst einmal auf Eis gelegt. Also keine neuen Beiträge in nächst Zeit. Ich hoffe, niemand bekommt Entzugserscheinungen. :-) Wenn doch, unter www.maennerrevolte.de werde ich weiter schreiben. Denn die Sache mit Lösungsansätzen für die Jungsproblematik an Schulen steht – im Gegensatz zu unserem Flügelverleihkonzept – erst ganz am Anfang.

3. Januar 2013

Zweitausenddreizehn

Abgelegt unter: Blogs — heinz.bayer @ 21:46

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Vielleicht haben Sie sich gefragt, warum der Bayer nach so langer Zeit regelmäßigem Schreiben so eine lange Pause macht. Ich denke, ich sollte es verraten. Ich habe eine meiner Herzklappe liften lassen. :-) Sie war nicht ganz dicht. Das Alter, Sie verstehen. Aber inzwischen wurde sie durch ärztliche Zauberer wieder gestrafft und ist 100% einsatzfähig. Magic. Deshalb: Ich kehre ab Januar ans Faust-Gymnasium zurück. Ohne die Schule als aktuellen Erfahrungshintergrund scheint mein pädagogisches Schreibbedürfnis ganz andere Wege zu gehen. Bin gespannt, ob es wieder zurückkommt, das Bedürfnis. Versprechen kann ich nichts, aber ich versuche, noch einmal an meine Bloggertradition anzuknüpfen. Wenn sich am Tag immer noch so um die 300 Menschen in eine meiner vier Adressen einloggen, dann sollte ich vielleicht doch nicht so Knall auf Fall mit Schreiben aufhören, denke ich.

Aber ich werde die Ansätze ein wenig verändern. Den www.fluegelverleih-am-faust.de Blog werde ich umfunktionieren. Da habe ich ja sowieso schon das Ende angesagt. Ich werde ihn zu einem Blog für ehemalige Kreativfaustler machen, die ich in meinen letzten zweieinhalb Jahren gerne zu einem Netzwerk zusammenbauen würde. Den www.maennerrevolte.de Blog werde ich klar Richtung Jungsförderung an der Schule verwenden, dafür will ich den www.vorne-auf-der-welle.de Blog für eine spezielle Mädchenförderung verwenden. Weil die Begleitung für das Hausaufgabenheft im Moment ein wenig stockt. Vielleicht später mal wieder, wenn der Vinclair-Verlag meiner Tochter mehr Gas geben kann und wir unser Unterstützungsbücherangebot erweitert haben. Zwanzig Jahre meines Lehrerlebens habe ich als Physiker den Fokus auf Mädchenförderung gelegt, die letzten zehn Jahre auf Jungsförderung. Und jetzt habe ich das Gefühl, man sollte eigentlich beide parallel, aber ganz unterschiedlich fördern. Das will ich dann doch mal versuchen.

Für alle, die Bayer’sche pädagogische Gedankenspiele hier vielleicht zum ersten Mal lesen, sei gesagt: Ich schreibe in erster Linie für Eltern und Schüler/innen meiner eigenen Schule, also für Menschen, die mich kennen. Aber natürlich gibt es inzwischen auch genügend Leser/innen außerhalb, die mit den Bayer’schen Spezial-Ansätzen versuchen, ihre eigenen Kinder zu stärken oder stärken zu lassen oder die sich als Lehrer/innen an den Visualisierungen bedienen, um damit eigene Pädagogik weiterzuentwickeln. Ich habe keinen Anspruch auf irgendeine Vollständigkeit. Ich bin ein schlichter pädagogischer Drauflosschreiber. Meine Ansätze basieren auf 35 Jahren Schul-Lebens-Erfahrungen an einem sehr großen Gymnasium im wilden Südwesten. Faust-Gymnasium-Staufen. Davon fast 25 Jahre als Vertrauenslehrer, der sehr viel von Schule durch die Brille von Jugendlichen sehen durfte. Und aus fast zehn Jahren als Fachabteilungsleiter für Schulentwicklung. Der sehr viel durch die Brille der harten Schulrealität im Rahmen der Bildungspolitik sehen durfte. Die Blogs entstanden aus der Schulentwicklungsarbeit heraus. Deshalb: Wenn Sie sich auch außerhalb des Faust für Bayer’sche Ansätze interessieren, um sich Ideen und Argumente einzupacken – nur zu. Und machen Sie ihr eigenes Ding draus. Zwei Jahre gebe ich mir noch, blogmäßig, dann gehe ich auf die Pensionierung zu und werde als Blogger Privatier. Oder auch nicht. Mal sehen. Auf meinem www.opakoffer.de Blog probiere ich jetzt schon alles Mögliche aus. Auch da gilt: Das Ziel ist es nicht, möglichst viele Leser/innen zu bekommen. Das Ziel ist, eine kleine Schar von Menschen, die so ticken wie ich, Lust darauf zu machen, sich ebenfalls kreativ auszuleben. Bei meinen aktuellen musikalischen Kinderliederausflügen sperre ich im Moment die Öffentlichkeit aus. :-) Ich könnte ja vielleicht meine Illustrationen zum Besten geben. Mal sehen, zu was ich Lust habe. Lassen Sie sich überraschen.

Kurzum: 2013 bin ich auf alle Fälle wieder zurück. Also ab jetzt.

Ihr Heinz Bayer

P.s. Wen es als pädagogischen Insider dann vielleicht noch interessiert, zu erfahren, warum unsere Ansätze für “Schule leben” auch für Fortbildungen in der nahegelegenen Schweiz von Interesse geworden sind, der kann, so er Zeit hat, auch noch unter www.das-paedagogische-schweizermesser.de herumklicken. Und dabei z.B. erfahren, warum die international besetzte Jury der Weltausstellung in Hannover im Jahre 1999 unser Konzept “Schülerschule” zum offiziellen dezentralen EXPO2000 Projekt gekürt hat. Sicher interessant für alle, die unter schlechten finanziellen Bedingungen trotzdem gute Schule im außerunterrichtlichen Bereich machen wollen. Denn gute Schule ist in erster Linie eine Sache des richtigen Menschenbildes. Behaupte ich aus der eigenen Erfahrung.

3. Februar 2013

Faust Kreativ-Alumni

Abgelegt unter: Alumni — heinz.bayer @ 15:37

Flügelverleih

In drei Jahren kennen Schüler/innen, die vor 5 Jahren und davor am Faust Abi gemacht haben, praktisch keine/n Lehrer/in mehr. Weil die Einstellungspraxis einem Zyklus folgt.

Ich habe die letzten 35 Jahre einmal mit ein paar Bildchen dargestellt. Der “junge Block” ist inzwischen fast komplett und neue Einstellungen wird es an den Gymnasien in Baden-Württemberg in den nächsten 20 Jahren kaum mehr geben. Als Praktiker bekommt einem da  das heulende pädagogische Elend. So viele sehr gute Referendar/innen, die keine Chance auf diesen Beruf mehr bekommen, der ja genau von den guten Leuten lebt.

In den letzten 35 Jahren haben mich sagen wir mal an die 5000 junge Menschen kennengelernt. 5000 Menschen, die heute sagen können: “Ich war am Faust und habe den Bayer gekannt.”

Im Moment habe ich Lust darauf, ein Faust-Alumni für Kreative Ex-Faustler aufzubauen. Bevor ich vom Faust abgehen werde. Ich habe mal ein Schneeball-Mail auf die Reise geschickt. Wäre doch schön, wenn auf dieser Seite in ein, zwei Jahren von jetzigen kreativen Faustlern viele Links zu Ex-kreativen Faustlern geklickt werden könnten. Wer weiß, für was solche Alumni-Verbindungen einmal gut sein können. Vielleicht braucht man als Faustler einmal einen Anlaufpunkt in Australien.

Oder ein Spiegel-Redakteur, der einmal am Faust Chefredakteur der Schülerzeitung war, kann sicher für jetzige Schülerredakteur/innen Ansporn und Ratgeber sein. 

Wer in Freiburg ein wundervolles Café besuchen will, sollte vielleicht als Faustler wissen, dass auch einer der Chefs Faustler war. Sedan Café. Oder wenn man als Jungfilmer einen Ex-Faustfilmer anmailen kann, um einige Fachfragen zu klären, dann hat das was. Aber vielleicht wäre ein junger Filmschaffender im Aufbau wie Maurice umgekehrt auch froh über Adressen von Ex-Faustlern, die schon lange im Kreativgeschäft sind. Zum Beispiel   Tobitoon.

Und Schüler/innen aus der Theater-AG interessiert es sicher auch, welche Theaterschaffenden sich einst am Faust getummelt haben. Zum Beispiel Felix Eitner. Oder Philip Tiedemann

Da gibt es Musiker und Kameramänner und als Faustler sollte man wissen, dass hinter dem besten Eis aus Staufen natürlich auch ein Ex-Faustler steckt.

Ein kreatives Faust-Alumni-Netzwerk soll aber nicht nur aus Profis bestehen, die in irgendeinem Bereich kreativ arbeiten. Auch privat kreativ zählt. Oder innerhalb eines Berufs kreativ sein zählt. Websites von Ex-Faustlern werden gerne verlinkt. Damit man als Faustler weiß, wo man z.B. in Mainz was trinken geht und nach einem Faustler fragt. Oder wenn man im Tübinger Kammertheater klatscht, beklatscht man vielleicht gerade Ex-Faust-Kreatives. Und und und. Aber ich kenne eben auch nur einen Bruchteil der Kreativgeschichten. Musik dürfte viel drunter sein. Und Mode , aber sicher auch Architekten, Firmengründerinnen, Erfinder, App-Entwicklerinnen und und und…. Wer sich als Ex-Faustler/in angesprochen fühlt, schreibt einfach ein Mail an alumni@fluegelverleih-am-faust.de Name, Jahre am Faust oder Abijahr, Kreativbereich ( Hobby oder beruflich), Website, so man will. Jeder, der sich so einklinkt, wird natürlich am Ende der “Sammelaktion” mit einer Faust-Alumniliste versorgt. Und klar, spätestens wenn der MeOck und ich in Pension gehen, denken wir sicher mal über eine Alumni-Kreativ-Veranstaltung nach – oder einen Bildband der Faustkreativen oder, oder, oder freuen uns einfach, dass wir euch alle haben kennenlernen dürfen. :-)

“Wenn du nicht willst, dass…

Abgelegt unter: Chancengleichheit — heinz.bayer @ 17:44

… dein Kind Abitur macht, schick es doch einfach auf’s Gymnasium.”

Ich werde in den nächsten Wochen nun doch hier wieder schulbloggen. Die Auswirkungen der freien Schulwahl ohne Rücksicht auf die Empfehlung der Grundschullehrer/innen treibt bizarre Blüten. Verbesserung der Chancengleichheit meint das Kulturministerium. Wie wir vor Ort damit umgehen, wird hier zu lesen sein.

Die Alumnisache ist jetzt auch einfach als Seite angelegt, sodass man immer gut drauf zugreifen kann.

6. Februar 2013

Stellungnahme

Abgelegt unter: Gymnasialempfehlung — heinz.bayer @ 20:48

Der Umgang von Fünferhaus und Flügelverleih am Faust mit der neuen Situation, dass durch den Wegfall von der bindenden Gymnasialempfehlung auch Kinder mit Realschul- und auch mit Hauptschulempfehlung am Faust eingeschult worden sind.

Das Kultusministerium nennt es eine Vergrößerung der Chancengleichheit.
Wir nennen es eine Unverantwortlichkeit so manchen Kindern gegenüber.
Die neue Situation lässt es zu, dass das Selbstbewusstsein von z.T. völlig überforderten Zehnjährigen gegen die Wand gefahren und ein solch großer Schulfrust entstehen wird, dass die Chancengleichheit genau durch die neue Regelung abnimmt. Auf’s Gymnasium an sich zu gehen ist noch kein Qualitätsmerkmal. Sich auf dem Gymnasium mit normalen Noten aufgehoben zu fühlen ist der entscheidende Ansatz. Da heute schon über 50% der
Abiturienten ihr Reifezeugnis auf einem Weg über den Einstieg in der Realschule oder auch in der Hauptschule machen, erweist sich die scheinbare Öffnung des Gymnasiums als Bildungsfalle für manchen unserer Schüler.
Außerdem, und das ist uns wichtig zu betonen, ist die Öffnung gleichzeitig ein Kuckucksei in Sachen Begabtenförderung, die an Schulen und Gymnasien immer auch gesehen werden sollte. Begabtenförderung bedeutet im Alltag: Zeit haben, sich auch um die guten Schüler zu kümmern. In Bildung investieren heißt nicht nur, möglichst vielen Kindern möglichst breite Bildungschancen einzuräumen, sondern auch möglichst vielen bildungsstarken Kindern möglichst viel KnowHow mitzugeben. Ohne Strukturänderung an unserer Schule ist aber der Normalfall klar zu beschreiben: “Setze drei völlig überforderte Schüler/innen in eine Klasse, dann wirst du einen überproportional großen Teil deiner Unterrichtszeit für mindestens zwei dieser drei Schüler/innen aufwenden müssen. Denn überforderte junge Menschen reagieren auf die Überforderung meist nicht mit Rückzugs-, sondern mit Störungstendenzen.” Fazit: Ohne positive und grundlegend neue Schul-Konzepte ist der einfache Wegfall der Gymnasialempfehlung für das Unterrichten an Gymnasien kein Fortschritt. Nicht für die “unglücklich geschickten” Kinder und auch nicht für die “klar gymnasialen” Kinder. Ein allgemeines Absenken des Bildungsniveaus kann
nicht unser Anliegen sein. Eine Verschlechterung des Umgangstons und der
Klassengemeinschaft ebensowenig.
Unsere Antwort vor Ort:
Wir nehmen den Auftrag natürlich trotzdem ernst und lassen mit unserer
Fünferhauspädagogik des sanften Ankommens an einem achtjährigen Gymnasium in einem eigenen kleinen Gebäude den bei uns ankommenden Kindern ein halbes Jahr ruhige Entwicklungszeit. Das Fünferhausteam arbeitet in den wesentlichen Fragen zusammen. Die Klassenlehrer/innen sind von Anfang an auf Beratung und Unterstützung eingestellt. Unser spezielles schuleigenes Hausaufgabenheft 1 und 2, das unsere Fünftklässler/innen kostenlos bekommen, begleitet das erste Jahr inhaltlich und bietet auch den Eltern ein gutes Unterstützungsinstrument. Im Flügelverleih haben alle Kinder die Möglichkeit, Hausaufgaben mit qualifizierter Unterstützung durch ältere Schüler/innen zu machen. Und das an 5 Nachmittagen in der Woche.
Mit den Halbjahreszeugnissen werden auch sogenannte Arbeitshaltungszeugnisse mit einer Skala von a bis e erstellt. (a: fährt im fünften Gang, e: fährt im ersten Gang ).
Halbjahresinfo plus Arbeitshaltungszeugnisse ergeben zusammen ein gutes erprobtes Bewertungsinstrument.
Überwiegend positive Arbeitshaltung plus recht gute Noten: Grüner Bereich.
Eher verbesserungswürdige Arbeitshaltung und recht gute Noten: Noch einen “fetten Joker im Ärmel” – sollte gecoacht werden, damit sich bis zur 7. und 8. Klasse nicht zu große Lücken auftun.
Überwiegend positive Arbeitshaltung und schlechte Noten: Fährt schon jetzt am Limit, obwohl unsere fünften Klasse immer noch einen sanften Einstieg in das gymnasiale Lernen bieten. Elternberatung angesagt.
Sanfter Einstieg hat Tradition am Faust und hat sich unter den früheren
Anfangsbedingungen auch bewährt. Die neuen Fünfer waren immer gymnasialempfohlen.
Da wir in jedem Jahr einen Austausch mit unseren Grundschulkolleg/innen über die neuen Fünfer durchführen und uns immer wieder auf’s Neue abstimmen, konnten wir uns auf unsere Vorgehensweise immer gut verlassen. Das ist jetzt vollkommen anders.
Überwiegend negative Arbeitshaltung, schlechte Noten: Erst wenn man die Arbeitshaltung in den positiven Bereich kippen kann, kann man wirklich erkennen, ob ein Kind gymnasialtauglich ist oder sich nur quälen wird. Sich durch die Schule zu quälen ist für uns keine Zukunftsperspektive.
Wir laden als Antwort auf die neue Situation alle Kinder mit einer eher schlechten Arbeitshaltung zu einem zeitlich begrenzten Coaching ein, mit dem Ziel, die Arbeitshaltung massiv zu verbessern. 2012/13 heißen diese “Turbowochen” “Gipfeltour 2013″.
Wir bieten Coaching seit über 5 Jahren, werden dies aber jetzt verstärkt speziell für Klasse fünf machen.
Es gibt dazu eigene Begleithefte für Schüler/innen und auch für Eltern.
Nach Rücksprache mit den Fachlehrer/innen bieten wir eine spezielle individuelle Elternberatung an.
Ziel: Noch vor den Endzeugnissen sollte klar sein, wo es lang geht. Wenn sich bis zu den Pfingstferien trotz Fünferhaus, Begleitprogrammen und speziellem Coaching nicht abzeichnet, dass der vorgeschriebene gymnasiale Lehrplan ohne spezielle Kurse, die man anbieten könnte, ohne spezielle Klassen, die man einrichten könnte, innerhalb des normalen Klassenverbands mit 30 Schüler/innen, muss vor einem eventuellen Sitzenbleiben gleich schon in der 5. Klasse die Notbremse gezogen werden und die Realschule als 9jähriges Gymnasium den Eltern dringend und eindringlich empfohlen werden. Denn klar ist: Ein prinzipielles Scheitern auf einem 8jährigen Gymnasium wird ein späteres positives Eingliedern an einer Realschule mit späterem Abschluss mit Abitur sehr unwahrscheinlich machen. Denn mit zu viel Schulfrust und einem gebrochenem Selbstwertgefühl kann niemand so einfach an einer anderen Schule erfolgreich integriert werden. Das muss dann den Eltern unmissverständlich klar gemacht werden. Dass sie nur, um kurzzeitig sagen zu können, “mein Kind ist auf dem Gymnasium”, die Bildungschancen ihres Kindes massiv einschränken. Frei nach dem Motto für Eltern von
jungen Menschen mit Realschulempfehlung oder gar Hauptschulempfehlung: “Wenn du willst, dass dein Kind kein Abitur macht, schicke es doch einfach auf’s Gymnasium.”
Ende des Schuljahres 2012/13 wird die Entwicklung schulintern “evaluiert” und unser Handwerkzeug für die neue Situation optimiert.

Heinz Bayer und Flügelverleihteam am Faust

13. April 2013

Den Bahnhof verstehen

Abgelegt unter: Pädagogisches — heinz.bayer @ 17:50

„Den Bahnhof verstehen“ im „Haus zum Platzenden Knoten“.

Oder „Gipfeltour 2013“

(ein faust-aktuell Artikel)

Stimmt, Sie haben recht. Wir betreuenden Lehrer/innen vom Flügelverleih am Faust lieben die etwas anderen Namen. Weil es dann einfacher ist, pädagogisches Neuland ohne spezielle Erwartungen von außen zu betreten. Nachhilfe – da hat jeder eine Vorstellung, wie sie abläuft. „Den Bahnhof verstehen“ hieß deshalb im letzten Jahr unsere Spezial-Flügelverleih-Nachhilfeschule, in der sich Schüler/innen am Nachmittag allein oder in kleinen Gruppen in verschiedenen Fächern coachen lassen konnten. Neuland. Spontannachhilfe. Klassenarbeitsvorbereitungsnachhilfe. Schwierige Mathehausaufgaben-mit-Unterstützung-lösen“-Nachhilfe. Wir hatten an zwei Tagen einen Überhang an Lerncoachs in der Nachmittagsschule. So entstand diese Idee. Kapazitäten waren frei. Zweites Halbjahr. Als es für manche brenzlig wurde. Auch unsere erste Skype-Ferienschule entstand in diesem Zusammenhang. Pfingsten 2012. Ferienlernaktive Schüler/innen konnten sich anmelden, um ein spezielles Problem von einem der Skype-Coachs erklärt zu bekommen, mit dem sie sich gerade herumschlugen und keine Antwort fanden. Arbeiten nach dem Tiny-Wings-Prinzip aus dem Hause Flügelverleih. Das war auch Grundlage beim „Den-Bahnhof-verstehen“. Tiny-Wings-Prinzip? Sagt Ihnen nichts.

http://www.faust-verleiht-fluegel.de. Klar, es haben nicht sehr viele Schüler/innen daran teilgenommen. Experimente müssen sich entwickeln dürfen. So etwas muss sich auch erst herumsprechen. Und es muss sich für eine breit angelegte Ferienschule wie in skandinavischen Ländern erst einmal die Idee breit machen, dass es besser ist, in den Pfingstferien zu klotzen, anstatt nach den Pfingstferien schulisch unterzugehen. Und man muss allgemein als Schüler/in verstehen lernen, dass schulisches Arbeiten in den Ferien nicht unanständig ist. Sondern für Menschen mit Wissenslücken in manchen Fächern sogar richtig, richtig klug. Da die meisten der Skypecoachs ehemalige Coachs aus dem Flügelverleih waren und oft auch weit weg von der Heimat saßen, wurde es Pfingsten 2012 eine wirklich verrückte globale Angelegenheit. Ein Skypecoach saß z.B. in China, ein anderer in den USA. Aber bitte: Flügelverleihexperimentalpädagogische Einsätze zum Zwecke des individuellen Lernens sind nicht einforderbar. In den letzten 5 Jahren konnten wir zeigen, was an einer schüleraktiven Schule alles möglich ist, wenn man Deputatsstunden für eine qualifizierte Hausaufgabenbetreuung zur Verfügung stellt. Flügelverleih. 5 Jahre Erfolgskonzept, immer mit einem jungen Kollegium von 60 bis 70 Coachs ab Klasse 9 samt Ausbildung durch Coachbesprechungen und Pädagogische Abende. Arbeiten mit späteren Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen und anderen Fachleuten der Zukunft, die hier zeigen, was in ihnen steckt. Und Zeit für Lehrer/innen zur individuellen Einzelbetreuung und Projektentwicklung. Es heißt jetzt in Verlautbarungen der Landesregierung: „Die Konzepte zur Hausaufgabenbetreuung wurden ja inzwischen entwickelt. Dann kann man doch jetzt auch wieder Deputatsstunden einsparen.“ Zu schade, dass man bei der Überlegung vergessen hat, dass unsere Coachs immer wieder andere sind.  Dass unser Prinzip der „Schülerschule“ eben nur theoretisch ohne

permanenten Lehrereinsatz im Hintergrund funktioniert. Schade auch, dass man nicht gegenrechnen kann, wie viele junge Menschen wir durch unsere vielfältigen Ansätze Jahr für Jahr vor dem Sitzenbleiben bewahren. Was wir da dem Land an Geldern einsparen. „Liebe Landesregierung. Ich hoffe, dass die Sparmaßnahmen im „Ergänzungsbereich“ – so nennt man offiziell Projekte wie den Flügelverleih – nicht in ein paar Jahren zu einem sündhaft teuren Bumerang werden.“

Sitzenbleiben, das ist ja auch so eine Geschichte, über die im Moment viel geschrieben wird. Am Faust laden wir seit Beginn der Flügelverleihzeiten nach Ostern alle erkennbaren Versetzungsgefährdeten ein, um mit ihnen „flügelverleihmental“ zu arbeiten. Tipps zu geben. Sie davon zu überzeugen, dass es besser ist, jetzt ein paar Wochen den Computer spielemäßig links liegen zu lassen, reinzuklotzen und statt sitzen zu bleiben lieber später ein Jahr ins Ausland zu gehen.  „Raus-aus-der-Falle“ hieß der Kurs im letzten Jahr. „Break&Go“ 2011. Und 2010 hieß er „Vom Standstreifen auf die Überholspur.“  Der Erfolg gibt uns recht. Allerdings bieten wir keine Garantie für‘s versetzt werden. Unser Ansatz funktioniert immer dann, wenn jemand wirklich nicht sitzenbleiben will und bereit ist, dafür den Blickwinkel auf die Schule zu ändern. „Wollen wollen“, hieß der Kurs auch schon einmal. Scheint leicht, ist es aber überhaupt nicht. Es gibt in jedem Jahr immer einige sehr beratungsresistente junge Menschen. Unser Traumziel wäre nach wie vor für alle Schüler/innen: Den Blickwinkel frühzeitig ändern, gut beraten lassen und notfalls rechtzeitig die Schullaufbahn ändern. Auf alle Fälle: Sitzenbleiben positiv aus der Schule verbannen. Beratungsbüro am Faust. Wir sind schon am konzeptionellen Basteln. Wir werden weiter experimentieren. :-) In diesem Schuljahr bietet der Flügelverleih auch noch spezielle Beratungswochen für Fünftklässler/innen mit Arbeitshaltungsproblemchen an. „Gipfeltour 2013“.

„8 Turbowochen“. Mal wieder ein wenig Neuland. Wir haben schon begonnen. Zuvor persönlich eingeladen. Nach dem Blick auf die Arbeitshaltungszeugnisse vom Februar, die wir für alle Fünftklässler erstellt haben. Man konnte sich dann freiwillig als Schüler/in bewerben. Eltern konnten also nicht einfach schicken. Die Gipfeltour macht nur mit Eigeninitiative Sinn. In diesem Jahr mit Begleitheft, das an unser Hausaufgabenheft für die Fünftklässler/innen angelehnt ist. Wen es interessiert – download unter

www.faust-verleiht-fluegel.de.

Im letzten Jahr hieß dieser Kurs übrigens JUMP.

Speziell für Mathematik werden wir jetzt anfangen, Kenntnisse zu testen und dann Lücken zu füllen. Computergesteuert. Individualisiertes Lernen erproben. Analyseprogramme ausprobieren. Die Programme haben wir, den Platz auch, nur die Computer ebenfalls. Der Schulträger hat uns dankenswerterweise für dieses Halbjahr den Zugang zu der ehemaligen Hausmeisterwohnung erlaubt, die bald zur erweiterten Bibliothek werden soll. Untergeschoss Fünferhaus. Das „Haus zum Platzenden Knoten“ haben wir die Räume getauft. Ein Ort in der Schule und doch außerhalb der Schule. Wir probieren einfach gerne. Der Flügelverleih versucht immer wieder, an allen möglichen Orten neue Flügel zu verleihen. Man darf gespannt sein.

Heinz Bayer & Flügelverleihteam

Akademie zum platzenden Knoten

Abgelegt unter: Pädagogisches — heinz.bayer @ 18:00

Wir probieren es einfach mal wieder was Neues. In diesem Jahr konzentrieren wir uns in einem speziellen Flügelverleih-Förderungs-Projekt auf die Mathematik. “Mathematik-Akademie im Flügelverleih”. Innerhalb des Projekts “Den Bahnhof verstehen”, unserem bewährten Gruppennachhilfekonzept. Neu in diesem Jahr: Die Geförderten fördern sich selbst. Schülerschule pur. Ja, wir haben ein paar Dinge bei der Khan Academy abgeguckt. Gute Ideen, die dahinterstecken. Und mit unseren Ansätzen gekoppelt. Wir sind gespannt. Auf www.maennerrevolte.de gibt es nähere Informationen.

14. April 2013

Badische Zeitung

Abgelegt unter: Flügelverleih, Fünferhaus, Gymnasialempfehlung, Pädagogisches — heinz.bayer @ 07:27

Ich habe versprochen, in diesem Blog eine Ergänzung zu einem BZ Artikel zum Thema “Akademie zum platzenden Knoten” innerhalb unseres Projekts “den Bahnhof verstehen” zu schreiben. Für die konkreten Projektinhalte verweise ich gleich einmal auf die Ausführungen in unserem  Betreuungs-Blog. www.maennerrevolte.de. Denn dort sind auch alle Betreuungsprojekte der letzten Jahre zu finden, falls man lange genug sucht. :-) Sorry, für alle Neuleser/innen. Ich bin ein pädagogischer Drauflosschreiber.  Da am Gymnasium mehr Jungs als Mädchen leistungsmäßig betreut werden müssen, heißt der Blog so.

Die pädagogische Vorgeschichte und die Grundlagen, um die Akademie zum Platzenden Knoten zu verstehen, beschreibe ich hier im Flügelverleih-Blog, der  ursprünglich ein reiner Eltern-Blog für Flügelverleiheltern war, die sich wünschten, dass sie erfahren, wie wir Flügelverleiher pädagogisch ticken und was wir so alles am Nachmittag mit den Kindern unternehmen. Da es offensichtlich viel mehr Menschen gibt, die gerne von bunt praktizierter Ganztagesschule lesen, ist es ein Blog geworden, der den Lebensraum Schule aus der Sicht von einem großen Betreuungsteam der besonderen Art beschreibt, das eng vernetzt ist mit der komplexen Gedankenwelt des Faust.

Der Schreiber selbst, also ich, Fachabteilungsleiter für Schulentwicklung und totaler Flügelverleih-Fan und seit Jahrzehnten vernarrt in unsere vielfältigen pädagogischen Konzepte, mit aktiven Schüler/innen am Faust wundervolle Projekte loszutreten und Arbeitsgemeinschaften zu fördern, weil sie Schule als Lebensraum aufbauen helfen, habe in diesem ganzen Zusammenhang auch entdeckt, wie gerne ich einfach drauflosschreibe, was uns im Team am Herzen liegt. Weil es auch innerhalb eines meiner Aufgabenfelder als Fachabteilungsleiter sehr viel vereinfacht – bei der Kommunikation mit unseren Eltern. Man muss Schule heute gut erklären, weil sie sonst oft nicht mehr verstanden werden kann.

Zum Beispiel finde ich es immer noch vollkommen unwirklich, dass wir unter Rot-Grün offensichtlich unseren Chor, unser Theater und unser Orchester verlieren sollen. Ich glaube irgendwie immer noch dran, dass unser Kultursminister demnächst laut auflacht und meint: “April, April. Mit uns streicht man doch keine musischen Arbeitsgemeinschaften. Wir sind doch angetreten, um Schule besser zu machen.”

Das alles den Eltern vermitteln kann ich leider nicht in Kurzform. Wenn ich schreibe, schreibe ich. Sorry. Und drauflos. Das hat mein Deutschlehrer früher schon bemängelt. Und meine “Unds” am Satzanfang.

Ok. Ich beginne mal.

Der Pavillon.

Schulkenner wissen, dass wir unsere fünften Klassen in einem eigenen Pavillon mit fünf Klassenzimmern unterrichten – genannt Fünferhaus. Unsere Neuen kommen zum Teil von sehr kleinen Grundschulen und waren in früheren Zeiten in der fünften Klasse von einer weit über tausend Schüler/innen-Schule oft wie erschlagen. Unser Fünferhaus ist klein und überschaubar und mit einer Stufenpädagogik ausgestattet, die das Ankommen am Faust erleichtert. Am Nachmittag findet im selben Gebäude der Flügelverleih statt. Eine Mischung von Hausaufgabenbetreuung und sozialem Lebensraum Schule. 50 bis 70 Coachs aus den Klassen 9 aufwärts arbeiten dort. Immer zwei pro Klassenraum. Betreut und angeleitet von einem Sozialarbeiter und betreuenden Lehrer/innen. Eine kleine eigene Schule in der Schule. Netzwerkbildend in vielfältiger Hinsicht. Keine Verpflichtung hinzugehen und doch seit Jahren voller Leben. Schon jetzt haben sich wieder 60% der nächsten Fünfergeneration angemeldet.

Goethe

“Zwei Dinge sollen Kinder bekommen: Wurzeln und Flügel.” schrieb schon J.W. Goethe. Im “Flügel”, wie viele Coachs unser Nachmittagsschule nennen, versuchen wir mit einem jungen und sehr kompetenten Kollegium aus späteren Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Personalchef/innen, Betriebswirt/innen etc , dem Lernen bei der Hausaufgabenbetreuung Flügel zu verleihen und die notwendigen Wurzeln versuchen wir durch Identifikation mit der Schule über die durch diese Anfangsarbeit entstehenden personellen Netzwerke innerhalb der Jahrgänge und natürlich auch jahrgangsübergreifend wachsen zu lassen. “Stufenfeeling” ist bei uns eine wichtige Diskussions-Grundlage in der Stufenpädagogik von Klasse 5 bis 7. In Klasse 8 muss es möglichst wenig Reibungsverluste bei der Neuzusammensetzung von Klassen geben. Immerhin weiß man, dass eine angenehme Lernumgebung das A und O in Sachen erfolgreiches Lernen ist. Und Klasse 8 ist Vollpubertät. Das war früher mit hohem Pädagogischem Einsatz in Sachen Mobbing verbunden. Heute ist die Neuverteilung kein besonderes Konfliktfeld mehr, weil es in Klasse 7 schon ein Stufenfeeling gibt. Fünferhaus, Sechserstockwerk, Siebenerflur …. so versuchen wir, dieser Grundidee gerecht zu werden. Und zu Beginn: Flügel verleihen.

Grundschulempfehlung

Ob wir den Wegfall der Grundschulempfehlung denn merken, werden wir in letzten Zeit oft gefragt. Denn alle Flügelverleihlehrer/innen sind auch meist parallel in der fünften Klassen tätig, um möglichst viel Gespür für einen Jahrgang zu entwickeln. Jeder Jahrgang ist anders, so ist unsere Erfahrung. Und somit die Betreuung für jeden neuen Jahrgang eine Neuentwicklung. In diesem Jahrgang müssen wir unsere frühere Personalcoachidee, wieder aufleben lassen. Der wegfallenden Grundschulempfehlung sei Dank. Wenn nun einzelne Kinder mit schlechter Werkrealschulempfehlung bei uns angemeldet sind und einfach nirgendwo Land sehen, furchtbare Noten schon in der 5. Klasse ertragen müssen und häufig auf der Krankenstation liegen oder zu Arbeiten schon gar nicht antreten können, dann benötigt man neue Konzepte für den richtigen Umgang mit der neuen Situation. Die positive Statistik in Sachen Chancengleichheit vor Ort ausbügeln, dass die Kinder keinen Knacks für’s Leben bekommen. Ich gehe so weit, zu behaupten, dass im Moment manche Kinder gerade deshalb kein Abitur machen werden, weil ihre Eltern sie entgegen der Empfehlung der Grundschullehrer/innen auf’s Gymnasium geschickt haben. Über 50% machen heute übrigens ihr Abitur nicht am allgemeinbildenden Gymnasium. Aber das nur am Rande. Mit unserer pädagogischen “Unterstufen-Denkfabrik Flügelverleih” können wir zumindest neue Ideen entwerfen, wie wir am sinnvollsten damit umgehen lernen, einen Betreuungs-Spagat auch ohne zu viele Einbußen für die Leistungsstarken durchzuführen.

Möglichkeiten

“Ja man liest doch jetzt immer mehr von diesem individualisierten Unterricht, der auch den Klugen klüger macht. Damit geht das doch ganz einfach,” denken sich viele.

Da bricht ein knappes “Hahaha” aus jemand heraus, der seit 35 Jahren an der Schulentwicklungsbasis eines großen Landgymnasiums arbeitet. Ich denke, dass ich hier auch wirklich einmal zumindest kurz und auch laut lachen darf. Unsere Meinung: Mit dem Wegfall der Grundschulempfehlung wirft man uns ins kalte Wasser der wundervollen Vorstellung vom nachhaltigen Lernen von Kindern als “Baumeister ihrer Selbst”, wie Maria Montessori es beschrieb, kombiniert mit dem Lehrer als Coach, der meist nur Hilfestellung beim selbstständigen Lernen gibt und Kinder deshalb zauberhaft im eigenen Lerntempo lernen lässt. Da träumt man leider an der gymnasialen Realität vorbei. An den Werkrealschulen hat man in diese Richtung schon richtig viel auf den Weg gebracht. Aber diese Schulform bringt man ja gerade mit dem Wegfall der Empfehlung zum Austrocknen, weil jetzt noch weniger Schüler/innen angemeldet werden.

Der Philosoph

Der Philosoph Richard David Precht formuliert in seinem neuen Buch “Anna, die Schule und der liebe Gott” 10 überzeugende Prinzipien für eine Bildungsreform: 1. Kinder wollen lernen 2. Jedes Kind ist anders 3. Vergesst die Fächer 4. Bildet Lernteams 5. Vertieft Beziehungen 6. Fördert Werte 7. Verschönert Lernorte 8. Trainiert die Konzentration 9. Schafft die Noten ab 10. Lasst ganztägig lernen.

Ja es ist, als wäre Herr Precht auf einem unserer Flügelverleihsitzungen dabei gewesen. Für eine kleine überschaubare Entwicklungs-Ecke an einer Schule, ausgestattet mit Deputatsstunden, speziell auch zum kontinuierlichen Neu-Entwickeln und Visionen wälzen, sind solche Überlegungen tatsächlich greifbar. Aber der Flügelverleih ist wie eine kleine Privatschule in der Schule, die ohne Noten auskommt und ein Coach-zu-Schülerverhältnis von 1:5 hat. Mit unserer neu gegründeten “Akademie zum Platzenden Knoten” innerhalb des Flügelverleihprojekts “Den Bahnhof verstehen” versuchen wir sehr gezielt, individuelles Lernen auf konkrete Beine zu stellen. Aber lieber Herr Kultusminister: Wir schütteln das nicht aus dem Ärmel. Da müssen wir viel dafür tun. Und für eine ganze Schule ist das echte große Entwicklungsarbeit.

Kaltes Wasser

Zu meinen, eine ganze Schule könne man schnell zu traumhaften neuen individualisierenden Lern-Formen bringen, indem man sie mit dem Wegfall der verpflichtenden Grundschulempfehlung komplett ins kalte Wasser wirft und meint, dass jetzt bitteschön alles gut und außerdem ja jetzt die Chancengleichheit schlagartig gewachsen sei und dass man dabei gleichzeitig noch die Haushaltskonsolidierung im Auge haben darf und alles, was Zusatzangebot heißt, doch bitte gerne streichen würde, also natürlich auch Deputatsstunden für die Hausaufgabenbetreuung (Weil sie doch inzwischen an vielen Schulen eingerichtet ist und dann offensichtlich von selbst läuft), der läuft stark Gefahr, einen pädagogischen Bumerang ins Leben zu rufen, dessen erzeugte Schäden später sehr viel Geld kosten werden. Wenn ich denke, wie vielen Schüler/innen wir mit unseren Betreuungsprogrammen helfen, nicht sitzenzubleiben, dann würde ich einfach behaupten: Nehmen Sie unsere spezielle Betreuungs-Zusatzarbeit weg, dann kosten die Sitzenbleiber den Steuerzahler garantiert mehr als unsere Betreuungsdeputatsstunden. Da wette ich drum. Und wenn gute Schulkultur kaputtgespart wird, kann man sie auch nicht ein paar Jahre später einfach wieder aus der Schublade holen. Warum kommt eigentlich nicht endlich mal jemand auf die Idee, das Kultusministerium parteienübergreifend zu besetzen, damit wir aus diesem ewigen Legislaturperioden-Auf-und-Ab herauskommen könnten.

Der pädagogische Kamm

Sie merken, dass mir hier als altem Schulentwicklungsurgestein kurz vor der Pensionierung der pädagogische Kamm schwillt. Ich habe viele Bildungsreformen erlebt, ab noch nie solche, bei denen ich gedacht habe: Richtig gute Ideen, die man in Ruhe weiter verfolgen sollte, behutsam vor Ort weiterentwickeln, schöne Visionen, wenn man sich darauf vorbereiten könnte, aber gleichzeitig drehen sie den Hahnen zu, dass es leider wieder nur Stückwerk bleibt. Statt dass ein Meisterstück draus wird. Frust pur. Hilfe, was für Chancen werden hier nur verspielt. Den Flügelverleih mit all seinen prallen, bunten, zukunftsträchtigen Facetten könnte schon im nächsten Jahr mit diesen kleinen Einsparungen austrocknen. Dabei arbeiten wir möglicherweise genau nach den Vorstellungen, von denen so manche hochrangigen Bildungsplaner im Moment träumen. Aktuell hat man bei der Organisation von Schule vor Ort ein mulmiges Gefühl. Da ist ein Fisch, der heißt Pflichtunterricht. Und dann kommt jemand auf die Idee, dass das Wasser eigentlich eingespart werden könnte. Oder wie bei einem Künstler, der ein wunderbares buntes Bild in die Welt gesetzt hat und jetzt erfährt, dass er es nur in Graustufen ausstellen darf. Ach wissen Sie was. Ich höre für heute auf. Kommen Sie doch einfach später mal wieder vorbei. Und drücken Sie uns die Daumen, dass Sie nicht beim Untergang des Flügelverleihs zuschauen müssen.

Gemalt

Ich könnte zum Schluss ja vielleicht noch unsere Vorstellungen von Schullaufbahn aufmalen. Schafft die Noten ab, meint Precht. Wir meinen: Nehmt die Noten in einem gewissen Rahmen nicht so wichtig. Es kommt darauf an, was am Ende steht.

Mit dem Wegfall der Grundschulempfehlung fördert man die Möglichkeit, dass Eltern nur wegen dem Satz: “Aber mein Kind geht auf’s Gymnasium” die falsche Entscheidung treffen. So ein Fehlstart ist ein Selbstbewusstseinskiller.

Wir müssen dieses Problem jetzt trotzdem lösen, sonst lassen wir diese armen Chancengleichheitkinder auch noch im Stich. Die Politik schmückt sich mit ihnen und sie selbst leiden leise. Oder lautstark. Klar, jetzt muss eben die “Beratung” in der fünften Klasse nachgeholt werden. Die heißt nun leider auch Fünfen und gar Sechsen im Zeugnis. Dabei müsste man einfach mal klar machen, dass Gymnasium allein inzwischen kein Vorteil mehr ist, wenn 62% eines Jahrgangs wie in Freiburg, Gymnasiasten werden. Für viele gäbe es erfolgreichere Wege zum Abitur. Aber da steht noch eine langwierige Überzeugungsarbeit ins Haus unserer Gesellschaft.

Ja ist gut, ich höre ja auf. :-)

13. Juni 2013

Finger weg von den Trüffelstunden

Abgelegt unter: Schulpolitik — heinz.bayer @ 21:09

Ein offener Brief an meinen obersten Dienstherrn

Sehr geehrter Herr Kultusminister

Noch ist es ja nicht amtlich. Noch kann die Regierung ja gemachte Überlegungen nachbessern. Ich weiß, Schule im tagtäglichen erfolgreichen Arbeiten wirklich zu verstehen, wenn man selbst nicht Lehrer ist, ist extrem schwierig. Weil jeder Mensch Schule sehr intensiv und sehr individuell in sich trägt. Und diese Bilder lebenslang nie aus sich heraus bekommt. Weil jeder mal Schüler war und einen Betrieb wie die Schule immer mit den Augen einer Schülerin oder eines Schülers in sich abgespeichert hat. Seine eigene Umstellung von Kind zum Erwachsenen steckt in diesem Bild, das niemals von sich aus objektiv sein kann. Und dann sieht man unseren Betrieb später durch die Brille einer Mutter oder eines Vaters oder durch die Augen eines Politikers. Das kann, übrigens ohne jeglichen Vorwurf, ebenfalls nicht wirklich objektiv sein. Nur so kann ich mir erklären, wie ein Politiker Lehrer, die in wichtigen Punkten ihren Dienstherrn kritisieren, als Heulsusen bezeichnen kann. Ich habe mit einer echten Auseinandersetzung kein Problem. Deshalb würde ich gerne im Moment ein wenig Betriebsinnenansicht betreiben. Klar, die wenigsten sehen die Schule natürlich mit den Augen einer Betriebsleitung. Deshalb glaube ich, dass im Moment vielen Verantwortlichen außerhalb der Schule gar nicht so wirklich klar ist, an welchen extrem wichtigen Deputatsstunden im Moment der Haushalt saniert werden soll und warum diese scheinbar kleinen Streichungen solch eine riesige Auswirkung haben würden, sollten sie tatsächlich kommen. Ich kann da übrigens noch immer nicht dran glauben. Ehrlich. Dass eine Regierung, die ich mitgewählt habe, weil ich gedacht hatte, dass sie es fertig bringt, Schule so zu verstehen, wie ich sie gut finde, an einer Stelle sparen will, wo es für mich so hanebüchen ist, dass ich echt fassungslos bin. Wir reden – für alle Mitlesenden – übrigens von einem Prozentsatz von sagen wir mal 1% vom Gesamtdeputatsaufkommen unserer Schule. Kleinvieh macht auch Mist, denkt da sicher so mancher. Wir sprechen von einem Gebiet, das man in Amtssprache als Ergänzungsbereich bezeichnet. Seit vielen, vielen Jahren schicken wir als aktive Schule immer mal wieder ernsthafte Briefe ans Kultusministerium, um darum zu kämpfen, mehr Deputatsstunden speziell für diesen Bereich Schulen zuzuordnen. Das sind für uns keine laschen kleinen anzahlmäßig zu vergessenden lächerlichen paar Deputatsstunden, sondern Gold-und-Perlen-Stunden, Stammzellen-Stunden, Powerpaket-Stunden, Entwicklungszauberstunden, Aus-1-mach-10-Stunden – ich denke man versteht, was ich meine. Als bei uns die letzte Deputatserhöhung durchgeführt wurde, kam aus Staufen die laute Bitte an Stuttgart, von diesen an einer Schule wie unserer mit der Erhöhung eingesparten 3 bis 4 Vollstellen doch eine halbe Stelle noch an der Schule zu belassen. Und zwar genau für diese so knapp bemessenen Trüffelstunden. In den letzten Jahren haben viele Schulen das Kunststück fertiggebracht, die kontinuierliche Reduktion dieser Schulgestaltungsstunden  so wegzustecken, dass trotzdem individuelle Schulentwicklung möglich war. Als ich als junger Lehrer 1979 anfing, hatte das Faust-Gymnasium bei den Herzblut-Stunden noch einen Faktor 2,5 mal Anzahl der Klassen. Bei uns also etwa 120 Stunden. Wir haben AGs angeboten, dass es eine Freude war. Heute liegt der Faktor bei 0,5. Offizielle AGs mit bezahlten Kolleg/innen können wir uns jetzt nur noch beim Chor und beim Theater leisten. Mit einer jahrzehntelangen Musiktradition und einer exzellenten Theatertradition haben wir vielen späteren Leistungsträger/innen die nötige kulturelle bunte Farbe des echten Lebens mitgeben können. Mit einer aktiven Schülerprojektarbeit konnten wir in vielen Bereichen die Einsparungen bei den Schulentwicklungsstunden kreativ ausgleichen. “Aus der Not eine Tugend machen” hatten sich damals manche von uns gedacht. “Schülerschule” hieß unser Konzept, mit dem wir es geschafft haben, mit den paar Diamantenstunden als EXPO2000 Projekt international geadelt zu werden.  Wir hatten im Bereich der SMV und im Bereich der aktiven Schüler/innen angefangen, viele Möglichkeiten für Hochaktive zu schaffen, die nur rückendeckend betreut wurden. Die Fachleute der Zukunft schon an der Schule groß werden zu lassen, heißt dieses Konzept. Eine einzige Trüffelstunde gab es all die Jahre für uns damaligen Verbindungslehrer. 5-10 echte Arbeitsstunden haben wir sicher immer daraus gemacht. Mit Begeisterung und Lust, klar. Man muss uns also nicht nachträglich bedauern. Aber ohne diese Goldesel-Stunde glaube ich nicht, dass wir teilweise bis zu 10 Musikveranstaltungen im Jahr vorbereitet und gestemmt bekommen , eine stabile Musikszene aufgebaut und ein schuleigenes Tonstudio selbst finanziert und eingerichtet bekommen hätten. Allein die Schirmherrschaft von Frau Dr. Schavan für unseren EXPO-Auftritt – immerhin waren wir eine der wenigen öffentliche Schulen in Deutschland, die von der EXPO-Jury geadelt wurde – hätte uns garantiert nicht getragen. Ein Tausend-Dankeschön ist keine Trüffelstunde. Trüffelstunden sind Anerkennungsstunden, die man benötigt, um Schule vor Ort zu gestalten. Unser Konzept, aktiven Schüler/innen Gestaltungsraum zu geben, benötigt diese Raketenstunden. Diese Beschleunigungsstunden. Unsere EXPO2000 Projekt-Aussagen von damals gelten am Faust heute mehr denn je:

3% eines Jahrgangs sind innerhalb der Schule hochaktiv, wenn man ihnen eigenverantwortlich die Möglichkeit dazu gibt. Mit dem persönlichen Umfeld werden daraus 10% Aktive. Und 10% Aktive können das Bild einer Schule wesentlich verändern, wenn man dies zulässt.

Das Grundkonzept: Begreife die Fähigkeiten aktiver Schüler als Chance für eine lebendige Schule. Integriere die speziellen Interessen aktiver Jugendlicher, um den Lebensraum Schule zu optimieren. Erkenne die Profis der Zukunft, die schon in der Schule ihre Qualitäten preisgeben, so man sie lässt.

Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu begeistern, sich zu beweisen, sich einzusetzen, aktiv zu werden, selbst Inhalte zu finden, eigene Fähigkeiten zu entdecken, ernst genommen zu werden – dann habt ihr viel für die Zukunft getan.

Aber um solche Konzepte zu betreiben, benötigt man Verbindungslehrer/innen, die man zumindest mit einer Trüffelstunde ausstatten kann. Welcher Maschinenbauingenieur (das wäre ich übrigens beinah geworden, wenn mich die Schule am Ende nicht doch viel mehr gereizt hätte) käme auf die absurde Idee, eine innovative Idee für neue Hochleistungsturbine für seinen Konzern nebenher in seiner Freizeit zu entwickeln, aber dafür nur einen Händedruck von seinem Konzernchef zu bekommen.

Schule tickt hier auch nicht anders, muss allerdings unter erschwerten Bedingungen ihren Betrieb am Laufen halten. Betriebe stellen ihre Mitarbeiter nach Einstellungsgesprächen und Bewerbungen ein. Schule bekommt Mitarbeiter von einer Behörde zugewiesen (mit ganz wenigen Ausnahmen, die bei uns Jahre zurückliegen). Jeder Betrieb ginge pleite, wenn er Mitarbeiter nach Zuweisung einstellen müsste. Schule muss dieses Kunststück vollbringen. Die Trüffelstunden sind die einzige Steuerungsmöglichkeit für Schulleitungen, der eigenen Schule einen eigenen Stil zu geben. Mit den im Laufe der Jahre zugewiesenen Kolleg/innen einen guten individuellen Schulstil zu finden. Projekte ins Leben zu rufen, die zur Schule passen. Ich schildere einmal die Bereiche, die am Faust Trüffelstunden benötigen. Naturwissenschaftliche Sammlungsleitungen, Fachabteilungsleitungen, eine exzellente individuelle Oberstufenberatung, eine exzellente schuleigene Berufsberatung, eine durchdachte Suchtprävention, eine große Streitschlichtertradition, ein Tonstudio samt Jugend-Musikszene, ein hochaktives Verbindungslehrerteam, eine Vielzahl von Austauschprogrammen, eine gute Pressearbeit, ein innovatives Hausaufgabenbetreuungskonzept, viele Beratungs- und Unterstützungskonzepte und und und … Faust ist bunt, vielfältig und aktiv. Seit ich denken kann. Wir haben viele Klippen gemeistert. Aber wir hatten offensichtlich trotzdem immer noch Zuspruch vom Oberschulamt und dem späteren Regierungspräsidium, doch irgendwie am Ende mit viel Ringen um die gute Schulkultur noch ein paar Trüffelstunden für das Faust aus einen Topf zu bekommen. Jedes Jahr auf’s Neue: Daumen drücken. Auf Holz klopfen. Gut verhandeln. Jetzt scheint echter Trüffelstundenkahlschlag angesagt. Rasenmähermethode. So zumindest wirkt es auf uns. Die Faktor 0,5 Trüffelstunden stehen zur Disposition. Und die Daumendrück- und Holzklopf-Trüffel, die früher möglicherweise durch Überzeugungsarbeit aus doch irgendwo noch vorhandenen Töpfen von höherer Stelle “geduldet” verwendet werden durften, die tauchen in der Statistik einfach nicht mehr auf, weil es sie ja rechtlich zugestanden gar nie gab. Schulen, die nie um den Trüffel gerungen haben, merken das Streichkonzert vielleicht gar nicht so heftig. Für das Faust, das sage ich aus voller Überzeugung, ist das Streichkonzert der Trüffelstunden eine echte pädagogische Katastrophe. Für einen Fachabteilungsleiter, der für Entwicklung einer Schule mit weit über 1200 Schüler/innen und 120 Kolleg/innen verantwortlich zeichnen soll, ein Schlag ins Gesicht.

Ich werde später im Flügelverleih-Blog an diesem Thema konstruktiv weiterschreiben, will aber an dieser Stelle schon einmal einen ersten praktischen Vorschlag einbringen. Wenn es der rot-grünen Regierung um die Stärkung der Bildung geht und nicht nur um das reine Sparen und davon gehe ich eigentlich immer noch aus, dann muss bei allem Verständnis für die Probleme bei der Haushaltskonsolidierung z.B. ein dringender Schritt gemacht werden. Die Regierungspräsidien müssen Deputatsstunden für die anstehenden Umstrukturierungs-Prozess zu bekommen. Eine Vollstelle für den Übergang. Möglichst Trüffelstunden für aktive Mitarbeiter/innen, die es als persönliche Herausforderung ansehen, trotz dem angesagten Sparen mit den einzelnen Schulen ins individuelle Gespräch zu kommen, um zu vermeiden, dass der Rasenmäher die aktivsten Schulen pädagogisch an die Wand fahren lässt. Der Sparzwang auch an der uns vorgeschalteten Behörde degradiert diese zur reinen Deputatsstundenverwaltungsbehörde ohne jegliche Möglichkeit, Lehrereinstellungen und Deputatszuweisungen als innovatives Schulentwicklungsinstrument zu verwenden. An der Basis haben wir das Gefühl, von denen, die uns eigentlich unterstützen könnten, vollkommen verlassen worden zu sein. Auch das kann Rot-Grün niemals wollen. Sie merken, ich bin noch voll blauäugiger Hoffnung.

Mit freundlichen Grüßen aus Staufen

Heinz Bayer

Fachabteilungsleiter für Schulentwickung

Leiter de Nachmittagsschule

p.s. Einer unserer Schulsprecher hat vor vielen Jahren für unsere schüleraktiven Konzepte das “Prinzip Kaktus” erfunden. Der Kaktus benötigt nur wenig Wasser und Pflege, wächst auf kargem Boden, um am Ende trotzdem sehr viel Substanz zu entwickeln. Jetzt habe ich das Gefühl, unserem Kaktus wird auch noch der karge Boden aus Spargründen entzogen.

Sehr geehrter Herr Minister.

Das kann es nicht sein.

Für Insider hier vielleicht auch noch das letzte faust-aktuell zum Thema, falls noch nicht gelesen.

faust-aktuell-mai13

14. Juni 2013

Brief an Ex-Schulsprecher/innen

Abgelegt unter: Schulpolitik — heinz.bayer @ 19:52

Mensch ihr ehemaligen Faust-Schulsprecher/innen.

Auf eure aktuellen Nachfolger/innen könnt ihr sehr stolz sein. Eben auch heute noch “faust” wie ihr damals. In einer Zeit, in der Politiker meinen, man könne doch einfach an den wenigen übriggebliebenen Trüffelstunden auch noch sparen. Ohne die hätte es eure ganzen Projekte und außerunterrichtlichen Aktivitäten nie gegeben. Faust 2013/14 sogar ohne Theater, ohne Chor? Ohne die vielen Möglichkeiten des Aktivseins? (Genaueres im letzten Blogbeitrag.) Undenkbar für mich. Das Faust ohne Faust. Und deshalb meine Bitte an euch, für ein faust-aktuell-spezial, das ich gerne nach Stuttgart schicken würde. Ein Statement einer jetzigen Schulsprecherin eingerahmt von vielen Ehemaligen-Statements, warum es aus eurer heutigen Sicht für euch so wichtig war, damals diese typischen Faust-Möglichkeiten gehabt zu haben. Vielleicht könnt ihr ein wenig dabei mithelfen, Rot-Grün zu überzeugen, wovon ich immer noch denke, dass Sie es nicht wirklich wissen, welch extrem wertvollen Stunden sie im Moment streichen wollen. Am Montag gibt es in Freiburg eine Faust-Schülerdemo in Freiburg. Die gerade natürlich auch andere Schulen in Ihren Bann zieht. Facebook sei Dank. Hätte gerne bis dahin möglichst viele kurze Statements von euch – oder auch nur einen prägnanten Satz als Grußwort für die Abschlusskundgebung. heinz.bayer@fgst.de

Tausend Dank und bunte Grüße vom Faust. Der Heinz.

24. November 2013

Mittagsakademie am Faust

Abgelegt unter: Mittagsakademie — heinz.bayer @ 21:37

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Keine Sorge, uns gibt es schon noch.

Der Flügelverleih hat ein neues Aufgabenfeld. Die Mittagsakademie. Der Flügelverleih läuft stabil, allerdings mit viel weniger Lehrereinsatz. Aber wir haben aus der Not nun eben wieder eine Tugend gemacht. Aber dazu vielleicht später.

Hier einmal eine erste Einladung an unsere neuen Kunden

Mittagsakademie am Faust

Ihr lieben jungen Menschen mit Mathe-Vier-und-schlechter im Schulrucksack

Wir haben da etwas für euch gegründet, das euch vielleicht interessieren könnte. Die Mittagsakademie am Faust. Erste Runde: Mathematik. Der Versuch, Menschen, die statt Vier oder Fünf gerne mit einer Drei oder Zwei in Mathematik herumlaufen würden, dabei massiv und zielgerichtet zu unterstützen. Wenn sie sich unterstützen lassen wollen. Also echt wollen. Richtig wirklich wollen. Sonst funktioniert unser Konzept nicht. Weil wir keine echten Zauberer sind, sondern nur pädagogische Zauberer. Aber wenn es funktioniert, weil ihr wollt, dann geht das so:

Nennen wir einen von euch einmal Otto. Sagen wir Klasse 8. Letzte Mathematikarbeit lief wieder komplett schief, obwohl Otto doch sooooo viel gelernt hat . Otto kommt gefrustet in der Mittagspause am Schülerbüro vorbei. “Wie war das mit der Diagnose? Ich habe jetzt endgültig genug. Ich glaube, ich sollte das doch mal probieren. Mit der Akademie, meine ich.” Otto macht mit Herrn Illner, Herrn Zürn oder Herrn Bayer einen Termin aus. Einer von denen sitzt in jeder Mittagspause im ehemaligen Schülerbüro. Das jetzt Mittagsakademie am Faust heißt. Kurz MAaF. Zürn, Illner und Bayer sind quasi die Akademiedirektoren. Nehmen wir mal an, Otto bekommt einen freien Diagnose-Termin am nächsten Montag. Da hat er sowieso Nachmittagsunterricht. Statt zur Pizzeria zu laufen, haut er sich eben jetzt einmal ein Wurstbrot für seine glorreiche mathematische Zukunft rein und tritt im Computerraum an. Dort wartet schon ein Akademiedozent. Klasse 10 oder Kursstufe. Ein Matheblicker – oder eine -blickerin. Otto setzt sich an einen Rechner und legt los. Diagnose Mathematik Klasse 8. Das Programm, das die MAaF gekauft hat, kann mathematische Wissens-Lücken finden, wenn man Aufgaben löst. Klett-Verlag, Schroedel-Verlag und andere Online-Helfer. Ottos Lücken werden gnadenlos aufgedeckt. “Herr Otto, die sollten Sie stopfen”, meint der MAaF-Dozent ernst. “Sonst könnte das böse enden. Aber keine Sorge, es gibt ja uns.” Ja und da Otto sich geschworen hat, dass er nicht mehr mit einer Mathe-Vier in der Welt herumlaufen will, lässt er sich darauf ein. Bekommt individuell zu seinen Lücken Aufgaben, die er dann selbstständig lösen kann. Und wenn er Fragen hat, kann er ja jeden Mittag an der Akademie vorbeikommen. Da können kleine Fragen wunderbar geklärt werden. Für richtig große fette Fragen, die nicht im Vorbeilaufen zu lösen sind, kann sich Otto einen Coach buchen. Ganz individuell. Vierzig Minuten. Mittagspause. 5 Euro. Die Diagnose selbst ist erfolgsorientiert. Wenn die nächste Arbeit drei und besser ausfällt, wird Otto ohne mit der Wimper zu zucken, fröhlich seine 10 Euro einzahlen. “Billiger als jede Nachhilfe,” wird Otto sagen. Bliebe die Note im Viererbereich und schlechter, hätte Otto immerhin den Trost: “10 Euro gespart!” Für zwei Euro nimmt er auch noch den kleinen Akademie-Helfer mit. “Nie mehr schlecht in Mathe” steht auf dem Einband. Autoren: Die pädagogischen Zauberer von der MAaF. Die nie müde werden, zu behaupten, dass, wer in Mathe stabil läuft, auch in Physik stabil laufen kann, wenn er das will. Oder sie. Und wenn alle Ottos vom Faust – und natürlich auch alle Ottilien- ihre Mathe- und Physik- Fünfer gegen Mathe- und Physik-Dreier eintauschen würden, dann würde am Faust fast niemand mehr sitzenbleiben und die Direktoren der Akademie wären stolz wie Oskar. Allein dafür lohnt es sich doch, mal vorbeizuschauen. Und Einzelheiten erfragen.

Mit heftigen mathematischen Grüßen

Tobias Illner, Benjamin Zürn, Heinz Bayer

Direktorium der Mittagsakademie am Faust.

p.s. Später werden wir auch Englisch Diagnosen und dann Deutsch Diagnosen anbieten. Aber erst, wenn wir die Mathematik gerockt haben.

Soweit die Einladung an unsere Kunden. Hier noch die Einladung an unsere Dozenten:

Mittagsakademie am Faust

Ihr lieben jungen Menschen Klasse 10 aufwärts mit Mathe-Zwei-und-besser im Schulrucksack

Wir haben da etwas für euch gegründet, das euch vielleicht interessieren könnte. Die Mittagsakademie am Faust. Erste Runde: Mathematik. Der Versuch, Menschen, die statt Vier oder Fünf gerne mit einer Drei oder Zwei in Mathematik herumlaufen würden, dabei massiv und zielgerichtet zu unterstützen. Wenn sie sich unterstützen lassen wollen. Also echt wollen. Richtig wirklich wollen. Sonst funktioniert unser Konzept nicht. Weil wir keine echten Zauberer sind, sondern nur pädagogische Zauberer. Aber wenn es funktioniert, weil so ein Vierer-im Rucksack-Mensch es will, dann geht das so:

Nennen wir einen von ihnen einmal Otto. Sagen wir Klasse 8. Letzte Mathematikarbeit lief wieder komplett schief, obwohl Otto doch sooooo viel gelernt hat . Otto kommt gefrustet in der Mittagspause am Schülerbüro vorbei. “Wie war das mit der Diagnose? Ich habe jetzt endgültig genug. Ich glaube, ich sollte das doch mal probieren. Mit der Akademie, meine ich.” Otto macht mit Herrn Illner, Herrn Zürn oder Herrn Bayer einen Termin aus. Einer von denen sitzt in jeder Mittagspause im ehemaligen Schülerbüro. Das jetzt Mittagsakademie am Faust heißt. Kurz MAaF. Zürn, Illner und Bayer sind quasi die Akademiedirektoren. Nehmen wir mal an, Otto bekommt einen freien Diagnose-Termin am nächsten Montag. Da hat er sowieso Nachmittagsunterricht. Statt zur Pizzeria zu laufen, haut er sich eben jetzt einmal ein Wurstbrot für seine glorreiche mathematische Zukunft rein und tritt im Computerraum an. Dort wartet schon ein Akademiedozent. Klasse 10 oder Kursstufe. Ein Matheblicker – oder eine -blickerin.

So und da sind wir jetzt bei dir angekommen. Das ist unser Jobangebot. Akademiedozent am Faust. Oder Dozentin. Klar. 5 Euro die Stunde. Wie ein Flügelcoach. Interesse? Immer auf Anfrage, wenn ein Platz gebucht ist. Otto setzt sich an einen Rechner und legt los. Diagnose Mathematik Klasse 8. Das Programm, das die MAaF gekauft hat, kann mathematische Wissens-Lücken finden, wenn man Aufgaben löst. Klett-Verlag, Schroedel-Verlag. Andere Online-Angebote. Ottos Lücken werden gnadenlos aufgedeckt. “Herr Otto, die sollten Sie stopfen”, meint der MAaF-Dozent ernst. “Sonst könnte das böse enden. Aber keine Sorge, es gibt ja uns.” Ja und da Otto sich geschworen hat, dass er nicht mehr mit einer Mathe-Vier in der Welt herumlaufen will, lässt er sich darauf ein. Bekommt individuell zu seinen Lücken Aufgaben, die er dann selbstständig lösen kann. Und wenn er Fragen hat, kann er ja jeden Mittag an der Akademie vorbeikommen. Da können kleine Fragen wunderbar geklärt werden. Für die richtig großen fetten Fragen, die nicht im Vorbeilaufen zu lösen sind, kann sich Otto einen Coach buchen. Da sind wir wieder bei dir angekommen. Also quasi ein Jobangebot auf Abruf. Wenn der Kunde da ist, ist der Job da. eMail oder SMS. Spontan digital gefragt. Ganz individuell. Vierzig Minuten. Mittagspause. 5 Euro.

Die Diagnose selbst ist erfolgsorientiert. Wenn die nächste Arbeit drei und besser ausfällt, wird Otto ohne mit der Wimper zu zucken, fröhlich seine 10 Euro einzahlen. “Billiger als jede Nachhilfe,” wird Otto sagen. Bleibt die Note im Viererbereich und schlechter, hat Otto immerhin den Trost: “10 Euro gespart!” Für zwei Euro nimmt er auch noch den kleinen Akademie-Helfer mit. “Nie mehr schlecht in Mathe” steht auf dem Einband. Autoren: Die pädagogischen Zauberer von der MAaF. Die nie müde werden, zu behaupten, dass, wer in Mathe stabil läuft, auch in Physik stabil laufen kann, wenn er das will. Oder sie. Und wenn alle Ottos vom Faust – und natürlich auch alle Ottilien- ihre Mathe- und Physik- Fünfer gegen Mathe- und Physik-Dreier eintauschen würden, dann würde am Faust fast niemand mehr sitzenbleiben und die Direktoren der Akademie wären stolz wie Oskar. Und die Dozenten und innen natürlich sicher auch.

Mit heftigen mathematischen Grüßen

Tobias Illner, Benjamin Zürn, Heinz Bayer

Direktorium der Mittagsakademie am Faust.

p.s. Später werden wir auch Englisch Diagnosen und dann Deutsch Diagnosen anbieten. Aber erst, wenn wir die Mathematik gerockt haben.

Bei Interesse, in die Dozenten-Kartei zu kommen, einfach einen Zettel mit Name Klasse und eMail-Adresse in an der Mittagsakademie abgeben.

In der Praxis gibt es jetzt natürlich schon viele kleine Veränderungen. Aber jetzt sind Sie zumindest mal wieder von unserem neuen Arbeitsfeld informiert.

Ganz neu übrigens im Flügelprogramm: Die Gustav-Helene-Schule.

26. Dezember 2013

Gustav-Helene-Schule

Abgelegt unter: Gustav-Helene-Schule — heinz.bayer @ 11:41

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Die Idee dieses Blogs findet 2014 ihre Fortsetzung unter der Adresse der Gustav-Helene-Schule

Dort werden sich auch die Einzelheiten der Mittagsakademie finden. Die Gustav-Helene-Schule ist der Versuch, einigen pädagogisch gleich tickenden Menschen innerhalb der in der Zwischenzeit doch recht verzweigten Arbeitsbereiche des Flügelverleihs am Faust eine neue gemeinsame Plattform zu geben.

Vielleicht treffen wir uns in Weit im Winkl.   :-)

1. September 2014

Der Countdown beginnt

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 21:35

Liebe Leser/innen

In einem Jahr endet mein beruflicher Aufenthalt am Faust. Der Flügelverleih hat sich inzwischen als ein sehr erfolgreiches Konzept etabliert. Ich drücke alle Daumen, dass die Voraussetzungen für dieses Konzept auch weiterhin bestehen bleiben.

Im letzten Jahr fragt man sich als Vollblutfaustler natürlich so manches. Was bleibt, was wird sich komplett ändern? Kann man was zurücklassen? Soll man überhaupt?

Ich habe von meinen 35 Jahren Faust aber immerhin fast ein Vierteljahrhundert Schüler/innen als Verbindungslehrer beraten und begleitet. Ich habe als Fachabteilungsleiter für Schulentwicklung so manchen Pflock eingeschlagen und in den 35 Jahren heftig viele, viele Eltern beraten. Inn einem Jahr, am 25. Juli 2015, findet das große Stufentreffen am Faust statt. Und jetzt hat mein pädagogischer Kopf behauptet, ich solle in diesem Zusammenhang doch noch einen Ex-Faust-Schüler/innen- und-jetzt-Faust-Eltern-an-die-Hand-Nehmer als Blog schreiben. Weil Eltern sein in dieser kunterbunten und vielfältigen Welt sehr komplex ist. Wer als Mama oder Papa meint, man könne mit seinen eigenen Schulerfahrungen von damals aus der Zeit des intensiven Gehirnumbaus heute richtig entscheiden, der liegt schief. Da hatte man eigentlich keine wirklichen Antennen für Unterricht und Schule. Eher für Beziehungen und das Leben an sich. Keine gute Grundlage, professionelle Eltern für Unterrichtsangelegenheiten zu sein. Also Eltern, die entspannt diese wunderbare und lebenspralle Phase des Zusammenlebens genießen können, obwohl Schule scheinbar nicht so läuft, wie man das geplant hat. Ich habe von viel zu vielen kleinen und großen Tragödien in Elternhäusern erfahren, von denen die meisten vollkommen unnötig waren, schaut man sich die Entwicklung 5 oder 10 Jahre später an. Aber wenn man als Eltern mitten drin steckt … angefangen von der 4. Klasse – endend mit dem Abi, dann ist die Sache emotional eine vollkommen andere. Sein einziges Kind oder zumindest eins seiner zwei, drei Kinder. Da gibt doch niemand eine Garantie, dass es gut gehen wird. Man hat so viele Geschichten gehört. Ja tatsächlich: Garantien gibt es keine, aber Erfahrungen. Deshalb diese neue Thematik in diesem Blog.

Heinz Bayer

Vorwort

Liebe/r …. (Abi annodazumal am Faust)

Lange ist es her. Du warst am Faust. Du hast dort eine sehr prägende und zentrale Lebenszeit verbracht. Die Zeit deines einzigen kompletten Gehirnumbaus in deinem Leben. Wie Gehirnforscher heute die Pubertät beschreiben würden. Nicht einfach spinnende Hormone, nein ein kompletter Umbau im Zentralcomputer. Bei laufendem Betrieb. Eine Zeit, in der man sich von innen heraus schon komplett und bewusst ernst nimmt, aber von außen gesehen manchmal doch ziemlich schräg daherkommt. Kein Vorwurf. Geht allen Menschlein so. Aber aus dieser Zeit kommen viele deiner heutigen Einschätzungen von Schule. Genau deshalb machen viele von uns als Eltern echte Fehler, weil sie eine Sicht auf Schule einnehmen, die komplett verklärt. Und falsche Vorstellungen hervorbringt. Und falsch entscheiden lässt.

Deshalb mache ich das jetzt einfach für euch und für mich. Ja, ich schreibe gerne. Mal sehen, was dabei herauskommt.

Ich beginne hier einen Fausteltern-an-die-Hand-nehm-Blog. Für die tollsten Jahre mit deinen Kindern, wenn du sie entspannt erleben kannst. Ja ich denke, ich darf das machen. Als Gernschreiber und Bildermaler. Mit 35 Jahren Schulmeister- und Beratungserfahrung im Gepäck. Vielleicht kommen im Laufe der Zeit Geschichten von euch dazu. Eine echte Faust-Fibel für Faustler der neuen Elterngeneration.

Einmal die Woche. Bis ich meine, alles gesagt zu haben.

Ich habe euch zum Start gerade ein Bild gemalt.

Tolle Zeit. Man sitzt im Urlaub und kann das einfach tun: Musik hören, Wein trinken, Träumen, Texte schreiben, Skizzieren, Hochladen.

Ich lasse das Bild einfach mal so stehen. Werde später darüber bloggen.

Der Heinz

p.s. Bernhard Schlink, Autor von „Der Vorleser“ und „Sommerlügen“ und im normalen Leben Richter, sagte vor kurzem: „Schreiben ist für mich wie Urlaub“. Er spricht mir aus der Seele. Warum das bei mir so ist? Keine Ahnung. Ist auch vollkommen egal. Wir Menschen ticken einfach alle komplett unterschiedlich. Ist doch gut so.

Jetzt sollte man nur Schule darauf ausrichten können.

9. September 2014

Onkel Otto

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 11:03

An alle Irgendwannmal-Mamas-und-Papas, Schon-jetzt-Mamas-und-Papas und irgendwannmal-Opas-und-Omas

und speziell: An alle Ex-Faustler/innen

Ein erster “kleiner” Überblick. (Sorry ich kann nicht kurz schreiben)

Der Onkel Otto von meiner Mama hat oft zu ihr gesagt:  ”Vergiss nie, deine Kinder sind nur Gäste in deinem Haus. Deshalb: Pflege deine Beziehung.” Ja stimmt schon, was der Onkel Otto da vor Urzeiten sagte. Ich erzähle später noch mehr von ihm.
Aber eines muss wirklich jedem klar sein, der Kinder bekommt: Das ist eine lange, aber im Verhältnis zum gesamten Leben dann doch eine relativ kurze Zeit, die man mit seinen Kindern direkt zusammen ist. Also darf man sich und seine/n Partner/in in dieser Zeit bitte nie aus den Augen verlieren.
Da bekommt man also ein Kind oder zwei, drei und dann geht das echt Ratz Fatz.
Die Yona von der Veronika macht jetzt Abi.
Ratz Fatz. “Hiiiiiilfe, war doch gerade erst in der Grundschule.”
Es dauert etwa 12 Jahre, bis man loslassen muss und üblicherweise 18 Jahre, bis diese wunderbaren jungen Menschen, genannt eigene Kinder, wieder aus dem Haus gehen. Sechs Jahre davon – also sagen wir mal von 13 bis 18 – sind für manche Elternmenschen sehr stressig, weil sie nie eine Möglichkeit hatten, sich auf diese Zeit richtig vorzubereiten. Man schlappt da so rein und leidet oft. In dieser Zeit des kompletten Umbaus der Zentrale unter der Schädeldecke. Pubertät hört sich viel zu harmlos an. Obwohl schon allein dieser Begriff bei vielen Furcht auslöst. Ich würde es eher beschreiben als den Umbau eines Motorroller in einen Porsche bei laufendem Motor. Dicke zeitliche Überschneidung mit Schule. Ohne diesen Gehirnumbau wäre es für alle Eltern eine Wahnsinns tolle Zeit. Planbar. Mit diesem Umbau ist nichts planbar. Nur die viel benutzten Strukturen behält das Gehirn. Andere Ansätze werden entsorgt. Weil ja wenig benutzt. Angenommen, so ein Zwerg kommt unorganisiert in die Umbauphase und ist es nicht gewohnt, auch mal ruhig zuzuhören, dann wird auch das umgebaute Gehirn erst mal keinen Platz für Organisation zur Verfügung stellen. Deshalb müssen Strukturen vor dem Absprung stehen. Außer man schickt sein Kind auf die Laborschule. In Weit im Winkl wird es trotzdem gut gelöst, aber wer kann sein Kind schon auf diese sagenumwobene Laborschule schicken. Viel zu teuer und viel zu weit weg. Nur über’s Internet erreichbar. www.aufeigenefaust.com Dabei eigentlich: Ein Riesenschauspiel, dieser Umbau. Großartige  Vorstellung. Wenn die Lehrer und die Eltern urkomisch werden. Für die Kids sind sie dann ganz weit weg.
Zu euch Ex-Faustler/innen: Eure eigene Erinnerung an diese Zeit ist nicht objektiv, wenn ich das hier anmerken darf. Das Hirn blendet einen selbst beim Umbau oft einfach aus. Man braucht also dringend einen Faust-Eltern-Führerschein für den richtigen Umgangsstil in Umbauzeiten. :-)
Mal angenommen, du bist eine junge Ex-Faustlerin oder eine Ex-Faustler und du wirst in den nächsten Jahren irgendwann Mama oder Papa. Das geht übrigens oft ganz schnell. Man hört, üblicherweise mit einer Vorlaufzeit von 9 Monaten. Soll heißen, wenn du im September 2014 noch weit weg von diesem Thema bist, dann kann es im Juni 2015 ganz anders aussehen. Die richtige Erziehung setzt meiner Meinung nach voraus, dass du begreifst, dass es dir persönlich dabei gut gehen sollte. Beim Erziehen. Sich wohl fühlen. Ja oberstes Prinzip heißt: Man muss es sich gut gehen lassen und Beziehungen pflegen. Grundlage jeder guten Erziehung. Richtig erziehen? Gibt es das? Authentisch erziehen ist richtig. Aus dem Bauch heraus. Verlass dich ganz viel auf dein eigenes Gefühl. Du musst eigentlich nur ein paar wesentliche Dinge wissen, dann hast du eine kunterbunte lebenspralle Zeit vor dir, wenn es dann soweit ist. Da das, wie gesagt schnell gehen kann, ist es ein Thema auch für euch jungen Faustler. (Für die Alten sowieso. Ihr steckt eben schon mitten drin in dem Prozess.)
Denn, und jetzt komme ich zu meiner ersten Illu, die ersten drei Jahre sind natürlich wichtig, wichtig, wichtig. Also echt total unbedingt oberwichtig. Da wurde schon so viel drüber geschrieben, dass ich da nicht auch noch was dazu sagen muss. Ich sage deshalb einfach wichtig, wichtig, wichtig. Also auch für später in Hinblick auf die Schule oberoberwichtig. Weil da die Startbahn in dieses kunterbunte unglaubliche Leben gelegt wird. Diesen Startbahnbau kann man nicht auf später verschieben.
Da bist du als Mama oder Papa echt als Startbahnbauer/in gefordert. Viele Jahre vor der Schule entscheidet sich schon, ob du 12 Jahre später entspannt loslassen kannst. Ob du genügend Grundlagen gelegt hast. Die da heißen: Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit. Lebenssicherheit, Beziehungssicherheit, Selbstbewusstseinssicherheit, Fähigkeitensicherheit, Handlungsicherheit, … keine Sorge, du musst das alles sich nur entwickeln lassen. Es muss dir einfach bei allem gut gehen. Keine Angst, dass es schief geht. Keine Angst vor schlechten Schulnoten. Du musst jetzt noch nicht bibbern, weil dein Sohn später vielleicht einmal Schulprobleme hat. Du musst jetzt Sicherheit vermitteln. Steig einfach aus der allgemeinen Elterndiskussion aus, was jetzt alles angesagt wäre, damit dein Kind einen maximal guten Abitursschnitt hat. Denn der Abitursschnitt hängt von ganz anderen Faktoren ab als von der massiven Frühförderung. Dazu aber später.
So und jetzt im Schnelldurchgang als Überblick:
Das vierte bis sechste Lebensjahr ist notenfrei. Wäre ja noch schöner. “Spielt mit Bauklötzen 2/3, spielt mit Puppen Rollenspiele 3-, Ball fangen 2+, Anzahl der fließend gesprochenen Wörter 4/5. Hiiiiiiiiiilfe!!!” Aber dann kommt die Schule mit hohen Erwartungen und mit viel Anfangslust. Und in den ersten 3 Jahren ist auch alles noch ganz entspannt. Meistens. Aber dann kommt in der Vierten die Erkenntnis für die Kids: In Klasse 4 scheint sich etwas zu entscheiden. Die Eltern kommen in eine ganz komische Phase. Irgend etwas scheint die Leichtigkeit des Seins zu verlassen. Weiterführende Schule. Heute eigentlich kein wirkliches Problem mehr, weil sich Eltern auch gegen die Empfehlung der Grundschulkollegin entscheiden können. Trotzdem: Die Leichtigkeit des Seins ist vorbei. Jetzt scheint es für die Kids wirklich um den Ernst des Lebens zu gehen. Klasse fünf ist wie ein erstes großes Prüfungsjahr. Hohe Erwartung allüberall.
Wenn man jetzt als Mama oder Papa verstehen würde, dass genau diese beiden Jahre, also vier und fünf, die wesentlichen zwei Jahre sind, in denen schulisch elternseits “nachgebessert” werden kann, falls die Lehrer/innen von Gymi oder Realschule meinen: ” Au, au, au, nicht so einfach mit ihm oder ihr…”, dann wäre viel gewonnen. Wenn man jetzt als Papa oder Mama wissen würde, dass die Auswirkung des eigenen pädagogischen Einflusses als Eltern rapide gegen Null geht und dass mann dann spätestens ab der 7. Klasse entspannt zuschauen können muss, dann wäre viel für die Entspannung gewonnen. Und wenn jetzt Mamas und Papas noch auf dem Schirm hätten, dass entspannte Eltern Kinder in der Schule erfolgreicher machen, dann wäre ihnen klar, dass sie diesen Erziehungsratgeber des Heinz Eugen B aus der Basis-Erfahrung von 35 Jahren Faust
dringend brauchen. :-)
Wie man schon im dritten Lebensjahr seinen Blick unkompliziert auf die beiden wesentlichen Schuljahre vier und fünf lenken kann, damit es genau dort klappt, so optimal, wie es eben klappen kann, das werde ich im Laufe dieses Blogs entwickeln.
Aber dazu brauche ich Zeit. Also Geduld. Spätestens in einem Jahr wisst ihr mehr, was so ein alter Lehrmeister alles darüber so denkt. So einalter Faustler, der dieses fünfte Schuljahr in- und auswendig kennt, das Starterjahr, in dem ihr ein letztes Mal wirklich noch den richtigen Einfluss nehmen könnt, bevor euer Kind die dann hoffentlich stabilen Flügel ausbreitet und ihr dann hoffentlich stressfrei Schule genießen dürft. Ich drücke die Daumen und versuche, meinen Teil dazu beizutragen.
Wie sagte schon unsere alter Goethe:
“Kinder brauchen Wurzeln und Flügel.” Die fetten Wurzeln müssen bis zur 4. Klasse gewachsen sein. Stabile Flügel bis zur fünfter Klasse. Ok, 6. Klasse reicht manchmal auch noch. :-)
So ich höre mal auf. Zur Info. Ich schreibe natürlich hier noch nicht in Buchform.

Hier noch die Illu der Woche. So plane ich den Aufbau des Ex-Faustler/innen-an-die-Hand-Nehmers oder wie ich am Ende dieses Ding auch nennen werde.

17. September 2014

Warum darf ein Bayer eigentlich beratungsbloggen?

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 20:11

Kapitel 2
Ich sollte vielleicht einmal erzählen, mit welchem Erfahrungs-Hintergrund ich hier überhaupt pädagogisch blogge. Ihr (also die Ex-Faustler und -innen) habt mich ja meist nur kurze Zeit erlebt. Die wenigsten unterrichtend, die meisten aber als einen, der sich die Schule als wunderbaren Ort für Projekte aller Art ausgesucht hatte. :-) Physik und Geographie, später dann noch Mathe … Klar. Damit habe ich immer meine Kreuzerle verdient. Aber letztendlich habe ich nebenher als cleverer Schwabe eine Möglichkeit gefunden, billig an die Möglichkeit zu kommen, mit hochrangigen Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten. :-) Das habe ich allerdings erst relativ spät entdeckt. Als ich mit vielen Kontakten zu Ehemaligen bemerkt hatte ( verrückt, denn das ist ja eigentlich nur total und absolut logisch: Wer an einem Gymnasium als Lehrer arbeitet, der arbeitet mit künftigen Fachleuten der Zukunft zusammen. Und gibt ihnen diese bescheuerten Noten. Mit Architekten, Ärztinnen, Sozialarbeitern, Politikerinnen, Philosophen, Stadplanerinnen, Physikern, Lehrerinnen, Tierärzten, Soziologinnen, Filmschaffenden, Künstlerinnen, Präsidenten, Bundeskanzlerinnen …und und und. Deren Fähigkeiten in frühen Jahren zu nutzen, das was innerhalb des Vierteljahrhunderts, das ich mit MeOck Verbindungslehrer war, irgendwann gedanklicher Selbstläufer. Ich glaube, am meisten habe ich über Erziehung gelernt, indem ich mit den vielen, vielen Schüler/innen zusammen gehockt bin und dann viele Jahre später gemerkt habe: “Leute, raus mit der Dramatik des Schulalltags. Beruhigt euch. Auch wenn es scheinbar böse enden wird. Es endet fast nie wirklich böse. Vielleicht anders. Aber 10 Jahre später ist vielleicht genau das absolut der Knaller.  … Aber als Eltern hat man diese Erfahrungen nicht. Muss sich verlassen, dass es Leute mit dieser Erfahrung gibt, denen man die Beruhigung abnimmt. Denn genau darum geht es in meinem Blog. Beruhigung. Zurücklehnen und zuschauen, wenn es dann soweit ist. Vorher versuchen, die besten Strategien zu entwickeln. Und immer: Das Leben leben. Prall und bunt und erfolgreich.

Denn ich bin inzwischen Schulopa und auch echter Opa. Und bereit, Erfahrungen weiterzureichen.

2. Oktober 2014

Der Erfahrungsblogger vom Faust

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 20:11

Ja ich glaube, ich darf für euch ehemalige Faustler erfahrungsbloggen, weil ich ja immerhin über 30 Jahre lang eure Eltern beraten habe. Allermeistens habe ich einfach beruhigt. Auf die wundervollen Fähigkeiten von uns Menschen verwiesen (also auf eure), die es uns ermöglichen, aus Niederlagen echte Stärken zu entwickeln. Bei dem Thema Schule muss immer klar sein: Es gibt nie einen echten Absturz, einen echten Konkurs. Es gibt immer Lösungsmöglichkeiten. Es ist nicht Aufgabe von Eltern, alle Probleme aus dem Weg zu räumen. Fragt mal im Freundeskreis herum. Die allermeisten werden im Nachhinein sagen: “Schule? Meine Eltern hätten sich viel Stress erspart, hätten sie einfach vertraut, dass ich das irgendwie schaffe. Die Noten wurden viel zu hoch gehandelt.” Wenn ihr ganz ehrlich seid, dann wisst ihr das selbst auch. Das mit den Noten. Nur, falls ihr schon Kinder im schulfähigen Alter habt, dann merkt ihr: “Upps, verdammt schwer.” Man hätte es doch so gerne. Dass die Kinder einfach aufpassen, Hausaufgaben machen und gute Noten schreiben. Sonst nichts. Das würde euch vollkommen reichen. :-)
Ja und genau da benötigt man vielleicht einen “Beruhiger”, einen “Komm-mal-runter-Rufer” oder einen Erinnere-dich-mal-Zwinkerer. Verrückte Sache. Obwohl man selbst ja wissen müsste, dass seine eigene Deutschnote in der 8. Klasse oder seine Mathenote in der 9. Klasse nichts mit dem aktuellen Erfolg im Beruf zu tun haben. Seinem Erfolg beim Bewältigen dieses Wahnsinns von Leben auf einem Planeten in unserem Jahrhundert. Aber bei seinen Kindern wollen es die Allermeisten einfach bitteschön ganz einfach haben. Ohne Druck, freundschaftlich, aber bitte doch mit guteN Noten. Damit man sich als Papa entspannt zurücklehnen kann. Und damit man sich als Mama genussvoll auf die Schultern klopfen kann. “Na ja, unsere Erziehung, ist ja klar.” Oder umgekehrt.
Mal ganz ehrlich. Ich fange mal wieder ganz vorne an. Bei den jungen Ex-Faustlern ohne Kinder. Ob ihr das nun später zugeben wollt oder nicht: Wenn irgendwann einmal Eure Faust-Kinder auf die Welt kommen, quasi die Fäustlinge, dann werdet ihr versuchen, eure Erziehung zu optimieren. Innerhalb eurer Möglichkeiten. Nichts anderes würde ich von euch erwarten. Die vom Faust wissen zum großen Teil, dass Schule ein guter Ort sein kann und das wollt ihr auch für eure Kinder. Sie sollen es mal gut haben in der Schule. Möglichst gut. Also optimale Bedingungen mitbringen. Startbedingungen. Da seid ihr gefordert. Ihr werdet viel Erziehungsbücher lesen. Ihr werdet merken, dass es keine einheitliche Meinung in Sachen optimierte Erziehung gibt. Als Beruhiger aus der Gymnasialecke würde ich meinen. Lest so viel ihr wollt. Macht genau das, was euer Bauch meint, dass es richtig ist. Dann erzieht ihr authentisch. Nur:Erwartet möglichst wenig dabei. Also bloß nicht so Dinge wie: “Eigentlich müsste mein Oskar in seinem Alter schon 100 Worte sprechen Und er spricht erst 10 und die nuschelt er auch noch. Ooooooooooooskaar! Streng dich mal an. So kommst du nie auf’s Gymi.” Ihr meint, ihr denkt am Anfang noch nicht ans Gymi? Wartet mal ab, was ihr als Mama oder Papa plötzlich alles anfangt zu denken. :-)
Das ist manchmal echt gruslig. Weil man sich doch noch so ein wenig an sich selbst erinnert. Aber dann meistens schnell verklärt. Oder auch einfach nicht mehr weiß, weil die reale Sicht der Dinge im großen Umbau des Gehirns untergegangen ist. Verschollen.

8. November 2014

Der Autopädakt

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 11:11

Kapitel 4
Ja ich weiß, ich habe irgendwo geschrieben, dass ich wöchentlich für euren Faust-Spezial-Erziehungsratgeber, sorry, für den Elternberuhiger-für-Ex-Faustler-und-innen schreiben will. Ich wollte schon, aber ich habe diesen doofen Zeitfaktor falsch eingeschätzt. Aber jetzt gebe ich mal Gas. Ich beginne mit einem “Buch”, das ich vor genau 22 Jahren angefangen hatte zu schreiben, weil meine Töchter sich aufmachten, in die Pubertät zu kommen. Die man damals noch überwiegend auf hormonelle Umstellungen im Körper zurückführte. Ich hatte ja schon 13 Jahre Rein-Raus-Erfahrungen hinter mir. Vor 30 Jahren gefühlt im Durchschnitt in der 7. Klasse rein nach der 10. Klasse raus aus diesem Ding. Raupe Nimmersatt bis zwölf, Kokon bis 16, Schmetterling zwei Jahre vor dem Abitur. Die Zeit, in der du an den Kokon klopfst und dich fragst, ob da jemand zu Hause ist, ist schon etwas sehr Spannendes, wenn du nicht gerade Vater von dem Wesen im Kokon bist. Oder Mutter. Oder Lehrer, der dieses Erwachsenwerden aus seinem Unterricht heraushalten will, weil es ja bitteschön nichts mit Mathematik zu tun hat. Oder mit Physik oder Englisch. Da gingen sie also rein, in diesen Kokon. Vor 22 Jahren. Zuerst meine Älteste, heute Verlegerin. Damals meinte meine Jüngste beim Anblick einiger Ausfälle heraus aus dem Kokon der Älteren: “Papa, ist das jetzt die Pubertät?” Ja im Hause Bayer war Pubertät schon angekündigt. War etwas, was in Gesprächen über das Leben oft auftauchte, weil der Vater ja tagtäglich in diesem spannenden Feld gearbeitet hat und viele wilde Geschichten aus der Welt der Kokon-Schule erzählen konnte. Ich nickte damals und meinte: “Ja, ich denke schon.” Ich wusste ja wirklich selbst nicht, was sich da im Gehirn meiner ältesten Tochter abzuspielen begann. “Da geh ich nie rein!” meinte damals meine Jüngste. Heute Modedesignerin. “Und wenn ich rein muss, dann geh ich ganz schnell wieder raus!” Ja wenn das so leicht wäre. Auch sie ging rein und kam eher spät wieder raus. Vielleicht brauchen Kreative im Kokon noch mehr Zeit. Auf alle Fälle kam ich mit all meinem Wissen und meinen Weisheiten über diese wundervolle Phase des Lebens mit den “furchtbaren” Auswirkungen auf die Schule nicht mehr an meine Töchter heran. Ist ja auch so eingerichtet. Mein “wunderbares” Wissen wollte aber damals irgendwie trotzdem raus. Ich habe es in einem “mitwachsenden Buch” aufgeschrieben – damals natürlich von Hand, Computer waren noch keine Option. Und ich hatte natürlich meinen Töchtern gesagt, wo im Regal ich das Buch hinstelle. Klar haben sie damals heimlich gelesen, was der Alte da so reinschrieb. :-)
Deshalb mein Tipp an dieser Stelle: Wenn die Kids im Kokon verschwinden, schreib dir deine erzieherischen Weisheiten doch familienöffentlich von der Seele und wenn es ganz böse kommt, schreibe einfach an deine Enkelkinder und beschwere dich über ihre Mama oder ihren Papa. Auch das hat mir damals oft gut getan, wenn ich, wie jeder Vater pubertierender Töchter, manchmal in den Tisch beißen könnte.
Ja damals habe ich dann auch angefangen, meine ersten Beratungsbilder zu entwickeln. Manche verwende ich tatsächlich heute noch. Was für mich natürlich genial war, ich hatte immer Pubertätsberaterinnen in Reichweite. Schülerinnen, die gerade aus dem Kokon herausgeschlüpft waren und die mich immer beruhigen konnten. Ich habe mich natürlich immer an die heftig Wilden im Kokon gehalten, bei denen viele in der heißen Phase nur noch an Untergang dachten.
Seine eigene Pubertät kann man ja verrückterweise nicht wirklich gut herbeizitieren, weil man Dinge wie “Ernsthaftigkeit der Schule gegenüber” nicht abgespeichert hat. Verdrängt, verklärt, verschwommen. Beziehungsgeschichten kennt man dafür umso besser. Die meisten Menschen können in sich selbst sehr ernsthaft in die Kokonzeit zurückfühlen, was Beziehungsgeflechte, Auseinandersetzungen mit Freunden und Eltern und was Zukunftsträume angeht. Schule ist da eher ein blinder Fleck. Logisch. Heute weiß man dank der Gehirnforschung, warum.
Mein Tipp also am Ende dieses Kapitels: Holt euch eine Pubertätsberaterin oder einen -berater mit ins notwendige Beruhigungsboot. Jemand, der gerade als Schmetterling aus dem Kokon herausgeschlüpft ist, falls ihr da jemand kennt. Ganz junge Erwachsene können euch am allerbesten aus dem Inneren des Kokons erzählen. Sie spüren noch diese Zeit. Das entspannt enorm, wenn man sich dann den Schmetterlingszustand seiner Beraterin oder seines Beraters ansieht. :-

22. November 2014

Vom Autopädakt bis zu den Hausaufgabenheften

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 21:39

Ja klar kann ich das machen. Einige von euch wollten den alten Autopädakten einsehen. In digitalen Zeiten ist es ja verrückterweise nicht mehr schwer, seine alten handgeschriebenen Zeilen auf pdf-Format zu pressen. Hier also die erste Grundlage für das, aus dem später dann das Fach „Grundbildung“ wurde.
Ihr müsst zum Download allerdings auf www.faust-verleiht-flugel.de gehen und dort auf “Die Otto Kraz Story”. Hier im Blog bekomme ich die großen Dateien irgendwie nicht hochgeladen.

Grundbildung.

Der Autopädakt war der Startschuss für ein neues Fach.
Das Fach, das ich vor 20 Jahren unterrichtet habe, zusammen mit Gisa und Sabine, einer Ärztin und einer Journalistin. Also damals natürlich noch in Gestalt von Oberstufenschülerinnen, die aber schon ihre spätere Profession durchscheinen lassen konnten. Sie waren sehr interessierte Mitleserinnen dieses wachsenden Buches für meine Töchter und damit für mich sehr wichtige Beraterinnen. Quasi Zeitzeugen aus dem Inneren des jugendlichen Gefühls für Lebens-Situationen. Am Ende entstand durch die vielen Gespräche über das Leben und die eigentlichen Erfordernisse, um Schule lässig machen zu können, die Idee, ein neues Fach zu entwerfen. Grundbildung. Wir hatten die verrückte Idee, Fünftklässlern eine Ausbildung zukommen zu lassen, die es ihnen ermöglichen sollte, aufrecht durch die Schule zu gehen, am Ende aufrecht herauszukommen und dabei auch noch einen guten Job als Schüler/in zu machen. Und wir haben es beantragt. Drei Stunden Grundbildung, dafür eine Stunde weniger Englisch, eine Stunde weniger Deutsch und eine Stunde weniger Musik. Und ich war kein Fachlehrer, nur Klassen- und Grundbildungslehrer. Wir hatten für Grundbildung sogar eine eigene Zeugnisrubrik erhalten und unsere ersten eigenen Beratungszeugnisse geschrieben. Alles Neuland vor 20 Jahren und sehr spannend. Und unglaublich toll, dass wir das damals vom Chef genehmigt bekamen. Hätte ja auch voll in die Hose gehen können.
Ging aber nicht. Als ich 8 Jahre später beim Abitur nachgerechnet habe, hatten unsere Grundbildungsleute eine Abischnitt von 1,9 und der Rest der Stufe von 2,5.
Wir haben gut gefeiert.
Ja, ja, ich weiß. Keine echte Beweisführung. Nicht wissenschaftlich belegt. Einzelfall. Nur einmal bei einer Klasse durchgeführt. Die These: Mach die Leute maximal fit, damit sie durch die wunderbaren Wirren der Pubertät wunderbar durchkommen, um danach richtig Gas geben zu können. In diesem Jahr Grundbildung entstand die erste pädagogische Bilderflut des Heinz Eugen B.
Die Idee: Bilder prägen sich ein, wenn man sie positiv abspeichern kann. Der schnelle Blick darauf erinnert, ohne dass man was dafür tun muss. Alles keine Wissenschaftlichkeit. Nur eigene Erfahrung. Bauchgefühle. Wir hatten viel ausprobiert, diskutiert ernst genommen, zugehört, gefilmt, geschrieben, Wettbewerbe mitgemacht, gefeiert, überlegt und immer die Klassengemeinschaft im Blick gehabt. Es gab kein Vorbild, nur die Grundsicherheit, dass es Zeit wäre, Schule neu zu denken.

Der 1,9 Schnitt war ein Glücksfall für mich. Ich habe den Schnitt damals nicht an die große Glocke gehängt, aber für ich stand fest: Das ist es. Man muss an den Unterstützungssystemen arbeiten, um am Ende nicht nur in den Fächern erfolgreich zu sein.

Wen es interessiert, ich habe auch da einmal die ersten Überlegungen und die ersten 4 Wochen Dokumente hochgeladen. www.faust-verleiht-fluegel.de. Otto Kraz Story. Viel war einfach ins Blaue rein gemacht. Ausprobiert. Verworfen. Neu aufgestellt.

Für mich war es ausreichend, gleich nach dem 1,9 Schnitt das Projekt007 ins Leben zu rufen. Die Arbeit mit den Leuten, die später Abitur2007 schreiben würden.

Projekt 007
Direkt nach dem 1,9 Abischnitt gab es eine 9. Klassenstufe, die kein Physiklehrer mehr gerne unterrichten wollte, weil sie als unbeschulbare Stufe galt. Katastrophale Arbeitshaltung ging allen Klassen als Ruf voraus. Spannend für mich, also habe ich “zugeschlagen”. Habe alle in Physik unterrichtet. Mit dem Geist des Grundbildungserfolges im Hinterkopf glaubte ich an die Macht der Bilder und an die Möglichkeit, die Schüler/innen neu aufzustellen. Ich hatte den 007-Kalender erfunden, Eltern gleich mit eingepackt, experimentiert und jede Stunde neben Physik Oberstufengrundbildung betrieben.
Die Kalender habe ich auch bei www.faust-verleiht-fluegel.de. Bei manchen 007ern hängen sie ja vielleicht noch. :-)
Das End-Ergebnis: Nicht messbar. Allerdings gab es ja auch keinen Vergleichswert. Der Abischnitt war 2,3 wie der übliche Schnitt in Baden-Württemberg. Vielleicht wäre er ja ohne das Projekt 007 schlechter gewesen. Aber mein Traum, den Grundbildungserfolg für eine ganze verschrieene Stufe zu wiederholen, ging nicht in Erfüllung. Aber noch Jahre später bekam ich Mails wie: “Zu deiner Beruhigung: Jetzt fängt das Projekt 007 an zu wirken.” Aber mein damaliges Resümee hieß: Den Turbogang finden und einlegen bringt nur etwas in den Klassen vor dem Gehirnumbau. Danach sind zu viele Lücken, um für das Abitur noch richtig massiv messbar aufholen zu können.
Also habe ich immer als Klassenlehrer von 5. Klassen mit Bildern und Visualisierungen von Lernprozessen nur so um mich geworfen. Die 1,9 Abiturschnitt, das muss ich hier gestehen, den habe ich nie mehr erreicht, aber seit damals kamen alle meine Klassen, die ich als Fünftklassklassenlehrer mit Bildern und Geschichten “bombardiert” hatte, im Schnitt immer besser weg als der Schuldurchschnitt. Aber ich hatte natürlich auch nie mehr solche wundervollen Bedingungen, 3 Stunden in der Woche “echte Lebenshilfe” unterrichten zu können.

Die Spezie “Versetzungsgefährdete”
Eine neue Stufe meiner pädagogischen Bilder-und Beratungsflut trat ein, als wir ein Jahr am Faust hatten, in dem 42 versetzungsgefährdete Schüler/innen in den zehn 7. und 8. Klassen eine Situation zehn Wochen vor den Zeugnissen mit sich brachten, dass schon bei wenigen Nichtversetzungen aus fünf kleinen Klassen vier große hätten gemacht werden müssen. Horror. Für Schüler wie für Lehrer. Manche von euch kennen mich. Ich neige in solchen Situationen gerne zum kompletten Spinnen. “Wir machen mit denen ein Mentaltraining, dass eben keiner durchfällt.“ Elfriede H stieg mit ein und wir gründeten die Power-Watcher Wochen. Sowas wie Weight-watcher nur für Lernleistungssteigerung statt für’s Abnehmen. Luden alle Versetzungsgefährdeten der beiden Stufen ein und handelten mit ihnen einen Deal aus. “Wir setzen uns für euch am Ende ein, wenn ihr jede Woche einen Wochenbericht schreibt und einmal in der Woche zum Treffen kommt und allen anderen über eure Probleme und Fortschritte berichtet. Verboten sind Fernsehen und Computerspiele. Lieber ein Jahr Amerika als ein Jahr wiederholen.”
Verrückte Erfahrung, wie das Ding abging. Von der ersten Sitzung an. Wohl schon allein die Gewissheit, dass da jemand an sie glaubte, schien ungeahnte Kräfte freigesetzt zu haben. Klar, diese Veranstaltung war neu, keiner wollte sitzenbleiben, jeder spürte, dass da was anderes ging als in der Normalschule. Wir waren als Lehrkräfte hochmotiviert, den Kolleg/innen zu beweisen, dass wir nicht spinnen. :-) Natürlich hatten uns viele vorausgesagt, dass das vergebene Liebesmühe sei. Wir haben den Kolleg/innen trotzdem angenehmere Arbeitsbedingungen verschafft, obwohl wir es für die Schüler/innen gemacht haben. Alle 42 Versetzungsgefährdeten kamen durch. Ja, damals hat das Kollegium wild geklatscht, als der Chef das auf der Konferenz verkündet hatte.

Vom Standstreifen auf die Überholspur
Das war ein echter Turbobeschleuniger für einen Heinz Eugen B. Es hatte geklappt. Mitten in der Pubertät kann man also beschleunigen. Allerdings geht das nicht von außen. Den Schalter legt man nicht um, weil Eltern oder Lehrer den richtigen Druck aufbauen. Den Schalter legt man nur selbst um. Das war die Erkenntnis.
So haben wir in den Jahren drauf in jedem Jahr die Versetzungsgefährdeten eingeladen und solche Wochen durchgeführt. Vom Standstreifen auf die Überholspur, Raus aus der Falle, Wollen wollen, Gipfeltour etc… Wir haben die Sache in jedem Jahr anders benannt. Warum? Keine Ahnung. Neuland ist aus dem Bauch heraus immer besser. Neue Namen sind erfrischend. Die Sitzenbleiberquote haben wir über die Jahre damit in etwa halbiert.
Materialien wie immer auf www.faust-verleiht-fluegel.de

Flügelverleih
Ja und dann kam die neue Idee, mit all unseren pädagogischen Erfahrungen eine Nachmittagsschule für Fünfklässler zu gründen. Flügelverleih. Frei nach Goethe: Kinder brauchen Flügel und Wurzeln. Wir mussten ja mit G8 auch eine Hausaufgabenbetreuung anbieten. Aber wir haben lieber gleich ein ganzes Konzept draus gemacht. Wen es genauer interessiert: www.faust-verleiht-fluegel.de
Irgendwo stehen dort die Grundlagen für diese kleine aber feine Schule in der Schule. Ein zauberhafter Ort, der mit großem Aufwand und sehr erfolgreich seit mit Leben gefüllt ist. Ein echter Einstieg für die Kleinen in die große Welt des Faust, begleitet von Schülercoachs. Am Anfang über 60 Stück. Ja klar, es war schon lange die große Stärke des Faust: “Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu entwickeln, sich einzusetzen, sich zu beweisen, sich zu begeistern, eigeninitiativ zu werden, sich zu finden …. dann habt ihr viel für die Zukunft getan.”
Das war unser EXPO2000 Motto. Und das war auch bei der Gründung des Flügelverleihs am Faust der zentrale Ansatz. Seitdem arbeiten wir mit einem wundervollen jungen Kollegium, das pädagogisch sehr stark daherkommt. Fachleute der Zukunft, die uns jetzt schon mit ihrer Kompetenz helfen, gute Arbeit zu leisten. Im Rahmen dieser Nachmittagsschule kam die Idee auf, Präventionsarbeit zu machen. Unterstützen, bevor die Leute versetzungsgefährdet werden. Denn man kann es schon in der 5. Klasse absehen, wer es sein wird. Die Muster sind meist dieselben. Jump&Go war so ein verrücktes Projekt. Break&Go fiel in diese Zeit und dann gab es noch die Sommerschule und sogar einmal eine Skypeschule. Und einen Öhmkalender, der natürlich irgendwie an den 007-Kalender angelehnt war. Na ja, wir haben einfach immer viel ausprobiert. Material wie immer auf www.faust-verleiht-fluegel.de

Fünferhaus
Und dann kam die Zeit des Fünferhauses. Für die meisten von euch Ex-Faustler/innen war der Pavillon Heimat von Elftklässlern. Unten drin die Oberstufencafta. Legendär.
Mit der Idee des Fünferhauses verschwand das Oberstufenflair und kam das kunterbunte Unterstufenfeeling der Extraklasse in diese Räumlichkeiten. Ein Haus nur für die Fünftklässler. Ankommen in einer ersten kleinen Welt. Die Schleuse zwischen der klitzekleinen Grundschule und dem riesigen Gymnasium. Ich war natürlich mit dabei in der ersten Klassenlehrerrunde. Habe ja das Haus immerhin mitbegründet. Für meine eigene fünfte Klasse habe ich dann ein spezielles Hausaufgabenheft entwickelt, das mit meinen Bildern gespickt voll war. Die Idee: Jede Woche ein Bild, das ich immer in SoMeLe als Aufhänger genommen habe. SoMeLe ist seit langer Zeit am Faust Pflichtstunde in Klasse 5 und 6. Soziales und Methodenlernen. Es war mein kleines Privatheft und dann wollten es alle. Also haben wir das Hausaufgabenheft für alle fünften und sechsten Klassen eingeführt. Später nur noch für die fünften Klassen. Sechs ist schon wieder anders. Absprung. Aber Klasse fünf, das hat sich dann in den Jahren danach erwiesen, da sind viele Kinder dankbar für einen Haltegriff. Für einen Bestätiger. Für einen Beruhiger. Für einen Unterstützer. Für einen Turbolader. Für einen Erfolgscoach. Für einen Freund. …
Kinder haben mir das Heft tatsächlich sehr unterschiedlich rückgemeldet. Und klar, ein Drittel hat es sicherlich nie wirklich erreicht. Für die war es eben Hausaufgabenheft. Punkt. Und Hausaufgaben sind ja einfach blöd. Damit auch so ein Heft. :-)

Aber viele haben es einfach geliebt.
Download wie immer. www.faust-verleiht-fluegel.de bei Otto Kraz.

Hatte ich das mit dem Otto Kraz eigentlich schon? Ja, doch oder? Ich unterrichte ja als Otto Kraz in Weit im Winkl. www.aufeigenefaust.com Mehr dazu dort. Wen es interessiert.

Sechs Kreuze zum Erfolg
So und jetzt? Pensionierung? Ende der pädagogischen Reise? Keine Sorge. Für was hat man Kinder. Meine älteste Tochter hat einen kleinen Verlag gegründet. www.vinclair-verlag.de Sie hat die Hausaufgabenhefte gesehen, die Erfolgsstorys gehört und wollte die Hefte verlegen. Natürlich sagt man da als Vater nicht “Nein”, wenn die Idee aufkommt, die Hausaufgabenhefte für den kritischen Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule neu zu konzipieren. Für die Unterstützung der Absprungschanze. Klasse 4 und 5. Ja und so kam es, dass die Hausaufgabenhefte das Faustland verlassen haben und nun auf dem freien Markt in Erscheinung treten. Ihr dürft ruhig davon erzählen, wenn ihr Leute kennt, die gerade Kinder in der 4. oder 5. Klasse haben. Ein wunderbares sensationelles zauberhaftes Geschenk der Extraklasse. Und ihr könnt gerne sagen: Mit dem Autor dieses Hausaufgabenheftes habe ich manch Schulfete gefeiert. :-) Ihr merkt, ich befinde mich jetzt schon außerhalb des Faust im kunterbunten, lebensprallen Werbeteil des vinclair-verlags.
Was jetzt noch als Begleitmaterial den Hausaufgabenheften folgt, ist der Elternberuhiger. Quasi die Gebrauchsanleitung, wie man als Eltern mit den Hausaufgabenheften professionell umgeht. Den schreibe ich für euch und für den Verlag meiner Tochter. Parallel. Denn das ist es eigentlich, was ich in den Ferien versprochen hatte: Einen Elternratgeber für Ex-Faustler zu schreiben.
So, wer jetzt immer noch mitliest, der hat sich eine Pause verdient.
Gruß

Der Heinz

1. Februar 2015

www.nordstrandpiraten.de

Abgelegt unter: Pädagogisches — heinz.bayer @ 14:21

Liebe Leserin, lieber Leser

Keine Sorge, ich werde mich weiterhin an dieser Stelle zu pädagogischen Themen äußern. Zumindest bis ich meine Schulzeit am Faust aufgearbeitet habe. :-) Soll heißen: Der Elternberuhiger wird bis zum großen Stufentreffen am Faust natürlich fertiggestellt. Aber so ein halbes Jahr vor der Pensionierung muss ich meine Blogs dann doch ein wenig neu ordnen und aufstellen.

Speziell www.nordstrandpiraten.de will ich Ihnen (und euch Ex-Faustlern) ans Herz legen. Denn hinter diesem neuen Blog verbirgt sich eine Idee, wie man als Aktivstberufler trotz Pensionierung das Wort Altersdepression nicht in den Mund nehmen muss. “Dem Ruhestand Flügel verleihen” könnte der Untertitel der neuen Seite sein.

Ich drücke mir ganz doll die Daumen.

Heinz Bayer alias Otto Kraz

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