Flügelverleih meets Hattie

6. März 2011

G8 – eine Würdigung (Fortsetzung)

Abgelegt unter: G8 — heinz.bayer @ 11:13

Arbeitsfelder

Auch die anderen Arbeitsfelder, auf die das Faust seit Jahren setzt und um die wir Angst hatten, weil G8 zwangsläufig mehr Nachmittagsunterricht produziert – Streitschlichter, Sportmentoren, Aktive in eigenständigen Schülerteams etc – haben sich mit G8 nicht aufgelöst.

Stundentafel

Wir haben die berechtigten Ängste der Eltern, dass G8 gegenüber G9 benachteiligt wäre, weil Stunden in den „wichtigen“ Fächern zu kurz kämen und damit  Nachteile entstünden, in unserer Stundentafel umgesetzt.

Die Angst der Überforderung durch drei Stunden Soziales und Methodenlernen in Klasse 5 und 6 und 7. SoMeLe in Klasse 7 ist inzwischen durch das ABC Projekt für die 8-klässler abgelöst, weil dort bei der Neuzusammensetzung der Klassen nach der Profilwahl die größeren Probleme auftreten als in 7. Die Angst vor dem langen Sitzen wurden durch zwei zusätzliche Sportstunden und die Angst vor zu wenig Fachunterricht durch Verteilung der restlichen Poolstunden zur intensiveren, individuelleren Betreuung in die Fächer Deutsch, Mathematik, Sprachen und Naturwissenschaften gelöst. Für alle.

Die Reduktion dieser Stunden für eine kleine Auswahl von Schüler/innen, wie jetzt vom Kultusministerium angedacht, würde sicher beim Großteil unserer Eltern massive Proteste auslösen. Denn unser Ansatz hat sich bisher in allen Punkten als erfolgreich erwiesen – wenn man z.B. aktuell die G8- und G9 Noten vergleicht.

Die Angst der G8 Eltern ist in Großen und Ganzen überwunden und wir sind sehr zufrieden damit.

Spezial-Profile am Faust

Die zusätzlichen Sportstunden mündeten irgendwann wie zwangsläufig in eine eigenes Sportprofil, das aus meiner Sicht viel Druck aus der G8 Debatte genommen hat. Dass das Biberacher Modell und die Musikklasse in 5 bei uns äußert gut angenommen werden, trotz mehr Unterricht (in diesem Jahr eineinhalb Musikklassen und eine Biberacher Klasse), zeigt uns ganz klar, dass die Menge der Stunden bei den Eltern ( und bei den Schüler erst recht) kein wirkliches Problem mehr darstellen, wie man am Anfang vermutet hatte und wie es an höherer Stelle jetzt wieder diskutiert wird.

Flankierende Maßnahmen

Wir haben natürlich noch viele weitere flankierende Maßnahmen in das G8 am Faust eingebaut: Die Spezialbetreuung erfolgt bei uns zusätzlich außerhalb der Klassenstruktur. Alle 5.klässler bekommen seit diesem Schuljahr ein Arbeitshaltungs- und Konzentrationszeugnis. Eine kleine Gruppe von hier am schlechtesten Abschneidenden bekommt aus dem Team des Flügelverleihs eine eigene Intensiv-Betreuung (JUMP)

Sind es doch genau die Schüler/innen ( hauptsächlich natürlich Schüler), die den Normalunterricht oft so zäh machen, weil man sich genau um diese 10% als Fachlehrer/in vermehrt und dauernd kümmern muss.

Seit 4 Jahren werten wir die Halbjahresinformationen der Klassen 6 bis 7 aus und betreuen durch unsere Sozialarbeiterin und eine Beratungslehrerin diejenigen Schüler/innen, die zum Schuljahresende versetzungsgefährdet erscheinen. Der Erfolg zeigt uns, dass dieser Ansatz richtig ist. Wir konnten die Sitzenbleiberquote massiv reduzieren, ohne das die Fachlehrer/innen dazu involviert wurden. Junge Menschen in Not sind für solche individuelle Unterstürzung sehr empfänglich, sind es doch häufig gar keine fachlichen Probleme, sondern eher persönliche Schwierigkeiten, sich positiv dem Thema Ausbildung zu widmen.

Für die Klassen 8 bis 10 bieten wir seit 4 Jahren ebenfalls eine mentale Spezialunterstützung für Versetzungsgefährdete an. In diesem Jahr heißt sie „BREAK“

Einen Überblick über wichtige Unterstützungssysteme am Faust finden Sie hier. Dieser Überblick ist noch lange nicht vollständig. Zeigt aber, dass wir am Faust das Thema individuelle Förderung mit einem ganz eigenen Stil angehen, der alle Klassenstufen umfasst.

Fazit:

Da ich schon früher die Meinung vertreten habe, dass recht viele Schüler in der 13. Klasse nicht mehr in die Schule gehören, weil ihnen die Schule zu klein geworden ist und ich dies heute umso mehr vertrete, dass 12 Jahre aus der persönlichen Sicht vollkommen ausreichen, um studierfähig zu sein, war für mich die Frage bei G8 eigentlich nur, ob man es schaffen kann, ohne eine gewachsene aktive Schulkultur wie die des Faust zu zerstören, mit G8 trotzdem vergleichbare schulische Ergebnisse im Abitur zu erzielen.

Heute sieht man: Man kann. Schauen Sie sich das Faust an.

Allerdings muss man zusätzlich zu G8 neue Formen finden, bei den Schüler/innen von heute die Ernsthaftigkeit und Bedeutung ihrem Jobs viel mehr in den Vordergrund zu rücken. Denn auch bei den G8ern wird Zeit verschenkt ohne Ende.

In unserer Stufenpädagogik des Fünferhauses und später der Sechser- und Siebenerstockwerks werden wir „wild“ daran arbeiten. Versprochen.

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