Die wichtigste deutsche Eliteschule in Kairo hat es auch gerade hinter sich: Das baden-württembergische Abitur. Denn man hat sich nach exzellenten Bildungsplänen umgesehen, immerhin gehen auf diese Schule nur die Kinder der wirklich Reichen und Diplomatenkinder. Und auf welches System hat man sich geeinigt? Auf Baden-Württembergs Standard. Nur eben in Kairo nur erreichbar für eine kleine Minderheit. Bei uns sind es zwischen 40 und 50% eines Jahrgangs, die kostenlos dieselben Möglichkeiten bekommen. „Da müssen die deutschen Schüler aber sehr glücklich sein!“ hat einmal ganz ernst ein junger chinesischer Austauschschüler gemeint, als er gehört hat, dass das deutsche Abitur nichts kostet. Unvorstellbar für junge Chinesen, dass deutsche Schüler dieses unvorstellbare Glück leider nicht so einfach abrufen können.
Bei uns am Faust können wir dem Doppeljahrgang G8 und G9 mit 230 Schüler/innen zu einem wundervollen Durchschnitt von 2,2 gratulieren. Da wären die Eliteschüler/innen aus Kairo auch ganz schön stolz drauf. Baden-Württemberg konnte 2010 den Durchschnitt von 2,37 aufweisen.
Da gibt es also ein Gymnasium in Südbaden mit riesig vielen Austauschprogrammen, durch die immer wieder Unterricht ausfällt. Da wird Theater gespielt, viel Musik gemacht, viel auf Selbstständigkeit der Schüler/innen gesetzt. Da werden vielfältige Projekte unterstützt, was natürlich auch wieder Unterrichtsausfall bedeuten kann. Da gibt es eine aktive SMV, viele Veranstaltungen, die man vorbereiten muss. Da gibt es die ABC Projekte für die 8. Klassen – und auch da sind dann so viele Lehrer/innen eingebunden, dass natürlich ebenfalls Unterricht ausfällt. Undsoweiter undsoweiter. Fausteltern kennen das ja: Dieses Problem mit dieser quicklebendigen Schule und den vielen, vielen Zusatzgeschichten. Und so manche Mutter oder so mancher Vater fragt sich sicher oft: Kann das eigentlich gut gehen?
Und wir sagen seit Jahren: Klar geht das gut. Weil es in Wirklichkeit nicht um die Anzahl der gehaltenen Stunden, sondern um die Eigenständigkeit der Schüler/innen geht und um den eigenen Willen, etwas lernen zu wollen. In einer lebendigen Schulumgebung geht das besser. Deshalb haben auch die G8er nicht schlechter abgeschnitten als die G9er. Auf alle Fälle muss man für das Faust wie in den letzten 20 Jahren erneut feststellen: Baden-Württembergs Abschneiden bei der PISA Studie war auch im internationalen Vergleich immer recht gut. Immer knapp unter Finnlands Durchschnitt. Und der Faust-Abiturs-Durchschnitt ist seit Jahren immer etwas besser als der baden-württembergische Schnitt. Also fast ein wenig finnische Verhältnisse. Denn finnische Schulen setzen auch auf eine lebendige Schulkultur.
Nicht unerwähnt bleiben sollte, finde ich, dass am Faust der allgemeinen Trend beim Öffnen der Schere für die Anzahl Abiturienten/Abiturientinnen auch nicht so stark zum Tragen kommt wie im baden-württ mbergischen Durchschnitt. Dort sind es 45 Prozent Abiturienten und 55 Prozent Abiturientinnen. Bei uns zumindest nur 47,5% männlich zu 52,5% weiblich. Aber trotzdem gibt es aus der Sicht von www.maennerrevolte.de keinen Grund zur Entwarnung. Im Gegenteil. Es darf ja wohl nicht wahr sein, dass wir Männer deutlich weniger Abiturienten stellen und dann auch noch mit deutlich schlechteren Notenschnitten.
Am Faust arbeiten wir kontinuierlich an neuen Konzepten – ich will mir deshalb in den nächsten Blog-Ausgaben einmal eine Schule zusammenträumen, die zwar utopisch aber machbar wäre, die Elemente besitzt, die wir schon in der Praxis erfolgreich einsetzen, erweitert durch ein paar Traumänderungen des Heinz Eugen B. Wenn man streng auf die 60 zugeht und 35 Jahre pralle Schule hinter sich gelassen hat, darf man das. Träumen. Finde ich.
Vom Flügelverleih und vom Fünferhaus gibt es im Moment sowieso nichts wirklich Neues zu erzählen. Wir haben mal wieder eine ergreifende Coachsitzung gehabt. An einem Tag, an dem die Schule wegen dem mündlichen Abitur ausfiel. Trotzdem hatten wir beim pädagogische Spätnachmittag mit unserem jungen Kollegium über das Schuljahr 2010/11 und den Ausblick auf das nächste Schuljahr volles Haus. Ich gestehe, es ist einfach extrem zufriedenstellend, wenn man sieht, wie unser Konzept über Jahre hinweg immer noch verbessert werden kann. Und wie unser junges Schülerkollegium in die gleiche Richtung denkt wie wir.