Flügelverleih meets Hattie

28. Januar 2011

Halbjahresinformationen in Sicht

Abgelegt unter: Noten — heinz.bayer @ 15:22

Liebe Eltern unserer Fünftklässler

Aber natürlich auch liebe sonst mitlesenden Eltern, die in der nächsten Woche die Halbjahreinformationen ihrer Kinder in den Händen halten.

Darf ich ein paar Anmerkungen zu diesem Dokument und zum Faust machen?

Wenn man die Fünftklassnoten einmal überfliegt, die in unseren Notenlisten schlummern, um am nächsten Freitag das Licht der Welt zu erblicken, dann muss man einfach sagen: Respekt. Respekt. Prallvoll mit Einsen, Zweien und Dreien. Nur ganz, ganz wenige Vieren. Also: Ein ganzer Jahrgang im Grünen Bereich. Das gefällt den Fünferhausbetreibern und -innen natürlich. So haben wir uns das vorgestellt. :-)

Wer falsch beraten wurde, auf’s Gymnasium zu wechseln, der merkt das schon bei den ersten Halbjahresinformationen. Taucht dort die Note 4 auf, sollte man nachhaken und mit den Lehrer/innen über die Ursachen sprechen. Für die Allermeisten geht es also um’s Niveau halten. Das ist für manche um Einiges schwieriger als die ersten guten Ergebnisse am Gymnasium zu platzieren. Denn da zehrt man noch sehr von den Fähigkeiten, die einem in der Grundschule den Weg zur Gymnasialempfehlung geebnet haben. Übrigens treffen wir uns immer nach den Halbjahresinformationen mit den Grundschullehrer/innen Ihrer Kinder, um unsere Erfahrungen mit deren Erfahrungen auszutauschen. Jetzt geht es also um das gymnasiale konstante Arbeiten über viele Jahre hinweg. Trotz G8 ist das eine sehr lange Zeit. Und in der liegt auch noch eine schwierige, wenn auch spannende Phase des Erwachsenwerdens.

Unser neues Hausaufgabenheft, das übernächste Woche für Ihre Kinder herauskommt, soll diese Stabilität unterstützen. Mein Tipp. Arbeiten Sie selbst mit an dem Prozess, bis Ende der 6. Klasse Ihr Kind auf der richtigen Spur zu wissen. Ab Klasse 7 müssen Sie vertrauen, da wird Ihr Einfluss keine wesentliche Auswirkung mehr haben. Die Arbeitshaltungszeugnisse, die Ihre Kinder zusätzlich bekommen, zeigen viel mehr als die Noten, wie die Entwicklung weitergeht. Arbeitshaltung und Konzentrationsfähigkeit sind die wesentlichen Schlüsselqualifikationen für ein entspanntes Schülerleben. Und damit für ein entspanntes Familienleben. Das darf man nie vergessen. Deshalb lohnt sich der Einsatz.

Nutzen Sie deshalb auch unseren Elternsprechtag, um sich nach den Schlüsselqualifikation Ihres Kindes zu erkundigen. Wir drücken uns und Ihren Kindern ganz doll die Daumen, dass der vielversprechende Anfang ein vielversprechende Fortsetzung bekommt. G8, da kann ich Sie beruhigen, ist am Faust kein wesentliches Thema mehr. Es hat sich gezeigt, dass weder die Sitzenbleiberquote noch die Noten im jetzigen Doppeljahrgang ein wesentliches G8 Problem aufweisen. Klar, es war eine große Umstellung, aber die Ängste, die am Anfang bestanden, haben sich am Faust nicht bewahrheitet.

p.s.  Das Schülerfilmteam vom Faust hat die Einschulung der Fünftklässler auf ihren Blog gestellt. Schauen Sie doch mal rein.

21. Januar 2011

Halbjahresinformation und Gänsehautfeeling

Abgelegt unter: Zeugnisse — heinz.bayer @ 08:54

Wenn man über 30 Jahre unterrichtet hat, dann gibt es nicht mehr sehr viele Situationen, die einen umhauen. Pädagogisch gesehen. Weil Schulsituationen eben doch nach 30 Jahren zwar immer wieder in neuen Schattierungen, aber eben doch ähnlich auftauchen. Gestern Abend hat es mich doch mal wieder richtig erwischt. Pädagogisches Gänsehautfeeling für einen Altgedienten. Flügelverleih. „Gesamtcoach- und Beurteilungskonferenz“. Oder wie immer man diese großartige Veranstaltung nennen will, bei der sich, wie schon im letzten Jahr, alle Coachs, die sich um eine Klasse kümmern, in Klassenkonferenzen zusammen fanden. Also fast alle. Etwa 50 junge Menschen, die in einer Ernsthaftigkeit, die einem wie mir zwischendrin vor Begeisterung fast die Luft nahm, diskutierten, wie die einzelnen Schüler/innen auf einer Skala ohne Noten von sehr gut bis sehr schlecht sich über die Bereiche Selbstständigkeit, Konzentration, Arbeitshaltung, Ordentlichkeit und Sauberkeit beim Arbeiten, Disziplin, Lautstärke und Respekt den Coachs und Mitschülern gegenüber einzuordnen sind. Rückmeldung für jeden Einzelnen. Und das von Menschen, die mit ihren Profi-Schüleraugen immerhin aus einer ganz anderen Perspektive beobachten können, wie Hausaufgaben gemacht werden, wenn keine Mutter und kein Vater und kein Lehrer die Kontrolle über diesen Prozess hat. Wie sich Schüler/innen verhalten, wenn andere junge Menschen auch noch mit im Raum sind. Wie diese Normalsituation des Unterrichts am Vormittag in der Betreuungszeit am Nachmittag aussieht. Die pädagogischen Coach-Einschätzungen werden wie im letzten Jahr mit unserem Flügelverleihspezialzeugnis an unserer Flügelkinder mit den Halbjahresinformationen ausgegeben.

Falls der eine oder andere Coach das hier mitliest: Tausend Dank. Ihr seid einfach richtig gut!

Und noch ein zweiter Aspekt hat mir das Gänsehautfeeling verschafft. In meinem „Vorruhestandsalter“ knapp 60 sind wir zu zweit im Flügelverleih. Für Nichtinsider muss man wissen, dass ich am Faust mit der Jüngste des „alten Blocks“ bin und der Älteste des „jungen Blocks“ noch keine 40 ist. Zwischen 40 und 60 gibt es an baden-württembergischen Gymnasium wenige Unterrichtende. „Äußerst unglückliche“ Einstellungspraxis, wenn ich das mal sehr harmlos ausdrücken soll. Die sich jetzt leider wiederholen wird. Nach dem Doppelabitursjahrgang, davon darf man ausgehen, werden die Einstellungszahlen wieder massiv in den Keller rauschen. Zurück zum Gänsehautfeeling. Dass unser Flügelverleihkonzept pädagogisch hauptsächlich von der jungen Fraktion unseres Teams entwickelt wurde und gestern professionell umgesetzt, macht uns Alten im Team, die hier ihre jahrzehntelange Erfahrung wunderbar mit einbringen können, sehr zufrieden. Haben wir auf dem Nachhauseweg mit Gänsehautfeeling festgestellt.

14. Januar 2011

Respekt und Disziplin

Abgelegt unter: Disziplin — heinz.bayer @ 22:54

Liebe Leser

Vielleicht haben Sie ja den BZ-Artikel über einen frisch gekürten Bundeswehr Rekruten gelesen, der über die Bundeswehr sagt: “Es bringt Ordnung in mein Leben.” Und über die Schule: „Hier finde er, was er in der Schule vermisst habe. “Respekt und Disziplin, das fehlt in der Schule. Manchmal war die halbe Klasse nicht da, aber das hat niemanden interessiert.” Er hat in Staufen die Schule mit der Fachhochschulreife abgeschlossen.“

Der junge Mann beschreibt ein Problem der modernen Schule. Wir haben unsere Lehrer/innen eine Einschätzung der Arbeitshaltung unserer Fünftklässler/innen ankreuzen lassen. Von sehr gut über gut und durchschnittlich bis schlecht und sehr schlecht. Fünfte Klasse, wohlgemerkt. Also noch ganz frisch am Faust. Sehr gut bis durchschnittlich schneiden 90% ab. Bei den 10% – 15 Schüler/innen – denen eine schlechte bis sehr schlechte Arbeitshaltung attestiert wurde, sind 13 Jungs. Und bei diesen 10% würde ich auch unserem früherer Schüler zustimmen: Respekt und Disziplin, das wäre eine angenehme Komponente im Leben dieser Schüler. Die Ordnung ins Leben bringt. Dafür müsste man allerdings, und ich weiß nicht, wie das die Eltern aufnehmen würden, eine extra Respekt-und-Disziplin Klasse aufmachen. Das wäre für einen Teil der uns anvertrauten jungen Menschen garantiert sehr angenehm. Vor den Ferien saß ich einmal in der Nachmittagsschule mit 3 Jungs zusammen. Hatte sie vor die Tür geholt und mit ihnen in Ruhe gesprochen, weil sie sich nicht in unsere einfachen Regeln des aufeinander Hörens einfügen konnten. Einer meinte im Laufe des Gesprächs, dass es jetzt aber im Unterricht bei ihm immer besser ginge. Ehrliche Erleichterung war zu spüren. „Ich habe doch jetzt den Laufzettel. Und wenn ich da nicht gut bin, dann bekomme ich zu Hause richtig Druck…. Nein, nicht brutal. Aber ich muss dann einfach richtig hart arbeiten. Das hilft mir.“ Strahlen über sein ganzes Gesicht. „Laufzettel“, das ist bei uns eine Maßnahme bei Schülern, wenn diese einfach nicht zu einer normalen Arbeitshaltung kommen können. Wenn sie stören und nur heftige Strafen helfen würden. Der Schüler muss dann am Ende jeder Stunde vom Fachlehrer abzeichnen lassen, wie er sich verhalten hat. Ein eng geführtes Prinzip. Ordnung ins Schulleben bringen. Für manche die einzige Möglichkeit. Wer natürlich dann in der Oberstufe merkt, dass die Arbeitshaltung über Jahre hinweg wie bei den 10% lag und die Gewöhnung ans Nicht-Arbeiten zu groß geworden ist, dann ist natürlich hier die Bundeswehr eine echte Erleichterung. Respekt und Disziplin. Ordnung in mein Leben.

Was ich allerdings an dieser Stelle richtig stellen will: „Manchmal war die halbe Klasse nicht da, aber das hat niemanden interessiert.“ Das ist natürlich nur die Sicht, die man von außen aus einer Gruppe von Schülern hat, die sich beim Kaffeetrinken in der Rombach Scheuer gegenseitig dieses beruhigende „da geht doch sowieso nur die Hälfte hin“ erzählen. Dass es in Wirklichkeit auch in der Oberstufe nur ein paar Prozent sind, die ohne Disziplinierung nicht am Ball bleiben können, das erkennt man aus der betroffenen Schülersicht natürlich nicht. Dass wir uns über den jungen Rekruten sehr viele Gedanken in vielen Konferenzen gemacht haben, das entzieht sich natürlich ebenfalls seinem Erfahrungsraum.

Aber eines sieht er natürlich goldrichtig: Die moderne Schule, die auf Eigenständigkeit setzt und auf Selbstverantwortung, die junge Menschen für die Welt nach der Schule gerade nicht drillen soll, weil die Welt nach der Schule eigenständige, engagierte und selbstverantwortliche Menschen braucht, ist für einige junge Menschen trotzdem genau die falsche Schule.

Schade, dass man noch nicht genügend Ressourcen hat, um dieses Problem durch einen disziplinmäßig viel straffer geführten Zug für alle, die dies brauchen können, aus der Welt zu schaffen. Denn wir verlieren auf diesem Weg leider in der modernen offenen Schule, die auch in der Fachdidaktik immer noch offener werden soll, zu viele kluge junge Menschen, die nur mehr straffe Führung bräuchten wie unser früherer Schüler bei der Bundeswehr.

Nur beides zusammen, das sei hier auch gesagt, offen und gleichzeitig eng geführt, das geht leider nicht. Das ist die Illusion aller, die meinen, der Lehrer müsse doch einfach nur klar durchgreifen. Das wäre doch wohl das Mindeste.

Darf ich Ihnen am Ende dieser Problematik, die wir im Flügelverleih auf eine uns eigene Art aufgreifen werden, noch etwa Lustiges, aber sehr Wahres über Unterricht ans Herz legen? Ein Poetry-Slam aus Alltagsszenen, nach dem Sie sich sehr kompakt vorstellen können, wie sich Lehrergefühlswelten in der heutigen Zeit mit den heutigen Anforderungen anfühlen können. Irgendwie finde ich, passt es zu dem heutigen Thema. :-)

Viel Spaß.

2. Januar 2011

Nachtrag zum Kalender

Abgelegt unter: Lehrer — heinz.bayer @ 20:24

Liebe Eltern

Ich muss noch ein paar Dinge zum Kalender nachtragen, nicht dass der falsch verstanden wird. Ich will mit dem Kalender nicht sagen, dass man sich mit allem abfinden soll. Dass man einfach nur Dinge suchen soll, die schlimmer sind und dann wird die eigene Situation plötzlich ganz wunderbar. Wie Sie ja sicher schon bei meinen Blogbeiträgen zum Thema Schule bemerkt haben, setze ich immer auf den Schüler selbst. Was nicht heißen soll, dass man an der Schule nicht noch sehr viel verändern muss. Pädagogik darf nie aufhören, verbessert zu werden. Schule heute ist alles andere als ausgereift. Nur ist das die politische Ebene, die dem Schüler selbst in der aktuellen Situation überhaupt keine Vorteile bringt. Wenn Sie Ihrer Tochter sagen, dass sie in Mathe sicher viel besser wäre, wenn die Klassen kleiner und der Lehrer sie besser motivieren könnte, dann hat sie davon keinen Vorteil. Nur noch mehr Frust. Wenn Sie Ihrem Sohn sagen, dass er sicher in Physik der Chef wäre, wenn man auf technisch hohem Experimentalniveau mit viel Computereinsatz ihn in kleinen Lerngruppen zur Begeisterung und guten Noten treiben könnte, die ihm eine Zukunft als Ingenieur eröffnen würde, dann findet er Schule nur noch doofer. Diese Diskussionen muss man außerhalb der Schule führen. Klar muss man mit uns Lehrern auch ins Gespäch kommen und sicher kann man auch unten den jetzigen schulischen Verhältnissen der zu großen Klassen und des Personalmangels Verbesserungen erreichen. Aber die erreicht man nur in kleinen Ausmaßen. Denn wir Menschen, und uns Lehrer zähle ich natürlich auch dazu, sind nur bedingt in der Lage, uns von unserer Persönlichkeit her wirklich zu verändern. Oder geht Ihnen das anders? Wenn man also seinen Kindern erzählt, dass nur die allerbesten, motiviertesten, klügsten, aktivsten, mitreißendsten, kreativsten und attraktivsten Menschen Lehrer werden dürften, dann frustrieren Sie Ihr Kinder nur zutiefst. Denn es verändert ja nichts. Schülern muss man zumindest beibringen, dass sie selbst in der Lage sind, sich ihren Unterricht zu verbessern, indem sie ihre Lehrer möglichst gut arbeiten lassen. Nicht alles schlucken. Das meine ich nicht. aber nicht, wie leider zu viele, Schule an sich in Frage zu stellen. Weil ja die Lehrer eh doof sind. Man muss ihnen beibringen, für ihren eigenen Vorteil nicht alles und jedes in Frage stellen. Zum Beispiel die Menge der Hausaufgaben und die Schwere der Arbeiten und die Strenge der Noten und, und, und. Denn die Noten werden schlicht besser, wenn die Einstellung zur Schule besser wird. Deshalb der Kalender. In der eigenen Einstellung zur Schule sind Schüler die Chefs. Daran können sie vollkommen eigenständig arbeiten und hier bringt die Arbeit den größten Erfolg.

Deshalb: Kritik an Lehrern und an Schule darf ruhig sein. Muss sogar. Schule muss sich entwickeln. Aber direkt im Gespräch zwischen Eltern und Lehrern oder auf politischer Ebene. Nur - schicken Sie Ihr Kind bloß nicht dauernd ins Tal des Grauens, in dem alles nur schrecklich ist. Nach dem Motto: Du armes Kind, musst wieder in die Schule.

Das wollte ich nur noch schnell gesagt haben.

1. Januar 2011

Frohes neues Jahr

Abgelegt unter: Kalender — heinz.bayer @ 17:23

Auf ein erfolgreiches 2011.

Sie kennen als Fünftklasseltern das Hausaufgabenheft, das Tag für Tag den Blickwinkel in die positive Richtung zur professionellen Bewältigung des Berufsfelds “Schüler/in sein” lenken soll. Im letzten Jahr hatten wir unseren Flügelverleihkindern den Öhm-kalender ans Herz gelegt. Davor war es der Urps-Kalender. Kalender haben den Vorteil, dass man täglich einen kleinen Input bekommen kann.

Jetzt gibt es einen Spezialkalender, der sich aber sicher mehr an ältere Schüler richtet. Er könnte aber mit Hilfe von Eltern doch auch eine Hilfe für Fünftklässler sein, Schule entspannter zu sehen. Er wurde für den Männerrevolteblog entwickelt – also für Schüler in Not. Aber er könnte ja auch für Schüler sein, die erst gar nicht in Not kommen wollen.

Hier geht’s zum Hiiiiiilfe-geht’s-mit-schlecht-Kalender 2011

:-)

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