Flügelverleih meets Hattie

3. Juni 2011

Drei Wochen sind drei Wochen

Abgelegt unter: Noten — heinz.bayer @ 21:30

Liebe Leser/innen

Jetzt habe ich gerade an die Eltern meiner eigenen Klasse - ich bin im Moment Fünftklassklassenlehrer – eine Mail geschrieben, bei der ich gedacht habe, dass ich sie eigentlich auch gleich als Blog setzen kann.  Das mach ich doch glatt.

Liebe Eltern

Zuerst einmal will ich mich entschuldigen, dass zu den 2 Wochen Pfingstferien in der nächsten Woche auch noch 4 unterrichtsfreie Tage hinzukommen. Aber ganz ehrlich: wir hatten keine andere Wahl. Ein Doppeljahrgang ist ein Doppeljahrgang. Fast 240 Abiturient/innen zu prüfen, das bedeutet viele, viele Prüfer, Protokollanten und Räume. Also schulfrei. Ganz unerwartet. Das ist aus Schüler/innensicht natürlich erst einmal wunderbar. Wer kennt das nicht aus der eigenen Schulzeit: Wenn Schule ausfiel, war die Welt in Ordnung.:-) Ist ja auch irgendwie normal so – dieser urmenschliche Zug in jedem von uns. Die Evolution hat es eben noch nicht erreicht, als dezente Änderung dieser Regung in die Gefühlswelt das “oh je, da fällt Schule aus, wie schrecklich”-Gefühl einzubauen. Ich glaube, das wäre auch keine wirklich tollere Welt.

Jedoch die zivilisatorische, kopfgesteuerte Komponente mit und ohne Schulausfall heißt: Nach 8 Gymnasialjahren soll das im Terminkalender stehen, was jetzt fast 240 junge Menschen am Faust im Terminkalender stehen haben: Abiball. Und eine große Welt, die einem offen steht. Die hunderttausend Möglichkeiten, bis man sich festgelegt hat. Magische Momente für mich. Ich gestehe. Auch nach 30 Jahren Schulmeisterei. Magic. Und beim Doppeljahrgang natürlich doppelt. G8 – G9 ? Wir haben G8 nicht gemacht. Aber ich muss sagen: Für manche/n finde ich G8 richtig gut. Für manche/n vielleicht auch weniger gut. Da ich persönlich aber empfinde, dass G8 für die Mehrheit eine recht gute Wahl ist, kann ich damit auch ziemlich gut leben. Ich habe in den letzten 30 Jahren so viele Schüler/innen in G9 erlebt, denen Schule in der 13. Klasse viel zu eng wurde. Viel zu klein. Viel zu eingeschränkt. Die viel zu erwachsen waren, um ihre Füße noch unter unseren Tisch zu stecken. Die dringend raus mussten. Vielleicht kennen Sie ja selbst noch dieses Gefühl von früher. Aber trotzdem ist eines glasklar: G8 ist dichter als das alte G9. Man sollte keine Lücken entstehen lassen, um G8 trotzdem bunt und prall zu leben. Wir sind eine Schule mit vielen Facetten, vielen Möglichkeiten, vielen Bereichen, in denen man mit Freunden tagtäglich Spannendes erleben kann. Schule ist ein bunter, praller Lebensraum, wenn man keine Notenprobleme hat. Wenn man Schule im grünen Bereich lebt. Noten zwischen eins und 3 bis 4 sein eigen nennt. Dazu bedarf es der Erkenntnis, dass es keine wesentlichen Lücken gibt. Man baut ein Haus aus lauter Steinen und jeder Stein gibt Stabilität. Aber nur jeder 20ste Stein wird nachgeprüft. Jeder 20ste Stein, das sind die Klassenarbeiten. Viele Schüler/innen meinen, es würde ausreichen, wenn jeder 20ste Stein im grünen Bereich steht. Starren nur auf die Arbeiten und die Noten. Dabei ist das einfach eher die Nebensache. Die Hauptsache ist, dass man später nach einer Schulzeit im grünen Bereich englisch sprechen und mathematisch denken kann und eine Ahnung von Geschichte hat und (zumindest ein ansehnlicher Teil der Schüler/innen) sich zutraut, einen naturwissenschaftlichen Beruf zu ergreifen, weil die Welt gerettet werden muss – dringend – und da braucht man unter anderem kluge gut ausgebildete später-mal-Ingenieurs-Köpfe.

“Was will er uns eigentlich sagen, der Bayer.” fragen Sie jetzt sicher. “Unsere armen Kinder. Das müssen sie sicher vor Mathe auch immer über sich ergehen lassen.”

Also gut. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass Ihre Kinder in Mathe so ein kleines Büchlein von mir mitbekommen haben, in dem sie entspannt und ohne den Druck des täglichen Unterrichtstempos mit Hilfe dieses Büchleins und des Mathebuches in den unterrichtsfreien Tagen der nächsten Woche selbstständig mit Bruchrechnen umgehen lernen könnten. Also ich finde „sollten“. Wegen der späteren Lücken. Und dem Leben nach der Schule. Und damit Ihre Kinder das nicht vergessen, weil die Evolution eben erst so weit ist, dass sie es lieber vergessen würden, schicke ich Ihnen hier diesen kleinen eMail-Tipp, damit Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter an das Büchlein erinnern können. Sagen Sie, der Bayer hätte gesagt, dass Mathe lernen nicht weh tut, auch wenn man zu Hause keinen strengen Lehrer hinter sich stehen hat. Oder gerade darum. Und dass die Arbeit über das Bruchrechnen zum Schuljahresende noch der Joker ist – für all jene, die in der heute zurückgegebenen Geometriearbeit nicht so sehr im grünen Bereich gepunktet haben. Ich habe die Arbeiten übrigens kommentiert, schauen Sie ruhig einmal rein.

ansonsten genießen Sie die Zeit ohne die wilden Schulgeschichten am Mittagstisch

Gruß Heinz Bayer

1. April 2011

Schubladen

Abgelegt unter: Entwicklung, Menschenbild, Noten — heinz.bayer @ 22:12

Ja, in Zeiten des Abiturs macht man sich als Altgedienter immer so seine Gedanken, wie Schule eigentlich heute läuft und wo falsch gedacht wird. Wo man nachbessern kann und wo von Menschen außerhalb der Schule die typischen Schubladen über dieselbe gezogen werden.

Eine der wichtigsten Schublade ist: „Der Lehrer hat mir das Fach vergrault, weil er mich nicht motivieren konnte. Deshalb bin ich so schlecht.“ Sie kennen den Satz aus der Tiefe der Erinnerung von sich selbst. Garantiert. Wenigstens von irgendeinem Fach. Ich nenne das die kleine Ohnmacht, die Schule bei den meisten Menschen hinterlässt. Weil wir Menschen auf ein System von jahrelangem benotet werden evolutionsbedingt überhaupt nicht eingestellt sind. Und weil wir Schule nicht so individualisiert betreiben können, dass man Noten nur als Orientierung benötigt, die man gerne bekommt, um zu sehen, wie man sich weiter verbessern kann. In so einer Klasse mit 30 Schülern sitzen ja einfach junge Menschen zusammen, die mit 13 Jahren einen Entwicklungsunterschied von bis zu 7 Jahren haben können. (Largo 2009). Wenn man Noten wirklich als absolutes Maß nimmt, dann benachteiligt man alle, die einfach erst später bestimmte Fähigkeiten erringen. Ich beschreibe das gerne mit folgendem Vergleich.

Wenn man ein Baby benoten würde, wie es sich bis zum Laufen hin entwickelt, dann würde das eine Baby bis zum früheren Laufen wie das andere dauernd mit guten Noten in der Welt herumkrabbeln, während man dem anderen dauernd dokumentiert, wie schlecht es ist. Wenn man die beiden immer zur selben Zeit mit dem selben Maßstab „prüft“. Dabei ist der, der später krabbelt, vielleicht später der bessere Läufer. Muss nicht sein, aber kann. Keiner kommt ja auf diese verrückte Idee, Babys zu benoten. Aber sobald die Schule losgeht, fängt das Spiel an. Eigentlich müsste man uns Menschen sehr verschieden einschulen – und das auch noch in den verschiedenen Fächern unterschiedlich. Weil auch da die Entwicklungsalter Gleichaltriger unglaublich auseinander klaffen. Das geht natürlich nicht. Außerdem würden sich Eltern von Jungen gewaltig dagegen wehren, wenn man ihnen eröffnen würde, dass aus Gerechtigkeitsgründen Jungs ab sofort zwei Jahre später eingeschult würden, damit man im Gymnasium die Unterschiede zu den Mädchen auf diese einfache Art abbauen würde. Weil es ja auch nur für den Durchschnitt gilt. Es gibt natürlich auch Jungs, die weiter entwickelt sind als gleichaltrige Mädchen. Aber im Schnitt liegen die Mädchen einfach vorne. Das war früher in den viel strengeren Schulen mit nicht so selbstbewussten Mädchen kein erkennbares Problem für die Jungs. Heute schon. Deshalb: Die Noten unter diesem Aspekt sehen hilft schon mal ein wenig. In dem Anfangsreferat für unsere Versetzungsgefährdetenbetreuung habe ich das für die Schüler/innen, die aus besagten Gründen hauptsächlich Schüler sind, so formuliert:

Das Entwicklungsalter eines Menschen ist nicht sein Lebensalter, sondern weicht immer davon ab. Nach Prof. Dr. Largo, einem Schweizer Kinderarzt, im Alter von 7 Jahren um eineinhalb Jahre „nach vorne und nach hinten“. Da sitzen also schon in der Grundschule junge Menschen zusammen, die einen Entwicklungsunterschied von 3 Jahren aufweisen. Trotzdem sind das aber einfach Siebenjährige in einer 2. Klasse, denen man den Entwicklungsunterschied nicht ansieht. Sie werden alle mit den gleichen Kriterien benotet. Klar. Wie auch anders. Niemand kennt genau sein Entwicklungsalter. Denn man weiß ja nie wirklich, ob es mangelnde Fähigkeit, mangelnde Aufnahmefähigkeit oder einfach spätere Entwicklung ist, wenn ein Kind nicht die guten Noten schreibt, die es so gerne sehen würde.

Später wird es noch extremer. Da sitzen lauter junge Menschen im gleichen Lebensalter von 13 Jahren in einer Klasse und doch kann es sein, dass da ein Junge mit einem Entwicklungsalter von achteinhalb und ein Mädchen mit einem Entwicklungsalter von 16 Jahren nach denselben Kriterien beurteilt und benotet werden. Siebeneinhalb Jahre Unterschied. Klar, das wäre ein Extremfall. Aber ich hoffe, man versteht spätestens hier, dass der Ruf nach Möglichkeiten des individuellen Lernens eine sehr ernste Grundlage hat.

Da schreibt ein Mensch mit hohem Mathematikverstand, aber späterer Entwicklung, nie besser als die Note 4, ist frustriert, glaubt nicht an sich und merkt nie, welche Fähigkeiten er mit sich herumträgt, weil alle immer gemeint haben, er sei zu blöde für Mathematik.

Noten sind Wegweiser. Mehr nicht. Das muss man hinbekommen. Es gibt leider noch kein Gerät, das einen unterscheiden lernt zwischen verzögerter Entwicklung und mangelnder Fähigkeit. Was bleibt ist nur eines: Auch mangelnde Fähigkeit kann man mit guter Arbeitshaltung wundervoll ausgleichen. Wenn man es kann. Deshalb muss lernen, es zu können. Man muss lernen, es zu wollen.

Noch komplexer wird es bei Feinuntersuchungen: Vergleicht man zum Beispiel Otto und Erwin, dann findet man zwei Jungs im Alter von 10 Jahren, bei denen die Sprachentwicklung um über 3 Jahre auseinanderklafft. Dass Otto die schlechteren Deutschnoten bekommt als Erwin ist klar. Obwohl Otto, wenn er mit 32 seine Doktorarbeit schreibt, von diesem „Mangel“ nichts mehr besitzen wird,wenn er nicht vorher aufgibt. Erwins Sozialverhalten ist dafür im zarten Alter von 10 Jahren noch um 4 Jahre hinter dem von Otto zurück, obwohl Erwin später vielleicht einmal Sozialarbeiter wird. Was sich in der Schule eigentlich nie jemand vorstellen konnte. Deshalb: Hände weg von Prognosen, was einmal aus Schülern wird. Speziell bei Jungs. Und bitte niemals von Noten auf spätere Erfolge oder Misserfolge schließen. Da liegt man sehr häufig weit daneben. Noten nur als Wegweiser nehmen, das ist die einfachste Möglichkeit.

Wer die Diagramme dazu sehen will, muss sich das Anfangsreferat als pdf herunterladen.

Fazit: Schule ist einfach ungerecht. Aber nicht wegen den Lehrern. Die sind viel besser als ihr Ruf. :-)

28. Januar 2011

Halbjahresinformationen in Sicht

Abgelegt unter: Noten — heinz.bayer @ 15:22

Liebe Eltern unserer Fünftklässler

Aber natürlich auch liebe sonst mitlesenden Eltern, die in der nächsten Woche die Halbjahreinformationen ihrer Kinder in den Händen halten.

Darf ich ein paar Anmerkungen zu diesem Dokument und zum Faust machen?

Wenn man die Fünftklassnoten einmal überfliegt, die in unseren Notenlisten schlummern, um am nächsten Freitag das Licht der Welt zu erblicken, dann muss man einfach sagen: Respekt. Respekt. Prallvoll mit Einsen, Zweien und Dreien. Nur ganz, ganz wenige Vieren. Also: Ein ganzer Jahrgang im Grünen Bereich. Das gefällt den Fünferhausbetreibern und -innen natürlich. So haben wir uns das vorgestellt. :-)

Wer falsch beraten wurde, auf’s Gymnasium zu wechseln, der merkt das schon bei den ersten Halbjahresinformationen. Taucht dort die Note 4 auf, sollte man nachhaken und mit den Lehrer/innen über die Ursachen sprechen. Für die Allermeisten geht es also um’s Niveau halten. Das ist für manche um Einiges schwieriger als die ersten guten Ergebnisse am Gymnasium zu platzieren. Denn da zehrt man noch sehr von den Fähigkeiten, die einem in der Grundschule den Weg zur Gymnasialempfehlung geebnet haben. Übrigens treffen wir uns immer nach den Halbjahresinformationen mit den Grundschullehrer/innen Ihrer Kinder, um unsere Erfahrungen mit deren Erfahrungen auszutauschen. Jetzt geht es also um das gymnasiale konstante Arbeiten über viele Jahre hinweg. Trotz G8 ist das eine sehr lange Zeit. Und in der liegt auch noch eine schwierige, wenn auch spannende Phase des Erwachsenwerdens.

Unser neues Hausaufgabenheft, das übernächste Woche für Ihre Kinder herauskommt, soll diese Stabilität unterstützen. Mein Tipp. Arbeiten Sie selbst mit an dem Prozess, bis Ende der 6. Klasse Ihr Kind auf der richtigen Spur zu wissen. Ab Klasse 7 müssen Sie vertrauen, da wird Ihr Einfluss keine wesentliche Auswirkung mehr haben. Die Arbeitshaltungszeugnisse, die Ihre Kinder zusätzlich bekommen, zeigen viel mehr als die Noten, wie die Entwicklung weitergeht. Arbeitshaltung und Konzentrationsfähigkeit sind die wesentlichen Schlüsselqualifikationen für ein entspanntes Schülerleben. Und damit für ein entspanntes Familienleben. Das darf man nie vergessen. Deshalb lohnt sich der Einsatz.

Nutzen Sie deshalb auch unseren Elternsprechtag, um sich nach den Schlüsselqualifikation Ihres Kindes zu erkundigen. Wir drücken uns und Ihren Kindern ganz doll die Daumen, dass der vielversprechende Anfang ein vielversprechende Fortsetzung bekommt. G8, da kann ich Sie beruhigen, ist am Faust kein wesentliches Thema mehr. Es hat sich gezeigt, dass weder die Sitzenbleiberquote noch die Noten im jetzigen Doppeljahrgang ein wesentliches G8 Problem aufweisen. Klar, es war eine große Umstellung, aber die Ängste, die am Anfang bestanden, haben sich am Faust nicht bewahrheitet.

p.s.  Das Schülerfilmteam vom Faust hat die Einschulung der Fünftklässler auf ihren Blog gestellt. Schauen Sie doch mal rein.

10. Juni 2010

Hip Hop Woche

Abgelegt unter: Flügelverleih, Noten — heinz.bayer @ 15:11

Ich mache es heute kurz, dafür male ich ein wenig mehr. Schule mit ihrem Fächerkanon ist ein wichtiger Teil der Entwicklung unserer Fähigkeiten. Fast alle Gesellschaften dieses Planeten haben einen ähnlichen Fächerkanon entwickelt. Keine hochtechnisierte Gesellschaft ohne Mathematik und Naturwissenschaften, Sprachen und Muttersprache im Schulprogramm. Ohne geht es einfach nicht. Deshalb Pflicht für alle. Daneben gilt es aber trotzdem viele andere Fähigkeiten zu entwickeln. Speziell Fähigkeiten, die man individuell besonders gut und gerne entwickeln kann. Sie gehören genauso zu einer erfolgreichen Berufsvorausbildung, auch wenn sie nicht benotet werden. Mit den HipHop Woche wollen wir allen unseren Flügelverleihschüler/innen die Möglichkeit geben, zu testen, ob sie in Sachen Rhythmus und rhythmisches Texten ungeahnte Talente versteckt haben. Außerdem macht es natürlich einfach Spaß, sich als Musikproduzent zu bewähren. Die Endergebnisse stehen noch aus, aber die ersten Produktionen zeigen schon jetzt, was so manche drauf haben.

Doch jetzt das Bild, das auch im Parallelblog Thema ist. Bei www.maennerrevolte.de haben die Flügelwochen begonnen. Seit 3 Jahren betreuen wir an der Schule versetzungsgefährdete Schüler/innen mit einem eigenen mentalen Unterstützungsprogramm. Auch für Nichtversetzungsgefährdete sind die prinzipiellen Aussagen des Blogs natürlich sicher hilfreich, präventiv sozusagen.

Die nächste Ansicht sollte man sich aus dem Kopf schlagen. Leider ist die Defizitorientierung in so vielen Köpfen drin. Also besser die erste Darstellung festigen, das ist die erfolgreichere für das Selbstbewusstsein. Und um Selbstbewusstsein zu bekommen, kann gar nicht genug Aufwand betrieben werden.

Man muss jungen Menschen immer und immer wieder klar machen, dass schlechte Noten meist nicht mit mangelnden Fähigkeiten sondern mit mangelndem Einsatz und mangelnder Nachhaltigkeit zu tun haben. Das ändert zwar zuerst einmal nichts an den Noten, aber zumindest ist es Balsam für die Seele. Mit einem gesunden Selbstbewusstsein können Veränderungen viel leichter geschultert werden.

5. März 2010

Eigenzeit

Abgelegt unter: Noten — heinz.bayer @ 22:02

Die Spielewoche entwickelt sich zum Hit. Finden wir. Während wir im letzten Jahr das gemeinsame Gesellschafts-Spielen noch nicht wirklich hinbekommen hatten, ist es in diesem Jahr richtig gut geworden. Wahrscheinlich ist es die Idee, dass die Coachs mitspielen, dass wir Lehrer und speziell natürlich auch Frau Geismann mitspielt. Spielen ernst nehmen. Es gibt unglaublich entspannende Szenen. Lachend zufriedene Gesichter, Quietschen vor Freude, Spannung und Entspannung in einem. Klassenübergreifend. Altersübergreifend. Lebenslust. Lebenssinn. Eigenzeit. Muße.

In meinem Arbeitszimmer hängt ein Blatt. Das habe ich nach dem Lesen eines ZEIT Artikels über „die Wiederentdeckung der Muße“ dort hingepinnt habe. Lese es recht oft.

Ich zitiere:
„Denn letztlich hat die Kunst der Muße nichts mit der Zahl der freien Stunden zu tun, sondern mit einer Haltung. “Muße” so drückt es die Österreichische Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny aus, “ist die Intensität des Augenblicks, der sich zeitlich zu Stunden oder Tagen ausdehnen kann, um sich auf ein einziges zu konzentrieren: Eigenzeit. Diese Eigenzeit kann vieles sein – ein intensives Gespräch ebenso wie Musikgenuss oder ein spannendes Projekt, sie kann spielerisch oder ernsthaft sein, zielorientiert oder suchend, aber sie wird immer charakterisiert durch eine Eigenschaft,” sagt Nowotny. “Muße ist die Übereinstimmung zwischen mir und dem, worauf es mir in meinem Leben ankommt.”

Eigenzeit: Worauf es im Leben ankommt. Wenn man im Flügelverleih alters- und klassenübergreifend Menschen bunt und lebensprall spielen sieht, dann ist das echte Eigenzeit. Die man als Mensch dringend benötigt. Die ein Ziel im Leben sein sollte. Das ist wichtig, wenn man sich mit Noten beschäftigt. Da ich letzte Woche die schwierige Entwicklung geschildert habe, die man bei einigen hauptsächlich männlichen Schülern sieht, sollte ich doch auch etwas für die Schüler/innen anmerken, die sich überwiegend im grünen Bereich befinden. Der grüne Bereich sollte nicht zu eng gefasst werden. Man sollte bitte nie eine solide Drei als Unglück betrachten. Am Ende ist es nicht die Note, die wirklich wichtig ist. Schon gar nicht die grünen Noten in Klasse 5 oder 6. Die Frage ist sowieso: Was will ich eigentlich im Leben erreichen? Mit den konkreten Noten im hauptsächlich grünen Bereich hat das nichts zu tun. 1 bis 2 – 3 plus – 2 bist 3 – 3 Minus. Sagen Sie einfach ok dazu. Note: Ok. Man tut sich leichter, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Erfahrung zeigt – Ihre Erfahrung übrigens auch, Sie müssen nur einmal ihr erwachsenes Umfeld nach den Schulnoten befragen – dass die Schulnote und die Lebenszufriedenheit nicht direkt zusammenhängen.

Darf ich Ihnen zum Schluss das Ding noch einmal aufzeichnen? Das Lebensziel des eigenen Kindes sollte ohne Nachzudenken nicht mit Karriere gleichsetzen. Es gibt noch viele andere mögliche Ziele, die lebenszufrieden machen.

Ich hoffe, man versteht mich irgendwie. :-)

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