Flügelverleih meets Hattie

29. April 2012

Die Göttliche Komödie

Abgelegt unter: Hochaktive — heinz.bayer @ 06:24

Letzte Woche wurde am Faust mal wieder unser Prinzip Schülerschule vollkommen bunt und prall präsentiert.  Ein wundervolles Theaterstück, von zwei jungen Regisseurinnen aus der Kursstufe in Szene gesetzt. Eigene Texte, eigene Musik, eigene Inszenierung. Schauen Sie zuerst einmal unter http://faustgym.blogspot.de/ ein paar Szenenausschnitte an. Dann machen Sie sich klar, dass Steven Spielberg auch einmal an einer Schule unterrichtet wurde. Dann erfassen Sie das Prinzip.

Vor zwölf Jahren bei der EXPO2000 haben wir unser Konzept zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Die international hochrangig besetzte Jury  war der Meinung, dass sie genau solche Möglichkeiten für sich selbst früher gehabt hätten

Sie gehörten natürlich sicher auch schon als Jugendliche zu den Machern und mussten normalerweise leider noch warten bis zum Ende der Schule, um loszulegen. Wir vertreten die Meinung, dass die zukünftigen Leistungsträger ruhig schon bei uns loslegen sollen. Dann haben wir auch was davon. :-) Zwei zentralen EXPO2000-Aussagen waren:

” 3% eines Jahrgangs sind innerhalb der Schule hochaktiv, wenn man ihnen eigenverantwortlich die Möglichkeit dazu gibt. Mit dem persönlichen Umfeld werden daraus 10% Aktive. Und 10% Aktive können das Bild einer Schule wesentlich verändern, wenn man dies zulässt.” Und “Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu begeistern, sich zu beweisen, sich einzusetzen, aktiv zu werden, selbst Inhalte zu finden, eigene Fähigkeiten zu entdecken, ernst genommen zu werden – dann habt ihr viel für die Zukunft getan.”

Die Göttliche Komödie ist ein geradezu klassisches Beispiel für dieses Prinzip. Lasst die neue Generation von Zukunftsträger/innen doch bitteschön schon mal an der Schule eigenständig arbeiten. Das sind ja gar nicht so viele, denen Schule am Ende definitiv zu eng wird. Aber genau die sind es, die Schule extrem weiterbringen können.

Zum Beispiel im Moment bei uns auch die Jahrbuchleute. Machen echte Profiarbeit. Spätere Redakteure, Journalistinnen, Layouter, Texterinnen, Photografen, Werbetexterinnen, Designer, Vertrieblerinnen etc arbeiten hier mit. Klar kann es niemand eins zu eins zuordnen, wer genau später was macht, aber sie sitzen trotzdem definitiv schon alle da, die späteren Redakteure, Journalistinnen, Layouter, Texterinnen, Photografen, Werbetexterinnen, Designer, Vertrieblerinnen etc

Also arbeiten wir doch gerne mit ihnen schon in der Schule zusammen. Und natürlich auch mit den zukünftigen Sozialarbeitern, Lehrerinnen, Personalleitern und Psychologinnen des Flügelverleihs.

19. April 2012

Eine Bitte für Ihr Kind

Abgelegt unter: Elterncoaching — heinz.bayer @ 15:25

Hat es geklappt? Haben Sie seit dem letzten Flügelverleih Blog-Eintrag Schule ein wenig mehr in den Himmel gehoben? “Nein”, sagen Sie. “Wenn Sie wüssten, was diese Lehrer/innen in dieser Woche schon wieder schlecht gemacht haben ……” Dann müssen Sie jetzt lernen, für Ihr Kind komplett zu schauspielern. Sie dürfen es bitteschön einfach nicht täglich ins Loch schicken. Sie müssen es täglich auf den Berg schicken. Auf den Berg, der wichtig ist. Damit die Noten einfacher zu machen sind. Machen Sie es Ihrem Kind doch nicht unnötig schwer. Schimpfen Sie morgens vor dem Spiegel auf uns Lehrer, soviel Sie wollen. Wenn es Ihnen gut tut. Aber stärken Sie die Position des Lehrers gegenüber Ihren Kindern. Weniger Lernen und besserer Schulerfolg ist das Ergebnis. Weil man positiv eingestellt leichter lernt. Warum also negativ eingestellt sein, wenn man nicht Schulmasochist ist. Ich weiß, manchen von Ihnen fällt allein schon der Gedanke daran, zu schauspielern, ungeheuer schwer. Weil das “In Schutz nehmen” und das “der Lehrer ist schuld” ja so menschlich ist. So verständlich, Aber leider auch so kontraproduktiv. Sie haben ein gutes Gefühl und ihr Kind muss es ausbaden. Der falsche Ansatz, sage ich. Ich male es Ihnen einmal auf. :-)

15. April 2012

China und Schule heute

Abgelegt unter: Chinesisch — heinz.bayer @ 05:33

Klar, China. Fast 50 haben sich an unserer Schule zur Chinesisch AG angemeldet. Klasse sieben. Fast ein Drittel, die oder deren Eltern meinen, das wäre die Zukunft. Vielleicht ist es ja die Zukunft. Das chinesische Schulsystem. Haben wir etwas dagegenzusetzen? Werden wir langfristig daran untergehen? Also unsere Enkel? Wird das chinesische System langfristig “erfolgreicher” sein? Wenn man Berichte liest, dann graust es jemanden wie mich. Wenn man von unseren Austauschen Berichte hört, dann ist es wie aus einer anderen Welt. Campingurlaub ist für 2 Wochen im richtigen Monat am richtigen Ort wundervoll. Nicht aber das ganze Jahr. Beim Austausch 2 Wochen mitzuerleben, wie chinesische Schüler/innen an Gymnasien nichts als nur Lernen und Schule und Leistung als Lebensphilosophie definieren müssen, um mitzuhalten, das ist als Beobachter spannend auszuhalten. Weiss man doch, man kommt wieder zurück nach Deutschland. Ein kleiner Link am Rande.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,815668,00.html

Zu Hause ist es dann im Rückblick wie Folklore. Dabei ist es die größte Herausforderung, diesem Leistungswahnsinn etwas Sinnvolles entgegenhalten zu können. Könnten wir oder sind wir chancenlos? Werden die chinesischen Schüler/innen in 20 Jahren das Rennen machen und unsere Kinder nähen die Shirts für die Chinesen? Was setzen wir dagegen? Ich wüsste etwas. Ich nehme einmal meine Lebensphilosophie der letzten Woche. Und kombiniere sie mit der Aussage, dass Schule in Deutschland in den letzten 30 Jahren richtig gut geworden ist. Ich wiederhole. Richtig gut. Richtig sehr gut. Ich sehe viele Leser/innen den Kopf wie wild schütteln. “Spinnt er, der Bayer? Richtig sehr gut? Der kennt die Lehrer/innen meines Kindes nicht.” Ich sage, Sie kennen die Lehrer/innen nicht, die ich hatte. Und die mein Vater hatte. Da würden Sie schlecht schlafen. “Was will er uns denn jetzt damit sagen?” fragen Sie zu recht. “Wäre es denn nicht so einfach. Man liest es doch dauernd, wie toll Unterricht sein könnte und dann würde Ihren Kindern alles ganz leicht fallen und sie würden strahlend aus der Schule kommen und begeistert von Mathematik erzählen. Oder von Chemie?” Ich sage es einmal so: Klar kann Schule immer besser werden. Aber Schule in Deutschland, speziell in Baden-Württemberg ist schon verdammt gut. Das sollten Sie Ihren Kindern täglich sagen. Und nicht das Gefühl vermitteln, dass die Lehrer/innen unfähig sind. Sorry, ich meine natürlich nicht Sie persönlich. Ich meine Sie als Gesellschaft. Selbst von guten Freunden, die in der Industrie oder dem Handwerk arbeiten, höre ich es seit 30 Jahren. Diese Plattheiten über uns Lehrer. Mit geht es zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr raus. Ich gestehe. Ich weiß, wie viel Arbeit in meinem Job steckt, das reicht mir. Was mich aber immer wieder richtig wütend macht, ist die Tatsache, dass diese Plattheiten an den Mittagessenstischen dieses Landes in der Schule genau das bewirken, was aus unserem, dem chinesischen an Lebensqualität und Effektivität weit überlegenen Schulsystem ein Versagersystem für die Schüler/innen macht, deren Eltern in guter Absicht, ihrem Kind zu helfen, genau das Gegenteil bewirken. Verstanden? Sorry, mein Satzbau. Mein Deutschlehrer hat den auch immer bemängelt. Mein Bauch sagt, ein Drittel der Schüler/innen in jeder Klasse muss inzwischen leider damit leben, dass ihre Eltern Schule mehr kritisieren als respektieren. Die “Schuld” schlechter Leistungen lieber beim Lehrer und nicht beim Kind suchen. Mit einer viel zu großen Erwartungshaltung an dieses Schulsystem, das noch nie so gut war wie heute – und ich meine das ernst – herangehen und ihm damit die Stärke nehmen, die es besitzt. Stärke besitzt es nur, wenn es ernst genommen wird. Ein Drittel aller Eltern nehmen es aber nicht ernst, träumen von einem utopischen System, das nicht durch schlichten Arbeitseinsatz, sondern durch die pure Lust gute Leistungen hervorbringt. Unsere chinesischen Austauschschüler/innen sind zumindest immer sehr verwirrt, wie wenig Respekt so manche deutsche Schüler dieser Institution entgegenbringen. Keine Sorge, ich meine immer noch nicht Sie. Es sind die anderen Eltern. Aber Ihr Kind sitzt natürlich auch in einer Klasse, in der nichternsthafte Kinder sitzen. Könnte man ernsthafte und nichternsthafte Kinder in verschiedenen Klassen verteilen und mit den gleichen Methoden unterrichten, dann könnte man die Auswirkung der Ernsthaftigkeit auf die Schulleistung in der Praxis beobachten. Bei den gleichen Lehrer/innen. Und wenn sich dann flächendeckend verbreiten würde, dass dieses baden-württembergische Schulsystem mit all seinen Facetten und dem unentwegten Ausprobieren, was man noch besser machen könnte, ganz wundervoll ist und allen Eltern klar wäre, dass diese Welt sehr klein geworden ist und man dem chinesischen Dauereinsatz der Schüler/innen nur eines entgegenhalten kann: Schule so wie sie ist richtig doll ernst zu nehmen und den elterlichen Anspruch nicht permanent weiter anzuheben – zum Nachteil der eigenen Kinder – dann hätten wir richtig viel Schulentwicklung auf den Weg gebracht. (keine Sorge, ich meine natürlich immer noch nicht Sie, ich meine die anderen :-) ) Um am Ende in 20 Jahren weiterhin sagen zu können: “Made in Germany zählt immer noch!”

Ich male es noch auf, was ich meine. Klar doch.

8. April 2012

Frohe Ostern

Abgelegt unter: Philosophisches — heinz.bayer @ 08:11

Liebe Leserin, lieber Leser

Zu Ostern gibt es meine Lieblingslebensphilosophie als Bild.

Frohe Ostern

1. April 2012

Den Drachen zähmen

Abgelegt unter: Jungenproblematik — heinz.bayer @ 09:04

Unser Drachenzähmkurs Nummer eins für die ersten vier Jungs ging erfolgreich zu Ende. Was wir gemacht habe, um die überbordenden Kräfte der jungen Männer zu zähmen? Ich muss Sie enttäuschen, wenn Sie auf einen Trick oder ein ausgeklügeltes Konzept hoffen, das Sie einfach so übernehmen könnten. Unser Konzept heißt: Ernst nehmen, zuhören, reflektieren, sich Zeit nehmen. Die Situationen, in denen der Drache aufbrausend und unkontrolliert losstürmte, sind bei den betreuten Jungs massiv zurückgegangen. Die Teilnehmer haben außerdem alle am Ende zurückgemeldet, dass ihnen die Sitzungen gut getan hätten und dass es schade ist, dass der Kurs vorbei ist. Wir Menschen werden gerne wahrgenommen. In unseren Stärken und Schwächen. Wobei das Wahrnehmen in den eigenen Schwächen für viele ein Problem ist.

Ich behaupte, dass man die allermeisten Probleme an Schulen dadurch lösen kann, indem man sich Zeit nimmt, zuzuhören und zu beraten. Ernst zu nehmen. Denn – und dies ist eine alte, aber wichtige Einsicht: Schüler sind ganz normale Menschen wie du und ich. Nur eben jünger und einige Zeit auch im Ausnahmezustand namens Pubertät. Ernsthaft beraten ist eine Sache des eigenen Menschenbildes und des Erfolgswillens des zu Beratenden.

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