… denkt offen über Schulentwicklung nach.
Der richtige Weg der Schulentwicklung ist schon so ein besonderes Ding. Sehr diffizil. Extrem komplex. Speziell an einer großen Schule wie der unseren. Immerhin 1300 Schüler/innen. Und weit über 100 Lehrer/innen. Wenn Schule auch für den Normalbeobachter oft so einfach und schnell zu stricken ist. Leider ist von innen nie wie von außen. Wer nicht selbst im Unterricht steht, wer nicht selbst in der Schule lebt, versteht Schule nie wirklich. Kann das nicht. Hat oft immer nur die Informationen über die Kinder selbst. Und aus der eigenen Erinnerung. Sorry liebe Leser/innen. Auch wenn Sie selbst viele Jahre Schule erlebt haben, haben Sie nie das Unterrichten erlebt. Nur das unterrichtet werden. Das benotet werden, das für uns Menschen seit Urzeiten eine heikle, menschlich kaum zu lösende Komponente hat. Das haben Sie erlebt. Wer von sich behauptet, er hätte gerne Klassenarbeiten geschrieben, gehört zu einer Handvoll Zeitgenossen, denen das Glück zuteil wurde, alles aus dem Ärmel schütteln zu können. Ein Abo auf die Note Eins zu besitzen. Wer von sich behaupten kann, dass es ihm nie etwas ausgemacht hat, dass er eine 3- unter dem Aufsatz stehen hatte, während der doofe Hintermann über eine 1 bis 2 jubelte, der hat ganz heftig etwas verdrängt. Schule hinterlässt bei den meisten Menschen die kleine Ohnmacht, die man nach der Schule gerne in die Kiste der Gefühle packt. Die Kiste, die genau dann wieder aufspringt, wenn zum Beispiel der eigene Sohn von der Schule kommt und etwas vom Physikunterricht bei diesem blöden Lehrer erzählt, der sowieso nichts erklären kann und jetzt auch noch mit einer viel zu schweren Arbeit die letzte Lust auf dieses doch so wichtige und wunderbare Fach zunichte macht. „Genau wie damals!“, schreit die kleine Ohnmacht. „Dabei wäre es doch so einfach. Physik. Da braucht man sich doch nur mal die wundervollen Sendungen im Fernsehen anschauen und dann weiß man sofort, was falsch läuft. Unfähig, diese Physiklehrer.“ Die kleine Ohnmacht ist hier ausgebrochen. Ja von außen ist das meist eine richtig einfache und klare Sache. Diese Sache mit der guten Schule.
Schauen wir doch einmal genauer hin. Nehmen wir zum Beispiel G8. Das ist jetzt 8 Jahre her, als das Faust anfing, sich auf den Weg zu machen, das Abitur in 8 Jahren vorzubereiten. In ein paar Wochen werden wir gezeigt haben, dass man G8 dann am Ende doch richtig gut meistern kann. Eigene Konzepte entwickeln kann, die greifen. Ich gestehe, ich war zu Beginn sehr skeptisch. Meine Abteilungsleiterstelle war mit die erste in Baden-Württemberg, die mit der Aufgabenstellung Schulentwicklung verknüpft wurde. G8 galt als Monster. Eltern auf den Barrikaden. Verlust der Kindheit. Überforderungsängste. Panik allüberall. Da konnte Schule nicht zum Alltag übergehen. Da mussten neue Ideen her.
Ich werde in diesen mal wieder bewegten bildungspolitischen Zeiten vor den Wahlen für meine Leser/innen die Innensicht von G8 am Faust aus der Sicht eines „Studiendirektors zur Koordination schulfachlicher Aufgaben im Bereich der Gesellschaftswissenschaften , Schulentwicklung und neuen Medien“ beschreiben. Ja, jetzt ist er ausgesprochen, mein offizieller Titel. Ich denke, wer G8 schulisch intern entwickelnd erlebt hat, muss auch etwas dazu sagen dürfen, damit für Sie als Eltern mit der Innenschau eines Schulentwicklungs-Praktikers zu einem hochbrisanten Thema mehr Argumente zur Diskussion bereit stehen. Denn G8 bewegt immer noch die Gemüter. Außerhalb des Faust. Bei den wichtigsten Themen, die die Wähler des Landes umtreibt, wurde gestern in den Landesschau Nachrichten Bildung und Schule an erster Stelle genannt. Mit 55% weit an der Spitze aller Themen. Deshalb umso mehr: Augen auf bei schnellen Änderungen in so einem Bereich. Seit November kündigt sich an, dass das Kultusministerium einen wunderbaren Nachbesserungs- Plan für die Nöte der Eltern vorweisen kann, deren Kinder sich durch G8 überfordert fühlen. Weniger Unterricht, mehr Förderung – heißt die klare Vorgabe. Hört sich zuerst einmal sehr wundervoll an. Ich werde es Ihnen hier im Blog Stück für Stück aus der Sicht eines Praktikers erläutern.
Wenn Sie mich fragen, sollte man ein klares Gesetz erlassen, dass eine Regierung keinerlei Änderungen in den letzten Monaten vor Landtagswahlen in Bereichen vornehmen darf, die Wähler wichtig finden. Dann wären beschlossene neue Konzepte garantiert besser ausgereift, bevor sie verkündet werden. Vielleicht hört mich ja jemand. :-)
Fortsetzung folgt.