Flügelverleih meets Hattie

28. November 2009

Flüsterzeit, Zungenbrechertage und Weihnachtsbasar

Abgelegt unter: Flüsterzeit — heinz eugen b @ 16:42

Und? Was hatten Sie für einen Eindruck? Weihnachtsbasar am Faust. Klar. Manche Eltern würden sich diese traditionelle Veranstaltung lieber ohne Rockmusik wünschen. Viel zu laut für die besinnliche Zeit. Nicht weihnachtlich genug. Aber mal ganz ehrlich. Wenn man auf den Weihnachtmarkt nach Freiburg geht. Ist der denn weihnachtlicher? Ich sehe da einen ganz anderen Aspekt. Diese Veranstaltung machen Jugendliche. Planen sie, organisieren sie, führen sie durch, räumen sie auf. Logistisch eine Meisterleistung. In der 6. Stunde aufbauen. Aber nur die Klassensprecher. Unter Anleitung der Kursstufe. Und um 16 Uhr 30 Abbau. Damit um 17 Uhr alles wieder im Reinen ist. Die Hälfte der Unternehmung dient einem guten Zweck. Immerhin ist es ein Weihnachtsbasar. Und die andere Hälfte geht in die Klassenkasse. Klar sind da Vertrauenslehrer, die die SMV beraten. Klar helfen viele Klassenlehrer/innen im Vorfeld. Müssen aber nicht. Und das ist auch nicht das Entscheidende. Dies Veranstaltung ist eine echte Schülerveranstaltung. Keine Veranstaltung, bei der man Weihnachtslieder vom Schulchor einfordern darf. Ich stelle die Frage in den Raum: Warum sollten Jugendliche anders planen als Erwachsene? Warum sollten Jugendliche anders denken als Erwachsene? Warum sollten Jugendliche Weihnachtslieder auf’s Programm stellen, wenn auf dem Weihnachtsmarkt in Freiburg Glühwein und Wurstbude die wichtigsten Faktoren sind? Die Jugendlichen sollen vernünftiger sein als die Alten? Weihnachtsbasar am Faust – ich genieße ihn seit Jahren. Wir hatten aber auch schon Weihnachtslieder im Angebot. So viele junge Leute, die sich mächtig ins Zeug legen und in der Schule eine ernsthafte Verkaufswelt veranstalten. Ob das gymnasial ist? Ansichtssache. Klar gibt es Menschen, die nur Dinge als gymnasial ansehen, die man auch benoten kann. Stunden mit Fachwissenszuwachs. Wenn mir aber eine Betriebswirtschaftsstudentin erzählt, dass es verrückter Weise die Organisation des Weihnachtsbasars war, die ihr den Einstieg in ihre heutigen Berufswelt geöffnet hat, dann meine ich eben doch: Voll gymnasial.

Voll gymnasial war auch die Zungenbrecherwoche im Flügelverleih. Überall im Pavillon hängen Sprüche, die einem die Zunge verknoten. Nach gemachten Hausaufgaben sah man sie herumlaufen. Einzeln oder in Gruppen. Sätze sprechend. Immer wieder die gleichen. Herausforderung an die Gehirnwindungen. An die Konzentration.

Und dann: Vortrag mit Metronom. Um sich am Ende im Filmstudio von Frau Schmitz und Felix, so man am Donnerstag da war, filmen zu lassen. Sich so zungenbrecherisch artikulieren zu können und das vor laufender Kamera mit angesagtem Herzklopfen, da sage ich natürlich auch: Voll gymnasial.

Voll gymnasial finde ich auch die Flüsterzeit. Verrückt. Ich hatte es eigentlich nicht geglaubt, dass es funktionieren würde. Das Team fand es aber gut. Ich habe mich zurückgehalten. Die Realität hat mich überzeugt. Junge Menschen können auch am Nachmittag konzentriert und ruhig arbeiten, wenn man es zum Standard erklärt. Positiv erklärt. Wenn es den meisten klar ist, dass ihnen Unruhe und Lärm Zeit stiehlt. Und Energie. Dass Flüstern richtig cool sein kann. In Schweden ist es an den Schulen viel ruhiger als bei uns. Obwohl in Schweden auch nur ganz normale Menschen leben. Ich träume gerne: Ich bin der vollen Überzeugung, dass sich Schule vollkommen verändern würde, wenn man mit einem Bannstrahl dieses „Schreien müssen“ von Schüler/innen wegbeamen könnte. Wenn man es schaffen könnte, dass Schüler sich schlicht ruhiger verhalten. Mehr nicht. Austoben muss nicht Ausschreien heißen. Dann würde sich Schule schon deshalb ändern, weil die Noten besser würden, die Stimmung einen Schub bekäme und  alle weniger lernen müssten. Behauptet der Bayer. Schüler arbeiten im Normalfall klar unprofessionell. Aus der Sicht ihres späteren Berufs würden viele im Rückblick die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie sie sich jetzt verhalten. Der größte Unterrichtsausfall an Schulen findet in vielen Köpfen statt. Leider verklärt sich das Ganze nach ein paar Jahren und es geht in der nächsten Generation gerade wieder von vorne los.

22. November 2009

B-Woche, Zukunftswerkstatt und Müller-TV

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz eugen b @ 16:16

Diese Woche war B-Woche. Herr Illner, der vor seinem Lehramtstudium Produktdesign studiert hat und ich, der – oh je, ist das schon lange her – vor meinem Lehramtstudium Maschinenbau studiert habe, sind die Verantwortlichen für diese B-Wochen.

Ob ich finde, dass unsere Vorgeschichte eine Rolle spielt? Ich weiß es nicht, ich finde nur, dass man einmal wieder betonen sollte, dass Lehrer ganz normale Menschen sind, die, wenn die Würfel ein wenig anders gefallen wären, auch als Produktdesigner oder als Maschinenbauer in dieser Welt herumlaufen könnten.  Das hilft im Verständnis von unserer Spezie, die immerhin die einzige auf dieser Welt ist, von der alle Menschen behaupten, dass sie sie ganz genau kennen würden. Immerhin gibt es keine Gattung Mensch, der jeder in seinem Leben 1000 Stunden mal Anzahl der Schuljahre zugesehen an. Angeguckt, ob die Brille geputzt ist oder das Hemd auch gebügelt. Zählen Sie einmal nach. Über 10 000 Stunden Lehrer gucken, das prägt. Da können Sie sich auch nicht entziehen. Im Vergleich dazu haben Sie in Ihrem Leben vielleicht 15 Stunden Maschinenbauer geguckt. Außer Sie sind mit einem verheiratet. Hilfe. Ich wollte eigentlich ganz woanders hin. Zurück zu den B-Wochen. In den B-Wochen versuchen wir, Fähigkeiten herauszufinden. Letzte Woche war Innenarchitektur angesagt. Zukunftswerkstatt. „Wie würdet ihr den Pavillon ausgestalten, wenn kein normaler Unterricht darin stattfinden müsste? Wenn man die Zimmer zu Lernbereichen umbauen könnte.  Mit Regalen, Nischen, Abtrennungen usw.“ Wir wollten die Bedürfnisse sehen und die Kreativität wecken. Klar ist das noch Zukunftsmusik, denn ohne die Pavillonräume funktioniert natürlich die Raumverteilung Für den Unterricht nicht. Aber andenken kann man ja schon einmal, wie toll es wäre, wenn man die fünf Zimmer des Pavillon ganz anders einrichten dürfte,die am Morgen eben von Klassen gebucht würden. Als Freiarbeitsräume, als Lernräume der anderen Art, als Lernstudios. Als Kommunikationsräume. Denn ganz klar: Fünf Räume nur für den Flügelverleih, das macht keinen Sinn. Zukunftswerkstatt, das ist eine gute Methode, um sich neuen Vorstellungen zu nähern. Um dann später Teile, die realisiert werden können, herauszugreifen. Im Flügelverleih wollen wir aber in erster Linie den Jungs und Mädels zeigen, welche Vielfalt von Entwicklungsbereichen das Leben zu bieten hat. Nur wenn man Dinge versucht, entdeckt man sich selbst. Zum Beispiel „Müller TV“. Zufällig letzte Woche entstanden. Wir sind gespannt, ob die Idee, die sich entwickelt hat, in die Realität umgesetzt wird. Ein junges Moderatorenteam, das regelmäßig kleine Filme über unser Wirken dreht und wir dies ins Netz stellen. Nachmittagsfernsehen. Ein eigener Sender. Zungenbrecher sollen z.B. nächste Woche in unserem Filmstudio aufgenommen werden. Frau Schmitz ist mit dem Podcast Team schwer am Arbeiten. Dazu bekommen Sie übrigens noch prinzipiell von uns die Anfrage, ob Ihr Sohn oder Ihre Tochter für die Nachmittagsschule gefilmt werden darf. Es geht bei diesen Filmen um Dinge, die Sie sicher interessieren und die für unsere jungen Flügelverleih Besucher ein großer Anreiz sein könnten. Drei Bälle eine Minute lang in der Luft halten. Und dann Szenenapplaus. Den Link an die Oma geschickt. Und den Stolz genießen. Aber es ist eben auch Öffentlichkeit. Große Öffentlichkeit. Wir würden uns natürlich verpflichten, darauf zu achten, dass im Nachmittagsfernsehen niemand schlecht aussieht. Diese Plattform soll ja Flügel verleihen. Ich versuche es einmal, an einem  Beispiel zu erklären. Wenn Sie wollen, nehme ich das auch gleich wieder aus dem Blog. Ich versuche es einmal, einzufügen.

Geht nicht. Doch jetzt geht’s.


traumhochzeitslied
von heinz-eugen-b

Als Frau Hofmeir sich in Frau Geismann verwandelt hat, haben wir vom Flügelverleih einen kleinen Film gedreht, den wir dann auf dem Standesamt nach der Trauung vorgespielt haben. Klar haben wir ein Taschentuch dazu gereicht. Mit Laptop im Innenhof des Rathauses. Den wir natürlich auch den Mittwochsflüglern vorgespielt haben. Von dem manche Eltern sicher auch gehört haben. In dem man unseren Abschlussritus mit dem Gesang schön sehen kann. Also für Flügelverleihbeobachter ein echter Lehrfilm. Überlegen Sie, wie Sie zu solchen Auftritten stehen. Sie bekommen dazu noch ein Anschreiben von uns.

Besuchen Sie auch unsere Podcastler, die haben wieder was Neues aufgelegt.

20. November 2009

Elternpflegschaften

Abgelegt unter: Elternabend — heinz eugen b @ 10:54

Die Klassen 6 bis 10 haben sie jetzt hinter sich. Die Elternpflegschaften. Was mich als Beobachter gefreut hat: Die Gesamtstimmung in der Burg war sehr entspannt. Herr Meyer sagt immer „Burg“, wenn er das ganze Gebäude heizen soll. Gefällt mir als Beschreibung sehr gut. „Welche Räume müssen geheizt werden?“ Wenn es so viele sind wie an den Pflegschaftsabenden, dann „heizt er die ganze Burg“.

Die Eltern müssen ja bei uns laufen, stehen in immer neuen Gruppen zusammen. Erst an so einem Abend merkt man, wie viele verschiedene Lerngruppen eine Klasse hat, wenn es um Sprachen geht und später dann um die Profilfächer. In diesem Jahr musste ich für einige 8. Klassen drei Zwischen-Sonderschienen aufmachen, damit alle Eltern auch alle Sprachlehrer/innen ihrer Kinder besuchen konnten. Ich empfinde diese kleineren Informationsstationen als Betrachter sehr auflockernd. Wo ein Sprachlehrer wegen Krankheit ausfiel, waren die Eltern in diesem Jahr auch gleich so flexibel, ohne Stress an die Bar zu gehen, um ein wenig untereinander zu plaudern. Auch für die fünften Klassen steht sie jetzt an. Die erste Elternpflegschaft, an der man all diese Menschen selbst kennenlernen kann, die die Gespräche beim Mittagstisch durchdringen. Die lieben und die knallharten und die blöden und die tollen und die strengen und die gerechten und die ungerechten und die bevorzugenden und die lockeren und die empfindlichen und die lauten und die leisen und die schicken und die altbackenen und die schlanken und die mit dem Bierbauch und die mit den vielen Haaren und die mit den wenigen und die, bei denen man alles versteht und die, bei denen man fast nichts versteht und die, bei denen man gerne alles versteht und die, bei denen man schon gar nichts verstehen will und die dann ja selbst Schuld sind. Also die, auf die man am Mittagstisch dauernd schimpfen könnte und die anderen, für die man gerne auch mal „und jetzt einen Löffel für die Frau ….“ in den Mund schiebt. Wir Lehrer sind öffentliche Personen. Über einen falsch platzierten Satz von uns finden echte Veranstaltungen statt. Ortsversetzt. Diskussionsrunden. Ich würde gerne einmal solch einen Prozess als Film sehen. Frau Schmitz, wie wär’s. Die Diskussionsrunden finden nach dem Unterricht zuerst einmal zwischen 30 jungen Leuten statt und dann an 30 Mittagstischen, wenn der Satz genügend Potenzial hatte, die Schule zu verlassen. 30 mal eine halbe Stunde Diskussion mit über 100 Diskussionsteilnehmern. Wenn der Satz fulminant war, dann beschäftigt er noch viele Diskussionen. Muss noch Monate später für eine Einschätzung von dieser öffentlichen Person herhalten. „Große“ Sätze bilden feste Grundlagen für Schubladen über uns Lehrer. Und der Satzerzeuger konnte sich vielleicht nie dazu äußern, wie der Satz gemeint war. Weil sich nie jemand getraut hat, dies anzusprechen. Deshalb mag ich die Gruppentische bei Elternpflegschaften. Das geht nicht immer, aber wird am Faust immer öfter gemacht. Weil sich dann viel mehr Eltern in der kleineren Runde mit den Satzproduzenten unterhalten können. Und merken: Da sitzen ganz normale Menschen. Die viel mehr sind als einzelne Sätze, über die man sich aufregt oder über die man sich freut. Gut, wenn man die Lehrer/innen kennt, über die die Tochter spricht und ein eigenes Erwachsenengefühl darüber hat. Also zum Beispiel: „Der ist streng, verlangt viel, gibt nicht so gute Noten, ist manchmal von einer motzenden Klasse genervt, aber hat das Herz am rechten Fleck. Hat ein paar richtig gute Sätze am Tisch zurückgelassen.“ Dann wird die Mittagsrunde bei neuen Erzählungen viel besser. Ich  habe zu viel Elternabende erlebt, auch als Vater, die so abliefen: Vorne sitzen die Lehrer, hinten die Eltern, Lehrer erzählen von der unruhigen Klasse und stellen die Eltern in den Senkel, ein paar „mutige“ Eltern stellen dafür den Lehrer in den Senkel. „Wie der schon aussieht, da versteh ich meine Tochter.“ Sie verstehen schon. Oder. Dieses Einschätzen von Menschen aus der Ferne. Das ist menschlich. Aber für den allgemeinen Lernprozess sehr schlecht. Dabei geht es nicht um uns öffentliche Sätzeproduzenten. Es geht um die Lernenden. Wenn am Mittagstisch ein Sätzeproduzent demontiert wird, dann kann er noch so viele tolle Sätze in den Raum stellen, dann nimmt das junge Gehirn dies nicht mehr so einfach wahr. „Wenn schon meine Mutter sagt, dass der Lehrer blöd sei, dann ist der auch blöd. Punkt. Der kann mir doch nichts beibringen. Der ist doch unfähig.“ Wenn es Probleme gibt, die am Mittagstisch auftauchen, dann muss man als Mutter oder Vater immer eines im Kopf haben: Für jede Situation gibt es verschiedenen Empfindungen. Und dass Lehrerempfinden und Schülerempfinden häufig auseinandergehen, ist ja wohl allen klar. Lehrer haben den typischen Auftrag, Schülern etwas beizubringen. Schüler haben den typischen Auftrag, gute Noten mit heimzubringen. Das sind unterschiedliche Sichtweisen. Eine Szene von einem einzeln erzählenden Sohn am Mittagstisch in Ruhe vorgebracht ergibt ein vollkommen anderes Bild als die gleiche Szene unter dem Aspekt einer unruhigen Klasse in der 6. Stunde. Man müsste den Eltern den Auftrag mitgeben, uns Lehrer als vollkommen unterschiedliche Menschen zu sehen, die einfach unterschiedlich arbeiten und wirken. Und damit auch einen momentan unbeliebten Lehrer als wichtige Personen zu begreifen, an dem man wachsen kann. Man muss gefordert werden, um wachsen zu können. Nur eines sollte nicht sein: Angst sollte nicht im Spiel sein. Und Ungerechtigkeit. Wenn Angst oder Ungerechtigkeit am Mittagstisch ins Spiel kommt, dann sollte man dies mit den Lehrern selbst klären. Sollte es an Gruppentischen an Elternsprechtagen offen ansprechen. Fragend. Nicht vorwerfend. Klärend, nicht aufgebracht. Dann verändert man. Mit zentralen Bloßstellungen vor versammelter Elternschaft hat man nur selbst vielleicht die kurze Genugtuung. Aber man hat dann eine echte Kommunikation verpasst.

Ich wünsche den Fünftklasseltern viele gute Gespräche. Und denken Sie daran, dass es um die Ernsthaftigkeit Ihres Kindes geht, nicht um die Noten. Denn die sind in der fünften Klasse noch nicht wirklich aussagekräftig.

p.s. auf dem Schülerblog gibt es einen neuen podcast. Es lohnt sich, reinzuklicken.

13. November 2009

Haben Sie eigentlich noch Schulalpträume?

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz eugen b @ 23:51

Ich gestehe, dass in dieser Woche so viele Eindrücke aus der Schule in meinem Kopf herumschwirren, dass ich Schwierigkeiten habe, mich auf ein Thema zu konzentrieren. Wenn man täglich den Schauspielern und Musikern bei den Proben zusieht, die sich konzentriert und mit großer Ernsthaftigkeit der Dreigroschenoper nähern, Sie haben es sicher im faust-aktuell gelesen, dann schwebt schon allein deshalb für mich so ein ganz eigenes Faustgefühl konstant durch die Aula. Das Bühnenbild verzaubert die Szene. Da designen junge Grafiker auf den letzten Drücker tolle Plakate, da warten geduldig und stundenlang die Techniker an Licht und Ton auf ihre Einsätze, da arbeitet eine riesig große Truppe von jungen Leuten an einem richtig großen Projekt zusammen. Die Podcastleute warten mit ihren Filmkameras auf den Einsatz bei der Premiere. Als alter Schulmeister weiß man: Da wird nicht nur feinstes Schultheater gespielt, nein, da werden dauerhaft Dinge für’s Leben gelernt. Philipp Tiedemann, der Schauspieldirektor, stand dort auf Faust-Bühne, Felix Eitner, der Schauspieler hat im Theater am Faust geglänzt, Franz Lustig, der Kameramann, hat sich in der Schule seine ersten Sporen verdient. Azhar Kamal stand dort als Gitarrist in der Aula und träumte seinen Musikertraum …. So ein 30jähriger Schulerfahrungskopf schaut da verklärt bei den Proben zu und fragt sich dabei, wo wohl all diese jungen Menschen später ihre ganz eigene Bühne finden werden. Dass sie sie finden, davon ist der alte Schulmeister natürlich überzeugt. Wer das Faust so aktiv durchlebt wie z.B. die Theateraktiven, der nimmt genügend Stärke mit hinaus in die Nach-Faust-Zeit.

Der träumt später mehr von tobendem Applaus als von verkrachten Klassenarbeiten, wenn er von Schule träumt.

Ja leider ist das so. Noch nach Jahrzehnten werden so viele von uns Menschen, die wir alle mal auf der Schule waren, von Schul-Alpträumen (Albträumen – darf man beides schreiben) geplagt. Wikipedia: Im nächtlichen Schlafrhythmus treten Albträume vorwiegend im REM-Schlaf auf, meist in der zweiten Nachthälfte. Die Dauer schwankt zwischen wenigen Minuten und einer halben Stunde und endet meist mit Aufschrecken, wonach man sich in der Regel sofort der Wachheit bewusst und räumliche und zeitliche Orientierung gegeben ist. Als Ursachen werden unverarbeitete Tagesgeschehen, traumatische oder traumatisierende Erlebnisse, Stress oder psychische Probleme, aber auch physische Komponenten angenommen.

Dass wir in einer Prüfung sitzen und überhaupt nichts wissen. Furchtbare Situation. Schweißgebadet wachen wir auf und fragen uns: Wie ist das nach 30 Jahren noch möglich? Peinliche Situationen. Versagensgefühle pur. Schule als Ort des Grauens in Träumen. Verrückt. Aber eigentlich auch klar. Man hat in unserer Gesellschaft noch nicht wirklich gelernt, Schüler/innen klarzumachen, dass sie auf die eigenen Fähigkeiten schauen müssen, anstatt sich immer so sehr auf Noten zu fixieren. Als wäre meine Fähigkeit als Physiklehrer abhängig von meiner Mathenote in der 6. Klasse.  Als Eltern sollten Sie das bewusst angehen. Die Fähigkeiten honorieren, Anstrengungen gut finden, Biss unterstützen, Bemühen ernst nehmen, nicht so gute Noten nicht so gute Noten sein lassen. An die Alpträume der Zukunft denken, die eigenen Zeugnisse von damals studieren und Mut machen.
Jetzt bin ich ganz woanders gelandet, als ich das im heutigen Blog vor hatte. Ich wollte eigentlich zum Thema Flüsterzeit im Flügelverleih erzählen. Aber das läuft ja nicht weg. Ich wollte etwas zu den Elternabenden erzählen, wollte den Elternbeiräten der 5. Klassen hier einmal blogöffentlich gratulieren, dass sie einen richtig tollen Job machen. Aber das kann ich ja noch nächste Woche nachholen. Der Elternabend ist erst am Montag in einer Woche. Und ich wollte von Gesamtkonzepten der offenen Ganztagesschule erzählen. Ich wollte die Verpflegung in der Cafeteria streifen und erzählen, dass der Flügelverleih jetzt sogar eine Praktikantin hat. Frau Schromm, die im 9. Semester Englisch und Biologie studiert und sich ein offizielles Zertifikat in Sachen Ganztagesschule bei uns „erarbeitet“. Wollte etwas von unseren Ideen erzählen, wie wir Frau Winkelmüller-Völkers als LRS-Spezialistin im Flügelverleih einsetzen werden, wollte den Film, den die Mittwochflügelverleiher für Frau Geismann, damals noch Frau Hofmeir, für ihre Hochzeit gedreht hatten, verlinken. Na ja. Ich werde Sie jetzt nicht überfrachten. Haben Sie Geduld. Wenn Sie wirklich viel mehr davon lesen wollen, was ich zum Thema Noten und Fähigkeiten so alles schreiben würde, wenn ich jetzt losschreiben würde, dann müssten Sie sich z.B. in ein Kapitel aus dem pädagogischen Schweizermesser einlesen. Das „Messer“ ist für Fortbildungen gedacht, aber es kann auch der „Blogvertiefung“ dienen. Schule ist solch ein komplexes Gebilde, dass es schon Sinn macht, Schule zu verstehen. Zu verstehen, was sie mit uns Menschen macht. Um seinen Kindern vielleicht später so manchen Erwachsenen-Alptraum zu ersparen.

Ich erzähle Ihnen zum Schluss noch eine wundervolle kleine Begebenheit am Rande meines Schulalltags in diese Woche. Die in Wirklichkeit eine richtig große Begebenheit war. Ausgangssituation: Naturphänomene-Unterricht Klasse 6. Vier Mädchen sind im Ausnahmezustand. Zwei weinen, eine sehr. Wasserfallartig. Ohne Pause. Im Gang. Zwei trösten. „Dürfen wir draußen bleiben? Der …….., nennen wir sie einfach mal Anna unf Paula geht es so schlecht…..“ – „Klar, wenn ihr Hilfe braucht ….. meldet euch. Traut ihr euch das zu? “ Während mein Unterricht abläuft und ich immer wieder nach draußen schaue, sitzen zwei verzweifelte Mädchen mit jeweils einem “Lebenscoach” im Gang. Noch in großer Entfernung. Dann in einem benachbarten Klassenzimmer mit größerer Nähe. Der Tränenstrom will einfach kein Ende nehmen. Wenn zwei, die sich eigentlich mögen, einmal richtig aneinandergeraten, dann sind die Verletzungen oft niederschmetternd. Tränen über die Schulstunde hinaus. Erst in der zweiten Stunde die ersten Lichtblicke. Gegen Ende der zweiten Stunden, Tränen und Lachen. Nur noch ein „Beziehungscoach“ im Spiel. Am Ende der zweiten Stunde: Zwei Freundinnen, die sich strahlend in den Armen liegen. Die Tränen sind nun eher Freudentränen. Glückliche Gesichter. Zwei Freundinnen, die sich jetzt viel für die Zukunft vornehmen. Die an diesem Vormittag ungeheuer viel gelernt haben. Ein „Lebenscoach“, der großartige Vermittlungsarbeit geleistet hat. Ein alter Schulmeister, der diese Szenen als „mein schönsten Erlebnis des Tages“ mit nach Hause nimmt. Wenn sich Schüler selbst in schwierigen Situationen organisieren, ist das großartig. Sorry. Schülerinnen. Schule ist echtes Leben. Wunderbar. Leider könnte ich mir eine ähnliche Szene bei jungen Männern sehr schlecht ohne professionellen Streitschlichter vorstellen. Womit ich mal wieder beim Thema wäre. Aber jetzt höre ich einfach auf.
p.s. Habe heute einen Link geschickt bekommen. Von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK). Zum Thema Lernhilfen im Internet. Ich glaube, der könnte Sie interessieren.

Sehr geehrter Herr Bayer,
der neue Online-Ratgeber des Internet-ABC zeigt Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren, wie sie im Internet für die Schule, für Hausaufgaben und Nachhilfeübungen sinnvoll nach Informationen suchen können.
Die wirklich tauglichen Seiten sind im World Wide Web nicht immer leicht zu finden. Mit “Percys Recherche-Ratgeber” auf www.internet-abc.de erhalten Schüler einen kompakten Überblick, um gezielt und effektiv Nachforschungen anzustellen.
Anbei erhalten Sie die aktuelle Pressemitteilung der LFK.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.lfk.de

6. November 2009

http://faustgym.blogspot.com

Abgelegt unter: Faustblog — undplanb @ 17:11

Wahrscheinlich hat sich so mancher Insider gefragt, warum denn hier ein Lehrer bloggt, bevor das Schüler am Faust tun. Da muss ich zur Ehrenrettung unserer Blogger sagen: Sie waren natürlich vor mir dran. Nur haben Sie noch nicht so viel Werbung gemacht. Ich mache die hiermit.

Klicken Sie mal rein. Rechts ist der Blog auch verlinkt.

Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten …

Abgelegt unter: Schülerschule — undplanb @ 09:02

„Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu ­begeistern, sich zu beweisen, sich einzusetzen, aktiv zu werden, selbst Inhalte zu finden, eigene Fähigkeiten zu entdecken, ernst genommen zu werden – dann habt ihr viel für die Zukunft getan.“

Das war der zentrale Satz, mit dem wir uns vor 10 Jahren mit unseren faustspezifischen außerunterrichtlichen Konzepten als EXPO2000 Projekt beworben hatten. Das ist auch die Idee hinter unseren vielfältigen Impulsen, die wir im Laufe der Zeit neben dem möglichst konzentrierten Hausaufgaben erledigen im Flügelverleih ausgeben. Wenn wir Menschen Begeisterung für eine Sache entwickeln können, dann können wir die Fähigkeiten, die auf diesem Gebiet in uns schlummern, auch ausschöpfen. Das Gehirn ist ein Geselle, meint Professor Hüther, der Hirnforscher – ich hatte Sie schon mit ihm verlinkt  – der möglichst energiesparend arbeitet. Er muss sowieso schon für den Alltag richtig viel Energie aufbringen.

Nur wenn man sich mit Dingen intensiv beschäftigt, kann man auch Fähigkeiten entwickeln. Nur so kann man Synapsen im Hirn wachsen lassen. Die frohe Botschaft der Hirnforschung: Auch noch im hohen Alter ist unser Hirn fähig, dazuzulernen. Die zweite Botschaft ist die entscheidendere: Der Lernprozess ist nur dann richtig gut, wenn Begeisterung dahintersteckt. Alles Dinge, die in der Reformpädagogik für Lernprozesse in Schulen ja schon lange formuliert wurden. In den letzten 10 Jahren konnte man viele dieser Ansätze nun auch nachweisen, weil man dem Gehirn inzwischen beim Arbeiten zusehen kann. Für mich persönlich eine äußerst faszinierende Geschichte. Wenn ich Hirnforscherausführungen wie die von Prof. Hüther anhöre – ich verlinke Sie mal mit zweien, die ich gestern beim Schreibtischaufräumen genossen habe – ein Interview mit ihm und ein Vortrag – dann verstehe ich unglaublich viele Prozesse, die in der Schule gut oder schlecht für Schüler/innen ablaufen. Und ich verstehe dann nebenbei auch so viel von mir selbst.

Die Idee ist im Grunde genommen vollkommen einfach: Man muss es als junger Mensch nur :-) hinbekommen, Begeisterung an der Schule, am Lernen und an den vielen Möglichkeiten zu entwickeln, die  angeboten werden, dann macht der Zentralcomputer mit Leichtigkeit das Übrige. Er passt sich auch problemlos an fast jeden Unterrichtsstil an, dem er sich unterzieht. Wenn er sich positiv darauf einlassen kann. Dann lässt unser Zentralcomputer die vielen Fähigkeiten, die in uns schlummern, auch wachsen. Begeisterung. Das sagt sich so leicht und als Flügelverleiher denkt man sich in der Planungsphase: Wenn wie in dieser Woche unsere ausgebildeten Project Adventure Spezialist/innen wie Frau Schmitz, Frau Hofmeir oder Herr Thatenhorst in der Anfangsrunde spannende Angebote aus dem Bereich der Erlebnispädagogik machen, dann müssten da alle konzentriert mitziehen. 80% taten das dies auch mit Leichtigkeit. Aber ein paar haben immer wieder ihre Probleme, sich auf solche Angebote überhaupt einzulassen, ohne dazu mit etwas strengerer Ansprache „gezwungen“ zu werden. Dann macht dieses Angebot mit ihnen natürlich überhaupt nicht das Gleiche wie mit den anderen. Logisch. Manche haben Probleme, Begeisterung für Schule und Lernen allgemein zuzulassen. Erlebnispädagogische Angebote sind für unseren Zentralcomputer Lernen pur. Im positivsten Sinne. Unterstützend auch für die ganz allgemeinen Lernprozesse in Mathe oder Latein. Kleines Fazit in dieser Woche: Begeisternde Angebote allein reichen noch lange nicht aus, um alle ins Boot zu holen. Es gibt zu viele, bei denen Hirnforscher sagen würden: Man muss an der Begeisterungsfähigkeit arbeiten, bevor die Flügel für Lernprozesse richtig wachsen können. Wer es geschafft hat, dem Lernen Flügel zu verleihen, der hat aber etwas für sein ganzes Leben gelernt. Es lohnt sich also wirklich. Professor Hüther erzählt dies ja sehr nachdrücklich aus der Sicht der modernen Forschung. Deshalb unsere Bitte: Fragen Sie doch immer mal wieder nach, was Ihre Tochter oder Ihr Sohn von unseren kleinen vielfältigen Flügel-Angeboten erzählen kann, die vor und nach dem Hausaufgabenmachen eingestreut sind. Wenn Sie dann die Begeisterung in den Augen glimmen sehen, dann wissen Sie, dass Ihrem Kind Flügel bei uns wachsen. Wenn Sie nichts erfahren können, dann arbeiten Sie mit uns daran, dass auch Ihr Kind irgendwann dieses begeisternde Glimmen bekommt. Ich denke, dass viele inzwischen sogar schon gut glimmen können, wenn sie davon erzählen, mit welchem Spaß sie z.B. mit Freundinnen im Pavillonvorraum auf dem Bauch liegend und flüsternd gemeinsam ihre Geographieaufgaben gelöst haben.

3. November 2009

Diese Woche – Spielewoche

Abgelegt unter: Tagebuch — undplanb @ 11:55

Das habe ich vergessen. Diese Woche ist C-Woche, also: Spielewoche im Flügelverleih.

“Dein Thema..”

Abgelegt unter: Jungenproblematik — undplanb @ 11:52

… meinte gestern eine sehr nette Kollegin zu mir und legte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung auf den Tisch.
Stimmt. Mamas und Papas von Jungs: Wenn Sie Interesse haben, lesen Sie selbst. Gehirnforschung und wir Männer. Natürlich auch für Mädcheneltern interessant. Zum Entspannen. :-)

p.s. Zur Beruhigung für alleinerziehende Mütter. Ich persönlich bin überzeugt, dass auch eine Mutter sehr wohl ein “guter Vater” sein kann. Ich habe in den letzten 30 Jahren sehr viele sehr gut aufgestellte Jungs von alleinerziehenden Müttern erlebt.  Auch Mütter können problemlos ihren Söhnen die notwendigen Grenzen setzen. Und sie nicht immer in Schutz nehmen. Das ist für mich der entscheidendere Punkt. Heinz Bayer

Supermans Irrweg

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