Flügelverleih meets Hattie

2. September 2011

Schülerschule die zweite

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz.bayer @ 22:27

Im nächsten Jahr starten wir am Faust einen weiteren Neulandversuch.

Da wir zu viele Bewerbungen (über 70 aus den Klassen 9 bis 12) für unsere Nachmittagsschule haben, coachseits, werden wir ein individualisiertes Zusatzprogramm auflegen. Fachmodule durch Coachs anbieten. Ich wieder hole noch einmal die Vision aus dem Jahre 2008:

Was uns bei Unterstützung vorschwebt, ist auch die Möglichkeit, von der einstündigen Mittagspause 30 Minuten schulischen Unterstützungs-Angeboten anzubieten. Raum 301 Wurzelrechnen, Raum 302 Integrieren leicht gemacht … Schüler für Schüler. Warum nicht. Schätze heben sage ich nur. An so einer Schule liegt so viel nutzbares Wissen brach. Oder Buchungsangebote: Ein Teil einer Klasse bucht sich einen Coach zum Thema „Planetarisches Wind­system“, weil in zwei Tagen in Geographie eine Arbeit ansteht. Ich will die Möglichkeiten hier nur anreißen. Will einfach nur zeigen: Schülerschule ist extrem entwicklungsfähig, wenn es reguläre finanzielle Unterstützungssysteme gäbe. Von Eltern bezahlte haben eine viel kleinere Wirkung.

Fazit: Wir könnten mit dem gleichen Kostenaufwand eine wesentlich effektivere Ganztagesbetreuung gestalten wie mit den offiziell angedachten Konzepten.

Diese damals angedachten Spezialkurse können wir inzwischen tatsächlich auch bezahlen, die Kurse werden wir natürlich auch am Nachmittag auflegen. Ein flexibles Kurznachhilfesystem, das man individuell buchen kann. Und auch einer Ferienschule kommen wir mit diesem System näher. Im nächsten Schuljahr werden wir es mit unserem jungen Kollegium der Nachmittagsschule durchsprechen, wer sich dafür bereitfinden würde. Immerhin sind die Räumlichkeiten da. Für so manchen wäre das sicher eine sinnvollere Lösung als das leidige Sitzenbleiben. Die Idee, die dahinter steckt, heißt natürlich: Unsere Sitzenbleiberquote, die wir mit den individuellen Betreuungssystemen in den letzten Jahren sowieso massiv heruntergefahren haben, noch weiter abzusenken.

Kombiniert muss das Ganze weiter durch eine individuelle Laufbahnberatung werden, denn der Weg am allgemeinbildenden Gymnasium ist einfach nicht für jeden der richtige, auch wenn es vielleicht am Anfang ganz gut ausgesehen hat. Es gibt so viele andere Wege zum Abitur, dass man oft nur richtig informieren muss, um die besseren Weichen zu stellen.

Die Feinheiten des Schüler-wirklich-ernst-nehmen-Systems habe ich im ersten Schweizermesserbuch zur Genüge beschrieben. Es gilt für die außerunterrichtliche Schülerschule wie für die, an der wir mit dem Flügelverleih und dem Zusatzcoaching bauen. Der große Vorteil, mit einem so jungen und dynamischen Kollegium abreiten zu können, liegt in einem nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt. Wenn 10% der Schüler/innen aus den Klassen 9 bis 12 als „Lehrer“ selbst lehren, dann entsteht ein breiteres Verständnis für Schule an sich. Wer selbst regelmäßig Lehrerprobleme kennenlernt, nimmt Schule ernsthafter an. Wir beobachten automatische Leistungssteigerungen bei unseren Coachs im schulischen Bereich. Coachen steigert die eigene Arbeitshaltung und damit die eigenen Schulleistungen. Klare Sache. Zertifikate am Ende des Schuljahres stärken diese Entwicklung.

DIE ZENTRALEN AUSSAGEN DES KONZEPTS DER FAUSTEAMS

Studioteam, Podcastteam, Programmierteam, Schülerbüro-Team, Patenteams, Aktionsteams, OpenAirTeam, Sprecherteams, Lerncoachteam,  … sind aktuelle eigenständige Schülerteams am Faust-Gymnasium innerhalb des Gesamtkonzepts „fausteams“. Sie bauen auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und die speziellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, die momentan auf der Schule sind.

„3% eines Jahrgangs sind innerhalb der Schule hochaktiv, wenn man ihnen eigenverantwortlich die Möglichkeit dazu gibt. Mit dem persönlichen Umfeld werden daraus 10% Aktive. Und 10% Aktive können das Bild einer Schule wesentlich verändern, wenn man dies zulässt.“ So unsere zentralen Konzeptaussagen, die im Rahmen des anerkannten dezentrales EXPO2000 Projekt „Schülerschule“ veröffentlicht wurden. Sie gelten immer noch.

…. gehörte als Lerncoach zum Kreis der Aktiven am Faust.

Etwa 70 Lerncoachs arbeiten z.Zt. am Faust-Gymnasium in der faustspezifischen Nachmittagsschule, genannt Flügelverleih, bei der Hausaufgabenbetreuung und bei den Zusatzangeboten. „Dem Lernen Flügel verleihen“ lautet das Motto.

Die Idee: Die zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Ausbildner/innen, Professor/innen etc mit ihren Fähigkeiten schon früh in die Schule einzubinden. Zum Vorteil beider Seiten. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben am Faust-Gymnasium ein exklusives, zusätzliches, junges Schülerkollegium, das mit eigenen Arbeitsverträgen und mindestens 3 pädagogischen Tagen im Jahr hochwertige Arbeit macht.

….. gehörte zu diesem Kollegium.

Ohne Aktive wie …. wäre das Konzept des Flügelverleihs nicht umsetzbar.

Wir bescheinigen ihm mit diesem Zertifikat Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit,

Einfühlungsvermögen, Ideenreichtum bei der Betreuung junger Menschen und einen äußerst angenehmen und positiven Umgang mit jüngeren Schüler/innen.

Also Coach hat …. eine zuverlässige und professionelle Arbeit gemacht.

Mit unserem Coachssystem haben wir es inzwischen fertiggebracht, einen noch größeren Anteil unserer Schüler in den Aktivbereich der Schule zu holen. Zum Vorteil für beide Seiten.

Visionen am Ende:

Dieses pädagogische Schweizermesser wird viel kürzer als das erste. Weil es eigentlich nur, aufbauend auf der Nummer 1, die aktuelle Optimierung des pädagogischen Betriebs- und Betreuungssystems am Faust der letzten 4 Jahre beschreibt.

Zwei Visionen würde ich auch hier gerne an den Schluss packen.

Erstens: Ein Appell an die Politik: Lasst Schulen auch nebenbei ihr eigenes Geld verdienen, ohne ihnen immer lästige Steine in den Weg zu legen und aktive Schulen zu schwarzen Kassen zu zwingen. Was bitteschön spricht denn zum Beispiel gegen eine kreative eigene Finanzierung von Spinden, die in den nächsten Jahren nicht so einfach in den Haushalt passen. Dafür ins aktuelle pädagogische Konzept. Das kommt allen zu Gute, aktiviert ungemein und macht wirklich Sinn. Vielleicht liest das ja zufällig mal ein Finanzpolitiker, der das auf politisch relevanter Ebene vertreten könnte. Wir könnten ihm viele funktionierende Beispiele aus der Praxis liefern.

Zweitens:

Da wird es schon viel schwieriger. Aber vielleicht ergibt sich ja etwas mit der aktuellen Ansage der neuen Regierung in BW, dass G8 und G9 an Schulen parallel laufen darf, wenn man dies vor Ort auch will. Ich deute die Idee A einfach nur kurz mit zwei Bildern an: Bild Nummer eins: Schon bei Fünfklässlern tauchen in gehäufter Zahl junge Menschen an den Gymnasien auf, deren Arbeitshaltung darauf schließen lässt, dass sie mit den offenen Systemen der modernen Unterrichts nicht gut bedient sind. Zum Großteil sind diese jungen Menschen männlich. Könnte man mit dem Fünftel mit den schlechtesten Arbeitshaltungszeugnissen aus unserer fünf fünften Klassen eine extra Klasse bilden, die viel enger geführt wäre, der viel klarere Grenzen aufgezeigt würde und in der man sich besser auf die überwiegend männliche Klientel einstellen könnte, dann wäre allen gedient. Den übrigen vier Klassen, die viel effektiver und ungestörter arbeiten könnten. Und der Spezialklasse zur Förderung einer verbesserten Arbeitshaltung und späteren Wiedereingliederung in das laufende offene System. Ende 6 wäre ein gute Möglichkeit. Die Schwierigkeit bestünde nur in der Gefahr der Stigmatisierung der Spezialklasse, der  man früh entgegenhalten müsste. Finanziell dürfe da Ganze nicht mehr Deputatsstunden verschlingen als eine zusätzliche G9 Schiene an einer G8 Schule, wie es ja von der Regierung in BW angedacht ist.

Oder wie wäre es damit: Idee B. Wenn schon G8 und G9 parallel, dann so:

Man bietet am Gymnasium von Anfang an 2 Züge an. G8 und G9. Diese Züge kommen wieder zusammen, wenn alle in die 8. Klasse wechseln. G9 macht 5, 6 und 7 in 4 Jahren. Also für G8 die dicke Packung Schule in den ersten 3 Jahren vor der vollen Pubertät. Für G8. Echte Ganztagesschule mit echter Rhythmisierung. Schüler/innen mit G8 Fähigkeiten schaffen das gut. Finden ihren Platz. Brauchen nicht dieses „Aber die armen Kleinen dürfen keinen Nachmittagsunterricht haben.“ Die echte Rhythmisierung sollte aber auch bei G9 funktionieren. Allerdings mit mehr Zusatzunterstützung der Hausaufgaben und des Lernstoffes. Und mit vielen Projektangeboten. Also auch Richtung Ganztagesschule. Was nützt es einem jungen Mann, dessen Eltern am Nachmittag nicht zu Hause sind, wenn er, weil nicht eigenständig genug, G9 macht, fast nur vormittags Schule hat, aber am Nachmittag zu Hause abhängt. Am Computer fest hängt. G9 müsste also, wenn es darum geht, alle ins Boot zu holen, auch Ganztagesschule sein – verpflichtend. G9er eben mit weniger Unterricht. Ende der 7. bzw 8. Klasse kämen alle wieder in gemeinsame Klassen. 8.,9. und 10. Klasse wäre für alle mit wesentlich weniger Nachmittagsunterricht als jetzt bei G8. Damit mehr Zeit bleibt, sich zu orientieren. Auch sich mehr einzubringen, denken wir an Leute wie unsere Lerncoachs, die im Ganztagesbereich arbeiten. Außerunterrichtliche Projekte könnten wieder wie zu G9 Zeiten laufen. Unseren früher am Faust von Schülern selbstorganisierten Tonstudio- und Bandbereich haben wir geschlossen, als G9 am Ende war. Zeichen des Zeitenwandels. Bei diesem Modell wäre die schulische Belastung auch für alle Schüler/innen in der Zentralphase des pubertären Gehirnumbaus reduziert. Das halte ich für wichtig. Genau da. In dieser Phase braucht der junge Mensch echte Lebens- und Entwicklungszeit. Hier müssen Angebote her, die Identifikationsmöglichkeiten mit der Schule geben, damit der von der Natur aus gesehen so unnatürliche Prozess, den jungen Menschen noch jahrelang in Ausbildung zu halten, obwohl seine Entwicklung schon lange signalisiert: Ich bin schon fähig, Verantwortung zu übernehmen. Genau hier müsste Schule Bereiche bieten können, die Verantwortung von jungen Menschen verlangt. Das Prinzip Schülerschule bietet sich geradezu an. Hier kann man Verantwortung mit Bereichen verknüpfen, die jugendgerecht sind und ohne Benotung auskommen. Die mit Zertifikaten belohnt werden können und oft schon erste Schritte in ein späteres Berufsleben darstellen. So steht im Zertifikat unserer derzeitigen Lerncoachs:

DIE ZENTRALEN AUSSAGEN DES KONZEPTS DER FAUSTEAMS

Studioteam, Podcastteam, Programmierteam, Schülerbüro-Team, Patenteams, Aktionsteams, OpenAirTeam, Sprecherteams, Lerncoachteam,  … sind aktuelle eigenständige Schülerteams am Faust-Gymnasium innerhalb des Gesamtkonzepts „fausteams“. Sie bauen auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und die speziellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, die momentan auf der Schule sind.

„3% eines Jahrgangs sind innerhalb der Schule hochaktiv, wenn man ihnen eigenverantwortlich die Möglichkeit dazu gibt. Mit dem persönlichen Umfeld werden daraus 10% Aktive. Und 10% Aktive können das Bild einer Schule wesentlich verändern, wenn man dies zulässt.“ So unsere zentralen Konzeptaussagen, die im Rahmen des anerkannten dezentralen EXPO2000 Projekts „Schülerschule“ veröffentlicht wurden. Sie gelten immer noch.

…….. gehörte als Lerncoach zum Kreis der Aktiven am Faust.

Etwa 70 Lerncoachs arbeiten z.Z.. am Faust-Gymnasium in der faustspezifischen Nachmittagsschule, genannt Flügelverleih, bei der Hausaufgabenbetreuung und bei den Zusatzangeboten. „Dem Lernen Flügel verleihen“ lautet das Motto.

Die Idee: Die zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Ausbildner/innen, Professor/innen etc. mit ihren Fähigkeiten schon früh in die Schule einzubinden. Zum Vorteil beider Seiten. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben am Faust-Gymnasium ein exklusives, zusätzliches, junges Schülerkollegium, das mit eigenen Arbeitsverträgen und mindestens 3 pädagogischen Tagen im Jahr hochwertige Arbeit macht.

……… gehörte zu diesem Kollegium.

Ohne aktive Schüler/innen wie ………… wäre das Konzept des Flügelverleihs nicht umsetzbar.

Wir bescheinigen ihr/ihm mit diesem Zertifikat Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit,

Einfühlungsvermögen, Ideenreichtum bei der Betreuung junger Menschen und einen äußerst angenehmen und positiven Umgang mit jüngeren Schüler/innen.

Also Coach hat sie/er eine zuverlässige und professionelle Arbeit gemacht.

Genau so funktioniert ja auch heute schon unser System, junge Menschen in der Schule ernsthaft mit einzubinden. Weil es sich um ernstzunehmende junge Menschen handelt. Hört sich banal an, ist es aber leider in der Praxis nicht. Das Menschenbild, das an Schulen von allen Seiten, Eltern, Schüler und Lehrer verwendet wird, ist meist ein anderes. Man weiß es natürlich theoretisch, dass da die Persönlichkeiten und Fachleute der Zukunft sitzen, tut aber so, als würden die Persönlichkeiten erst entstehen, wenn diese ganze Ausbildung zu Ende ist. Ein fataler Denkfehler.

An so einer Schule mit G8/G9 müsste ein Daueraugenmerk auf Kommunikation zwischen den beiden Zügen stattfinden. Das Menschenbild müsste an der Schule klar vorherrschen, dass manche Persönlichkeiten eine schnellere und andere eine langsamere Ausbildung bevorzugen sollten. Weil wir Menschen uns einfach nicht gleich getaktet entwickeln. Mit dieser Gewissheit im Gepäck müsste es möglich sein, spannungsfrei verschiedene Züge parallel an einer Schule laufen zu lassen. Nur einfach so eingebaut in eine normale Schulstruktur wäre es meiner Meinung nach eine pädagogische Fehlentwicklung. Dann bitte lieber G8 weiter für alle.

Was ich selbst bevorzuge, fragen Sie, wenn ich wählen dürfte? G8 oder G9?

Ich gestehe: Ich bin mit G9 groß geworden, habe mit vielen pädagogisch versierten Menschen ein System entwickelt, das wir Schülerschule genannt haben und mit dem wir EXPO2000 geadelt wurden. Weil die Mitglieder der internationalen Jury zu unseren Konzepten ganz klar gemeint haben: Solche Möglichkeiten der eigenständigen Projektarbeit hätten sie selbst gerne an ihrer eigenen Schule gehabt. Und für ihre eigenen Kinder hätten sie so etwas auch gerne. Mit G9 war eigenständige Teamarbeit einfacher, weil mehr Freiräume da waren. Speziell für Schüler/innen, die Schule problemlos meistern konnten. Deshalb habe ich natürlich G9 mit Wehmut verabschiedet. Ich persönlich wollte aber bitte nicht in den letzten paar Jahren meiner Lehrertätigkeit noch einmal diesen Kraftakt der Umstellung vollziehen. Wir waren sehr stolz darauf, dass wir auch G8 an unserer Schule gemeistert haben.

Nachwort zum ersten und neuen Schweizermesser-Teil:

Ich bin jetzt 60 Jahre alt. Besitze über 30 Jahre intensive Schulerfahrung in einem speziellen Bereich der Schüleraktivierung, der sich gerade in der heutigen Zeit anbietet, an Schulen eingesetzt zu werden. An jeder Schule auf ganz eigene Art und Weise. Nur das Menschenbild dahinter muss stimmen. Der Rest ist individuell. Ich selbst werde mich so langsam Stück für Stück auf den rein schreibenden und beratenden Bereich zurückziehen, unser eigenes Faust-System ist bei den jungen Kolleg/innen auch schon richtig gut aufgehoben. Unsere intensive Generationenarbeit, die uns immer sehr wichtig war, hat wunderbar funktioniert. Eine professionelle Übergabe einer Schule an eine Generation mit einem Altersabstand von einem Vierteljahrhundert benötigt Jahre und viel Zeit. Die sich aber lohnt.

Heinz Bayer                           August 2011

28. April 2011

Besser Kahn als Nussschale

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz.bayer @ 07:48

UWC in Freiburg – United World College – wunderbare Angelegenheit. Finde ich.  Junge aktive Menschen aus der ganzen Welt zwei Jahre lang in einer internationalen Schule zusammen zu unterrichten, in der sich das Meiste ohne die lästige Bremse dieser so häufigen „Schule ist doch blöd“-Idee abspielen darf. Nicht, dass dort die Lehrer so wirklich anders sein werden. Denn man wird sie aus dem vorhandenen Lehrerpool holen. Wie das die anderen Schulen genauso machen. Klar: Bewerbergespräche werden mehr geführt als an anderen Schulen. Aber das wird nicht prinzipiell das Entscheidende sein. 200 junge Menschen werden ausgewählt werden, vielleicht aus 1000 Bewerbern heraus oder aus 3000. Egal: Die jungen Menschen haben ein Ziel. Haben sich beworben. Wollen mitnehmen, was mitzunehmen ist. Werden kein Feindbild Schule haben, das so viele Menschen ihr ganzes Leben lang mit sich herumtragen und deshalb alle Witze, die Lehrer schlecht wegkommen lassen, großartig finden. Nein, bei UWC wird Schule als Ort der tausend Möglichkeiten zurechtgerückt. Da werden junge Menschen aufgenommen, die wir auch am Faust natürlich gut kennen. Denn bei uns darf man als aktiver junger Mensch viel tun, wenn man etwas tun will. Das ist unser Markenzeichen. Die meisten machen ihr Abitur. Genießen, dass es andere gibt, die etwas für sie auf die Beine stellen. Dass das Faust dadurch als aktive Schule dasteht. Das ist ok so. Menschen sind sehr unterschiedlich und die Wenigsten sind Macher. Aber 3% – seit Jahren – oder vielleicht 5% – können Schule am Faust aus eigenem Antrieb ganz anders sehen. Sich einsetzen und genießen, was sie damit bewirken können. Hochaktive nennen wir diese 3%. Das wären die Kandidaten für das United World College. Leute, die die kleinen Problemchen des „Lehrer sind blöd und deshalb bringe ich nichts“ schon lange hinter sich gelassen haben und auf „ von jedem Lehrer die besten Aspekte mit einpacken und seine Schwächen nicht so wichtig nehmen“ setzen.

Die gibt es auch am Faust. Das sind junge Menschen, die früh reflektieren konnten, dass die über 10 000 Euro, die in sie in jedem Jahr aus Steuergeldern gesteckt werden, als Antwort kein: „Schule ist aber blöd“ verdient hat. Wenn Sie ein Kind in der 5. und 6. Klasse haben, dann können Sie viel dazu beitragen, dass es auch noch in der 8. Klasse Schule spannend findet. Nehmen Sie die Person des Lehrers aus der Dauer-Diskussion heraus. Ich weiß: Das ist immer am einfachsten und es stimmt natürlich, dass die Person des Lehrers und die Lernbereitschaft Zusammenhänge aufweisen. Dass aus einer Drei beim einen Lehrer eine Zwei beim anderen Lehrer werden könnte. Nur: Das bringt nichts, dieses Wehklagen über die Lehrer. Zumindest nicht für die Noten und die aktuelle Ausbildung Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes. Deshalb: Unterstützen Sie Ihr Kind auf dem Gebiet von: Selbst wenn ich einen Lehrer blöd finde, kann er mir trotzdem viel beibringen. Wenn ich ihn schon blöd finde, dann lerne ich jetzt, mehr auf mich selbst zu schauen. Man muss das Bild des eigenen Schwergewichts in den Kopf bekommen. Möglichst früh. Lehrer sind wie Wasserwellen. Als leichte Nussschale wird man hin-und hergeworfen, als schwerer Kahn machen einem die Wellen keine Sorgen. Die jungen Menschen, die sich beim United World College bewerben werden, „müssen keine Einserschüler sein, aber Engagement und Begeisterung mitbringen.“ sagt Jens Waltermann, Chef der Deutschen UWC-Stiftung. Also mehr Kahn als Nussschale sein.

Auch am Faust sollte man darauf setzen.

11. Februar 2011

Rückblick – September 2003

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz.bayer @ 00:30

Schülerschule und Cafeteria

September 2003. Einschulung unserer ersten G8er. Ein Jahr vorzeitig. Der Grund: Ein „Deal“: „Wir ziehen vor, bekommen dann aber eine Cafeteria.“ Mit schon existierende Konzepten für offene Ganztagesbetreuung hat es am Ende nach vielen Kämpfen geklappt – wenn auch für heutige Nachmittagsverhältnisse viel zu klein ausgefallen. Klar, wir waren ja schon seit zwei Jahrzehnten eine Ganztagesschule für Aktive. Mit dem Arbeitstitel „Schülerschule“ wurden wir offizielles EXPO2000-Projekt. Wir waren am Anfang allerdings doch ein wenig verwundert, dass wir als klitzekleines Schul-Projekt mit 3 Lehrern und 80 Schüler/innen von einer Weltausstellungsjury aus Politikern, Managern und anderen Machern so hofiert wurden. Bis uns ein Verantwortlicher erklärte, dass die Jury der Meinung war, dass sie selbst gerne auch an so einer Schule gewesen wären und sich das für ihre Kinder auch wünschen würden. Unser Aushängeschild – damals wie heute: Wer aktiv ist und engagiert, der darf auch aktiv sein und sich engagieren. Das haben die Jurymitglieder wohl an ihrer eigenen Schule vermisst.

Na ja. Mit unseren Teams hatten wir schon jahrelange Erfahrung, wie man den Nachmittag mit aktiven Schülern wunderbar und sinnvoll verwenden kann. Klar, nur für die Aktiven, denn Betreuungsdeputate für die, die nicht selbst laufen konnten, gab es natürlich nicht. Schülerschule war eine Beschreibung von: Arbeite mit den Fachleuten der Zukunft schon an der Schule und du gewinnst enorm. In der Nachmittagsschule steckt dieses Prinzip natürlich heute mitten im Schulalltag der Ganztagesbetreuung. 70 Lern-Coachs. Schülerschule pur. Mit den Lehrer/innen, Sozialarbeiter/innen und Personalchef/innen der Zukunft eine eigene kleine Schule bauen. Flügelverleih am Faust. Oder ein ganz anderer Bereich: Die nächste Theateraufführung am Faust: Große Bühne für ein Stück, das von zwei Schüler/innen aus Klasse 10 inszeniert wird. Regie vollkommen in Schülerhand. Klar, ein Lehrer im Hintergrund. Beraten, vermitteln, klären. Aber die eigentliche Kreativarbeit: zukünftige Profis. Oder die Filmer Zukünftige Profis. Klar doch. Oder das Schülerbüro. Haben Sie sich eigentlich mal gefragt, wie das Faust es schafft, eine Online Anmeldung vom Feinsten für den Elternsprechtag zu organisieren?   (jetzt nicht mehr online)

Na ja, Christian, dem Programmierer dieser Dienstleistung haben wir empfohlen, das selbst entwickelte  Programm nach dem Abitur auch anderen Schulen zum Verkauf anzubieten. Schülerschule pur. Die Spezialsten der Zukunft mit ins Boot holen. Später sind sie unbezahlbar. Schülerschule ist übrigens auch das: Letztes Jahr und auch vorletztes Jahr gab es ein Jahrbuch. In diesem Jahr nicht. Warum? Wer will darf. In diesem Jahr wollte aber niemand. Kein zukünftiger Designer oder Redakteur im richtigen Alter. Schülerschule war schon immer an den jungen Menschen orientiert, die gerade Schule als Lebens- und Aktivraum entdeckten. SnowDays ohne Skimentoren, Hockey-AG ohne Hockey Mentoren. Basketball-AG ohne Basketball Mentoren ……. gäbe es eben nicht. Schülerschule pur 2011. Streitschlichter, Bands, Faust-Event, OpenAir, Schulspiel, Weihnachtsbasar, Studiomenschen, Techniker, … aber auch das Politcafé aus dem Politikkurs heraus setzt auf das gleiche Prinzip. Wir haben viel zu bieten, weil nicht nur den aktiven Lehrer/innen, sondern auch den aktiven Schüler/innen viel Gestaltungsspielraum gegeben wird.

11. Dezember 2010

Die Pädagogik des Weihnachtsbasars

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz.bayer @ 00:32

Zu welchen Menschen haben Sie die engsten Beziehungen? Normalerweise zu denen, mit denen Sie irgendwann zusammen etwas intensiv gemacht haben. Zum Beispiel Schule. Zum Beispiel  Kinder groß ziehen, zum Beispiel Sport. Zum Beispiel Beruf ausüben. Menschen sind Sozialwesen. Aber zur Ausprägung dieser Eigenschaft braucht man Anlässe. Schule ist immer ein Anlass. Auch im Unterricht findet sehr häufig gemeinsames Arbeiten statt. Allerdings normalerweise nicht unter dem Aspekt von einer eigenen professionellen Eigenständigkeit. Meist eben unter der Regie eines Menschen, der eine Sache immer besser kann. Eines Lehrers. Einen Weihnachtsbasar organisieren können Lehrer lange nicht so gut wie eine ganze Kursstufe. Seit vielen Jahren ist es die selbstgewählte Aufgabe der Kursstufe 1, diese Veranstaltung durchzuführen. Die Organisation liegt mehr oder weniger komplett in Schülerhand. Mit der behutsamen Rückendeckung der Vertrauenslehrer. Ein wunderschöner Basar, finden viele Besucher. Klar, es gibt immer diesen Streit, ob es passend ist, dass eine Schulband spielt. Oder ob man weniger auf den Verkauf Wert legen sollte. Aber es ist eben einfach Schülerweihnachtsbasar. Auch wenn manche Klassenlehrer/innen mit Eltern und ihren Schüler/innen gebastelt und vorbereitet haben. Aber das ist keine Pflichtübung. Keine schulische Verpflichtung. Wenn man Schüler/innen fragt, warum sie so eine große Organisation vom Ausleihen der Stände über Aufbau, Abbau und Gewinnverteilung freiwillig auf sich nehmen, dann hört man eigentlich immer die gleichen Sätze: „Es macht Spaß“ und „Hier macht man ein ganz eigenes Ding.“ Ein eigenes Ding machen ist für uns Menschen, ob jünger oder älter, der wesentliche Antrieb. Die Kursstufe macht mit diesem Basar eine gemeinsame Aktion, die nebenbei für ein Schulprojekt in Paraguay oder für die Straßenschule in Freiburg Geld einspielt. Aber pädagogisch gesehen ist die Stärkung eines Netzwerkes für mich das Entscheidende. Das Faust entlässt seit vielen Jahren die meisten seiner Schüler/innen mit einem außerordentlich starken Netzwerk. Und das kann man außerhalb der Schule wunderbar brauchen.

Ob so ein Weihnachtsbasar ans Gymnasium gehört, fragen Sie? Ob das etwas mit gymnasialer Bildung zu tun hat? Netzwerke aufbauen können gehören natürlich ganz zentral zur gymnasialen Bildung, würde ich sagen. Was nützt es dem genialen Maschinenbauer, wenn er seine Fähigkeiten nicht im Team einbringen kann. Heute nicht mehr viel. Fast kein Beruf ohne diese Anforderung an sozialer Netzwerktechnik. Der Weihnachtsbasar, jedes Jahr wieder neu freiwillig aufs Programm der SMV geschrieben, ist so ein vollautomatischer Netzwerkstabilisator.

Denn auch für die Kleinen ist das gemeinsame Organisieren eines Verkaufsstandes alles andere als eine einfache Übung.

13. November 2009

Haben Sie eigentlich noch Schulalpträume?

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz eugen b @ 23:51

Ich gestehe, dass in dieser Woche so viele Eindrücke aus der Schule in meinem Kopf herumschwirren, dass ich Schwierigkeiten habe, mich auf ein Thema zu konzentrieren. Wenn man täglich den Schauspielern und Musikern bei den Proben zusieht, die sich konzentriert und mit großer Ernsthaftigkeit der Dreigroschenoper nähern, Sie haben es sicher im faust-aktuell gelesen, dann schwebt schon allein deshalb für mich so ein ganz eigenes Faustgefühl konstant durch die Aula. Das Bühnenbild verzaubert die Szene. Da designen junge Grafiker auf den letzten Drücker tolle Plakate, da warten geduldig und stundenlang die Techniker an Licht und Ton auf ihre Einsätze, da arbeitet eine riesig große Truppe von jungen Leuten an einem richtig großen Projekt zusammen. Die Podcastleute warten mit ihren Filmkameras auf den Einsatz bei der Premiere. Als alter Schulmeister weiß man: Da wird nicht nur feinstes Schultheater gespielt, nein, da werden dauerhaft Dinge für’s Leben gelernt. Philipp Tiedemann, der Schauspieldirektor, stand dort auf Faust-Bühne, Felix Eitner, der Schauspieler hat im Theater am Faust geglänzt, Franz Lustig, der Kameramann, hat sich in der Schule seine ersten Sporen verdient. Azhar Kamal stand dort als Gitarrist in der Aula und träumte seinen Musikertraum …. So ein 30jähriger Schulerfahrungskopf schaut da verklärt bei den Proben zu und fragt sich dabei, wo wohl all diese jungen Menschen später ihre ganz eigene Bühne finden werden. Dass sie sie finden, davon ist der alte Schulmeister natürlich überzeugt. Wer das Faust so aktiv durchlebt wie z.B. die Theateraktiven, der nimmt genügend Stärke mit hinaus in die Nach-Faust-Zeit.

Der träumt später mehr von tobendem Applaus als von verkrachten Klassenarbeiten, wenn er von Schule träumt.

Ja leider ist das so. Noch nach Jahrzehnten werden so viele von uns Menschen, die wir alle mal auf der Schule waren, von Schul-Alpträumen (Albträumen – darf man beides schreiben) geplagt. Wikipedia: Im nächtlichen Schlafrhythmus treten Albträume vorwiegend im REM-Schlaf auf, meist in der zweiten Nachthälfte. Die Dauer schwankt zwischen wenigen Minuten und einer halben Stunde und endet meist mit Aufschrecken, wonach man sich in der Regel sofort der Wachheit bewusst und räumliche und zeitliche Orientierung gegeben ist. Als Ursachen werden unverarbeitete Tagesgeschehen, traumatische oder traumatisierende Erlebnisse, Stress oder psychische Probleme, aber auch physische Komponenten angenommen.

Dass wir in einer Prüfung sitzen und überhaupt nichts wissen. Furchtbare Situation. Schweißgebadet wachen wir auf und fragen uns: Wie ist das nach 30 Jahren noch möglich? Peinliche Situationen. Versagensgefühle pur. Schule als Ort des Grauens in Träumen. Verrückt. Aber eigentlich auch klar. Man hat in unserer Gesellschaft noch nicht wirklich gelernt, Schüler/innen klarzumachen, dass sie auf die eigenen Fähigkeiten schauen müssen, anstatt sich immer so sehr auf Noten zu fixieren. Als wäre meine Fähigkeit als Physiklehrer abhängig von meiner Mathenote in der 6. Klasse.  Als Eltern sollten Sie das bewusst angehen. Die Fähigkeiten honorieren, Anstrengungen gut finden, Biss unterstützen, Bemühen ernst nehmen, nicht so gute Noten nicht so gute Noten sein lassen. An die Alpträume der Zukunft denken, die eigenen Zeugnisse von damals studieren und Mut machen.
Jetzt bin ich ganz woanders gelandet, als ich das im heutigen Blog vor hatte. Ich wollte eigentlich zum Thema Flüsterzeit im Flügelverleih erzählen. Aber das läuft ja nicht weg. Ich wollte etwas zu den Elternabenden erzählen, wollte den Elternbeiräten der 5. Klassen hier einmal blogöffentlich gratulieren, dass sie einen richtig tollen Job machen. Aber das kann ich ja noch nächste Woche nachholen. Der Elternabend ist erst am Montag in einer Woche. Und ich wollte von Gesamtkonzepten der offenen Ganztagesschule erzählen. Ich wollte die Verpflegung in der Cafeteria streifen und erzählen, dass der Flügelverleih jetzt sogar eine Praktikantin hat. Frau Schromm, die im 9. Semester Englisch und Biologie studiert und sich ein offizielles Zertifikat in Sachen Ganztagesschule bei uns „erarbeitet“. Wollte etwas von unseren Ideen erzählen, wie wir Frau Winkelmüller-Völkers als LRS-Spezialistin im Flügelverleih einsetzen werden, wollte den Film, den die Mittwochflügelverleiher für Frau Geismann, damals noch Frau Hofmeir, für ihre Hochzeit gedreht hatten, verlinken. Na ja. Ich werde Sie jetzt nicht überfrachten. Haben Sie Geduld. Wenn Sie wirklich viel mehr davon lesen wollen, was ich zum Thema Noten und Fähigkeiten so alles schreiben würde, wenn ich jetzt losschreiben würde, dann müssten Sie sich z.B. in ein Kapitel aus dem pädagogischen Schweizermesser einlesen. Das „Messer“ ist für Fortbildungen gedacht, aber es kann auch der „Blogvertiefung“ dienen. Schule ist solch ein komplexes Gebilde, dass es schon Sinn macht, Schule zu verstehen. Zu verstehen, was sie mit uns Menschen macht. Um seinen Kindern vielleicht später so manchen Erwachsenen-Alptraum zu ersparen.

Ich erzähle Ihnen zum Schluss noch eine wundervolle kleine Begebenheit am Rande meines Schulalltags in diese Woche. Die in Wirklichkeit eine richtig große Begebenheit war. Ausgangssituation: Naturphänomene-Unterricht Klasse 6. Vier Mädchen sind im Ausnahmezustand. Zwei weinen, eine sehr. Wasserfallartig. Ohne Pause. Im Gang. Zwei trösten. „Dürfen wir draußen bleiben? Der …….., nennen wir sie einfach mal Anna unf Paula geht es so schlecht…..“ – „Klar, wenn ihr Hilfe braucht ….. meldet euch. Traut ihr euch das zu? “ Während mein Unterricht abläuft und ich immer wieder nach draußen schaue, sitzen zwei verzweifelte Mädchen mit jeweils einem “Lebenscoach” im Gang. Noch in großer Entfernung. Dann in einem benachbarten Klassenzimmer mit größerer Nähe. Der Tränenstrom will einfach kein Ende nehmen. Wenn zwei, die sich eigentlich mögen, einmal richtig aneinandergeraten, dann sind die Verletzungen oft niederschmetternd. Tränen über die Schulstunde hinaus. Erst in der zweiten Stunde die ersten Lichtblicke. Gegen Ende der zweiten Stunden, Tränen und Lachen. Nur noch ein „Beziehungscoach“ im Spiel. Am Ende der zweiten Stunde: Zwei Freundinnen, die sich strahlend in den Armen liegen. Die Tränen sind nun eher Freudentränen. Glückliche Gesichter. Zwei Freundinnen, die sich jetzt viel für die Zukunft vornehmen. Die an diesem Vormittag ungeheuer viel gelernt haben. Ein „Lebenscoach“, der großartige Vermittlungsarbeit geleistet hat. Ein alter Schulmeister, der diese Szenen als „mein schönsten Erlebnis des Tages“ mit nach Hause nimmt. Wenn sich Schüler selbst in schwierigen Situationen organisieren, ist das großartig. Sorry. Schülerinnen. Schule ist echtes Leben. Wunderbar. Leider könnte ich mir eine ähnliche Szene bei jungen Männern sehr schlecht ohne professionellen Streitschlichter vorstellen. Womit ich mal wieder beim Thema wäre. Aber jetzt höre ich einfach auf.
p.s. Habe heute einen Link geschickt bekommen. Von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK). Zum Thema Lernhilfen im Internet. Ich glaube, der könnte Sie interessieren.

Sehr geehrter Herr Bayer,
der neue Online-Ratgeber des Internet-ABC zeigt Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren, wie sie im Internet für die Schule, für Hausaufgaben und Nachhilfeübungen sinnvoll nach Informationen suchen können.
Die wirklich tauglichen Seiten sind im World Wide Web nicht immer leicht zu finden. Mit “Percys Recherche-Ratgeber” auf www.internet-abc.de erhalten Schüler einen kompakten Überblick, um gezielt und effektiv Nachforschungen anzustellen.
Anbei erhalten Sie die aktuelle Pressemitteilung der LFK.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.lfk.de

6. November 2009

Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten …

Abgelegt unter: Schülerschule — undplanb @ 09:02

„Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu ­begeistern, sich zu beweisen, sich einzusetzen, aktiv zu werden, selbst Inhalte zu finden, eigene Fähigkeiten zu entdecken, ernst genommen zu werden – dann habt ihr viel für die Zukunft getan.“

Das war der zentrale Satz, mit dem wir uns vor 10 Jahren mit unseren faustspezifischen außerunterrichtlichen Konzepten als EXPO2000 Projekt beworben hatten. Das ist auch die Idee hinter unseren vielfältigen Impulsen, die wir im Laufe der Zeit neben dem möglichst konzentrierten Hausaufgaben erledigen im Flügelverleih ausgeben. Wenn wir Menschen Begeisterung für eine Sache entwickeln können, dann können wir die Fähigkeiten, die auf diesem Gebiet in uns schlummern, auch ausschöpfen. Das Gehirn ist ein Geselle, meint Professor Hüther, der Hirnforscher – ich hatte Sie schon mit ihm verlinkt  – der möglichst energiesparend arbeitet. Er muss sowieso schon für den Alltag richtig viel Energie aufbringen.

Nur wenn man sich mit Dingen intensiv beschäftigt, kann man auch Fähigkeiten entwickeln. Nur so kann man Synapsen im Hirn wachsen lassen. Die frohe Botschaft der Hirnforschung: Auch noch im hohen Alter ist unser Hirn fähig, dazuzulernen. Die zweite Botschaft ist die entscheidendere: Der Lernprozess ist nur dann richtig gut, wenn Begeisterung dahintersteckt. Alles Dinge, die in der Reformpädagogik für Lernprozesse in Schulen ja schon lange formuliert wurden. In den letzten 10 Jahren konnte man viele dieser Ansätze nun auch nachweisen, weil man dem Gehirn inzwischen beim Arbeiten zusehen kann. Für mich persönlich eine äußerst faszinierende Geschichte. Wenn ich Hirnforscherausführungen wie die von Prof. Hüther anhöre – ich verlinke Sie mal mit zweien, die ich gestern beim Schreibtischaufräumen genossen habe – ein Interview mit ihm und ein Vortrag – dann verstehe ich unglaublich viele Prozesse, die in der Schule gut oder schlecht für Schüler/innen ablaufen. Und ich verstehe dann nebenbei auch so viel von mir selbst.

Die Idee ist im Grunde genommen vollkommen einfach: Man muss es als junger Mensch nur :-) hinbekommen, Begeisterung an der Schule, am Lernen und an den vielen Möglichkeiten zu entwickeln, die  angeboten werden, dann macht der Zentralcomputer mit Leichtigkeit das Übrige. Er passt sich auch problemlos an fast jeden Unterrichtsstil an, dem er sich unterzieht. Wenn er sich positiv darauf einlassen kann. Dann lässt unser Zentralcomputer die vielen Fähigkeiten, die in uns schlummern, auch wachsen. Begeisterung. Das sagt sich so leicht und als Flügelverleiher denkt man sich in der Planungsphase: Wenn wie in dieser Woche unsere ausgebildeten Project Adventure Spezialist/innen wie Frau Schmitz, Frau Hofmeir oder Herr Thatenhorst in der Anfangsrunde spannende Angebote aus dem Bereich der Erlebnispädagogik machen, dann müssten da alle konzentriert mitziehen. 80% taten das dies auch mit Leichtigkeit. Aber ein paar haben immer wieder ihre Probleme, sich auf solche Angebote überhaupt einzulassen, ohne dazu mit etwas strengerer Ansprache „gezwungen“ zu werden. Dann macht dieses Angebot mit ihnen natürlich überhaupt nicht das Gleiche wie mit den anderen. Logisch. Manche haben Probleme, Begeisterung für Schule und Lernen allgemein zuzulassen. Erlebnispädagogische Angebote sind für unseren Zentralcomputer Lernen pur. Im positivsten Sinne. Unterstützend auch für die ganz allgemeinen Lernprozesse in Mathe oder Latein. Kleines Fazit in dieser Woche: Begeisternde Angebote allein reichen noch lange nicht aus, um alle ins Boot zu holen. Es gibt zu viele, bei denen Hirnforscher sagen würden: Man muss an der Begeisterungsfähigkeit arbeiten, bevor die Flügel für Lernprozesse richtig wachsen können. Wer es geschafft hat, dem Lernen Flügel zu verleihen, der hat aber etwas für sein ganzes Leben gelernt. Es lohnt sich also wirklich. Professor Hüther erzählt dies ja sehr nachdrücklich aus der Sicht der modernen Forschung. Deshalb unsere Bitte: Fragen Sie doch immer mal wieder nach, was Ihre Tochter oder Ihr Sohn von unseren kleinen vielfältigen Flügel-Angeboten erzählen kann, die vor und nach dem Hausaufgabenmachen eingestreut sind. Wenn Sie dann die Begeisterung in den Augen glimmen sehen, dann wissen Sie, dass Ihrem Kind Flügel bei uns wachsen. Wenn Sie nichts erfahren können, dann arbeiten Sie mit uns daran, dass auch Ihr Kind irgendwann dieses begeisternde Glimmen bekommt. Ich denke, dass viele inzwischen sogar schon gut glimmen können, wenn sie davon erzählen, mit welchem Spaß sie z.B. mit Freundinnen im Pavillonvorraum auf dem Bauch liegend und flüsternd gemeinsam ihre Geographieaufgaben gelöst haben.

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