Flügelverleih meets Hattie

24. Oktober 2010

Studienwoche und eine spezielle Sichtweise

Abgelegt unter: Studienwoche — heinz.bayer @ 09:27

Studienwoche. Hilfe. Der Stundenplan ist vollkommen verändert. So viele Lehrer auf Studienfahrt. Ja klar. Doppeljahrgang. Studienfahrt ist auch Schule. Aber der Unterrichsausfall. Lernen denn unsere Kinder genug? Der Stoff. Das Abitur. Der Bildungsplan sieht Folgendes vor: 2/3 der Zeit für’s Kerncurriculum, 1/3 der Zeit für’s Schulcurriculum. Soll heißen: 1/3 soll auch für Dinge wie Exkursionen, Projekte, “Außerunterrichtliches”, das eigentlich inzwischen hochoffiziell “Innerunterrichtliches” ist. Der Bildungsplan setzt dabei die Erkenntnisse um, die wir am Faust seit vielen Jahren machen: Aktive Schüler/innen, die neben Schule noch viele andere Dinge machen, deren Eltern sich manchmal fragen, ob das nicht dem späteren Abiturssc hnitt abträglich ist, können beruhigt die Statistik anschauen: Außerunterrichtlich aktive Schüler/innen machen im Durchschnitt immer ein besseres Abitur. Ganz ehrlich: Versetzen Sie sich in die Position eines Schülers – der ja ein ganz normaler Mensch ist. So wie Sie. Sie können also seine Gefühle gut mit den Ihren vergleichen. :-) Und nun stellen Sie sich vor, Sie arbeiten an einer Schule, die neben dem unausweichlichen Lernprozess noch Dinge anbietet, an denen man Ihre Fähigkeiten messen kann und wo Sie Ihre Fähigkeiten auch unter Beweis stellen können. Kommunikation, Organisation, Musik, Technik … Sie lernen natürlich im Normalunterricht lieber, wenn Sie sich Ihr schulisches Umfeld selbst aktiv mitgestalten können. Ist doch klar. Als Erwachsener sagt man das locker. Schüler sind aber auch nur ganz normale Menschen. Nur eben jünger.  Studienfahrten sind Teil von Schule. Damit aber die dadurch bedingten Unterrichtsausfälle nicht das ganze Jahr belegen, fahren alle Kurse gleichzeitig. Logisch. Und dann packen wir gleich auch noch anstehende Exkursionen oder Projekte für einzelne Klassen ins Programm. Die ganze Schule bekommt dann einen neuen Wochenstundenplan. Dabei fällt kein Unterricht aus, sondern wird nur Unterricht neu konzipiert. Setzt natürlich auf Mitmachen und Eigenständigkeit, wenn man plötzlich einen Lehrer hat, den man sonst gar nicht hat. Eine Chance für Menschen, die sich auf Neues einlassen können. Klar erzählen die jungen Menschen, die das nicht können, vielleicht zu Hause, dass sie heute gar nichts gelernt haben. Weil der normale Fachunterricht nicht normal stattfindet. Weil Sie ihre Möglichkeiten nicht gesehen haben. Nutzen Sie dann als Eltern die Chance, mit Ihren Kindern über die Einstellung zur Eigenständigkeit im Lernen zu diskutieren. Es lohnt sich.

Studienwochen gibt es übrigens drei am Faust. Das sind 8% der Unterrichtszeit. Der Bildungsplan sieht 33% vor. Also keine Panik:

Das Abitur ist nicht in Gefahr. :-)

16. Oktober 2010

Fünferhaus – einfach so

Abgelegt unter: Fünferhaus — heinz.bayer @ 00:12

Klar haben wir ein grobes Fünferhaus-Konzept. Aber die Feinausbildung ist erst im Entstehen. Doch schon vor der endgültigen Konzeptfassung ist die Idee, die neuen Faustler in einem eigenen Haus zu empfangen, eine wundervolle, pädagogische Idee. “Haus des Zusammenhaltens” steht an einer Stelle. Das ist natürlich ein wesentliches Konzept. Ein Stufenfeeling zu erzeugen, das trägt. Jeder Erwachsene weiß, wie ungeheuer prägend und wichtig die Netzwerkbildung in der Schulzeit für die eigene Person und das eigene Lebensgefühl ist. Wie die Einstellung zum Lernen ist. Viel wichtiger als das den üblichen Beschreibungen von Schule ausgedrückt wird. Existenziell. Lebensbedeutend. Zentral wichtig für das spätere Berufsleben. Wie gehe ich durch die Welt? Wie ist mein Selbstbewusstsein derselben gegenüber? Jetzt wächst dieses Ding, das später die entscheidenden Grundlagen bringt. In der Hochphase der Pubertät von zwölfeinhalb bis sechzehneinhalb werden von vielen viele Grundlagen geparkt, um dann wieder mit siebzehn darauf zurückzugreifen. Um ein gutes Abitur zu machen. Speziell die Sache mit dem gerne lernen wird von vielen geparkt. Biologie plus Mainstream heißt der Hintergrund. “Das Gymnasium schafft es nicht, den Spaß am Lernen zu erhalten.” hört man so oft. Ich würde es vollkommen anders sagen: “Wenn man die Pubertät ins Alter von 25 schieben könnte, dann hätten die Universitäten das Imageproblem und die Gymnasien wären die Bringer.” Da bin ich der festen Überzeugung. Leider ist das seit Generationen ein schlichtes und gut funktionierendes Erklärungsmuster, das leider in Zeiten der Gehirnforschung immer mehr zerlegt wird. Die Pubertät in der Schulzeit, das ist für viele Schüler ein richtiges Problem. Und keiner kann etwas dafür. So schön das wäre, hier den schwarzen Peter abzugeben.

11. Oktober 2010

Fünferhaus – ein Traum?

Abgelegt unter: Fünferhaus — heinz.bayer @ 00:12

Liebe Leser und – innen

Verzeihen Sie mir, dass ich am Anfang doch noch etwas verhalten berichte. Nicht dass meine Begeisterung über unser Modell am Ende die Realität wild überholt. Denn an manchen Tagen denke ich irgendwie total verwundert: “War das jetzt wirklich so einfach? Warum sind wir da denn nicht früher drauf gekommen?“ Die Fünfer in einem eigenen Haus ans Faust behutsam aufzunehmen hat so enorm viele Vorteile. Auch wenn die Teppichböden die alten und die Toiletten dringend restauriert gehören. Unsere drei großen Regeln, die im Eingang hängen, sind irgendwie im Moment spürbare Realität. Haus der Ruhe. Ja tatsächlich. Es ist sehr ruhig im Fünferhaus. Ich hatte im Vorfeld immer von einer verrückten Vision gesprochen. Und viele haben gelacht. Haus der Ruhe. Mit Fünftklässlern. Mit dieser Spezie von Mensch, die eigentlich an einem Gymnasium dafür bekannt sind, dass ein Teil ihrer Gruppe unentwegt die Großen nervt und vor lauter Energie unendlich Unruhe in die Schule bringt. Und jetzt. Haus der Ruhe. Ein Witz. Oder? Aber nein. Kein Witz. Es ist so. Ich klopfe dreimal auf Holz und hoffe, dass ich Ihnen in vier Wochen noch dieselbe Botschaft übermitteln kann. Haus der Ordnung: Auch das. Im Rahmen, den wir vorfinden, ist es so. Und das Haus des Zusammenhaltens: Na ja. Das Stufenfeeling, das sich breitmacht, das konnte sich natürlich in früheren Zeiten niemals entwickeln. Wir machen unser Haus um 7 Uhr 15 auf. Die Kinder können schon so früh in ihre Klassenzimmer. Sich in die Bücherecke setzten und lesen. Sich noch einmal ihre Hausaufgaben durchsehen. Sich mit den anderen Schüler/innen aus der Stufe austauschen. Ruhig, unaufgeregt. Sehr angenehm, kann ich da als einer sagen, der die Stimmung immer am Mittwochmorgen einfängt und genießt.

Ich werde weiter berichten.

Heinz Bayer

Fünferhaus-Fan der ersten Stunde. :-)

3. Oktober 2010

Philosophie des Flügelverleihs

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 10:58

Wir lassen allen Fünfereltern in der nächsten Woche folgenden Brief zukommen, der sicher auch unsere Leser an dieser Stelle interessieren könnte:

Liebe Eltern

Die ersten Wochen sind ins Land gegangen. Unsere Nachmittagsschule hat vollen Lauf aufgenommen. Unser pädagogisches Konzept in diesem Jahr ist unserer Meinung nach weiter verbessert worden. Damit Sie jetzt noch einmal in Ruhe überlegen können, ob Sie Ihrem Kind diese Chance doch noch eröffnen wollen, hier ein paar Bemerkungen eines Uraltlehrmeisters vom Faust.
Wenn Sie unser Hausaufgabenheft studiert haben, dann kennen Sie auch schon ein wenig die Philosophie unserer Nachmittagsschule, die wir als Schule in der Schule begreifen. Wir setzen auf Eigenständigkeit und auf sich ernst nehmen. Die beiden nächsten Jahre sind für die weiteren Jahre unserer Meinung nach die Entscheidenden. Jetzt, noch vor der Pubertät, werden die wichtigen Weichen gestellt. Jetzt müssen die Schülerinnen und Schüler lernen, selbstständig Hausaufgaben zu machen, sich nicht ablenken zu lassen, Vertrauen in die eigene Person zu bekommen, Netzwerke zu knüpfen, um sich sicher in der Schule zu bewegen. Jetzt müssen die jungen Menschen lernen, sich in einer großen Gruppe gut konzentrieren zu können. Sich nicht ablenken zu lassen. Jetzt ist der Zeitpunkt angesagt, all dies zu verinnerlichen. Deshalb halten wir es für eine echte Chance, im ersten Jahr mit nur einem halben Nachmittag Unterricht das Programm der Nachmittagsschule als schulisches Starterpaket zu sehen. Weg vom Schutz der elterlichen Hausaufgabenbetreuung.
Hier knüpft man Netzwerke mit der ganzen Klassenstufe. Ein riesiger Vorteil für die persönliche Sicherheit, wenn in Klassenstufe 8 die Klassen neu gemischt werden. Hier knüpft man Netzwerke mit älteren Schüler/innen, die einen als Coachs betreuen. Das gibt von Anfang an Vorteile in der Schule, wie unsere Nachmittagsschüler immer wieder bemerken. Die Schule als Lebensraum zu begreifen ist eine gute Voraussetzung, auch den Fachunterricht besser zu meistern. In der Nachmittagsschule hat man mit unserem Lehrer/innen-Betreuungsteam Hirth, Theisohn, Schmitz, Bayer, Zürn und Illner konstante Ansprechpartner, die sich auch mit den Fachlehrer/innen kurzschließen und individuell beraten können. Mit Frau Geismann, die als Sozialarbeiterin an jedem Nachmittag vor Ort ist, ist außerdem eine Ansprechpartnerin im Boot, die sich um all die Nöte und Sorgen kümmert, die in so einem jungen Leben zwangsläufig immer mal wieder anfallen. Die Nachmittagsschule, die wir übrigens auch gerne Flügelverleih nennen, beginnt immer um 13 Uhr 45 nach dem Spieleverleih in der Mittagspause – und zwar im Pavillion. Dann ist spielerische Anfangsrunde mit allen Schüler/innen im Vorraum. Um 14 Uhr beginnt die Flüsterzeit in den 5 Klassenzimmern. Die Schüler/innen arbeiten in ihrer vertrauten Lernumgebung. Es geht in dieser Dreiviertelstunde um konzentriertes Arbeiten mit der Möglichkeit, die Coachs um Unterstützung zu bitten, mit der Möglichkeit, sich direkt an die betreuenden Lehrer/innen zu wenden. Mit der Möglichkeit, sich mit Klassenkameraden auszutauschen. Aber in erster Linie mit der Möglichkeit, zu erkennen, dass man es schafft, ohne Mutter oder Vater im Hintergrund seine Hausaufgaben souverän und kon-zentriert zu erledigen, um dann ab 14 Uhr 45 oder 15 Uhr am Zusatzprogramm teilzunehmen. Die Coachs überzeugen sich davon, das die Hausaufgaben gemacht sind. Nehmen Stichproben. Suchen nach Fehlern. Die eigentliche Überprüfung ist natürlcih wie bei all den anderen Schülern Sache des Fachunterrichts. Mit dieser Herangehensweise haben wir seit zwei Jahren beste Erfahrungen gemacht. Die meisten Kinder schaffen an den meisten Tagen ihr Pensum in nicht mal einer Stunde. Die Coachs machen immer am selben Nachmittag in der selben Klasse Dienst, können also auch als Jugendleiter für eigene Projekte gegenzeichnen. Filme drehen, Fo-togeschichten entwerfen, Musik machen, Theater spielen, Jonglieren, Basteln und und und. Es stehen immer wieder neue Dinge auf dem Programm, sodass die Nachmittage sicher nie langweilig werden. Wenn für die Dreiviertelstunde zu wenig Hausaufgaben auf sind, ist vertieftes Lernen angesagt. Vokabeln muss man immer wiederholen, unser Schrank ist voll mit Freiarbeitsmaterialien, mit denen man Schulstoff vertiefen kann.
Wir selbst sind von unserem Starterpaket „Flügelverleih am Faust“ natürlich 100% überzeugt. Verfolgen wir doch die weitere schulische Laufbahn unserer Flügelverleihkinder seit zwei Jahren mit großem Interesse und können immer wieder feststellen: Hausaufgaben gemacht und zu Hause weniger Stress, das ist das Eine. Aber die Grundsicherheit dem Leben an dieser großen Schule gegenüber, das ist die wesentliche Grundlage, die wir den Schüler/innen mit diesem Angebot mit auf den Weg geben können. Und das ist eigentlich unbezahlbar.
Aber bei uns für nur 10 Euro im Monat zu haben – egal an wie vielen Tagen Ihr Kind bei uns schulisches Selbstbewusstsein tankt. 120 Euro im Jahr. Den Rest finanzieren wir aus Landesmitteln. Bei einem Coach-Schüler/innen Kollegium von fast 70 jungen Leuten ist unsere kleine Nachmittagsschule schon ein richtig großer Betrieb geworden. An jedem Nachmittag haben im Durchschnitt 10 Coachs Dienst, damit die Betreuung auch intensiv sein kann. 2 bis 3 pro Klassenzimmer. Im Moment nehmen etwa 80 Schüler/innen der Klassen fünf (und auch noch ein paar aus sechs) unser Angebot wahr. Nachträglich ist ein Buchen der Nachmittagsschule natürlich immer noch möglich. Schnuppern genauso. Einfach um 13 Uhr 45 im Pavillion vorbeikommen. 5 Tage in der Woche.
Die offiziellen Anmeldeformulare samt Überweisungsträger gibt es dann im Bedarfsfall am Nachmittag.
So, nun hoffe ich, Ihnen die Philosophie unseres Flügelverleih inhaltlich näher gebracht zu haben. Übrigens: Unter www.faust-verleiht-fluegel.de finden Sie immer wichtige Informationen über unser pädagogisches Tun.

Mit den besten Grüßen vom Faust

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