Flügelverleih meets Hattie

22. November 2014

Vom Autopädakt bis zu den Hausaufgabenheften

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 21:39

Ja klar kann ich das machen. Einige von euch wollten den alten Autopädakten einsehen. In digitalen Zeiten ist es ja verrückterweise nicht mehr schwer, seine alten handgeschriebenen Zeilen auf pdf-Format zu pressen. Hier also die erste Grundlage für das, aus dem später dann das Fach „Grundbildung“ wurde.
Ihr müsst zum Download allerdings auf www.faust-verleiht-flugel.de gehen und dort auf “Die Otto Kraz Story”. Hier im Blog bekomme ich die großen Dateien irgendwie nicht hochgeladen.

Grundbildung.

Der Autopädakt war der Startschuss für ein neues Fach.
Das Fach, das ich vor 20 Jahren unterrichtet habe, zusammen mit Gisa und Sabine, einer Ärztin und einer Journalistin. Also damals natürlich noch in Gestalt von Oberstufenschülerinnen, die aber schon ihre spätere Profession durchscheinen lassen konnten. Sie waren sehr interessierte Mitleserinnen dieses wachsenden Buches für meine Töchter und damit für mich sehr wichtige Beraterinnen. Quasi Zeitzeugen aus dem Inneren des jugendlichen Gefühls für Lebens-Situationen. Am Ende entstand durch die vielen Gespräche über das Leben und die eigentlichen Erfordernisse, um Schule lässig machen zu können, die Idee, ein neues Fach zu entwerfen. Grundbildung. Wir hatten die verrückte Idee, Fünftklässlern eine Ausbildung zukommen zu lassen, die es ihnen ermöglichen sollte, aufrecht durch die Schule zu gehen, am Ende aufrecht herauszukommen und dabei auch noch einen guten Job als Schüler/in zu machen. Und wir haben es beantragt. Drei Stunden Grundbildung, dafür eine Stunde weniger Englisch, eine Stunde weniger Deutsch und eine Stunde weniger Musik. Und ich war kein Fachlehrer, nur Klassen- und Grundbildungslehrer. Wir hatten für Grundbildung sogar eine eigene Zeugnisrubrik erhalten und unsere ersten eigenen Beratungszeugnisse geschrieben. Alles Neuland vor 20 Jahren und sehr spannend. Und unglaublich toll, dass wir das damals vom Chef genehmigt bekamen. Hätte ja auch voll in die Hose gehen können.
Ging aber nicht. Als ich 8 Jahre später beim Abitur nachgerechnet habe, hatten unsere Grundbildungsleute eine Abischnitt von 1,9 und der Rest der Stufe von 2,5.
Wir haben gut gefeiert.
Ja, ja, ich weiß. Keine echte Beweisführung. Nicht wissenschaftlich belegt. Einzelfall. Nur einmal bei einer Klasse durchgeführt. Die These: Mach die Leute maximal fit, damit sie durch die wunderbaren Wirren der Pubertät wunderbar durchkommen, um danach richtig Gas geben zu können. In diesem Jahr Grundbildung entstand die erste pädagogische Bilderflut des Heinz Eugen B.
Die Idee: Bilder prägen sich ein, wenn man sie positiv abspeichern kann. Der schnelle Blick darauf erinnert, ohne dass man was dafür tun muss. Alles keine Wissenschaftlichkeit. Nur eigene Erfahrung. Bauchgefühle. Wir hatten viel ausprobiert, diskutiert ernst genommen, zugehört, gefilmt, geschrieben, Wettbewerbe mitgemacht, gefeiert, überlegt und immer die Klassengemeinschaft im Blick gehabt. Es gab kein Vorbild, nur die Grundsicherheit, dass es Zeit wäre, Schule neu zu denken.

Der 1,9 Schnitt war ein Glücksfall für mich. Ich habe den Schnitt damals nicht an die große Glocke gehängt, aber für ich stand fest: Das ist es. Man muss an den Unterstützungssystemen arbeiten, um am Ende nicht nur in den Fächern erfolgreich zu sein.

Wen es interessiert, ich habe auch da einmal die ersten Überlegungen und die ersten 4 Wochen Dokumente hochgeladen. www.faust-verleiht-fluegel.de. Otto Kraz Story. Viel war einfach ins Blaue rein gemacht. Ausprobiert. Verworfen. Neu aufgestellt.

Für mich war es ausreichend, gleich nach dem 1,9 Schnitt das Projekt007 ins Leben zu rufen. Die Arbeit mit den Leuten, die später Abitur2007 schreiben würden.

Projekt 007
Direkt nach dem 1,9 Abischnitt gab es eine 9. Klassenstufe, die kein Physiklehrer mehr gerne unterrichten wollte, weil sie als unbeschulbare Stufe galt. Katastrophale Arbeitshaltung ging allen Klassen als Ruf voraus. Spannend für mich, also habe ich “zugeschlagen”. Habe alle in Physik unterrichtet. Mit dem Geist des Grundbildungserfolges im Hinterkopf glaubte ich an die Macht der Bilder und an die Möglichkeit, die Schüler/innen neu aufzustellen. Ich hatte den 007-Kalender erfunden, Eltern gleich mit eingepackt, experimentiert und jede Stunde neben Physik Oberstufengrundbildung betrieben.
Die Kalender habe ich auch bei www.faust-verleiht-fluegel.de. Bei manchen 007ern hängen sie ja vielleicht noch. :-)
Das End-Ergebnis: Nicht messbar. Allerdings gab es ja auch keinen Vergleichswert. Der Abischnitt war 2,3 wie der übliche Schnitt in Baden-Württemberg. Vielleicht wäre er ja ohne das Projekt 007 schlechter gewesen. Aber mein Traum, den Grundbildungserfolg für eine ganze verschrieene Stufe zu wiederholen, ging nicht in Erfüllung. Aber noch Jahre später bekam ich Mails wie: “Zu deiner Beruhigung: Jetzt fängt das Projekt 007 an zu wirken.” Aber mein damaliges Resümee hieß: Den Turbogang finden und einlegen bringt nur etwas in den Klassen vor dem Gehirnumbau. Danach sind zu viele Lücken, um für das Abitur noch richtig massiv messbar aufholen zu können.
Also habe ich immer als Klassenlehrer von 5. Klassen mit Bildern und Visualisierungen von Lernprozessen nur so um mich geworfen. Die 1,9 Abiturschnitt, das muss ich hier gestehen, den habe ich nie mehr erreicht, aber seit damals kamen alle meine Klassen, die ich als Fünftklassklassenlehrer mit Bildern und Geschichten “bombardiert” hatte, im Schnitt immer besser weg als der Schuldurchschnitt. Aber ich hatte natürlich auch nie mehr solche wundervollen Bedingungen, 3 Stunden in der Woche “echte Lebenshilfe” unterrichten zu können.

Die Spezie “Versetzungsgefährdete”
Eine neue Stufe meiner pädagogischen Bilder-und Beratungsflut trat ein, als wir ein Jahr am Faust hatten, in dem 42 versetzungsgefährdete Schüler/innen in den zehn 7. und 8. Klassen eine Situation zehn Wochen vor den Zeugnissen mit sich brachten, dass schon bei wenigen Nichtversetzungen aus fünf kleinen Klassen vier große hätten gemacht werden müssen. Horror. Für Schüler wie für Lehrer. Manche von euch kennen mich. Ich neige in solchen Situationen gerne zum kompletten Spinnen. “Wir machen mit denen ein Mentaltraining, dass eben keiner durchfällt.“ Elfriede H stieg mit ein und wir gründeten die Power-Watcher Wochen. Sowas wie Weight-watcher nur für Lernleistungssteigerung statt für’s Abnehmen. Luden alle Versetzungsgefährdeten der beiden Stufen ein und handelten mit ihnen einen Deal aus. “Wir setzen uns für euch am Ende ein, wenn ihr jede Woche einen Wochenbericht schreibt und einmal in der Woche zum Treffen kommt und allen anderen über eure Probleme und Fortschritte berichtet. Verboten sind Fernsehen und Computerspiele. Lieber ein Jahr Amerika als ein Jahr wiederholen.”
Verrückte Erfahrung, wie das Ding abging. Von der ersten Sitzung an. Wohl schon allein die Gewissheit, dass da jemand an sie glaubte, schien ungeahnte Kräfte freigesetzt zu haben. Klar, diese Veranstaltung war neu, keiner wollte sitzenbleiben, jeder spürte, dass da was anderes ging als in der Normalschule. Wir waren als Lehrkräfte hochmotiviert, den Kolleg/innen zu beweisen, dass wir nicht spinnen. :-) Natürlich hatten uns viele vorausgesagt, dass das vergebene Liebesmühe sei. Wir haben den Kolleg/innen trotzdem angenehmere Arbeitsbedingungen verschafft, obwohl wir es für die Schüler/innen gemacht haben. Alle 42 Versetzungsgefährdeten kamen durch. Ja, damals hat das Kollegium wild geklatscht, als der Chef das auf der Konferenz verkündet hatte.

Vom Standstreifen auf die Überholspur
Das war ein echter Turbobeschleuniger für einen Heinz Eugen B. Es hatte geklappt. Mitten in der Pubertät kann man also beschleunigen. Allerdings geht das nicht von außen. Den Schalter legt man nicht um, weil Eltern oder Lehrer den richtigen Druck aufbauen. Den Schalter legt man nur selbst um. Das war die Erkenntnis.
So haben wir in den Jahren drauf in jedem Jahr die Versetzungsgefährdeten eingeladen und solche Wochen durchgeführt. Vom Standstreifen auf die Überholspur, Raus aus der Falle, Wollen wollen, Gipfeltour etc… Wir haben die Sache in jedem Jahr anders benannt. Warum? Keine Ahnung. Neuland ist aus dem Bauch heraus immer besser. Neue Namen sind erfrischend. Die Sitzenbleiberquote haben wir über die Jahre damit in etwa halbiert.
Materialien wie immer auf www.faust-verleiht-fluegel.de

Flügelverleih
Ja und dann kam die neue Idee, mit all unseren pädagogischen Erfahrungen eine Nachmittagsschule für Fünfklässler zu gründen. Flügelverleih. Frei nach Goethe: Kinder brauchen Flügel und Wurzeln. Wir mussten ja mit G8 auch eine Hausaufgabenbetreuung anbieten. Aber wir haben lieber gleich ein ganzes Konzept draus gemacht. Wen es genauer interessiert: www.faust-verleiht-fluegel.de
Irgendwo stehen dort die Grundlagen für diese kleine aber feine Schule in der Schule. Ein zauberhafter Ort, der mit großem Aufwand und sehr erfolgreich seit mit Leben gefüllt ist. Ein echter Einstieg für die Kleinen in die große Welt des Faust, begleitet von Schülercoachs. Am Anfang über 60 Stück. Ja klar, es war schon lange die große Stärke des Faust: “Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu entwickeln, sich einzusetzen, sich zu beweisen, sich zu begeistern, eigeninitiativ zu werden, sich zu finden …. dann habt ihr viel für die Zukunft getan.”
Das war unser EXPO2000 Motto. Und das war auch bei der Gründung des Flügelverleihs am Faust der zentrale Ansatz. Seitdem arbeiten wir mit einem wundervollen jungen Kollegium, das pädagogisch sehr stark daherkommt. Fachleute der Zukunft, die uns jetzt schon mit ihrer Kompetenz helfen, gute Arbeit zu leisten. Im Rahmen dieser Nachmittagsschule kam die Idee auf, Präventionsarbeit zu machen. Unterstützen, bevor die Leute versetzungsgefährdet werden. Denn man kann es schon in der 5. Klasse absehen, wer es sein wird. Die Muster sind meist dieselben. Jump&Go war so ein verrücktes Projekt. Break&Go fiel in diese Zeit und dann gab es noch die Sommerschule und sogar einmal eine Skypeschule. Und einen Öhmkalender, der natürlich irgendwie an den 007-Kalender angelehnt war. Na ja, wir haben einfach immer viel ausprobiert. Material wie immer auf www.faust-verleiht-fluegel.de

Fünferhaus
Und dann kam die Zeit des Fünferhauses. Für die meisten von euch Ex-Faustler/innen war der Pavillon Heimat von Elftklässlern. Unten drin die Oberstufencafta. Legendär.
Mit der Idee des Fünferhauses verschwand das Oberstufenflair und kam das kunterbunte Unterstufenfeeling der Extraklasse in diese Räumlichkeiten. Ein Haus nur für die Fünftklässler. Ankommen in einer ersten kleinen Welt. Die Schleuse zwischen der klitzekleinen Grundschule und dem riesigen Gymnasium. Ich war natürlich mit dabei in der ersten Klassenlehrerrunde. Habe ja das Haus immerhin mitbegründet. Für meine eigene fünfte Klasse habe ich dann ein spezielles Hausaufgabenheft entwickelt, das mit meinen Bildern gespickt voll war. Die Idee: Jede Woche ein Bild, das ich immer in SoMeLe als Aufhänger genommen habe. SoMeLe ist seit langer Zeit am Faust Pflichtstunde in Klasse 5 und 6. Soziales und Methodenlernen. Es war mein kleines Privatheft und dann wollten es alle. Also haben wir das Hausaufgabenheft für alle fünften und sechsten Klassen eingeführt. Später nur noch für die fünften Klassen. Sechs ist schon wieder anders. Absprung. Aber Klasse fünf, das hat sich dann in den Jahren danach erwiesen, da sind viele Kinder dankbar für einen Haltegriff. Für einen Bestätiger. Für einen Beruhiger. Für einen Unterstützer. Für einen Turbolader. Für einen Erfolgscoach. Für einen Freund. …
Kinder haben mir das Heft tatsächlich sehr unterschiedlich rückgemeldet. Und klar, ein Drittel hat es sicherlich nie wirklich erreicht. Für die war es eben Hausaufgabenheft. Punkt. Und Hausaufgaben sind ja einfach blöd. Damit auch so ein Heft. :-)

Aber viele haben es einfach geliebt.
Download wie immer. www.faust-verleiht-fluegel.de bei Otto Kraz.

Hatte ich das mit dem Otto Kraz eigentlich schon? Ja, doch oder? Ich unterrichte ja als Otto Kraz in Weit im Winkl. www.aufeigenefaust.com Mehr dazu dort. Wen es interessiert.

Sechs Kreuze zum Erfolg
So und jetzt? Pensionierung? Ende der pädagogischen Reise? Keine Sorge. Für was hat man Kinder. Meine älteste Tochter hat einen kleinen Verlag gegründet. www.vinclair-verlag.de Sie hat die Hausaufgabenhefte gesehen, die Erfolgsstorys gehört und wollte die Hefte verlegen. Natürlich sagt man da als Vater nicht “Nein”, wenn die Idee aufkommt, die Hausaufgabenhefte für den kritischen Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule neu zu konzipieren. Für die Unterstützung der Absprungschanze. Klasse 4 und 5. Ja und so kam es, dass die Hausaufgabenhefte das Faustland verlassen haben und nun auf dem freien Markt in Erscheinung treten. Ihr dürft ruhig davon erzählen, wenn ihr Leute kennt, die gerade Kinder in der 4. oder 5. Klasse haben. Ein wunderbares sensationelles zauberhaftes Geschenk der Extraklasse. Und ihr könnt gerne sagen: Mit dem Autor dieses Hausaufgabenheftes habe ich manch Schulfete gefeiert. :-) Ihr merkt, ich befinde mich jetzt schon außerhalb des Faust im kunterbunten, lebensprallen Werbeteil des vinclair-verlags.
Was jetzt noch als Begleitmaterial den Hausaufgabenheften folgt, ist der Elternberuhiger. Quasi die Gebrauchsanleitung, wie man als Eltern mit den Hausaufgabenheften professionell umgeht. Den schreibe ich für euch und für den Verlag meiner Tochter. Parallel. Denn das ist es eigentlich, was ich in den Ferien versprochen hatte: Einen Elternratgeber für Ex-Faustler zu schreiben.
So, wer jetzt immer noch mitliest, der hat sich eine Pause verdient.
Gruß

Der Heinz

8. November 2014

Der Autopädakt

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 11:11

Kapitel 4
Ja ich weiß, ich habe irgendwo geschrieben, dass ich wöchentlich für euren Faust-Spezial-Erziehungsratgeber, sorry, für den Elternberuhiger-für-Ex-Faustler-und-innen schreiben will. Ich wollte schon, aber ich habe diesen doofen Zeitfaktor falsch eingeschätzt. Aber jetzt gebe ich mal Gas. Ich beginne mit einem “Buch”, das ich vor genau 22 Jahren angefangen hatte zu schreiben, weil meine Töchter sich aufmachten, in die Pubertät zu kommen. Die man damals noch überwiegend auf hormonelle Umstellungen im Körper zurückführte. Ich hatte ja schon 13 Jahre Rein-Raus-Erfahrungen hinter mir. Vor 30 Jahren gefühlt im Durchschnitt in der 7. Klasse rein nach der 10. Klasse raus aus diesem Ding. Raupe Nimmersatt bis zwölf, Kokon bis 16, Schmetterling zwei Jahre vor dem Abitur. Die Zeit, in der du an den Kokon klopfst und dich fragst, ob da jemand zu Hause ist, ist schon etwas sehr Spannendes, wenn du nicht gerade Vater von dem Wesen im Kokon bist. Oder Mutter. Oder Lehrer, der dieses Erwachsenwerden aus seinem Unterricht heraushalten will, weil es ja bitteschön nichts mit Mathematik zu tun hat. Oder mit Physik oder Englisch. Da gingen sie also rein, in diesen Kokon. Vor 22 Jahren. Zuerst meine Älteste, heute Verlegerin. Damals meinte meine Jüngste beim Anblick einiger Ausfälle heraus aus dem Kokon der Älteren: “Papa, ist das jetzt die Pubertät?” Ja im Hause Bayer war Pubertät schon angekündigt. War etwas, was in Gesprächen über das Leben oft auftauchte, weil der Vater ja tagtäglich in diesem spannenden Feld gearbeitet hat und viele wilde Geschichten aus der Welt der Kokon-Schule erzählen konnte. Ich nickte damals und meinte: “Ja, ich denke schon.” Ich wusste ja wirklich selbst nicht, was sich da im Gehirn meiner ältesten Tochter abzuspielen begann. “Da geh ich nie rein!” meinte damals meine Jüngste. Heute Modedesignerin. “Und wenn ich rein muss, dann geh ich ganz schnell wieder raus!” Ja wenn das so leicht wäre. Auch sie ging rein und kam eher spät wieder raus. Vielleicht brauchen Kreative im Kokon noch mehr Zeit. Auf alle Fälle kam ich mit all meinem Wissen und meinen Weisheiten über diese wundervolle Phase des Lebens mit den “furchtbaren” Auswirkungen auf die Schule nicht mehr an meine Töchter heran. Ist ja auch so eingerichtet. Mein “wunderbares” Wissen wollte aber damals irgendwie trotzdem raus. Ich habe es in einem “mitwachsenden Buch” aufgeschrieben – damals natürlich von Hand, Computer waren noch keine Option. Und ich hatte natürlich meinen Töchtern gesagt, wo im Regal ich das Buch hinstelle. Klar haben sie damals heimlich gelesen, was der Alte da so reinschrieb. :-)
Deshalb mein Tipp an dieser Stelle: Wenn die Kids im Kokon verschwinden, schreib dir deine erzieherischen Weisheiten doch familienöffentlich von der Seele und wenn es ganz böse kommt, schreibe einfach an deine Enkelkinder und beschwere dich über ihre Mama oder ihren Papa. Auch das hat mir damals oft gut getan, wenn ich, wie jeder Vater pubertierender Töchter, manchmal in den Tisch beißen könnte.
Ja damals habe ich dann auch angefangen, meine ersten Beratungsbilder zu entwickeln. Manche verwende ich tatsächlich heute noch. Was für mich natürlich genial war, ich hatte immer Pubertätsberaterinnen in Reichweite. Schülerinnen, die gerade aus dem Kokon herausgeschlüpft waren und die mich immer beruhigen konnten. Ich habe mich natürlich immer an die heftig Wilden im Kokon gehalten, bei denen viele in der heißen Phase nur noch an Untergang dachten.
Seine eigene Pubertät kann man ja verrückterweise nicht wirklich gut herbeizitieren, weil man Dinge wie “Ernsthaftigkeit der Schule gegenüber” nicht abgespeichert hat. Verdrängt, verklärt, verschwommen. Beziehungsgeschichten kennt man dafür umso besser. Die meisten Menschen können in sich selbst sehr ernsthaft in die Kokonzeit zurückfühlen, was Beziehungsgeflechte, Auseinandersetzungen mit Freunden und Eltern und was Zukunftsträume angeht. Schule ist da eher ein blinder Fleck. Logisch. Heute weiß man dank der Gehirnforschung, warum.
Mein Tipp also am Ende dieses Kapitels: Holt euch eine Pubertätsberaterin oder einen -berater mit ins notwendige Beruhigungsboot. Jemand, der gerade als Schmetterling aus dem Kokon herausgeschlüpft ist, falls ihr da jemand kennt. Ganz junge Erwachsene können euch am allerbesten aus dem Inneren des Kokons erzählen. Sie spüren noch diese Zeit. Das entspannt enorm, wenn man sich dann den Schmetterlingszustand seiner Beraterin oder seines Beraters ansieht. :-

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