Flügelverleih meets Hattie

27. Dezember 2009

Namensgebung: Ohm und Öhm

Abgelegt unter: Ohm und Öhm — heinz eugen b @ 14:37

Der Öhmkalender hat noch ein Vorwort bekommen. Hier im Blog sollte es nicht fehlen, denn wer sich mit dem Kalender nicht beschäftigt hat, der denkt vielleicht, dass wir jetzt nur noch Kindergarten machen. Dabei steckt ein wirklich ernsthaftes Konzept dahinter. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt: Man kann einzelne Schüler/innen damit auf die richtige Spur setzen. Ein Versuch ist es also auf alle Fälle wert.
Vorwort:
Ohm, ist das nicht diese hochkomplizierte Einheit für den elektrischen Widerstand? R gleich U durch I.
Richtig. Widerstand. Den jeder kennt, der auch viel Gutes hat. Der einem einen Standpunkt verschafft. Ohne das Gefühl zu besitzen, auch im richtigen Moment dagegen halten, Widerstand leisten zu können – also ohne Selbstbewusstsein – lebt es sich nicht wirklich gut.
Schule rundum nur toll, toll, toll zu finden, das ist sicher kein Ziel. Der gewisse Widerstand ist ziemlich gesund. Dass wir Menschen uns einer solch langen Ausbildung unterziehen müssen, um unsere hochtechnisierte Gesellschaft am Leben zu erhalten, da war von der Natur ursprünglich wohl nicht so vorgesehen.
Einst waren wir Jäger und Sammler und unser Wissen bekamen wir direkt erzählt. Von Vater oder Mutter, vom Stammesältesten oder einer weisen Frau. Seither hat sich viel getan. Zwölf Jahre bis zum Abitur, dann noch einmal vier bis sechs Jahre Berufsausbildung. Bis zum Beispiel der moderne Sammler in Form eines Börsenspezialisten sammeln kann. Das Beispiel ist vielleicht ein wenig schief, sind doch die Börsensammler im zu Ende gehenden Jahrzehnt in Verruf geraten. Aber ich denke, man versteht, was ich meine: Moderne Gesellschaft mit iPhone, Solarzellen und Scype ist nicht mehr zu haben mit der „Erzähl doch mal“ Ausbildung unserer Urahnen.
Trotzdem, der Urahn in uns rebelliert natürlich bei Vokabeltests und schwierigen Fragen in der Physikarbeit. Da will er lieber hinaus in die Savanne, mit Speer bewaffnet und ein Mittagessen jagen. Aber ganz zurück in die Savanne, das will natürlich in Wirklichkeit keiner.
Zurück zur Namensgebung.
Ein bißchen Ohm muss sein! Zum Beispiel Glühbirnen. Die 100 Watt Glühbirne besitzt einen Widerstand von etwa 500 Ohm, eine 20 Watt Birne von 2500 Ohm. Eine 1000 Watt Birne brennt mit 50 Ohm. Gar kein Widerstand ist ein Kurzschluss, das macht wenig Sinn. Ein unendlich großer Widerstand nennt man Unterbrechung des Stromkreises, das macht ebensowenig Sinn. Bei ganz viel Ohm tut sich also nichts mehr.
Im Kopf zu vieler Schüler wird der Widerstand aber so hoch geschraubt, dass der Stromkreis unterbrochen ist. Das fühlt sich häufig sogar gut an, weil der Urahn in uns jubelt. Der findet das cool. Raus in die Savanne. Den Stromkreis unterbrechen.
In unserem Öhmkalender symbolisiert der Ohm den Urahn, der Öhm den modernen Menschen. Ein richtiger Öhm ist übrigens kein Streber, denn er trägt immer noch den angemessenen Ohmanteil in sich. Öhm sein heißt also nicht Kurzschluss. Öhm sein heißt, das richtige Verhältnis zu finden zwischen Stromfluss und Widerstand.
Damit die Lampe normal hell leuchtet und nicht nur funzelt oder ganz ausgeht. Gleißend hell ist auch nicht angesagt.
Da viele Schüler – speziell männliche – den modernen Öhm schon als Streber ansehen, haben sie ein echtes Problem. Denn Streber sein ist natürlich uncool. Uncool, das schreibt der Urahn vor, geht gar nicht. Deshalb oft Widerstand bis zum Abwinken. Voll-Ohm. Damit schadet man sich natürlich nur selbst. Denn die Jobs in der Savanne sind rar geworden. Die Öhms haben die besseren Startchancen.
Deshalb unser Tipp an alle jungen Öhmkalenderbenutzer: “Vergiss den Streber, nimm lieber den Öhm. Selbstbewusst, positiv, lebensprall. Sag dem Urahn in dir, dass er ein Auslaufmodell ist. Werde Öhm. Es lohnt sich. Das Leben wird leichter.”
Ja klar, ich bin auch Physiklehrer. :-)
www.faust-verleiht-fluegel.de – dort gibt es den Öhmkalender zum Nulltarif.
p.s. Der Schülerblog lohnt sich zu klicken. Filme aus Frankreich vom Feinsten. Unter Links. Da gibt es auch schon den ersten Artikel in dem angekündigten Männerrevolte-Blog für Schüler (männlich). Aber dazu später mehr.

16. Dezember 2009

Von Ohms und Öhms

Abgelegt unter: Ohm und Öhm — heinz eugen b @ 22:26

lust frust
Heute wurde der Öhmkalender 2010 im Flügelverleih vorgestellt. Also der Nachfolger vom Urpskalender. Sie verstehen nur Bahnhof? Der Urpskalender, den gibt es schon seit Jahren. Er wurde für die ersten G8 Faustschüler entwickelt, um ihnen mehr Professionalität von Lernprozessen näherzubringen. Hier das pdf zum Herunterladen. Manche kennen ja vielleicht auch den Urpskalender 2009, den wir im letzten Jahr herumgeschickt haben. 2010 heißt der Urps Öhm und anstatt dass ihm beim richtigen Umgang mit Schule und dem Leben der Kopf ausbeult, wachsen dem Öhm Flügel. Klar. „Dem Lernen Flügel verleihen“, das ist immerhin das Motto der Nachmittagsschule. Öhm’s Gegenspieler ist der Ohm. Der Öhm geht ungefähr so an die Sache ran: „Der wichtigste Lehrer bin ich selbst. Wenn ich wirklich will. Ich! Wirklich!!!! Dann versetze ich Berge. Egal wie ich meinen Lehrer finde. Der Öhm findet damit natürlich die meisten Lehrer völlig in Ordnung – im Gegensatz zum Ohm, der Lehrer prinzipiell schon mal blöd findet. Weil sie zu streng oder zu nachgiebig sind, zu schlecht bewerten, zu schlecht erklären, zu alt sind oder zu jung, zu laut oder zu leise reden, zu ungerecht sind oder zu pingelig…. Kurzum, der Ohm findet: Die Lehrer sind auf alle Fälle schuld.
Die Grundidee des Öhmkalenders: Jeder Ohm, dem natürlich nie Flügel wachsen können, kann durch bewusste Blickwinkelveränderung zum Öhm werden. Und: Der Öhm steckt in jedem von uns. Man muss ihn eigentlich „nur“ herauslassen.
Genau das „nur „ ist aber der Knackpunkt. Nicht jedem kann es so geschickt passieren wie den beiden Siebtklässlerinnen, die ihren Öhm eher zufällig frei ließen.
Ich habe diese alte Geschichte schon oft erzählt, aber sie verdeutlicht einfach gut, was wir meinen: Vor vielen Jahren in meiner Zeit als Vertrauenslehrer kamen zwei Siebtklässlerinnen mit einem Problem zu mir: Ihre Mathematiklehrerin ließ sie wohl links liegen, hatte Lieblingsschüler/innen und wie sich die beiden auch anstrengten: Es half nichts. Sie streckten und kamen einfach nie dran. Deshalb waren auch die Noten schlecht. So war ihr Bild. Also Handlungsbedarf für einen Vertrauenslehrer. Ich versprach, mit der Kollegin zu reden. Und vergaß es. Zwei Wochen später, ich hatte die Mädchen einbestellt, kamen sie wieder. Mir war es etwas peinlich, sagte erst einmal: „ Und, wie geht‘s?“ Die beiden erzählten begeistert: „Herr Bayer, man merkt einfach, dass Sie mit der Frau S. gesprochen haben. Jetzt ist alles in bester Ordnung. Wir haben auch schon beide eine gute Note geschrieben.“ Die Kollegin, die ich natürlich gleich darauf befragte, erzählte mir von einem erstaunlichen Wandel der beiden Schülerinnen. „Die machen plötzlich richtig gut mit und sind gar nicht mehr so abweisend.“ Es genügte schon, dass sie sich ernst genommen gefühlt haben. Die beiden haben übrigens ihr Matheabitur später sehr erfolgreich abgelegt.
Schon ein zufälliger Placebo kann also den Blickwinkel ändern, den Schalter umlegen und aus einem Ohm einen Öhm machen.
Übrigens: Diese Woche ist B-Woche mit kleinen Kurzfilmen. Unsere Schüler/innen sollen es schaffen, innerhalb von genau einer Minute: Eine Gruppe vorzustellen, ein kleines Interview umzusetzen oder, wie es die heutige Aufgabe war, einen kurzen Werbeclip zum Thema Ohm und Öhm zu drehen. Wir besitzen viele junge Kreativmenschen in unserem Flügelverleih.

p.s. Der Öhmkalender „erscheint“ noch vor Weihnachten, damit er für unter’n Baum ausgedruckt werden kann, falls er Sie überzeugt.
„Öhmt gut und good bye“ hat Frau Theisohn heute spontan zum Abschlussrunde gesungen.

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