Flügelverleih meets Hattie

14. April 2013

Badische Zeitung

Abgelegt unter: Flügelverleih, Fünferhaus, Gymnasialempfehlung, Pädagogisches — heinz.bayer @ 07:27

Ich habe versprochen, in diesem Blog eine Ergänzung zu einem BZ Artikel zum Thema “Akademie zum platzenden Knoten” innerhalb unseres Projekts “den Bahnhof verstehen” zu schreiben. Für die konkreten Projektinhalte verweise ich gleich einmal auf die Ausführungen in unserem  Betreuungs-Blog. www.maennerrevolte.de. Denn dort sind auch alle Betreuungsprojekte der letzten Jahre zu finden, falls man lange genug sucht. :-) Sorry, für alle Neuleser/innen. Ich bin ein pädagogischer Drauflosschreiber.  Da am Gymnasium mehr Jungs als Mädchen leistungsmäßig betreut werden müssen, heißt der Blog so.

Die pädagogische Vorgeschichte und die Grundlagen, um die Akademie zum Platzenden Knoten zu verstehen, beschreibe ich hier im Flügelverleih-Blog, der  ursprünglich ein reiner Eltern-Blog für Flügelverleiheltern war, die sich wünschten, dass sie erfahren, wie wir Flügelverleiher pädagogisch ticken und was wir so alles am Nachmittag mit den Kindern unternehmen. Da es offensichtlich viel mehr Menschen gibt, die gerne von bunt praktizierter Ganztagesschule lesen, ist es ein Blog geworden, der den Lebensraum Schule aus der Sicht von einem großen Betreuungsteam der besonderen Art beschreibt, das eng vernetzt ist mit der komplexen Gedankenwelt des Faust.

Der Schreiber selbst, also ich, Fachabteilungsleiter für Schulentwicklung und totaler Flügelverleih-Fan und seit Jahrzehnten vernarrt in unsere vielfältigen pädagogischen Konzepte, mit aktiven Schüler/innen am Faust wundervolle Projekte loszutreten und Arbeitsgemeinschaften zu fördern, weil sie Schule als Lebensraum aufbauen helfen, habe in diesem ganzen Zusammenhang auch entdeckt, wie gerne ich einfach drauflosschreibe, was uns im Team am Herzen liegt. Weil es auch innerhalb eines meiner Aufgabenfelder als Fachabteilungsleiter sehr viel vereinfacht – bei der Kommunikation mit unseren Eltern. Man muss Schule heute gut erklären, weil sie sonst oft nicht mehr verstanden werden kann.

Zum Beispiel finde ich es immer noch vollkommen unwirklich, dass wir unter Rot-Grün offensichtlich unseren Chor, unser Theater und unser Orchester verlieren sollen. Ich glaube irgendwie immer noch dran, dass unser Kultursminister demnächst laut auflacht und meint: “April, April. Mit uns streicht man doch keine musischen Arbeitsgemeinschaften. Wir sind doch angetreten, um Schule besser zu machen.”

Das alles den Eltern vermitteln kann ich leider nicht in Kurzform. Wenn ich schreibe, schreibe ich. Sorry. Und drauflos. Das hat mein Deutschlehrer früher schon bemängelt. Und meine “Unds” am Satzanfang.

Ok. Ich beginne mal.

Der Pavillon.

Schulkenner wissen, dass wir unsere fünften Klassen in einem eigenen Pavillon mit fünf Klassenzimmern unterrichten – genannt Fünferhaus. Unsere Neuen kommen zum Teil von sehr kleinen Grundschulen und waren in früheren Zeiten in der fünften Klasse von einer weit über tausend Schüler/innen-Schule oft wie erschlagen. Unser Fünferhaus ist klein und überschaubar und mit einer Stufenpädagogik ausgestattet, die das Ankommen am Faust erleichtert. Am Nachmittag findet im selben Gebäude der Flügelverleih statt. Eine Mischung von Hausaufgabenbetreuung und sozialem Lebensraum Schule. 50 bis 70 Coachs aus den Klassen 9 aufwärts arbeiten dort. Immer zwei pro Klassenraum. Betreut und angeleitet von einem Sozialarbeiter und betreuenden Lehrer/innen. Eine kleine eigene Schule in der Schule. Netzwerkbildend in vielfältiger Hinsicht. Keine Verpflichtung hinzugehen und doch seit Jahren voller Leben. Schon jetzt haben sich wieder 60% der nächsten Fünfergeneration angemeldet.

Goethe

“Zwei Dinge sollen Kinder bekommen: Wurzeln und Flügel.” schrieb schon J.W. Goethe. Im “Flügel”, wie viele Coachs unser Nachmittagsschule nennen, versuchen wir mit einem jungen und sehr kompetenten Kollegium aus späteren Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Personalchef/innen, Betriebswirt/innen etc , dem Lernen bei der Hausaufgabenbetreuung Flügel zu verleihen und die notwendigen Wurzeln versuchen wir durch Identifikation mit der Schule über die durch diese Anfangsarbeit entstehenden personellen Netzwerke innerhalb der Jahrgänge und natürlich auch jahrgangsübergreifend wachsen zu lassen. “Stufenfeeling” ist bei uns eine wichtige Diskussions-Grundlage in der Stufenpädagogik von Klasse 5 bis 7. In Klasse 8 muss es möglichst wenig Reibungsverluste bei der Neuzusammensetzung von Klassen geben. Immerhin weiß man, dass eine angenehme Lernumgebung das A und O in Sachen erfolgreiches Lernen ist. Und Klasse 8 ist Vollpubertät. Das war früher mit hohem Pädagogischem Einsatz in Sachen Mobbing verbunden. Heute ist die Neuverteilung kein besonderes Konfliktfeld mehr, weil es in Klasse 7 schon ein Stufenfeeling gibt. Fünferhaus, Sechserstockwerk, Siebenerflur …. so versuchen wir, dieser Grundidee gerecht zu werden. Und zu Beginn: Flügel verleihen.

Grundschulempfehlung

Ob wir den Wegfall der Grundschulempfehlung denn merken, werden wir in letzten Zeit oft gefragt. Denn alle Flügelverleihlehrer/innen sind auch meist parallel in der fünften Klassen tätig, um möglichst viel Gespür für einen Jahrgang zu entwickeln. Jeder Jahrgang ist anders, so ist unsere Erfahrung. Und somit die Betreuung für jeden neuen Jahrgang eine Neuentwicklung. In diesem Jahrgang müssen wir unsere frühere Personalcoachidee, wieder aufleben lassen. Der wegfallenden Grundschulempfehlung sei Dank. Wenn nun einzelne Kinder mit schlechter Werkrealschulempfehlung bei uns angemeldet sind und einfach nirgendwo Land sehen, furchtbare Noten schon in der 5. Klasse ertragen müssen und häufig auf der Krankenstation liegen oder zu Arbeiten schon gar nicht antreten können, dann benötigt man neue Konzepte für den richtigen Umgang mit der neuen Situation. Die positive Statistik in Sachen Chancengleichheit vor Ort ausbügeln, dass die Kinder keinen Knacks für’s Leben bekommen. Ich gehe so weit, zu behaupten, dass im Moment manche Kinder gerade deshalb kein Abitur machen werden, weil ihre Eltern sie entgegen der Empfehlung der Grundschullehrer/innen auf’s Gymnasium geschickt haben. Über 50% machen heute übrigens ihr Abitur nicht am allgemeinbildenden Gymnasium. Aber das nur am Rande. Mit unserer pädagogischen “Unterstufen-Denkfabrik Flügelverleih” können wir zumindest neue Ideen entwerfen, wie wir am sinnvollsten damit umgehen lernen, einen Betreuungs-Spagat auch ohne zu viele Einbußen für die Leistungsstarken durchzuführen.

Möglichkeiten

“Ja man liest doch jetzt immer mehr von diesem individualisierten Unterricht, der auch den Klugen klüger macht. Damit geht das doch ganz einfach,” denken sich viele.

Da bricht ein knappes “Hahaha” aus jemand heraus, der seit 35 Jahren an der Schulentwicklungsbasis eines großen Landgymnasiums arbeitet. Ich denke, dass ich hier auch wirklich einmal zumindest kurz und auch laut lachen darf. Unsere Meinung: Mit dem Wegfall der Grundschulempfehlung wirft man uns ins kalte Wasser der wundervollen Vorstellung vom nachhaltigen Lernen von Kindern als “Baumeister ihrer Selbst”, wie Maria Montessori es beschrieb, kombiniert mit dem Lehrer als Coach, der meist nur Hilfestellung beim selbstständigen Lernen gibt und Kinder deshalb zauberhaft im eigenen Lerntempo lernen lässt. Da träumt man leider an der gymnasialen Realität vorbei. An den Werkrealschulen hat man in diese Richtung schon richtig viel auf den Weg gebracht. Aber diese Schulform bringt man ja gerade mit dem Wegfall der Empfehlung zum Austrocknen, weil jetzt noch weniger Schüler/innen angemeldet werden.

Der Philosoph

Der Philosoph Richard David Precht formuliert in seinem neuen Buch “Anna, die Schule und der liebe Gott” 10 überzeugende Prinzipien für eine Bildungsreform: 1. Kinder wollen lernen 2. Jedes Kind ist anders 3. Vergesst die Fächer 4. Bildet Lernteams 5. Vertieft Beziehungen 6. Fördert Werte 7. Verschönert Lernorte 8. Trainiert die Konzentration 9. Schafft die Noten ab 10. Lasst ganztägig lernen.

Ja es ist, als wäre Herr Precht auf einem unserer Flügelverleihsitzungen dabei gewesen. Für eine kleine überschaubare Entwicklungs-Ecke an einer Schule, ausgestattet mit Deputatsstunden, speziell auch zum kontinuierlichen Neu-Entwickeln und Visionen wälzen, sind solche Überlegungen tatsächlich greifbar. Aber der Flügelverleih ist wie eine kleine Privatschule in der Schule, die ohne Noten auskommt und ein Coach-zu-Schülerverhältnis von 1:5 hat. Mit unserer neu gegründeten “Akademie zum Platzenden Knoten” innerhalb des Flügelverleihprojekts “Den Bahnhof verstehen” versuchen wir sehr gezielt, individuelles Lernen auf konkrete Beine zu stellen. Aber lieber Herr Kultusminister: Wir schütteln das nicht aus dem Ärmel. Da müssen wir viel dafür tun. Und für eine ganze Schule ist das echte große Entwicklungsarbeit.

Kaltes Wasser

Zu meinen, eine ganze Schule könne man schnell zu traumhaften neuen individualisierenden Lern-Formen bringen, indem man sie mit dem Wegfall der verpflichtenden Grundschulempfehlung komplett ins kalte Wasser wirft und meint, dass jetzt bitteschön alles gut und außerdem ja jetzt die Chancengleichheit schlagartig gewachsen sei und dass man dabei gleichzeitig noch die Haushaltskonsolidierung im Auge haben darf und alles, was Zusatzangebot heißt, doch bitte gerne streichen würde, also natürlich auch Deputatsstunden für die Hausaufgabenbetreuung (Weil sie doch inzwischen an vielen Schulen eingerichtet ist und dann offensichtlich von selbst läuft), der läuft stark Gefahr, einen pädagogischen Bumerang ins Leben zu rufen, dessen erzeugte Schäden später sehr viel Geld kosten werden. Wenn ich denke, wie vielen Schüler/innen wir mit unseren Betreuungsprogrammen helfen, nicht sitzenzubleiben, dann würde ich einfach behaupten: Nehmen Sie unsere spezielle Betreuungs-Zusatzarbeit weg, dann kosten die Sitzenbleiber den Steuerzahler garantiert mehr als unsere Betreuungsdeputatsstunden. Da wette ich drum. Und wenn gute Schulkultur kaputtgespart wird, kann man sie auch nicht ein paar Jahre später einfach wieder aus der Schublade holen. Warum kommt eigentlich nicht endlich mal jemand auf die Idee, das Kultusministerium parteienübergreifend zu besetzen, damit wir aus diesem ewigen Legislaturperioden-Auf-und-Ab herauskommen könnten.

Der pädagogische Kamm

Sie merken, dass mir hier als altem Schulentwicklungsurgestein kurz vor der Pensionierung der pädagogische Kamm schwillt. Ich habe viele Bildungsreformen erlebt, ab noch nie solche, bei denen ich gedacht habe: Richtig gute Ideen, die man in Ruhe weiter verfolgen sollte, behutsam vor Ort weiterentwickeln, schöne Visionen, wenn man sich darauf vorbereiten könnte, aber gleichzeitig drehen sie den Hahnen zu, dass es leider wieder nur Stückwerk bleibt. Statt dass ein Meisterstück draus wird. Frust pur. Hilfe, was für Chancen werden hier nur verspielt. Den Flügelverleih mit all seinen prallen, bunten, zukunftsträchtigen Facetten könnte schon im nächsten Jahr mit diesen kleinen Einsparungen austrocknen. Dabei arbeiten wir möglicherweise genau nach den Vorstellungen, von denen so manche hochrangigen Bildungsplaner im Moment träumen. Aktuell hat man bei der Organisation von Schule vor Ort ein mulmiges Gefühl. Da ist ein Fisch, der heißt Pflichtunterricht. Und dann kommt jemand auf die Idee, dass das Wasser eigentlich eingespart werden könnte. Oder wie bei einem Künstler, der ein wunderbares buntes Bild in die Welt gesetzt hat und jetzt erfährt, dass er es nur in Graustufen ausstellen darf. Ach wissen Sie was. Ich höre für heute auf. Kommen Sie doch einfach später mal wieder vorbei. Und drücken Sie uns die Daumen, dass Sie nicht beim Untergang des Flügelverleihs zuschauen müssen.

Gemalt

Ich könnte zum Schluss ja vielleicht noch unsere Vorstellungen von Schullaufbahn aufmalen. Schafft die Noten ab, meint Precht. Wir meinen: Nehmt die Noten in einem gewissen Rahmen nicht so wichtig. Es kommt darauf an, was am Ende steht.

Mit dem Wegfall der Grundschulempfehlung fördert man die Möglichkeit, dass Eltern nur wegen dem Satz: “Aber mein Kind geht auf’s Gymnasium” die falsche Entscheidung treffen. So ein Fehlstart ist ein Selbstbewusstseinskiller.

Wir müssen dieses Problem jetzt trotzdem lösen, sonst lassen wir diese armen Chancengleichheitkinder auch noch im Stich. Die Politik schmückt sich mit ihnen und sie selbst leiden leise. Oder lautstark. Klar, jetzt muss eben die “Beratung” in der fünften Klasse nachgeholt werden. Die heißt nun leider auch Fünfen und gar Sechsen im Zeugnis. Dabei müsste man einfach mal klar machen, dass Gymnasium allein inzwischen kein Vorteil mehr ist, wenn 62% eines Jahrgangs wie in Freiburg, Gymnasiasten werden. Für viele gäbe es erfolgreichere Wege zum Abitur. Aber da steht noch eine langwierige Überzeugungsarbeit ins Haus unserer Gesellschaft.

Ja ist gut, ich höre ja auf. :-)

13. Januar 2012

Flügelverleih im vierten Jahr

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 16:35

Ok. Ich blogge also  wieder in Sachen Nachmittagsschule. Wir schreiben das vierte Jahr Flügelverleih. Ich beginne mit diesem Blog, Bilanz zu ziehen. Ich denke, dass wir einen recht erfolgreichen Ansatz gefunden haben. Unsere traditionellen Fähigkeiten an der Schule, Jugendlichen hohe Selbstständigkeit zuzutrauen, kommt hier voll zum Tragen. Vor gut zehn Jahren waren wir Expo 2000 Projekt. Titel “Schülerschule”. Damals ging es um außerunterrichtliche Themen. Damals ging es um Rockcafé, OpenAir, Tonstudio und Solare Zellen. Jahrbuch, Weihnachtsbasar und um 3 % hochaktive Schüler/innen eines Jahrgangs, die mit den 10 % ihres eigenen Umfelds einer Schule ein ganz eigenes Aussehen geben können. Die die Schule verändern können. Den Fachleute der Zukunft schon an der Schule eine ernsthafte Bühne schaffen. Das war und ist das Erfolgsrezept. Open Air und Kultcafé, wie heute das Rockcafé heißt, gibt es immer noch. Neue außerunterrichtliche Bereiche sind dazu gekommen. Andere sind verschwunden. Teams kommen und gehen oft mit den Menschen, die dann am Ende bei uns ihr Abitur machen. In den Zertifikaten für unsere Coach stehen folgende Sätze. Sie kennzeichnen unser pädagogisches Prinzip:

DIE ZENTRALEN AUSSAGEN DES KONZEPTS DER FAUSTEAMS

Studioteam, Podcastteam, Programmierteam, Schülerbüro-Team, Patenteams, Aktionsteams, OpenAirTeam, Sprecherteams, Lerncoachteam, SMV-Aktive … sind aktuelle eigenständige Schülerteams am Faust-Gymnasium innerhalb des Gesamtkonzepts „fausteams“. Sie bauen auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und die speziellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, die momentan auf der Schule sind.

„3% eines Jahrgangs sind innerhalb der Schule hochaktiv, wenn man ihnen eigenverantwortlich die Möglichkeit dazu gibt. Mit dem persönlichen Umfeld werden daraus 10% Aktive. Und 10% Aktive können das Bild einer Schule wesentlich verändern, wenn man dies zulässt.“ So unsere zentralen Konzeptaussagen, die im Rahmen des anerkannten dezentralen EXPO2000 Projekts „Schülerschule“ veröffentlicht wurden. Sie gelten immer noch.

…. gehörte als Lerncoach zum Kreis der Aktiven am Faust.

Etwa 70 Lerncoachs arbeiten z.Z.. am Faust-Gymnasium in der faustspezifischen Nachmittagsschule, genannt Flügelverleih, bei der Hausaufgabenbetreuung und bei den Zusatzangeboten. „Dem Lernen Flügel verleihen“ lautet das Motto.

Die Idee: Die zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Ausbildner/innen, Professor/innen etc. mit ihren Fähigkeiten schon früh in die Schule einzubinden. Zum Vorteil beider Seiten. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben am Faust-Gymnasium ein exklusives, zusätzliches, junges Schülerkollegium, das mit eigenen Arbeitsverträgen und mindestens 3 pädagogischen Tagen im Jahr hochwertige Arbeit macht.

Im Juli 2011 wurde die Arbeit der jungen Kolleg/innen mit dem Bürgerpreis2011 gewürdigt. (siehe Rückseite) ……….. gehörte zu diesem Kollegium.

Ohne aktive Schüler wie …….. wäre das Konzept des Flügelverleihs nicht umsetzbar.

28. Mai 2011

Flügelverleih und Zertifikate

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 15:01

Liebe Leserinnen und Leser

Jetzt bin ich auf diesem  Blog doch sehr weit von seinem Ursprung abgedriftet. Vielleicht sollte ich den zwischendurch wieder einmal aktualisieren. Damit Sie als Neuleser/in wissen, wo Sie sich  hier beim Lesen befinden.

Eigentlich ist dieser Blog einfach eine Erzählplattform für Eltern der Schülerinnen und Schüler, die sich am Faust-Gymnasium für die Nachmittagsbetreuung angemeldet haben. Flügelverleih am Faust. Die Grundidee haben wir geklaut, ich gestehe. Die Namensfindung fiel mit dem Wettbewerb Deutscher Schulpreis zusammen. „Dem Lernen Flügel verleihen“ war dort das Wettbewerbsmotto.

Na ja. Im ersten Flügelverleihjahr vor 3 Jahren hieß die Information für die Eltern „Nachmittag am Faust“ und war eine pdf Datei, die wir als Newsletter direkt verschickten. „Machen Sie das bitte weiter“ war die große Bitte vieler Eltern des ersten Nachmittagsschuljahres. So entstand dieser Blog. Weil das Nachmittags-pdf auch häufig kreuz und quer weitergeschickt wurde.

Und so also habe ich mich doch tatsächlich zum echten Blogger entwickelt, der sich einfach traut, hinzusitzen, pädagogisch zu plaudern, auch richtig Spaß daran zu finden und am Ende das Ganze allen Eltern und Interessierten zugänglich zu machen. Und „und“ an den Anfang von Sätzen zu stellen. Meine spezielle Art der Elternarbeit, die an der Schule nebenbei auch zu meinen Aufgabenfeldern gehört. Elternarbeit mit der Kaffeetasse im Garten am Laptop. Schade dass das mein Deutschlehrer nicht mehr  erleben durfte. Inhalt war schon immer ok. Aber mit meinem Stil, da konnte ich leider in der Schule nie punkten.  Und „und“ am Anfang von Sätzen fand er zum Haare ausraufen.

Na ja. Zurück zum Flügelverleih. Dessen Konzept hat sich als sehr leistungsstark erwiesen. Zumindest scheint unser Ruf so gut zu sein, dass sich für das nächste Schuljahr der Großteil der Fünfer schon mal angemeldet hat . Die Coachs sind auch richtig gut geworden. Wir gehen jetzt schon an die Bewerbungen für das nächste Jahr. Jeder Coach muss eine schriftliche Bewerbung abgeben und dann ein Bewerbungsgespräch führen. Wenn er am Ende genommen wird, gibt es einen Vertrag für ein Jahr. Coach wird man ab Klasse 9.

Den Ablauf der Betreuung werden wir auch im nächsten Schuljahr beibehalten. Zwischen 13 Uhr und 13 Uhr 45 ist Spieleverleih. Auch da sitzen schon immer 2 Coachs, die für die Kinder Anlaufstelle sind. Und dann, Punkt 13 Uhr 45: „Aaaaanfangsruuuuunde!!!!“ Spiele für die alle Kinder im Vorraum. Klassen- und stufenübergreifend. Und für die die Betreuer: Coachbesprechung in einem Klassenzimmer. Was so ansteht. Auf was man Wert legen muss. Was letzte Woche war, was man sich vornehmen sollte, wo es Probleme gibt, wer welches Zusatzprogramm anbietet. Es sind immer mindestens zwei Lehrer/innen bzw die Sozialarbeiterin dabei. Unsere Sozialarbeiterin eigentlich immer. Kontinuität ist wichtig. Die Angebote in der Zusatzzeit werden von den Coachs mitgeteilt, bevor die Schüler/innen zum Hausaufgaben machen in die 5 Klassenzimmer gehen, in denen die Coachs sie dann schon erwarten. „Flüsterzeit“ nennen wir die Zeit, in der die Hausaufgaben möglichst konzentriert gemacht werden sollen. Dass das Flüstern eine echte Herausforderung ist, das wissen alle. Aber trotzdem: es ist eigentlich wirklich meist recht leise, das muss man schon sagen und den Coachs hier einmal Respekt zollen. Da arbeiten immerhin in einem eigenen jungen Kollegium 70 zukünftige Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen usw. immer zwei pro Zimmer. Immer in derselben Tagesbesetzung. So entstehen natürlich echte Netzwerke für die Fünft- und Sechsklässler. Frühestens ab 14  Uhr 45 beginnt die Zusatzzeit. Das ist natürlich für unsere Flügelverleihkinder der wichtigste Teil des Flügelverleih-Nachmittags. Ist ja auch nur menschlich. Dass das Vergnügen nach der Arbeit was Wunderbares ist. Na ja und um 15 Uhr 20 ist dann Abschlussrunde, in der mit einem ganz eigenen Ritual alle Coachs das Arbeitsverhalten der Schüler von diesem Nachmittag rückmelden. Im Moment  schreibe ich übrigens auch mal wieder Zertifikate für die Abiturient/innen. In der Zwischenzeit richtig wichtig für Bewerbungen. Das liest sich dann etwa so:

….. „Petra Mustermann“ gehört als Lerncoach zum Kreis der Aktiven am Faust. Etwa 70 Lerncoachs arbeiten z.Zt. am Faust-Gymnasium in der faustspezifischen Nachmittagsschule, genannt Flügelverleih, bei der Hausaufgabenbetreuung und bei den Zusatzangeboten. „Dem Lernen Flügel verleihen“ lautet das Motto. Die Idee: Die zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Ausbildner/innen, Professor/innen etc mit ihren Fähigkeiten schon früh in die Schule einzubinden. Zum Vorteil beider Seiten. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben am Faust-Gymnasium ein exklusives, zusätzliches, junges Schülerkollegium, das mit eigenen Arbeitsverträgen und mindestens 3 pädagogischen Tagen im Jahr hochwertige Arbeit macht. „Petra“ gehörte zu diesem Kollegium. Ohne aktive Schülerinnen wie „Petra Mustermann“ wäre das Konzept des Flügelverleihs nicht umsetzbar. Wir bescheinigen ihr mit diesem Zertifikat Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Ideenreichtum bei der Betreuung junger Menschen und einen äußerst angenehmen und positiven Umgang mit jüngeren Schüler/innen. Also Coach hat sie eine zuverlässige und professionelle Arbeit gemacht……

4. Dezember 2010

Meistens sind die Daumen oben.

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 10:18

In der Nachmittagsschule gibt es Rituale.

Zu Beginn ist es die gemeinsame Anfangsrunde mit Blick auf Netzwerkbildung. Spielen schafft dies. Netzwerkfähig zu sein ist eine immer wichtigere Schlüsselqualifikation der modernen Berufswelt. Wo, wenn nicht in der Schule, kann man Netzwerkfähigkeit lernen. Netzwerkfähige Menschen sind flexibler. Netzwerkfähige Klassen sind erfolgreicher. Ganz klar. Je mehr junge Menschen sich als Teil eines Netzwerks verstehen, desto sicherer fühlen sie sich, desto weniger bedürfen sie dauernder Einzel-Aufmerksamkeit, um arbeiten zu können. Wir leben in einer prallvollen, individuelle Erlebniszeit für Kinder. Die hat natürlich viele wundervolle Komponenten für das aktuelle Leben, aber eben auch einige schwierige Komponenten für das Arbeiten in einem Klassenverband mit 30 Schülerinnen und Schülern.

Ich habe dieses Thema übrigens im Moment auch in meinen beiden Bayer-Spezialblogs verarbeitet. Wer sich also weiter hier vertiefen will, darf gerne www.maennerrevolte.de für die Problematik des „Bildungsverlierers Mann“ oder www.opakoffer.de für die pädagogischen  Überlegungen eines alten Schul-Praktikers, Lehrerfortbildners und neun Monate alten Opas zum Thema frühkindliche Erziehung klicken. Zurück zu den Daumen. In der Nachmittagsschule gehen im Schlussritual inzwischen meist die Daumen richtig senkrecht nach oben. Die Daumen der Coachs, die in der Schlussrunde immer erzählen, wie erfolgreich sich die Schülerinnen und Schüler unseres Flügelverleihs in der Flüsterzeit beim Hausaufgabenmachen geschlagen haben. Hierbei geht es natürlich um den Schlüssel-Faktor Eigenständigkeit und Konzentration. Konzentriert arbeiten, obwohl man nebenher locker seine Späßchen mit den noch anwesenden Schülern haben könnte. Das ist der langfristig gesehene viel größere Lernerfolg als der kurzfristige durch die Hausaufgaben selbst. Wer es in der 5. oder 6. Klasse gelernt hat, sich in einem Netzwerk aufzuhalten und trotzdem konzentriert sine eigene Sache machen zu können, der hat auch für die folgenden Jahrgangsstufen Wesentliches mitgenommen. Man sieht das schon jetzt an den schulischen Leistungen sehr vieler SchülerInnen, die bei sich uns im Flügelverleih vor ein, zwei Jahren offensichtlich starke Flügel haben verleihen lassen. Flügel kann man sich übrigens nur eigenaktiv verleihen lassen. Aufgezwungene Flügel wachsen nicht an.

3. Oktober 2010

Philosophie des Flügelverleihs

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 10:58

Wir lassen allen Fünfereltern in der nächsten Woche folgenden Brief zukommen, der sicher auch unsere Leser an dieser Stelle interessieren könnte:

Liebe Eltern

Die ersten Wochen sind ins Land gegangen. Unsere Nachmittagsschule hat vollen Lauf aufgenommen. Unser pädagogisches Konzept in diesem Jahr ist unserer Meinung nach weiter verbessert worden. Damit Sie jetzt noch einmal in Ruhe überlegen können, ob Sie Ihrem Kind diese Chance doch noch eröffnen wollen, hier ein paar Bemerkungen eines Uraltlehrmeisters vom Faust.
Wenn Sie unser Hausaufgabenheft studiert haben, dann kennen Sie auch schon ein wenig die Philosophie unserer Nachmittagsschule, die wir als Schule in der Schule begreifen. Wir setzen auf Eigenständigkeit und auf sich ernst nehmen. Die beiden nächsten Jahre sind für die weiteren Jahre unserer Meinung nach die Entscheidenden. Jetzt, noch vor der Pubertät, werden die wichtigen Weichen gestellt. Jetzt müssen die Schülerinnen und Schüler lernen, selbstständig Hausaufgaben zu machen, sich nicht ablenken zu lassen, Vertrauen in die eigene Person zu bekommen, Netzwerke zu knüpfen, um sich sicher in der Schule zu bewegen. Jetzt müssen die jungen Menschen lernen, sich in einer großen Gruppe gut konzentrieren zu können. Sich nicht ablenken zu lassen. Jetzt ist der Zeitpunkt angesagt, all dies zu verinnerlichen. Deshalb halten wir es für eine echte Chance, im ersten Jahr mit nur einem halben Nachmittag Unterricht das Programm der Nachmittagsschule als schulisches Starterpaket zu sehen. Weg vom Schutz der elterlichen Hausaufgabenbetreuung.
Hier knüpft man Netzwerke mit der ganzen Klassenstufe. Ein riesiger Vorteil für die persönliche Sicherheit, wenn in Klassenstufe 8 die Klassen neu gemischt werden. Hier knüpft man Netzwerke mit älteren Schüler/innen, die einen als Coachs betreuen. Das gibt von Anfang an Vorteile in der Schule, wie unsere Nachmittagsschüler immer wieder bemerken. Die Schule als Lebensraum zu begreifen ist eine gute Voraussetzung, auch den Fachunterricht besser zu meistern. In der Nachmittagsschule hat man mit unserem Lehrer/innen-Betreuungsteam Hirth, Theisohn, Schmitz, Bayer, Zürn und Illner konstante Ansprechpartner, die sich auch mit den Fachlehrer/innen kurzschließen und individuell beraten können. Mit Frau Geismann, die als Sozialarbeiterin an jedem Nachmittag vor Ort ist, ist außerdem eine Ansprechpartnerin im Boot, die sich um all die Nöte und Sorgen kümmert, die in so einem jungen Leben zwangsläufig immer mal wieder anfallen. Die Nachmittagsschule, die wir übrigens auch gerne Flügelverleih nennen, beginnt immer um 13 Uhr 45 nach dem Spieleverleih in der Mittagspause – und zwar im Pavillion. Dann ist spielerische Anfangsrunde mit allen Schüler/innen im Vorraum. Um 14 Uhr beginnt die Flüsterzeit in den 5 Klassenzimmern. Die Schüler/innen arbeiten in ihrer vertrauten Lernumgebung. Es geht in dieser Dreiviertelstunde um konzentriertes Arbeiten mit der Möglichkeit, die Coachs um Unterstützung zu bitten, mit der Möglichkeit, sich direkt an die betreuenden Lehrer/innen zu wenden. Mit der Möglichkeit, sich mit Klassenkameraden auszutauschen. Aber in erster Linie mit der Möglichkeit, zu erkennen, dass man es schafft, ohne Mutter oder Vater im Hintergrund seine Hausaufgaben souverän und kon-zentriert zu erledigen, um dann ab 14 Uhr 45 oder 15 Uhr am Zusatzprogramm teilzunehmen. Die Coachs überzeugen sich davon, das die Hausaufgaben gemacht sind. Nehmen Stichproben. Suchen nach Fehlern. Die eigentliche Überprüfung ist natürlcih wie bei all den anderen Schülern Sache des Fachunterrichts. Mit dieser Herangehensweise haben wir seit zwei Jahren beste Erfahrungen gemacht. Die meisten Kinder schaffen an den meisten Tagen ihr Pensum in nicht mal einer Stunde. Die Coachs machen immer am selben Nachmittag in der selben Klasse Dienst, können also auch als Jugendleiter für eigene Projekte gegenzeichnen. Filme drehen, Fo-togeschichten entwerfen, Musik machen, Theater spielen, Jonglieren, Basteln und und und. Es stehen immer wieder neue Dinge auf dem Programm, sodass die Nachmittage sicher nie langweilig werden. Wenn für die Dreiviertelstunde zu wenig Hausaufgaben auf sind, ist vertieftes Lernen angesagt. Vokabeln muss man immer wiederholen, unser Schrank ist voll mit Freiarbeitsmaterialien, mit denen man Schulstoff vertiefen kann.
Wir selbst sind von unserem Starterpaket „Flügelverleih am Faust“ natürlich 100% überzeugt. Verfolgen wir doch die weitere schulische Laufbahn unserer Flügelverleihkinder seit zwei Jahren mit großem Interesse und können immer wieder feststellen: Hausaufgaben gemacht und zu Hause weniger Stress, das ist das Eine. Aber die Grundsicherheit dem Leben an dieser großen Schule gegenüber, das ist die wesentliche Grundlage, die wir den Schüler/innen mit diesem Angebot mit auf den Weg geben können. Und das ist eigentlich unbezahlbar.
Aber bei uns für nur 10 Euro im Monat zu haben – egal an wie vielen Tagen Ihr Kind bei uns schulisches Selbstbewusstsein tankt. 120 Euro im Jahr. Den Rest finanzieren wir aus Landesmitteln. Bei einem Coach-Schüler/innen Kollegium von fast 70 jungen Leuten ist unsere kleine Nachmittagsschule schon ein richtig großer Betrieb geworden. An jedem Nachmittag haben im Durchschnitt 10 Coachs Dienst, damit die Betreuung auch intensiv sein kann. 2 bis 3 pro Klassenzimmer. Im Moment nehmen etwa 80 Schüler/innen der Klassen fünf (und auch noch ein paar aus sechs) unser Angebot wahr. Nachträglich ist ein Buchen der Nachmittagsschule natürlich immer noch möglich. Schnuppern genauso. Einfach um 13 Uhr 45 im Pavillion vorbeikommen. 5 Tage in der Woche.
Die offiziellen Anmeldeformulare samt Überweisungsträger gibt es dann im Bedarfsfall am Nachmittag.
So, nun hoffe ich, Ihnen die Philosophie unseres Flügelverleih inhaltlich näher gebracht zu haben. Übrigens: Unter www.faust-verleiht-fluegel.de finden Sie immer wichtige Informationen über unser pädagogisches Tun.

Mit den besten Grüßen vom Faust

23. September 2010

Zweitausendzehn/elf

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 22:50

Der Flügelverleih hat begonnen und verleiht sie wieder, verleiht dem Lernen Flügel. Wir sind überzeugt, dass sich unser Angebot für unsere Kunden am Ende sehr positiv in Noten ausdrücken wird. Bei uns lernen die Schülerinnen und Schüler mehr als nur Hausaufgaben machen.

Ja ist ja schon gut. Keine Sorge. Sie müssen sich nicht auf Entzug einstellen. Ich blogge natürlich weiter. Der Zugriff ist zu hoch, als dass man interessierte Leser/innen vor den Kopf stoßen sollte. Für alle neuen Leser/innen sei hier kurz erklärt, wie es zu diesem Blog kam. In unserem ersten Flügelverleihjahr haben wir die Wochenschrift “Nachmittag-am-Faust” als pdf an alle Eltern unserer Nachmittagsschulkinder geschickt. Mit großem Echo. Denn Gymnasium für Neugymnasialeltern zu erklären scheint ein wirklicher Bedarf zu sein. Da die Nachfrage nach unserem Wochen-pdf auch von außerhalb der Schule wuchs, Teil von Fortbildungen wurde, haben wir auf Blog umgestellt. jetzt kann man hier einfach zwanglos mitlesen, was sich im Flügelverleih am Faust tut. Unser Team ist fast gleich geblieben. Unsere Coachs sind hochmotiviert. Haben schon einen Pädagogischen Samstag hinter sich. Es gibt eine wesentliche Neuerung, über die ich aber erst nächste Woche bloggen will. Jetzt wollte ich mich einfach zurückmelden und Ihnen allen eine erfolgreiche Schulzeit wünschen. Wir wissen sehr genau, wie das Lebensgefühl in Familien durch Schule zum Teil massiv beeinflusst wird. Wir sind der festen Überzeugung, dass man dieses Lebensgefühl durch die Nachmittagsschule wesentlich verbessern kann. Fragen Sie einmal bei “alten Hasen” nach. Sie werden es Ihnen bestätigen.

Ihr Heinz Bayer

18. Juli 2010

Win Win Win, Danke Danke und Ausblick

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 22:25

Wir stellen im Moment schon unser neues Schüler-Kollegium für das nächste Jahr zusammen. Viele Altgediente, aber auch viel neue Schülerinnen und Schüler. Ab Klasse 9 darf man coachen. Also treten jetzt schon zukünftige Coachs aus den jetzigen 8. Klassen an.

In diesem Jahr haben wir richtige Arbeitsverträge entworfen. In zweifacher Ausführung. Sehr bewegend, die Bewerbergespräche, die Frau Geismann und ich zur Zeit führen. Weil wir beide die große Ernsthaftigkeit von jungen Menschen spüren, denen man schon jetzt professionelle Betreuungsarbeit zumuten kann. Zukünftige Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Professor/innen, Dozent/innen, Ausbildner/innen, Personalführer/innen, Ärzt/innen, etc, die jetzt schon ihre Begabung in Menschenführung ausspielen können. Mit Menschen umgehen zu können ist zu einem großen Teil Grundbegabung. Aber eine Grundbegabung, die man hervorragend ausbauen kann. Entwickeln kann. Perfektionieren kann. Erfahrung heißt das Zauberwort. Auch als Maschinenbauer, der später in seinem Betrieb eine Abteilung leiten muss, kommt um einen professionellen Umgang mit Mitarbeitern nicht herum. Jeder Rechtsanwalt muss mit Menschen umgehen können, sonst geht er unter.

Man sieht es den zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Professor/innen, Dozent/innen, Ausbildner/innen, Personalführer/innen, Ärzt/innen, etc in der 9. Klasse natürlich noch nicht an, dass sie später diese Berufe ausüben werden. Aber man spürt es, wenn man es zulässt. Oder man schaltet auf gesunden Menschenverstand und fragt sich einfach, wo denn zukünftige Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Professor/innen, Dozent/innen, Ausbildner/innen, Personalführer/innen, Ärzt/innen, etc ausgebildet werden? Am Gymnasium. Klar. Also sitzen sie auch hier bei uns. Definitiv. Obwohl man es ihnen nicht ansieht. Und arbeiten zum Beispiel bei uns im Flügelverleih. Win-Win-Win Situation. Die Schule profitiert, die zukünftigen Zukünftigen profitieren (also die Fünft- und Sechsklässler) und die Zukünftigen ( die Coachs) profitieren auch. Was will man mehr. Wir zumindest sind sehr zufrieden.

Für dieses Jahr schließt der Flügelverleih und bedankt sich bei allen Eltern für ihr Vertrauen in unsere Arbeit. Wir bedanken uns auch bei unseren Coachs für ihre wunderbare Arbeit. Und unseren Flügelverleihkindern für ihre wundervolle Entwicklung und uns selbst für unsere pädagogische Kreativität und unser Durchhaltevermögen. :-) Wir danken natürlich auch unserem Schuldirektor HaJo Kraus für sein großesVertrauen in unsere Arbeit und das Zulassen unserer vielen Ideen und Projekte. Wir danken auch Veronika Lévesque von der Erwachsenenbildungsstelle Baselland für die große professionelle Unterstützung in wichtigen Flügelverleihweiterentwicklungsphasen. Wir danken unserem Gesamtkollegium für die gute Zusammenarbeit und dafür, dass wir einfach machen durften. Das ist nicht selbstverständlich.

Ich persönlich bedanke mich natürlich auch bei allen Leserinnen und Lesern, die in so großer Zahl unseren pädagogischen Überlegungen gefolgt sind. Im nächsten Jahr wird auf dieser Adresse der Flügelverleihblog zum Fünferhaus- und Flügelverleihblog erweitert. Unser Team ist sehr gespannt. Nächste Woche malen wir zum Beispiel unsere Tische bunt an. Und planen große und kleine Spinde für die neuen Fäustlinge. Die kleinen für die Hausschuhe. :-) Man darf auf die Fünferhauspädagogik gespannt sein.

Übrigens: Bevor Sie Heinz Eugen B. Lese-Entzug bekommen, können Sie sich ab dem ersten August in den Ferien gerne die mentale Sommerschule unter www.maennerrevolte.de zu Gemüte führen. Die Zahl der Nichtversetzten ist in diesem Jahr auf ein solch niedriges Niveau gesunken, dass man davon träumen könnte, dass man mit einer mentalen Sommerschule, die die Versetzungsgefährdeten des nächsten Jahres ernsthaft genießen würden, am Faust im nächsten Jahr ohne Nichtversetzungen auskommt. Wär’ doch mal was.

Ist ja gut. Tträumen wird man wohl noch dürfen. :-)

9. Juli 2010

Win Win

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 23:51

Ein ganzes Schuljahr Flügelverleih liegt hinter uns. Wir haben wie im letzten Jahr ein kleines Sommerfest für alle Kinder samt Eltern veranstaltet, die Lust hatten. Es hatten ganz schön viele Lust. Sorry, wir vergaßen, nach der Vorankündigung eine Einladung herauszugeben. Also gut, ich habe es vergessen. Tut mir leid, aber die Kinder haben Sie ja auch ohne Einladung hingezogen. Grillfest im Schulgarten. Picknick mit Vorführungen. Eine kleine Verstärkeranlage, zwei Mikros und unser Programm, das von den Flügelverleihmoderatoren hervorragend in Szene gesetzt wurde. Da wurde live gesungen, live jongliert, live Gebärdensprache als Unterhaltungsthema eingesetzt ……. und was für mich als Altmeister des „Lassen wir doch mal die Leitungsträger der Zukunft ran“ einfach ohne Abstriche immer wieder fasziniert: Es funktioniert auch schon in der fünften und sechsten Klasse. Kurzweil pur. Leistungsträger der Zukunft können einige Fähigkeiten schon in der Schulzeit umsetzen. Klar doch. Man könnte da sagen: Eigentlich sahnen die ja nur ab. Wir würden es pädagogisch anders formulieren. Es ist ein Win-Win Konzept. Wer uns kennt weiß: Es ist eine Spezialität des Hauses Faust. „Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu begeistern, sich zu beweisen, sich einzusetzen, aktiv zu werden, selbst Inhalte zu finden, eigene Fähigkeiten zu entdecken, ernst genommen zu werden – dann habt ihr viel für die Zukunft getan.“ Diese Idee fand auch die internationale Jury der EXPO2000 für EXPO-würdig. „Projekt Schülerschule“ war damals unser Arbeitstitel. „Dem Leben Flügel verleihen“, wäre für mich der Titel der kleinen Sommerfestveranstaltung im wundervoll hergerichteten Schulgarten vor dem Halbfinalspiel gegen die Spanier.

Also wir waren nicht am Ergebnis schuld.

2. Juli 2010

Überforderung oder Chance ?

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 16:34

Die letzten Wochen des Schuljahres rasen im Moment an uns vorbei.

Zeit für ein paar rückblickenden Flügelverleihwürdigungsgedanken.

Während in Frankreich eine Mutter mit ihrem vierjährigen Kind oft erstaunt angesehen wird, wenn sie mit ihm nachmittags auf dem Spielplatz sitzt, während die anderen Vierjährigen selbstverständlich die wesentlich vielfältigeren Möglichkeiten der Vorschule genießen und 99% zu Schulbeginn deshalb die französische Sprache beherrschen, fragen sich so manche deutschen Eltern, ob es für ihr Kind nicht eine Überforderung wäre, schon in der fünften Klasse mit 11 Jahren am Nachmittag mit vielen anderen Kindern gemeinsam zu lernen, statt zu Hause unter behüteten Bedingungen. Die langen Nachmittage des G8 kämen ja noch früh genug. Wir vom Flügelverleih sagen Ihnen, den Eltern, deren Kinder bei uns ihre Hausaufgaben machen, dass sie diese Entscheidung für die Nachmittagsschule garantiert nicht bereuen werden. Was sich hier in der ungezwungenen Kommunikation mit älteren Lerncoachs, Gleichaltrigen aus der eigenen und aus den anderen Klassen und den betreuenden Lehrerinnen und Lehrern und unserer immer anwesenden Sozialarbeiterin neben den Hausaufgaben täglich mitnehmen lässt, ist unbezahlbar. Obwohl der Flügelverleih, das müssen Sie zugeben, wirklich bezahlbar ist. Die höhere Identifikation mit Schule ist die wesentliche Komponente, die in den Sturm-und-Drang-Jahren der Pubertät ihre volle Wirkung entfalten wird. Jetzt ist alles noch vollkommen harmlos. Wenn Sie das letzte Faust aktuell gelesen haben, wissen Sie, dass die Abiturientinnen und Abiturienten mit Zertifikat (das sind aktive Schüler mit meist hoher Identifikation mit der Schule) einen Abitursschnitt von 1,95 hingelegt haben. Der Rest einen Schnitt von 2,3. Wobei die Note dabei noch nicht einmal das Entscheidende ist. Aber für Eltern eben häufig die einzige Orientierung, die sie bezüglich der Zukunft ihres Kindes beruhigen kann. Wir dürfen sie übrigens so ganz nebenbei, aber trotzdem ausdrücklich, auch noch mit einer ganz speziellen Meldung beruhigen. Wir sind vom Sozialverhalten unserer Flügelverleih Menschen sehr überzeugt, denn wir kennen die normale Entwicklung und wir kennen die restlichen Schüler dieser Altersstufe. Ich denke, Sie haben jetzt verstanden, was so ein altes pädagogisches Urgestein Ihnen sagen will. Der Flügelverleih ist pädagogisch vom Feinsten, wenn Sie die direkte Auswirkung vielleicht auch erst in ein paar Jahren merken werden, wenn sie genau hinschauen.

25. Juni 2010

zweikommazwei

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 23:01

Liebe Eltern. Wir planen und üben schon viel mit unseren jungen Flügelverleihmenschen. Damit der 7. Juli auch mit einem schönen Programm ausgestattet ist. Zu unserem Sommerfestpicknick benötigen Sie nur etwas zum Essen und Trinken, das Sie bitte mitbringen, Grills haben wir aufgebaut. Und dann brauchen Sie noch eine Decke (oder Campingstühle, wenn Ihnen das zu unbequem ist). Und natürlich gute Laune. Klar. 17 Uhr. Schulgarten. Das ist hinter der Turnhalle. Sie werden es finden.

Die geschätzten Leser wissen sicher inzwischen, nach welchem Muster ich schreibe. Es ist das nicht vorhersehbare Muster, welche Fragen einem Altpädagogen im Laufe des Schuljahres durch den Kopf gehen. Die Fragen haben oft mit dem planmäßigen Alltag in der Schule zu tun. Aber auch viel mit Zufälligkeiten des Schulalltags.

In der letzten Woche des Abijahrgangs geht mir eigentlich immer eines durch den Kopf:

Es ist eines der großartigsten Momente im Leben, wenn man solch eine Prüfung hinter sich gebracht hat und nun vor vollkommen neuen Aufgaben steht. In 1, 2 Jahren denken sich viele dieser jungen Menschen, wie schön es gewesen wäre, wenn sie noch einen Tick mehr Wissen mit aus der Schule mit hinausgenommen hätten, wenn sie einfach besser Sprachen gelernt hätten und mehr logisches Denken. Aber das sei nur so am Rande erwähnt. J Die Erkenntnis ist so alt wie die Schule. Das Zentrale ist aber jetzt: Es gibt einige Wochen und Monate, in denen zumindest theoretisch jedem Abiturient und jeder Abiturientin alle Türen offen stehen. Tausende von Entwicklungsmöglichkeiten. So ein Gefühl gibt es normalerweise nur einmal im Leben. Alle Türen offen und die Träume erst angefangen zu träumen. Ein zauberhafte Zeit. Man sieht es den Leuten an. Ich muss im Moment gleichzeitig den Leitartikel für unser faust-aktuell schreiben und finde, der passt dort und auch hier. Also bekommen Sie ihn später noch einmal, wenn Sie Fausteltern sind. Aber das macht nichts. Sie müssen ihn ja nicht zweimal lesen.

Lobhudeleien eines Altpädagogen

2,2 . In Worten zweikommazwei.

„Das schon wieder“, sagt vielleicht mancher. „Alle Jahre wieder. Na und? – „Na und? Wie können Sie so was sagen?“ sage ich. Baden-Württemberg liegt bei Schul-

studien nach wie vor im vorderen Feld. Das Faust hat seit Jahren einen etwas besseren Abitursdurchschnitt als Baden-Württemberg. „Na und?“ Hören Sie, Faustkritiker werfen der Schule immer wieder vor, dass  viel zu viel zusätzlich zum Unterricht abläuft. Zu viele Austauschprogramme, zu viele Projekte, zu viele Veranstaltungen, zu viel Unruhe für schulische Arbeit.

Deshalb sage ich ja: 2,2. Und das auch jetzt noch, obwohl unser Kollegium sich massiv verjüngt hat. Auch das hat also bis jetzt funktioniert. Der junge Lehrer-Block macht ähnlich weiter. Gute fachliche Grundlagen. 2,2 Abitursschnitt. Aber trotzdem auch viele andere Angebote, bis man am Faust das Abitur gemacht hat. Ein sehr aktives Kollegium. Deshalb auch viele Möglichkeiten, Zertifikate zusätzlich zum Abitur zu erlangen. Ich darf sie immer drucken. Mache ich sehr gerne, weil es einen guten Einblick in den Abi-Jahrgang gibt. 2010: 125 Abiturient/innen, über 30 Zertifikate neben den vielen Fachpreisen, die vergeben werden. Viele bekommen mehrere Zertifikate. Theater, Chor, Jazz AG, Streitschlichter-Team, HAG, Sportmentoren, Lerncoach, SMV Arbeit, Lichttechnik, Studioarbeit, Podcast, Filmteam …

„Ja und Schule? Die muss doch vorgehen. Keine Sorge. Geht sie ja auch. Wenn es auch manchmal so scheint, dass zu viel Aktivität von Schule ablenkt. Die Weltfirma Google z.B. erwartet von seinen Mitarbeitern, dass sie 10 bis 20% ihres Einkommens mit eigenen Projekten verdienen, weil  die Firmenzentrale weiß, dass dann die Mitarbeiter in der eigentlichen Arbeit besser motiviert sind. Das weiß jeder von sich selbst. Warum soll das in Schule anders sein. Ich schaue mir natürlich seit fast 20 Jahren die Noten der Abiturienten an, für die ich Aktivenzertifikate schreibe. Immerhin ist das Ergebnis eine beruhigende Meldung für Eltern, die sich Sorgen machen, wenn ihre Tochter oder ihr Sohn neben dem Fachunterricht noch andere Dinge aus der Schule mitnehmen. In jedem Jahr die gleiche Erfahrung. Die sieht in diesem Jahr z.B. so aus:   zweimal 1,0/ 1,1/1,2/zweimal 1,4/zweimal 1,6/zweimal 1,8/zweimal 1,9/dreimal 2,0/fünfmal 2,1/viermal 2,2/zweimal 2,3/2,5/2,8/2,9/3,2 – also ein Schnitt von 1,95. Bleibt für die anderen 2,3. Die übliche Erkenntnis. Immer einen Tick besser als der Durchschnitt. Deshalb liebe Eltern von Aktiven am Faust: Keine Panik. Denken Sie an Google. Neben den Aktiven aus den verschiedenen Teams gab es aber natürlich für viel mehr Schüler/innen alle möglichen Aktiverfahrungen in einzelnen kurzzeitigen Projekten und bei den zehn Austauschprogrammen, die es am Faust gibt. Darf ich die Sache für Sie visualisieren? Wer Schule nur aus der Sicht von Noten defizitorientiert betrachtet, der also meint: „nur“ 7 Punkte sind 8 zu wenig, der greift definitiv zu kurz. Auch ein Abiturient mit „nur“ 7 Punkten in Physik kann ein exzellenter Ingenieur werden, weil zu einem guten Ingenieur viel mehr gehört als nur das Schulwissen. Zum Beispiel Einsatz und Eigeninitiative. Begeisterungsfähigkeit und Kreativität. Teamgeist und Kommunikationsfähigkeit. Auch eine Abiturientin mit „nur“ 7 Punkten in Englisch kann ihre Berufskarriere in Amerika beginnen. Auch ein Abiturient mit „nur“ 7 Punkten in Mathematik kann ein exzellenter und sehr logisch kombinierender Staatsanwalt werden. Denn mit „nur“ 7 Punkten im Abitur in Englisch in Baden-Württemberg hat man einen Standard erreicht, hinter dem eine Gesamtleistung steckt, die man selbstbewusst aus der Schule mit hinausnehmen sollte. Und wenn man dann aus einer Schule kommt, die zusätzliche Fähigkeiten entwickeln lässt, so man das will, dann darf man als Zertifikatschreiber schon ein wenig lobhudeln. :-) Finde ich.  Viele Abiturient/innen mit einem richtig guten Abschluss und noch vielen Grundfähigkeiten, die sie wunderbar für ihr weiteres Leben brauchen können. Persönlich und beruflich. Beruflich persönlich.

Ich darf den Abiturientinnen zum 2,2 Durchschnitt gratulieren, den Kolleg/innen zur wundervollen fachlichen Vorbereitung und Betreuung der Schüler/innen. Speziell den Jungen. Klasse Arbeit. Den Oberstufenberatern für einen perfekten Ablauf der mündlichen Prüfungen und der gesamten Schulgemeinde für eine erfolgreiche Schulkultur.

Heinz Bayer

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