Flügelverleih meets Hattie

17. September 2014

Warum darf ein Bayer eigentlich beratungsbloggen?

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 20:11

Kapitel 2
Ich sollte vielleicht einmal erzählen, mit welchem Erfahrungs-Hintergrund ich hier überhaupt pädagogisch blogge. Ihr (also die Ex-Faustler und -innen) habt mich ja meist nur kurze Zeit erlebt. Die wenigsten unterrichtend, die meisten aber als einen, der sich die Schule als wunderbaren Ort für Projekte aller Art ausgesucht hatte. :-) Physik und Geographie, später dann noch Mathe … Klar. Damit habe ich immer meine Kreuzerle verdient. Aber letztendlich habe ich nebenher als cleverer Schwabe eine Möglichkeit gefunden, billig an die Möglichkeit zu kommen, mit hochrangigen Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten. :-) Das habe ich allerdings erst relativ spät entdeckt. Als ich mit vielen Kontakten zu Ehemaligen bemerkt hatte ( verrückt, denn das ist ja eigentlich nur total und absolut logisch: Wer an einem Gymnasium als Lehrer arbeitet, der arbeitet mit künftigen Fachleuten der Zukunft zusammen. Und gibt ihnen diese bescheuerten Noten. Mit Architekten, Ärztinnen, Sozialarbeitern, Politikerinnen, Philosophen, Stadplanerinnen, Physikern, Lehrerinnen, Tierärzten, Soziologinnen, Filmschaffenden, Künstlerinnen, Präsidenten, Bundeskanzlerinnen …und und und. Deren Fähigkeiten in frühen Jahren zu nutzen, das was innerhalb des Vierteljahrhunderts, das ich mit MeOck Verbindungslehrer war, irgendwann gedanklicher Selbstläufer. Ich glaube, am meisten habe ich über Erziehung gelernt, indem ich mit den vielen, vielen Schüler/innen zusammen gehockt bin und dann viele Jahre später gemerkt habe: “Leute, raus mit der Dramatik des Schulalltags. Beruhigt euch. Auch wenn es scheinbar böse enden wird. Es endet fast nie wirklich böse. Vielleicht anders. Aber 10 Jahre später ist vielleicht genau das absolut der Knaller.  … Aber als Eltern hat man diese Erfahrungen nicht. Muss sich verlassen, dass es Leute mit dieser Erfahrung gibt, denen man die Beruhigung abnimmt. Denn genau darum geht es in meinem Blog. Beruhigung. Zurücklehnen und zuschauen, wenn es dann soweit ist. Vorher versuchen, die besten Strategien zu entwickeln. Und immer: Das Leben leben. Prall und bunt und erfolgreich.

Denn ich bin inzwischen Schulopa und auch echter Opa. Und bereit, Erfahrungen weiterzureichen.

9. September 2014

Onkel Otto

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 11:03

An alle Irgendwannmal-Mamas-und-Papas, Schon-jetzt-Mamas-und-Papas und irgendwannmal-Opas-und-Omas

und speziell: An alle Ex-Faustler/innen

Ein erster “kleiner” Überblick. (Sorry ich kann nicht kurz schreiben)

Der Onkel Otto von meiner Mama hat oft zu ihr gesagt:  ”Vergiss nie, deine Kinder sind nur Gäste in deinem Haus. Deshalb: Pflege deine Beziehung.” Ja stimmt schon, was der Onkel Otto da vor Urzeiten sagte. Ich erzähle später noch mehr von ihm.
Aber eines muss wirklich jedem klar sein, der Kinder bekommt: Das ist eine lange, aber im Verhältnis zum gesamten Leben dann doch eine relativ kurze Zeit, die man mit seinen Kindern direkt zusammen ist. Also darf man sich und seine/n Partner/in in dieser Zeit bitte nie aus den Augen verlieren.
Da bekommt man also ein Kind oder zwei, drei und dann geht das echt Ratz Fatz.
Die Yona von der Veronika macht jetzt Abi.
Ratz Fatz. “Hiiiiiilfe, war doch gerade erst in der Grundschule.”
Es dauert etwa 12 Jahre, bis man loslassen muss und üblicherweise 18 Jahre, bis diese wunderbaren jungen Menschen, genannt eigene Kinder, wieder aus dem Haus gehen. Sechs Jahre davon – also sagen wir mal von 13 bis 18 – sind für manche Elternmenschen sehr stressig, weil sie nie eine Möglichkeit hatten, sich auf diese Zeit richtig vorzubereiten. Man schlappt da so rein und leidet oft. In dieser Zeit des kompletten Umbaus der Zentrale unter der Schädeldecke. Pubertät hört sich viel zu harmlos an. Obwohl schon allein dieser Begriff bei vielen Furcht auslöst. Ich würde es eher beschreiben als den Umbau eines Motorroller in einen Porsche bei laufendem Motor. Dicke zeitliche Überschneidung mit Schule. Ohne diesen Gehirnumbau wäre es für alle Eltern eine Wahnsinns tolle Zeit. Planbar. Mit diesem Umbau ist nichts planbar. Nur die viel benutzten Strukturen behält das Gehirn. Andere Ansätze werden entsorgt. Weil ja wenig benutzt. Angenommen, so ein Zwerg kommt unorganisiert in die Umbauphase und ist es nicht gewohnt, auch mal ruhig zuzuhören, dann wird auch das umgebaute Gehirn erst mal keinen Platz für Organisation zur Verfügung stellen. Deshalb müssen Strukturen vor dem Absprung stehen. Außer man schickt sein Kind auf die Laborschule. In Weit im Winkl wird es trotzdem gut gelöst, aber wer kann sein Kind schon auf diese sagenumwobene Laborschule schicken. Viel zu teuer und viel zu weit weg. Nur über’s Internet erreichbar. www.aufeigenefaust.com Dabei eigentlich: Ein Riesenschauspiel, dieser Umbau. Großartige  Vorstellung. Wenn die Lehrer und die Eltern urkomisch werden. Für die Kids sind sie dann ganz weit weg.
Zu euch Ex-Faustler/innen: Eure eigene Erinnerung an diese Zeit ist nicht objektiv, wenn ich das hier anmerken darf. Das Hirn blendet einen selbst beim Umbau oft einfach aus. Man braucht also dringend einen Faust-Eltern-Führerschein für den richtigen Umgangsstil in Umbauzeiten. :-)
Mal angenommen, du bist eine junge Ex-Faustlerin oder eine Ex-Faustler und du wirst in den nächsten Jahren irgendwann Mama oder Papa. Das geht übrigens oft ganz schnell. Man hört, üblicherweise mit einer Vorlaufzeit von 9 Monaten. Soll heißen, wenn du im September 2014 noch weit weg von diesem Thema bist, dann kann es im Juni 2015 ganz anders aussehen. Die richtige Erziehung setzt meiner Meinung nach voraus, dass du begreifst, dass es dir persönlich dabei gut gehen sollte. Beim Erziehen. Sich wohl fühlen. Ja oberstes Prinzip heißt: Man muss es sich gut gehen lassen und Beziehungen pflegen. Grundlage jeder guten Erziehung. Richtig erziehen? Gibt es das? Authentisch erziehen ist richtig. Aus dem Bauch heraus. Verlass dich ganz viel auf dein eigenes Gefühl. Du musst eigentlich nur ein paar wesentliche Dinge wissen, dann hast du eine kunterbunte lebenspralle Zeit vor dir, wenn es dann soweit ist. Da das, wie gesagt schnell gehen kann, ist es ein Thema auch für euch jungen Faustler. (Für die Alten sowieso. Ihr steckt eben schon mitten drin in dem Prozess.)
Denn, und jetzt komme ich zu meiner ersten Illu, die ersten drei Jahre sind natürlich wichtig, wichtig, wichtig. Also echt total unbedingt oberwichtig. Da wurde schon so viel drüber geschrieben, dass ich da nicht auch noch was dazu sagen muss. Ich sage deshalb einfach wichtig, wichtig, wichtig. Also auch für später in Hinblick auf die Schule oberoberwichtig. Weil da die Startbahn in dieses kunterbunte unglaubliche Leben gelegt wird. Diesen Startbahnbau kann man nicht auf später verschieben.
Da bist du als Mama oder Papa echt als Startbahnbauer/in gefordert. Viele Jahre vor der Schule entscheidet sich schon, ob du 12 Jahre später entspannt loslassen kannst. Ob du genügend Grundlagen gelegt hast. Die da heißen: Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit. Lebenssicherheit, Beziehungssicherheit, Selbstbewusstseinssicherheit, Fähigkeitensicherheit, Handlungsicherheit, … keine Sorge, du musst das alles sich nur entwickeln lassen. Es muss dir einfach bei allem gut gehen. Keine Angst, dass es schief geht. Keine Angst vor schlechten Schulnoten. Du musst jetzt noch nicht bibbern, weil dein Sohn später vielleicht einmal Schulprobleme hat. Du musst jetzt Sicherheit vermitteln. Steig einfach aus der allgemeinen Elterndiskussion aus, was jetzt alles angesagt wäre, damit dein Kind einen maximal guten Abitursschnitt hat. Denn der Abitursschnitt hängt von ganz anderen Faktoren ab als von der massiven Frühförderung. Dazu aber später.
So und jetzt im Schnelldurchgang als Überblick:
Das vierte bis sechste Lebensjahr ist notenfrei. Wäre ja noch schöner. “Spielt mit Bauklötzen 2/3, spielt mit Puppen Rollenspiele 3-, Ball fangen 2+, Anzahl der fließend gesprochenen Wörter 4/5. Hiiiiiiiiiilfe!!!” Aber dann kommt die Schule mit hohen Erwartungen und mit viel Anfangslust. Und in den ersten 3 Jahren ist auch alles noch ganz entspannt. Meistens. Aber dann kommt in der Vierten die Erkenntnis für die Kids: In Klasse 4 scheint sich etwas zu entscheiden. Die Eltern kommen in eine ganz komische Phase. Irgend etwas scheint die Leichtigkeit des Seins zu verlassen. Weiterführende Schule. Heute eigentlich kein wirkliches Problem mehr, weil sich Eltern auch gegen die Empfehlung der Grundschulkollegin entscheiden können. Trotzdem: Die Leichtigkeit des Seins ist vorbei. Jetzt scheint es für die Kids wirklich um den Ernst des Lebens zu gehen. Klasse fünf ist wie ein erstes großes Prüfungsjahr. Hohe Erwartung allüberall.
Wenn man jetzt als Mama oder Papa verstehen würde, dass genau diese beiden Jahre, also vier und fünf, die wesentlichen zwei Jahre sind, in denen schulisch elternseits “nachgebessert” werden kann, falls die Lehrer/innen von Gymi oder Realschule meinen: ” Au, au, au, nicht so einfach mit ihm oder ihr…”, dann wäre viel gewonnen. Wenn man jetzt als Papa oder Mama wissen würde, dass die Auswirkung des eigenen pädagogischen Einflusses als Eltern rapide gegen Null geht und dass mann dann spätestens ab der 7. Klasse entspannt zuschauen können muss, dann wäre viel für die Entspannung gewonnen. Und wenn jetzt Mamas und Papas noch auf dem Schirm hätten, dass entspannte Eltern Kinder in der Schule erfolgreicher machen, dann wäre ihnen klar, dass sie diesen Erziehungsratgeber des Heinz Eugen B aus der Basis-Erfahrung von 35 Jahren Faust
dringend brauchen. :-)
Wie man schon im dritten Lebensjahr seinen Blick unkompliziert auf die beiden wesentlichen Schuljahre vier und fünf lenken kann, damit es genau dort klappt, so optimal, wie es eben klappen kann, das werde ich im Laufe dieses Blogs entwickeln.
Aber dazu brauche ich Zeit. Also Geduld. Spätestens in einem Jahr wisst ihr mehr, was so ein alter Lehrmeister alles darüber so denkt. So einalter Faustler, der dieses fünfte Schuljahr in- und auswendig kennt, das Starterjahr, in dem ihr ein letztes Mal wirklich noch den richtigen Einfluss nehmen könnt, bevor euer Kind die dann hoffentlich stabilen Flügel ausbreitet und ihr dann hoffentlich stressfrei Schule genießen dürft. Ich drücke die Daumen und versuche, meinen Teil dazu beizutragen.
Wie sagte schon unsere alter Goethe:
“Kinder brauchen Wurzeln und Flügel.” Die fetten Wurzeln müssen bis zur 4. Klasse gewachsen sein. Stabile Flügel bis zur fünfter Klasse. Ok, 6. Klasse reicht manchmal auch noch. :-)
So ich höre mal auf. Zur Info. Ich schreibe natürlich hier noch nicht in Buchform.

Hier noch die Illu der Woche. So plane ich den Aufbau des Ex-Faustler/innen-an-die-Hand-Nehmers oder wie ich am Ende dieses Ding auch nennen werde.

1. September 2014

Der Countdown beginnt

Abgelegt unter: Faust-Eltern-Beratung — heinz.bayer @ 21:35

Liebe Leser/innen

In einem Jahr endet mein beruflicher Aufenthalt am Faust. Der Flügelverleih hat sich inzwischen als ein sehr erfolgreiches Konzept etabliert. Ich drücke alle Daumen, dass die Voraussetzungen für dieses Konzept auch weiterhin bestehen bleiben.

Im letzten Jahr fragt man sich als Vollblutfaustler natürlich so manches. Was bleibt, was wird sich komplett ändern? Kann man was zurücklassen? Soll man überhaupt?

Ich habe von meinen 35 Jahren Faust aber immerhin fast ein Vierteljahrhundert Schüler/innen als Verbindungslehrer beraten und begleitet. Ich habe als Fachabteilungsleiter für Schulentwicklung so manchen Pflock eingeschlagen und in den 35 Jahren heftig viele, viele Eltern beraten. Inn einem Jahr, am 25. Juli 2015, findet das große Stufentreffen am Faust statt. Und jetzt hat mein pädagogischer Kopf behauptet, ich solle in diesem Zusammenhang doch noch einen Ex-Faust-Schüler/innen- und-jetzt-Faust-Eltern-an-die-Hand-Nehmer als Blog schreiben. Weil Eltern sein in dieser kunterbunten und vielfältigen Welt sehr komplex ist. Wer als Mama oder Papa meint, man könne mit seinen eigenen Schulerfahrungen von damals aus der Zeit des intensiven Gehirnumbaus heute richtig entscheiden, der liegt schief. Da hatte man eigentlich keine wirklichen Antennen für Unterricht und Schule. Eher für Beziehungen und das Leben an sich. Keine gute Grundlage, professionelle Eltern für Unterrichtsangelegenheiten zu sein. Also Eltern, die entspannt diese wunderbare und lebenspralle Phase des Zusammenlebens genießen können, obwohl Schule scheinbar nicht so läuft, wie man das geplant hat. Ich habe von viel zu vielen kleinen und großen Tragödien in Elternhäusern erfahren, von denen die meisten vollkommen unnötig waren, schaut man sich die Entwicklung 5 oder 10 Jahre später an. Aber wenn man als Eltern mitten drin steckt … angefangen von der 4. Klasse – endend mit dem Abi, dann ist die Sache emotional eine vollkommen andere. Sein einziges Kind oder zumindest eins seiner zwei, drei Kinder. Da gibt doch niemand eine Garantie, dass es gut gehen wird. Man hat so viele Geschichten gehört. Ja tatsächlich: Garantien gibt es keine, aber Erfahrungen. Deshalb diese neue Thematik in diesem Blog.

Heinz Bayer

Vorwort

Liebe/r …. (Abi annodazumal am Faust)

Lange ist es her. Du warst am Faust. Du hast dort eine sehr prägende und zentrale Lebenszeit verbracht. Die Zeit deines einzigen kompletten Gehirnumbaus in deinem Leben. Wie Gehirnforscher heute die Pubertät beschreiben würden. Nicht einfach spinnende Hormone, nein ein kompletter Umbau im Zentralcomputer. Bei laufendem Betrieb. Eine Zeit, in der man sich von innen heraus schon komplett und bewusst ernst nimmt, aber von außen gesehen manchmal doch ziemlich schräg daherkommt. Kein Vorwurf. Geht allen Menschlein so. Aber aus dieser Zeit kommen viele deiner heutigen Einschätzungen von Schule. Genau deshalb machen viele von uns als Eltern echte Fehler, weil sie eine Sicht auf Schule einnehmen, die komplett verklärt. Und falsche Vorstellungen hervorbringt. Und falsch entscheiden lässt.

Deshalb mache ich das jetzt einfach für euch und für mich. Ja, ich schreibe gerne. Mal sehen, was dabei herauskommt.

Ich beginne hier einen Fausteltern-an-die-Hand-nehm-Blog. Für die tollsten Jahre mit deinen Kindern, wenn du sie entspannt erleben kannst. Ja ich denke, ich darf das machen. Als Gernschreiber und Bildermaler. Mit 35 Jahren Schulmeister- und Beratungserfahrung im Gepäck. Vielleicht kommen im Laufe der Zeit Geschichten von euch dazu. Eine echte Faust-Fibel für Faustler der neuen Elterngeneration.

Einmal die Woche. Bis ich meine, alles gesagt zu haben.

Ich habe euch zum Start gerade ein Bild gemalt.

Tolle Zeit. Man sitzt im Urlaub und kann das einfach tun: Musik hören, Wein trinken, Träumen, Texte schreiben, Skizzieren, Hochladen.

Ich lasse das Bild einfach mal so stehen. Werde später darüber bloggen.

Der Heinz

p.s. Bernhard Schlink, Autor von „Der Vorleser“ und „Sommerlügen“ und im normalen Leben Richter, sagte vor kurzem: „Schreiben ist für mich wie Urlaub“. Er spricht mir aus der Seele. Warum das bei mir so ist? Keine Ahnung. Ist auch vollkommen egal. Wir Menschen ticken einfach alle komplett unterschiedlich. Ist doch gut so.

Jetzt sollte man nur Schule darauf ausrichten können.

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