Flügelverleih meets Hattie

24. Juni 2011

Schulsysteme neu geträumt

Abgelegt unter: Visionen — heinz.bayer @ 14:39

Als Studiendirektor für Schulentwicklung, Gesellschaftswissenschaften und neue Medien, Leiter der Nachmittagsschule am Faust-Gymnasium Staufen,  Mathematik- und Physiklehrer, Unterstufenberater, Tonstudiobetreiber, Großvater und als einer, der fast ein Vierteljahrhundert Vertrauenslehrer am Faust war und begeisterter pädagogischer Blogger ist, darf man das. Finde ich. Schulsysteme einmal neu träumen. Als einer, der von seiner eigenen Schule viele real existierende Facetten beschreiben kann, die einfach schon so funktionieren, wie er sich eine neu geträumten Schule vorstellt. Ich träume mir hier im Blog einmal ein Schulsystem zusammen, das zum einen (großen) Teil aus der normalen Realität besteht, ich will ja keine Illusionen träumen, zu einem weiteren (großen) Teil aus einem speziellen Menschenbild, das aus der existierenden Realität von Schulsystem ein Vielfaches herauszuholen vermag und dann werde ich ein paar Neuerungen dazuträumen, die gar nicht viel kosten würden, aber die sicher für die handelsübliche Schulentwicklungsdebatte so ungewöhnlich erscheint, dass ich sie mir zwar träumen kann, aber es sicher zwei, drei Generationen dauern wird, bis man begreift, dass ich vollkommen richtig liege. :-)

Für die Flügelverleihleser/innen, also hauptsächlich für die Eltern und Lehrer/innen, soll es als Idee dienen, aus der real existierenden Schule, die man einfach nicht so auf die Schnelle umwandeln kann, das Beste herauszuholen. Hier hilft das Menschenbild meiner Traumschule. Für die mitlesenden Schüler/innen vom Männerrevolteblog (Ich schalte alle meine Blogs für eine kurze Zeit zusammen)  ist es ebenfalls das Menschenbild, das helfen kann, die Einstellung zur Schule, zu den Lehrer/innen und zum eigenen Lernprozess so zu verändern, dass Schule einfach runder läuft und das hochspannende Leben in dieser Zeit dadurch besser genossen werden kann. Und nicht durch unnötige Nachhilfestunden, Frustperioden, Familienkrisen und Ängste beeinträchtigt wird.

Für die mitlesenden Großeltern im Opakoffer-Blog ist es sicher die eigene Erfahrung und die Distanz, die man mit der nötigen Hilfestellung viel besser einbringen kann, wenn es um Enkel/innen-Probleme geht. Da Opas und Omas heutzutage viel öfter eine zentrale Bedeutung bekommen haben, da mancher Opa für so manchen Schüler die einzige immer verfügbare männliche Bezugsperson geworden ist, sollten speziell die wichtigen Omas und Opas ihre Rolle überdenken können und im Griff haben und nicht nur das alte „Verwöhnen-ist-toll-denn-erziehen-müssen-ja-jetzt-die-Eltern“ Schema durchspielen.

Für mitlesende Schulentwickler/innen, Direktoren, Politiker oder Kultusministeriumsfachleute könnte dieser Teil meines Blogs in Zeiten, in denen eine neue Landesregierung in Baden-Württemberg so große Sätze wie „Wir hören jetzt auch auf die Basis“ ganz locker aussprechen, einfach Denkanstöße bilden. Realisierbare. Finanzierbare. Allerdings auch Ungewöhnliche.

Ok, ich fange einmal ganz am Anfang an.

Da kommt also ein Mensch auf die Welt und oft denken heute manche Eltern schon nach ein paar Wochen darüber nach, ob es denn vielleicht richtig wäre, wegen der frühen sprachlichen Aufnahmefähigkeit, einen Sprachkurs für Babys anzusteuern. Zwischen Babysprachkursen und Babyschwimmen gibt es inzwischen eine enorme Vielzahl von Angeboten, die auch breit genutzt werden. Warum? Ganz klar: Weil man es einfach gut machen will. Wer diesen Blog liest, gehört zu den Menschen, die sich über Erziehung Gedanken machen und sie können nachvollziehen, was dahinter steckt, dass solche Babyworkshopangebote breit angenommen werden. In erster Linie will man seinem Kind natürlich Gutes tun. Und damit sich selbst. Ob man das auch tut, ist eine andere Sache. Ich würde aus der Sicht eines Gymnasiallehrers nicht wagen, eine Wertung ins Spiel zu bringen. Denn ich habe Schüler erlebt, die extrem gefördert wurden und eine glückliche Schulzeit verbracht haben und auch Schüler, die extrem gefördert wurden, denen die extreme Frühförderung offensichtlich mehr Nachteile als Vorteile gebracht hat. Erziehung ist so individuell, dass ich dazu nur ein Bildchen beisteuern will, das ich dafür gemalt habe.

Eines ist klar: Unterforderung und Überforderung sind beides keine guten Wegbegleiter für junge Menschen in der Entwicklung. Nur: Unter- und Überforderung sind sehr individuelle Begriffe und jede Mutter und jeder Vater muss hier ganz alleine die Verantwortung tragen, wo sie das Langzeit-Optimum vermuten. Denn machen wir uns nichts vor. Fast alle Prozent der Eltern denken schon in den ersten Monaten ganz natürlich insgeheim und oft unterbewusst an die spätere Schulzeit. An die Frage Gymnasium oder Realschule, Studium oder Lehre, beruflicher Erfolg, Glück, Zufriedenheit, stabile Beziehungen usw. usw.

So alles in einem. Eine Traumvorstellung eben. Denn so ein Baby ist ja noch ohne Makel. In ein Baby kann man noch jegliche Zukunft hineinträumen. Gegen das Hineinträumen ist ja auch nichts einzuwenden. Gegen Überforderung schon. Gegen Unterforderung übrigens ebenfalls, wenn ich das aus der Sicht eines Gymnasiallehrers schon jetzt einmal anmerken darf. Aber darüber später noch viel mehr.

Für die Leser/innen des Opakoffers – Mütter und Väter kleiner Kinder – sei hier auch noch einmal auf das Onkel Otto Prinzip verwiesen.   Denn sie können es noch vollständig anwenden. Es relativiert vielleicht die Ängste, die einen als Jungeltern plagen, dass man nicht alles tut, um am Ende ein erfolgreiches Kind ins Gymnasium schicken zu können. Denn was nützt der größte Einsatz für die Prinzessin oder den Prinzen in den ersten Jahren, wenn man dabei als Eltern die eigene Beziehung so vernachlässigt hat, dass man sich deshalb nach ein paar Jahren wieder trennen muss. Da hilft dem Prinzen nämlich aus der Sicht eines Gymnasiallehrers leider auch kein früherer aufwändiger Babysprachkurs.

17. Juni 2011

Schul-Umgestaltungs-Traumreise – Vorwort

Abgelegt unter: Entwicklung — heinz.bayer @ 12:35

Bevor ich eine Schul-Umgestaltungs-Traumreise beginne, hier die Ausgangsbasis für alle drei Blogs. Flügelverleih, Opakoffer und Männerrevolte. Für die Lehrer/innen und Eltern, für die Großeltern und für die Schüler/innen selbst. Speziell natürlich hier für die männlichen. Im Laufe der Traumreise werde ich natürlich den Text auf die entsprechende Leserschaft genauer zuschneiden. Ausgangsbasis ist aber genau dieselbe. Die individuelle Entwicklung von uns Menschen.

„Mit 13 Jahren variiert das Entwicklungsalter um mindestens 6 Jahre zwischen den am weitesten entwickelten Kindern und jenen, die sich am langsamsten entwickeln.“ sagt Remo H. Largo. Wer das ist?

Remo H. Largo, geboren 1943 in Winterthur, war bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor für Kinderheilkunde. Fast drei Jahrzehnte lang leitete er die Abteilung für Wachstum und Entwicklung am Kinderspital in Zürich, wo er die bedeutendste Langzeitstudie über kindliche Entwicklung im deutschsprachigen Raum durchführte. Er ist Vater dreier Töchter und Großvater von vier Enkeln. Seine Bücher »Babyjahre«, »Kinderjahre« und »Glückliche Scheidungskinder« sind Klassiker. Zuletzt erschien von ihm »Schülerjahre« (mit Martin Beglinger).
(„
Schülerjahre“ Largo & Berlinger, Piper Verlag, S. 19).

Als Grafik sieht die Aussage so aus.

„Ja und jetzt?“ fragt man sich natürlich als Mutter oder Vater, Oma oder Opa, als Lehrerin oder Lehrer, als Schülerin oder Schüler und als Beobachter der Schulentwicklungsszene.

„Also wenn das stimmt, dann sind ja Noten von vorneherein ungerecht.“ Stimmt. Wie recht Sie haben. Und jetzt?

Nehmen wir doch nur die Zeit bis zum Laufen. Gäbe es da Noten, dann würde das für Max und Moritz heißen, dass Moritz 16 Monate lang das Sorgenkind war, bevor sich herausstellt, dass er in Wirklichkeit mit 2 Jahren der bessere Läufer ist. Gut, dass es keine Babybenotung gibt.

Aber in der normalen Schule wird es dann zur jahrelangen Wirklichkeit. Nehmen wir Paul und Paula. Am Ende sind beide Ingenieure. Aber bis dahin ist die Wirklichkeit von Paul die eines Sorgenkindes. Für die Eltern. Für Paul. Für Oma und Opa. Für die Lehrer/innen.

Manche Schulen haben es geschafft, darauf einzugehen. Zum Beispiel die Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule, Göttingen. Preisträger Deutscher Schulpreis 2010.

„Die Ganztagsschule hat einen hohen Leistungsanspruch, auch wenn es bis zur achten Klasse keine Noten gibt und von der fünften bis zur zehnten Klasse Haupt- und Realschüler gemeinsam mit Gymnasiasten lernen.“ steht in der Profilbeschreibung.

Nur nützt das niemand, der auf ein baden-württembergisches Normalgymnasium geht, die jetzt flächendeckend nur noch mit G8 unterrichtet werden.

Ich ziehe in den nächsten Wochen die Erfahrung aus 35 Jahren gymnasialem Schuldienst, fast ein Vierteljahrhundert Vertrauenslehrertätigkeit und 10 Jahre Abteilungsleitertätigkeit in Sachen Schulentwicklung zu Rate, um in den alten Gemäuern des dreigliedrigen Schulsystems eine kleine phantasievolle Schul-Umgestaltungs-Traumreise zu unternehmen, um den einfach existierenden unterschiedlichen Entwicklungen von uns Menschen Rechnung zu tragen. Wenigstens ein wenig. Wie oft habe ich Mails bekommen wie: „Sag doch, hättest du in der Mittelstufe gedacht, das ich mal den Doktor mache?“ Gut wenn man weit über die Schule hinaus den Kontakt hält. Dann fällt es einem irgendwann wie Schuppen von den Augen. Schule sollte zumindest umgedacht werden. Hier darf ich das ja tun. Und ich lade Sie herzlich dazu ein.

10. Juni 2011

Abi2011

Abgelegt unter: Faust — heinz.bayer @ 22:20

Die wichtigste deutsche Eliteschule in Kairo hat es auch gerade hinter sich: Das baden-württembergische Abitur. Denn man hat sich nach exzellenten Bildungsplänen umgesehen, immerhin gehen auf diese Schule nur die Kinder der wirklich Reichen und Diplomatenkinder. Und auf welches System hat man sich geeinigt? Auf Baden-Württembergs Standard. Nur eben in Kairo nur erreichbar für eine kleine Minderheit. Bei uns sind es zwischen 40 und 50% eines Jahrgangs, die kostenlos dieselben Möglichkeiten bekommen. „Da müssen die deutschen Schüler aber sehr glücklich sein!“ hat einmal ganz ernst ein junger chinesischer Austauschschüler gemeint, als er gehört hat, dass das deutsche Abitur nichts kostet. Unvorstellbar für junge Chinesen, dass deutsche Schüler dieses unvorstellbare Glück leider nicht so einfach abrufen können.

Bei uns am Faust können wir dem Doppeljahrgang G8 und G9 mit 230 Schüler/innen zu einem wundervollen Durchschnitt von 2,2 gratulieren. Da wären die Eliteschüler/innen aus Kairo auch ganz schön stolz drauf. Baden-Württemberg konnte 2010 den Durchschnitt von 2,37 aufweisen.

Da gibt es also ein Gymnasium in Südbaden mit riesig vielen Austauschprogrammen, durch die immer wieder Unterricht ausfällt. Da wird Theater gespielt, viel Musik gemacht, viel auf Selbstständigkeit der Schüler/innen gesetzt. Da werden vielfältige Projekte unterstützt, was natürlich auch wieder Unterrichtsausfall bedeuten kann. Da gibt es eine aktive SMV, viele Veranstaltungen, die man vorbereiten muss. Da gibt es die ABC Projekte für die 8. Klassen – und auch da sind dann so viele Lehrer/innen eingebunden, dass natürlich ebenfalls Unterricht ausfällt. Undsoweiter undsoweiter. Fausteltern kennen das ja: Dieses Problem mit dieser quicklebendigen Schule und den vielen, vielen Zusatzgeschichten. Und so manche Mutter oder so mancher Vater fragt sich sicher oft: Kann das eigentlich gut gehen?

Und wir sagen seit Jahren: Klar geht das gut. Weil es in Wirklichkeit nicht um die Anzahl der gehaltenen Stunden, sondern um die Eigenständigkeit der Schüler/innen geht und um den eigenen Willen, etwas lernen zu wollen. In einer lebendigen Schulumgebung geht das besser. Deshalb haben auch die G8er nicht schlechter abgeschnitten als die G9er. Auf alle Fälle muss man für das Faust wie in den letzten 20 Jahren erneut feststellen: Baden-Württembergs Abschneiden bei der PISA Studie war auch im internationalen Vergleich immer recht gut. Immer knapp unter Finnlands Durchschnitt. Und der Faust-Abiturs-Durchschnitt ist seit Jahren immer etwas besser als der baden-württembergische Schnitt. Also fast ein wenig finnische Verhältnisse. :-) Denn finnische Schulen setzen auch auf eine lebendige Schulkultur.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, finde ich, dass am Faust der allgemeinen Trend beim Öffnen der Schere für die Anzahl Abiturienten/Abiturientinnen auch nicht so stark zum Tragen kommt wie im baden-württ mbergischen Durchschnitt. Dort sind es 45 Prozent Abiturienten und 55 Prozent Abiturientinnen. Bei uns zumindest nur 47,5% männlich zu 52,5% weiblich. Aber trotzdem gibt es aus der Sicht von www.maennerrevolte.de keinen Grund zur Entwarnung. Im Gegenteil. Es darf ja wohl nicht wahr sein, dass wir Männer deutlich weniger Abiturienten stellen und dann auch noch mit deutlich schlechteren Notenschnitten.

Am Faust arbeiten wir kontinuierlich an neuen Konzepten – ich will mir deshalb in den nächsten Blog-Ausgaben einmal eine Schule zusammenträumen, die zwar utopisch aber machbar wäre, die Elemente besitzt, die wir schon in der Praxis erfolgreich einsetzen, erweitert durch ein paar Traumänderungen des Heinz Eugen B. Wenn man streng auf die 60 zugeht und 35 Jahre pralle Schule hinter sich gelassen hat, darf man das. Träumen. Finde ich.

Vom Flügelverleih und vom Fünferhaus gibt es im Moment sowieso nichts wirklich Neues zu erzählen. Wir haben mal wieder eine ergreifende Coachsitzung gehabt. An einem Tag, an dem die Schule wegen dem mündlichen Abitur ausfiel. Trotzdem hatten wir beim  pädagogische Spätnachmittag mit unserem jungen Kollegium über das Schuljahr 2010/11 und den Ausblick auf das nächste Schuljahr volles Haus. Ich gestehe, es ist einfach extrem zufriedenstellend, wenn man sieht, wie unser Konzept über Jahre hinweg immer noch verbessert werden kann. Und wie unser junges Schülerkollegium in die gleiche Richtung denkt wie wir.

3. Juni 2011

Drei Wochen sind drei Wochen

Abgelegt unter: Noten — heinz.bayer @ 21:30

Liebe Leser/innen

Jetzt habe ich gerade an die Eltern meiner eigenen Klasse - ich bin im Moment Fünftklassklassenlehrer – eine Mail geschrieben, bei der ich gedacht habe, dass ich sie eigentlich auch gleich als Blog setzen kann.  Das mach ich doch glatt.

Liebe Eltern

Zuerst einmal will ich mich entschuldigen, dass zu den 2 Wochen Pfingstferien in der nächsten Woche auch noch 4 unterrichtsfreie Tage hinzukommen. Aber ganz ehrlich: wir hatten keine andere Wahl. Ein Doppeljahrgang ist ein Doppeljahrgang. Fast 240 Abiturient/innen zu prüfen, das bedeutet viele, viele Prüfer, Protokollanten und Räume. Also schulfrei. Ganz unerwartet. Das ist aus Schüler/innensicht natürlich erst einmal wunderbar. Wer kennt das nicht aus der eigenen Schulzeit: Wenn Schule ausfiel, war die Welt in Ordnung.:-) Ist ja auch irgendwie normal so – dieser urmenschliche Zug in jedem von uns. Die Evolution hat es eben noch nicht erreicht, als dezente Änderung dieser Regung in die Gefühlswelt das “oh je, da fällt Schule aus, wie schrecklich”-Gefühl einzubauen. Ich glaube, das wäre auch keine wirklich tollere Welt.

Jedoch die zivilisatorische, kopfgesteuerte Komponente mit und ohne Schulausfall heißt: Nach 8 Gymnasialjahren soll das im Terminkalender stehen, was jetzt fast 240 junge Menschen am Faust im Terminkalender stehen haben: Abiball. Und eine große Welt, die einem offen steht. Die hunderttausend Möglichkeiten, bis man sich festgelegt hat. Magische Momente für mich. Ich gestehe. Auch nach 30 Jahren Schulmeisterei. Magic. Und beim Doppeljahrgang natürlich doppelt. G8 – G9 ? Wir haben G8 nicht gemacht. Aber ich muss sagen: Für manche/n finde ich G8 richtig gut. Für manche/n vielleicht auch weniger gut. Da ich persönlich aber empfinde, dass G8 für die Mehrheit eine recht gute Wahl ist, kann ich damit auch ziemlich gut leben. Ich habe in den letzten 30 Jahren so viele Schüler/innen in G9 erlebt, denen Schule in der 13. Klasse viel zu eng wurde. Viel zu klein. Viel zu eingeschränkt. Die viel zu erwachsen waren, um ihre Füße noch unter unseren Tisch zu stecken. Die dringend raus mussten. Vielleicht kennen Sie ja selbst noch dieses Gefühl von früher. Aber trotzdem ist eines glasklar: G8 ist dichter als das alte G9. Man sollte keine Lücken entstehen lassen, um G8 trotzdem bunt und prall zu leben. Wir sind eine Schule mit vielen Facetten, vielen Möglichkeiten, vielen Bereichen, in denen man mit Freunden tagtäglich Spannendes erleben kann. Schule ist ein bunter, praller Lebensraum, wenn man keine Notenprobleme hat. Wenn man Schule im grünen Bereich lebt. Noten zwischen eins und 3 bis 4 sein eigen nennt. Dazu bedarf es der Erkenntnis, dass es keine wesentlichen Lücken gibt. Man baut ein Haus aus lauter Steinen und jeder Stein gibt Stabilität. Aber nur jeder 20ste Stein wird nachgeprüft. Jeder 20ste Stein, das sind die Klassenarbeiten. Viele Schüler/innen meinen, es würde ausreichen, wenn jeder 20ste Stein im grünen Bereich steht. Starren nur auf die Arbeiten und die Noten. Dabei ist das einfach eher die Nebensache. Die Hauptsache ist, dass man später nach einer Schulzeit im grünen Bereich englisch sprechen und mathematisch denken kann und eine Ahnung von Geschichte hat und (zumindest ein ansehnlicher Teil der Schüler/innen) sich zutraut, einen naturwissenschaftlichen Beruf zu ergreifen, weil die Welt gerettet werden muss – dringend – und da braucht man unter anderem kluge gut ausgebildete später-mal-Ingenieurs-Köpfe.

“Was will er uns eigentlich sagen, der Bayer.” fragen Sie jetzt sicher. “Unsere armen Kinder. Das müssen sie sicher vor Mathe auch immer über sich ergehen lassen.”

Also gut. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass Ihre Kinder in Mathe so ein kleines Büchlein von mir mitbekommen haben, in dem sie entspannt und ohne den Druck des täglichen Unterrichtstempos mit Hilfe dieses Büchleins und des Mathebuches in den unterrichtsfreien Tagen der nächsten Woche selbstständig mit Bruchrechnen umgehen lernen könnten. Also ich finde „sollten“. Wegen der späteren Lücken. Und dem Leben nach der Schule. Und damit Ihre Kinder das nicht vergessen, weil die Evolution eben erst so weit ist, dass sie es lieber vergessen würden, schicke ich Ihnen hier diesen kleinen eMail-Tipp, damit Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter an das Büchlein erinnern können. Sagen Sie, der Bayer hätte gesagt, dass Mathe lernen nicht weh tut, auch wenn man zu Hause keinen strengen Lehrer hinter sich stehen hat. Oder gerade darum. Und dass die Arbeit über das Bruchrechnen zum Schuljahresende noch der Joker ist – für all jene, die in der heute zurückgegebenen Geometriearbeit nicht so sehr im grünen Bereich gepunktet haben. Ich habe die Arbeiten übrigens kommentiert, schauen Sie ruhig einmal rein.

ansonsten genießen Sie die Zeit ohne die wilden Schulgeschichten am Mittagstisch

Gruß Heinz Bayer

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