Bevor ich eine Schul-Umgestaltungs-Traumreise beginne, hier die Ausgangsbasis für alle drei Blogs. Flügelverleih, Opakoffer und Männerrevolte. Für die Lehrer/innen und Eltern, für die Großeltern und für die Schüler/innen selbst. Speziell natürlich hier für die männlichen. Im Laufe der Traumreise werde ich natürlich den Text auf die entsprechende Leserschaft genauer zuschneiden. Ausgangsbasis ist aber genau dieselbe. Die individuelle Entwicklung von uns Menschen.
„Mit 13 Jahren variiert das Entwicklungsalter um mindestens 6 Jahre zwischen den am weitesten entwickelten Kindern und jenen, die sich am langsamsten entwickeln.“ sagt Remo H. Largo. Wer das ist?
Remo H. Largo, geboren 1943 in Winterthur, war bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor für Kinderheilkunde. Fast drei Jahrzehnte lang leitete er die Abteilung für Wachstum und Entwicklung am Kinderspital in Zürich, wo er die bedeutendste Langzeitstudie über kindliche Entwicklung im deutschsprachigen Raum durchführte. Er ist Vater dreier Töchter und Großvater von vier Enkeln. Seine Bücher »Babyjahre«, »Kinderjahre« und »Glückliche Scheidungskinder« sind Klassiker. Zuletzt erschien von ihm »Schülerjahre« (mit Martin Beglinger).
(„Schülerjahre“ Largo & Berlinger, Piper Verlag, S. 19).
Als Grafik sieht die Aussage so aus.
„Ja und jetzt?“ fragt man sich natürlich als Mutter oder Vater, Oma oder Opa, als Lehrerin oder Lehrer, als Schülerin oder Schüler und als Beobachter der Schulentwicklungsszene.
„Also wenn das stimmt, dann sind ja Noten von vorneherein ungerecht.“ Stimmt. Wie recht Sie haben. Und jetzt?
Nehmen wir doch nur die Zeit bis zum Laufen. Gäbe es da Noten, dann würde das für Max und Moritz heißen, dass Moritz 16 Monate lang das Sorgenkind war, bevor sich herausstellt, dass er in Wirklichkeit mit 2 Jahren der bessere Läufer ist. Gut, dass es keine Babybenotung gibt.
Aber in der normalen Schule wird es dann zur jahrelangen Wirklichkeit. Nehmen wir Paul und Paula. Am Ende sind beide Ingenieure. Aber bis dahin ist die Wirklichkeit von Paul die eines Sorgenkindes. Für die Eltern. Für Paul. Für Oma und Opa. Für die Lehrer/innen.
Manche Schulen haben es geschafft, darauf einzugehen. Zum Beispiel die Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule, Göttingen. Preisträger Deutscher Schulpreis 2010.
„Die Ganztagsschule hat einen hohen Leistungsanspruch, auch wenn es bis zur achten Klasse keine Noten gibt und von der fünften bis zur zehnten Klasse Haupt- und Realschüler gemeinsam mit Gymnasiasten lernen.“ steht in der Profilbeschreibung.
Nur nützt das niemand, der auf ein baden-württembergisches Normalgymnasium geht, die jetzt flächendeckend nur noch mit G8 unterrichtet werden.
Ich ziehe in den nächsten Wochen die Erfahrung aus 35 Jahren gymnasialem Schuldienst, fast ein Vierteljahrhundert Vertrauenslehrertätigkeit und 10 Jahre Abteilungsleitertätigkeit in Sachen Schulentwicklung zu Rate, um in den alten Gemäuern des dreigliedrigen Schulsystems eine kleine phantasievolle Schul-Umgestaltungs-Traumreise zu unternehmen, um den einfach existierenden unterschiedlichen Entwicklungen von uns Menschen Rechnung zu tragen. Wenigstens ein wenig. Wie oft habe ich Mails bekommen wie: „Sag doch, hättest du in der Mittelstufe gedacht, das ich mal den Doktor mache?“ Gut wenn man weit über die Schule hinaus den Kontakt hält. Dann fällt es einem irgendwann wie Schuppen von den Augen. Schule sollte zumindest umgedacht werden. Hier darf ich das ja tun. Und ich lade Sie herzlich dazu ein.