Und? Was hatten Sie für einen Eindruck? Weihnachtsbasar am Faust. Klar. Manche Eltern würden sich diese traditionelle Veranstaltung lieber ohne Rockmusik wünschen. Viel zu laut für die besinnliche Zeit. Nicht weihnachtlich genug. Aber mal ganz ehrlich. Wenn man auf den Weihnachtmarkt nach Freiburg geht. Ist der denn weihnachtlicher? Ich sehe da einen ganz anderen Aspekt. Diese Veranstaltung machen Jugendliche. Planen sie, organisieren sie, führen sie durch, räumen sie auf. Logistisch eine Meisterleistung. In der 6. Stunde aufbauen. Aber nur die Klassensprecher. Unter Anleitung der Kursstufe. Und um 16 Uhr 30 Abbau. Damit um 17 Uhr alles wieder im Reinen ist. Die Hälfte der Unternehmung dient einem guten Zweck. Immerhin ist es ein Weihnachtsbasar. Und die andere Hälfte geht in die Klassenkasse. Klar sind da Vertrauenslehrer, die die SMV beraten. Klar helfen viele Klassenlehrer/innen im Vorfeld. Müssen aber nicht. Und das ist auch nicht das Entscheidende. Dies Veranstaltung ist eine echte Schülerveranstaltung. Keine Veranstaltung, bei der man Weihnachtslieder vom Schulchor einfordern darf. Ich stelle die Frage in den Raum: Warum sollten Jugendliche anders planen als Erwachsene? Warum sollten Jugendliche anders denken als Erwachsene? Warum sollten Jugendliche Weihnachtslieder auf’s Programm stellen, wenn auf dem Weihnachtsmarkt in Freiburg Glühwein und Wurstbude die wichtigsten Faktoren sind? Die Jugendlichen sollen vernünftiger sein als die Alten? Weihnachtsbasar am Faust – ich genieße ihn seit Jahren. Wir hatten aber auch schon Weihnachtslieder im Angebot. So viele junge Leute, die sich mächtig ins Zeug legen und in der Schule eine ernsthafte Verkaufswelt veranstalten. Ob das gymnasial ist? Ansichtssache. Klar gibt es Menschen, die nur Dinge als gymnasial ansehen, die man auch benoten kann. Stunden mit Fachwissenszuwachs. Wenn mir aber eine Betriebswirtschaftsstudentin erzählt, dass es verrückter Weise die Organisation des Weihnachtsbasars war, die ihr den Einstieg in ihre heutigen Berufswelt geöffnet hat, dann meine ich eben doch: Voll gymnasial.
Voll gymnasial war auch die Zungenbrecherwoche im Flügelverleih. Überall im Pavillon hängen Sprüche, die einem die Zunge verknoten. Nach gemachten Hausaufgaben sah man sie herumlaufen. Einzeln oder in Gruppen. Sätze sprechend. Immer wieder die gleichen. Herausforderung an die Gehirnwindungen. An die Konzentration.
Und dann: Vortrag mit Metronom. Um sich am Ende im Filmstudio von Frau Schmitz und Felix, so man am Donnerstag da war, filmen zu lassen. Sich so zungenbrecherisch artikulieren zu können und das vor laufender Kamera mit angesagtem Herzklopfen, da sage ich natürlich auch: Voll gymnasial.
Voll gymnasial finde ich auch die Flüsterzeit. Verrückt. Ich hatte es eigentlich nicht geglaubt, dass es funktionieren würde. Das Team fand es aber gut. Ich habe mich zurückgehalten. Die Realität hat mich überzeugt. Junge Menschen können auch am Nachmittag konzentriert und ruhig arbeiten, wenn man es zum Standard erklärt. Positiv erklärt. Wenn es den meisten klar ist, dass ihnen Unruhe und Lärm Zeit stiehlt. Und Energie. Dass Flüstern richtig cool sein kann. In Schweden ist es an den Schulen viel ruhiger als bei uns. Obwohl in Schweden auch nur ganz normale Menschen leben. Ich träume gerne: Ich bin der vollen Überzeugung, dass sich Schule vollkommen verändern würde, wenn man mit einem Bannstrahl dieses „Schreien müssen“ von Schüler/innen wegbeamen könnte. Wenn man es schaffen könnte, dass Schüler sich schlicht ruhiger verhalten. Mehr nicht. Austoben muss nicht Ausschreien heißen. Dann würde sich Schule schon deshalb ändern, weil die Noten besser würden, die Stimmung einen Schub bekäme und alle weniger lernen müssten. Behauptet der Bayer. Schüler arbeiten im Normalfall klar unprofessionell. Aus der Sicht ihres späteren Berufs würden viele im Rückblick die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie sie sich jetzt verhalten. Der größte Unterrichtsausfall an Schulen findet in vielen Köpfen statt. Leider verklärt sich das Ganze nach ein paar Jahren und es geht in der nächsten Generation gerade wieder von vorne los.