Flügelverleih meets Hattie

11. Dezember 2010

Die Pädagogik des Weihnachtsbasars

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz.bayer @ 00:32

Zu welchen Menschen haben Sie die engsten Beziehungen? Normalerweise zu denen, mit denen Sie irgendwann zusammen etwas intensiv gemacht haben. Zum Beispiel Schule. Zum Beispiel  Kinder groß ziehen, zum Beispiel Sport. Zum Beispiel Beruf ausüben. Menschen sind Sozialwesen. Aber zur Ausprägung dieser Eigenschaft braucht man Anlässe. Schule ist immer ein Anlass. Auch im Unterricht findet sehr häufig gemeinsames Arbeiten statt. Allerdings normalerweise nicht unter dem Aspekt von einer eigenen professionellen Eigenständigkeit. Meist eben unter der Regie eines Menschen, der eine Sache immer besser kann. Eines Lehrers. Einen Weihnachtsbasar organisieren können Lehrer lange nicht so gut wie eine ganze Kursstufe. Seit vielen Jahren ist es die selbstgewählte Aufgabe der Kursstufe 1, diese Veranstaltung durchzuführen. Die Organisation liegt mehr oder weniger komplett in Schülerhand. Mit der behutsamen Rückendeckung der Vertrauenslehrer. Ein wunderschöner Basar, finden viele Besucher. Klar, es gibt immer diesen Streit, ob es passend ist, dass eine Schulband spielt. Oder ob man weniger auf den Verkauf Wert legen sollte. Aber es ist eben einfach Schülerweihnachtsbasar. Auch wenn manche Klassenlehrer/innen mit Eltern und ihren Schüler/innen gebastelt und vorbereitet haben. Aber das ist keine Pflichtübung. Keine schulische Verpflichtung. Wenn man Schüler/innen fragt, warum sie so eine große Organisation vom Ausleihen der Stände über Aufbau, Abbau und Gewinnverteilung freiwillig auf sich nehmen, dann hört man eigentlich immer die gleichen Sätze: „Es macht Spaß“ und „Hier macht man ein ganz eigenes Ding.“ Ein eigenes Ding machen ist für uns Menschen, ob jünger oder älter, der wesentliche Antrieb. Die Kursstufe macht mit diesem Basar eine gemeinsame Aktion, die nebenbei für ein Schulprojekt in Paraguay oder für die Straßenschule in Freiburg Geld einspielt. Aber pädagogisch gesehen ist die Stärkung eines Netzwerkes für mich das Entscheidende. Das Faust entlässt seit vielen Jahren die meisten seiner Schüler/innen mit einem außerordentlich starken Netzwerk. Und das kann man außerhalb der Schule wunderbar brauchen.

Ob so ein Weihnachtsbasar ans Gymnasium gehört, fragen Sie? Ob das etwas mit gymnasialer Bildung zu tun hat? Netzwerke aufbauen können gehören natürlich ganz zentral zur gymnasialen Bildung, würde ich sagen. Was nützt es dem genialen Maschinenbauer, wenn er seine Fähigkeiten nicht im Team einbringen kann. Heute nicht mehr viel. Fast kein Beruf ohne diese Anforderung an sozialer Netzwerktechnik. Der Weihnachtsbasar, jedes Jahr wieder neu freiwillig aufs Programm der SMV geschrieben, ist so ein vollautomatischer Netzwerkstabilisator.

Denn auch für die Kleinen ist das gemeinsame Organisieren eines Verkaufsstandes alles andere als eine einfache Übung.

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