Ich sollte vielleicht einmal etwas bemerken: Ich habe in den letzten Blogs so häufig von meinem Spezialthema geschrieben: Das Problem der mangelnden Ernsthaftigkeit zu vieler. Es zieht mich einfach immer wieder hinein. Eben auch die Jungenproblematik.
Wissen Sie. Als Vater von zwei Töchtern konnte ich immer gelassen darüber diskutieren. Als werdender Opa eines Enkelsohnes komme ich der Problematik nun tatsächlich auch persönlich ganz schön nahe.
Habe am Montag im Zug eine Mama mit drei Jungs erlebt. Drei Spielkonsolen, die alle gefiept und geballert haben wie die Weltmeister. Zwei Stunden lang. Dabei habe ich witzigerweise ein Buch gelesen, dessen Titel mich in der Bahnhofsbuchhandlung angesprungen hatte: „iBrain“ von Gary Small und Gigi Vorgang. „Wie die Medienwelt Gehirn und Seele unserer Kinder verändert“. Der Kleinste schräg gegenüber war gerade mal vier oder so. Digital Natives nannte der Autor die Jungs. Einheimische in der digitalen Kultur. Die Mutter wurde als Digital Immigrant bezeichnet. Stimmt, sie hatte schon beim Bedienen der Playstation ihre Probleme. Eben eingewandert. Ich erzähle Ihnen jetzt nicht das ganze Buch. Keine Sorge. Aber die Aussage, die man aus vielen neuen Untersuchungen mal wieder ableiten kann, stand am Ende eben auch wieder da: Bitte, bitte. Mamas und Papas, die ihr eure Kinder, speziell eure Jungs liebt. Schaut darauf, dass die Zeit in der digitalen Welt für eure Digital Natives im Rahmen bleibt. Sonst arbeiten ihre Neuronen im Stirnlappen zu wenig. Wir sprechen vom Gehirn und von Magnetresonanztomographie. Und wir sprechen von Multitasking, das die Einheimischen richtig gut beherrschen. Besser als die Einwanderer. Was ja gut ist. Im Rahmen eben. Denn der Stirnlappen ist für Lernen, Gedächtnis, Emotionen und sogar Impulskontrolle zuständig. Wenn der verkümmert, ist das doof. Würde ich mal so salopp sagen. Da fehlt etwas Entscheidendes, das für Beziehungen wichtig ist. Und was, mal unter uns, ist wichtiger als Beziehungen führen zu können. Der Autor von „iBrain“ hat das über 190 Seiten belegt. Na ja. Die drei jungen Eingeborenen am Sitzplatz schräg vor mir waren auf alle Fälle zwei Stunden lang konzentriert und ruhig bei der Sache. Ich habe ihnen die Daumen gedrückt, dass sie danach Kicken durften, Fahrad fahren oder im Hallenbad schwimmen, basteln oder jonglieren, erfinden oder experimentieren, usw… eben etwas für den Zentrallappen. Sie wissen schon. Oje. Man merkt. Schon wieder bin ich beim typischen Bayer-Thema. Erziehen in digitalen Zeiten ist ziemlich schwer. Dabei wollte ich in diesem Blogbeitrag aus den Tiefen der unterrichtsfreien Herbsttage mal was ganz anderes sagen
Ich hätte bei all meinen Blogs über die Problemchen des Schulalltags immer als permanenten Begleittext hinzuschreiben müssen: „Liebe Eltern. Für die übergroße Mehrheit unserer Schüler/innen am Faust gilt natürlich ganz klar: Alles im grünen Bereich. Wunderbare junge Menschen. Die ihren Weg durch das Gestrüpp des Erwachsenwerdens glorreich zurücklegen werden. Auch als Eingeborene in dieser so neuen Welt, in der die Erwachsenen eben mit anderen Frontallappen im Kopf herumlaufen müssen. Oder dürfen. Aus den Kindern sollen bitte auch keine junge Menschen werden, die den Ernst des Schülerlebens als oberstes Gut mit sich herumtragen. Mit strengen Mienen. Die Ernsthaftigkeit der Einwanderer würde mir reichen. Die kennen Sie ja noch aus eigenen Zeiten. Die haben 80% unserer Schüler/innen und die werden auch keine wesentlichen Schulprobleme haben. Eben die, die sie selbst kennen. Aber aus der Erwachsenensicht eines mitten im Beruf Stehenden verklärt sich das zur Schulproblemfolklore. Oder? Und wer dann als Schüler noch mehr zulegen will, muss einfach an der Ernsthaftigkeit drehen. Das ist der Joker in der Hinterhand.
Sorry, jetzt habe ich es schon wieder nicht geschafft, nur von den vielen tollen Jungs und Mädels zu schwärmen, die zu uns ans Faust kommen. Deren Erziehung Sie wunderbar hinbekommen haben. Gratulation. Also: Ich versuche es später noch einmal mit so einem Artikel. Ihnen noch ein paar Tage herbstliche unterrichtsfreie Tage.
Übrigens: Es ist nicht unanständig, in den Ferien Vokabeln zu lernen. Wollte ich nur nebenbei mal gesagt haben.