Flügelverleih meets Hattie

14. Juli 2011

Blickwinkelveränderung und Zeugniskonferenzen

Abgelegt unter: Elterncoaching — heinz.bayer @ 21:39

Liebe/r Flügelblogleser/in

Ich unterbreche nun doch aus aktuellem Anlass kurz das „Erträumen einer neuen Schule in alten Gemäuern“, um den neuen Faust-Eltern meine Sicht des richtigen Umgangs mit dem eigenen Kind und seinen Noten zu schildern. Immerhin ist jetzt die Zeit der Notenkonferenzen. Ein schwieriges Unterfangen, wenn die Noten nicht so ausfallen, wie gewünscht. Beim größten Teil der Schüler/innen fallen die Noten übrigens sehr ansprechend aus. Ich habe heute spaßeshalber einmal alle Notenlisten am Faust geklickt. Die übliche gute normale Verteilung eben. Weil auch der Großteil der Klassen einen richtig guten Job macht. Als Gesamtklasse. Am schwierigsten haben es die Eltern von Kindern aus Klassen, die keinen richtig guten Job machen. Da gibt es immer ein paar. Diese haben die mehrheitliche, tragfähige Meinung entwickelt, dass Schule doof ist. Da kommen zu Hause dann die wildesten Schul-Geschichten an – und zwar aus allen Ecken. Weil man als Schüler/in aus Klassen, die nicht rund laufen, natürlich am einfachsten die Verantwortung abwälzt. Logisch, dass man das als Schüler so macht. Schüler sind ganz normale Menschen. Und äußerst erfinderisch. Und oft mitten in der Pubertät, in der sich das Gehirn gerade umbaut. Und da man als Vater oder Mutter meist noch selbst die kleine Ohnmacht der eigenen Schulzeit mit sich herumträgt – wer hat schon seine Schulerinnerungen ernsthaft verarbeitet – kommt diese eigene kleine Ohmnacht ganz schnell aus der Versenkung und federleicht stimmt man mit seinem Kind in den gleichen Klage-Chor ein: „Ich verstehe dich so gut. Diese Lehrer! Diese Schule! Dieses System! G8! Der Unterrichtsausfall!…“ Dann ist die Verantwortung weg von einem selbst. Also vom eigenen Kind. Wenn es die Lehrer nicht schaffen, den eigenen Sohn, der doch eigentlich begabt ist, was ja auch die Lehrer immer wieder bestätigt haben –„aber er arbeitet eben nicht“ – es nicht schaffen, ihn zu motivieren, dann haben sie doch echt den Job verfehlt. Warum sind sie denn dann Lehrer geworden? Nein selbst wolle man den Job natürlich nicht machen, aber die verdienen ja auch genug und haben doch wirklich viele Ferien. Und überhaupt.

Verantwortung weggeschoben, Problem hergeholt. Ganz ohne Not. Eins der am weitesten verbreiteten Fehler ist es, sich bedenkenlos hinter sein Kind zu stellen, wenn es um die Einschätzung von Unterricht und Schule geht. Was sich im ersten Moment nach Gutmensch anhört, ist in Wirklichkeit mit dem Versuch zu vergleichen, einem Schmetterling beim Schlüpfen zu helfen, indem man den Kokon aufschneidet, damit er sich nicht so abmühen muss. Dann wird der Schmetterling leider nie fliegen können. Die Natur hat dort die Mühe beim Schlüpfen als Prinzip eingebaut. Mein Tipp ist ganz einfach: Hören Sie sich die Nöte ihres Sohnes oder Ihrer Tochter in Ruhe an. Aber nehmen Sie nicht Stellung! Schimpfen Sie nicht mit! Sie kennen die Situation einfach nur aus der Sicht eines jungen Menschen, der sich in einer vollkommen unnatürlichen Situation befindet – wenn man es evolutionsmäßig betrachtet. 12 Jahre die Schulbank zu drücken ist durch Evolution noch lange nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Das benötigt noch ein paar zehntausend Jahre. Denn mal ehrlich: Sie kennen nicht die Verhaltensweise Ihres Kindes im Klassenverband. Der Unterricht wird Ihnen garantiert aus einer sehr subjektiven Sicht geschildert. Logisch. Das ist auch nicht schlimm. Aber man darf es nicht 1:1 annehmen. Die eigene Arbeitshaltung wird selten miterzählt. Eine Drei auszuhalten ist übrigens vollkommen zumutbar. Nebenbei bemerkt. Man braucht als Eltern viel Geduld, denn Arbeitshaltungen werden oft nur langsam verändert. Schlagartig meist nur in Not. Von unseren seit vier Jahren spezialbetreuten Schülern – dieses Jahr hieß der Spezialkurs Break&Go  und lief über das Internet auf www.maennerrevolte.de – sind es allerdings immer nur ein paar, die schlagartig den Schalter richtig umlegen können. Die anderen müssen einfach geduldig warten und möglichst nicht aufgeben. Oder Coach im Flügelverleih werden. :-) Ja Sie hören richtig. Die Coachs im Flügelverleih werden im Durchschnitt automatisch in der Schule besser. Wissen Sie warum? Weil sie Schule plötzlich nicht mehr unter dem Aspekt von „Lehrer sind sowieso doof“ sehen. Sondern unter dem Aspekt: “Ich weiß vom Coachen, wie unendlich schwierig es bei manchen Schülern ist, dass man sie dazu bekommt, einfach konzentriert die Hausaufgaben zu machen.” Diese einfache Blickwinkeländerung bewirkt auf wundervolle Art und Weise eine wesentlich stressfreiere eigene Schulzeit für den Junglehrer. Für ihn und für seine Eltern.

Übrigens: Nächste Woche soll der Flügelverleih, also dieses jüngste Kollegium am Faust, einen Bürgerpreis2011 überreicht bekommen. Es hat sich herumgesprochen, dass sie eine richtig gute Arbeit machen. Gratulation an dieser Stelle.

Ach und noch etwas. Die wundervoll wirksamen Blickwinkelveränderungen können manche auch mit der Spezial-Ferienschule auf unserer Flügelverleih-Homepage hinbekommen, wenn sie sich darauf einlassen können. Haben mir zumindest einige Schüler/innen nach den letzten Sommerferien fröhlich berichtet. Ferien zum Blickwinkel verändern nutzen und nach den Ferien stressfreier Schule machen. Das ist der Trick, der keine Zeit zum Lernen kostet. Der Nachhilfe spart. Zumindest für so manchen Schüler offensichtlich umsetzbar. Das ist mein aktueller Tipp. Als Eltern darf man mit Fingerspitzengefühl mithelfen. Die Sommerschule des letzten Sommers funktioniert auch in diesem Sommer und ist immer noch unter www.faust-verleiht-fluegel.de herunterzuladen.

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