Wir haben es jetzt also bundesweit: G8 statt G9 wegen des internationalen Anspruchs der Leistungsfähigkeit. Hat ja vielen eingeleuchtet. Wir wollen doch mitspielen in der höchsten Liga. Deutschland hat immerhin einen Anspruch zu verteidigen. Pisa im Mittelfeld geht ja nun gar nicht. Doof nur, dass viele Eltern beim Übergang Ängste entwickelten. Aber, das war zumindest neu und spannend: Jede Schule durfte selbstständig versuchen, dieses Problem zu lösen. Nachdem wir es nun am Faust geschafft haben, nach 8 Jahren G8 und G9 zusammen zum Abitur zu führen, ohne erkennbare Notenunterschied, ohne erkennbare Probleme, ohne allzu aufgeregte Eltern – darf man über unseren G8-Weg ruhig einmal öffentlich nachdenken.
Aufgeregte Eltern gab es seit ich Lehrer bin. Ist ja auch klar. Da bekommen Kinder in der Grundschule eine Schulempfehlung für die weiterführende Schule und dann muss es schulisch gesehen natürlich immer Schüler/innen geben, die an der Realschule gute Noten bekommen würden und am Gymnasium die schlechteren Noten einfahren. Was natürlich nicht heißt, dass die gerade noch Gymnasialempfohlenen nicht bei der richtigen Arbeitshaltung ein paar Jahre später glänzend dastehen. Die Fähigkeit, sich anzustrengen, ist der Knackpunkt. Dass die Eltern der Kinder mit den schlechteren Noten beim Klagen über Überforderung ihrer Kinder natürlich in der klaren Mehrheit sind und waren, ist logisch, verständlich und menschlich. Dass dieses unüberhörbaren Klagen die Politik dazu gebracht hat, bald den Normalschüler fünf Stunden weniger unterrichten zu lassen – dummerweise ohne den Bildungsplan zu verändern – ist allerdings bei der Ausgangslage eher unlogisch. Außer man schaut auf die Wahltermine. Ich sage mal voraus, dass genau dieselben Eltern dann noch mehr klagen werden.
Außensicht und eine Innensicht einer Schule ist einfach grundverschieden. Man sollte in der Diskussion verstehen, warum eine Außensicht meint, dass man eigentlich nur ein paar Stunden weniger unterrichten müsse, um G8 elternprotestfrei hinzubekommen. Und warum aus der Innersicht vom Schüler aus gedacht alles viel komplexer und sensibler ist, als sich das von außen so anfühlt. Hier also weiter eine Würdigung von innen und von der Basis für eine im Moment beginnende neue Diskussion um G8.
Transparenz, Kommunikation:
Wir haben gleich zu Beginn vor 8 Jahren erkannt, dass wir G8 nur dann positiv umsetzen können, wenn wir die allgemeine Hysterie um das 8jährige Gymnasium direkt und ausdauernd mit den Eltern diskutieren. Wenn wir Schule transparenter machen als bisher. faust-aktuell hieß eine Idee, die seit fast 8 Jahren trägt und in der Lage ist, eine komplexe Schule wie das Faust-Gymnasium nach außen für die Eltern einsehbarer zu machen. Regelmäßig unregelmäßiges digitales Informationsorgan der Schule, das als pdf über den Verteiler Elternbeiräte – Eltern die ganze Schulgemeinde sicher erreicht. Man muss Schule verstehen, dann macht sie weniger Angst.
In den Anfangsjahren haben wir dazu noch eigene Elternbeiratssitzungen für die G8 Eltern gemacht, weil die Ängste dieser Elternschaft doch eine vollkommen andere war als die der G9 Eltern. Was man ja auch verstehen kann.
Nach etwa 4 Jahren trat Ruhe ein. G8 war zum Normalfall geworden. Die befürchteten Einbrüche und Belastungen hielten sich für den Normalschüler in Grenzen. G9 wuchs sich aus. Die Übergangsquoten ans Gymnasium hatten sich dazuhin noch, entgegen allen Anfangsprognosen, in den letzten 8 Jahren weiter gesteigert.
Fortsetzung folgt