Herzklopfen die Zweite
Morgen geht die Nachmittagsschule los. Und was haben wir uns alles vorgenommen. Wir kennen diese neuen Fünfer ja nicht. Sie sind einfach immer wieder anders.
Klar. Menschen eben. Individuen. Zukünftige Leistungsträger der Gesellschaft. Verpackt und nur für Eingeweihte jetzt schon erkennbar. Üblicherweise sagt man „Fünftklässlerinnen“ und „Fünftklässler“ zu ihnen. Fäustlinge sagt man am Faust.
Warum ein Schulmeister noch aufgeregt ist, wenn er doch schon seit 30 Jahren unterrichtet? Das ist eine Frage, die man nur stellt, wenn man noch nie vor einer Klasse mit 30 Schülern stand. Klassen sind wie individuelle Persönlichkeiten. Auch schon Fünftklässler. Wenn wir nun morgen beginnen, unsere Nachmittagsschul-Kunden zu begrüßen, dann werden wir wieder diese unglaublichen Kräfte spüren. Bei denen es darum gehen wird, ihnen die richtige Richtung zu geben.
Ohne Ziel sind Kräfte störend. Mit Ziel großartig.
Das Gesamtziel für Fäustlinge ist klar: Die Persönlichkeit erhalten, das Selbstbewusstsein stärken, den Übermut dämpfen, die Ernsthaftigkeit des Lernens begreifen, Schule als Lebensraum aufbauen, Schule leben, Beziehungen entwickeln und stabilisieren, Konflikte entschärfen, Lösungen suchen, Inhalte aufnehmen, Begeisterung spüren, Eigendynamik entwickeln, kreativer Teil einer Gruppe werden, Zuhören können, sich konzentrieren lernen, Frust positiv verarbeiten können, Aushalten lernen, dass man nicht immer im Mittelpunkt steht und und und …
damit am Ende ein junger Mensch aufrecht und selbstbewusst samt Abitur in der Tasche die Schule verlassen und auf eine Faust-Schulzeit zurückblicken kann, die sich gelohnt hat. Faust muss sich lohnen.
Deshalb Herzklopfen, vielleicht gerade, weil es Fünfer sind.
Das Spiel beginnt.
Die Ausgangssituation ist immer ziemlich gut. Immerhin kommen hier Menschen mit einer „Empfehlung“ in der Tasche. Gymnasialempfehlung. Da kommen Ex-Viertklässler ans Gymi und sind es gewöhnt, gute Noten ohne großen Einsatz zu bekommen. Doch jetzt gibt es vielleicht bald vereinzelt nur mittelmäßige Noten bei recht großem Einsatz. Immerhin sitzen plötzlich lauter junge Menschen in einer Klasse, die immer gute Noten ohne großen Einsatz bekommen haben. Auf schulisches Lernen bezogen, sitzen hier die Leistungsstärksten eines ganzen Jahrgangs auf einem Haufen.
Auch der notenschlechteste Schüler einer 5. Klasse gehört zu den Leistungsstärksten seines Jahrgangs. Aber machen Sie das mal Ihrem Sohn klar, dass er bitteschön nicht frustriert sein soll wegen einer 3 Plus, für die er zwei Stunden gelernt hat.
Sie merken: Viele von Ihnen haben hier echte Überzeugungsarbeit vor sich. Aber es lohnt sich. Denn die Fünftklassnoten sind ja alles andere als der Knackpunkt, wie am Ende zum Beispiel das Abitur ausfällt. Oder gar das Leben. Viel mehr ist es das professionelle Umgehen mit den Fünftklassnoten, auf das es ankommt.
Professionell Schüler sein, das ist ein riesiges Fass, das ich jetzt aber noch nicht aufmache.
Denn ich schweife einfach schon wieder mal ab. Eigentlich wollte ich Ihnen nur kurz mitteilen: Ich bin ganz schön aufgeregt, ob sich unsere pädagogischen Träume von der Nachmittagsschule 2009/10 in der Realität umsetzen lassen. Ob wir dem Lernen für den Großteil unserer Nachmittagsschul-Kunden Flügel verleihen können. Ob wir ihnen mit unserer Nachmittagsschule die nötige Unterstützung zukommen lassen können.
Drücken Sie uns und Ihren Kindern die Daumen.
Und übrigens: Wenn Sie Fragen zur Nachmittagsschule haben oder wenn Sie finden, dass ich in meinem Bayer’schen Nachmittagsschultagebuch ein bestimmtes Thema ansprechen sollte. Mailen Sie mir doch einfach.
Mit einem freundlichen Schulmeistergruß.
heinz.bayer@fgst.de
20. September 2009
Herzklopfen die Zweite
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