Für alle Neuleserinnen und -leser. Hier erzählt einer einfach so von Schule, der diese seit 30 Jahren als prallvollen, kunterbunten Lebensraum begreift. Für sich und für die paar tausend Schüler/innen, denen er in den letzten Jahren über den Weg gelaufen ist. Und er erzählt es in erster Linie für die Eltern der Faust-Unterstüfler aber auch für alle Menschen, die gerne mehr vom Lebensraum Schule erfahren wollen. Die Schule verstehen wollen. Denn Schule verstehen heißt schlicht, seine Kinder besser schulisch begleiten zu können. Der, der hier erzählt, ist Unterstufenberater am Faust-Gymnasium und erzählt in Elterngesprächen sowieso unentwegt Dinge, die man als Eltern einfach von Schule wissen sollte, um sich nicht unnötig Sorgen zu machen. Warum also nicht gleich für ein paar mehr erzählen.
Da ist es also, dieses Abitur. Dieser ungeheure Moment, den man als kleiner Fünftklässler immer so glorifiziert hat. Und als Mittelstüfler manchmal unerreichbar fand. Und noch so ewig weit weg. Und dann merkt man als großer Abiturient, dass man sich gar nicht so erwachsen fühlt, wie man als Fünftklässler immer gedacht hat, dass man sich als Abiturient fühlt. Weil die doch immer so reif aussehen. So alt. So abgeklärt. Es ist für die meisten immer dieses komische Gefühl. Dieses Erstaunen, dass man jetzt genau da angekommen ist, von dem man so oft aus der Ferne geträumt hat. Und sich doch noch ein wenig verloren fühlt bei dem Gedanken, dieser Lehranstalt bald den Rücken zu kehren. Wo es immer so einfach war, den Schuldigen zu finden. Den Lehrer eben. Oder die Lehrerin. Und man immer eine Truppe um sich herum hat, die zu einem hält. Meistens zumindest. Ein paar sind jetzt noch richtig jung. 16 Jahre ist unser Jüngster. Abi2011. Eine riesige Menge von jungen Menschen. Zweihundertzweiunddreißig, um genau zu sein. Man hat irgendwie doch schon gehört, dass die Welt außerhalb der Schule nicht mehr so einfach strukturiert ist. Dass man hier alles selbst in die Hand nehmen muss. Dass man an der Schule viel mehr betreut wird als danach.
Da das Faust aber das ganze Schüler/innen-Leben lang auf Eigenständigkeit setzt, sind es am Ende doch sehr viele, die nach der Schule problemlos selbst laufen können. Ob mit 16 oder mit 19. Und – das habe ich jetzt mal wieder sehr oft gehört – das Stufenfeeling am Faust ist nach wie vor vom Feinsten. Das Netzwerk, das sich jedes Jahr aufbaut, das trägt. Kaum eine Studentenstadt, in der es nicht Faust-WGs gibt. Stützpunkte für andere Faustler. Wer das Faust in seiner Schulzeit richtig begreift, der hat lebenslang etwas davon. Faustgefühle geben viel Stärke mit. Das Doppelabitursjahrgangsstufenfeeling ist natürlich was ganz Besonderes. Irgendwie merkt man das, finde ich.
Mit unserer neuen Idee des Fünferhauses setzen wir in Sachen Stufenfeeling noch wesentlich früher an. Schon jetzt merkt man, dass das gemeinsame Leben im Fünferhaus Stärke mitgibt. Unsere Idee, in einem Sechserstockwerk weiter an einer Stufenpädagogik zu arbeiten, ist sicher genau das Richtige. Schon verrückt. Schule, so lange man hingeht, ist für manchen eine echte Qual. Sobald aber das Ende naht, wird es manchen so richtig wehmütig ums Herz. Weil man dann insgeheim doch begreift, welch großartiger, wundervoller und spannender Lebensort eine Schule ist, wenn man mal von Klassenarbeiten und Noten absieht, die eben kein Mensch gerne mag, aber ohne die man als normaler Mensch sich auch nicht wirklich bis zum Abitur durchschlagen könnte.