Also – diese Flügelverleih-Woche war eine B-Woche. Eine mit dem Prädikat: „Mal wieder was Neues ausprobieren. Mal wieder danach Forschen, wer welche unentdeckten Fähigkeiten besitzt.“ Jonglieren war angesagt. „Hilfe, warum denn Jonglieren?“ fragen Sie. „Die sollen, wenn sie die Hausaufgaben fertig haben, doch lieber Vokabeln auswendig lernen. Und zusätzliche Matheaufgaben machen. Spielen sollen sie besser zu Hause.“
Klar, liebe Eltern. Bis drei Uhr war ja auch immer ruhiges Arbeiten angesagt, erst dann wurde jongliert, aber Jonglieren widerspricht dem Lerngedanken natürlich überhaupt nicht.
Wir müssen als Hintergrund dazu sagen. Wir verfügen in unserem Team über drei richtig gut jonglierende Menschen, die diese Kunst auch wunderbar weitergeben können. Frau Schmitz, Herr Illner und Herr Zuern sind unsere Könner. Also gut. Auch Frau Theisohn hat gemeint, sie könne schon „drei Bälle 2 Sekunden lang“. Und ich persönlich bin gespannt, ob ich mir nach diesem Jahr Jonglieren – ich will das nämlich auch können – besser Schülernamen merken kann. Denn Jonglieren und Gehirn, das hat was. Sogar bei so einem etwas in die Jahre gekommenen Gehirn wie dem meinen. Sagt die Wissenschaft. Wir wissen dies bei jungen Hirnen aus eigener Erfahrung durch eine Jonglier AG vor ein paar Jahren. Herr Zuern war damals bei uns Referendar und hatte sie geleitet. Die Schüler, die dabei waren, haben häufig vor dem Lernen jongliert, weil sie sich dann danach besser konzentrieren konnten. Manche machen das heute noch.
Eine Wissenschaftlergruppe aus Oxford hat nun ganz aktuell den positiven Einfluss der kleinen Bälle mit Kernspin bestätigt, wie man das inzwischen eben so macht. Wir wollen Ihnen das natürlich nicht vorenthalten.
Spiegel Online 12. 10.09
Auch im Erwachsenenalter ist das Gehirn noch formbar. Oxford-Wissenschaftler haben mit Kernspin-Untersuchungen gezeigt, wie sich die Nervenverbindungen in unserem Kopf während des Lernens innerhalb kurzer Zeit verändern.
Jonglieren lernen bewirkt Veränderungen in der Verdrahtung von Nervenzellen. Dies zeigten Forscher um Heidi Johansen-Berg und Jan Scholz von der University of Oxford mit einem Experiment, das sie im Fachblatt ” Nature Neuroscience” veröffentlichten.
Mit Hilfe eines Kernspintomografen untersuchten sie sowohl die Veränderungen der weißen und grauen Substanz im Gehirn von 48 jungen Erwachsenen, die nicht in der Lage waren zu jonglieren. Die Hälfte der Versuchsteilnehmer unterzog sich darauf einem sechswöchigen Jongliertraining und übte 30 Minuten täglich. Bei einer erneuten Untersuchung stellten die Forscher danach bei den Jonglierern eindeutige Veränderungen in der weißen Gehirnsubstanz fest. Die weiße Substanz umfasst die Leitungsbahnen im Gehirn und Zentralnervensystem, die graue die Nervenzellkörper. ….Weitere Einzelheiten bei Spiegel Online.
Na ja. Und weil die Leute aus Oxford dem Jonglieren einen echten Lernzuwachs zuschreiben können und wir aus der Erfahrung auch dieselben Beobachtungen gemacht haben, haben wir Jonglieren auf unsere Fahnen geschrieben. Sie werden bald die ersten Dreiball-Jongleure im Nachmittagsfernsehen bewundern können, vielleicht ja auch schon bald die ersten Vierball- oder gar Fünfball-Jongleure. Man darf gespannt sein. Übrigens, und das ist das Wichtige an der Sache: Die Forscher haben herausgefunden, dass es nicht das „Jonglieren können“ ist, das die Gehirnsubstanz wachsen lässt, sondern das „Jonglieren lernen“. Also der Übungsprozess. Deshalb: Wenn schon Jonglieren dem Lernen Flügel verleiht: Tun wir’s doch. Das war das Motto der letzten Woche. Und das wird uns auch kontinuierlich weiter zusätzlich zu den anderen lernunterstützenden Dingen begleiten, die im Flügelverleih alle noch auftauchen werden. Das Schöne am Jonglieren ist nebenbei: Hier kann kein Schüler sagen: „Frau Hirth, ich bin schon fertig, was soll ich jetzt machen?“ Bei der Ballanzahl gibt es nach oben eben keine Grenzen.
Übrigens war diese Woche noch ein richtiges Großereignis für den Flügelverleih. Unsere Sozialchefin hat den Namen gewechselt. Am Freitag kurz nach 11 Uhr hat sie im Freiburger Rathaus ein wichtiges Dokument mit dem Namen Geismann unterschrieben, nachdem sie dieses kleine Wort ausgesprochen hatte. “Ja“. Wir gratulieren auch von dieser Stelle aus.