Ich muss noch schnell was von der letzten Woche nachlegen. Weil es mich einfach beschäftigt. Sie wissen ja. Diese Jungengeschichte lässt ich nicht los. Weil ich sie täglich vor Augen habe. (Und weil ich nebenbei auch Opa eines Enkels werde.) Jetzt hatten wir eine Anfrage von der PH Freiburg. Da gibt es ein Forschungsprojekt genau zu diesem Thema. Jungenproblematik. Sie können sich vorstellen, dass wir da sofort zugestimmt haben, mitzumachen. Man muss etwas tun.
Nur fällt mir im Moment noch nichts Besseres ein, als uns Männer zwei Jahre später einzuschulen. Dann würde das passen. Die Jungs mit 19 Abi, die Mädchen mit 17. Früher fiel dieser natürliche biologische Vorsprung der Frauen nie so ins Gewicht. Die Schulen waren enger geführt, die Jungs hatten weniger Chancen, sich davonzustehlen. Wenn die Lehrer etwas sagten, dann hatte das Bedeutung. Die Eltern waren meist der Meinung, der Lehrer würde es schon recht machen. Jetzt lässt man uns Männern in jungen Jahren richtige Entwicklungsspielräume – den Frauen in jungen Jahren natürlich auch. Einzelne Lehrerkonzepte werden in vielen Elternhäusern in Frage gestellt – und was passiert: Zusammen mit der digitalen Welt, die uns um ein Vielfaches mehr fasziniert als das weibliche Geschlecht, überleben wir Schule definitiv schlechter. Ich war gerade beim Media Markt, um eine Digitalkamera für den Flügelverleih zu kaufen: Männer, Männer, Männer. Wenn es um die neueste Technik geht, sind wir unschlagbar. Das war schon immer unsere Stärke. Doch jetzt macht sie uns im wirklichen Leben sehr verletzlich. Man bemerkt unsere wirklichen Stärken in der Schule nicht mehr, weil sie in einer anderen Welt auftauchen. Wir sind großartig, wenn wir über iPhone die neuesten Nachrichten abrufen sollen, wir Männer sind die wahren Natives der Digitalen Welt. Wir spielen an der Konsole alle anderen in Grund und Boden. In der normalen verbale Kommunikation sind wir aber noch schlechter geworden. Und an den Schulen verbietet man dann auch noch genau unsere Stärke. Lässt uns nicht hinein mit unserem Spielzeug. Handyverbot. Dabei müsste man für uns eigentlich Diktate nur noch mit dem Handy schreiben lassen. Man müsste vorschreiben, Romane am iPhone zu lesen. Man müsste nur mit interaktiven Medien Integrale lösen dürfen, Übersetzungen mit dem PC machen und Geographie sowieso nur am Laptop erledigen. Dann könnten wir wieder zeigen, wer wir eigentlich sind.
Wie ich jetzt drauf komme? Wir hatten Berufsberatung am Faust. Frau Anhalt machte das wie immer hochprofessionell. 25 Workshops für die G8er der Kursstufe 1. Workshops aus allen Fachbereichen, die sich Schüler gewünscht hatten. Da kamen wie in jedem Jahr Fachleute an die Schule. Einen Tag lang ist das Faust für die Kursstufe ein Fenster in die Berufswelt.
Und in den Gesprächen mit Fachleuten von der Uni tauchte die Jungsproblematik eben auch hier immer wieder auf. Nach G8 kommt Bachelor und so viele Jungs haben Probleme, zum Beispiel an der Uni einfach auf’s Sekretariat zu gehen, um etwas zu fragen. Sich zu organisieren. Sie versuchen lieber alles online zu regeln. Viele hinken hinterher. Kommunikation ist für Männer nicht immer so spaßig. Hilfe. Wir brauchen einfach mehr Zeit. Früher waren 10 Semester keine Diskussion. Auch nicht 12. Heute sind es schon 8. Und jetzt noch das achtjährige Gymnasium. Da wird es nochmals verkürzt. Bis wir richtig bei uns selbst angekommen sind , haben wir schon den Uniabschluss oder sind durchgefallen.
Wieder ein Grund mehr, im Flügelverleih auf Eigenständigkeit und Konzentration zu setzen. G8 ist kurz. In dieser Woche ist übrigens Texte rezitieren angesagt. Kleine Geschichten vortragen. Rethorik im Flügelverleih. Sicher heißt es am Ende auch wieder: „ab ins Filmstudio!“ Man darf gespannt sein, was dabei herauskommt. Ich habe übrigens beschlossen, einen extra Blog speziell für Jungs aufzumachen. Das ist leichter als die Sache mit dem zwei Jahre später einschulen durchzuboxen.
8. Dezember 2009
Zwei Jahre später einschulen
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