Flügelverleih meets Hattie

6. Februar 2013

Stellungnahme

Abgelegt unter: Gymnasialempfehlung — heinz.bayer @ 20:48

Der Umgang von Fünferhaus und Flügelverleih am Faust mit der neuen Situation, dass durch den Wegfall von der bindenden Gymnasialempfehlung auch Kinder mit Realschul- und auch mit Hauptschulempfehlung am Faust eingeschult worden sind.

Das Kultusministerium nennt es eine Vergrößerung der Chancengleichheit.
Wir nennen es eine Unverantwortlichkeit so manchen Kindern gegenüber.
Die neue Situation lässt es zu, dass das Selbstbewusstsein von z.T. völlig überforderten Zehnjährigen gegen die Wand gefahren und ein solch großer Schulfrust entstehen wird, dass die Chancengleichheit genau durch die neue Regelung abnimmt. Auf’s Gymnasium an sich zu gehen ist noch kein Qualitätsmerkmal. Sich auf dem Gymnasium mit normalen Noten aufgehoben zu fühlen ist der entscheidende Ansatz. Da heute schon über 50% der
Abiturienten ihr Reifezeugnis auf einem Weg über den Einstieg in der Realschule oder auch in der Hauptschule machen, erweist sich die scheinbare Öffnung des Gymnasiums als Bildungsfalle für manchen unserer Schüler.
Außerdem, und das ist uns wichtig zu betonen, ist die Öffnung gleichzeitig ein Kuckucksei in Sachen Begabtenförderung, die an Schulen und Gymnasien immer auch gesehen werden sollte. Begabtenförderung bedeutet im Alltag: Zeit haben, sich auch um die guten Schüler zu kümmern. In Bildung investieren heißt nicht nur, möglichst vielen Kindern möglichst breite Bildungschancen einzuräumen, sondern auch möglichst vielen bildungsstarken Kindern möglichst viel KnowHow mitzugeben. Ohne Strukturänderung an unserer Schule ist aber der Normalfall klar zu beschreiben: “Setze drei völlig überforderte Schüler/innen in eine Klasse, dann wirst du einen überproportional großen Teil deiner Unterrichtszeit für mindestens zwei dieser drei Schüler/innen aufwenden müssen. Denn überforderte junge Menschen reagieren auf die Überforderung meist nicht mit Rückzugs-, sondern mit Störungstendenzen.” Fazit: Ohne positive und grundlegend neue Schul-Konzepte ist der einfache Wegfall der Gymnasialempfehlung für das Unterrichten an Gymnasien kein Fortschritt. Nicht für die “unglücklich geschickten” Kinder und auch nicht für die “klar gymnasialen” Kinder. Ein allgemeines Absenken des Bildungsniveaus kann
nicht unser Anliegen sein. Eine Verschlechterung des Umgangstons und der
Klassengemeinschaft ebensowenig.
Unsere Antwort vor Ort:
Wir nehmen den Auftrag natürlich trotzdem ernst und lassen mit unserer
Fünferhauspädagogik des sanften Ankommens an einem achtjährigen Gymnasium in einem eigenen kleinen Gebäude den bei uns ankommenden Kindern ein halbes Jahr ruhige Entwicklungszeit. Das Fünferhausteam arbeitet in den wesentlichen Fragen zusammen. Die Klassenlehrer/innen sind von Anfang an auf Beratung und Unterstützung eingestellt. Unser spezielles schuleigenes Hausaufgabenheft 1 und 2, das unsere Fünftklässler/innen kostenlos bekommen, begleitet das erste Jahr inhaltlich und bietet auch den Eltern ein gutes Unterstützungsinstrument. Im Flügelverleih haben alle Kinder die Möglichkeit, Hausaufgaben mit qualifizierter Unterstützung durch ältere Schüler/innen zu machen. Und das an 5 Nachmittagen in der Woche.
Mit den Halbjahreszeugnissen werden auch sogenannte Arbeitshaltungszeugnisse mit einer Skala von a bis e erstellt. (a: fährt im fünften Gang, e: fährt im ersten Gang ).
Halbjahresinfo plus Arbeitshaltungszeugnisse ergeben zusammen ein gutes erprobtes Bewertungsinstrument.
Überwiegend positive Arbeitshaltung plus recht gute Noten: Grüner Bereich.
Eher verbesserungswürdige Arbeitshaltung und recht gute Noten: Noch einen “fetten Joker im Ärmel” – sollte gecoacht werden, damit sich bis zur 7. und 8. Klasse nicht zu große Lücken auftun.
Überwiegend positive Arbeitshaltung und schlechte Noten: Fährt schon jetzt am Limit, obwohl unsere fünften Klasse immer noch einen sanften Einstieg in das gymnasiale Lernen bieten. Elternberatung angesagt.
Sanfter Einstieg hat Tradition am Faust und hat sich unter den früheren
Anfangsbedingungen auch bewährt. Die neuen Fünfer waren immer gymnasialempfohlen.
Da wir in jedem Jahr einen Austausch mit unseren Grundschulkolleg/innen über die neuen Fünfer durchführen und uns immer wieder auf’s Neue abstimmen, konnten wir uns auf unsere Vorgehensweise immer gut verlassen. Das ist jetzt vollkommen anders.
Überwiegend negative Arbeitshaltung, schlechte Noten: Erst wenn man die Arbeitshaltung in den positiven Bereich kippen kann, kann man wirklich erkennen, ob ein Kind gymnasialtauglich ist oder sich nur quälen wird. Sich durch die Schule zu quälen ist für uns keine Zukunftsperspektive.
Wir laden als Antwort auf die neue Situation alle Kinder mit einer eher schlechten Arbeitshaltung zu einem zeitlich begrenzten Coaching ein, mit dem Ziel, die Arbeitshaltung massiv zu verbessern. 2012/13 heißen diese “Turbowochen” “Gipfeltour 2013″.
Wir bieten Coaching seit über 5 Jahren, werden dies aber jetzt verstärkt speziell für Klasse fünf machen.
Es gibt dazu eigene Begleithefte für Schüler/innen und auch für Eltern.
Nach Rücksprache mit den Fachlehrer/innen bieten wir eine spezielle individuelle Elternberatung an.
Ziel: Noch vor den Endzeugnissen sollte klar sein, wo es lang geht. Wenn sich bis zu den Pfingstferien trotz Fünferhaus, Begleitprogrammen und speziellem Coaching nicht abzeichnet, dass der vorgeschriebene gymnasiale Lehrplan ohne spezielle Kurse, die man anbieten könnte, ohne spezielle Klassen, die man einrichten könnte, innerhalb des normalen Klassenverbands mit 30 Schüler/innen, muss vor einem eventuellen Sitzenbleiben gleich schon in der 5. Klasse die Notbremse gezogen werden und die Realschule als 9jähriges Gymnasium den Eltern dringend und eindringlich empfohlen werden. Denn klar ist: Ein prinzipielles Scheitern auf einem 8jährigen Gymnasium wird ein späteres positives Eingliedern an einer Realschule mit späterem Abschluss mit Abitur sehr unwahrscheinlich machen. Denn mit zu viel Schulfrust und einem gebrochenem Selbstwertgefühl kann niemand so einfach an einer anderen Schule erfolgreich integriert werden. Das muss dann den Eltern unmissverständlich klar gemacht werden. Dass sie nur, um kurzzeitig sagen zu können, “mein Kind ist auf dem Gymnasium”, die Bildungschancen ihres Kindes massiv einschränken. Frei nach dem Motto für Eltern von
jungen Menschen mit Realschulempfehlung oder gar Hauptschulempfehlung: “Wenn du willst, dass dein Kind kein Abitur macht, schicke es doch einfach auf’s Gymnasium.”
Ende des Schuljahres 2012/13 wird die Entwicklung schulintern “evaluiert” und unser Handwerkzeug für die neue Situation optimiert.

Heinz Bayer und Flügelverleihteam am Faust

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