Chinesen Das Blatt der Woche
Kommen wir zu einer unsäglichen Tradition, die man dringend verändern muss, weil sie eine der größten Bremsen im Schulgeschäft darstellt. Die Sache mit dem gut sein dürfen und gut sein wollen. Die größte Bremse versteckt sich hinter einem kleinen Wort. “Streber”. Selbst Erwachsene zucken. Ein Streber soll ihr Kind nicht sein. Nur sehr gut in der Schule. Streber will keiner sein, oder? Nur der Beste. Aber es soll einem cool zufliegen. Weiß jemand, wie sich so etwas entwickeln konnte? In einer Leistungsgesellschaft muss Leistung in der Schule verschwiegen werden, ist oft richtig peinlich, wird versteckt. Und erst nach der Schule darf man. Nein, da muss man. Verrückte Welt. Dabei sollen unsere Kids dann später als begnadete Ingenieure das “Made in Germany” zum Wohle aller bitteschön weiter pflegen. Wir haben an unserer Schule einen Schüleraustausch mit Shanghai und Wuhan. Dort versteht man das deutsche Streber aber so was von nicht. Als bei einem Vortrag über das deutsche Schulsystem einmal ein chinesischer Schüler fragte, was denn das Abitur in Deutschland kostet und mein Chef meinte:”nichts!” da war minutenlang ein aufgeregtes Gemurmel unter den sonst sehr aufmerksamen und ruhigen Jugendlichen. Dann ergriff einer das Wort und meinte ganz ernst: ” Dann müssen aber die deutscher Schüler sehr glücklich sein.” Ja schön wäre es, denn dann müsste man als Mathelehrer beim Besuch in China nicht feststellen, dass z.B. die Mathematik der chinesischen 10. Klasse bei uns auch von Abiturienten nicht gebracht wird. Wer seiner Tochter oder seinem Sohn was richtig Tolles schenken will, der arbeitet genau an dieser Sache und versucht, vom Elternhaus aus mitzuhelfen, dass das Wort “Streber” auf den Müll fliegt. Das ist tausendmal wirksamer als jede Nachhilfe. Lehrer haben hier leider nur bedingt Einfluss.