Flügelverleih meets Hattie

12. August 2011

Kunden und Menschenbild

Abgelegt unter: Menschenbild — heinz.bayer @ 11:04

Unsere Kunden

Wir sind ein Landgymnasium. Wir haben Kunden, die von den verschiedensten Grundschulen mit den verschiedensten Grundlagen kommen. Und wie bei jeder Schule aus den verschiedensten Familien mit den verschiedensten Vorstellungen von der Bedeutung von Arbeitshaltung. Wenn wir den Grundschulen einen Rat geben dürften, dann würde der heißen: Egal, welche pädagogischen Vorstellungen ihr umsetzt: Achtet auf die Arbeitshaltung. Denn die Arbeitshaltung, das verfolge ich seit 15 Jahren in all meinen 5. Klassen, denen ich als Klassenlehrer Arbeitshaltungszeugnisse von den Fachkolleg/innen ausstellen lasse – die Arbeitshaltung in der 5. und 6. Klasse ist zu 90% der wesentliche Indikator für den Erfolg beim Abitur. Wer in 5 und 6 nicht mit der richtigen Arbeitshaltung in seinem Schülerleben herumläuft, der wird in der pubertären Phase 7 bis 9 auch nicht zu der richtigen Haltung finden und nach 5 Jahren verläpperter Lernzeit reicht ein Durchstarten nicht mehr aus, um wirklich erfolgreich zu sein.

Also geht es genau darum: Wir bekommen junge Kunden mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten und Arbeitshaltungen. Unproblematisch sind alle Kunden mit mittelmäßigen bis sehr guten Fähigkeiten samt guter bis sehr guter Arbeitshaltung. Unsere Problemkunden sind die guten bis schwachen Fünftklässler/innen mit schlechter Arbeitshaltung. Fünftklässler/innen mit sehr guten schulischen Fähigkeiten und einer schlechten Arbeitshaltung können erfahrungsgemäß immer am Rande segeln ohne abzustürzen, weil sie immer genügend Kapazitäten übrig haben. Auch um sie muss man sich keine Gedanken machen – wenn man das Erreichen des Abiturs als einziges Ziel ansieht.

Das Ziel des Gymnasiums

Abitur – klar doch.

Aber das reicht natürlich bei Weitem nicht aus. Wenn in manchen Städten inzwischen fast die Hälfte eines Jahrgangs den gymnasialen Weg beschreiten, muss man mehr mitnehmen als nur das Reifezeugnis. Ich bin seit 30 Jahren ein Biographienverfolger. Höre mir unentwegt die Entwicklungsgeschichten an, wenn ich beim Abiball oder  beim OpenAir auf Ehemalige treffe. Und auch da ist es ganz klar: Wer aus der Schule die richtige Arbeitshaltung mit ins Studien- und Berufsleben nimmt, der macht seinen Weg überwiegend problemlos. Wenn ich es in eine kurze Formel packen müsste, was denn das Ziel der gymnasialen Ausbildung sein soll, würde ich 3 Dinge nennen: Selbstbewusstsein, Arbeitshaltung, Abitur.

Oder: Selbstbewusstsein, Arbeitshaltung und rechtzeitig einen anderen schulischen Weg eingeschlagen. Denn Abitur ist eben nicht alles. Schwaches Abitur, verkümmertes Selbstbewusstsein und nie gelernte stimmige Arbeitshaltung sind ein erbärmliches Sprungbrett ins Leben nach der Schule.

Das Menschenbild einer erfolgreichen Schule

Jeder Erwachsene war einmal Schüler. Schüler sind also in erster Linie einmal ganz normale Menschen, die später zu ganz normalen Erwachsenen werden. Wer das Schülerleben mit dem Abitur abschließt, wird in Normalfall beruflich Juristin, Betriebswirt, Ärztin, Mikrosystemelektroniker, Bauingenieurin, Architekt, Professorin, Wissenschaftler, Lehrerin, Informatiker usw usw. Also irgendwie ganz schön viel Persönlichkeit. Gesellschaftlich gesehen. Stellt sich die eine Frage: Wie viel Persönlichkeit von seiner späteren Erwachsenenpersönlichkeit besitzt ein junger Mensch schon in der 5. Klasse? Gute Schule macht sich klar: Fast alles. Nur verpackt. Ganz dick eingepackt und noch nicht mit dem nötigen Wissen und der nötigen Lebenserfahrung ausgestattet. Aber ansonsten: 30 Persönlichkeiten dick verpackt und noch nicht erkennbar, welche Persönlichkeiten da in so einer Klasse sitzen. Wie lange es dauern wird, bis sie zum Vorschein kommen. Bei manchen schon in der Schule, bei anderen erst Jahre später. Aber egal wie wild und verwegen sie verpackt im Unterricht sitzen: „Es sind die zukünftigen Leistungsträger, die man unterrichtet und als Kunden zu behandeln hat. Auch wenn das je nach Verpackung manchmal äußerst schwierig ist. Und dann sollte man noch darauf achten, dass, egal wie dick verpackt, in der Verpackung die Persönlichkeit erhalten bleibt. Und gleichzeitig das persönliche Wissen und die Lebenserfahrung positiv entwickelt werden. Da dies im normalen Schul-Alltag eine Utopie für jeden einzelnen Lehrer und jede einzelne Unterrichtsstunde ist, muss man auf ein Schulbetriebssystem setzen, das die folgenden Überlegungen kontinuierlich vermitteln kann: Nimm die Lehrer mit ihren Ecken und Kanten. Erwarte nicht, dass sie es alle schaffen, dich in einer Ummantelung emotional so zu erreichen, dass du immer gerne lernst und konzentriert aufpasst. Verlasse dich in erster Linie genau auf dich selbst. Du besitzt genügend eigene Persönlichkeit, um die fachliche Kompetenz deiner Lehrer zu nutzen. Genieße die Lehrer, zu denen du den richtigen Draht bekommst, aber verzweifle nicht an denen, die dir nicht so liegen. Es gibt immer ein Gesamtsystem Schule, das dich stützt, berät und deine Qualitäten schätzt. Auch wenn die Noten vielleicht nicht so gut sein sollten.“

Das ist es, was Schule insgesamt vermitteln können sollte. Die Relativität der Noten. Wie viele Fachleute, die früher in der Schule ihrem Fach gar nicht so gut waren. Da die gängigen Schulstrukturen nicht darauf angelegt sind, den einzelnen Schüler individuell fördern zu können, jeden auf seinem aktuellen Wissens- und Leistungsstand und jeden mit seiner eigenen Lerngeschwindigkeit und seiner eigenen Zieldefinition, muss man die Noten prinzipiell relativieren und als Betriebssystem Schule dauernd klar machen: Eine Drei minus in Klasse 9 Mathematik heißt nicht Drei minus als späterer Soziologe oder Verwaltungsfachmann. ( Übrigens: ich schließe bei Schüler natürlich immer Schülerin mit ein, bei Soziologe die Soziologin und beim Verwaltungsfachmann die Verwaltungsfachfrau. Mir ist es im Moment nur zu sperrig, Schüler/in oder Schülerin und Schüler zu schreiben und SchülerIn mag ich nicht.) Ich habe so viele lebenserfolgreiche Biographien erfahren, die „mittelmäßig“ in der Schule begannen, dass ich mich eigentlich wundere, dass das Prinzip der Relativität von Noten nicht schon lange in allen Köpfen ist. Von klein auf. Die Nachrichtensprecherin, die erst spät zu sprechen begann, der Profi-Fußballer, der erst spät zu laufen anfing, der Informatiker, der in Klasse 6 seine großen Probleme mit Zahlen hatte … Sie selbst können sicher auch bei sich genügend Bereiche finden, in denen Sie sich heute kompetent fühlen, in denen Sie in Ihrer Jugend noch kein Land sahen. Oder Ihre Noten so waren, dass Sie damals persönliche Schwachstellen vermuteten. Anstatt die unterschiedliche Entwicklung von uns Menschen in den verschiedensten Bereichen des Lebens als Grundlage mit einzubeziehen.

Nur ein Bruchteil unserer Fähigkeiten wird schulisch erfasst. Deshalb keine Angst vor der Drei minus. Die gehört zum grünen Bereich. Die Grenze Vier sollte man natürlich wenn möglich immer meiden, weil hinter der Vier die Fünf und damit die Versetzungsordnung schnell mal eine Rolle spielen kann. Das Zauberwort für alle, die Klasse fünf und sechs problemlos hinter sich gebracht haben: Arbeitshaltung. In der 5. Klasse haben wir zum Halbjahr Arbeitshaltungszeugnisse für alle erstellt. A wie sehr gut bis e wie sehr schlecht. Fast jede/r Lehrer/in hatte gepunktet. Vierstündige Fächer wurden doppelt gewertet.

Ob schwarz männlich oder weiblich ist, muss ich Ihnen sicher nicht erzählen. Zu diesem grundsätzlichen Problem später eine grundsätzliche Vision.

6. August 2011

Das pädagogische Schweizermesser Teil 2

Abgelegt unter: Das pädagogische Schweizermesser — heinz.bayer @ 05:45

Das pädagogische Schweizermesser I endete 2008 mit Visionen. Visionen, von denen wir in den letzten 3 Jahren erstaunlich viel umsetzen konnten. Wir hatten damals die Zusage als offene Ganztagesschule erhalten, unsere Hausaufgabenbetreuung arbeitete auf der reinen Schülercoach-Basis ohne Lehrer und Eltern-Direktbezahlung ohne Unterstützung von außen. „Schülerschule“ der ursprünglichen Faust’schen Art eben. Eine kleine Vorstufe des heutigen Flügelverleihs. Langfristig wurden vom Kultusministerium vage Deputatsstunden für die Betreuung von Ganztagesschule versprochen. Daran geglaubt hatte keiner. Also zumindest ich nicht. Immerhin war das von uns eine zentrale Forderung seit über 15 Jahren: Deputatsstunden für die Betreuung von Aktivprojekten. „Ein halbes Deputat für eine ganze Sache“ hatte unser damalige Chef die Forderung beschrieben. Reaktionen gab es keine. Vor 4 Jahren noch keine Schulsozialarbeit in Sicht, noch kein Jugendbegleiterprogramm und keine Fördermittel vom Land wie heute. Seit damals hat sich tatsächlich einiges getan. Als hätte man unsere Visionen erhört. Die Idee 2008: die vage versprochenen Deputatsstunden für Lehrer für Schülercoachs finanziell umsetzbar machen. Samt erträumtem Schulzivi. Zivildienst gibt es nicht mehr. Dafür Deputatsstunden für betreuende Lehrer und Geldmittel für Schülercoachs, wenn das pädagogische Konzept stimmt. Dass es am Faust stimmt, dafür haben wir genügend Erfahrungen mit eigenständigen Schülerprojekten und Arbeiten mit Fachleuten der Zukunft gemacht. Damit kennen wir uns aus. Dafür wurden wir immerhin als offizielles EXPO2000 Projekt pädagogisch geadelt. Gut so, diese Entwicklung, sage ich. Ausbaufähig, behaupte ich. Hier noch einmal das vorletzte Kapitel aus dem pädagogischen Schweizermesser I vor drei Jahren. Damit ich danach weiter schreiben kann.

EINIGE AUSZÜGE AUS DEM DAMALIGEN FIKTIVEN ANSATZ:

„In den letzten Jahren gab es am Faust viele Teams, die entstanden und wieder vergingen. Weil die Aktiven, die so ein Team managen, es zur Blüte bringen, erfolgreich werden, dann irgendwann Abitur machen. Oder alles ausgereizt haben. Nun nehmen Sie einmal ein beliebiges Projekt: Sagen wir Schulradio. Wir hatten schon mal ein Schulradioteam. Mit der Möglichkeit von Webradio warten wir zur Zeit eigentlich schon länger auf ein neues Team. Mit einer Bezahlung für ein paar verantwortliche Schüler wie bei den Coachs für die Hausaufgabenbetreuung könnten wir aus dem Stand eine Radiostation aufbauen. Für jeden Schüler, der sich einschreibt. Und das wären garantiert viele. Wir haben die Erfahrung, die Technik, die Leute. Aber es passiert eben nur eigeninitativ, wenn sich ein paar Schüler selbst persönlich etwas von so einem Projekt versprechen. Man gebe uns die Bezahlung, die angedachten Lehrer-Deputatsstunden für betreuende Schüler/innen, dann gäbe es eine stabile Arbeitsmöglichkeit für viele Schüler – mit einer Lehrerdeputatsstunde kann man viele „Schülerdeputate“ bezahlen. Selbst im Studio Produktionen machen ist etwas vollkommen anderes als Studioarbeit für andere Schüler betreuen. Das wäre einfach qualifizierte Dienstleistung anbieten. Auch um eine kontinuierliche Hausaufgabenbetreuung zu bieten, braucht man bezahlte Coachs. Da müssten schon zufällig genügend Schüler an der Schule sein, die später unbedingt Lehrer werden und sich Erfahrung verschaffen wollten, dass so etwas eigeninitiativ und ohne Bezahlung funktionieren könnte. Deshalb: Wir könnten die „Schätze heben“. Mit Schülerdeputaten. So viele exzellente Schülerinnen und Schüler an einer großen Schule. Die Coachs in unserem Hausaufgabenbetreuungs-System haben nur Einsen und Zweien im Zeugnis. Allrounder sagen wir. Man stelle sich vor, das System könnte jeder Schüler ohne Bezahlung nutzen: ¬Unsere Nachmittagsschule wäre voll. Speziell vor Klassenarbeiten. Den Mitgliedern des großen Streitschlichterteams am Faust ist sehr wohl klar, dass sie neben ihrer erstklassigen Arbeit auch viel für sich selbst tun. Beziehungsfähigkeit im weitesten Sinne. Verstehen von Menschen, Verstehen von sich selbst … Eine große Schule besitzt genügend starke Schülerinnen und Schüler, die man in vielen Bereichen wie Kolleginnen und Kollegen betrachten kann. Wenn man einmal die Noten wegnimmt – so man dazu in der Lage ist. Dann hat man plötzlich eine richtig große Menge von Ganztagesbetreuungskolleginnen und -kollegen, mit denen man ganz anders planen kann. 10 Euro für zwei Schulstunden, das ist der Satz für die Coachs und spontanen Nachhilfelehrer, die vom Schülerbüro vermittelt werden. Das Schülerbüro, das ist immer noch die erste Generation. Im Moment Klasse 12. Ob sich so ein aktives Team wieder findet, das steht in den Sternen. Auch hier wäre eine Bezahlung die Lösung. Das Schülerbüro ist eigentlich vom Faust nicht mehr wegzudenken. Könnte in einem „Ganztagesangebotszirkus“ die zentrale Rolle spielen. Vermitteln, organisieren, verwalten … man schaue sich nur einmal die Seiten des SchüBos an (www.schuebo.com) – dann weiß man, an welche Menschen ich denke, wenn ich von Schätze heben spreche. Unser gesamtes System der außerunterichtlichen freien Schülerarbeit war immer frei finanziert. Selbst finanziert. Mit einem großen zusätzlichen Lehrereinsatz, der immer nur ideell bezahlt werden konnte. Wir Lehrerbetreuer gehen auf die 60 zu. Es wäre schön, wir könnten unsere Erfahrung in ein System einbringen, das auch von Kollegen betreut werden kann, die sich nicht „selbstausbeuten“ müssen, um alles am Laufen zu halten. Dann wäre unser Konzept endgültig personen- und schulunabhängig. Wir betreuenden Lehrer haben es natürlich nie wirklich bereut. Sonst hätten wir nicht diesen Einsatz gebracht. Aber für die ganze Entwicklung mussten schon sehr viele Zufälle und Interessen herhalten. Das ist nicht einfach reproduzierbar. Zu sagen, wir machen das jetzt wie die Staufener, das geht schlecht. Deshalb wäre eine stabile Grundlage vom Feinsten: Zum Beispiel mit einem Schulzivi. Ein Nichtlehrer, der die Teams als Erwachsener betreuen könnte. Der zusätzlich zu den bezahlten Coachs aller Bereiche den Überblick und die Kontinuität und die Verbindung zum Kollegium herstellt. Das System Schülerschule verträgt so eine Stelle. Fordert sie eigentlich geradezu. Nun stellen Sie sich vor, Sie könnten an einer Aktivschule wie dem Faust ein komfortables System der Betreuung schaffen, speziell auch in der Unterstützung des Schulischen. Was bisher nur bei der Hausaufgabenbetreuung der Fall ist. Zum Beispiel für alle Austauschschüler eine Anlaufstelle schaffen, an denen sie sich die fehlenden Informationen wieder zurückholen. Ein riesiges Problem für eine austauschaktive Schule wie der unseren. 10 Austauschprogramme haben wir. Die Welt ist am Faust zu Hause. Aber die damit entstehenden Probleme auch. Mit einem Coachsystem wären wir vieler Probleme enthoben. Und die Schule wäre automatisch wieder einer Ganztagsschule näher. Weil der spezielle Nachholunterricht ja auch in der Schule stattfinden würde. Koordiniert vom Schülerbüro. Wenn man einfach einmal vorrechnen dürfte, wieviel eine standardmäßige Ganztagesbetreuung kosten würde, wie sie offiziell angedacht ist und wieviel pulsierende Schülerschule man dafür betreiben könnte, dann käme keiner um unser Konzept herum. Leider habe ich an dieser Stelle die Befürchtung, dass unsere Überlegungen von Schülerdeputaten eher bei unseren Schweizer Nachbarn auf ein offenes Ohr treffen könnten als bei uns „im Ländle.“. Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben. Wenn man seit 20 Jahren erfolgreich eine „Schule in der Schule“ betreibt, gibt man nicht so schnell auf. Bisher haben wir alles ohne äußere Unterstützungssysteme gemacht. Selbst. Mit großem Einsatz. Für eine kleine Schar von Hochaktiven. Für eine lebendige Schule, von der alle etwas haben. Wenn jetzt Unterstützung in Reichweite ist, dann könnte man das System sehr wohl auch für viel, viel mehr Jugendliche zugänglich machen. Damit Schule noch mehr zum Lebensraum für viele wird. Damit Schüler sich noch mehr identifizieren können. Damit die an einem Gymnasium zuhauf vorhandenen wertvollen Wissensressourcen nicht einfach brachliegen, sondern effektiv eingesetzt werden könnten. Doch das braucht Stabilität der Teams. Das geht nicht mehr mit unserer völligen Eigenständigkeit der Entwicklung. Ohne „Lehrerdeputate für Teamchefs“ wie bei den Nachmittagsschulencoachs ist das nicht zu machen. Es wäre sehr reizvoll, zu zeigen, zu was unser pädagogisches Weltbild in der Lage wäre. … Was uns bei Unterstützung vorschwebt, ist auch die Möglichkeit, von der einstündigen Mittagspause 30 Minuten schulischen Unterstützungs-Angeboten anzubieten. Raum 301 Wurzelrechnen, Raum 302 Integrieren leicht gemacht … Schüler für Schüler. Warum nicht. Schätze heben sage ich nur. An so einer Schule liegt so viel nutzbares Wissen brach. Oder Buchungsangebote: Ein Teil einer Klasse bucht sich einen Coach zum Thema „Planetarisches Wind¬system“, weil in zwei Tagen in Geographie eine Arbeit ansteht. Ich will die Möglichkeiten hier nur anreißen. Will einfach nur zeigen: Schülerschule ist extrem entwicklungsfähig, wenn es reguläre finanzielle Unterstützungssysteme gäbe. Von Eltern bezahlte haben eine viel kleinere Wirkung. Fazit: Wir könnten mit dem gleichen Kostenaufwand eine wesentlich effektivere Ganztagesbetreuung gestalten wie mit den offiziell angedachten Konzepten.

Der aktuelle Stand: Inzwischen haben wir eine gut funktionierende Nachmittagsschule, genannt Flügelverleih, samt Sozialarbeiterin. Samt Deputatsstunden für betreuende Lehrer/innen, weil wir so viele Kinder betreuen. Fast 100 sind seit 3 Jahren immer angemeldet. Hauptsächlich 5. und 6. Klasse. Ankommen am Faust, heißt das Prinzip. Nicht aus der Schule flüchten. Schule als Lebensraum schätzen lernen. Ernst genommen werden. Inzwischen haben wir für gefährdete Schüler/innen zusätzliche Betreuungsprogramme aufgelegt, die funktionieren. Und wir verfügen über ein Kollegium, das dieses spezielle Betriebssystem, das immerhin auch starken Einfluss auf das „kleine Königreich des einzelnen Lehrers“ hat, positiv annehmen kann. Aus der aktuellen Situation baue ich jetzt für Sie eine praktikable moderne Schule, die aus vielen Bestandteilen Faust und einer kleinen Portion Fiktion besteht, die aber umsetzbar und auch finanzierbar wäre, wenn man dies wollte.

30. Juli 2011

Sommerferien

Abgelegt unter: Das pädagogische Schweizermesser — heinz.bayer @ 18:35

Seele baumeln lassen

Das Schuljahr verarbeiten

Nach den Ferien ist der Kopf wieder frei.

Keine Sorge – sollten Sie regelmäßiger Blogleser sein – Seele baumeln lassen heißt für mich auch: In Ruhe und entspannt schreiben können. Mehr Zeit dafür haben. Schreiben und im Moment ein guter Chianti. Das ist Lebenslust pur. Für mich wohlgemerkt. Andere gehen Bergsteigen oder Windsurfen, Museen besuchen oder liegen genussvoll am Strand.

Sommerferien 2011 heißt für mich, das pädagogische Schweizermesser neu aufzulegen. Geschrieben als Fortbildungsskript für meine Lieblingsfortbildung. Einmal im Jahr kommen alle frischgebackenen Schuldirektoren aus Baselland ans Faust-Gymnasium. Eine ehemalige Schülerin kennt als Direktorencoach unsere speziellen Qualitäten. Weiß, dass man bei uns zeigen kann, was passiert wenn man als Direktor Dinge zulassen kann. Wenn man mit flachen Hierarchien arbeitet. Wenn dann auch Lehrer zulassen können. Was Schüler leisten können, wenn man sie einfach in erster Linie als Persönlichkeit ernst nimmt. Das kostet keinen Cent, ist aber hocheffizient. Wir können so zum Beispiel im Moment ein junges Schülerkollegium von 70 Coachs der Klassen 9 bis 12 vorweisen, die ernsthafte Bildungsarbeit mit kleineren Schülern in der Nachmittagsschule betreiben. Das ist schon lange ein „Spezialgebiet“ unserer Schule: Schüler/innen ernst nehmen. Nicht alle schaffen das, keine Sorge. Wir sind kein so außergewöhnliches Gymnasium. Wir sind personell vom Regierungspräsidium mehr oder weniger von außen zusammengepuzzelt. „Macht euch klar, wie froh ihr euch schätzen könnt, eure Leute selbst einstellen zu können,“ hat Veronika Lévesque von der Erwachsenenbildungsstelle Baselland bei der letzten Fortbildung im Juli zu ihren Direktoren gesagt. Hier in Deutschland wird einfach zugewiesen. Verrückte Sache. Ein Betrieb, dessen Mitarbeiter nur nach einem schlichten Fächerbedarf verteilt werden. Nicht danach, ob ein Lehrer auch an eine Schule passt. Da würde jeder Betrieb umgehend Konkurs anmelden können. Na ja, Schulen schaffen es schon irgendwie. Man ist es ja gewohnt, sich zusammenzuraufen. Aber es ist eben unbefriedigend. Nur bringt das hier nichts, darüber zu lamentieren. Man sollte es einfach wissen. Ich bin der Pragmatiker, der sich fragt, wie man unter den ganz normalen Bedingungen eines personell sehr zufällig bestückten Betriebes trotzdem optimiert arbeiten kann.

Beim pädagogischen Schweizermesser ging es vor ein paar Jahren speziell um den außerunterrichtlichen Bereich. Tonstudio, Filmteam, Solartechnik, Umweltschutz, Politcafé, Jahrbuchteam, Mode-Designteam etc etc … Wir haben in den letzten Jahren mit so vielen Dachleuten der Zukunft die verschiedensten Projekte verwirklicht, die aber immer auf aktuell an der Schule lebende Schüler setzten und nicht auf aktuelle Lehrer.

„Schülerschule“ war der Projekttitel, mit dem uns die EXPO2000 Jury nominiert hatte. „Prinzip Kaktus“ der Konzepttitel, den einmal ein Hochaktiver kreiert hat.

Der Kaktus ist ein Gewächs, das mit wenig Pflege auf kargem Boden oft erstaunliche Blüten treibt.Der Kaktus geht aber auch bei zu viel Pflege ein.

Der Kaktus ist ein Gewächs, bei dem man für viel Fleisch und Substanz eben auch Stacheln in Kauf nehmen muss – sicher keine bequeme Pflanze, aber eine mit ungeheuer effektiver Leistungsbilanz.

Wenn man als Lehrer gewöhnt ist, eine Stunde vorzubereiten,

damit diese Stunde dann auch nach eigenen Vorstellungen abläuft – immerhin hat man dafür ja ein Hochschulstudium absolviert – wenn man als Lehrer also daran gewöhnt ist, den Weg klar vorzugeben und zu strukturieren, dann ist die Sache mit dem Kaktus sehr gewöhnungsbedürftig. Denn man hat die Sache einfach nicht wie gewohnt in der Hand. Es gleicht eher einer Fahrt mit einem prallgefüllten gelben Gummiboot als einer Zugfahrt auf Schienen mit Fahrplan und Ankunftsgarantie. Die Rolle des Lehrers in der freien Teamarbeit von selbstständig aktiven Schülern ist das pädagogische Begleiten eines sich selbst steuernden intensiven Lernprozesses.

Man muss als Lehrer nicht mehr wissen als seine Schüler, um etwa einen Netzwerk-Kurs erfolgreich zu leiten. Oder ein Tonstudio betreiben zu lassen. Die jahrelangen Erfahrungen mit dem Konzept der fausTeams im außerunterrichtlichen Bereich

haben gezeigt: Das Prinzip Kaktus ist eine erfolgreiche didaktisches Arbeitsweise.

(aus dem pädagogischen Schweizermesser)

Inzwischen ist unsere außerunterrichtliche Arbeit samt Grundidee zentral in der Schule angekommen. Bei unseren Schweizer Gästen präsentieren wir natürlich auch heute noch diese außerunterrichtlichen Möglichkeiten einer „Schülerschule“, die ja immer noch aktuell sind. Hauptsächlich geht heute aber diese Fortbildung um Menschenbild und individuelle Betreuungsmöglichkeiten in dem Gesamtkonzept einer Schule. Um die riesigen Chancen, die man sich vergibt, wenn man als Schule nicht die Fähigkeiten zukünftiger Leistungsträger schon früh einsetzt. Chancen für die Schule und für das Ernstnehmen junger Menschen. Deshalb werde ich in diesen Ferien das Pädagogische Schweizermesser vollkommen neu auflegen und Sie hier daran teilhaben lassen. Sollten sie also Zeit, Lust und Muse haben, ich werde mein Traumbild Schule unter den ganz normalen Bedingungen eines Durchschnittsgymnasiums hier in eine Vision packen, mit vielen realen, funktionierenden Bereichen aus der real existierenden Schulpraxis am Faust-Gymnasium in Staufen.

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23. Juli 2011

Der heimliche Lehrplan

Abgelegt unter: Menschenbild — heinz.bayer @ 07:36

Sie fragen sich vielleicht manchmal beim Lesen, ob das, was ich hier so schreibe, denn Schüler verstehen könnten, wenn sie sich damit beschäftigen würden. Ob sie die Bildchen, die ich wöchentlich im Männerrevolteblog versenke, denn auch Schülern weiterhelfen könnte oder ob alles nicht nur die ausgeschmückte, uralte Variante von: „Du lernst nicht für die Schule, sondern für’s Leben“ Aussage ist, die zwar jeder Erwachsene aus der Erwachsenensicht sofort versteht, aber die an Jugendlichen normalerweise immer so abprallt.

Oder ob ich eben ein Blogger bin, der sich nur schöne Sachen ausdenkt, die bei Schülern nie ankommen können. Nur Faust-Eltern oder Schüler können ja meine vielen Sätze als Blogger mit meiner schulischen Wirklichkeit verbinden und beurteilen.

Ich gestehe, ich unterrichtsblogge eigentlich seit über 30 Jahren in jeder Klasse und Alterstufe mit wachsender Begeisterung. Und lasse meinen Unterricht und mein Unterrichtsbloggen schon immer am Ende des Schuljahres anonym bewerten. Damit ich von denen, die ich damit beriesle, lerne, wie ich mein Berieseln weiter optimieren kann. Unterrichtsbloggen verstehe ich so: Ich habe da einen Bildungsplan, den ich erfüllen muss. Der heißt für einen Physiklehrer in Klasse 7 zum Beispiel „Einstieg in die physikalische Gedankenwelt mit Hilfe  von Akustik, Optik und Energiefragen.“ Da sitzen also junge Menschen vor einem, deren Persönlichkeit ich als Erwachsener empfinden kann, wenn ich Sensoren dafür entwickle, wie Persönlichkeiten – noch dick eingepackt – in diesem Alter agieren. Dass da schon verpackte Persönlichkeiten sitzen, weiß jeder, der sich einmal gefragt hat, wie selbst Fünftklässler es schaffen können, einen ausgewachsenen Lehrer zur Verzweiflung zu bringen.  30 auch dick verpackte Persönlichkeiten haben die Kraft dazu. Da sitzen sie also und sind nicht so bildungshungrig, wie man das gerne hätte, obwohl man ja weiß, wie sehr sie später davon profitieren würden, wenn sie jetzt bei mir Physik satt einpacken könnten. Zumindest sich die Option offenhalten könnten, später Naturwissenschaften beruflich nicht auszugrenzen. Das Geschäft betreibe ich nun schon seit über 30 Jahren mit Visualisierungen an der Tafel, die ich dann oft sehr langatmig bespreche. Visualisierungen, die mir einfallen, wenn ich Unterricht vorbereite und ich nach neuen Motivationskicks suche, die es mir erlauben, kurz möglichst viele Schüler möglichst ernsthaft an meinen Physikunterricht heranzuführen. Ich beschreibe das einmal aus Schülersicht einer aktuellen 7. Klasse. 3 : 26 für mich, würde ich sagen. Aus den aktuellen anonymen Rückmeldungen. Zuerst die drei: „Ihre Bayer’schen Philosophie ist oft langweilig, andererseits hält es den Unterricht auf…“ schreibt ein Schüler. Männlich. In diesem Jahr in dieser Klasse muss es aber doch inzwischen richtig gut geklappt haben mit meinem heimlichen Lehrplan, denn nur noch 2 Mädchen (weiblich und männlich lasse ich immer notieren) beschreiben den heimlichen Bayer’schen Lehrplan etwa wie folgt: „Was Sie sagen, könnte man auch sehr viel kompakter sagen. Das „Gerede“ drum herum stört und lenkt von Tatsachen ab. Es wird langweilig. Außerdem sagen sie immer das Gleiche.“ Stimmt natürlich. Ich könnte sicher alles kompakter sagen, aber ich weiß aus der Erfahrung, durch die vielen Gespräche mit ehemaligen Schüler/innen, die ich natürlich alle immer unterrichtsgebloggt hatte, dass es eine erstaunliche Langzeitkomponente in dieser Methode gibt. „Ich muss dir was sagen. Ich verstehe jetzt genau, was du uns damals in der Elften versucht hast, uns über’s Leben beizubringen.“ hat mich vor vielen Jahren ein Jetzt-schon-lange-selbst-Vater begrüßt. „Es hilft mir übrigens sehr viel, wenn dich das beruhigt.“ Ja ich bin inzwischen wirklich sehr sicher geworden, dass es Sinn macht, was ich mit meinem heimliche Lehrplan bezwecke. Kontinuierliche Blickwinkelveränderungsversuche. Dieses Schalter umlegen und den eigenen Lernprozess verstehen, die Noten nicht so wichtig nehmen, dafür mehr auf den Wissenszuwachs setzen. Auf sich selbst vertrauen. Das ist immer die zentrale Aussage in den verschiedensten Variationen und Bildern. Deshalb hat die junge Dame aus der Siebsten mit ihrer Aussage „Außerdem sagen Sie immer das Gleiche.“ natürlich vollkommen recht. Aus der gleichen  Klasse habe ich dem gegenüber 26 Reflexionsblätter liegen, die schon jetzt verstehen und empfinden können, auf was es mir ankommt. „Mich nervt das viele Gerede ziemlich oft, aber ich merke schon irgendwie, dass ich so eigentlich mehr lerne. Bei mir bleibt so viel mehr hängen……“Ich finde es eigentlich ziemlich gut, wenn Sie uns etwas erzählen. Es bringt mich immer sehr zum Nachdenken & ich komme darauf, dass sie recht haben.“ Das funktioniert natürlich nur, wenn Schüler auch wirklich merken, dass man sie ernst nimmt. „… Sie behandeln Schüler mit Respekt. Ich finde, dadurch verschafft man sich als Lehrer auch selbst mehr Respekt….“ beschreibt eine Schülerin eine einfache Wahrheit auf klare Weise. “Mir bringt Ihre Unterrichtsart eigentlich ziemlich viel, weil es bringt mich zum Nachdenken & ich höre dadurch auch in Physik zu & ich denke nicht gleich, dass ich es eh nicht kann, sondern probier’s.”  – ” Mich nervt das viele Gerede ziemlich oft, aber ich merke schon irgendwie, dass ich so eigentlich mehr lerne. Bei mir bleibt so viel mehr hängen.” Ja genau das will ich ja. Ich könnte jetzt viele ähnliche Aussagen meiner Kunden einer 7. Klasse 2010/11 hier auslisten, ich belasse es aber mit einem männlichen Schlusswort: „Der Bayer redet sehr viel. Es ist zwar etwas nervig, aber eine sehr effektive Lehrmethode.“ Die Visualisierung der Woche, die ich für meine Schüler/innen, die ich jetzt vielleicht nie mehr unterrichte, an die Tafel gemalt hatte, will ich Ihnen nicht vorenthalten. Üblicherweise würden die meisten Menschen das erwachsen werden mit dem oberen Bild beschreiben. Wie das kontinuierliche Aufeinanderstapeln von vielen Entwicklungspaketen ab der Geburt. Und ich sage aus 35jähriger praktischer Erfahrung mit der Entwicklung von Fünftklässlern zu Müttern und Vätern und beruflichen Vollprofis: Den fettesten Anteil am Erwachsen sein macht die Persönlichkeit aus, die jemand in dieses Leben mitbringt. Sie ist noch dick eingemummt, verpackt, versteckt und blitzt nur ab und zu schon ganz früh durch den Kokon. Sie entwickelt sich in diesem Schutz und festigt sich, wenn die Bedingungen gut sind. Packt Wissen und Lebenserfahrung dazu. In der Pubertät wird der Kokon zum Panzer. Zum Stachelkorsett. Auch nach innen. Der Umbau des Gehirns in der Pubertät ist oft auch für den Rüstungsträger schmerzhaft. Na ja, und irgendwann, wenn die Zeit reif ist, und die ist bei den verschiedenen Menschen eben verschieden, das muss man zur eigenen Beruhigung als Eltern wissen, bröckelt die Verpackung und die Persönlichkeit plus Wissen plus Lebenserfahrung kommen zum Vorschein und man fragt sich oft, warum so eine Persönlichkeit denn bitteschön in der Schule irgendwelche Schwierigkeiten hatte. Na ja, Sie wissen was jetzt kommt. „Außerdem sagen sie immer das Gleiche…“ schrieb die eine Schülerin. Klar, wir Lehrer sind eben schuld gewesen. Der Schuldige gefunden und dieses Wissen an die nächste Generation weitergegeben. Und alles geht in die nächste Runde.

So jetzt hör ich auf mit dem „Labert er mal wieder Zeug, aber manchmal ganz interessant…“ Bereich meiner Gedanken und fange den Unterricht nach Lehrplan an. Aber da müssen Sie jetzt nicht mehr dabei sein. Nein Stopp. Eines muss ich noch loswerden. Leider ist das mit der geschützten Persönlichkeit im Kokon nicht ganz so einfach. Denn man muss in allen Entwicklungsbereichen gut auf diese Persönlichkeit aufpassen. Sonst kommt sie am Ende verbogen heraus. Das ist für viele von uns leider die bittere Lebenswahrheit. Dazu vielleicht später mehr gebloggt.

14. Juli 2011

Blickwinkelveränderung und Zeugniskonferenzen

Abgelegt unter: Elterncoaching — heinz.bayer @ 21:39

Liebe/r Flügelblogleser/in

Ich unterbreche nun doch aus aktuellem Anlass kurz das „Erträumen einer neuen Schule in alten Gemäuern“, um den neuen Faust-Eltern meine Sicht des richtigen Umgangs mit dem eigenen Kind und seinen Noten zu schildern. Immerhin ist jetzt die Zeit der Notenkonferenzen. Ein schwieriges Unterfangen, wenn die Noten nicht so ausfallen, wie gewünscht. Beim größten Teil der Schüler/innen fallen die Noten übrigens sehr ansprechend aus. Ich habe heute spaßeshalber einmal alle Notenlisten am Faust geklickt. Die übliche gute normale Verteilung eben. Weil auch der Großteil der Klassen einen richtig guten Job macht. Als Gesamtklasse. Am schwierigsten haben es die Eltern von Kindern aus Klassen, die keinen richtig guten Job machen. Da gibt es immer ein paar. Diese haben die mehrheitliche, tragfähige Meinung entwickelt, dass Schule doof ist. Da kommen zu Hause dann die wildesten Schul-Geschichten an – und zwar aus allen Ecken. Weil man als Schüler/in aus Klassen, die nicht rund laufen, natürlich am einfachsten die Verantwortung abwälzt. Logisch, dass man das als Schüler so macht. Schüler sind ganz normale Menschen. Und äußerst erfinderisch. Und oft mitten in der Pubertät, in der sich das Gehirn gerade umbaut. Und da man als Vater oder Mutter meist noch selbst die kleine Ohnmacht der eigenen Schulzeit mit sich herumträgt – wer hat schon seine Schulerinnerungen ernsthaft verarbeitet – kommt diese eigene kleine Ohmnacht ganz schnell aus der Versenkung und federleicht stimmt man mit seinem Kind in den gleichen Klage-Chor ein: „Ich verstehe dich so gut. Diese Lehrer! Diese Schule! Dieses System! G8! Der Unterrichtsausfall!…“ Dann ist die Verantwortung weg von einem selbst. Also vom eigenen Kind. Wenn es die Lehrer nicht schaffen, den eigenen Sohn, der doch eigentlich begabt ist, was ja auch die Lehrer immer wieder bestätigt haben –„aber er arbeitet eben nicht“ – es nicht schaffen, ihn zu motivieren, dann haben sie doch echt den Job verfehlt. Warum sind sie denn dann Lehrer geworden? Nein selbst wolle man den Job natürlich nicht machen, aber die verdienen ja auch genug und haben doch wirklich viele Ferien. Und überhaupt.

Verantwortung weggeschoben, Problem hergeholt. Ganz ohne Not. Eins der am weitesten verbreiteten Fehler ist es, sich bedenkenlos hinter sein Kind zu stellen, wenn es um die Einschätzung von Unterricht und Schule geht. Was sich im ersten Moment nach Gutmensch anhört, ist in Wirklichkeit mit dem Versuch zu vergleichen, einem Schmetterling beim Schlüpfen zu helfen, indem man den Kokon aufschneidet, damit er sich nicht so abmühen muss. Dann wird der Schmetterling leider nie fliegen können. Die Natur hat dort die Mühe beim Schlüpfen als Prinzip eingebaut. Mein Tipp ist ganz einfach: Hören Sie sich die Nöte ihres Sohnes oder Ihrer Tochter in Ruhe an. Aber nehmen Sie nicht Stellung! Schimpfen Sie nicht mit! Sie kennen die Situation einfach nur aus der Sicht eines jungen Menschen, der sich in einer vollkommen unnatürlichen Situation befindet – wenn man es evolutionsmäßig betrachtet. 12 Jahre die Schulbank zu drücken ist durch Evolution noch lange nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Das benötigt noch ein paar zehntausend Jahre. Denn mal ehrlich: Sie kennen nicht die Verhaltensweise Ihres Kindes im Klassenverband. Der Unterricht wird Ihnen garantiert aus einer sehr subjektiven Sicht geschildert. Logisch. Das ist auch nicht schlimm. Aber man darf es nicht 1:1 annehmen. Die eigene Arbeitshaltung wird selten miterzählt. Eine Drei auszuhalten ist übrigens vollkommen zumutbar. Nebenbei bemerkt. Man braucht als Eltern viel Geduld, denn Arbeitshaltungen werden oft nur langsam verändert. Schlagartig meist nur in Not. Von unseren seit vier Jahren spezialbetreuten Schülern – dieses Jahr hieß der Spezialkurs Break&Go  und lief über das Internet auf www.maennerrevolte.de – sind es allerdings immer nur ein paar, die schlagartig den Schalter richtig umlegen können. Die anderen müssen einfach geduldig warten und möglichst nicht aufgeben. Oder Coach im Flügelverleih werden. :-) Ja Sie hören richtig. Die Coachs im Flügelverleih werden im Durchschnitt automatisch in der Schule besser. Wissen Sie warum? Weil sie Schule plötzlich nicht mehr unter dem Aspekt von „Lehrer sind sowieso doof“ sehen. Sondern unter dem Aspekt: “Ich weiß vom Coachen, wie unendlich schwierig es bei manchen Schülern ist, dass man sie dazu bekommt, einfach konzentriert die Hausaufgaben zu machen.” Diese einfache Blickwinkeländerung bewirkt auf wundervolle Art und Weise eine wesentlich stressfreiere eigene Schulzeit für den Junglehrer. Für ihn und für seine Eltern.

Übrigens: Nächste Woche soll der Flügelverleih, also dieses jüngste Kollegium am Faust, einen Bürgerpreis2011 überreicht bekommen. Es hat sich herumgesprochen, dass sie eine richtig gute Arbeit machen. Gratulation an dieser Stelle.

Ach und noch etwas. Die wundervoll wirksamen Blickwinkelveränderungen können manche auch mit der Spezial-Ferienschule auf unserer Flügelverleih-Homepage hinbekommen, wenn sie sich darauf einlassen können. Haben mir zumindest einige Schüler/innen nach den letzten Sommerferien fröhlich berichtet. Ferien zum Blickwinkel verändern nutzen und nach den Ferien stressfreier Schule machen. Das ist der Trick, der keine Zeit zum Lernen kostet. Der Nachhilfe spart. Zumindest für so manchen Schüler offensichtlich umsetzbar. Das ist mein aktueller Tipp. Als Eltern darf man mit Fingerspitzengefühl mithelfen. Die Sommerschule des letzten Sommers funktioniert auch in diesem Sommer und ist immer noch unter www.faust-verleiht-fluegel.de herunterzuladen.

9. Juli 2011

Ankommen am Gymnasium

Abgelegt unter: Fünferhaus — heinz.bayer @ 19:13

Ich muss zwischendurch noch einmal betonen, dass ich hier keine Fantasieschule entwerfe, sondern das Faust-Gymnasium einfach ein wenig weiter träume. Also unser real existierendes normales Landgymnasium in Staufen mit jetzt schon vielen gut ausgereiften Ansätzen, mit einigen zusätzlichen Möglichkeiten gedanklich ausstatte, um einen noch effektiverer Lern- und Lebensraum zu erzeugen.

Die Kapitel der nächsten Wochen:

- Fünferhausidee und Flügelverleih

- Hausaufgabenhefte und Betreuungssysteme

- G8/G9 – die Splitting-Idee

- Teams, Coachs, Aktivitäten

- Betriebssysteme einer funktionierenden Schule

Fünferhausidee und Flügelverleih

Ich gestehe, Klasse fünf, da bin ich eigentlich schon richtig zufrieden, wie wir das inzwischen machen. Zur Nachahmung freigegeben. Ankommen am Faust. Ein eigener Pavillon mit 5 Klassenräumen. Klar, Geld war keines da, weil an einer anderen Stelle umgebaut wird. Deshalb haben wir einfach kreativ selbst finanziert. Farbe auf die alten Tischplatten gepinselt und die verdreckten Wände angemalt. Außerdem Spinde im Klassenraum für jedes Kind über die Eltern kreativfinanziert. Mit ein paar gebrauchten Schränken im Vorraum eine gute Atmosphäre erzeugt. Wenn man von den alten Toiletten und dem kaputten Teppichboden einmal absieht, ein Lernhaus mit viel Charme der ganz besonderen Art.

„Und die Unterrichtssituation? Ob ich mir nicht neue Unterrichtsformen zusammenträumen will?“ fragen Sie. „Mit lauter Wahnsinnspädagogen, die das auch so umsetzten können, dass es nur noch begeisterte Kinder gibt, die gerne lernen?“ Na ja, davon träumen Eltern natürlich. Ich bin lieber Realist, der die existierende schulische Situation jetzt verbessern will. An den Schulen hat sich so viel getan, auch an den ganz normalen Schulen, nur ist das den Wenigsten bewusst.

Aber es gibt etwas, über das das Kulturministerium ungern spricht.

In Baden-Württemberg hat in diesem Jahr der erste Schwung G8er zusammen mit den letzten G9ern Abitur gemacht. Zum Beispiel am Faust. Im nächsten Jahr wird es viele Doppeljahrgänge geben und dann gibt es nur noch das achtjährige Gymnasium. Dann können Sie die real existierende Lehrerschaft der nächsten 20 Jahre an den Schulen sehen. Diese Lehrer/innen werden gemeinsam altern und es werden fast keine Neuen mehr eingestellt. Das ist die bittere Wahrheit der verqueren Einstellungspolitik in BW. Stellen Sie sich einmal einen Betrieb vor, der es sich leistet, nur jedes Vierteljahrhundert einzustellen. Und dann im Pulk, weil die Altern gehen. Und dann auch noch von einer zentralen Verteilungsstelle aus. Denn Lehrer/innen werden nicht von der Schule aus eingestellt, wie das z.B. in der Schweiz der Fall ist. Schulscharfe Ausschreibungen für ein paar wenige Stellen, das war ein Zauberwort, das man an den Schulen in den letzten paar Jahren ab und zu hörte und sich freute, wenn man schulscharf ausschreiben durfte. Jetzt aber heißt es einfach: Träume dir eine Schule mit genau den Lehrer/innen, die jetzt da sind. Verbessere unter haushaltsmäßig schwierigen Bedingungen und den einfach fehlenden naturwissenschaftlichen Lehrer/innen trotzdem den Lebensraum Schule. Für unsere Kinder, aber auch für unsere hochtechnisierte und noch wohlhabende Gesellschaft, die in zehn oder zwanzig Jahren eben auch noch sehr gute Ingenieure, Ärztinnen, Informatiker, Juristinnen, Sozialarbeiter, Chemikerinnen, etc braucht, um im globalen Wettkampf zu bestehen.

Nachstehend nun nähere Informationen aus unserem Infoblatt zum Schuljahresanfang. Wir hatten uns die Sache so vorgestellt und wir sind alle nach einem Schuljahr sehr zufrieden mit dem Konzept. Die Stufenpädagogik am Faust wird in den nächsten zwei Jahren weitergehen, weil wir mit den guten Erfahrungen des Fünferhauses nun die Klassenräume der 6. und 7. Klasse in abgeschlossenen Bereichen wählen werden.

Aus dem Infoblatt:

Die pädagogische Idee des Fünferhauses

Die neuen Fäustlinge kommen von vielen verschiedenen Grundschulen des großen Einzugsgebietes mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und schulischen Verhaltensweisen.

Die Spanne zwischen den junge lauten Wilden und den kleinen stillen Schüchternen wird immer größer.

Im Haupthaus gehen die Fünfer schnell in der Gesamtmasse Schüler unter. In einem eigenen Haus kann eine neue Übergangsdidaktik entwickelt werden, die eine neue Ernsthaftigkeit gleich zu Beginn des gymnasialen Lebenswegs für alle Fäustlinge erzeugen soll. In Kombination mit der Nachmittagsschule ist der Pavillon mit seinen 5 Räumen und dem eigenen Lehrerzimmer prädestiniert für diese Form von Pädagogik.

Das Fünferhaus soll überschaubarer Lebensraum Schule sein, in dem einheitliche Grundlagen für eine erfolgreiche Schullaufbahn gelegt und das soziale Gefüge der ganzen Stufe entwickelt werden kann.

Das Fünferhaus wird mit klaren Vorgaben arbeiten und Wert auf Einhalten von Grenzen legen. Das Fünferhaus sieht sich in der Pflicht, Erziehung zu einem einheitlichen positiven schulischen Verhalten auf den Lehrplan zu setzen, um die unterschiedliche familiären Vorstellungen auf ein schulisch einheitliches Niveau zu bringen und Eigenständigkeit und Selbstverantwortung zu normalen Begleitern des Schulalltags werden zu lassen.

Das Fünferhaus ist ein Haus der Stille.

Wir wissen, dass sich dies in der heutigen Zeit ungewöhnlich anhört. Wir sind der Meinung, dass Schülerinnen und Schüler durch ein liebevolles, aber auch strenges Regelwerk lernen können, dass Brüllen und Toben keine Notwendigkeiten des menschlichen Daseins sind. Dass Brüllen und Toben im Gegenteil dem positiven und selbstaktiven Lernen entgegenstehen. Wir glauben mit einer einheitlichen Pädagogik einen Gegenpol zum Mainstream setzen zu können.

Das Fünferhaus ist ein Haus der Sauberkeit und der Ordnung.

Wenn alle Fünftklässler/innen darauf ihr Augenmerk richten, ist dies kein Problem. Das  Erscheinungsbild einer Lernumgebung ist für das Lernen von großer Bedeutung.

Das Fünferhaus ist ein Haus des Lernens.

Wir sind der Meinung, dass es keine Überforderung darstellt, wenn Fünftklässler sich von Anfang an an konsequentes gymnasiales Arbeiten gewöhnen. Im Gegenteil. Die fünfte Klasse ist der richtige Zeitpunkt, die richtige und strukturierte Arbeitshaltung zu erlernen.

Das Fünferhaus ist ein Haus des Konflikte lösens

Wir arbeiten seit Jahren in den fünften Klassen verstärkt mit einem gut ausgebildeten Streitschlichterteam, dem im Fünferhaus eine besondere Rolle zukommt. Der Schulgarten ist Teil der Fünferhauspädagogik.

Flügelverleih – die Nachmittagsschule am Faust.

Wir besitzen 2 Jahre offene Ganztagesschul-Erfahrung. Wir bieten jeden Nachmittag Betreuung bei den Hausaufgaben durch Lerncoachs aus höheren Klassen. Neben dem hausaufgabenbereinigten, stressfreieren Familienleben sehen wir in der Nachmittagsschule den Vorteil, dass unsere betreuten Schülerinnen und Schüler Schule als Ganzheit und Lebensraum besser begreifen können, soziale Kontakte in einem behüteten und pädagogisch bunten Umfeld als Netzwerk erfahren und durch die älteren Coachs eine stärkere Einbindung in die gesamte Schule entwickeln. Die Nachmittagsschule wird von erfahrenen Pädagogen betreut. Weitere Vorteil für die Nachmittagsschüler: Unsere schuleigene Sozialpädagogin, die für viele Betreuungen und pädagogischen Projekte verantwortlich zeichnet, ist täglich vor Ort und ist damit für die Schülerinnen und Schüler eine konstante persönliche Größe. Die betreuenden Lehrer arbeiten eng mit den Fachlehrern zusammen. Nachmittagsschule und Fünferhaus bilden somit eine pädagogische Einheit.

Das Fünferhaus ist ein offenes Haus.

Wenn die Schüler/innen früh von den Bussen kommen, werden wir versuchen, schon vor Ort zu sein, damit das übliche lange Warten mancher Weitgereister in der Aula für die Fünfer durch ruhiges Ankommen im geöffneten und schon beaufsichtigten Fünferhaus ersetzt werden kann.

Das Fünferhaus ist ein selbstgestaltetes Haus.

Um den Charakter des Lebensraums Schule zu verstärken, werden wir die Gestaltung der Räumlichkeiten stark in die Hand der Neuen legen. Zu Beginn des Schuljahrs findet z.B. ein gemeinsamer Tisch- Lackier-Nachmittag statt, der den Räumen die eigene Note geben wird.

Das Fünferhaus ist ein Haus der Diskussion

Durch die gemeinsamen Räumlichkeiten werden wir klassenübergreifende Projekte ausprobieren und Dinge wie Wochenanfang und Tagesanfang gemeinsam entwickeln.

Das Fünferhaus ist ein Haus des pädagogischen Experimentierens

3. Juli 2011

Die Helden im Schulalltag

Abgelegt unter: Jungenproblematik — heinz.bayer @ 10:56

Ich träume heute mein Spezialbildungssystem nur ganz kurz durch die Kindergarten- und Grundschulzeit. Dort hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Die Kolleginnen und Kollegen machen eine sehr gute Arbeit. Rückblickend erzählen die Kinder bei uns ja auch immer fast nur Gutes. Grundschule für Gymnasiasten, das war immer der Selbstläufer, wenn man genau zuhört. Gute Voraussetzungen, könnte man meinen. Irgendwo ist da aber trotzdem ein Systemfehler. Denn wenn die Jungs und Mädels in der weiterführenden Schule ankommen, fehlt viel zu vielen ein alles entscheidender Faktor: Die richtige Arbeitshaltung. Fragen Sie mich jetzt nicht, was man kindergarten- und grundschulseits ändern könnte. Ich bin in diesen Jahrgangsstufen kein Fachmann. Ich würde mir auf alle Fälle eine Pädagogik wünschen, die zentral und irgendwie bedingungslos am Thema Arbeitshaltung arbeitet. Wenn ich vom Design und von der Bequemlichkeit gesehen das tollste und schickste Auto baue, aber der Motor stottert, dann wäre dieses Auto unverkäuflich.

Speziell Eltern können hier natürlich entscheidend unterstützen. Von Babybeinen an. Da ist sehr viel Fingerspitzengefühl und ein gutes Gespür gefragt. Denn Arbeitshaltung ist eine komplexe Angelegenheit. Viel beobachten. Viel reflektieren. Viel darüber reden. Nicht immer auf die Umstände schieben. Langeweile zulassen, Langeweile selbstständig verändern lernen. Langeweile in Eigenständigkeit ummünzen lernen. Bei der allgemeinen Bespaßung des heutigen Kinderlebens immer auch an die Spätfolgen denken. Wer keine Zeit hat, sich mit sich selbst zu beschäftigen, der kann sich in der weiterführenden Schule schlechter zurücknehmen. Ein „absolutes Muss“ in Klassen, in denen oft 30 Schüler/innen sitzen. Aber diesen Grundlagen-Motor richtig gut zu konstruieren, viel Mühe genau hier zu investieren, das lohnt sich einfach.  Ich habe beim jetzigen Abitur die Arbeitshaltungsnoten meiner damaligen Fünftklässler und jetzigen Abiturienten mit den Abitursschnitten verglichen. Selbstläuferzeugnis habe ich diese Zeugnisse damals genannt. Der Zusammenhang der Abitursnoten mit der Arbeitshaltung in Klasse 5 – dem Selbstläuferverhalten – war fast ohne Abweichungen verblüffend klar und ableitbar: Sehr gute Arbeitshaltung in Klasse 5 und sehr gute Grundschulempfehlung brachte in dieser Klasse durch die Bank ein Abitursschnitt zwischen 1,0 und 1,5. Sehr gute Arbeitshaltung und eine gerade noch Gymnasialempfehlung war durch die Bank ein 2,5 bis 3,2 Schnitt. Eine mittelmäßige Gymnasialempfehlung und eine normale, durchschnittliche  Arbeitshaltung brachte für Mädchen einen Schnitt zwischen 2,1 und 3,2. Bei Jungs entweder einen Wechsel zur Realschule in nach Klasse 8 oder ein Gerade-noch-so-Abitur schlechter als 3. Bei einer knappen Gymnasialempfehlung mit schlechter Arbeitshaltung kamen weder Mädchen noch Jungs am Abitur an. Da gab es in dieser Klasse immer einen schnellen Schulwechsel vor Klasse 8. Zwei Abweichungen gab es. Ein 1,2 Abitur (männlich) trotz einer anfänglichen Selbstläuferschwäche. Das war eine klare Entwicklungssache. Der junge Mann hat einfach noch Zeit gebraucht, um seine Selbstständigkeit im Lernen auf die richtige Schiene zu setzen. Und dann gab es da noch ein Mädchen, das zwar ganz erfolgversprechend anfing, mit guter Arbeitshaltung und durchschnittlicher Gymnasialempfehlung. Aber dann durch die Vollpubertät wild gebeutelt wurde und vor dem Abitur mit Fachhochschulreife von der Schule ging.

Alles in allem für mich eine klare Ansage, die Arbeitshaltung in Klasse 5 genau zu beobachten und dies auch als wichtigen Indikator für spätere Schulleistungen zu sehen. Speziell die Eltern der klugen kleinen Jungs sollten diese Langzeitproblematik kennen. Kluge lebenslustige junge Menschen, die nach entspannten Grundschulzeiten ohne viel zu lernen – nur mit dem allmorgendlichen Gutaufpassen – locker die weiterführende Schule erreichen. Um dann schon in der 5. Klasse festzustellen: Die natürliche dauerspaßige Lebhaftigkeit, gekoppelt mit dem Unvermögen, sich längere Zeit konzentriert selbst zurücknehmen zu können, ist das Haupt-Startproblem am Gymnasium, Das sich in der 5. Klasse aber noch nicht in Noten ausdrückt. Da wird der lebhafte, lustige und clevere Bursche aus der 4. Klasse innerhalb eines halben Jahres zum hilflosen Westernhelden, dem die Prärie abhanden gekommen ist. Denn diese moderne Schule, meine Damen und Herren, setzt auf offene Systeme mit viel Selbstständigkeit und so manche jungen Helden reiten und jagen trotzdem immer noch in Wildwestmanier – dabei sind Indianer und Schurken alle verschwunden und auch keine richtigen, kernigen Sheriffs sind weit und breit in der Schule zu finden. Zu Hause gibt es oft auch schon lange keine Sheriffs mehr, die Regulativ sein könnten und die die richtigen Grenzen klar definieren. Die von den meisten Eltern eigentlich erträumte offene Schule mit wenig Reglementierung und viel Selbstbestimmung, die für drei Viertel der Schüler/innen auch wunderbar funktioniert, entpuppt sich für so manchen kleinen Helden als echte Lebensfalle. Ich mache übrigens mit allen meinen 5. Klassen solche Arbeitshaltungszeugnisse. Es ist jahraus, jahrein immer eine ähnliche Verteilung. In diesem Jahr haben wir so ein Arbeitshaltungszeugnis sogar einmal für eine ganze Stufe gemacht. a für sehr gute bis e für sehr schlechte Arbeitshaltung. Wenn man dann die Jungs schwarz und die Mädchen weiß ausdruckt und Excel sortieren lässt, sieht man, wo unser männliches Heldenproblem liegt.

Wir brauchen dringend neue Gesamtkonzepte und die Eltern müssen früh dringend mit ins Boot, denn die großen Helden sind ja im schulischen Alltag die heftigsten Bremser für sich und auch für alle Nichthelden.

Übrigens zum Trost für alle jetzt „Oh-wie-schrecklich-ist-das-alles“- Denker. Die prinzipiell klugen, aber schulisch untergegangenen Helden mit dem kleinen Makel, es nicht auf dem direkten Weg geschafft zu haben, diese späteren „richtigen Männer“ der spätzündenden Abteilung, die ihren Eltern in der Heldenvollpubertät so viel Angstschweiß entlockt haben, entwickeln sich trotzdem oft zu späten echten Helden. Entwickeln sich gerade manchmal sogar sensationell wunderbar, wenn das Feinbild Schule den Blick einmal nicht mehr verstellt und dafür irgendwann die zentrale Frage im Raum steht: “Hilfe, ich habe da so ein Leben, das muss ich jetzt ja wohl doch irgendwas draus machen. Denn es ist offensichtlich mein einziges. Und es gehört mir, nur mir. Und dummerweise schenkt mir da wohl doch keiner etwas.“ Und siehe da. Dieser schlichte Blickwinkelveränderungs-Schalter bei spätzündenden Helden ist oftmals eine wunderbare späte Traumerfüllung im Leben von meist männlichen Menschen. Wenn auch auf riesigen Umwegen.

24. Juni 2011

Schulsysteme neu geträumt

Abgelegt unter: Visionen — heinz.bayer @ 14:39

Als Studiendirektor für Schulentwicklung, Gesellschaftswissenschaften und neue Medien, Leiter der Nachmittagsschule am Faust-Gymnasium Staufen,  Mathematik- und Physiklehrer, Unterstufenberater, Tonstudiobetreiber, Großvater und als einer, der fast ein Vierteljahrhundert Vertrauenslehrer am Faust war und begeisterter pädagogischer Blogger ist, darf man das. Finde ich. Schulsysteme einmal neu träumen. Als einer, der von seiner eigenen Schule viele real existierende Facetten beschreiben kann, die einfach schon so funktionieren, wie er sich eine neu geträumten Schule vorstellt. Ich träume mir hier im Blog einmal ein Schulsystem zusammen, das zum einen (großen) Teil aus der normalen Realität besteht, ich will ja keine Illusionen träumen, zu einem weiteren (großen) Teil aus einem speziellen Menschenbild, das aus der existierenden Realität von Schulsystem ein Vielfaches herauszuholen vermag und dann werde ich ein paar Neuerungen dazuträumen, die gar nicht viel kosten würden, aber die sicher für die handelsübliche Schulentwicklungsdebatte so ungewöhnlich erscheint, dass ich sie mir zwar träumen kann, aber es sicher zwei, drei Generationen dauern wird, bis man begreift, dass ich vollkommen richtig liege. :-)

Für die Flügelverleihleser/innen, also hauptsächlich für die Eltern und Lehrer/innen, soll es als Idee dienen, aus der real existierenden Schule, die man einfach nicht so auf die Schnelle umwandeln kann, das Beste herauszuholen. Hier hilft das Menschenbild meiner Traumschule. Für die mitlesenden Schüler/innen vom Männerrevolteblog (Ich schalte alle meine Blogs für eine kurze Zeit zusammen)  ist es ebenfalls das Menschenbild, das helfen kann, die Einstellung zur Schule, zu den Lehrer/innen und zum eigenen Lernprozess so zu verändern, dass Schule einfach runder läuft und das hochspannende Leben in dieser Zeit dadurch besser genossen werden kann. Und nicht durch unnötige Nachhilfestunden, Frustperioden, Familienkrisen und Ängste beeinträchtigt wird.

Für die mitlesenden Großeltern im Opakoffer-Blog ist es sicher die eigene Erfahrung und die Distanz, die man mit der nötigen Hilfestellung viel besser einbringen kann, wenn es um Enkel/innen-Probleme geht. Da Opas und Omas heutzutage viel öfter eine zentrale Bedeutung bekommen haben, da mancher Opa für so manchen Schüler die einzige immer verfügbare männliche Bezugsperson geworden ist, sollten speziell die wichtigen Omas und Opas ihre Rolle überdenken können und im Griff haben und nicht nur das alte „Verwöhnen-ist-toll-denn-erziehen-müssen-ja-jetzt-die-Eltern“ Schema durchspielen.

Für mitlesende Schulentwickler/innen, Direktoren, Politiker oder Kultusministeriumsfachleute könnte dieser Teil meines Blogs in Zeiten, in denen eine neue Landesregierung in Baden-Württemberg so große Sätze wie „Wir hören jetzt auch auf die Basis“ ganz locker aussprechen, einfach Denkanstöße bilden. Realisierbare. Finanzierbare. Allerdings auch Ungewöhnliche.

Ok, ich fange einmal ganz am Anfang an.

Da kommt also ein Mensch auf die Welt und oft denken heute manche Eltern schon nach ein paar Wochen darüber nach, ob es denn vielleicht richtig wäre, wegen der frühen sprachlichen Aufnahmefähigkeit, einen Sprachkurs für Babys anzusteuern. Zwischen Babysprachkursen und Babyschwimmen gibt es inzwischen eine enorme Vielzahl von Angeboten, die auch breit genutzt werden. Warum? Ganz klar: Weil man es einfach gut machen will. Wer diesen Blog liest, gehört zu den Menschen, die sich über Erziehung Gedanken machen und sie können nachvollziehen, was dahinter steckt, dass solche Babyworkshopangebote breit angenommen werden. In erster Linie will man seinem Kind natürlich Gutes tun. Und damit sich selbst. Ob man das auch tut, ist eine andere Sache. Ich würde aus der Sicht eines Gymnasiallehrers nicht wagen, eine Wertung ins Spiel zu bringen. Denn ich habe Schüler erlebt, die extrem gefördert wurden und eine glückliche Schulzeit verbracht haben und auch Schüler, die extrem gefördert wurden, denen die extreme Frühförderung offensichtlich mehr Nachteile als Vorteile gebracht hat. Erziehung ist so individuell, dass ich dazu nur ein Bildchen beisteuern will, das ich dafür gemalt habe.

Eines ist klar: Unterforderung und Überforderung sind beides keine guten Wegbegleiter für junge Menschen in der Entwicklung. Nur: Unter- und Überforderung sind sehr individuelle Begriffe und jede Mutter und jeder Vater muss hier ganz alleine die Verantwortung tragen, wo sie das Langzeit-Optimum vermuten. Denn machen wir uns nichts vor. Fast alle Prozent der Eltern denken schon in den ersten Monaten ganz natürlich insgeheim und oft unterbewusst an die spätere Schulzeit. An die Frage Gymnasium oder Realschule, Studium oder Lehre, beruflicher Erfolg, Glück, Zufriedenheit, stabile Beziehungen usw. usw.

So alles in einem. Eine Traumvorstellung eben. Denn so ein Baby ist ja noch ohne Makel. In ein Baby kann man noch jegliche Zukunft hineinträumen. Gegen das Hineinträumen ist ja auch nichts einzuwenden. Gegen Überforderung schon. Gegen Unterforderung übrigens ebenfalls, wenn ich das aus der Sicht eines Gymnasiallehrers schon jetzt einmal anmerken darf. Aber darüber später noch viel mehr.

Für die Leser/innen des Opakoffers – Mütter und Väter kleiner Kinder – sei hier auch noch einmal auf das Onkel Otto Prinzip verwiesen.   Denn sie können es noch vollständig anwenden. Es relativiert vielleicht die Ängste, die einen als Jungeltern plagen, dass man nicht alles tut, um am Ende ein erfolgreiches Kind ins Gymnasium schicken zu können. Denn was nützt der größte Einsatz für die Prinzessin oder den Prinzen in den ersten Jahren, wenn man dabei als Eltern die eigene Beziehung so vernachlässigt hat, dass man sich deshalb nach ein paar Jahren wieder trennen muss. Da hilft dem Prinzen nämlich aus der Sicht eines Gymnasiallehrers leider auch kein früherer aufwändiger Babysprachkurs.

17. Juni 2011

Schul-Umgestaltungs-Traumreise – Vorwort

Abgelegt unter: Entwicklung — heinz.bayer @ 12:35

Bevor ich eine Schul-Umgestaltungs-Traumreise beginne, hier die Ausgangsbasis für alle drei Blogs. Flügelverleih, Opakoffer und Männerrevolte. Für die Lehrer/innen und Eltern, für die Großeltern und für die Schüler/innen selbst. Speziell natürlich hier für die männlichen. Im Laufe der Traumreise werde ich natürlich den Text auf die entsprechende Leserschaft genauer zuschneiden. Ausgangsbasis ist aber genau dieselbe. Die individuelle Entwicklung von uns Menschen.

„Mit 13 Jahren variiert das Entwicklungsalter um mindestens 6 Jahre zwischen den am weitesten entwickelten Kindern und jenen, die sich am langsamsten entwickeln.“ sagt Remo H. Largo. Wer das ist?

Remo H. Largo, geboren 1943 in Winterthur, war bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor für Kinderheilkunde. Fast drei Jahrzehnte lang leitete er die Abteilung für Wachstum und Entwicklung am Kinderspital in Zürich, wo er die bedeutendste Langzeitstudie über kindliche Entwicklung im deutschsprachigen Raum durchführte. Er ist Vater dreier Töchter und Großvater von vier Enkeln. Seine Bücher »Babyjahre«, »Kinderjahre« und »Glückliche Scheidungskinder« sind Klassiker. Zuletzt erschien von ihm »Schülerjahre« (mit Martin Beglinger).
(„
Schülerjahre“ Largo & Berlinger, Piper Verlag, S. 19).

Als Grafik sieht die Aussage so aus.

„Ja und jetzt?“ fragt man sich natürlich als Mutter oder Vater, Oma oder Opa, als Lehrerin oder Lehrer, als Schülerin oder Schüler und als Beobachter der Schulentwicklungsszene.

„Also wenn das stimmt, dann sind ja Noten von vorneherein ungerecht.“ Stimmt. Wie recht Sie haben. Und jetzt?

Nehmen wir doch nur die Zeit bis zum Laufen. Gäbe es da Noten, dann würde das für Max und Moritz heißen, dass Moritz 16 Monate lang das Sorgenkind war, bevor sich herausstellt, dass er in Wirklichkeit mit 2 Jahren der bessere Läufer ist. Gut, dass es keine Babybenotung gibt.

Aber in der normalen Schule wird es dann zur jahrelangen Wirklichkeit. Nehmen wir Paul und Paula. Am Ende sind beide Ingenieure. Aber bis dahin ist die Wirklichkeit von Paul die eines Sorgenkindes. Für die Eltern. Für Paul. Für Oma und Opa. Für die Lehrer/innen.

Manche Schulen haben es geschafft, darauf einzugehen. Zum Beispiel die Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule, Göttingen. Preisträger Deutscher Schulpreis 2010.

„Die Ganztagsschule hat einen hohen Leistungsanspruch, auch wenn es bis zur achten Klasse keine Noten gibt und von der fünften bis zur zehnten Klasse Haupt- und Realschüler gemeinsam mit Gymnasiasten lernen.“ steht in der Profilbeschreibung.

Nur nützt das niemand, der auf ein baden-württembergisches Normalgymnasium geht, die jetzt flächendeckend nur noch mit G8 unterrichtet werden.

Ich ziehe in den nächsten Wochen die Erfahrung aus 35 Jahren gymnasialem Schuldienst, fast ein Vierteljahrhundert Vertrauenslehrertätigkeit und 10 Jahre Abteilungsleitertätigkeit in Sachen Schulentwicklung zu Rate, um in den alten Gemäuern des dreigliedrigen Schulsystems eine kleine phantasievolle Schul-Umgestaltungs-Traumreise zu unternehmen, um den einfach existierenden unterschiedlichen Entwicklungen von uns Menschen Rechnung zu tragen. Wenigstens ein wenig. Wie oft habe ich Mails bekommen wie: „Sag doch, hättest du in der Mittelstufe gedacht, das ich mal den Doktor mache?“ Gut wenn man weit über die Schule hinaus den Kontakt hält. Dann fällt es einem irgendwann wie Schuppen von den Augen. Schule sollte zumindest umgedacht werden. Hier darf ich das ja tun. Und ich lade Sie herzlich dazu ein.

10. Juni 2011

Abi2011

Abgelegt unter: Faust — heinz.bayer @ 22:20

Die wichtigste deutsche Eliteschule in Kairo hat es auch gerade hinter sich: Das baden-württembergische Abitur. Denn man hat sich nach exzellenten Bildungsplänen umgesehen, immerhin gehen auf diese Schule nur die Kinder der wirklich Reichen und Diplomatenkinder. Und auf welches System hat man sich geeinigt? Auf Baden-Württembergs Standard. Nur eben in Kairo nur erreichbar für eine kleine Minderheit. Bei uns sind es zwischen 40 und 50% eines Jahrgangs, die kostenlos dieselben Möglichkeiten bekommen. „Da müssen die deutschen Schüler aber sehr glücklich sein!“ hat einmal ganz ernst ein junger chinesischer Austauschschüler gemeint, als er gehört hat, dass das deutsche Abitur nichts kostet. Unvorstellbar für junge Chinesen, dass deutsche Schüler dieses unvorstellbare Glück leider nicht so einfach abrufen können.

Bei uns am Faust können wir dem Doppeljahrgang G8 und G9 mit 230 Schüler/innen zu einem wundervollen Durchschnitt von 2,2 gratulieren. Da wären die Eliteschüler/innen aus Kairo auch ganz schön stolz drauf. Baden-Württemberg konnte 2010 den Durchschnitt von 2,37 aufweisen.

Da gibt es also ein Gymnasium in Südbaden mit riesig vielen Austauschprogrammen, durch die immer wieder Unterricht ausfällt. Da wird Theater gespielt, viel Musik gemacht, viel auf Selbstständigkeit der Schüler/innen gesetzt. Da werden vielfältige Projekte unterstützt, was natürlich auch wieder Unterrichtsausfall bedeuten kann. Da gibt es eine aktive SMV, viele Veranstaltungen, die man vorbereiten muss. Da gibt es die ABC Projekte für die 8. Klassen – und auch da sind dann so viele Lehrer/innen eingebunden, dass natürlich ebenfalls Unterricht ausfällt. Undsoweiter undsoweiter. Fausteltern kennen das ja: Dieses Problem mit dieser quicklebendigen Schule und den vielen, vielen Zusatzgeschichten. Und so manche Mutter oder so mancher Vater fragt sich sicher oft: Kann das eigentlich gut gehen?

Und wir sagen seit Jahren: Klar geht das gut. Weil es in Wirklichkeit nicht um die Anzahl der gehaltenen Stunden, sondern um die Eigenständigkeit der Schüler/innen geht und um den eigenen Willen, etwas lernen zu wollen. In einer lebendigen Schulumgebung geht das besser. Deshalb haben auch die G8er nicht schlechter abgeschnitten als die G9er. Auf alle Fälle muss man für das Faust wie in den letzten 20 Jahren erneut feststellen: Baden-Württembergs Abschneiden bei der PISA Studie war auch im internationalen Vergleich immer recht gut. Immer knapp unter Finnlands Durchschnitt. Und der Faust-Abiturs-Durchschnitt ist seit Jahren immer etwas besser als der baden-württembergische Schnitt. Also fast ein wenig finnische Verhältnisse. :-) Denn finnische Schulen setzen auch auf eine lebendige Schulkultur.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, finde ich, dass am Faust der allgemeinen Trend beim Öffnen der Schere für die Anzahl Abiturienten/Abiturientinnen auch nicht so stark zum Tragen kommt wie im baden-württ mbergischen Durchschnitt. Dort sind es 45 Prozent Abiturienten und 55 Prozent Abiturientinnen. Bei uns zumindest nur 47,5% männlich zu 52,5% weiblich. Aber trotzdem gibt es aus der Sicht von www.maennerrevolte.de keinen Grund zur Entwarnung. Im Gegenteil. Es darf ja wohl nicht wahr sein, dass wir Männer deutlich weniger Abiturienten stellen und dann auch noch mit deutlich schlechteren Notenschnitten.

Am Faust arbeiten wir kontinuierlich an neuen Konzepten – ich will mir deshalb in den nächsten Blog-Ausgaben einmal eine Schule zusammenträumen, die zwar utopisch aber machbar wäre, die Elemente besitzt, die wir schon in der Praxis erfolgreich einsetzen, erweitert durch ein paar Traumänderungen des Heinz Eugen B. Wenn man streng auf die 60 zugeht und 35 Jahre pralle Schule hinter sich gelassen hat, darf man das. Träumen. Finde ich.

Vom Flügelverleih und vom Fünferhaus gibt es im Moment sowieso nichts wirklich Neues zu erzählen. Wir haben mal wieder eine ergreifende Coachsitzung gehabt. An einem Tag, an dem die Schule wegen dem mündlichen Abitur ausfiel. Trotzdem hatten wir beim  pädagogische Spätnachmittag mit unserem jungen Kollegium über das Schuljahr 2010/11 und den Ausblick auf das nächste Schuljahr volles Haus. Ich gestehe, es ist einfach extrem zufriedenstellend, wenn man sieht, wie unser Konzept über Jahre hinweg immer noch verbessert werden kann. Und wie unser junges Schülerkollegium in die gleiche Richtung denkt wie wir.

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