Flügelverleih meets Hattie

1. April 2011

Schubladen

Abgelegt unter: Entwicklung, Menschenbild, Noten — heinz.bayer @ 22:12

Ja, in Zeiten des Abiturs macht man sich als Altgedienter immer so seine Gedanken, wie Schule eigentlich heute läuft und wo falsch gedacht wird. Wo man nachbessern kann und wo von Menschen außerhalb der Schule die typischen Schubladen über dieselbe gezogen werden.

Eine der wichtigsten Schublade ist: „Der Lehrer hat mir das Fach vergrault, weil er mich nicht motivieren konnte. Deshalb bin ich so schlecht.“ Sie kennen den Satz aus der Tiefe der Erinnerung von sich selbst. Garantiert. Wenigstens von irgendeinem Fach. Ich nenne das die kleine Ohnmacht, die Schule bei den meisten Menschen hinterlässt. Weil wir Menschen auf ein System von jahrelangem benotet werden evolutionsbedingt überhaupt nicht eingestellt sind. Und weil wir Schule nicht so individualisiert betreiben können, dass man Noten nur als Orientierung benötigt, die man gerne bekommt, um zu sehen, wie man sich weiter verbessern kann. In so einer Klasse mit 30 Schülern sitzen ja einfach junge Menschen zusammen, die mit 13 Jahren einen Entwicklungsunterschied von bis zu 7 Jahren haben können. (Largo 2009). Wenn man Noten wirklich als absolutes Maß nimmt, dann benachteiligt man alle, die einfach erst später bestimmte Fähigkeiten erringen. Ich beschreibe das gerne mit folgendem Vergleich.

Wenn man ein Baby benoten würde, wie es sich bis zum Laufen hin entwickelt, dann würde das eine Baby bis zum früheren Laufen wie das andere dauernd mit guten Noten in der Welt herumkrabbeln, während man dem anderen dauernd dokumentiert, wie schlecht es ist. Wenn man die beiden immer zur selben Zeit mit dem selben Maßstab „prüft“. Dabei ist der, der später krabbelt, vielleicht später der bessere Läufer. Muss nicht sein, aber kann. Keiner kommt ja auf diese verrückte Idee, Babys zu benoten. Aber sobald die Schule losgeht, fängt das Spiel an. Eigentlich müsste man uns Menschen sehr verschieden einschulen – und das auch noch in den verschiedenen Fächern unterschiedlich. Weil auch da die Entwicklungsalter Gleichaltriger unglaublich auseinander klaffen. Das geht natürlich nicht. Außerdem würden sich Eltern von Jungen gewaltig dagegen wehren, wenn man ihnen eröffnen würde, dass aus Gerechtigkeitsgründen Jungs ab sofort zwei Jahre später eingeschult würden, damit man im Gymnasium die Unterschiede zu den Mädchen auf diese einfache Art abbauen würde. Weil es ja auch nur für den Durchschnitt gilt. Es gibt natürlich auch Jungs, die weiter entwickelt sind als gleichaltrige Mädchen. Aber im Schnitt liegen die Mädchen einfach vorne. Das war früher in den viel strengeren Schulen mit nicht so selbstbewussten Mädchen kein erkennbares Problem für die Jungs. Heute schon. Deshalb: Die Noten unter diesem Aspekt sehen hilft schon mal ein wenig. In dem Anfangsreferat für unsere Versetzungsgefährdetenbetreuung habe ich das für die Schüler/innen, die aus besagten Gründen hauptsächlich Schüler sind, so formuliert:

Das Entwicklungsalter eines Menschen ist nicht sein Lebensalter, sondern weicht immer davon ab. Nach Prof. Dr. Largo, einem Schweizer Kinderarzt, im Alter von 7 Jahren um eineinhalb Jahre „nach vorne und nach hinten“. Da sitzen also schon in der Grundschule junge Menschen zusammen, die einen Entwicklungsunterschied von 3 Jahren aufweisen. Trotzdem sind das aber einfach Siebenjährige in einer 2. Klasse, denen man den Entwicklungsunterschied nicht ansieht. Sie werden alle mit den gleichen Kriterien benotet. Klar. Wie auch anders. Niemand kennt genau sein Entwicklungsalter. Denn man weiß ja nie wirklich, ob es mangelnde Fähigkeit, mangelnde Aufnahmefähigkeit oder einfach spätere Entwicklung ist, wenn ein Kind nicht die guten Noten schreibt, die es so gerne sehen würde.

Später wird es noch extremer. Da sitzen lauter junge Menschen im gleichen Lebensalter von 13 Jahren in einer Klasse und doch kann es sein, dass da ein Junge mit einem Entwicklungsalter von achteinhalb und ein Mädchen mit einem Entwicklungsalter von 16 Jahren nach denselben Kriterien beurteilt und benotet werden. Siebeneinhalb Jahre Unterschied. Klar, das wäre ein Extremfall. Aber ich hoffe, man versteht spätestens hier, dass der Ruf nach Möglichkeiten des individuellen Lernens eine sehr ernste Grundlage hat.

Da schreibt ein Mensch mit hohem Mathematikverstand, aber späterer Entwicklung, nie besser als die Note 4, ist frustriert, glaubt nicht an sich und merkt nie, welche Fähigkeiten er mit sich herumträgt, weil alle immer gemeint haben, er sei zu blöde für Mathematik.

Noten sind Wegweiser. Mehr nicht. Das muss man hinbekommen. Es gibt leider noch kein Gerät, das einen unterscheiden lernt zwischen verzögerter Entwicklung und mangelnder Fähigkeit. Was bleibt ist nur eines: Auch mangelnde Fähigkeit kann man mit guter Arbeitshaltung wundervoll ausgleichen. Wenn man es kann. Deshalb muss lernen, es zu können. Man muss lernen, es zu wollen.

Noch komplexer wird es bei Feinuntersuchungen: Vergleicht man zum Beispiel Otto und Erwin, dann findet man zwei Jungs im Alter von 10 Jahren, bei denen die Sprachentwicklung um über 3 Jahre auseinanderklafft. Dass Otto die schlechteren Deutschnoten bekommt als Erwin ist klar. Obwohl Otto, wenn er mit 32 seine Doktorarbeit schreibt, von diesem „Mangel“ nichts mehr besitzen wird,wenn er nicht vorher aufgibt. Erwins Sozialverhalten ist dafür im zarten Alter von 10 Jahren noch um 4 Jahre hinter dem von Otto zurück, obwohl Erwin später vielleicht einmal Sozialarbeiter wird. Was sich in der Schule eigentlich nie jemand vorstellen konnte. Deshalb: Hände weg von Prognosen, was einmal aus Schülern wird. Speziell bei Jungs. Und bitte niemals von Noten auf spätere Erfolge oder Misserfolge schließen. Da liegt man sehr häufig weit daneben. Noten nur als Wegweiser nehmen, das ist die einfachste Möglichkeit.

Wer die Diagramme dazu sehen will, muss sich das Anfangsreferat als pdf herunterladen.

Fazit: Schule ist einfach ungerecht. Aber nicht wegen den Lehrern. Die sind viel besser als ihr Ruf. :-)

26. März 2011

Korrekturfrei

Abgelegt unter: Korrekturen — heinz.bayer @ 14:50

Habe gerade einen Tag Physik-Abitur korrigieren hinter mir. Schon eine verrückte Sache. Nur neun Klausuren Physik. Da sitzt man auch nach 30 Jahren Erfahrung – jede einzelne Klausur mit zwei großen Aufgaben, an denen seine Abiturient/innen vier volle Stunden physikalisches Gehirnschmalz verwendet haben – einfach von ganz früh bis ganz spät. Bis alles fertig vorbereitet und dann fertig verpackt ist, würde ich schätzen, dass ich immer so um die zwei Stunden pro Klausur brauche. Am Ende denke ich dann mal wieder wie nach jeder Abiturskorrektur: „Gut, dass es offiziell korrekturfrei gibt.“ Denn so nebenher macht man das einfach nicht. Und ich hatte nur 9 Klausuren. Ich denke da an meine Kolleg/innen mit zwei Kursen parallel im Doppeljahrgang. Am schlimmsten hat es den Kollegen mit zwei Deutschkursen erwischt. 40 Deutschklausuren, die es fundiert und gut zu korrigieren gilt. Und in Deutsch reichen zwei Stunden sicher nicht aus. Das ist eine echte Herausforderung. Aber Schule war schon immer Stoßzeiten-Zeit. Auch für Schüler/innen gilt: Jetzt zeigt sich, wie ich in Abiturskorrektur-Stoßzeiten mit mir selbst umgehen kann. Bin ich vollkommen auf die Lehrer/innen angewiesen, die mich immer an der Hand nehmen müssen oder kann ich die korrekturfreie Zeit nutzen, um selbstständig zu lernen. Da hat sich in den letzten 30 Jahren übrigens viel getan. Hut ab. Selbstständig lernen können heute so viele Schüler/innen, dass korrekturfrei und Studierstunden für viele eine echte Bereicherung darstellen. Und nicht dieses „Schon wieder ist Unterricht ausgefallen“-Gefühl mit nach Hause bringen. Schule ist hier auf einem guten Weg. Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter also heim kommt und noch klagt, dann versuchen sie es doch einmal mit dem Bild von einem großen Feld von Radrennfahrern, die es gerade mal ein wenig auf der Ebene auslaufen lassen, nachdem sie eine Bergtour hinter sich hatten. Und wenn man sich jetzt am Ende des Feldes befindet und diesen  Moment nutzt, dann kann man genau dann im Feld aufholen. Wenn man dies will.

Für viele Teilnehmer der speziellen Aufholjagd BREAK aus der Position von aktuell Versetzungsgefährdeten scheint es nach ersten Rückmeldungen richtig gut zu laufen. Wer als Nichtversetzungsgefährdeter in den Abiturskorrekturzeiten eines Doppeljahrgangs viel Zeit übrig hat, der darf natürlich gerne bei unserem speziellen Aufholkurs mit reinschnuppern, auch wenn er sich im Leistungsmittelfeld aufhält. Denn www.faust-verleiht-fluegel.de ist unter dem Link Betreuung auch für den jungen Menschen aus dem Mittelfeld geeignet. Die vorne im Feld beherrschen die wichtigen Dinge, Schule professionell zu machen, schon intuitiv. Irgendwie. Woher auch immer sie das haben. Glück gehabt.

19. März 2011

Abitur und Stufenfeeling

Abgelegt unter: Abitur — heinz.bayer @ 17:22

Für alle Neuleserinnen und -leser.  Hier erzählt einer einfach so von Schule, der diese seit 30 Jahren als prallvollen, kunterbunten Lebensraum begreift. Für sich und für die paar tausend Schüler/innen, denen er in den letzten Jahren über den Weg gelaufen ist. Und er erzählt es in erster Linie für die Eltern der Faust-Unterstüfler aber auch für alle Menschen, die gerne mehr vom Lebensraum Schule erfahren wollen. Die Schule verstehen wollen. Denn Schule verstehen heißt schlicht, seine Kinder besser schulisch begleiten zu können. Der, der hier erzählt, ist Unterstufenberater am Faust-Gymnasium und erzählt in Elterngesprächen sowieso unentwegt  Dinge, die man als Eltern einfach von Schule wissen sollte, um sich nicht unnötig Sorgen zu machen. Warum also nicht gleich für ein paar mehr erzählen. :-)

Da ist es also, dieses Abitur. Dieser ungeheure Moment, den man als kleiner Fünftklässler immer so glorifiziert hat. Und als Mittelstüfler manchmal unerreichbar fand. Und noch so ewig weit weg. Und dann merkt man als großer Abiturient, dass man sich gar nicht so erwachsen fühlt, wie man als Fünftklässler immer gedacht hat, dass man sich als Abiturient fühlt. Weil die doch immer so reif aussehen. So alt. So abgeklärt. Es ist für die meisten immer dieses komische Gefühl. Dieses Erstaunen, dass man jetzt genau da angekommen ist, von dem man so oft aus der Ferne geträumt hat. Und sich doch noch ein wenig verloren fühlt bei dem Gedanken, dieser Lehranstalt bald den Rücken zu kehren. Wo es immer so einfach war, den Schuldigen zu finden. Den Lehrer eben. Oder die Lehrerin. Und man immer eine Truppe um sich herum hat, die zu einem hält. Meistens zumindest. Ein paar sind jetzt noch richtig jung. 16 Jahre ist unser Jüngster. Abi2011. Eine riesige Menge von jungen Menschen. Zweihundertzweiunddreißig, um genau zu sein. Man hat irgendwie doch schon gehört, dass die Welt außerhalb der Schule nicht mehr so einfach strukturiert ist. Dass man hier alles selbst in die Hand nehmen muss. Dass man an der Schule viel mehr betreut wird als danach.

Da das Faust aber das ganze Schüler/innen-Leben lang auf Eigenständigkeit setzt, sind es am Ende doch sehr viele, die nach der Schule problemlos selbst laufen können. Ob mit 16 oder mit 19. Und – das habe ich jetzt mal wieder sehr oft gehört – das Stufenfeeling am Faust ist nach wie vor vom Feinsten. Das Netzwerk, das sich jedes Jahr aufbaut, das trägt. Kaum eine Studentenstadt, in der es nicht Faust-WGs gibt. Stützpunkte für andere Faustler. Wer das Faust in seiner Schulzeit richtig begreift, der hat lebenslang etwas davon. Faustgefühle geben viel Stärke mit. Das Doppelabitursjahrgangsstufenfeeling ist natürlich was ganz Besonderes. Irgendwie merkt man das, finde ich.

Mit unserer neuen Idee des Fünferhauses setzen wir in Sachen Stufenfeeling noch wesentlich früher an. Schon jetzt merkt man, dass das gemeinsame Leben im Fünferhaus Stärke mitgibt. Unsere Idee, in einem Sechserstockwerk weiter an einer Stufenpädagogik zu arbeiten, ist sicher genau das Richtige. Schon verrückt. Schule, so lange man hingeht, ist für manchen eine echte Qual. Sobald aber das Ende naht, wird es manchen so richtig wehmütig ums Herz. Weil man dann insgeheim doch begreift, welch großartiger, wundervoller und spannender  Lebensort eine Schule ist, wenn man mal von Klassenarbeiten und Noten absieht, die eben kein Mensch gerne mag, aber ohne die man als normaler Mensch sich auch nicht wirklich bis zum Abitur durchschlagen könnte.

12. März 2011

Tief Luft holen und durch…

Abgelegt unter: China — heinz.bayer @ 00:01

… heißt es in diesen Wochen für die Schule. Abi-Zeit ist schon immer eine Zeit gewesen, in der aus Grund der benötigten Lehrer/innen für die Aufsichten, Erst- und Zeitkorrekturen, die ohne korrekturfreie Tage neben dem Normalbetrieb nicht zu schaffen sind, häufig regulärer Unterricht ausfällt und das einsetzt, was man eigenständiges Arbeiten nennt. Doppeljahrgangsabitur verdoppelt diese Situation.

Theoretisch eine wunderbare Sache. Ein Kollege war vor ein paar Wochen in Shanghai – Lehrerfortbildung. Er war als Fachmann eingeladen worden, um den chinesischen Kolleg/innen neue Unterrichtsformen näherzubringen. Die Chinesen haben schon länger erkannt, dass ihr reines Pauken nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Dass die Kreativität und Eigenständigkeit auf der Strecke bleibt. Auch wenn Shanghai bei der letzten Pisa Studie die bisherigen Dauergewinner um Längen geschlagen hat. Die Chinesen wollen noch mehr. Eigenständiges Arbeiten plus große Ernsthaftigkeit. Wir können Drill und Disziplin nicht als Bildungsbeschleuniger nehmen. Unsere Welt besitzt eine andere Tradition. Wir müssen andere Möglichkeiten finden, die Köpfe der Zukunft so fit zu machen, dass in 20 Jahren dieses „made in germany“ noch immer eine Edelmarke ist, die uns wirtschaftlich wohl bekommt. Dass auch in unserer Enkelgeneration die vielen klugen und kreativen Köpfe den nötigen Biss bekommen, um daraus etwas zu machen. Drill geht bei uns nicht mehr. Zumindest nicht an den öffentlichen Schulen. Also zum Beispiel an den Gymnasien mit Übergangsquoten von 50% in größeren Städten. Es wäre sicher ein großes Erlebnis, wenn man für unsere Schüler/innen eine chinesische Erlebniswoche einführen würde. Eine Woche erleben, wie chinesische Schüler/innen arbeiten. Keine Chance. Winfried Sturm, der Chef unserer Tüftlerschmiede, hat vor kurzem vor einem Auditorium von 600 chinesischen Schüler/innen und 10 deutschen Austauschschüler/innen aus Staufen in Shanghai einen zweistündigen Physikunterricht gehalten. „Die einzigen, die man in den zwei Stunden gehört hat, waren unsere Schüler, die es einfach nicht aushalten konnten, zwei Stunden lang gar nichts zu sagen,“ hat er später schmunzelnd erzählt. Also vergessen Sie den Drill. Wir müssen auf andere Fähigkeiten setzen. Fähigkeiten, die immer mehr Schüler/innen schon besitzen: Ernsthaftigkeit und Eigenständigkeit. Man merkt es allerdings immer nur versteckt. An den Noten, die für die einen jahrelang ohne Probleme immer locker im grünen Bereich einfahren, während ein Teil der Schüler/innen eben genau hier noch massive Aufholprobleme hat. Und diese Probleme im Unterricht so deutlich und auffällig nach außen tragen, dass man durch die vielen Störungen leicht zu dem Eindruck kommt: „Den Schüler/innen von heute fehlt die Ernsthaftigkeit und der Biss. Haben nur Spaß und Entspannung im Kopf.“ Weit gefehlt, liebe Leser/innen. Als Beobachter, der 30 Jahre immer in der ersten Reihe beobachten konnte, behaupte ich: Wenn ich mit der Übergangsquote von vor 30 Jahren arbeiten würde, dann würde ein ganz anderes Bild von Schüler/innen auftauchen. Sie sind ernsthafter geworden. Sie sind eigenständiger geworden. Sie haben die neuen offenen Lernformen wunderbar für sich aufgenommen. Wenn so etwas wie Unterrichtsausfall wegen Doppelabitur entsteht, gibt es ein Vielfaches mehr Schüler/Innen als vor 30 Jahren, die daraus ihre Vorteile ziehen können, die Zeit nutzen und selbstständig studieren. Die nacharbeiten, Vokabeln büffeln, auf Klassenarbeiten lernen, studieren und einfach kontinuierlich Kompetenzen erwerben. Das muss unser Ansatz sein. Diese Ernsthaftigkeit und den eigenständige Antrieb zu stärken, daran gilt es weiter zu arbeiten. Die Schüler/innen ernst nehmen, damit noch mehr diese wichtige Fähigkeit entwickeln. Damit „made in germany“ weiter eine Edelmarke bleiben kann. Ich weiß, liebe mitlesenden Kolleg/innen. Angesichts so mancher Mittelstufenklassen fällt es uns oft schwer, mit diesem Filter Klassen zu betrachten. Eine Klasse mit 32 Schüler/innen, davon ein Viertel noch nicht eigenständig und ernsthaft genug, sind bei offenen pädagogischen Arbeiten eine Herausforderung für Lehrernerven. Zurück zum Drill ist trotzdem nicht der für uns machbare Weg. Von Schüler/innen konsequent Eigenständigkeit einfordern zahlt sich langfristig aus. Auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt, daran zu glauben. Weil ein Viertel unserer Schüler/innen noch nicht in der pädagogischen Neuzeit angekommen sind. Weil sie noch in einem alten System von „Schule ist blöd“ verhaftet sind. Man muss ihnen helfen, umzudenken. Den Blickwinkel zu verändern. Dann ändert sich Schule. Wir versuchen es gerade mit BREAK, für ein paar versetzungsgefährdete junge Mitbürger in diese Richtung zu gehen.

6. März 2011

G8 – eine Würdigung (Fortsetzung)

Abgelegt unter: G8 — heinz.bayer @ 11:13

Arbeitsfelder

Auch die anderen Arbeitsfelder, auf die das Faust seit Jahren setzt und um die wir Angst hatten, weil G8 zwangsläufig mehr Nachmittagsunterricht produziert – Streitschlichter, Sportmentoren, Aktive in eigenständigen Schülerteams etc – haben sich mit G8 nicht aufgelöst.

Stundentafel

Wir haben die berechtigten Ängste der Eltern, dass G8 gegenüber G9 benachteiligt wäre, weil Stunden in den „wichtigen“ Fächern zu kurz kämen und damit  Nachteile entstünden, in unserer Stundentafel umgesetzt.

Die Angst der Überforderung durch drei Stunden Soziales und Methodenlernen in Klasse 5 und 6 und 7. SoMeLe in Klasse 7 ist inzwischen durch das ABC Projekt für die 8-klässler abgelöst, weil dort bei der Neuzusammensetzung der Klassen nach der Profilwahl die größeren Probleme auftreten als in 7. Die Angst vor dem langen Sitzen wurden durch zwei zusätzliche Sportstunden und die Angst vor zu wenig Fachunterricht durch Verteilung der restlichen Poolstunden zur intensiveren, individuelleren Betreuung in die Fächer Deutsch, Mathematik, Sprachen und Naturwissenschaften gelöst. Für alle.

Die Reduktion dieser Stunden für eine kleine Auswahl von Schüler/innen, wie jetzt vom Kultusministerium angedacht, würde sicher beim Großteil unserer Eltern massive Proteste auslösen. Denn unser Ansatz hat sich bisher in allen Punkten als erfolgreich erwiesen – wenn man z.B. aktuell die G8- und G9 Noten vergleicht.

Die Angst der G8 Eltern ist in Großen und Ganzen überwunden und wir sind sehr zufrieden damit.

Spezial-Profile am Faust

Die zusätzlichen Sportstunden mündeten irgendwann wie zwangsläufig in eine eigenes Sportprofil, das aus meiner Sicht viel Druck aus der G8 Debatte genommen hat. Dass das Biberacher Modell und die Musikklasse in 5 bei uns äußert gut angenommen werden, trotz mehr Unterricht (in diesem Jahr eineinhalb Musikklassen und eine Biberacher Klasse), zeigt uns ganz klar, dass die Menge der Stunden bei den Eltern ( und bei den Schüler erst recht) kein wirkliches Problem mehr darstellen, wie man am Anfang vermutet hatte und wie es an höherer Stelle jetzt wieder diskutiert wird.

Flankierende Maßnahmen

Wir haben natürlich noch viele weitere flankierende Maßnahmen in das G8 am Faust eingebaut: Die Spezialbetreuung erfolgt bei uns zusätzlich außerhalb der Klassenstruktur. Alle 5.klässler bekommen seit diesem Schuljahr ein Arbeitshaltungs- und Konzentrationszeugnis. Eine kleine Gruppe von hier am schlechtesten Abschneidenden bekommt aus dem Team des Flügelverleihs eine eigene Intensiv-Betreuung (JUMP)

Sind es doch genau die Schüler/innen ( hauptsächlich natürlich Schüler), die den Normalunterricht oft so zäh machen, weil man sich genau um diese 10% als Fachlehrer/in vermehrt und dauernd kümmern muss.

Seit 4 Jahren werten wir die Halbjahresinformationen der Klassen 6 bis 7 aus und betreuen durch unsere Sozialarbeiterin und eine Beratungslehrerin diejenigen Schüler/innen, die zum Schuljahresende versetzungsgefährdet erscheinen. Der Erfolg zeigt uns, dass dieser Ansatz richtig ist. Wir konnten die Sitzenbleiberquote massiv reduzieren, ohne das die Fachlehrer/innen dazu involviert wurden. Junge Menschen in Not sind für solche individuelle Unterstürzung sehr empfänglich, sind es doch häufig gar keine fachlichen Probleme, sondern eher persönliche Schwierigkeiten, sich positiv dem Thema Ausbildung zu widmen.

Für die Klassen 8 bis 10 bieten wir seit 4 Jahren ebenfalls eine mentale Spezialunterstützung für Versetzungsgefährdete an. In diesem Jahr heißt sie „BREAK“

Einen Überblick über wichtige Unterstützungssysteme am Faust finden Sie hier. Dieser Überblick ist noch lange nicht vollständig. Zeigt aber, dass wir am Faust das Thema individuelle Förderung mit einem ganz eigenen Stil angehen, der alle Klassenstufen umfasst.

Fazit:

Da ich schon früher die Meinung vertreten habe, dass recht viele Schüler in der 13. Klasse nicht mehr in die Schule gehören, weil ihnen die Schule zu klein geworden ist und ich dies heute umso mehr vertrete, dass 12 Jahre aus der persönlichen Sicht vollkommen ausreichen, um studierfähig zu sein, war für mich die Frage bei G8 eigentlich nur, ob man es schaffen kann, ohne eine gewachsene aktive Schulkultur wie die des Faust zu zerstören, mit G8 trotzdem vergleichbare schulische Ergebnisse im Abitur zu erzielen.

Heute sieht man: Man kann. Schauen Sie sich das Faust an.

Allerdings muss man zusätzlich zu G8 neue Formen finden, bei den Schüler/innen von heute die Ernsthaftigkeit und Bedeutung ihrem Jobs viel mehr in den Vordergrund zu rücken. Denn auch bei den G8ern wird Zeit verschenkt ohne Ende.

In unserer Stufenpädagogik des Fünferhauses und später der Sechser- und Siebenerstockwerks werden wir „wild“ daran arbeiten. Versprochen.

26. Februar 2011

Ist G8 machbar? Ein Rückblick

Abgelegt unter: G8 — heinz.bayer @ 09:11

Wer hier zum ersten Mal liest, sollte sich für diese Thematik die letzten beiden Blogs zu Gemüte führen. Ich versuche gerade aus der Sicht eines Abteilungsleiters, der mit dafür verantwortlich zeichnen musste, ob man G8 in der Praxis sinnvoll und unaufgeregt umsetzen konnte, einen knappen Abriss der letzten 8 Jahre unserer speziellen Faustkonzepte zu geben. Die unter anderem genau deshalb entwickelt wurden, um G8 erfolgreich zu machen. Erfolgreich oder nicht, das kann man an zwei Parametern ablesen: Erstens: Ist das Abitur von den G8 und G9 Schüler/innen vergleichbar oder sind die G9 Abiturient/innen erfolgreicher. Zweitens: Nehmen die G9er ein besseres Kindheits- und Jugend-Lebensgefühl mit aus der Schule - trotz mehr Nachmittagsunterricht – oder wird den G8ern tatsächlich ein Stück Kindheit gestohlen.

In den Anfangsjahren haben wir dazu noch eigene Elternbeiratssitzungen für die G8 Eltern gemacht, weil die Ängste dieser Elternschaft doch eine vollkommen andere war als die der G9 Eltern. Was man ja auch verstehen kann.

Nach etwa 4 Jahren trat Ruhe ein. G8 war zum Normalfall geworden. Die befürchteten Einbrüche, Belastungen etc hielten sich in Grenzen. G9 wuchs sich langsam aus. Der prozentuale Zulauf zum Gymnasium nahm ja auch verrückter Weise noch zu, obwohl am Anfang viel davon geredet wurde, dass viele Eltern ihre Kinder dann trotz Gymnasialempfehlung doch lieber auf der Realschule anmelden würden, um ihnen „ihre Kindheit zu erhalten“.

Die Aufregung kam erst wieder, als der Doppeljahrgang vor eineinhalb Jahren ins Haus stand. G8 und G9 zusammen Abitur. Deshalb: Auch hier wieder gemeinsame Sitzungen, Austausch, Kommunikation. G8 und G9 in gemeinsamen Kursen. Fazit: Der Unterschied ist nicht wirklich spürbar. Die Noten werden sich ähneln. G8 am Faust ist für uns ohne größere Aufregung über die Bühne gegangen. Allerdings haben wir auch viele Zusatzkonzepte eingesetzt, die sicher eine wesentliche Rolle gespielt haben.

Aufnahme der Fünfer.

Schon zu Beginn von G8 wurde die Fünferproblematik als sehr wichtige Frage angenommen. Fünfklasslehrer/innen Teams wurden Grundlage, G8 „sanft“ anzugehen.

Inzwischen fahren wir den Beginn mit einem eigenen Fünferhaus und einer eigenen Fünferhauspädagogik.

Hausaufgabenbetreuung gibt es am Faust schon kurz nach der Einführung von G8. Der Bedarf war da, die Idee dahinter war ein Coachssystem aus aktiven Schüler/innen, die ab 5 Schüleranmeldungen Hausaufgabenbetreung anboten.  1 Coach 5 Schüler/innen – bezahlt von den Eltern. Das nahm Druck aus den Folgen von G8 für Eltern, die Angst hatten, selbst nicht mehr genügend unterstützen zu können. Seit alle Gymnasien Hausaufgabenbetreuung anbieten müssen, haben wir unsere reines Schülercoachsystem pädagogisch zu einem erfolgreichen Gesamtkonzept „aufgemöbelt“. Flügelverleih am Faust. Die Nachmittagsschule. In diesem Jahr für 90 Schüler/innen und Schüler. Zum großen Teil Fünftklässler/innen, die von einem Team von 70 Coachs, 6 Lehrer/innen und einer Sozialpädagogin betreut werden. Teil des Konzepts ist die Betreuung der Coachs. Eine neue Form der Identifikation mit Schule. Die Coachs, die nicht nur aus den notenbesten Schülern besteht, sondern aus jungen Menschen, die sich für diese Arbeit beworben haben und in einem Rahmen bezahlt werden, als würden sie Nachhilfe geben, zeigen in ihrem eigenen Schul-Alltag sehr wesentlich positive Veränderungen, denn wer einmal in der Woche als Lehrer/in arbeitet, versteht das komplexe Konstrukt Schule auch für sich selbst ganz anders. Allein die Nachmittagsschule bindet somit im Moment 90 Schüler/innen aus Klasse 5 bis 7 als Betreute und 70 Schüler/innen aus Klasse 9 bis 13 in eine komplexe Struktur ein, die enorm zur Beruhigung der Konfliktlandschaft Schule beiträgt und in allen Klassen zwangsläufig Spuren hinterlässt. Da die Coachs in etwa fünf eigenen pädagogischen Abenden für ihre Arbeit geschult werden, haben wir in der Nachmittagsschule ein recht kompetentes Jungkollegium, das schon im 3. Jahr eigene Beurteilungen für ihre betreuten Schüler/innen schreibt.

Auch unsere eigene Angst, dass wir mit G8 nicht mehr genügend Nachwuchs für die Coachs bekommen könnten, hat sich als unnötig erwiesen. Inzwischen sind ja alle Coachs entweder G8 oder Kursstufe.

Fortsetzung folgt

19. Februar 2011

G8 Würdigung und Rückblick Teil 3

Abgelegt unter: G8 — heinz.bayer @ 11:54

Wir haben es jetzt also bundesweit: G8 statt G9 wegen des internationalen Anspruchs der Leistungsfähigkeit. Hat ja vielen eingeleuchtet. Wir wollen doch mitspielen in der höchsten Liga. Deutschland hat immerhin einen Anspruch zu verteidigen. Pisa im Mittelfeld geht ja nun gar nicht.  Doof nur, dass viele Eltern beim Übergang Ängste entwickelten. Aber, das war zumindest neu und spannend: Jede Schule durfte selbstständig versuchen, dieses Problem zu lösen. Nachdem wir es nun am Faust geschafft haben, nach 8 Jahren G8 und G9 zusammen zum Abitur zu führen, ohne erkennbare Notenunterschied, ohne erkennbare Probleme, ohne allzu aufgeregte Eltern – darf man über unseren G8-Weg ruhig einmal öffentlich nachdenken.

Aufgeregte Eltern gab es seit ich Lehrer bin. Ist ja auch klar. Da bekommen Kinder in der Grundschule eine Schulempfehlung für die weiterführende Schule und dann muss es schulisch gesehen natürlich immer Schüler/innen geben, die an der Realschule gute Noten bekommen würden und am Gymnasium die schlechteren Noten einfahren. Was natürlich nicht heißt, dass die gerade noch Gymnasialempfohlenen nicht bei der richtigen Arbeitshaltung ein paar Jahre später glänzend dastehen. Die Fähigkeit, sich anzustrengen, ist der Knackpunkt. Dass die Eltern der Kinder mit den schlechteren Noten beim Klagen über Überforderung ihrer Kinder natürlich in der klaren Mehrheit sind und waren, ist logisch, verständlich und menschlich. Dass dieses unüberhörbaren Klagen die Politik dazu gebracht hat, bald den Normalschüler fünf Stunden weniger unterrichten zu lassen – dummerweise ohne den Bildungsplan zu verändern – ist allerdings bei der Ausgangslage eher unlogisch. Außer man schaut auf die Wahltermine. Ich sage mal voraus, dass genau dieselben Eltern dann noch mehr klagen werden.

Außensicht und eine Innensicht einer Schule ist einfach grundverschieden. Man sollte in der Diskussion verstehen, warum eine Außensicht meint, dass man eigentlich nur ein paar Stunden weniger unterrichten müsse, um G8 elternprotestfrei hinzubekommen. Und warum aus der Innersicht vom Schüler aus gedacht alles viel komplexer und sensibler ist, als sich das von außen so anfühlt. Hier also weiter eine Würdigung von innen und von der Basis für eine im Moment beginnende neue Diskussion um G8.

Transparenz, Kommunikation:

Wir haben gleich zu Beginn vor 8 Jahren erkannt, dass wir G8 nur dann positiv umsetzen können, wenn wir die allgemeine Hysterie um das 8jährige Gymnasium direkt und ausdauernd mit den Eltern diskutieren. Wenn wir Schule transparenter machen als bisher. faust-aktuell hieß eine Idee, die seit fast 8 Jahren trägt und in der Lage ist, eine komplexe Schule wie das Faust-Gymnasium nach außen für die Eltern einsehbarer zu machen. Regelmäßig unregelmäßiges digitales Informationsorgan der Schule, das als pdf über den Verteiler Elternbeiräte – Eltern die ganze Schulgemeinde sicher erreicht. Man muss Schule verstehen, dann macht sie weniger Angst.

In den Anfangsjahren haben wir dazu noch eigene Elternbeiratssitzungen für die G8 Eltern gemacht, weil die Ängste dieser Elternschaft doch eine vollkommen andere war als die der G9 Eltern. Was man ja auch verstehen kann.

Nach etwa 4 Jahren trat Ruhe ein. G8 war zum Normalfall geworden. Die befürchteten Einbrüche und Belastungen hielten sich für den Normalschüler in Grenzen. G9 wuchs sich aus. Die Übergangsquoten ans Gymnasium hatten sich dazuhin noch, entgegen allen Anfangsprognosen, in den letzten 8 Jahren weiter gesteigert.

Fortsetzung folgt

11. Februar 2011

Rückblick – September 2003

Abgelegt unter: Schülerschule — heinz.bayer @ 00:30

Schülerschule und Cafeteria

September 2003. Einschulung unserer ersten G8er. Ein Jahr vorzeitig. Der Grund: Ein „Deal“: „Wir ziehen vor, bekommen dann aber eine Cafeteria.“ Mit schon existierende Konzepten für offene Ganztagesbetreuung hat es am Ende nach vielen Kämpfen geklappt – wenn auch für heutige Nachmittagsverhältnisse viel zu klein ausgefallen. Klar, wir waren ja schon seit zwei Jahrzehnten eine Ganztagesschule für Aktive. Mit dem Arbeitstitel „Schülerschule“ wurden wir offizielles EXPO2000-Projekt. Wir waren am Anfang allerdings doch ein wenig verwundert, dass wir als klitzekleines Schul-Projekt mit 3 Lehrern und 80 Schüler/innen von einer Weltausstellungsjury aus Politikern, Managern und anderen Machern so hofiert wurden. Bis uns ein Verantwortlicher erklärte, dass die Jury der Meinung war, dass sie selbst gerne auch an so einer Schule gewesen wären und sich das für ihre Kinder auch wünschen würden. Unser Aushängeschild – damals wie heute: Wer aktiv ist und engagiert, der darf auch aktiv sein und sich engagieren. Das haben die Jurymitglieder wohl an ihrer eigenen Schule vermisst.

Na ja. Mit unseren Teams hatten wir schon jahrelange Erfahrung, wie man den Nachmittag mit aktiven Schülern wunderbar und sinnvoll verwenden kann. Klar, nur für die Aktiven, denn Betreuungsdeputate für die, die nicht selbst laufen konnten, gab es natürlich nicht. Schülerschule war eine Beschreibung von: Arbeite mit den Fachleuten der Zukunft schon an der Schule und du gewinnst enorm. In der Nachmittagsschule steckt dieses Prinzip natürlich heute mitten im Schulalltag der Ganztagesbetreuung. 70 Lern-Coachs. Schülerschule pur. Mit den Lehrer/innen, Sozialarbeiter/innen und Personalchef/innen der Zukunft eine eigene kleine Schule bauen. Flügelverleih am Faust. Oder ein ganz anderer Bereich: Die nächste Theateraufführung am Faust: Große Bühne für ein Stück, das von zwei Schüler/innen aus Klasse 10 inszeniert wird. Regie vollkommen in Schülerhand. Klar, ein Lehrer im Hintergrund. Beraten, vermitteln, klären. Aber die eigentliche Kreativarbeit: zukünftige Profis. Oder die Filmer Zukünftige Profis. Klar doch. Oder das Schülerbüro. Haben Sie sich eigentlich mal gefragt, wie das Faust es schafft, eine Online Anmeldung vom Feinsten für den Elternsprechtag zu organisieren?   (jetzt nicht mehr online)

Na ja, Christian, dem Programmierer dieser Dienstleistung haben wir empfohlen, das selbst entwickelte  Programm nach dem Abitur auch anderen Schulen zum Verkauf anzubieten. Schülerschule pur. Die Spezialsten der Zukunft mit ins Boot holen. Später sind sie unbezahlbar. Schülerschule ist übrigens auch das: Letztes Jahr und auch vorletztes Jahr gab es ein Jahrbuch. In diesem Jahr nicht. Warum? Wer will darf. In diesem Jahr wollte aber niemand. Kein zukünftiger Designer oder Redakteur im richtigen Alter. Schülerschule war schon immer an den jungen Menschen orientiert, die gerade Schule als Lebens- und Aktivraum entdeckten. SnowDays ohne Skimentoren, Hockey-AG ohne Hockey Mentoren. Basketball-AG ohne Basketball Mentoren ……. gäbe es eben nicht. Schülerschule pur 2011. Streitschlichter, Bands, Faust-Event, OpenAir, Schulspiel, Weihnachtsbasar, Studiomenschen, Techniker, … aber auch das Politcafé aus dem Politikkurs heraus setzt auf das gleiche Prinzip. Wir haben viel zu bieten, weil nicht nur den aktiven Lehrer/innen, sondern auch den aktiven Schüler/innen viel Gestaltungsspielraum gegeben wird.

4. Februar 2011

Ein Abteilungsleiter für Schulentwicklung …

Abgelegt unter: Schulentwicklung — heinz.bayer @ 13:56

… denkt offen über Schulentwicklung nach.

Der richtige Weg der Schulentwicklung ist schon so ein besonderes Ding. Sehr diffizil. Extrem komplex. Speziell an einer großen Schule wie der unseren. Immerhin 1300 Schüler/innen. Und weit über 100 Lehrer/innen. Wenn Schule auch für den Normalbeobachter oft so einfach und schnell zu stricken ist. Leider ist von innen nie wie von außen. Wer nicht selbst im Unterricht steht, wer nicht selbst in der Schule lebt, versteht Schule nie wirklich. Kann das nicht. Hat oft immer nur die Informationen über die Kinder selbst. Und aus der eigenen Erinnerung. Sorry liebe Leser/innen. Auch wenn Sie selbst viele Jahre Schule erlebt haben, haben Sie nie das Unterrichten erlebt. Nur das unterrichtet werden. Das benotet werden, das für uns Menschen seit Urzeiten eine heikle, menschlich kaum zu lösende Komponente hat. Das haben Sie erlebt. Wer von sich behauptet, er hätte gerne Klassenarbeiten geschrieben, gehört zu einer Handvoll Zeitgenossen, denen das Glück zuteil wurde, alles aus dem Ärmel schütteln zu können. Ein Abo auf die Note Eins zu besitzen. Wer von sich behaupten kann, dass es ihm nie etwas ausgemacht hat, dass er eine 3- unter dem Aufsatz stehen hatte, während der doofe Hintermann über eine 1 bis 2 jubelte, der hat ganz heftig etwas verdrängt. Schule hinterlässt bei den meisten Menschen die kleine Ohnmacht, die man nach der Schule gerne in die Kiste der Gefühle packt. Die Kiste, die genau dann wieder aufspringt, wenn zum Beispiel der eigene Sohn von der Schule kommt und etwas vom Physikunterricht bei diesem blöden Lehrer erzählt, der sowieso nichts erklären kann und jetzt auch noch mit einer viel zu schweren Arbeit die letzte Lust auf dieses doch so wichtige und wunderbare Fach zunichte macht. „Genau wie damals!“, schreit die kleine Ohnmacht. „Dabei wäre es doch so einfach. Physik. Da braucht man sich doch nur mal die wundervollen Sendungen im Fernsehen anschauen und dann weiß man sofort, was falsch läuft. Unfähig, diese Physiklehrer.“ Die kleine Ohnmacht ist hier ausgebrochen. Ja von außen ist das meist eine richtig einfache und klare Sache. Diese Sache mit der guten Schule.

Schauen wir doch einmal genauer hin. Nehmen wir zum Beispiel G8. Das ist jetzt 8 Jahre her, als das Faust anfing, sich auf den Weg zu machen, das Abitur in 8 Jahren vorzubereiten. In ein paar Wochen werden wir gezeigt haben, dass man G8 dann am Ende doch richtig gut meistern kann. Eigene Konzepte entwickeln kann, die greifen. Ich gestehe, ich war zu Beginn sehr skeptisch. Meine Abteilungsleiterstelle war mit die erste in Baden-Württemberg, die mit der Aufgabenstellung Schulentwicklung verknüpft wurde. G8 galt als Monster. Eltern auf den Barrikaden. Verlust der Kindheit. Überforderungsängste. Panik allüberall. Da konnte Schule nicht zum Alltag übergehen. Da mussten neue Ideen her.

Ich werde in diesen mal wieder bewegten bildungspolitischen Zeiten vor den Wahlen für meine Leser/innen die Innensicht von G8 am Faust aus der Sicht eines „Studiendirektors zur Koordination schulfachlicher Aufgaben im Bereich der Gesellschaftswissenschaften , Schulentwicklung und neuen Medien“ beschreiben. Ja, jetzt ist er ausgesprochen, mein offizieller Titel. :-) Ich denke, wer G8 schulisch intern entwickelnd erlebt hat, muss auch etwas dazu sagen dürfen, damit für Sie als Eltern mit der Innenschau eines Schulentwicklungs-Praktikers zu einem hochbrisanten Thema mehr Argumente zur Diskussion bereit stehen. Denn G8 bewegt immer noch die Gemüter. Außerhalb des Faust. Bei den wichtigsten Themen, die die Wähler des Landes umtreibt, wurde gestern in den Landesschau Nachrichten Bildung und Schule an erster Stelle genannt. Mit 55% weit an der Spitze aller Themen. Deshalb umso mehr: Augen auf bei schnellen Änderungen in so einem Bereich. Seit November kündigt sich an, dass das Kultusministerium einen wunderbaren Nachbesserungs- Plan für die Nöte der Eltern vorweisen kann, deren Kinder sich durch G8 überfordert fühlen. Weniger Unterricht, mehr Förderung – heißt die klare Vorgabe. Hört sich zuerst einmal sehr wundervoll an. Ich werde es Ihnen hier im Blog Stück für Stück aus der Sicht eines Praktikers erläutern.

Wenn Sie mich fragen, sollte man ein klares Gesetz erlassen, dass eine Regierung keinerlei Änderungen in den letzten Monaten vor Landtagswahlen in Bereichen vornehmen darf, die Wähler wichtig finden. Dann wären beschlossene neue Konzepte garantiert besser ausgereift, bevor sie verkündet werden. Vielleicht hört mich ja jemand. :-)

Fortsetzung folgt.

28. Januar 2011

Halbjahresinformationen in Sicht

Abgelegt unter: Noten — heinz.bayer @ 15:22

Liebe Eltern unserer Fünftklässler

Aber natürlich auch liebe sonst mitlesenden Eltern, die in der nächsten Woche die Halbjahreinformationen ihrer Kinder in den Händen halten.

Darf ich ein paar Anmerkungen zu diesem Dokument und zum Faust machen?

Wenn man die Fünftklassnoten einmal überfliegt, die in unseren Notenlisten schlummern, um am nächsten Freitag das Licht der Welt zu erblicken, dann muss man einfach sagen: Respekt. Respekt. Prallvoll mit Einsen, Zweien und Dreien. Nur ganz, ganz wenige Vieren. Also: Ein ganzer Jahrgang im Grünen Bereich. Das gefällt den Fünferhausbetreibern und -innen natürlich. So haben wir uns das vorgestellt. :-)

Wer falsch beraten wurde, auf’s Gymnasium zu wechseln, der merkt das schon bei den ersten Halbjahresinformationen. Taucht dort die Note 4 auf, sollte man nachhaken und mit den Lehrer/innen über die Ursachen sprechen. Für die Allermeisten geht es also um’s Niveau halten. Das ist für manche um Einiges schwieriger als die ersten guten Ergebnisse am Gymnasium zu platzieren. Denn da zehrt man noch sehr von den Fähigkeiten, die einem in der Grundschule den Weg zur Gymnasialempfehlung geebnet haben. Übrigens treffen wir uns immer nach den Halbjahresinformationen mit den Grundschullehrer/innen Ihrer Kinder, um unsere Erfahrungen mit deren Erfahrungen auszutauschen. Jetzt geht es also um das gymnasiale konstante Arbeiten über viele Jahre hinweg. Trotz G8 ist das eine sehr lange Zeit. Und in der liegt auch noch eine schwierige, wenn auch spannende Phase des Erwachsenwerdens.

Unser neues Hausaufgabenheft, das übernächste Woche für Ihre Kinder herauskommt, soll diese Stabilität unterstützen. Mein Tipp. Arbeiten Sie selbst mit an dem Prozess, bis Ende der 6. Klasse Ihr Kind auf der richtigen Spur zu wissen. Ab Klasse 7 müssen Sie vertrauen, da wird Ihr Einfluss keine wesentliche Auswirkung mehr haben. Die Arbeitshaltungszeugnisse, die Ihre Kinder zusätzlich bekommen, zeigen viel mehr als die Noten, wie die Entwicklung weitergeht. Arbeitshaltung und Konzentrationsfähigkeit sind die wesentlichen Schlüsselqualifikationen für ein entspanntes Schülerleben. Und damit für ein entspanntes Familienleben. Das darf man nie vergessen. Deshalb lohnt sich der Einsatz.

Nutzen Sie deshalb auch unseren Elternsprechtag, um sich nach den Schlüsselqualifikation Ihres Kindes zu erkundigen. Wir drücken uns und Ihren Kindern ganz doll die Daumen, dass der vielversprechende Anfang ein vielversprechende Fortsetzung bekommt. G8, da kann ich Sie beruhigen, ist am Faust kein wesentliches Thema mehr. Es hat sich gezeigt, dass weder die Sitzenbleiberquote noch die Noten im jetzigen Doppeljahrgang ein wesentliches G8 Problem aufweisen. Klar, es war eine große Umstellung, aber die Ängste, die am Anfang bestanden, haben sich am Faust nicht bewahrheitet.

p.s.  Das Schülerfilmteam vom Faust hat die Einschulung der Fünftklässler auf ihren Blog gestellt. Schauen Sie doch mal rein.

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