Flügelverleih meets Hattie

18. Juli 2010

Win Win Win, Danke Danke und Ausblick

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 22:25

Wir stellen im Moment schon unser neues Schüler-Kollegium für das nächste Jahr zusammen. Viele Altgediente, aber auch viel neue Schülerinnen und Schüler. Ab Klasse 9 darf man coachen. Also treten jetzt schon zukünftige Coachs aus den jetzigen 8. Klassen an.

In diesem Jahr haben wir richtige Arbeitsverträge entworfen. In zweifacher Ausführung. Sehr bewegend, die Bewerbergespräche, die Frau Geismann und ich zur Zeit führen. Weil wir beide die große Ernsthaftigkeit von jungen Menschen spüren, denen man schon jetzt professionelle Betreuungsarbeit zumuten kann. Zukünftige Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Professor/innen, Dozent/innen, Ausbildner/innen, Personalführer/innen, Ärzt/innen, etc, die jetzt schon ihre Begabung in Menschenführung ausspielen können. Mit Menschen umgehen zu können ist zu einem großen Teil Grundbegabung. Aber eine Grundbegabung, die man hervorragend ausbauen kann. Entwickeln kann. Perfektionieren kann. Erfahrung heißt das Zauberwort. Auch als Maschinenbauer, der später in seinem Betrieb eine Abteilung leiten muss, kommt um einen professionellen Umgang mit Mitarbeitern nicht herum. Jeder Rechtsanwalt muss mit Menschen umgehen können, sonst geht er unter.

Man sieht es den zukünftigen Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Professor/innen, Dozent/innen, Ausbildner/innen, Personalführer/innen, Ärzt/innen, etc in der 9. Klasse natürlich noch nicht an, dass sie später diese Berufe ausüben werden. Aber man spürt es, wenn man es zulässt. Oder man schaltet auf gesunden Menschenverstand und fragt sich einfach, wo denn zukünftige Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen, Professor/innen, Dozent/innen, Ausbildner/innen, Personalführer/innen, Ärzt/innen, etc ausgebildet werden? Am Gymnasium. Klar. Also sitzen sie auch hier bei uns. Definitiv. Obwohl man es ihnen nicht ansieht. Und arbeiten zum Beispiel bei uns im Flügelverleih. Win-Win-Win Situation. Die Schule profitiert, die zukünftigen Zukünftigen profitieren (also die Fünft- und Sechsklässler) und die Zukünftigen ( die Coachs) profitieren auch. Was will man mehr. Wir zumindest sind sehr zufrieden.

Für dieses Jahr schließt der Flügelverleih und bedankt sich bei allen Eltern für ihr Vertrauen in unsere Arbeit. Wir bedanken uns auch bei unseren Coachs für ihre wunderbare Arbeit. Und unseren Flügelverleihkindern für ihre wundervolle Entwicklung und uns selbst für unsere pädagogische Kreativität und unser Durchhaltevermögen. :-) Wir danken natürlich auch unserem Schuldirektor HaJo Kraus für sein großesVertrauen in unsere Arbeit und das Zulassen unserer vielen Ideen und Projekte. Wir danken auch Veronika Lévesque von der Erwachsenenbildungsstelle Baselland für die große professionelle Unterstützung in wichtigen Flügelverleihweiterentwicklungsphasen. Wir danken unserem Gesamtkollegium für die gute Zusammenarbeit und dafür, dass wir einfach machen durften. Das ist nicht selbstverständlich.

Ich persönlich bedanke mich natürlich auch bei allen Leserinnen und Lesern, die in so großer Zahl unseren pädagogischen Überlegungen gefolgt sind. Im nächsten Jahr wird auf dieser Adresse der Flügelverleihblog zum Fünferhaus- und Flügelverleihblog erweitert. Unser Team ist sehr gespannt. Nächste Woche malen wir zum Beispiel unsere Tische bunt an. Und planen große und kleine Spinde für die neuen Fäustlinge. Die kleinen für die Hausschuhe. :-) Man darf auf die Fünferhauspädagogik gespannt sein.

Übrigens: Bevor Sie Heinz Eugen B. Lese-Entzug bekommen, können Sie sich ab dem ersten August in den Ferien gerne die mentale Sommerschule unter www.maennerrevolte.de zu Gemüte führen. Die Zahl der Nichtversetzten ist in diesem Jahr auf ein solch niedriges Niveau gesunken, dass man davon träumen könnte, dass man mit einer mentalen Sommerschule, die die Versetzungsgefährdeten des nächsten Jahres ernsthaft genießen würden, am Faust im nächsten Jahr ohne Nichtversetzungen auskommt. Wär’ doch mal was.

Ist ja gut. Tträumen wird man wohl noch dürfen. :-)

9. Juli 2010

Win Win

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 23:51

Ein ganzes Schuljahr Flügelverleih liegt hinter uns. Wir haben wie im letzten Jahr ein kleines Sommerfest für alle Kinder samt Eltern veranstaltet, die Lust hatten. Es hatten ganz schön viele Lust. Sorry, wir vergaßen, nach der Vorankündigung eine Einladung herauszugeben. Also gut, ich habe es vergessen. Tut mir leid, aber die Kinder haben Sie ja auch ohne Einladung hingezogen. Grillfest im Schulgarten. Picknick mit Vorführungen. Eine kleine Verstärkeranlage, zwei Mikros und unser Programm, das von den Flügelverleihmoderatoren hervorragend in Szene gesetzt wurde. Da wurde live gesungen, live jongliert, live Gebärdensprache als Unterhaltungsthema eingesetzt ……. und was für mich als Altmeister des „Lassen wir doch mal die Leitungsträger der Zukunft ran“ einfach ohne Abstriche immer wieder fasziniert: Es funktioniert auch schon in der fünften und sechsten Klasse. Kurzweil pur. Leistungsträger der Zukunft können einige Fähigkeiten schon in der Schulzeit umsetzen. Klar doch. Man könnte da sagen: Eigentlich sahnen die ja nur ab. Wir würden es pädagogisch anders formulieren. Es ist ein Win-Win Konzept. Wer uns kennt weiß: Es ist eine Spezialität des Hauses Faust. „Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu begeistern, sich zu beweisen, sich einzusetzen, aktiv zu werden, selbst Inhalte zu finden, eigene Fähigkeiten zu entdecken, ernst genommen zu werden – dann habt ihr viel für die Zukunft getan.“ Diese Idee fand auch die internationale Jury der EXPO2000 für EXPO-würdig. „Projekt Schülerschule“ war damals unser Arbeitstitel. „Dem Leben Flügel verleihen“, wäre für mich der Titel der kleinen Sommerfestveranstaltung im wundervoll hergerichteten Schulgarten vor dem Halbfinalspiel gegen die Spanier.

Also wir waren nicht am Ergebnis schuld.

2. Juli 2010

Überforderung oder Chance ?

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 16:34

Die letzten Wochen des Schuljahres rasen im Moment an uns vorbei.

Zeit für ein paar rückblickenden Flügelverleihwürdigungsgedanken.

Während in Frankreich eine Mutter mit ihrem vierjährigen Kind oft erstaunt angesehen wird, wenn sie mit ihm nachmittags auf dem Spielplatz sitzt, während die anderen Vierjährigen selbstverständlich die wesentlich vielfältigeren Möglichkeiten der Vorschule genießen und 99% zu Schulbeginn deshalb die französische Sprache beherrschen, fragen sich so manche deutschen Eltern, ob es für ihr Kind nicht eine Überforderung wäre, schon in der fünften Klasse mit 11 Jahren am Nachmittag mit vielen anderen Kindern gemeinsam zu lernen, statt zu Hause unter behüteten Bedingungen. Die langen Nachmittage des G8 kämen ja noch früh genug. Wir vom Flügelverleih sagen Ihnen, den Eltern, deren Kinder bei uns ihre Hausaufgaben machen, dass sie diese Entscheidung für die Nachmittagsschule garantiert nicht bereuen werden. Was sich hier in der ungezwungenen Kommunikation mit älteren Lerncoachs, Gleichaltrigen aus der eigenen und aus den anderen Klassen und den betreuenden Lehrerinnen und Lehrern und unserer immer anwesenden Sozialarbeiterin neben den Hausaufgaben täglich mitnehmen lässt, ist unbezahlbar. Obwohl der Flügelverleih, das müssen Sie zugeben, wirklich bezahlbar ist. Die höhere Identifikation mit Schule ist die wesentliche Komponente, die in den Sturm-und-Drang-Jahren der Pubertät ihre volle Wirkung entfalten wird. Jetzt ist alles noch vollkommen harmlos. Wenn Sie das letzte Faust aktuell gelesen haben, wissen Sie, dass die Abiturientinnen und Abiturienten mit Zertifikat (das sind aktive Schüler mit meist hoher Identifikation mit der Schule) einen Abitursschnitt von 1,95 hingelegt haben. Der Rest einen Schnitt von 2,3. Wobei die Note dabei noch nicht einmal das Entscheidende ist. Aber für Eltern eben häufig die einzige Orientierung, die sie bezüglich der Zukunft ihres Kindes beruhigen kann. Wir dürfen sie übrigens so ganz nebenbei, aber trotzdem ausdrücklich, auch noch mit einer ganz speziellen Meldung beruhigen. Wir sind vom Sozialverhalten unserer Flügelverleih Menschen sehr überzeugt, denn wir kennen die normale Entwicklung und wir kennen die restlichen Schüler dieser Altersstufe. Ich denke, Sie haben jetzt verstanden, was so ein altes pädagogisches Urgestein Ihnen sagen will. Der Flügelverleih ist pädagogisch vom Feinsten, wenn Sie die direkte Auswirkung vielleicht auch erst in ein paar Jahren merken werden, wenn sie genau hinschauen.

25. Juni 2010

zweikommazwei

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 23:01

Liebe Eltern. Wir planen und üben schon viel mit unseren jungen Flügelverleihmenschen. Damit der 7. Juli auch mit einem schönen Programm ausgestattet ist. Zu unserem Sommerfestpicknick benötigen Sie nur etwas zum Essen und Trinken, das Sie bitte mitbringen, Grills haben wir aufgebaut. Und dann brauchen Sie noch eine Decke (oder Campingstühle, wenn Ihnen das zu unbequem ist). Und natürlich gute Laune. Klar. 17 Uhr. Schulgarten. Das ist hinter der Turnhalle. Sie werden es finden.

Die geschätzten Leser wissen sicher inzwischen, nach welchem Muster ich schreibe. Es ist das nicht vorhersehbare Muster, welche Fragen einem Altpädagogen im Laufe des Schuljahres durch den Kopf gehen. Die Fragen haben oft mit dem planmäßigen Alltag in der Schule zu tun. Aber auch viel mit Zufälligkeiten des Schulalltags.

In der letzten Woche des Abijahrgangs geht mir eigentlich immer eines durch den Kopf:

Es ist eines der großartigsten Momente im Leben, wenn man solch eine Prüfung hinter sich gebracht hat und nun vor vollkommen neuen Aufgaben steht. In 1, 2 Jahren denken sich viele dieser jungen Menschen, wie schön es gewesen wäre, wenn sie noch einen Tick mehr Wissen mit aus der Schule mit hinausgenommen hätten, wenn sie einfach besser Sprachen gelernt hätten und mehr logisches Denken. Aber das sei nur so am Rande erwähnt. J Die Erkenntnis ist so alt wie die Schule. Das Zentrale ist aber jetzt: Es gibt einige Wochen und Monate, in denen zumindest theoretisch jedem Abiturient und jeder Abiturientin alle Türen offen stehen. Tausende von Entwicklungsmöglichkeiten. So ein Gefühl gibt es normalerweise nur einmal im Leben. Alle Türen offen und die Träume erst angefangen zu träumen. Ein zauberhafte Zeit. Man sieht es den Leuten an. Ich muss im Moment gleichzeitig den Leitartikel für unser faust-aktuell schreiben und finde, der passt dort und auch hier. Also bekommen Sie ihn später noch einmal, wenn Sie Fausteltern sind. Aber das macht nichts. Sie müssen ihn ja nicht zweimal lesen.

Lobhudeleien eines Altpädagogen

2,2 . In Worten zweikommazwei.

„Das schon wieder“, sagt vielleicht mancher. „Alle Jahre wieder. Na und? – „Na und? Wie können Sie so was sagen?“ sage ich. Baden-Württemberg liegt bei Schul-

studien nach wie vor im vorderen Feld. Das Faust hat seit Jahren einen etwas besseren Abitursdurchschnitt als Baden-Württemberg. „Na und?“ Hören Sie, Faustkritiker werfen der Schule immer wieder vor, dass  viel zu viel zusätzlich zum Unterricht abläuft. Zu viele Austauschprogramme, zu viele Projekte, zu viele Veranstaltungen, zu viel Unruhe für schulische Arbeit.

Deshalb sage ich ja: 2,2. Und das auch jetzt noch, obwohl unser Kollegium sich massiv verjüngt hat. Auch das hat also bis jetzt funktioniert. Der junge Lehrer-Block macht ähnlich weiter. Gute fachliche Grundlagen. 2,2 Abitursschnitt. Aber trotzdem auch viele andere Angebote, bis man am Faust das Abitur gemacht hat. Ein sehr aktives Kollegium. Deshalb auch viele Möglichkeiten, Zertifikate zusätzlich zum Abitur zu erlangen. Ich darf sie immer drucken. Mache ich sehr gerne, weil es einen guten Einblick in den Abi-Jahrgang gibt. 2010: 125 Abiturient/innen, über 30 Zertifikate neben den vielen Fachpreisen, die vergeben werden. Viele bekommen mehrere Zertifikate. Theater, Chor, Jazz AG, Streitschlichter-Team, HAG, Sportmentoren, Lerncoach, SMV Arbeit, Lichttechnik, Studioarbeit, Podcast, Filmteam …

„Ja und Schule? Die muss doch vorgehen. Keine Sorge. Geht sie ja auch. Wenn es auch manchmal so scheint, dass zu viel Aktivität von Schule ablenkt. Die Weltfirma Google z.B. erwartet von seinen Mitarbeitern, dass sie 10 bis 20% ihres Einkommens mit eigenen Projekten verdienen, weil  die Firmenzentrale weiß, dass dann die Mitarbeiter in der eigentlichen Arbeit besser motiviert sind. Das weiß jeder von sich selbst. Warum soll das in Schule anders sein. Ich schaue mir natürlich seit fast 20 Jahren die Noten der Abiturienten an, für die ich Aktivenzertifikate schreibe. Immerhin ist das Ergebnis eine beruhigende Meldung für Eltern, die sich Sorgen machen, wenn ihre Tochter oder ihr Sohn neben dem Fachunterricht noch andere Dinge aus der Schule mitnehmen. In jedem Jahr die gleiche Erfahrung. Die sieht in diesem Jahr z.B. so aus:   zweimal 1,0/ 1,1/1,2/zweimal 1,4/zweimal 1,6/zweimal 1,8/zweimal 1,9/dreimal 2,0/fünfmal 2,1/viermal 2,2/zweimal 2,3/2,5/2,8/2,9/3,2 – also ein Schnitt von 1,95. Bleibt für die anderen 2,3. Die übliche Erkenntnis. Immer einen Tick besser als der Durchschnitt. Deshalb liebe Eltern von Aktiven am Faust: Keine Panik. Denken Sie an Google. Neben den Aktiven aus den verschiedenen Teams gab es aber natürlich für viel mehr Schüler/innen alle möglichen Aktiverfahrungen in einzelnen kurzzeitigen Projekten und bei den zehn Austauschprogrammen, die es am Faust gibt. Darf ich die Sache für Sie visualisieren? Wer Schule nur aus der Sicht von Noten defizitorientiert betrachtet, der also meint: „nur“ 7 Punkte sind 8 zu wenig, der greift definitiv zu kurz. Auch ein Abiturient mit „nur“ 7 Punkten in Physik kann ein exzellenter Ingenieur werden, weil zu einem guten Ingenieur viel mehr gehört als nur das Schulwissen. Zum Beispiel Einsatz und Eigeninitiative. Begeisterungsfähigkeit und Kreativität. Teamgeist und Kommunikationsfähigkeit. Auch eine Abiturientin mit „nur“ 7 Punkten in Englisch kann ihre Berufskarriere in Amerika beginnen. Auch ein Abiturient mit „nur“ 7 Punkten in Mathematik kann ein exzellenter und sehr logisch kombinierender Staatsanwalt werden. Denn mit „nur“ 7 Punkten im Abitur in Englisch in Baden-Württemberg hat man einen Standard erreicht, hinter dem eine Gesamtleistung steckt, die man selbstbewusst aus der Schule mit hinausnehmen sollte. Und wenn man dann aus einer Schule kommt, die zusätzliche Fähigkeiten entwickeln lässt, so man das will, dann darf man als Zertifikatschreiber schon ein wenig lobhudeln. :-) Finde ich.  Viele Abiturient/innen mit einem richtig guten Abschluss und noch vielen Grundfähigkeiten, die sie wunderbar für ihr weiteres Leben brauchen können. Persönlich und beruflich. Beruflich persönlich.

Ich darf den Abiturientinnen zum 2,2 Durchschnitt gratulieren, den Kolleg/innen zur wundervollen fachlichen Vorbereitung und Betreuung der Schüler/innen. Speziell den Jungen. Klasse Arbeit. Den Oberstufenberatern für einen perfekten Ablauf der mündlichen Prüfungen und der gesamten Schulgemeinde für eine erfolgreiche Schulkultur.

Heinz Bayer

19. Juni 2010

WM und Schule

Abgelegt unter: Pädagogik, WM — heinz.bayer @ 09:10

Fußballzeit. Auch im Flügelverleih kam sie am Freitag an. WM Spiel gegen Serbien. „Was, kein Nachmittagsunterricht wegen einem Fußballspiel? Dafür „school viewing“ in der Aula? Wo gibt es denn so was?“ werden sich vielleicht manche Eltern gefragt haben. Auch der Flügelverleih hatte die Möglichkeit genutzt. Nur ein einziges Mädchen hatte keine Lust auf Fußball und arbeitete dafür 2 ½ Stunden lang konzentriert mit Spezialbetreuung. Auch nicht schlecht. Finden wir. Die anderen also public viewing. Gemeinschaftsgefühl. Eine Aula voll mit schwarz-rot-gold geschmückten jungen Menschen. Die wie von Geisterhand beim Ertönen der Nationalhymne aufstanden und mitsangen. Veränderte Zeiten. Die letzte WM hat einfach neue Ansichten geschaffen. Wir sind eine Partnerschule des Sports. Wir setzen auf Identifikation mit der Schule. Deshalb gab es diesen Beschluss. Lieber die Freitagnachmittagsklassen zufrieden in der Aula und die Arbeitsblätter zu Hause, wenn es beim Stoff eng wurde, als zu vielen Entschuldigungen wegen Bauchweh, Schwindel und Übelkeit oder dem einfachen Stemmen nachzugehen. Die Stimmung war großartig. Nur hatte das entsprechende Ergebnis gefehlt. Am lautstarken Mitgehen des Faust-Publikums kann es nicht gelegen haben.

Fußball kann man übrigens immer gut mit dem Wirken in der Schule selbst vergleichen. Das Training ist das A & O. Das erfolgreiche Umsetzen im Spiel ist neben der eigentlichen Professionalität von vielen Zufälligkeiten geprägt. Und von Einstellungen. Und vom Selbstbewusstsein. Der mentale Anteil ist auch in der Schule sehr wesentlich. Bevor ich Ihnen in diesem Zusammenhang von der “Ätzwand” erzähle, leite ich Sie einfach auf den Blog für Versetzungsgefährdete weiter, da habe ich diese Visualisierung gerade hochgeladen. Die Reflexion über die Ätzwand ist aus meiner Spezial-Betreuungserfahrung für manchen Schüler eine gute Methode, seine kleinen Schulprobleme zu überwinden. Die Zentrale sitzt einfach im Kopf. Einen Versuch ist es immer wert.

10. Juni 2010

Hip Hop Woche

Abgelegt unter: Flügelverleih, Noten — heinz.bayer @ 15:11

Ich mache es heute kurz, dafür male ich ein wenig mehr. Schule mit ihrem Fächerkanon ist ein wichtiger Teil der Entwicklung unserer Fähigkeiten. Fast alle Gesellschaften dieses Planeten haben einen ähnlichen Fächerkanon entwickelt. Keine hochtechnisierte Gesellschaft ohne Mathematik und Naturwissenschaften, Sprachen und Muttersprache im Schulprogramm. Ohne geht es einfach nicht. Deshalb Pflicht für alle. Daneben gilt es aber trotzdem viele andere Fähigkeiten zu entwickeln. Speziell Fähigkeiten, die man individuell besonders gut und gerne entwickeln kann. Sie gehören genauso zu einer erfolgreichen Berufsvorausbildung, auch wenn sie nicht benotet werden. Mit den HipHop Woche wollen wir allen unseren Flügelverleihschüler/innen die Möglichkeit geben, zu testen, ob sie in Sachen Rhythmus und rhythmisches Texten ungeahnte Talente versteckt haben. Außerdem macht es natürlich einfach Spaß, sich als Musikproduzent zu bewähren. Die Endergebnisse stehen noch aus, aber die ersten Produktionen zeigen schon jetzt, was so manche drauf haben.

Doch jetzt das Bild, das auch im Parallelblog Thema ist. Bei www.maennerrevolte.de haben die Flügelwochen begonnen. Seit 3 Jahren betreuen wir an der Schule versetzungsgefährdete Schüler/innen mit einem eigenen mentalen Unterstützungsprogramm. Auch für Nichtversetzungsgefährdete sind die prinzipiellen Aussagen des Blogs natürlich sicher hilfreich, präventiv sozusagen.

Die nächste Ansicht sollte man sich aus dem Kopf schlagen. Leider ist die Defizitorientierung in so vielen Köpfen drin. Also besser die erste Darstellung festigen, das ist die erfolgreichere für das Selbstbewusstsein. Und um Selbstbewusstsein zu bekommen, kann gar nicht genug Aufwand betrieben werden.

Man muss jungen Menschen immer und immer wieder klar machen, dass schlechte Noten meist nicht mit mangelnden Fähigkeiten sondern mit mangelndem Einsatz und mangelnder Nachhaltigkeit zu tun haben. Das ändert zwar zuerst einmal nichts an den Noten, aber zumindest ist es Balsam für die Seele. Mit einem gesunden Selbstbewusstsein können Veränderungen viel leichter geschultert werden.

4. Juni 2010

16 und 64 – ein Vergleich

Abgelegt unter: Pädagogik — heinz.bayer @ 20:16

Schon irgendwo gelesen? Die 64jährigen und die 16jährigen haben Gleichstand erreicht. Und dann geht die Schere kontinuierlich auseinander. Was das mit dem Flügelverleih zu tun hat? Und mit der Schule? Na ja. Auf was soll Schule vorbereiten? Auf ein Umfeld in Deutschland, in der Fachleute immer mehr gefragt sein werden, weil die Jugend rar wird. (Außer man wandert nach Indien aus) Die Anforderungen werden allerdings nicht abnehmen, sondern eher zunehmen. Soll heißen: Wer bereit ist, seine Fähigkeiten zu schulen, der wird später beruflich keine Probleme haben, wenn er auf den Arbeitsmarkt schaut, bevor er anfängt, eine Ausbildung oder ein Studium zu machen. Die Schulnoten werden noch mehr als heute nebensächlich werden. Dafür die Eigenmotivationsfähigkeit und das Sich-durchbeißen-können umso wichtiger. Das muss Ihre Tochter oder Ihr Sohn aber selbst lernen. Wenn sie oder er diese Fähigkeit noch nicht hat. Man bekommt sie nur, wenn man auch gefordert wird. Neben dem Fördern. Wenn man nicht zu viel abgenommen bekommt. Deshalb: Nicht so sehr Angst haben, dass bei schlechteren Noten die spätere berufliche Zukunft ein Problem sein könnte. Lieber Angst haben, dass die Eigenmotivationsfähigkeit sich nicht gut entwickelt und auch später verkümmert bleibt. Das wäre viel schlimmer. Denn genau auf die kommt es nach der Schule an.

28. Mai 2010

Gymnasium – der richtige Platz ?

Abgelegt unter: Vertrauen — heinz.bayer @ 18:55

Ich hatte Ihnen als Leser/in letzte Woche einen Link von einem ZEIT Artikel eingebaut, der mir immer wieder durch den Kopf ging. Da standen so ein paar Sätze drin, die mir einfach aus dem Praktikerherzen sprachen. Zum Beispiel der:

„Für die Leistung war allein die Eigenmotivation verantwortlich, Kontrolle hatte allein den Effekt, die Schüler neurotischer zu machen.“ So eine Untersuchung der Uni Gent. Ja, für mich ist genau dieser Punkt der alles Entscheidende: Wie groß ist die Eigenmotivation eines Schülers? Wenn sie groß ist, ist alles im Lot. Wenn nicht, muss man daran arbeiten. Wenn es gar nicht geht und die Noten nur notdürftig durch Kontrolle und Nachhilfe erreicht werden können, dann muss man auch ohne Scheu über Realschule nachdenken. Auch der Satz gefiel mir in dem Artikel gut: „Gute Realschüler kommen überallhin. Wenn sie es überhaupt wollen. Was nicht immer der Fall ist. Denn es gibt auch ein menschenwürdiges Leben ohne akademische Ausbildung. Dieser Satz muss hier stehen, weil es Menschen geben soll, die das nicht wissen.“

Und, das wissen auch nicht so viele Eltern: „Wer eine Lehre macht, darf nach drei Jahren im Beruf inzwischen fachgebunden studieren; Leute, die ihren Meister gemacht haben, dürfen seit letztem Sommer sogar alles studieren.“

Ich erzähle mal kurz eine kleine Faust-Geschichte. Vor einigen Jahren hatte bei uns an der Schule ein Schüler, nennen wir ihn P., keinen Bock mehr. 11. Klasse . Total keine Lust mehr auf Lernen. Motor abgestellt. Schneller Abgang. Malerlehre. Gesellenprüfung. Und dann? Wieder auf’s Faust. Die beiden Jahre machte P. mit links, er spielte Theater, gründete eine Band, war Mädchen für alles in der SMV und immer sehr freundlich. Sein Abiturszeugnis mit 1 Komma irgendwas brauchte er nirgends mehr vorlegen, weil er zwei Semester Physik schon als Schüler parallel zur Schule an der Uni Freiburg studiert hatte. Das gibt es für Motivierte. Die Zeit reicht gut, wenn man dafür begabt ist, die Motivation reicht für die meisten nicht.

Für Eltern ist so ein Schul-Ausstieg schwierig. Klar: Im Nachhinein eine schöne Bildungskarriere. Für Eltern in der aktuellen Situation eines nicht motivierten Sohnes (oder einer Tochter) in der Vor– Mittendrin- oder Nach-Pubertät ein für manche kaum auszuhaltendes Spannungsfeld des: „Was wird wohl aus ihm oder ihr?“

Der Artikel beschreibt das Dilemma recht schön:

„Doch ob ein Mensch schließlich arbeitslos wird oder nicht, ob er einen Job findet, der ihn erfüllt, ob er CEO bei Goldman Sachs wird oder sich lieber mehr um die Kinder kümmert, ob er bereit ist, sich weiterzubilden, ins Ausland zu gehen, ob er eine Frau in Timbuktu kennenlernt, wegen seiner besserwisserischen Art überall rausfliegt oder bei jeder Prüfung Mutters metallische Stimme hört; ob sich irgendwann ein Vorgesetzter in ihm wiedererkennt und beschließt, ihn zu fördern, ob ihn seine Ehe in Depressionen stürzt, seinen Job kostet, hängt mit allem Möglichen zusammen – aber nicht mit dem, was in der vierten Klasse passiert. Der Gedanke, dass vieles im Leben vom Zufall abhängt, ist schwer auszuhalten. Lieber glauben Eltern an die magische Kraft eines Übertrittszeugnisses, für das sie folglich alles tun würden.“(Gemeint ist der Kampf um die Gymnasialempfehlung in der 4. Klasse Grundschule)

5. und 6. Klasse nennt man seit langem Orientierungsstufe am Gymnasium, weil man da erfahren kann, ob die Eigenmotivation selbstständig und ohne die große Kontrolle durch die Schule trägt. Man sollte diese Zeit nutzen, um zu erfahren, ob die Orientierung richtig war. Der Tipp eines alten Schulmeisters: Nicht so sehr auf die Noten starren, sondern auf den Biss. Den braucht man auch nach der Schule. Wer ihn hat, hat ihn lebenslang. Wer ihn nicht hat, sollte ihn suchen gehen. Ferien eignen sich gut, über vieles nachzudenken und auf die Suche zu gehen.

22. Mai 2010

Jahrbuch 2010 und Flügel-Evaluation

Abgelegt unter: Flügelverleih, Jahrbuch — heinz.bayer @ 12:37

Das Jahrbuch am Faust ist so eine Sache für sich. Sollten sie einmal beiläufig das Jahrbuch einer anderen Schule in die Finger bekommen, dann schauen Sie kurz ins Impressum, wie viele Lehrer daran gearbeitet haben. Und wer dafür verantwortlich zeichnet. Und wenn Sie dann am Ende des Jahres in das Impressum des Jahrbuchs am Faust schauen, werden sie sich wundern, dass sie dort keine Lehrernamen finden, weil das Jahrbuch am Faust vollkommen schülergemacht ist. Seit 10 Jahren finden sich auf wunderbare Weise irgendwie alle ein oder zwei Jahre Schüler, die Lust haben, ein Jahrbuch zu produzieren. Soll heißen: alle Schüler und Lehrer fotografieren, Artikel eintreiben, selbst Artikel schreibt, Layouter, Werbegelder ergattern, vorfinanzieren, Verkauf organisieren, mit Profisoftware profimäßig umgehen. Autodidaktisch Jahrbuchprofi werden. So kam jetzt natürlich auch das Mail an die Verantwortlichen des Flügelverleihs. „Guten Tag Herr Bayer, könnten Sie bitte einen Lerncoach fragen, ob das Interesse besteht einen Bericht über die Nachmittagsbetreuung am Faust fürs Jahrbuch zu verfassen, und/oder uns an jemand zuständigen weiterleiten? Das wäre nett. Viele Grüße Jahrbuchteam am Faust.“

Naja. So eine Suche dauert ja manchmal, bis es so weit ist. Deshalb kam diese Mail immer wieder. Geduldig. Nachhaltig. Freundlich. Bestimmt. Bis wir reagiert habe. Wir haben diese Woche genutzt. Jemand kam auf die Idee, die Schüler selbst schreiben zu lassen. Die Buchstaben des Flügelverleihs als Roten Faden zu benutzen. “Schreibt mal auf, was euch so zum Flügelverleih einfällt.“ Hier die Ergebnisse. Für das Jahrbuch gibt es dann noch ein paar Bilder dazu.

Für uns natürlich gleichzeitig interessant, was die Kunden unserer Nachmittagsschule halten, wenn sie spontan und frei Wörter einfügen sollen, die sie mit den Erfahrungen dieser Menschen mit unserer Pädagogik verbinden. Flügelverleih-Evaluation würde man im Pädagogendeutsch sagen.

Hier das Evaluationsergebnis:

Faul sein, gibt es hier nicht – Lernen mit Spaß – Üben auf Vokabeltests – Grammatik -Einstiegsrunde – Lustige Spiele nach der Hausaufgabenzeit – Vokabeln üben – Endrunde -Riesenspaß nach den Hausaufgaben – Lernen auf Arbeiten – Entspannen nach den Hausaufgaben – Interessante Aufgaben und Spiele – Hausaufgaben werden gemacht.

Frau Geismann – Lernen auf Arbeiten – Übeln von Vokabeln – Garantie aufgemachte Hausaufgaben – Einstiegsrunde  – Lustiges Beisammensein – Vokabeln üben – Endrunde -Rausgehen nach gemachten Hausis – Lustige Gruppespiele – Essen verboten- Interessante Vorträge  – Hausaufgaben machen.

Fliegen- Lernen – Üben – Glück – Erfolg – Lustig sein – Vokabeln – Einstiegsrunde – Rechte – Lesen üben – Entspannen – Intelligent – Hausaufgaben

Fun – Lust zum Kommen – Überlegungen vor dem Reden – Glück haben – Energie – Lustig sein – Flügel haben – Ernst sein – Reden über was – Lernen – Entdecken – Ideen haben -Hindernisse gemeinsam überwinden.

Fun – Lust haben – Überraschungen – Gemeinschaften – Erfolg – Lernen – Verleiht Flügel -Einfach gut – Rum toben – Lachen – Ewiger Spaß – Ideen.

Freundlich – Lustig – Überirdisch – Genial – Ehrgeiz – Lob – Vorfreude – Ehrlich – Respektvoll – Lebendig – Erwartungsvoll – Intelligent – Hammer

Fliegen – Lernen – Üben – Gute Laune – Emotionen – Lust – Verhalten – Englisch – Rufen –Laune – Einheit – Infinitiv – Hilfsbereit-

Freundschaft – Lernen – Überlegen – Gerecht – Erklärung – Lösen – Vertrauen – Erklären –Reden – Leihen – Erleben – Interessieren – Hausaufgaben

Kurz noch einmal zurück zum Jahrbuchteam. Wer aktiv sein will am Faust, der darf das auch sein. Das ist unsere Begabtenförderung der besonderen Art. Wer eine Idee hat, deren Umsetzung in den Schulalltag passt, der hat am Faust den passenden Rahmen. Dieses pädagogische Prinzip hatte ein Hochaktiver am Faust vor fast 10 Jahren einmal Prinzip Kaktus getauft. Ich merke gerade, dass die homepage von damals ja immer noch im Netz steht. Und auch unser Beitrag für die pädagogische Weiterbildung. Nur falls Sie das Prinzip interessiert. Wenn man die Arbeit der Jahrbuchredaktion ansieht, ist es für so manchen schon eine kleine Start Up Berufsausbildung. Gleichzeitig eine geniale Freizeitbeschäftigung. Zu erkennen, dass richtig heftiges Ranklotzen für eine eigene Sache auch richtig gut tut, das ist eine Erfahrung, die gleichzeitig der eigenen Schulleistungen viel bringt. Und dem Selbstbewusstsein. Die Erfahrung zeigt: Aktive Schüler haben im Durchschnitt immer das bessere Abitur. Wen wundert’s, wenn die Selbstmotivation stimmt. Im letzten ZEIT Magazin vom 20.5. wird eine Untersuchung der Universität Gent zitiert. 4 Gruppen von Jugendlichen wurden untersucht: Jugendliche mit hoher Eigenmotivation und wenig Kontrolle von außen, Jugendliche mit hoher Eigenmotivation und hoher Kontrolle von außer, kaum motivierte aber stark kontrollierte Jugendliche und Jugendliche, denen der Druck und die Motivation fehlte. Das Ergebnis: Für die Leistung war allein die Eigenmotivation verantwortlich. Das deckt sich genau mit meinen Erfahrungen.

Mehr davon nächste Woche. Der Artikel ist übrigens besonders empfehlenswert für all jene Eltern, deren Kinder sich am Gymnasium schwer tun, warum auch immer.

http://www.zeit.de/2010/21/Realschule-oder-Gymnasium

13. Mai 2010

Konfuzius

Abgelegt unter: Flügelverleih, Pädagogik — heinz.bayer @ 22:45

Letzte Woche waren Tabu-Karten dran. B-Woche. Unser Produkt-Designer im Team hatte das Kommando. Tabu-Karten selbstgemacht. Illner 2010. Thema Mathematik. Und tatsächlich. Am Ende der Woche: Ein komplettes Spiel mit 52 Karten fertig. Gratulation. Die Flügelverleihmenschen sind einfach sehr kreativ. Die Karten wurden natürlich gleich am Laptop bearbeitet und werden jetzt in eine Online Druckerei geschickt. Der Flügelverleih lebt klar in der Neuzeit. Diese Woche war C-Woche. Witzige Körper-Koordinationsspiele standen auf dem Programm. Da hängte sich so manches Gehirn auf, wenn man diese kniffligen Körperbewegungen nachmachen wollte. Also meines zumindest, musste ich feststellen. Frau Schmitz hatte den Wochen-Input mitgebracht. Die Kids waren da natürlich gehirn- und koordinationsmäßig wesentlich lockerer drauf als ich. Gut so. Aus denen muss ja noch was werden.

Was mich diese Woche bewegt hat, fragen Sie? Na ich gestehe. Diese 750 Milliarden spielen schon eine echte gedankliche Rolle, wenn ich so am Unterrichten und Betreuen bin. Da hüpfen z.B. völlig pfiffige und schlaue Fünft- und Sechstklässler im Flügelverleih herum und ich denke mir, dass da vielleicht zukünftige Finanzexperten darunter sein könnten, die in 20 Jahren, wenn ich tattrig meinen SPIEGEL lese, Statements abgeben könnten, die wirklich Hand und Fuß haben. Wäre das doch wunderbar, wenn wir in 20 Jahren sagen könnten, dass wir unsere besten Köpfe auch genügend fit gemacht hätten. Dass wir eine Lösung gefunden hätten,  mit der man speziell auch die Jungs davon überzeugen könnte, dass sie sich die Pubertät nicht so heftig schon in der 6. Klasse nehmen. Sondern nur kurz und heftig in den Sommerferien zwischen der 9. und 10. Klasse, Rechtzeitig bevor es dann in die Kursstufe geht. Und dann ging mir diese riesige Verschuldung der Amerikaner bei den Chinesen durch den Kopf. Die sich dabei irgendwie gar keinen Kopf zu machen scheinen. Also die Amis. Nicht die Chinesen. Die denken sich sicher einiges dabei. Das bekommt selbst das Faust schon zu spüren, mit welcher Kraft die Chinesen diesen Planeten vernetzen. Wir bekommen einen Konfuzius Raum eingerichtet. Von den Chinesen finanziert. Sie lachen? Stimmt aber. Weil man am Faust jetzt auch Chinesisch Abitur machen kann. Im Südbadischen. Also ein Konfuziusraum gesponsert von so einer Gesellschaft wie dem Goethe-Institut. Nur eben in chinesischer Ausführung. Schön für uns? Irgendwie schon, aber ob ich das in 10 Jahren auch noch sage, weiß ich tatsächlich nicht wirklich. Dabei bin ich ja echter Konfuzius Fan, wenn es um solche Aussprüche von ihm geht wie „Wer nicht begeisterungsfähig ist, den unterrichte ich nicht.“ Der Wahnsinns Spruch für einen modernen Schulmeister.

Sag das heute mal einer von uns Lehrmeistern zu Eltern. „Also, ich unterrichte Ihren Sohn so lange nicht mehr, bis sie ihn mir begeisterungsfähig vorbeischicken.“ Da wären die Klassen ganz schön leer.

Dabei muss uns eines klar sein. Wer die jungen Chinesen erlebt, die jedes Jahr zum Beispiel zu uns im Schüleraustausch ans Faust kommen, der versteht, warum es genügend kluge Menschen gibt, die eine klare Verschiebung der Weltzentren voraussagen. Diese jungen Chinesen, die wir immer wieder kennenlernen, sind echt bildungshungrig. Eine derzeitig kaum vorstellbare Situation für Mitteleuropa. Eine größere Jungpopulation von Bildungshungrigen. „Mama, ich finde Bildung das Tollste. Ich bin echt hungrig drauf.“ Da schickt doch jede Mama ihren Sohn zum Arzt, weil sie meint, er wäre richtig schwer krank. Dabei sollten wir tatsächlich nach einem eigenen Weg suchen, der auch unsere Kids irgendwie bildungshungriger macht. Auch wegen uns. Denn Sie wissen ja, in 20 Jahren, wenn wir vielleicht eine neue Karriere als Schwellenland machen, dann wäre es gut, wir hätten so ein paar richtig kluge Köpfe, die sich ihre Pubertät in den Sommerferien zwischen der 9. und 10. Klasse genommen hätten und in 20 Jahren die richtigen Antworten und Ideen hätten.

Wir arbeiten dran. Vorschläge nehmen wir dankend entgegen.

Ich muss noch schnell eine kleine Geschichte draufsatteln, die ich in dieser Woche in zwei Vertretungsstunden erzählt habe. Im letzten Jahr hatten wir mal wieder alle Versetzungsgefährdeten aus Klasse 7 und 8 eingeladen. Frau Hirth, Frau Geismann und ich. „Lieber ein Jahr nach Amerika als ein Jahr wiederholen“, war unser Motto. Ein Mädchen hatten wir fälschlicherweise auf die Liste gesetzt. 8. Klasse. War im Jahr zuvor in der 7. Klasse noch böse versetzungsgefährdet gewesen. Hatte gestreckt und gefragt, warum sie eingeladen worden wäre, sie hätte keine so schlechten Noten. Als wir die Liste nachgesehen hatten, blieb uns fast die Luft weg. Aus hauptsächlich Vierern und einem Fünfer in Klasse 7 hatten sich die Noten fast halbiert. Großteil zwei, keine einzige Vier. Zweimal die Eins. Sensationell, fanden wir. Wir waren bei der Einladung in der Zeile verrutscht. „Erzähl doch bitte jetzt mal den anderen, was bei dir passiert ist, dass sich deine Noten so unglaublich verändert haben. Innerhalb von einem Jahr?“ bat Frau Hirth. „Das Mädchen lachte ganz frei und meinte sehr knapp und überzeugend: „ Ich passe jetzt einfach auf. Tolles Gefühl übrigens.“ Verrückte Geschichte. Nur haben wir noch nicht herausgefunden, wie wir dieses schlichte Konfuzius-Story für eine größere Schülerpopulation hinbekommen könnten. :-)

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