Flügelverleih meets Hattie

11. Oktober 2009

Späßchenkinder oder die Ernsthaftigkeit des Lernens

Abgelegt unter: Späßchenmacher — heinz.bayer @ 09:37

Ein paar persönliche, grundsätzliche Gedanken am Sonntag Morgen.

Da kommt Ihre Tochter oder Ihr Sohn auf’s Gymnasium. Wurde empfohlen. Und sie wollen natürlich, dass der zukünftige Schulbesuch weiterhin erfolgreich ablaufen wird. Klar. Immerhin geht es um die Zukunft. Um die Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes. Sie wissen natürlich, dass die Schulausbildung die Weichen stellen wird. Deshalb schauen Sie auf’s Detail. Schauen darauf, was Ihr Kind von der Schule erzählt. Ob es sich wohl fühlt. Ob die Noten stimmen. Helfen, wenn es um die Vorbereitung der Klassenarbeiten geht. Kümmern sich darum, ob der Ranzen auch richtig gepackt ist. Freuen sich, wenn Ihr Kind erzählt, dass alles wunderbar ist. Sind verunsichert, wenn sich Ihr Kind nicht richtig behandelt fühlt. Haben sich entschlossen, Ihr Kind dem Flügelverleih anzuvertrauen, damit es noch mehr Selbstständigkeit lernt. Haben aber viel aus der Hand gegeben, was in der Grundschule noch klar überschaubar war. Dort hatten Sie viel mehr direkte Rückmeldung von der Schule. Dort gehörte Ihr Kind zum vorderen Leistungsdrittel. Jetzt ist es zusammen mit den anderen vorderen Leistungsdritteln.
Jetzt ist es wie ein langes Warten bis zum Abitur und dazwischen das große Ungewisse, dessen Name allein schon schaudern lässt. Pubertät. Wird sie schlimm? Wie wird sie sich auf das Lernen auswirken? Als meine jüngste Tochter vor vielen Jahren bei ihrer älteren Schwester die ersten unerklärlichen Anzeichen sah, meinte sie nach der Bestätigung des Vaters, dass dies wohl nun die Pubertät sei, überzeugt: „Da geh ich nie rein! … Und wenn ich rein muss, dann geh ich ganz schnell wieder raus!“ Der Vorsatz hat ihr nicht viel genützt. :-) Entwicklungen von Menschen sind nicht planbar. Ab der 7., 8. Klasse auch nicht mehr wirklich so leicht beeinflussbar. Bis dahin müssen schon klare Strukturen bestehen, damit die für so manche(n) echte Untiefen der Pubertät den Job als Schüler/in nicht zu sehr stören.
Schule kann so viel Genuss auslösen, aber auch große Magenverstimmung. Schule spielt im familiären Gefühls-Alltag eine viel größere Rolle, als wir uns zugestehen wollen. Gute Leistungen der Kinder entspannen die Familiensituation enorm. Selbstständig gemachte ordentliche Hausaufgaben ebenfalls. Schulverweigerung und Schulfrust dagegen können wirkliche familiäre Dramen auslösen. Deshalb lohnt es sich schon aus reinem Eigeninteresse, als Eltern einen guten Job zu machen. Speziell in der 5. und 6. Klasse.
„Einen guten Job?“ fragen Sie entsetzt? „Den müssen doch bitteschön die Lehrer machen. G8 ist doch schon von den Stundenzahlen her ab der 7. Klasse Ganztagesschule. Wir haben die Kinder doch gar nicht mehr zu Hause.“ Ja klar. Da haben Sie schon recht. Für unseren Bereich Schulausbildung, da zeichnen wir ja auch gegen. Aber den wichtigsten Bildungs-Job müssen trotzdem Sie als Eltern leisten.
Zur Beruhigung: Die meisten von Ihnen haben ihn schon sehr gut geleistet. Und leisten ihn täglich auf’s Neue gut. Eltern müssen es schaffen, dass Ihr Kind Schule professionell betreibt. Dass der Lernjob tatsächlich ernst genommen wird. Am meisten aktive Arbeit an diesem Problem müssen in der Regel Jungs-Eltern aufbringen. Denn dort verstecken sich – übrigens weltweit in allen hochentwickelten Ländern – die meisten Bildungsproblemchen. Dort liegen, positiv gesehen, im Moment auch die meisten Möglichkeiten der Entwicklung brach. Von uns Männern werden aktuell in jungen Jahren definitiv die meisten Fehler gemacht. Man muss uns helfen, hier umzudenken.
Ich will hier nicht auf die Ursachen eingehen. Es ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren in einer aufgeklärten und hochentwickelten Gesellschaft. Ich will an dieser Stelle nur auf die Fakten hinweisen. 1992 waren in Deutschland 52 Prozent aller Abiturienten weiblich, 2006 waren es 56 Prozent. Tendenz steigend.
„Männer, das kann es nicht sein. Mütter, habt nicht so viel Nachsicht mit uns. Väter, schaut nicht weg und verweist auf die eigene Schulzeit. Die Zeiten sind andere geworden.“ Die 56 Prozent machen übrigens auch noch das bessere Abitur. Klar freue ich mich riesig über die Entwicklung der Gleichberechtigung der Frauen in den letzten 30 Jahren. Das ist für so einen Alt68er wie mich doch ganz klar eine wunderbare Entwicklung. Aber wir Männer, so hatten wir das zumindest damals diskutiert, dürfen dabei doch nicht auf der Strecke bleiben. Meine Damen, wir Männer sind ja nicht doofer geworden. Wir haben im Moment nur ein vorübergehendes Orientierungsproblem.
Dabei kommen wir nach der Grundschule noch fifty fifty am Gymnasium an. Daran sieht man ja schon, dass wir Männer auch heute noch könnten, wenn wir wollten.
„Was Sie als Eltern tun können, dass ihr Sohn (ja klar, auch manche Tochter, aber bei den Mädels taucht die Problematik eben wirklich nicht so häufig auf) nicht zu der wachsenden Zahl von intelligenten Schülern gehört, die zwischen der 7. und 9. Klasse die eigene kleine Bildungskatastrophe fabrizieren?“ fragen Sie.
Ich gebe Ihnen eine ganz persönliche Antwort aus der täglichen Praxis eines in die Jahre gekommenen Schulmeisters. „Wenn Ihr Sohn (oder Ihre Tochter) die Gymnasialempfehlung problemlos bekommen hat und Sie es jetzt schaffen, dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn Schule ernst nimmt, dann haben Sie gewonnen.“
„Wie bitte? Was soll denn das?“ fragen Sie. „Aber das ist doch klar, dass mein Sohn Schule ernst nimmt. Gymnasium. Höhere Schule. Das nimmt man doch automatisch ernst.“
:-) Bei so manchen Eltern müsste ich jetzt salopp sagen: „Träumen Sie weiter.“
Für die Eltern unserer Nachmittagsschule kann ich ein paar konkrete Anleitungstipps geben. Fragen Sie doch einmal zum Beispiel, ob ihr Sohn Schule so ernst nehmen kann, dass er die Einführungsrunde in der Nachmittagsschule wirklich ohne eigene Späßchen übersteht. Ob er die Zeit bis zur Triangel problemlos aushalten kann. Ob er das ruhige Arbeiten in der Flüsterzeit tatsächlich in Ruhe hinbekommt oder ob der Faktor „kleine Späßchen machen“ ihn einfach immer wieder überfällt. Erfragen Sie es immer wieder. Wir können Ihnen später die Antworten auch aus unserer Sicht geben. Wir halten auch irgendwann einmal einen Flügelverleih-Elternabend ab. Wichtiger wäre es aber, dass Ihr Kind selbst empfinden lernt, ob es in der Lage ist, ohne den Druck der Ermahnung und Strafe ernsthaft bei der Sache zu sein. Es sind genau die offenen Systeme, die es vielen Kindern schwer machen, sich zu konzentrieren. Die etwa in einer Schule der 50er Jahre keine Probleme gehabt hätten, weil die Schule eine strafende Schule war. Die heutige moderne, offene, Selbstständigkeit fordernde Schule ist eine Herausforderung für alle Späßchenkinder, die es in großer Zahl gibt. Die fehlende Ernsthaftigkeit zu vieler Schüler ist für mich das aktuelle Hauptproblem für Schule.
Die Eltern sind in der 5. und 6. Klasse noch der stärkste Einflussfaktor, den man nutzen muss. Ernsthaftigkeit muss über Verstehen im Hirn ankommen. Es muss von jemand vermittelt werden, der selbst hundertprozentig ernst genommen wird. Warum das Problem männlich ist? Das Verhältnis 10 zu 1 würde ich aus der Praxis heraus schätzen, Jungs – Mädchen. Auf 10 Jungen, die „Späßchen machen“ auf ihre Dauerfahnen geschrieben haben, kommt ein Mädchen.
Ja dieses Späßchen machen, das ist eigentlich ganz harmlos anzusehen. Immer ein smartes Lächeln auf den Lippen. Immer mit der Fragestellung im Hinterkopf: Wann spaße ich das nächste Mal wieder ein klein wenig los? „Mama, das war nicht schlimm. Nur ein klein wenig. Es macht so Spaß.“ Die Bühne ist da. Der Applaus sicher. Es belebt das Arbeiten doch so erfrischend. Man hat noch die Grundschulerfahrungen abgespeichert. Man ist doch clever. Und die ersten Noten zeigen ja auch: Man kann sich die Späßchen erlauben. Man zehrt noch von der Grundschule. Die Noten vieler Fünftklass-Späßchenmacher brechen eben erst in zwei, drei Jahren ein. Bis dahin ist der Schulfrust programmiert und dann der Hauptschuldige schnell gefunden. Der Lehrer. Klar. Er schafft es dann in der 7. oder 8. Klasse nicht, die nötige Lust am Lernen zu erzeugen. Von der man doch so häufig liest, dass Schule sie erzeugen können soll, wenn sie eine gute Schule ist.
Das ist übrigens der echte Unterschied zu Ihrer eigenen Schulzeit. Vor 20 Jahren waren 5.Klässler noch nicht von Anfang an so spaßorientiert. Das gewachsene Selbstbewusstsein unserer Kinder, das eigentlich eine positive Entwicklung darstellt, wird hier zum Bumerang. Spaßorientierung ist auch meist ganz süß. Nie böse gemeint. Im Gegenteil. Da steckt viel Witz in der Geschichte. Würden nicht auch andere Schüler durch Späßchen gestört und wäre es nicht die kontinuierliche Grundlage für eine nachhaltige Fehlentwicklung, dann könnte man diese spaßige Grundhaltung sehr positiv sehen. Lebensfreude pur. Was will man mehr. Es ist für manche, als wäre es das Normalste der Welt. Als müsste man immer Unterhalter sein. Fernsehen spielen. Nur, leider, schießt man sich mit diesem Programm Tag für Tag ein Eigentor. Noch haben Sie wirklichen und echten Einfluss als Eltern. Meine Überzeugung: Nutzen Sie ihn kontinuierlich für Ernsthaftigkeits-Werbung. Erzählen Sie ruhig Fakten. Jeder Schülerplatz kostet die Gesellschaft über 10 000 Euro im Jahr. Bei 1000 Stunden, die man in der Schule sitzt, also 10 Euro für jede Unterrichtsstunde. 300 Euro die Woche. Nur für Ihren Sohn (oder für Ihre Tochter). Was die Jungs und Mädels täglich machen, kostet uns alle richtig Geld.
Fragen Sie beim Elternsprechtag die Lehrer deshalb nicht primär nach den Noten. Fragen Sie nach der Ernsthaftigkeit im Lernen. Das ist für mich der entscheidende Aspekt, der die Bildungsgewinner von den Bildungsverlierern unterscheidet. Genau hier haben Sie aber als Eltern auch den entscheidenden Einfluss. Nutzen Sie ihn. Genau jetzt ist die Zeit dazu.
Denn das ist meine entscheidende Behauptung: Für den Großteil der Späßchenmacher ist es im Prinzip schlicht eine Kopfsache, das Späßchenmachen zu lassen. Es ist nur eine heiß geliebte Angewohnheit, die man sich auch wieder abgewöhnen kann.
Lassen sie uns deshalb eine schlichte Erfolgs-Vereinbarung treffen: Sie kümmern sich um die Ernsthaftigkeit, wir kümmern uns um die Ausbildung.

29. September 2009

Achtung zentrale Falle

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 23:28

„Weißt du Mama, wir mussten Tests machen und das hat so lange gedauert, dass ich keine Zeit mehr für alle Hausaufgaben hatte. Obwohl ich mich dann beeilt habe.“
„Ja jetzt geht’s los.“ denkt man da als fürsorgende Mama: „Das kann es ja wohl nicht sein. Ich schicke mein Kind zur Hausaufgabenbetreuung, damit es seine Hausaufgaben macht und nicht, dass es Tests absolviert, seine Hausaufgaben hinschmiert, aus Zeitgründen nicht fertig wird und wir dann zu Hause noch Hausaufgaben machen müssen. So geht das ja nicht. Da muss ich sofort die Klassenlehrerin anrufen. Unter solchen Umständen schicke ich mein Kind doch nicht zum Flügelverleih!“
Liebe Mamas. Bitte. Die Klassenlehrer und –innen wissen nicht zeitgenau Bescheid, was bei uns am Nachmittag so alles passiert. Was wir uns für unser jungen Kunden neben einem konzentrierten Hausaufgabenmachen so alles ausgedacht haben. Die Klassenlehrer/innen werden sich natürlich an uns wenden, wir erzählen unsere Sicht zurück und dann erfahren Sie irgendwann unsere Meinung. Zu der Sie möglicherweise noch 2 oder gar 7 offene Fragen haben. Deshalb: Sie wissen viel schneller Bescheid, wenn Sie sich direkt an uns wenden. Am einfachsten über heinz.bayer@fgst.de
Und mein persönlicher Tipp eines alten Schulpraktikers: Am besten bei Flügelverleih-Irritationen erst einmal nur nachfragen, bevor Sie sich über etwas Erzähltes aufregen. Nicht gleich alles 1:1 übernehmen, was von uns berichtet wird.
Was schon stimmt: In dieser Woche sind Tests an der Reihe. Wir wollen, dass sich unsere Schützlinge in Sachen Grammatik einschätzen lernen. Dafür haben wir spezielle Arbeitseinheiten vorbereitet. Die werden von den Coachs korrigiert und im persönlichen Portefolio eingeheftet. Immerhin haben wir zwei Deutschlehrer/innen im Team und auch noch eine LRS Lehrerin, die uns unterstützt. Und wir wollen ja immerhin dem Lernen Flügel verleihen. Der eine oder andere junge Mann – meist sind es eben die jungen Männer – ist da noch nicht so richtig auf unserer Spur angekommen. :-) Soll heißen: Statt „Flügel anziehen“ sagt noch der eine oder andere meist männliche junge Kopf: „Mensch Junge, mach schnell die Aufgaben fertig und suche dann irgend eine Möglichkeit, um zum Spielen zu kommen. Freiwillig Tests machen, das ist doch nicht dein Ding.“
Diese Klitze-Kleinigkeit der Reihenfolgenvertauschung, dass wir erst Tests und dann Hausaufgaben machen würden, kommt natürlich besser bei der Mama an. Beim Papa auch. Klar. Das kann man doch verstehen. Das nimmt einem den persönlichen Druck weg.
Deshalb zu Klärung: Liebe Mamas und Papas, wir machen tatsächlich auch in dieser Woche ganz klar zuerst die Hausaufgaben und dann, wenn die Hausaufgaben gemacht sind, kommen Zusatzprogramme aus dem “Hause Flügelverleih”.
Allerdings: Das haben wir von Anfang an gesagt: Bei uns steht kein Coach dauernd neben den Schülern beim Hausaufgaben machen, wie Sie das als Mutter machen könnten. Deshalb. Wer sich bei uns ein wenig durchschummeln will, der schafft das sicher immer wieder.
Am Ende jeden Nachmittags bekommen die Schüler übrigens Rückmeldungen von den Coachs, wie sie gearbeitet haben. Frau Theisohn hat für uns ein rhythmisches Ritual entwickelt. Lassen Sie es sich einmal erzählen. Und vorsingen. Und vorklatschen. Und dann fragen Sie in so einem Fall: Wie stand denn heute der Daumen eures Coachs?
Der stand übrigens in unserem speziellen Fall am Montag nicht nach oben.
Aber keine Sorge: Auch wenn das Flügelausleihen manchen am Anfang noch schwer fällt: Das wird schon.

27. September 2009

Rahmenbedingungen und die erste Woche

Abgelegt unter: Flügelverleih — heinz.bayer @ 09:26

Ob wir zufrieden sind, fragen Sie?
Ich hatte an zwei Tagen Dienst und muss sagen: Respekt: Ihre Töchter und Söhne konnten sich überwiegend konzentriert organisieren. Gutes Startgefühl. Ich denke, der Rahmen hat gestimmt. Zuerst das konzentrierte Hausaufgaben erledigen. Dann danach die Spiele dieser Woche. Gedacht, dass die verschiedenen Nachmittagsgruppen zusammenwachsen. Dass man sich kennenlernt. Dass ein „Stufenfeeling“ entsteht. Dass man trotz einer Menge Leute um sich herum seinem Kopf sagen kann: „Klotz bitte jetzt ran, dann hast du nachher Zeit, zu spielen. Und mach es bitte auch gut und ordentlich. Du weißt doch: Das Gefühl danach ist richtig gut.“ Dass sich auch die Sechstklässler, die ja inzwischen wirklich „riesig“ geworden sind – verrückt, was so ein Jahr tatsächlich ausmacht – und die Fünftklässler zusammen als Gruppe verstehen lernen. Dass man mit den Coachs im Spiel ungezwungen zusammen sein kann. Dass wir als Nachmittagsschulbetreiber sehen können, welche Kinder gleich mitten drin und wo Berührungsängste auftauchen. Kurzum: Die erste Woche, ohne dass wir uns schon alle besprochen hätten, würde ich als richtig guten Einstieg sehen.
Eine ganz große Bitte an Sie als Eltern übrigens gleich am Anfang: Unsere Nachmittagsschule setzt auf „professionelle“ Eigenständigkeit im Hausaufgaben erledigen. Die Coachs oder wir Lehrer helfen, unterstützen und geben Tipps, die Hausaufgaben müssen dem zuständigen Coach vorgelegt werden, bevor sie in der Tasche verschwinden. Trotzdem: Nur Sie zu Hause können die kontinuierliche Beobachtung schaffen. Legen Sie in den ersten Wochen großen Augenmerk auf gut geführte Hausaufgabenhefte, auf komplett gepackte Ranzen, auf Strukturen, die zu Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn passen. Geben Sie speziell am Anfang Sicherheit in diesem Bereich. Melden Sie uns zurück, wenn Sie Probleme sehen.
Schon wenn man den Gesamtrahmen stimmig machen kann, dann hat man dem Lernen schon ein klein wenig Flügel verliehen.

24. September 2009

Herzklopfen die Dritte

Abgelegt unter: Rhythmisierung — heinz.bayer @ 22:18

Doch ich finde schon. Ein kleines Wunder am Donnerstag Abend. Herzklopfen war angesagt, was wir wohl sehen würden, wenn wir unsere Lerncoachbewerbungen in eine Excel Tabelle einspeisen, die Tage markieren, an denen sie Zeit haben, um dann festzustellen, ob wir gewährleisten können, dass an jedem Tag 10 Coachs coachen. 2 in jedem Zimmer. Feste Teams, auf die sich die Jungs und Mädels einstellen können. Verlässlichkeit, Verantwortung, Zuordnung, Rituale, Sicherheit …. na ja. All die Dinge eben, die wir pädagogisch theoretisch vorgeplant haben. Wenn wir an jedem Nachmittag 10 Coachs einstellen können. Wenn unser Schülerkollegium komplett ist.
Frau Theisohn, erzählen Sie doch einmal, wie ist das mit unserer Struktur?
Ich zitiere unser pädagogische Leitung:
Struktur
Die Struktur der Nachmittage sowie der Jahresplanung ergibt sich aus unserer Zielsetzung, in einem für die Schüler akzeptierten und stützenden Rahmen selbstständiges Lernen, entdeckendes Begreifen und experimentelles Denken im Sinne einer ganzheitlichen Pädagogik zu fördern. Folgende Grundsätze sind dabei von Bedeutung:

Rituale
Der gemeinsame Beginn, bei dem alle Klassen miteinander spielerisch in Kontakt kommen, und das gemeinsame Zur-Ruhe-Kommen, das mit einem Triangelklang den Beginn der Stillarbeitszeit einläutet, ermöglicht den Schülern und Coachs, sich auf die Nachmittagsarbeitszeit einzustellen. Der gemeinsame Abschlusskreis rundet mit Gesang,
Bodypercussion und einem kurzen Feedback der Coachs an die Schüler den Arbeitstag ab. Größter Wert wird dabei auf die unbedingte Einhaltung der zeitlichen Abläufe gelegt.

Rhythmisierung
Die Zeit nach den Hausaufgaben wird in regelmäßigen Wochen-
abständen auf drei unterschiedliche Weisen genutzt:

1. Fachliche Kompetenz erweitern
Anhand von Lernpaketen können die Schüler ihr Wissen im Unterrichtsstoff der Kernfächer vertiefen und Regeln einüben. Auf Fehler korrigiert und formal korrekt können diese auch dem Fachlehrer vorgelegt werden. Im Laufe des Jahres werden spezielle Lernprogramme z.B. Im Bereich der Rechtschreibung angeboten, die eine individuell spezifische Fehleranalyse wie Förderung ermöglichen.

2. Methodische und kognitive Kompetenz erweitern
Experimentieren, komponieren, dichten, schreiben, choreographieren, texten, filmen, aufnehmen, dokumentieren usw. lernen die Schüler in den „Lernwerkstätten“ zu einem Großthema. Problemstellungen
werden in ihrer Komplexität dargestellt und bearbeitet, Kreatives wird mit Wissen verknüpft, Spaß mit Lernen.

3. Soziale Kompetenz erweitern
In unterschiedlichsten Gruppenkonstellationen werden Spiele verschiedenster Kategorien kennen gelernt und- gespielt. Jungs mit Mädchen, Lehrer mit Schüler, Coachs mit ihren Schützlingen, Parallelklassen mit- und gegeneinander.

Mentoren
Jeder Schüler wird zusätzlich von einem Lehrer betreut, der in regelmäßigen Abständen Gespräche führt und so das Arbeits-, Lern- und Sozialverhalten aus Sicht der Schüler verstehen lernt. Als Ansprechpartner für Fachlehrer wie Eltern bildet er so die Brücke zwischen allen Beteiligten.

2008/09 war als Startjahr schon ein richtiger, satter Erfolg einer kleinen Schule in der Schule. 2009/10 werden wir zeigen können, dass unser Gesamtkonzept greift.”

Danke Frau Theisohn. Also Sie merken. Herzklopfen ist verständlich. Wir haben 60 Bewerber, 50 haben schon ihre möglichen Arbeitsnachmittage abgegeben. Der Stundenplan der Klassen ist natürlich nicht mit unserem Coachbedarf abgestimmt. Es hätte also gut sein können, dass wir den Montag und Mittwoch mit 20 Coachs besetzen könnten, aber den Donnerstag nur mit 4 und den Freitag mir 5, weil alles so unglücklich verteilt gewesen wäre. Der Sprachkenner merkt es schon an meiner Formulierung: Es hat einfach genau geklappt. Ein echtes kleines Wunder am Donnerstag Abend. Ich glaub’s noch kaum. Aber es ist so: An jedem Nachmittag können wir 10 Schüler/innen einstellen. Unser Schülerkollegium ist perfekt gestellt. Und kann nun Verantwortung übernehmen. Frau Theisohn. Wie haben Sie das mit der Verantwortung doch so schön geschrieben?
„Verantwortung
Die Verantwortung für die gute Betreuungsarbeit in den Hausaufgabenbetreuungsgruppen liegt bei den Lern-Coachs. Die Verantwortung, dass die Coachs gut arbeiten, liegt bei den verantwortlichen Lehrer-Kollegen aus dem Team. Die Verantwortung für gut ausgeführte Hausaufgaben liegt bei den Schülern. Die Verantwortung für den Gesamtablauf des „Flügelverleihs am Faust“ liegt beim Team. Die Verantwortung für die Arbeit der einzelnen Schüler-Teams wie Studio, Schülerbüro, Podcast etc liegt bei den Schülerverantwortlichen. usw usw
Die Gesamtverantwortung für den Erfolg des Gesamtkonzepts liegt bei der Leitung der Nachmittagsschule.
Verantwortung tragen ist Teil des Konzepts.“

Danke Frau Theisohn für das heutige Schlusswort.

Heinz Bayer

20. September 2009

Herzklopfen die Zweite

Abgelegt unter: Gymnasialempfehlung — heinz.bayer @ 08:14

Herzklopfen die Zweite
Morgen geht die Nachmittagsschule los. Und was haben wir uns alles vorgenommen. Wir kennen diese neuen Fünfer ja nicht. Sie sind einfach immer wieder anders.
Klar. Menschen eben. Individuen. Zukünftige Leistungsträger der Gesellschaft. Verpackt und nur für Eingeweihte jetzt schon erkennbar. Üblicherweise sagt man „Fünftklässlerinnen“ und „Fünftklässler“ zu ihnen. Fäustlinge sagt man am Faust.
Warum ein Schulmeister noch aufgeregt ist, wenn er doch schon seit 30 Jahren unterrichtet? Das ist eine Frage, die man nur stellt, wenn man noch nie vor einer Klasse mit 30 Schülern stand. Klassen sind wie individuelle Persönlichkeiten. Auch schon Fünftklässler. Wenn wir nun morgen beginnen, unsere Nachmittagsschul-Kunden zu begrüßen, dann werden wir wieder diese unglaublichen Kräfte spüren. Bei denen es darum gehen wird, ihnen die richtige Richtung zu geben.
Ohne Ziel sind Kräfte störend. Mit Ziel großartig.
Das Gesamtziel für Fäustlinge ist klar: Die Persönlichkeit erhalten, das Selbstbewusstsein stärken, den Übermut dämpfen, die Ernsthaftigkeit des Lernens begreifen, Schule als Lebensraum aufbauen, Schule leben, Beziehungen entwickeln und stabilisieren, Konflikte entschärfen, Lösungen suchen, Inhalte aufnehmen, Begeisterung spüren, Eigendynamik entwickeln, kreativer Teil einer Gruppe werden, Zuhören können, sich konzentrieren lernen, Frust positiv verarbeiten können, Aushalten lernen, dass man nicht immer im Mittelpunkt steht und und und …
damit am Ende ein junger Mensch aufrecht und selbstbewusst samt Abitur in der Tasche die Schule verlassen und auf eine Faust-Schulzeit zurückblicken kann, die sich gelohnt hat. Faust muss sich lohnen.
Deshalb Herzklopfen, vielleicht gerade, weil es Fünfer sind.
Das Spiel beginnt.
Die Ausgangssituation ist immer ziemlich gut. Immerhin kommen hier Menschen mit einer „Empfehlung“ in der Tasche. Gymnasialempfehlung. Da kommen Ex-Viertklässler ans Gymi und sind es gewöhnt, gute Noten ohne großen Einsatz zu bekommen. Doch jetzt gibt es vielleicht bald vereinzelt nur mittelmäßige Noten bei recht großem Einsatz. Immerhin sitzen plötzlich lauter junge Menschen in einer Klasse, die immer gute Noten ohne großen Einsatz bekommen haben. Auf schulisches Lernen bezogen, sitzen hier die Leistungsstärksten eines ganzen Jahrgangs auf einem Haufen.
Auch der notenschlechteste Schüler einer 5. Klasse gehört zu den Leistungsstärksten seines Jahrgangs. Aber machen Sie das mal Ihrem Sohn klar, dass er bitteschön nicht frustriert sein soll wegen einer 3 Plus, für die er zwei Stunden gelernt hat.
Sie merken: Viele von Ihnen haben hier echte Überzeugungsarbeit vor sich. Aber es lohnt sich. Denn die Fünftklassnoten sind ja alles andere als der Knackpunkt, wie am Ende zum Beispiel das Abitur ausfällt. Oder gar das Leben. Viel mehr ist es das professionelle Umgehen mit den Fünftklassnoten, auf das es ankommt.
Professionell Schüler sein, das ist ein riesiges Fass, das ich jetzt aber noch nicht aufmache.
Denn ich schweife einfach schon wieder mal ab. Eigentlich wollte ich Ihnen nur kurz mitteilen: Ich bin ganz schön aufgeregt, ob sich unsere pädagogischen Träume von der Nachmittagsschule 2009/10 in der Realität umsetzen lassen. Ob wir dem Lernen für den Großteil unserer Nachmittagsschul-Kunden Flügel verleihen können. Ob wir ihnen mit unserer Nachmittagsschule die nötige Unterstützung zukommen lassen können.
Drücken Sie uns und Ihren Kindern die Daumen.
Und übrigens: Wenn Sie Fragen zur Nachmittagsschule haben oder wenn Sie finden, dass ich in meinem Bayer’schen Nachmittagsschultagebuch ein bestimmtes Thema ansprechen sollte. Mailen Sie mir doch einfach.
Mit einem freundlichen Schulmeistergruß.
heinz.bayer@fgst.de

15. September 2009

Herzklopfen

Abgelegt unter: Tagebuch — heinz.bayer @ 23:56

Einschulung
Wie immer ein für mich äußerst bewegender Moment, weil da eine Aula voll mit äußerst bewegten Menschen sitzt. Hundertfaches Herzklopfen spürbar. Ein Moment, der im Leben eines Menschen eine echte Weiche stellt. Schon verrückt. Dieser Moment entscheidet über einige wesentliche Bereiche in der eigenen Biographie. Klar. Das ganze Leben ist eine Aneinanderreihungen von zigtausenden von Zufällen. Aber die Entscheidung, in welche Klasse man kommt, das ist ein ganz besonderer Zufall im Leben eines Menschen. Er entscheidet zum Beispiel, wer die Freunde in den nächsten Jahren sind, denn die Klasse ist ein ganz wesentlicher Ausgangspunkt für zum Teil lebenslange Beziehungen. Freundschaften, deren Wurzeln man benötigt, um im Leben immer sagen zu können: „Wenn alles schief geht, dann gibt es ein paar Menschen, die trotzdem hundertprozentig zu mir halten. Die ich zehn Jahre nicht sehen muss, um trotzdem wieder genau da anknüpfen zu können, wo wir vor zehn Jahren aufgehört haben.“ Diese Freundschaften auf Lebenszeit. Diese nicht zu löschenden Erinnerungen, wie man Schulzeit gemeinsam bezwungen hat. Wie man das Erwachsen werden gemeinsam durchlebt und durchlitten hat. Wenn Fünftklässler am Gymnasium eingeschult werden, dann kommen herzklopfende bewegte Kinder an, acht Jahre später feiern herzklopfende erwachsene junge Menschen ihren Abiball mit dem Reifezeugnis in der Tasche. Zwischendrin findet die intensivste, spannendste, nachhaltigste, lebensentscheidendste, bunteste, wildeste, entwicklungsreichste Zeit im Leben eines Menschen statt, die von außen gesehen viel zu oft und fälschlicherweise als „der-ist-doch-nur-Schüler-Zeit“ angesehen wird. Ignoranten der Lebensentwicklung, die dies sagen. Wer als Erwachsender zeitlich in sich zurückfühlen kann, der weiß, welche wichtige Zeit jetzt vor unseren Fünftklässlern steht und warum so ein Bayer den Eltern bei der Einschulungsveranstaltung sagen kann: „Es gibt noch viel mehr als Noten, die über den erfolgreichen Werdegang eines Menschen entscheiden. Meine Damen und Herren. Wir haben heute die Staatsanwälte, Medizinerinnen, Architekten, Politiker, Lehrerinnen, Solartechniker, Maschinenbauerinnen, usw. usw. der Zeitspanne 2025 bis 2060 am Faust-Gymnasium eingeschult….. und übrigens: Für die meisten wird die Zukunft etwa so aussehen: Ziemlich genau in den Jahren 2039 bis 2043 werden sie in einer Aula sitzen und herzklopfenderweise ihre Kinder mit einem Lehrer oder einer Lehrerin in die Klassenzimmer entschwinden sehen, weil die es doch tatsächlich geschafft haben, einen dieser so hochbegehrten Gymnasialempfehlungen zu bekommen.
Als Großeltern werden sie stolz sein. Und sollten es auch.
Willkommen am Faust.
Wenn Sie es jetzt gelassen in der Art eines abgeklärten Großvaters oder einer abgeklärten Großmutter angehen und Ihre Kinder mit Ihrer und unserer Unterstützung, aber trotzdem möglichst selbstständig überwiegend im grünen Bereich arbeiten können (ich meine mit dem grünen Bereich die Noten sehr gut bis befriedigend), dann hätten Sie eine wundervolle, gefühlsintensive und sehr zufriedene Elternzeit vor sich. Ich drücke Ihnen einfach mal die Daumen.
Genießen Sie möglichst oft die nächsten 8 Jahre, auch wenn die Pubertät Ihrer Kinder es häufig versuchen wird, Ihnen da einen Strich durch die Rechnung zu machen.

11. September 2009

Die Neuen

Abgelegt unter: Tagebuch — heinz.bayer @ 00:00

Morgen werden die Neuen eingeschult. Also die neuen Lehrer/innen. Die sind sicher auch schon genauso aufgeregt wie unsere neuen Fünftklässler, die am Dienstag dran sind. Neu in ein Kollegium mit fast 130 Kolleg/innen zu kommen, das ist eben auch nicht ganz einfach. Beinah 20 Neue kommen. Aber zum Trost: Jeder Neue bekommt einen Mentor an die Seite gestellt. So wie unsere Fünfer ihre Paten bekommen. Damit der Anfang leichter wird.
Willkommen am Faust.

21. August 2009

Noch ein paar Wochen hin

Abgelegt unter: Tagebuch — heinz.bayer @ 20:53

Liebe Eltern
Letztes Schuljahr waren es im ersten Halbjahr die regelmäßigen, wöchentlichen “nachmittag-am-faust”-pdf’s, die wir den Eltern unserer Nachmittagsschüler/innen verschickt haben. Damit Eltern und Kinder den Übergang von der Grundschule ans Gymnasium mit über 1300 Schüler/innen und über 120 Lehrer/innen besser verstehen und umsetzen konnten. Denn es sind so viele Fragen, die sich speziell am Anfang der 5. Klasse aufwerfen.
Genau hier ist Kommunikation und Transparenz sicher eine ganz wichtige Grundlage, das war unsere Meinung. Die Rückmeldungen der letztjährigen Fünftklasseltern haben es uns bestätigt.
Wir versuchen es in diesem Jahr einmal ganz zeitgemäß. Wir bloggen für Sie.
Und wir sind selbst sehr gespannt.
Heinz Bayer

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